Kategorie: Nachhaltigkeit Seite 1 von 24

Die fatalen Folgen von Fast Fashion

Das Modewort „Fast Fashion“ geistert ja nun seit einigen Jahren schon durch die Medien – es steht sehr passend für Wegwerfmode von Billigmarken wie Primark, H&M, Zara etc.. Hier ist die Kleidung so günstig, dass es viele Kunden gibt, die einfach mal so einen Berg Klamotten kaufen, selbst wenn dann vieles im Schrank vergammelt. Kost’ ja nix! Dazu kommt dann noch die schlechte Qualität, die dafür sorgt, dass die Sachen schnell kaputt gehen und auch nicht recyclet werden können. Über diesen Missstand hat ZDF Zoom neulich eine spannende Doku gesendet, die das Problem kurz umreißt und darstellt – „Vom Klamotten-Kaufrausch zum Altkleider-Müllberg: Warum Recycling bei Fast Fashion nicht klappt“:

Fast Fashion, billige Mode, kurz getragen und schnell entsorgt. Übrig bleiben Textilberge. Die Anbieter versprechen ihren Kunden nun Nachhaltigkeit und Recycling von getragenen Altkleidern.

Die Käufer werden kritischer. Die Fast Fashion-Branche braucht ein neues Image. Schnell gekauft und dann weggeworfen, soll kein Grund mehr für ein schlechtes Gewissen sein. Was taugt das Versprechen der Anbieter, neue Kleidung aus Alttextilien herzustellen? Der Verkauf neuer Kleidung hat sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt. Mehr als 120 Milliarden Kleidungsstücke werden weltweit pro Jahr produziert. Entsprechend wachsen die Kleidermüllberge. Einen bedeutenden Anteil daran hat die Fast Fashion-Industrie. Gab es früher vier Kollektionen im Jahr, bringen es die Billig-Ketten inzwischen auf bis zu 52 Mikrokollektionen. Jede Woche eine neue. Umweltschutzorganisationen kritisieren seit langem die Ressourcenverschwendung und die Berge an Textilmüll, die damit verbunden sind. Greenpeace fordert einen Ausstieg aus der „Droge Fast Fashion“.

Die Fast Fashion-Anbieter geben sich offen gegenüber der Kritik. Sie versprechen Ihren Kunden einen nachhaltigen Umgang. Sie propagieren ein Recyclingsystem für getragene Kleidung. Aus alt soll neu werden. ZDFzoom-Autorin Anne Kauth geht den Versprechen der Branche nach und findet heraus, dass die abgegebene Fast Fashion zunehmend die Altkleiderverwerter überfordert. Das Entsorgungssystem steht vor dem Kollaps. Nach ihren Recherchen ist es kaum möglich, aus entsorgter Fast Fashion-Kleidung neue zu fertigen.

In der bulgarischen Hauptstadt Sofia verfolgt sie die Spur illegaler Alttextilverkäufe. Am Ende landet die Kleidung in Wohnungsöfen – zum Heizen. Die Autorin fragt aber auch: welche Maßnahmen ergreift die Politik, um dem Problem der Textilmüllflut zu begegnen? Und gibt es Alternativen auf zum schnellen Modekonsum?

Verwandte Beiträge:

  • Keine verwandten Beiträge

Gluten, der Freind in deinem Brot – die fatalen Folgen der industriellen Landwirtschaft

Arte ist ja bekannt für oft hochwertige Dokumentationen, die auch sehr kritisch sein können. Neulich lief «Gluten, der Feind in deinem Brot» – hier ist der Titel leider sehr irreführend, denn es geht zwar zunächst um Gluten, dann aber vor allem darum, warum immer mehr Menschen Lebensmittelunverträglichkeiten entwickeln, und letztlich darum, was die industrielle Landwirtschaft und Gift wie Glyphosat mit der Gesundheit der Menschen anstellen. Sehr erschreckend mal wieder (aber natürlich auch nichts wirklich Neues, denn die Themen begleiten mich hier im Blog ja schon von Anfang an).

