Jul
27
2012
2

Lagerfeld zündet Autos an – und weitere Adbusts

Ich hatte Euch ja vorletzte Woche noch einen weiteren Beitrag zum Thema Adbusting versprochen – hier ist er nun, mit einigen (halbwegs) aktuellen Beispielen aus der weiten Welt des Widerstands gegen den Reklameunsinn. Beginnen möchte ich mit einem schönen Werk aus Berlin, bei dem eine der vielen sinnfreien Autoreklameplakate dran glauben musste – „Adbusting: Lagerfeld fackelt Autos ab“, wie bigberlinbullshit berichtet:

Autoabfackeln genial gemacht: Teile des Großflächenplakats ausgeschnitten und abgelöst und dann versetzt wieder draufgeklebt. Dazu ein bisschen Rauch mit Sprühdose. Und wunderschön: Karl Lagerfeld mit Molotov-Cocktail. So gerade gesehen in Berlin-Prenzlauerberg.

Und gleich nochmal Berlin – ein feines BILD-Busting – „Bildzeitung Adbusting“:

Fotokiosk Hamburg präsentiert uns ein gelungenes Werk, das sich gegen American Apparel richtet; der blutige Zombie-Look des Models sieht schön gruselig aus – „Adbusting Hamburg“:

Adbusting ist die Verfremdung von Außenwerbung im öffentlichen Raum. Dabei werden meist Werbeplakate wie hier an der Hamburger S-Bahn-Station Sternschanze vom Künstler Lobo so umgestaltet, dass sich eine neue, in der Regel konsum- und markenkritische Botschaft ergibt. Oft reicht eine kleine aber ausdruckskräftige Veränderung an bekannten Slogans, Logos und Werbekampagnen, um die Botschaft ins rechte Licht zu rücken.
Werbung ist überall. Durch Adbusting-Aktionen wird beklagt, dass es kaum noch Lebensbereiche gibt, in denen man sich Werbung entziehen könne. Diese Werbebotschaften spielen uns ein bestimmtes Leben vor und diktieren, auf dem Weg zur Arbeit, am Wochenende, im Urlaub, was wir kaufen müssen, um glücklich zu sein. Eine Message hinter den Aktionen lautet daher stets: ‘Werbung lügt!’
Das Faszinierende am Adbusting ist, das es wirkt. Hier werden vor allem Großkonzerne mit ihren eigenen markenpolitischen Waffen geschlagen. Werbung, die bereits teuer von ihnen entwickelt und umgesetzt wurde, kann man mittels Adbusting einfach, kreativ, ausdrucksstark und vor allem kostengünstig verändern.

Stenographique liefert uns gleich einen kompletten Artikel mit mehreren Adbustings, u.a. auch hier schon genannten – „Kreativität vs. Kommerz: Adbusting erobert die Innenstädte“:

(…) Wenn sie wenigstens kreativ, lustig oder ästhetisch wäre… Doch die meisten werbetreibenden Unternehmen setzen bei der Outdoor-Werbung (auch: Out-of-Home-Media) schlicht auf Reichweite in allerfeinster Holzhammer-Manier und brüllen uns mit abstrus-sinnbefreiten Plakaten auf Schritt und Tritt an (“Jetzt NEU! Jetzt KAUFEN”). Doch wie bei jeder Entwicklung gibt es auch bei der Außenwerbung einen Tipping-Point, ab dem das Ausmaß der visuellen Beschallung als unerträglich wahrgenommen wird und sich eine Gegenbewegung formiert: Adbusting. (…)

(…) Mit der aktuellen “Maybe”-Kampagne für Malboro hat uns die Agentur Leo Burnett aus Frankfurt lange mit weißen Plakaten angeteasert, auf denen nichts als “Maybe” stand. Nach der Auflösung folgten verschiedene Motive mit erhellenden Eventualitäten wie “MAYBE will never be her own boss” oder “MAYBE goes nowhere”. Eine leicht zu kopierende Schrift, ein modularer Aufbau der Kampagne und ein nicht unumstrittenes Produkt – die Plakate schrien ja geradezu nach Adbusting. Volkes Stimme tut nun kund: “Maybe you should go fuck yourself” und legt den Finger genau in die Wunde der auflagengebeutelten Kippenkönige. Das ist kreativ, das leuchtet ein, das amüsiert – ein Paradebeispiel für gelungenes Adbusting. (…)

Und sogar bis in die seriöse Mainstreampresse hat es das Thema der Verfremdung von Reklame und Logos gebracht – die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Endlich ehrliche Werbung“ und zeigt ein paar hübsche Beispiele des schwedischen Künstlers Viktor Hertz.

