Dez
02
2013
1

Unilever und die Ekligkeit der Reklame

Dass ich Reklame skeptisch gegenüber stehe, ist ja nun nichts Neues. Gerade die Werbekampagnen der großen Konzerne, die dann bundesweit im Fernsehen oder den überregionalen Printmendien auftauchen, zeichnen sich durch eine groteske Inhaltsleere, durch eine grandiose Ausblendung von Fakten und eine unheimliche Überhöhung der jeweiligen Marken aus. Dass sich diejenigen, die sich so einen Mist ausdenken, dann auch noch für die tollsten Hechte oder gar Künstler halten, im Grunde aber nichts anderes machen, als den lieben langen Tag andere Menschen hinters Licht zu führen, rundet das negative Bild nur noch passend ab.

Nun gibt es aber eine neue Reklamestrecke, für die Begriffe wie eklig, schleimig und peinlich noch viel zu milde erscheinen. Unilever, einer der ganz Großen im Lebensmittel- und Verbrauchsgütern, hat es sich zur Aufgabe gemacht, von all den dunklen Flecken ihrer Produktion abzulenken und schwingt nun in bildgewaltigen Reklamespots nachgerade mustergültig die millionenschwere Greenwashing-Keule. Im Schlecky Silberstein-Blog erklärt uns Christian Brandes das Dilemma sehr ausführlich und plastisch: „Greenwashing grotesk – Warum uns der neue Unilever Spot so fertig macht“:

Unilever hat mit dem neuen Projekt Sunlight Spot des Unternehmens die Benchmark in Sachen perfider Werbung markiert. Dafür erstmal Gratulation. Ohnehin fährt der Konzern gerade einen bemerkenswerten Film in Sachen Außendarstellung. Auf der Homepage klickt man sich durch zig Menüs, bis man zum ersten Spülmittel kommt. Bis dahin muss der Verbraucher glauben, er sei bei einem Greenpeace-Amnesty-Hybriden gelangt, der 99 Prozent der Bill & Melinda Gates Stiftung hält. Das machen Unternehmen mit Dreck am Stecken gerne, die Fachwelt redet von: Greenwashing. (…)

Aber man kann den berühmten Bogen auch überspannen. Und dann wird’s perfide. Die Fachwelt redet von: Bullshitting. Darunter fallen alle Maßnahmen der Augenwischerei und dem gefährlichen Spiel mit den Emotionen der Verbraucher. Lügen ist zu einfach und außerdem verboten. Aber die beste Lüge ist die penetrante Suggestion und in der Kategorie (jetzt schließen wir den Bogen) hat sich Unilever kann gerade zum Meister gekürt: Der Spot “Why bring a child into this world?” ist ein so grotesk perfides Bullshitting-Meisterwerk geworden, dass einem die Ohren schlackern. (…)

Natürlich sollte ohnehin niemand Produkte aus dem Hause Unilever kaufen, das versteht sich von selbst. Besagte Marketingkampagne ist jetzt nur noch ein weiterer guter Grund dafür, beim nächsten Einkauf Lipton, Knorr & Co. im Supermarktregal verrotten zu lassen. Beispielsweise auch deswegen: „Kritik an Unilever-Nominierung für Deutschen Nachhaltigkeitspreis“ (Deutschlandfunk berichtete letztes Jahr darüber). Oder aus diesem Grund: „Der Regenwald brennt für unseren Konsum – Danke EU, Danke Unilever!“ (Und, nein, der Kauf von Procter & Gamble- oder Nestlé-Produkten ist keine Alternative zu den Unilever-Sachen.)

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Mai
19
2013
8

Markenkraken

Die Zeit brachte neulich eine sehr schöne Übersicht, die zeigt, welche Marken so alles zu den wenigen Großkonzernen gehören, die den Konsumgütermarkt beherrschen. Die einfachste Konsumempfehlung, die man an dieser Stelle geben kann: Keine der Marken kaufen, die Ihr hier aufgelistet findet! „Markenkraken

Die Vielfalt täuscht: Zwar gibt es weltweit Millionen von Produktmarken, dahinter stehen aber nur wenige Konzerne. Oft finden sich vermeintliche Konkurrenten unter einem Dach, etwa die Katzenfuttermarken Whiskas und Kitekat. Wir zeigen die 16 umsatzstärksten Unternehmen, die uns Lebensmittel, Getränke, Tabakwaren, Kosmetika und Reinigungsmittel verkaufen.