Woran liegt es, dass eine vergleichsweise seltene Erkrankung wie Zöliakie binnen weniger Jahre zu einer Art Volkskrankheit geworden zu sein scheint? Denn tatsächlich klagen immer mehr Betroffene nach dem Verzehr von Getreideprodukten über Verdauungsbeschwerden. Ist das Gluten verantwortlich oder etwa eine globalisierte, nur am Profit orientierte Landwirtschaft?

In den vergangenen Jahren hat ein explosionsartiger Anstieg von Lebensmittelunverträglichkeiten dazu geführt, dass immer mehr Publikationen erscheinen, die die Gefährlichkeit, wenn nicht sogar Giftigkeit von Gluten propagieren und spezielle Diäten empfehlen. Ob im Supermarkt oder an der Kaffeebar: Mittlerweile sind glutenfreie Produkte fast überall erhältlich und stark in Mode. Woran liegt es, dass scheinbar immer mehr Menschen unter einer Glutensensitivität leiden?Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat Patrizia Marani Statistiken zur Entwicklung der Glutenintoleranz ausgewertet und weltweit in der Lebensmittelindustrie recherchiert, die einen nicht unwesentlichen Teil ihres Umsatzes mit Getreideerzeugnissen bestreitet. Dabei stieß sie auf einen undurchsichtigen Regulierungsapparat, der von zahlreichen Lobbyisten beeinflusst wird, aber auch auf Wissenschaftler, die nach den verborgenen Ursachen für das neue „Feindbild“ Gluten forschen. Eine faszinierende Reise in die Welt der Ernährung, die den Zuschauern die Bedeutung der Landwirtschaft in Erinnerung ruft. Was wäre, wenn das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, mit dem unsere Felder besprüht werden, die Ursache dieser neuen weltweiten Epidemie wäre? Wenn es zutrifft, dass „man ist, was man isst“, muss genau diese Landwirtschaft wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken, um Produktqualität und Verbrauchergesundheit Vorrang gegenüber Profit und Produktivität einzuräumen.

Verwandte Beiträge:

  • Keine verwandten Beiträge

Tiere essen – Vortrag von Richard David Precht

Gerade bin ich auf diesen großartigen Vortrag von Richard David Precht gestoßen, der in vielerlei Hinsicht perfekt zu den Themen meines Blogs passt.

In seinem Vortrag “Tiere essen” beim BIOTOPIA Festival “EAT” diskutiert Philosoph und Autor Richard David Precht unser Verhältnis zu Tieren.

Verwandte Beiträge:

  • Keine verwandten Beiträge

Minimalismus – Wie werde ich die ganzen Sachen los?

Es ist schon eine Weile her, dass ich hier im Blog etwas gepostet habe, aber heute möchte ich Euch einen (schon etwas älteren) Beitrag des Magazins Puls zum Thema Minimalismus ans Herz legen:

Minimalismus liegt im Trend! Der Begriff steht für einen alternativen Lebensstil ohne viel Materielles. Nur, wohin mit all dem Zeug? Wie wird man all sein Zeug am sinnvollsten los? Minimalimus hinterfragt, ob wir wirklich so viel brauchen, wie wir besitzen! Wir stellen uns die Frage: Könnten wir so leben? Was bringt’s? Und wie setze ich Minimalismus um?

Wir shoppen und shoppen und wollen immer das Neueste haben. Kleidung, Deko für die Wohnung oder das Zimmer, Kosmetik… 10.000 Dinge besitzt ein Deutscher im Durchschnitt – unvorstellbar, oder? Aber brauchen wir den ganzen Kram wirklich?? Wir fragen uns, ob man sich mit weniger besser fühlt, und stellen euch Möglichkeiten vor, wie ihr euren Krempel sinnvoll los werdet.

Minimalismus-Anhänger versuchen durch Konsumverzicht ein selbstbestimmteres und erfüllteres Leben zu führen. Es geht darum, sich von allen überflüssigen Dingen zu trennen und nur das zu besitzen, was er wirklich für den Alltag braucht. Das beginnt beim Ausmisten des Kleiderschranks und zieht sich durch den ganzen Alltag durch. Nur die wichtigsten Alltagsgegenstände werden Teil des Lebens.