Logos bekannter Marken wollen viel ausdrücken, doch sie sagen meistens nur die halbe Wahrheit. Der schwedische Künstler Viktor Hertz verfremdet in seiner grafischen Serie “Honest Logos” weltweit bekannte Schriftzüge. Dafür spielt er ironisch mit den Erwartungen und Illusionen, die Marken transportieren. Herausgekommen sind Vorschläge, wie die großen Konzerne eigentlich heißen sollten.

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Jul
24
2012
1

Shell – Raus aus der Arktis!

Es gibt wohl nur wenige Unternehmen, die noch schlimmer und verachtenswerter sind als Shell – die Liste der Missetaten dieses Konzerns ist lang. Und die nächste ist unterwegs – man will auch in der Arktis bohren und damit auf der Hatz nach den letzten Ölreserven die Umwelt und ein einzigartiges Gebiet weiter zerstören. Greenpeace ruft deshalb zum Widerstand auf, den ich an dieser Stelle gerne unterstütze:

Rettet die Arktis!

Die Arktis ist eines der letzten wilden Gebiete unserer Erde. Ursprünglich fast das ganze Jahr durch dickes Eis geschützt, war das Gebiet rund um den Nordpol bislang für den Menschen weitgehend unzugänglich. Doch durch den vom Menschen erzeugten Klimawandel ändert sich das. Die Arktis erwärmt sich derzeit schneller als jedes andere Gebiet des Planeten, bereits jetzt sind weite Teile des Nordpolarmeeres im Sommer eisfrei.

Ironischerweise verursacht das ausgerechnet bei den Hauptverursachern des Klimawandels Schmetterlinge im Bauch: Noch dieses Jahr will der Öl-Riese Shell beginnen, Probebohrungen in der Arktis vorzunehmen – ein Unterfangen, das mit unzähligen Risiken verbunden ist. Im Falle eines Blowout, wie bei der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko 2010, wäre es in der Arktis nahezu unmöglich, unkontrolliertes Austreten von Öl schnell genug zu stoppen.

Sogar Shell selbst gibt das zu: einer Ölkatastrophe ist laut dem Konzern beim Einbruch des Winters und einsetzen des Eises mit nichts beizukommen!

Greenpeace fordert deshalb: RAUS AUS DER ARKTIS!

http://www.savethearctic.org/

Mehr Infos auch im Greenpeace-Blog, wo noch Aktivisten gesucht werden.

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Jul
15
2012
3

Schluss mit der Massentierhaltung!

Eigentlich bzw. hoffentlich muss ich zum Thema Massentierhaltung und ihren vielen negativen Seiten – sowohl für die Tiere als auch für Mensch & Umwelt – nicht mehr viel schreiben. Leider versucht die Lebensmittelindustrie, mit freundlicher Unterstützung serviler Politiker und auf billig getrimmter Kunden, immer weiter an der Kostenspirale zu drehen, so dass Verbesserungen in der Tierhaltung höchst schleppend voran gehen und oft aus faulen Kompromissen bestehen. Die Albert-Schweitzer-Stiftung ruft nun zur Unterstützung ihrer Petition gegen die Massentierhaltung auf, die bei entsprechender Unterschriftenzahl in den Deutschen Bundestag eingebracht werden soll.

In der Massentierhaltung wird regelmäßig gegen geltendes Recht verstoßen – sowohl gegen konkrete Vorschriften als auch gegen das grundsätzliche Verbot, Tieren ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden und Schäden zuzufügen. Der Status quo ist unhaltbar. Neben den Verbraucherinnen und Verbrauchern ist auch die Politik gefragt, die Massentierhaltung abzuschaffen. Unterschreiben Sie unsere Petition, um letztere zum Handeln aufzufordern:

Sehr geehrte Mitglieder des Deutschen Bundestags,

nach dem § 1 des Tierschutzgesetzes darf niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Die herrschenden Zustände in der Intensivtierhaltung widersprechen diesem Grundsatz und müssen abgeschafft werden. Tiere müssen zumindest verhaltensgerecht untergebracht sein und dürfen nicht überzüchtet werden. Der Deutsche Bundestag möge beschließen, das Tierschutzgesetz und es konkretisierende Verordnungen entsprechend zu ändern.