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Jun
07
2012
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Helft mit, die Palmöl-Mafia zu stoppen

Diesem Aufruf von Rettet den Regenwald e.V. schließe ich mich gerne an:

Bitte helft, die Palmöl-Mafia zu stoppen!

„Die Umwandlung von Regenwald in Palmölplantagen erschüttert unser Land”, sagt Nordin. Er leitet unsere Partnerorganisation Save Our Borneo (SOB), die illegal agierenden Palmölkonzernen das Handwerk legt. „Ich möchte die Regenwälder Borneos für uns und unsere Kinder bewahren”, erklärt der 42-Jährige.

Nordin kann große Erfolge verzeichnen: 2011 leitete die Polizei dank seiner Beweise Untersuchungen gegen zehn illegal rodende Palmölfirmen ein. Das Verfassungsgericht entschied zudem, dass tausende Hektar Palmölplantagen gegen die Verfassung verstoßen, weil Ureinwohner und Bauern vertrieben wurden.

7.000 Hektar illegal gerodet für Schokolade und Agrosprit

Am 23.3.2012 wird Nordin von Bewohnern des Dorfes Tumbang Kalang in der Provinz Zentralkalimantan auf ein gewaltiges Umweltverbrechen aufmerksam gemacht: Wo vorher dichter Urwald stand, liegen nur noch abgeholzte Baumstämme aufeinander. 7.000 Hektar Urwald sind zerstört, auf der Hälfte der Fläche sprießen schon profitträchtige Ölpalmen. Eintausend Menschen haben hier ihren Wald mit Kautschuk- und Obstbäumen verloren. Böden und Gewässer sind vergiftet.

Verantwortlich ist Palmöl-Gigant IOI, der Nestlé, Unilever und Agrosprit-Hersteller Neste Oil beliefert. Alle drei Firmen rühmen sich öffentlich ihrer angeblichen Nachhaltigkeit.

Nordin liegt ein Brief des Forstministeriums vor, in dem die Genehmigung zur Abholzung bereits 2008 entzogen wurde. Nun bereitet er eine Klage gegen IOI vor. Und er hat Rückenwind: Die Gemeindeverwaltung forderte IOI nun auf, sich zurückzuziehen. Doch um zu verhindern, dass sie anderswo noch mehr Schaden anrichten, müssen die Profitquellen dieser Palmöl-Mafia versiegen.

Mehr Informationen

Bitte fordern Sie Nestlé, Unilever und Neste Oil dazu auf, kein Palmöl von IOI zu kaufen. >> HIER

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Aug
22
2011
8

Rama – Die blutige Margarine aus dem Hause Unilever

Ich möchte Euch heute mal wieder auf eine Online-Unterschriftaktion von Aktion Regenwald aufmerksam machen, in der es um eine weitere bekannte Marke geht, die sich in der Reklame in ihrem sauberen Image sonnt: die Margarine Rama aus dem Hause Unilever. Dass die Herstellung – wie bei so ziemlich jedem Industrieprodukt – alles andere als umweltschonend vor sich geht, hätte man sich natürlich auch schon so denken können:

Unilever hat ein Problem: Der Konzern kauft für seine Rama-Margarine Palmöl von einem der skrupellosesten Hersteller in Indonesien: Wilmar International. Der weltgrößte Palmölmulti ist für illegale Abholzung und schwere Menschenrechtsverletzungen berüchtigt. Jetzt griff eine seiner Tochterunernehmen auf der indonesischen Insel Sumatra wieder zu brutaler Gewalt: Sie heuerte die Polizeibrigade Brimob an und ließ ein ganzes Dorf verwüsten und auf die indigene Bevölkerung schießen. Der Anlass: Ein Mann wollte Palmölfrüchte verkaufen, die die Firma für sich beansprucht.
Unilever sind die Methoden seines Lieferanten seit langem bekannt. Wir wollen ihn erneut an seine Verantwortung erinnern und auffordern, das Palmöl in seinen Produkten konsequent durch heimische Pflanzenöle zu ersetzen.

Bitte unterschreiben Sie unseren Protestbrief an den Unilever-Deutschland-Chef Henricus Brouwer auf:

www.regenwald.org/mailalert

Und noch eine Bitte: Die Menschen aus dem betroffenen Dorf stehen vor dem Nichts, fünf von ihnen sitzen noch im Gefängis. Wir sammeln Spenden für den Wiederaufbau ihrer Häuser, für Anwaltskosten, die Versorgung der Verletzten und Protestaktionen in der Provinzhauptstadt Jambi auf Sumatra.
www.regenwald.org/donationalert/80/indonesien-die-palmol-opfer-brauchen-unsere-hilfe

Übrigens, wer meint, dass man mit solchen Aktionen ja doch nichts bewegen kann, für den hat Regenwald.org auch mutmachende Infos parat:

Unsere letzte Protestaktion gegen PaperOne war ein voller Erfolg: Nach wenigen Tagen haben bereits mehrere Händler diese Kahlschlag-Marke sofort aus ihrem Sortiment genommen.