Und dazu noch Teil 2, Minimalismus im Selbstversuch (generell gibt es mittlerweile bei YouTube eine Menge Videos zu dem Thema, da offenbar doch so einige Menschen mal kritisch ihr Konsumverhalten hinterfragen):

Verwandte Beiträge:

  • Keine verwandten Beiträge

Schluss mit schnell – Alternativen zur Turbo-Konsumgesellschaft

Ich weiß, dass ich hier im Konsumpf oft an diesem und jenem herumkritisiere und auch viel tendenziell Deprimieredes gepostet habe. Darum gibt es nun zur Abwechslung eine sehr aufbauende Dokumentation von Arte, die den Titel „Schluss mit schnell“ trägt. Absolut sehenswert!

Die globalisierte Beschleunigung hat uns alle fest im Griff. Verantwortlich für diese Geschwindigkeit ist die unkontrollierte Entwicklung von Wissenschaft, Technik und Wirtschaft. Wir sind in einem Zustand permanenten Zeitdrucks. Doch überall auf der Welt verweigern sich immer mehr Menschen dem allgegenwärtigen Stress. Eine Ode an das selbstbestimmte Leben.

Immer schneller, immer effizienter, immer rentabler – was haben wir aus der Zeit gemacht? Die Zeit scheint sich dem allgemeinen Maß des Geldes nicht mehr entziehen zu können. Wir sind in die Ära der Beschleunigung eingetreten, in die Ära der Norm gewordenen Unverzüglichkeit. Aber zu welchem Preis? Im Finanzwesen und in der High-Tech-Branche führt der immer größere Zeitdruck zu ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Katastrophen.

Doch es gibt eine Gegenbewegung: Weltweit haben Frauen und Männer beschlossen, sich auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen dem Diktat der Dringlichkeit zu widersetzen. In Europa, Lateinamerika, den USA und Indien gibt es Initiativen einzelner Personen und Vereine, die nach Wegen suchen, um zu einem Umgang mit der Zeit zurückzufinden, der Aufmerksamkeit, Geduld und Sinnhaftigkeit ermöglicht.

Wer sind diese neuen Rebellen, die einen anderen Rhythmus vorleben, um eine fruchtbare Beziehung mit der Zeit wiederzuentdecken? Das Barefoot College in Indien zum Beispiel bildet Tausende von Frauen aus ländlichen Gebieten in der Herstellung von Solartechnik aus. Auch Versuche der Entglobalisierung können zur Entschleunigung beitragen: Die Städte Romans-sur-Isère und Bristol führen eine Alternativwährung ein, um das tägliche Leben wieder lokaler zu gestalten. Und im amerikanischen Ithaca haben Landwirtschafts- und Kreditgenossenschaften bereits bewiesen, dass sie die Wirtschaft lokal verankern können.

Als Gegenmodell zum Wettlauf um Zeit und Rentabilität könnten diese Alternativen beispielhaft für die Welt von morgen sein. Im Grunde sind sie die praktische Umsetzung der kritischen Analysen von Philosophen, Soziologen, Wirtschaftswissenschaftlern und Forschern wie Pierre Dardot, Rob Hopkins, Geneviève Azam und Bunker Roy.

Verwandte Beiträge:

Konferenz für eine bessere Welt

Ja, ich weiß, ich sollte mal wieder ein bisschen was hier im Blog schreiben – mache ich heute einfach mal, indem ich Euch auf eine interessante  Veranstaltung am 7. September in Hamburg hinweise:

Konferenz für eine bessere Welt

Am 7. Sep­tem­ber ist es soweit: Die welterste Kon­fe­renz für eine bes­sere Welt. Von uns. Für euch. Sei dabei und denke, träume, lerne, wandle und netz­werke einen Tag lang gemein­sam mit ande­ren noto­ri­schen Welt­ver­bes­se­rern, Idea­lis­ten und SozialromantikerInnen.

1 Tag – 1000 The­men, Träume und Taten

Am Sonn­tag, den 7. Sep­tem­ber 2014, wol­len wir mit euch im Haus 73 in Ham­burgeinen Tag lang kon­kret und krea­tiv wer­den: Unter den Aspek­ten DENKEN, TRÄUMEN, LERNEN, WANDELN und NETZWERKEN gibt’s Debat­ten, Work­shops und Aktio­nen für diese unsere schöne Welt – die beste, die wir haben!