Mit freundlichem Gruß

Die Süddeutsche Zeitung brachte dieser Tage einen passenden und sehr lohnnswerten Artikel zum Thema, der sich auch kritisch mit dem Fleischkonsum an sich auseinandersetzt; denn das beste Mittel gegen Massentierhaltung ist letzten Endes der Verzicht auf Tierprodukte… – „Massentierhaltung: In den Magen, aus dem Sinn“:

(…) Dabei handelt dieser Mann nicht anders als ein Kind, das sich bei McDonald’s ein “Happy meal” bestellt und ein Stück Burgerbrötchen aufhebt, um Tauben zu füttern. Das Kind hat beschlossen, dass einige Tiere liebenswert sind und andere – die man zu Burgern verarbeitet – zwar auch liebenswert, aber eben in dem Sinne, dass sie schmecken. Sie dienen einem Zweck des Menschen, der Ernährung, und zwar nur, weil der Mensch sie zu diesem Zweck bestimmt hat. (…)

(…) Man muss kein Vegetarier sein, um zu ahnen, dass Massentierhaltung nicht nur der Ernährung der Menschheit dient, sondern auch der Geldvermehrung der Fleischindustrie. Jeder Erwachsene, der es wissen will, weiß, dass Massentierhaltung Tierquälerei bedeutet. Man könnte das, was weltweit Milliarden Kühen, Hühnern und Schweinen widerfährt, einen Krieg von Menschen gegen Tiere nennen. Dieser Krieg wäre noch perverser als ein Luftangriff auf einen Zoo, denn die Fleischindustrie will die Tiere ja keineswegs vernichten.

Im Gegenteil: Sie produziert immer neue Tiere. Sie manipuliert ihr Erbgut, züchtet Monster heran, deren einziger Lebenszweck darin besteht, dieser Welt möglichst viel Brustfilet, Fett, Bauchlappen oder Eier zu hinterlassen. Diese Wesen sterben auf eine Weise, die jeden Schnitzelgenießer empören würde, wären im Keller des Nachbarn ein paar Katzen oder Hamster auf ähnliche Art umgekommen. Aber das Fleisch dieser Wesen schmeckt. (…)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Jul
12
2012
--

Adbusting in Paris, London und Berlin – Kampf gegen den Reklamewahnsinn

So, wie schon angekündigt werde ich mich diese Woche mal vorrangig ums Adbusting, also das Richtigstellen von verlogener und irreführender Reklame kümmern. Heute will ich dabei aufs bewegte Bild setzen – zum einen gibt es eine schöne Aktion aus Berlin zu zeigen, wie blogbuzzter berichtet: „Russenkälte in Berlin – Pullis fürs Porno-Plakat“:

Auch Arte hat sich in den letzten Monaten einige Male um das Thema Street-Art und Adbusting gekümmert, was mich natürlich freut, denn reklamefeindliche Aktionen sind im Fernsehen ja nicht gerade übermäßig prominent zu bewundern (schließlich wollen sich die Medientreibenden nicht ins eigene Standbein schießen). Da wäre zunächst „Kunst gegen Konsum – Adbuster Eyesaw“:

Im Dunkel der Londoner Nächte macht sich Streetartist Eyesaw an Werbeplakaten zu schaffen. Sein Auftrag ist nicht nur die Zerstörung von aufdringlicher Shoppingpropaganda, sondern auch deren künstlerische Umgestaltung.

Der zweite Arte-Beitrag heißt „Adbusting in Paris“:

ThomThom und FKDL  – zwei Urban Artists, die ein Medium für ihre Aktionen gewählt haben: Werbung.  Aus ebenso aufdringlicher wie oberflächlicher Reklame machen sie wirkliche Kunst. Dürfen sie das?