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Mai
19
2010
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Lobbyisten gegen Verbraucher – Wie die Lebensmittelindustrie ihre Interessen durchsetzt

Seit einiger Zeit versuchen Verbraucherschützer und Organisationen wie foodwatch (und inzwischen auch Wissenschaftler) sowohl Politk wie auch Wirtschaft davon zu überzeugen, auf den Packungen von Lebensmitteln die sog. „Ampel“ verbindlich einzusetzen. Sie soll signalisieren, ob ein Produkt in punkto Zucker oder Fett im grünen oder roten Bereich liegt. Ein Modell, dass in England inzwischen erfolgreich umgesetzt wurde, auch gegen den anfänglichen Widerstand der Industrie. Nun halte ich so eine Ampel nun auch nicht für soo aussagekräftig, da sie nichts darüber aussagt, wie gesund ein Produkt wirklich ist und unter welchen Folgen für Umwelt und Gesellschaft es hergestellt wurde – und ich gehe davon aus, dass man mit etwas gesundem Menschenverstand von alleine merken kann, dass es am besten ist, frisches Obst & Gemüse zu essen statt abgepackter Industrieware. Dennoch ist so eine Ampel sicher nicht verkehrt, um den besonders dreisten Werbelügen vieler Konzerne einen Riegel vorzuschieben, denn von Nestlé & Co. werden z.B. extrem gezuckerte „Frühstückszerealien“ (das Wort allein ist schon ein Hohn) ja gerne als gesund vermarktet. Bezeichnend ist, dass die Lebensmittelbranche gegen diese Vorschläge zur Ampelkennzeichnung Sturm läuft und ihre Lobbyisten in Berlin und Brüssel massiv in Stellung bringt – wie üblich kommt der Konzernprofit vor der Gesundheit der Konsumenten.

Der Frontal 21-Beitrag „Lobbyisten gegen Verbraucher: Streit um die Lebensmittelampel“ zeigt das dichte Geflecht auf, das die EU-Politiker bei ihrer Arbeit massiv beeinflusst.

[…] Im Juni will das EU-Parlament darüber entscheiden, ob die “Lebensmittelampel” europaweit zur Pflicht wird oder nicht. Und so tummeln sich derzeit zahllose Lobbyisten in Brüssel und machen Stimmung – gegen die Ampel und für freie Fahrt von Fett und Zucker. […]

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Jan
07
2009
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Surftipp: Abgespeist

Meinen heutigen Surftipp hätte ich auch unter das Motto „Werbung gegen Realität“ stellen können, denn das neue Projekt des Foodwatch-Teams hat es sich zur Aufgabe gemacht, die vollmundigen Werbeversprechen der Konzerne auf den Verpackungen ihrer Produkte einmal genau zu durchleuchten und zu hinterfragen. Abgespeist heißt die Website, auf der eine ganze Reihe von bekannten Produkten namhafter Hersteller seziert werden – ein Klick auf einen „Hotspot“ auf der Packung offenbart die Realität hinter dem Reklameaufdruck. Gerne wird ja mit „gesund“-Versprechen gearbeitet, die sich bei näherem Hinsehen als pure Augenwischerei entpuppen. Mit bei den hier untersuchten Täuschern sind (natürlich) Nestlé, sowie Danone, Schwartau oder Unilever. Über viele der Etikettenbehauptungen macht man sich als Kunde vermutlich gar keine Gedanken (mehr), man nimmt sie einfach so hin. Dabei sollte eigentlich jedem klar sein, dass beispielsweise zuckriges Industriemüsli wie Nestlé Fitness Fruits nicht wirklich gesund sein kann, aller „Vollkorn-Garantie“ (dieses Müsli enthält nur ca. 30% Vollkorn) zum Trotz.

(Edit: Die WDR-Sendung markt berichtete in Februar 2009 unter dem Titel „Geduldige Etiketten“ übrigens auch über den Etikettenschwindel.)

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Nov
04
2008
1

Buchbesprechung: Klaus Werner / Hans Weiss „Das neue Schwarzbuch Markenfirmen”

Klaus Werner / Hans Weiss
Das neue Schwarzbuch Markenfirmen. Die Machenschaften der Weltkonzerne.