Den­ken, träu­men, ler­nen, wan­deln, netzwerken

Einen gan­zen Tag lang geht es um Men­schen, Ideen, Visio­nen, Pro­jekte und Aktio­nen für eine bes­sere Welt. Warum dann noch diese fünf Aspekte? Ganz ein­fach: Wenn wir die Welt ver­än­dern, fol­gen wir einem typi­schen Entwicklungspfad.

  1. Zuerst erken­nen wir, dass etwas anders lau­fen oder wir etwas anders machen soll­ten. Wir wer­den uns über etwas bewusst. Wir den­ken, debat­tie­ren und fin­den unsere Posi­tio­nen – des­halb das DENKEN.
  2. Wenn wir erkannt haben, was wir anders machen möch­ten, dann müs­sen wir uns erst mal über­le­gen, wie es denn statt des­sen aus­se­hen soll… Wir träu­men von einem bes­se­ren Zustand, einer bes­se­ren Hand­ha­bung etc. Wir ent­wi­ckeln eine Vision und Ziele – des­halb das TRÄUMEN.
  3. Haben wir unsere Vision und unsere Ziele erkannt, kön­nen wir los­le­gen. Wir wol­len sie errei­chen, aber wie? Das müs­sen wir erst mal ler­nen, mit so man­chen Hin­der­nis­sen, Geg­nern, Nie­der­la­gen, aber auch Erfol­gen – des­halb das LERNEN.
  4. Und wenn wir dann schließ­lich rea­li­siert haben, was wir uns erträum­ten, wenn wir unsere Vision ver­wirk­licht und unsere Ziele erreicht haben, dann ver­än­dern wir die Welt (hof­fent­lich zum bes­se­ren!) – des­halb das WANDELN.
  5. Wir alle befin­den uns in die­sem Zyklus: zur glei­chen Zeit mit ver­schie­de­nen The­men in unter­schied­li­chen Sta­dien. Des­halb ist Gemein­schaft für uns so unheim­lich wert­voll: Wir kön­nen die schwie­ri­gen und unsi­che­ren Pha­sen des Den­kens und Ler­nen über­ste­hen, weil wir Vor­bil­der und Men­to­ren haben. Wir kön­nen von ande­ren ler­nen. Theo­re­tisch (den­kend) oder prak­tisch (han­delnd, wan­delnd) – des­halb das NETZWERKEN. Es ist die Basis für alle vier oben genann­ten Phasen.
Wan­del führt in der Regel zu einem neuen Bewusst­sein und der Kreis­lauf geht von vorne los: Den­ken, träu­men, ler­nen, wandeln!

Die The­men­räume

Damit für jeden etwas bei der Kon­fe­renz dabei ist, haben wir vier ver­schie­dene The­men­räume eingerichtet:

1 – TALK ROOM: DENKEN

Im Talk Room wird es einen Talk-Marathon geben: 4,5 Stun­den lang (mit Pau­sen natür­lich!). In die­ser Zeit wol­len wir mit Hilfe der Szenario-Technik und Euch, gela­de­nen Exper­ten und Enthu­si­as­ten in den ver­schie­de­nen The­men­be­rei­chen von www.fuereinebesserewelt.info bespre­chen: Wo gibt es wel­che Pro­bleme, Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen? Wie sähe ein Worst-Case- und ein Best-Case-Szenario aus?

2 – UTOPIA ROOM: TRÄUMEN

Hier geht es darum Träume, Ziele und Visio­nen zu ent­wi­ckeln: Für Dich per­sön­lich, für Deine Gruppe/Community und für die ganze Welt (Gesell­schaft) über die Gren­zen des Schub­la­den­den­kens hin­aus. Beglei­tet wer­det Ihr dabei von Manuela Bosch (Theory U), Nadja Petra­novs­kaja (Create Your Year Camp) und Vanessa Boy­sen sowie Rai­ner Sachs (Huma­nist Lab).

3 – HOW-TO-ROOM: LERNEN

Wer schon ein Pro­jekt für eine bes­sere Welt am lau­fen hat und Input gebrau­chen kann, der ist hier genau rich­tig. Hier wird es den Tag über drei ver­schie­dene Ses­si­ons geben, um Ideen aus der Crowd zu sam­meln (mit Eli­jah Eilert von der Cool Ideas Society) und das Pro­jekt wei­ter­zu­ent­wi­ckeln (etwa mit­tels Design Thinking).