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Jul
10
2012
1

H&M und beworbene Kunstprodukte

Das „Kunst“ in „Kunstprodukte“ verstehe ich hier natürlich im Sinne von „künstlich“! Ich finde, es ist mal wieder an der Zeit, in meinem Blog ein bisschen etwas Adbusting zu bringen – und so werde ich hier in den nächsten Tagen ein paar aktuelle Beispiele und Beiträge zu dem Thema vorstellen (und damit ein wenig zu den Ursprüngen des Konsumpfs zurückkehren).

Über das abartige Frauenbild, das uns die Marketingleute in ihrer Reklame aufs Auge drücken, habe ich ja schon oft berichtet. Dass die schwedische Billigmodenkette H&M, ganz vorne dran ist, wenn es um das Verbreiten eines völlig überzogenen Schlankheitswahns geht, dürfte hinlänglich bekannt sein. Schon vor einigen Jahren stellte ich in dem vielbeachteten Artikel „Werbung gegen Realität: H&M“ (einer meiner meistgeklickten Beiträge, neben z.B. der Aufklärung über die Discounter) ein sehr gelungenes Adbusting vor, das die Botschaft der Werber auf den Punkt brachte – „Hager & Mager“. (Davon, dass der Konzern die hierzulande als so cool vertriebene Kleidung oft genug unter schändlichen Bedinungen in Billiglohnländern produzieren lässt, will ich hier gar nicht erst anfangen, das ist ein eigenes Thema.)

Nun gibt es, wie ich im Internet erfahren habe, eine neue H&M-Kampagne, die für einigen Wirbel sorgt, da sie wiederum so offensichtlich mit am Computer extrem nachbearbeiteten und geschönten Models arbeitet, dass man es fast schon als Parodie auffassen muss, was uns da geboten wird. Der Blog von MINA sagt kurz und knapp „H&M: Fick dich“ dazu. Bemerkenswert finde ich vor allem die Feststellung im zweiten Absatz, die mir so bislang auch nicht bekannt war:

(…) Und H&M hält mir alle 50 Meter auf großen Plakaten unter die Nase, wie ich bitteschön auszusehen hätte. Es macht mich wütend. Es macht mich komplett rasend. Ich warte auf den Moment, an dem ich die Plastikscheiben einschlage um die abgebildeten Plastikmodelle zu zerreißen.

Warum? Nun, fangen wir doch zum einen Mal damit an, dass H&M sogar offen zugibt, dass sie computergenerierte Körper nutzen, die keiner natürlichen Person gehören, und dann Modelköpfe drauf photoshoppen. Bäm! Wie, dachtet ihr etwa es gibt Menschen, die so aussehen können? Haha. Irgendwo bei H&M sitzt ein Marketingmanager mit einem riesigen Trollface und lacht euch aus. Sie haben ethnisch korrekt sogar die Hauttöne leicht geändert. Ist das nicht toll? Haha. Zugegeben haben sie es auch schon selbst.

Das Irrwitzige dabei ist, dass man uns das Aussehen der Modells als natürlich und gesund verkaufen möchte. Entschuldigung, aber soll ich lachen oder weinen? Bei solchen Ärmchen zeichnen sich normalerweise die Rippen zählbar ab. Bei solchen Bäuchen könnte kein Model 500m Laufen. Woher soll sie auch irgendetwas nehmen, was sie verbrennen könnte? Aber nein, uns wird weiter suggeriert, mit gesundem Essen und Sport könnte man dieses Ideal erreichen. Sagen die Stars doch dauernd. Dass sie dabei rigorose Workout-Programme haben und Köche die spezielles Essen zubereiten, falls sie überhaupt essen, dass sie wie Schlote rauchen um den Appetit zu kontrollieren, all das wird verschwiegen. (…)

Und trotzdem lassen wir das mit uns machen. Warum? Und auch die Medien scheinen höchstens die Körperbräune der H&M Kampagne zu kritisieren. Da macht es auch keinen Unterschied, dass die Vogue jetzt nur noch Models verpflichten möchte, die nachweisbar über 16 (oho) sind und “nicht magersüchtig” (schöne Definition. I lol’ed), und dass Israel einen Minimum-BMI für Models eingeführt hat. Nein, denn die Bilder werden akzeptiert. In einer Welt, in der mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene Essgestört sind als je zuvor, in der uns die mediale Welt vorgibt dass Glück, Erfolg und sogar Liebe eng mit dem Aussehen verknüft sind, wie können wir das zulassen?