Es ist nicht gerade leicht verdauliche Kost, die uns die beiden österreichischen Autoren Klaus Werner und Hans Weiss in ihrem neuen Schwarzbuch Markenfirmen auf annähernd 400 Seiten präsentieren. Wer immer geglaubt haben mag, dass wir in einer freien Marktwirtschaft mit fairem Wettbewerb leben, wird hier schnell eines Besseren belehrt. So berichten die Autoren von der Bedeutung, die Korruption und Bestechung in unserem Wirtschaftssystem weltweit inzwischen erlangt haben und mit deren Hilfe auch umweltschädliche und für die betroffenen Regionen oft nachteilige Projekte realisiert werden. Die Gewinner sind andere – es sind die großen Weltkonzerne, die mit Hilfe der Politik und ihren Instrumenten wie WTO oder IWF, Zugang zu den Märkten in der ganzen Welt erlangen und ihren Einfluss dort zu Lasten der jeweiligen Staaten ausbauen.

Detailliert schildern Werner & Weiss die Menschenrechtsverletzungen, die diese Firmen billigend in Kauf nehmen, um ihre Geschäfte abzuwickeln. Und dies trifft die meisten der großen Firmen, quer durch die Branchen. Seien es die skandalösen Umstände, mit denen Shell und andere Ölkonzerne sich in den Rohstoffländern aufführen und die Ölförderungen betreiben. Seien es die bereits seit längerem bekannten skandalösen Zustände in den “Sweatshops” Asiens und Lateinamerikas, die für wenige Cent in der Stunde prestigeträchtige Kleidung für Nike & Co. herstellen. Ein eigenes Kapitel “verdienen” sich auch vermeintlich so honorige deutsche Unternehmen wie Bayer (wegen ihrer Verwicklung in den blutigen Bürgerkrieg im Kongo, der um die dortigen Bodenschätze geführt wird) oder Siemens (auf Grund ihrer Beteiligungen an ökologisch und ökonomisch höchst fragwürdigen Großprojekten wie Staudämmen in Indien oder China). Kaum eine Branche bleibt verschont – seien es die Lebensmittelindustrie, Spielzeughersteller oder Pharmafirmen, die mit dem Elend der Dritten Welt ihre Geschäfte machen und die Vor-Ort-Produktion kostengünstiger Generika für Aids-Kranke in Afrika per Gerichtsbeschluss verhindern lassen.

Dank der sich immer weiter beschleunigenden, neoliberal gestalteten Globalisierung ist die Macht einzelner Konzerne inzwischen so groß geworden, dass deren Umsätze das BIP ganzer Länder übersteigen – so liegen Multis wie Wal-Mart, ExxonMobil oder BP inzwischen auf einer Höhe mit Staaten wie Österreich, Indonesien oder Norwegen – mit den entsprechenden Folgen in Form der zunehmenden Einflussnahme durch diese Unternehmen und der Untergrabung unserer Demokratien.

Der vielleicht bedrückendste Teil des Buches befindet sich am Ende – auf ca. 100 Seiten werden die jeweils größten Vergehen von ungefähr 50 weltbekannten Marken und Konzernen aufgelistet, zusammen mit Ratschlägen, was man als einzelner gegen diese Umtriebe tun kann. Zu den hier behandelten Unternehmen gehören z.B. Aldi, Deutsche Bank, Dole, Exxon/Esso, Ford, H&M, Kraft (Philip Morris), Mattel, McDonald’s, Nestlé, Pfizer, Reebok und Unilever – also allesamt Firmen, die durch eine enorme Medien- und Werbepräsenz in aller Munde sind und (offenbar nicht ohne Grund) so viele Milliarden in Imagekampagnen stecken.

Kritisch, aber stets gut informiert, öffnen uns die beiden Autoren so die Augen für die Folgen der Globalisierung und darüber, wozu die ständig steigende Marktmacht einzelner Konzerne weltweit führt. Abgerundet wird das Buch mit vielen Literaturtipps und Links zu weiterführenden Informationen und Diskussionen im Internet. Beim nächsten Einkauf im Supermarkt oder Shopping-Center wird der Leser vielleicht einen anderen Blickwinkel auf die dort so bunt & billig lockenden Waren haben.

Siehe auch: http://www.markenfirmen.com (die eigene Website für dieses Buchprojekt)

(Mittlerweile ist übrigens auch das neue Buch von Klaus Werner-Lobo erschienen: Uns die Welt)

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