4 – CHANGE ROOM: WANDELN

Bei der Kon­fe­renz für eine bes­sere Welt wird aber kei­nes­wegs nur gequatscht. Wir wol­len auch kon­kret etwas tun! Dafür ist in die­sem Raum Platz. Der­zeit ist ein Food­shar­i­ment geplant, bei dem geret­tete Lebens­mit­tel künstlerisch-experimentell gewürzt und mit kol­lek­ti­ver Weis­heit gespickt ver­ar­bei­tet wer­den. (Wei­tere Ideen sind an die­ser Stelle übri­gens noch willkommen!).

Wir sehen uns!

Wir freuen uns sehr, dass die Reso­nanz bis­her so über­wäl­ti­gend posi­tiv ist und freuen uns ganz enorm auf die­sen Tag. Sei auch Du dabei, um tolle Men­schen ken­nen­zu­ler­nen, eini­ges Neues zu erfah­ren, zu erfin­den und zu ler­nen – und die Welt gemein­sam mit uns ein klei­nes Stück­chen bes­ser zu machen!

>> weitere Infos auf der Website

Verwandte Beiträge:

Gefährliche Geheimnisse – Das Freihandelsabkommen

Diese Dokumentation von 3sat solltet Ihr Euch auf jeden Fall mal anschauen – sie zeigt, was das sog. „Freihandelsabkommen“ für die EU-Bürger bedeuten würde, und auch, welche Schäden die Gentechnik, namentlich Monsanto, in den USA schon jetzt anrichtet. Gruselig! Aber die Menschheit schaufelt sich sehenden Auges ihr eigenes Grab…

Wie USA und EU den Freihandel planen: In diesen Wochen verhandeln die USA und die EU hinter verschlossenen Türen über ein Freihandelsabkommen, das 2015 in Kraft treten soll. Die Geheimverhandlungen bedrohen massiv die Rechte der Bürger in Europa.

Verwandte Beiträge:

Freihandelsabkommen: Riskante Pestizide durch die Hintertür?

Momentan herrscht hier ja ein wenig Ruhe im Blog, aber als ich diesen Beitrag der WDR-Sendung markt gesehen habe, wurde mir so blümerant, dass ich ihn mit Euch teilen will. Man beachte mal wieder die ungerührte Abgefeimtheit der Lobbyisten, in diesem Falle mal nicht nur vom „Erzfeind“ Monsanto, sondern auch von Bayer und BASF… „Freihandelsabkommen: Riskante Pestizide durch die Hintertür?

Verbraucher sind verunsichert: Wird das geplante Freihandelsabkommen mit den USA den Verbraucherschutz schmälern? Derzeit sind manche Pestizide in Europa verboten, andere könnten in Zukunft nur noch in geringerem Maße eingesetzt werden. Doch wenn Brüssel die Vorsorgestandards verschärft, bedeutet das für deutsche Chemie-Unternehmen vor allem eins: Geschäftsverlust. Beeinflussen also deren Lobbyisten die Verhandlungen um das Abkommen, um ihre Produkte doch noch auf den Markt zu bringen?


US Farmer Larry Hoobler wird im Frühjahr grünen Mais auf seinen Feldern aussäen. Grün ist der Mais, weil er mit einem Insektizid gegen Würmer gebeizt ist, hergestellt von der deutschen Firma Bayer. Richtig angewandt sei das ein völlig sicheres Verfahren. „Ich hab Vertrauen in diese Technik. Sie ist ausgereift und lange getestet“, sagt Hoobler. Im Winter liegt auf seiner Farm Schnee, im Sommer wird dort meterhoch der Genmais stehen, modifiziert  mit  Gentechnik, GMO wie sie dort sagen. Der Genmais ist resistent gegen einen bestimmten Unkrautvernichter.

90 Prozent Mais und 93 Prozent Soja stammen in den USA aus genverändertem Samen. Damit machen in den USA zwei deutsche Firmen hervorragende Geschäfte: Bayer und BASF. Und sie hätten einen Plan: „Bayer und BASF agieren in den USA und wollen nun in dem geheimen Handelsabkommen zwischen den USA und der EU das erreichen, was ihre Lobbyisten in Europa nicht geschafft haben“, sagt Jaydee Hanson.