Ach. H&M, auch in Vertretung für alle Anderen. Fick dich. (…)

Es ist kein Wunder, dass sich also auch alsbald aktiver Widerstand gegen die visuellen Zumutungen von H&M regt – in Hamburg haben sich einige Adbuster etwas Schönes einfallen lassen und die Plakate mit Photoshop-Werkzeugpaletten beklebt, um die Künstlichkeit der Reklame herauszustreichen (siehe den Dead Cat Bounce-Blog – „H&M Photoshop-Adbusting“).


Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Jun
07
2012
--

Helft mit, die Palmöl-Mafia zu stoppen

Diesem Aufruf von Rettet den Regenwald e.V. schließe ich mich gerne an:

Bitte helft, die Palmöl-Mafia zu stoppen!

„Die Umwandlung von Regenwald in Palmölplantagen erschüttert unser Land”, sagt Nordin. Er leitet unsere Partnerorganisation Save Our Borneo (SOB), die illegal agierenden Palmölkonzernen das Handwerk legt. „Ich möchte die Regenwälder Borneos für uns und unsere Kinder bewahren”, erklärt der 42-Jährige.

Nordin kann große Erfolge verzeichnen: 2011 leitete die Polizei dank seiner Beweise Untersuchungen gegen zehn illegal rodende Palmölfirmen ein. Das Verfassungsgericht entschied zudem, dass tausende Hektar Palmölplantagen gegen die Verfassung verstoßen, weil Ureinwohner und Bauern vertrieben wurden.

7.000 Hektar illegal gerodet für Schokolade und Agrosprit

Am 23.3.2012 wird Nordin von Bewohnern des Dorfes Tumbang Kalang in der Provinz Zentralkalimantan auf ein gewaltiges Umweltverbrechen aufmerksam gemacht: Wo vorher dichter Urwald stand, liegen nur noch abgeholzte Baumstämme aufeinander. 7.000 Hektar Urwald sind zerstört, auf der Hälfte der Fläche sprießen schon profitträchtige Ölpalmen. Eintausend Menschen haben hier ihren Wald mit Kautschuk- und Obstbäumen verloren. Böden und Gewässer sind vergiftet.

Verantwortlich ist Palmöl-Gigant IOI, der Nestlé, Unilever und Agrosprit-Hersteller Neste Oil beliefert. Alle drei Firmen rühmen sich öffentlich ihrer angeblichen Nachhaltigkeit.

Nordin liegt ein Brief des Forstministeriums vor, in dem die Genehmigung zur Abholzung bereits 2008 entzogen wurde. Nun bereitet er eine Klage gegen IOI vor. Und er hat Rückenwind: Die Gemeindeverwaltung forderte IOI nun auf, sich zurückzuziehen. Doch um zu verhindern, dass sie anderswo noch mehr Schaden anrichten, müssen die Profitquellen dieser Palmöl-Mafia versiegen.

Mehr Informationen

Bitte fordern Sie Nestlé, Unilever und Neste Oil dazu auf, kein Palmöl von IOI zu kaufen. >> HIER

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Mai
30
2012
3

Tauschringe

Mich erfreut es ja immer wieder, wenn in den Mainstreammedien Konzepte oder Ideen vorgestellt werden, die die herkömmliche kapitalistische Maximierlogik unterlaufen. Tauschringe sind so ein Konzept, welches natürlich alles andere als neu ist, aber nun in Zeiten der Krise wieder einen Aufschwung erfahren. Im Prinzip ist es eine Art bargeldlose Nachbarschaftshilfe, bei der jeder die Talente und Fähigkeiten einbringt, die ihn auszeichnen. Dies stärkt den lokalen Zusammenhalt und macht unabhängiger von den Verwerfungen des Marktes. Sogr das Wirtschaftsmagazin Plusminus brachte unlängst einen Beitrag zu dem Thema – „Tauschringe – Wie man sich mit Talenten gegenseitig helfen kann“:

Tauschen statt zahlen – der neueste Trend, nicht nur dort, wo Menschen knapp bei Kasse sind. Rasen mähen gegen Kuchen backen zum Beispiel. Trotz der Grenzen bei Angebot und Nachfrage – Tauschringe sind jetzt auch in Deutschland auf dem Vormarsch.

Angst vor der Krise

Die Finanzkrise macht vielen Menschen Angst. Täglich gibt es neue Meldungen über drohende Staatspleiten, über die wachsenden Schuldenberge mehrer europäischer Länder und die unsichere Zukunft des Euros. Gleichzeitig können viele Menschen nicht mehr von ihrer Arbeit leben, ihre Fähigkeiten sind in der Marktwirtschaft nicht mehr gefragt.

Einige wenden sich deswegen von Geldwerten ab und orientieren sich anders. Sie tauschen statt zu kaufen – in Tauschbörsen oder Tauschringen, zum Teil mit eigener Währung. Aber sind sie eine Alternative zur Geldwirtschaft?

Im Dresdner Tauschnetz Elbtal werden nachbarschaftliche Hilfeleistungen und nicht mehr benötigte Dinge über ein Punktesystem untereinander getauscht oder verliehen. Sind die Tauschringe eine Stütze für das gegenwärtige System oder gar eine Bedrohung?

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Mai
24
2012
7

Schulden – Die ersten 5.000 Jahre

Während Blockupy am letzten Wochenende für einige Furore gesorgt hat und die Frankfurter Polizei zu überhartem Eingreifen animierte (siehe z.B. diesen Bericht in der taz), erscheint zeitgleich das Buch „Schulden – die ersten 5.000 Jahre“ von David Graeber, einem der „Masterminds“ hinter der Occupy-Bewegung. Erfreuliche Nebenwirkung – auch in einigen Medien wird das Thema Kapitalismuskritik wieder aktuell. So berichtete titel thesen temperamente über das Werk und portraitiert den Autor und seine Ansichten – „Das neue brillante Buch von David Graeber“:

Ist das der Anfang vom Ende des Kapitalismus? In den USA verlieren Hunderttausende verschuldeter Familien ihre Häuser. In Griechenland leben viele Menschen auf der Straße. Die Schuldenkrise kann jeden treffen. Führt ein Finanzsystem, das sich weitgehend über Schulden finanziert, zwangsläufig in den Abgrund?

Wenn es einen Satz gibt, den jeder unterschreiben würde, dann den: Schulden muss man zurückzahlen. Doch jetzt kommt ein Mann, der unser Finanzsystem analysiert wie ein Ethnologe einen exotischen Stamm in Neuguinea. Und dieser Mann sagt: Nein, Schulden muss man nicht unbedingt zurückzahlen.

David Graeber ist der neue Star der Kapitalismuskritik. Er ist Professor für Anthropologie in London, bekennender Anarchist – und Mastermind der weltweiten Occupy-Bewegung. Aber sein Buch „Schulden. Die ersten 5.000 Jahre“ halten auch Banker und konservative Politiker für einen Meilenstein.

„Schulden erzeugen immer ein Machtverhältnis“, sagt Graeber. „Die alten Eroberer haben das verstanden, ein Mafioso versteht das. Du schuldest mir was, sagen sie, und machen dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst. Das heißt, es sieht plötzlich so aus, als habe das Opfer eine Schuld ihnen gegenüber. Als hätte der Schuldner etwas Böses getan. Das kann man über die ganze Geschichte der Menschheit verfolgen.“ (…)

Auch Die Zeit widmet sich dem Buch – „Am Wendepunkt“:

 (…) Der Massenwohlstand Europas verdampft. Die Willy Lomans der USA zahlen mit drei Jobs ihre Häuser ab, die weniger wert sind als die Hypothekenschulden, die Studenten sind mit einer Billion verschuldet. Auf diesem Boden wuchs Occupy Wall Street, zu dessen Initiatoren David Graeber gehört, dem es den Slogan »We are the 99 percent« verdankt.

Wir stehen, auch wenn es noch nicht 99 Prozent ahnen, in einem Zwischenraum der Geschichte, der Anfang eines »grausamen Endspiels« sein könnte oder der »Anfang von etwas, das noch nicht bestimmt werden kann«. In dieser Atempause stellt Graebers Buch Schulden die Frage: Wie sind wir eigentlich in diese Bredouille geraten? Und dazu holt er 5.000 Jahre aus. (…)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Mai
06
2012
2
Apr
12
2012
14

Initiative ALLE GEGEN BILD

Na, bei dieser neuen Initiative mache ich natürlich gerne mit – ALLE GEGEN BILD bzw., da der Server grad überlastet ist, die Aktion auch bei CAMPACT:

Absage an die BILD-„Zeitung“

Anlässlich des 60-jährigen Bestehens der BILD-”Zeitung” plant der Springer-Verlag, am 23. Juni 2012 allen deutschen Haushalten eine BILD zu schicken. Die Initiative „Alle gegen BILD“ und Campact bieten die Möglichkeit, der Zustellung einfach und rechtswirksam zu widersprechen.

Über die Websites www.alle-gegen-bild.de und www.campact.de kann man per Online-Formular der BILD eine Absage erteilen. Das Ziel der Initiative ist es, der Springer-Werbeaktion öffentlich eine Stimme entgegenzusetzen, die darauf hinweist, dass die BILD keine allgemein akzeptierte Zeitung ist und weiterhin Ziel von Kritik sein muss. Jede Absage wird den logistischen Aufwand für Springer erhöhen sowie die geplante Auflage senken.

Auch außerhalb des Netzes wird die Kampagne ihren Protest gegen die Machenschaften der BILD-„Zeitung“ in den nächsten Monaten sichtbar machen. Auf der Kampagnenseite werden alle Aktionen, auch von Gruppen und Einzelpersonen, die sich selbstständig einbringen wollen, dokumentiert.
Es gibt viele Gründe, die BILD als Leitmedium abzulehnen und ihr den Werbeerfolg einer verteilten Auflage von 41 Millionen Exemplaren zu vermiesen. „Als Aktivistinnen und Aktivisten sozialer Bewegungen sind wir die Hetze der BILD-’Zeitung’ gegen alle emanzipatorischen Bewegungen, nationalistische Berichterstattung und ihr Beharren auf einem sexistischen Frauenbild leid“, sagt Nadja Ratkow von der Anti-BILD-Initiative.

Sie fügt hinzu: „BILD spricht nicht, wie manche meinen, einer breiten Bevölkerung nach dem Munde, sondern trichtert ihr ihre eigenen Standpunkte und Sichtweisen mit sensationslüsternen Überschriften ein. Der BILD-Slogan ‚Bild Dir Deine Meinung‘ müsste eigentlich lauten: ‚Bild Dir unsere Meinung‘.“

Unter dem Motto „BILD für alle“ plant der Springer-Konzern am 23. Juni 2012,  anlässlich des 60-jährigen Bestehens der BILD-“Zeitung“, allen 41 Millionen deutschen Haushalten eine Gratis-Ausgabe zu liefern. Doch wir wollen dieses Blatt nicht einmal geschenkt haben, deshalb wehren wir uns.

 Nur mit einem Schreiben an den Springer-Verlag kann man einer Zustellung der Zeitung rechtswirksam widersprechen. Das Ziel unserer Initiative ist es, dass dies massenhaft geschieht, um den logistischen Aufwand dieser Propagandaaktion zu erhöhen und darüber hinaus die Auflage der BILD-“Zeitung“ und damit ihre Einnahmen durch Werbeanzeigen zu drücken.

 Doch das ist nicht alles: Wir wollen wieder eine öffentliche Diskussion über die Machenschaften der BILD und des Springer-Verlages anstoßen. Es darf nicht dabei bleiben, nur der Zustellung zu widersprechen. Es gilt mit kreativen Aktionen und inhaltlicher Konfrontation der BILD, ihrer Methode und Weltanschauung entgegen zu treten.

 

 Ein Imperium macht Politik

Die BILD ist Teil der Axel Springer AG, einem der einflussreichsten Medienkonzerne Europas, der sich nicht nur auf Zeitungen beschränkt, sondern auch Zeitschriften, Druckbetriebe, Pressevertriebe, Fernseh- und Radiosender, Onlinedienste sowie TV-Produktionen besitzt. Durch zahlreiche Beteiligungen, Fusionen und Zukäufe wächst der Medienriese seit Jahren auch international. Eine solche Konzentration wirtschaftlicher Macht ist nicht nur für die Entwicklung von Arbeitnehmerrechten und Arbeitsbedingungen in diesem Bereich äußerst bedenklich, sondern auch politisch brisant. Als Medienimperium versucht Springer, Politik zu beeinflussen und die Dominanz des medialen Meinungsspektrums zu erlangen. So musste das Kartellamt im Jahr 2006 die Übernahme von Sat1 und ProSieben durch Springer verbieten, weil es eine unzulässige Medienkonzentration gewesen wäre. Doch nach wie vor strebt der Springer-Konzern nach dem „Ausbau der führenden Marktstellung“ (Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender Axel Springer AG).

 Die scheinbare Vielfalt der Springer-Publikationen hat zum Ziel, bestimmte Inhalte in verschiedene gesellschaftliche Schichten und Milieus zu tragen. Dabei kommt der BILD-”Zeitung” eine besonders üble Rolle zu. Zur Steigerung ihrer Auflage konstruiert BILD täglich Skandale, dringt in die Privatsphäre von Menschen ein und setzt sie unter Druck. Sie schürt vorhandene Ressentiments und verzichtet ganz bewusst auf die differenzierte Betrachtung von komplexen Sachverhalten. Das zahlt sich aus: Im Krisenjahr 2008 hat der Konzern mit Katastrophenmeldungen soviel Gewinn gemacht wie seit langem nicht mehr. Angesichts der weiten Verbreitung von BILD, WELT, B.Z., Hamburger Abendblatt & Co. erscheint die in diesen Medien propagierte Meinung vielen als die einzig legitime. BILD spricht nicht, wie manche meinen, einer breiten Bevölkerung nach dem Munde, sondern trichtert ihr ihre eigenen Standpunkte und Perspektiven mit nicht zu übersehenden Überschriften ein. Der BILD-Slogan “Bild Dir Deine Meinung” müsste daher eigentlich lauten: “Bild Dir unsere Meinung”.

 

„Angst, Hass, Titten und der Wetterbericht“

Die BILD wirkt aktiv einer wirklichen Gleichstellung von Frau und Mann entgegen, indem sie an chauvinistischen Rollenbildern festhält und Frauen tagtäglich als Sexobjekte abbildet. Alle Lebensweisen, die nicht in ihre Geschlechterschubladen passen, werden von ihr systematisch diskriminiert. Mit ähnlichen Mitteln kriminalisiert sie Menschen mit Migrationshintergrund, indem sie mit einer Rhetorik der Eskalation und der Bedrohung Überfremdungsängste einer vermeintlich “einheimischen” Mehrheit schürt.

 Die BILD gibt vor, die Interessen von normalen Beschäftigten zu vertreten, von denen sie am häufigsten gelesen wird. Tatsächlich vertritt sie in gesellschaftspolitischen Debatten, wie um den Mindestlohn oder Tarifverhandlungen, überwiegend die Interessen von Unternehmen. Noch schlimmer trifft es diejenigen, die vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. Ihnen werden Faulheit und Sozialschmarotzertum vorgeworfen.

 Wo auf der einen Seite Bevölkerungsschichten gegeneinander ausgespielt werden, wird auf der anderen Seite eine nationale Einheit beschworen. Die Debatte um die Euro-Krise zeigt, wie die BILD ganze Bevölkerungen gegeneinander aufhetzt. Den “fleißigen” Deutschen werden “faule” Griechen, Spanier oder Portugiesen entgegengestellt und für die Krisenfolgen hierzulande verantwortlich gemacht. Mit diesen Diffamierungen trägt die BILD bewusst zu einem gesellschaftlichen Klima bei, in dem nationalchauvinistische Positionen wieder salonfähig werden.

Deshalb: Die BILD spricht nicht für uns und wir wollen auch nicht, dass sie zu uns spricht!

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Kommentare: 14 | Aktionen,Konzernkritik,Medien | Schlagwörter: , , , , |

Konsumpf 2008 - Powered by WordPress | Aeros Theme | TheBuckmaker.com WordPress Themes