Kann das sein? Das Insektizid, das Farmer Hoobler einsetzt, heißt Poncho. Es ist weltweit ein Bestseller der Firma Bayer. In den USA ist es zugelassen und  in Europa vorsorglich verboten, weil es für das Bienensterben mitverantwortlich gemacht wird. Und genau dagegen zieht Jay Vroom zu Felde. Er ist Präsident von Croplife. In Croplife sind die größten Agrarkonzerne der Welt organisiert Monsanto, Dow, Syngenta und die großen deutschen Firmen  Bayer und BASF – eine mächtige Lobby.  „Den europäischen Farmern stehen jetzt schon nur noch 50 Prozent der Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, die wir in den USA einsetzen können. Nun ich bin glücklich mit dem Essen in den USA, das gleiche gilt sicher auch in Europa“, so Vroom

Das sieht Britta Reuther anders. Sie lebt seit 20 Jahren in New York und zeigt uns, was die Theken in einem ganz normalen Supermarkt hier so hergeben. In den USA darf das Mastvieh mit Wachstumshormonen behandelt, das Hack zur Desinfektion radioaktiv bestrahlt und das Huhn gechlort werden. Und wenn Britta wissen will, ob in den Cornflakes genveränderter Mais drin ist, dann sucht sie diesen Hinweis auf der Packung vergebens. In Europa gelten da andere Standards.  Nein, hier will sie nicht einkaufen. „Wenn ich in einen normalen Supermarkt gehe, dann muss ich davon ausgehen, dass alle Produkte oder 80 Prozent der Produkte in irgendeiner Weise behandelt worden sind oder versetzt sind“, sagt Reuther. (…)

 

Verwandte Beiträge:

Die Masche der Discounter – Billig-Eier

Dass ich nichts vom zerstörerischen Geschäftsmodell der Discounter halte, dürfte langjährigen Lesern meines Blogs inzwischen bekannt sein. Zu viel Schaden richtet der Billigwahn, das Preis-Gedrücke von Aldi, Lidl & Co. in der Umwelt und der Gesellschaft an. In der NDR-Sendung Markt gab es neulich einen schönen Beitrag, der am Beispiel der Eier-Produktion zeigte, wie die Billigbuden ihre Zulieferer und Landwirte in einen ruinösen Preiskampf treiben, unter dem nicht zuletzt die Tiere leiden, die schon jetzt in der Massentierhaltung unter unwürdigen Bedingungen als reines Produktionsmittel und nicht mehr als Lebewesen gelten. „Billig-Eier vom Discounter“:

Zur Freude vieler Verbraucher liefern sich einige Discounter zurzeit eine Preisschlacht bei Eiern. Aber wer profitiert von den Niedrigpreisen? Markt über die Hintergründe.

 

Verwandte Beiträge:

Steht das System des Wirtschaftswachstums vor dem Kollaps?

Vor einigen Tagen lief, gut versteckt im Nachtprogramm, auf Phoenix ein höchst interessantes Gespräch mit dem Professor Reinhard Loske zum Thema Wirtschaftswachstum, Nachhaltigkeit, der Unsinnigkeit des BIP und den systemimmanenten Problemen unseres Wirtschaftens. Sehr spannend!

Immer mehr Wachstum, vor allem in der Wirtschaft. Dieses Ziel verfolgen heutzutage zahlreiche Menschen. Nicht so Reinhard Loske. Als Professor für Politik, Nachhaltigkeit und Transformationsdynamik an der Universität Witten/Herdecke und Autor des Buches „The Good Society without Growth“, setzt sich Loske kritisch mit dem Wunsch auseinander, immer mehr zu wollen. Das Wirtschaftswachstum sei nicht unerlässlich für eine funktionierende Gesellschaft.

Im Dialog mit Michael Krons macht sich der ehemalige Fraktionssprecher der Grünen stark für den Aufbau einer zukunftsfähigen Gesellschaft, in der Nachhaltigkeit sowie Ressourcenschutz und Energiewende den Kern politischer Diskurse und der Wissenschaft bilden.

Verwandte Beiträge:

Seite 1 von 24

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén