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Süß und gefährlich – die bittere Seite des Zuckers

Ein frohes neues Jahr Euch allen! Ich hoffe, 2014 wird ein gutes Jahr. Mal schauen, wie es hier im Konsumpf so weitergeht.

Zucker ist nicht einfach nur ein Gewürz, das Nahrung süßer macht – er hat viele negative Eigenschaften (u.a. die, dass er süchtig macht bzw. machen kann) und ist natürlich ein Riesengeschäft für die Lebensmittelindustrie. Die Zeit berichtete bereits 1991 über „Die Zucker-Mafia“ (leider, merkwürdigerweise, nicht mehr online; in Auszügen noch bei mir HIER nachzulesen). Seitdem hat sich m.E. nichts zum Besseren entwickelt. Das ZDF brachte in seiner Reihe ZDF Zoom vor Weihnachten die interessante Doku „Süß und gefährlich – die bittere Seite des Zuckers“:

Weihnachtszeit – Zuckerzeit! Nie schmeckt Süßes besser! Doch Naschen ist gar nicht das Problem. Der Süßwarenverkauf stagniert – und trotzdem verbrauchen die Deutschen immer mehr Zucker. Denn ein Großteil des Zuckers steckt dort, wo wir ihn nicht vermuten: in Wurst oder Käse, in Fertiglebensmitteln, Chips oder Pizza.

ZDFzoom begibt sich auf die Spur des Zuckers und fragt: Was macht Zucker mit unserer Gesundheit? Und wie viel Zucker steckt wirklich in unseren Lebensmitteln?

Dass zuviel Zucker für den Körper gefährlich ist, hat die Industrie lange erfolgreich bestritten. In älteren Studien wurde nämlich nicht unbedingt ein Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Gesundheitsgefahren festgestellt. Doch mittlerweile sind sich die Wissenschaftler einig: Zu viel Zucker kann gefährlich werden. Aktuelle Untersuchungen zeigen Zusammenhänge zwischen einem erhöhten Zucker-Konsum und einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.Mehr Zucker, mehr Gewinn?

Zucker findet sich in fast in allen Lebensmitteln – unter den verschiedensten Bezeichnungen. Die Allgegenwart hat längst nicht nur geschmackliche Gründe. “Zucker ist  Geschmacksträger. Er gibt Körper und Textur, ist Vorstufe für Bräunungsreaktionen. Die braune Brotkruste oder die Bratenkruste – die würde es ohne gewisse Mengen an Zucker gar nicht geben”,  erklärt Martin Schüring, Leiter der “Strategischen Forschung und Entwicklung“ im Technologie-Transfer-Zentrum (ttz) Bremerhaven. Dort werden Lebensmittel für die Industrie “optimiert”. Auf Zucker zu verzichten ist schwierig: “Insbesondere dann, wenn es natürlicher werden soll, wird es natürlich oft auch ein bisschen teurer”, sagt Schüring. (…)

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Werbung: einige volkswirtschaftliche und soziale Auswirkungen, Teil 2/2

Dies ist der zweite Teil des Artikels „Werbung: Einige volkswirtschaftliche und soziale Auswirkungen“ von Prof. Dr. Christian Kreiß der Hochschule Aalen. Den ersten Teil findet Ihr HIER.

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V. Werbung und Medien
Haupteinnahmequelle der privaten Fernseh- und Rundfunksender sind Werbeeinnahmen. (vgl. Geschäftsbericht Pro7Sat.1 Group für 2011, S.162: Von Gesamteinnahmen in Höhe von etwa 2,75 Mrd. Euro entfielen 85,7% bzw. etwa 2,35 Mrd. Euro auf direkte Werbeeinnahmen, die verbleibenden 14,3% bzw. knapp 0,4 Mrd. Euro im Wesentlichen auf indirekte Werbeeinnahmen wie Vermarktung von Rechten, Distributionsvereinbarungen, Telefonmehrwertdiensten und Verkäufen von Programmrechten) Aber nicht nur die privat- und zu einem guten Teil auch die öffentlich-rechtliche Fernseh- und Rundfunklandschaft, sondern auch ein großer Teil der Presse ist stark von Werbeeinnahmen abhängig. Im Durchschnitt der deutschen Zeitungen wurden 2008 etwa „zwei Drittel der Umsätze […] mit Anzeigen und Werbung und ein Drittel mit dem Verkauf erzielt“. (Bundesverband deutscher Zeitungsverleger, 27.8.2009: Bei Gesamteinnahmen der deutschen Tageszeitungen von 9,09 Mrd. Euro 2008 betrug allein der Werbeumsatz 4,37 Mrd. Euro.) Welche Folgen hat dies für die berichteten Inhalte?

In den 1980er Jahren gab es bei einem seinerzeit kleineren Pharmaproduzenten in München einen umweltschädlichen Vorfall, der Greenpeace München bekannt wurde. Als Greenpeace München sich daraufhin an eine große Tageszeitung wandte mit der Bitte um Berichterstattung erhielt es die Antwort, der Pharmaproduzent sei ein wichtiger Anzeigenkunde, man wolle von einer Berichterstattung Abstand nehmen. (Der Autor war seinerzeit aktives Mitglied bei Greenpeace München und hat diesen Vorfall selbst miterlebt.)

Durch die Abhängigkeit fast aller Medien von Werbe- und Anzeigeneinnahmen ist eine kritische Berichterstattung über die Werbekunden nicht zu erwarten, da sich die Medien sonst von ihren wichtigsten Geldgebern abschneiden würden. Man kann daher davon ausgehen, dass bei einem maßgeblichen Teil der deutschen (und internationalen) Medien auf bestimmten Gebieten einseitige Berichterstattung stattfindet: Halb-, Dreiviertel- oder Neunzehntel- Wahrheiten zu Gunsten der Industrie bzw. der Werbe- und Anzeigengeldgeber. Negative Aspekte oder tiefer gehende Kritik an den Werbekunden werden auf Grund der ökonomischen Abhängigkeitsverhältnisse häufig stillschweigend übergangen.

Laut einer Studie der Marquette University, Wisconsin gaben 90 aller befragten Nachrichtenjournalisten an, bereits mindestens einmal Druck seitens Werbekunden auf redaktionelle Inhalte erlebt zu haben. Mehr als ein Drittel sei einmal eingeknickt. (Vgl. Lasn, S.48)

Am 8.6.2013 berichtete die „Süddeutsche Zeitung“, dass der geschichtsträchtige Platz „Sol“ in Madrid umbenannt wurde in „Vodafone Sol“, weil Vodafone bereit war, hierfür 3 Mio. Euro zu bezahlen. Dies habe zu erheblichem Unmut in der spanischen Bevölkerung geführt, Madrids Herz sei nun verkauft worden. Unter der Überschrift „Zeitungen schweigen aus Angst“ führt die Süddeutsche Zeitung aus: „Die beiden großen Zeitungen El País und El Mundo haben die beispiellose Neuerung nicht kommentiert, geschweige denn bejubelt. Redakteure geben hinter vorgehaltener Hand zu verstehen, dass ihnen die Umbenennung überaus peinlich ist. Doch andererseits ist Vodafone ein potenter Anzeigenkunde, den man angesichts der finanziellen Schieflage der Verlage nicht vergrätzen dürfe.“

VI. Werbung und Gesundheit

Süßigkeitenwerbung für Kinder
Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft arbeitet in einer 29 Seiten umfassenden Broschüre heraus, dass Werbung nicht schuld an Übergewicht oder Fehlernährung von Kindern sei und dass statt gesetzlicher Werbeeinschränkungen Selbstverantwortung der Werbetreibenden der bessere Weg sei. Dies wird an Hand mehrerer wissenschaftlicher Studien belegt. (Vgl. ZAW, Kinder/ Werbung/ Ernährung) Auch sei der Einfluss von Werbung auf das Leben von Kindern allgemein stark überschätzt. (Vgl. ebd., S.12)

Unabhängige Untersuchungen wie beispielweise von foodwatch oder der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) kommen jedoch zu entgegengesetzten Resultaten (So lautet eine Überschrift im Foodwatch Report 2012: „Werbung und Marketing für Kinderlebensmittel – Wie die Lebensmittelkonzerne Kinder verführen, Eltern manipulieren und Familien belästigen“ Foodwatch Report, S. 29; Vgl. DGKJ 2010): Fernsehwerbung für Kinder funktioniere und führe zu Fehlernährung und Übergewicht; Firmen und Hersteller sprächen daher immer jüngere Altersgruppen an (auch 2- bis 5-Jährige), um das Essverhalten frühzeitig zu prägen; Werbung preise nicht das frische Obst, sondern Produkte, die kaum wertvolle Inhaltsstoffe, sondern viel zu viel Zucker, Fett und Salz enthielten. (Auf bei Kindern besonders beliebten Kanälen (MTV Pro7, Nickelodeon) fand sich 2010 ein Anteil von rund 98% ungesunder Produkte unter den beworbenen Lebensmitteln… „TV- Werbung für zweifelsfrei unbedenkliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse sei mit einem Anteil von 1% „praktisch unsichtbar“, so Children Now.“ Foodwatch Report 2012, S.37.) Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) bezieht sich hierbei auf über 200 Erhebungen und Studien weltweit und setzt sich für ein Werbeverbot für Kinder unter zwölf Jahren wie in Norwegen und Schweden ein. Die Aussagen der DGKJ werden in der Broschüre des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft nicht erwähnt.
Grundsätzlich stellt sich die Frage: Wenn Werbung wirklich so wenig Einfluss hat, wie der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft sagt: Weshalb umwerben dann die Hersteller von Süßigkeiten so stark und immer mehr gerade die Zielgrupe kleiner Kinder? (Vgl. DGKJ 2010: ein fernsehendes Kind sieht pro Jahr 20.000 bis 40.000 Werbespots. „Gut die Hälfte aller Spots vermarkten Süßwaren, Limonaden und Knabberartikel“. „Wir beobachten sogar die Tendenz, dass die Firmen und Hersteller immer jüngere Altersgruppen ansprechen.“ (Prof. Dr. Berthold Koletzko, Leiter der Ernährungskommission der DGKJ)) Warum entfällt dann der größte Teil der Werbeaufwendungen im Lebensmittelbereich, 23%, gerade auf die besonders ungesunden Süßwaren? (ZAW 2011, S.208)

Werbung und Pharmaindustrie
Die großen Pharmakonzerne geben weltweit deutlich mehr Geld für Werbung aus als für Forschung und Entwicklung. (Vgl. Angell, Der Pharma- Bluff, S. 37f) Auch die Gewinne der großen Pharmahersteller übersteigen die Ausgaben für Forschung Entwicklung bei weitem. Dennoch versucht die Branche nach Aussage der renommierten Ärztin und Journalistin Marcia Angell (Marcia Angell, Ärztin für innere Medizin und Pathologie war „Chefredakteurin des New England Journal of Medicin, der bedeutendsten medizinischen Fachzeitschrift der Welt“, Angell, S.2 ) durch geschickte Werbung gerade die gegenteilige Ansicht zu verbreiten: Dass die hohen Arzneimittelpreise an den hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung lägen. (Vgl. Angell, S.59ff.) Die hohen Werbebudgets der Branche, die diese Ansicht verbreitet, führen zu einer Fehlwahrnehmung in der Öffentlichkeit. Statt die reichlich zur Verfügung stehenden Gelder für die Erforschung wirklich innovativer Medikamente einzusetzen, wird ein großer Teil des Geldes laut Angell stattdessen für Marketing verwendet. Statt guter neuer Medikamente bzw. statt Gesundheit erhalten wir Verbraucher bunte Bilder und Werbespots über Gesundheit. Eine tragische Fehlverwendung von Ressourcen. (Vgl. Angell, S.72ff.)

In Deutschland führten gezielt Sorge hervorrufende Werbemaßnahmen der Pharmaindustrie mit der Absicht, Eltern zum vermehrten Impfen ihrer Kinder zu bringen dazu, dass Eltern die Gefahren von Zeckenbissen auf einer Skala der Wichtigkeit auf Rang 2, von Menengitis (Gehirnhautentzündung) auf Rang 4, von Kinderkrankheiten auf Rang 6 und von Hepatitis auf Rang 7 setzten – Risiken, die bei den Werbemaßnahmen eine große Rolle spielen. (Vgl. Hirte S.22. Hirte bezieht sich hierbei auf eine Studie des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit von 2005.) Dagegen gaben Experten, im Wesentlichen Ärzte, „den entsprechenden Risiken lediglich die Ränge 19, 20, 29 und 36 auf der Risikoskala.“ Diese interessante Beeinflussung der Wahrnehmung in der Bevölkerung zeigt anschaulich, wie Werbung die Meinung in die gewünschte Richtung lenken kann – zum Wohle der Pharmaindustrie. Die möglichen nachteiligen Folgen des Impfens für Kinder wie Allergien, rheumatischen Erkrankungen und Abwehrschwäche werden hingegen in der Regel kaum erwähnt. (Vgl. Hirte S.85 und 88)

VII. Politische Folgerungen

Wie in obigen Ausführungen aufgezeigt, hat Werbung diverse nachteilige Folgen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen. Entsprechend hätte eine Reduzierung von Werbung positive wirtschaftliche und soziale Auswirkungen.

Ein Weg in diese Richtung könnte die Einführung von Werbeeinschränkungen für diverse Branchen nach skandinavischem Vorbild sein. (Dies fordern viele unabhängige Fachleute dezidiert für Kinderwerbung: „Der Frankfurter Zukunftsrat setzt sich aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse, Daten und Fakten für ein Verbot von an Kinder gerichteter TV- Werbung für ungesunde Lebensmittel ein, wie es in ähnlicher Weise auch von medizinischen Fachgesellschaften gefordert wird.“ Foodwatch Report, S. 45) Selbstverständlich sollte nicht sämtliche Werbung davon betroffen sein, da es auch gute Hinweise auf sinnvolle Dinge gibt, etwa für sozial, ökologisch oder kulturell förderliche Produkte.

Besser als Verbote wäre unter marktwirtschaftlichen Aspekten vermutlich ein Einwirken auf die ökonomischen Anreizstrukturen. So könnte man einen erhöhten Mehrwertsteuersatz auf alle Werbeaktivitäten von anfangs etwa 25% einführen, der in einem angekündigten Stufenplan Jahr für Jahr erhöht wird. Diese allmähliche Verteuerung der Werbung würde dazu führen, dass sie langsam, aber sicher reduziert würde. Das hätte den Vorteil, dass die Werbebranche viel Zeit hätte, ihre Aktivitäten systematisch und sozialverträglich abzubauen.
Durch den allmählichen Abbau der unseren realen Wohlstand vermindernden Werbeaktivitäten würden viele Produkte und Dienstleistungen für uns Konsumenten langsam billiger, die Reallöhne würden steigen und Lebensstandard sowie Lebensqualität in unserem Land würden sich erhöhen.

Literatur

  • Angell, Marcia, Der Pharma- Bluff Wie innovativ die Pillenindustrie wirklich ist, Bonn/ Bad Homburg 2005
  • Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (Hg.), Agnes Pasquay, Zur Lage der Zeitungen in Deutschland 2009, 27.8.2009, www.bzdv.de
  • Bundesverband der freien Berufe (BFB), Werbung in den freien Berufen, Berlin 20.1.2005
  • Danoritzer, Cosima, Kaufen für die Müllhalde, Dokumentationsfilm, arte, 2011 Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Werbung schauen macht Kinder dick. Kinderärzte fordern Werbebeschränkungen, Berlin, 20. Okt. 2010
  • Die Welt in Zahlen 2012, brand eins Verlag, Hamburg 2011
  • Foodwatch Report 2012, Kinder kaufen Wie die Lebensmittelindustrie Kinder zum falschen Ernährung verführt, Eltern täuscht und die Verantwortung abschiebt, Berlin Februar 2012
  • Greenpeace Magazin, Hamburg 4/ 2010
  • Hirsch, Fred, Social Limits to Growth, London 2005
  • Hirte, Martin, Impfen Pro und Contra Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung, München, 2. Auflage 2008
  • Homburg, Christian und Krohmer, Harley, Marketingmanagement Strategie – Instrumente – Umsetzung – Unternehmensführung, Gabler- Verlag, Wiesbaden, 2. Auflage 2006
  • Kirsch, Guy, Neue Politische Ökonomie, Stuttgart, 5. Auflage, 2004
  • Lasn, Kalle, Culture Jamming – Das Manifest der Anti-Werbung, orange press, Mailand, o.D., deutsche Ersterscheinung 2005, englischsprachige Originalausgabe 1999
  • Lindstrom, Martin, Buy-ology Warum wir kaufen, was wir kaufen, Frankfurt 2009
  • Lorenz, Konrad, Das sogenannte Böse Zur Naturgeschichte der Aggression, München, 11. Auflage 1984
  • Mueller, Dennis C., Public Choice III, New York 2008
  • Pro7Sat.1 Group, Geschäftsbericht 2011
  • Reischauer, Claudia, Vermarkten für den Müll?, in: Absatzwirtschaft, Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf 12/2011, S. 18–25
  • Reuß, Jürgen, Dannoritzer, Cosima,
  • Schridde, Stefan und Kreiß, Christian (unter Mitarbeit von Winzer, Janis) (2013), Geplante Obsoleszenz, Entstehungsursachen, Konkrete Beispiele, Schadensfolgen, Handlungsprogramm, Gutachten im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Berlin 20.3.2013
  • Slade, Giles, Made to Break – Technology and Osolescence in America, Cambridge und London 2007
  • Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW, Werbung in Deutschland 2011, Berlin, April 2011
  • Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft ZAW, Kinder/Werbung/Ernährung Fakten zum gesellschaftlichen Diskurs, Berlin Oktober 2010

Zusammenfassung:
Der vorliegende Aufsatz zeigt auf, welche negativen Auswirkungen Werbung auf verschiedene gesellschaftliche Gebiete hat: Sie führt zu Fehlverwendung von Ressourcen, desinformiert, fördert geplante Obsoleszenz, vermindert die Pressefreiheit, macht unsere Kinder krank und führt zu höheren Medikamentenpreisen. Der Autor empfiehlt als politische Gegenmaßnahmen Werbeeinschränkungen und einen erhöhten Mehrwertsteuersatz auf Werbung.

Angaben zum Autor:
Der Autor studierte Volkswirtschaftslehre und promovierte in München über die Große Depression 1929 bis 1932. Nach neun Jahren Berufstätigkeit als Bankier in verschiedenen Geschäftsbanken, davon sieben Jahre als Investmentbanker, unterrichtet er seit 2002 als Professor an der Hochschule Aalen Finanzierung und Wirtschaftspolitik. 2004 und 2006 hielt er an der University of Maine, USA, Master of Business Administration (MBA)- Vorlesungen über investment banking. Zahlreiche Veröffentlichungen, Vorträge, Rundfunk- und Fernsehinterviews zur aktuellen Finanzkrise, geplantem Verschleiß und Wegen in eine menschengerechte Wirtschaft.

Homepage: www.menschengerechtewirtschaft.de.

Adresse:
Hochschule für Wirtschaft und Technik Aalen
Beethovenstr. 1 73430 Aalen

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Krabbenpulen für Abgebrühte

Okay, als Norddeutscher ist man eigentlich verpflichtet, Fischgerichte zu lieben. Aber, ehrlich gesagt, ich war noch nie ein Freund dieser Genüsse, und noch weniger von dem, was man euphemistisch als „Meeresfrüchte“ bezeichnet (als wenn es sich dabei nicht um Tiere handelte). Von daher fällt es mir auch nicht weiter schwer, meinen Krabbenkonsum konstant (bei Null) zu halten, selbst nach dem Anschauen der Dokumentation „Vorsicht Krabbe! Das große Geschäft mit dem kleinen Tier“ in der Reihe ZDFzoom. Besonders furchtbar finde ich die Szenen, in denen der sog. „Beifang“, also kleinere Fische und andere Lebewesen, in den Netzen verenden und anschließend wieder ins Meer gekippt werden. Schwer zu ertragen ist aber auch der Rest dessen, was dem Zuschauer da gezeigt wird – die Illusion, dass Krabben eine natürliche Leckerei seien, wird spätestens beim Anblick der Chemiemengen, die zum Konservieren hineingekippt werden, zerstört. Aber der Kunde will ja unbedingt möglichst billige Krabben, und das jederzeit und überall im Supermarkt. Die Folgen dürfen, wie üblich, Flora, Fauna und kommende Generationen ausbaden…

Sie ist so etwas wie ein kulinarisches Wahrzeichen für Norddeutschland, die Nordseekrabbe: eine leckere Delikatesse, verbunden mit viel Tradition. Früher ein rein regionales Produkt, findet man die Nordseekrabbe heute in jedem Discounter zu günstigen Preisen. Das macht neugierig. “ZDFzoom” blickt hinter die Kulissen und will wissen: Wie kann es sein, dass das leicht verderbliche Nahrungsmittel heute europaweit so günstig vertrieben wird?

Michael Höft beginnt seine Recherchen im Herzen der Krabbenindustrie: in Büsum. Von hier aus stechen die Kutter täglich in See, um die beliebte Nordseekrabbe zu fischen. Ihr Fanggebiet ist auch das Wattenmeer. Obwohl der Nationalpark Wattenmeer die höchste Schutzstufe genießt, die Deutschland vergeben kann, dürfen die Krabbenfischer auch dort ihrer Arbeit nachgehen. Aber ist das Fischen mit schwerem Geschirr tatsächlich vereinbar mit dem Umweltgedanken?

In Marokko gepult

Und noch etwas trübt das Bild. Schon lange werden die Nordseekrabben nicht mehr in Deutschland gepult, sondern vor allem im Billiglohnland Marokko. Mehrere Tage braucht ein LKW für die knapp 3000 Kilometer von Deutschland bis Marokko. In den afrikanischen Fabriken pulen Tausende Frauen bei Temperaturen um die neun Grad das Tier aus der Nordsee. Der Lohn für diese Knochenarbeit entspricht häufig nicht einmal dem in Marokko gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn. Und: Um die lange Reise von Europa nach Afrika und zurück gut zu überstehen, werden die Krabben ordentlich in Konservierungsmittel eingelegt. Natürlich gibt es dafür gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte, doch wie viel Konservierungsmittel nehmen wir zu uns, wenn wir Krabben essen, und wie gesundheitsschädlich sind sie eigentlich?

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Capri-Sonne erhält Goldenen Windbeutel 2013. Reaktionen und Gegenreaktionen

Vor einer Weile hatte ich ja auf die Wahl zum Goldenen Windbeutel, der dreistesten Werbelüge des Jahres, hingewiesen, die von der Verbraucherschutzorganisation foodwatch durchgeführt wurde. Helmut Schnug vom Kritischen Netzwerk hat den „Sieger“ gewürdigt und die Reaktionen darauf analysiert. „Capri-Sonne erhält Goldenen Windbeutel 2013. Reaktionen und Gegenreaktionen“:

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120.000 Verbraucher haben über aggressive Marketingmethoden bei Kinderprodukten abgestimmt – und entschieden: Die Werbung für den Soft-Drink Capri-Sonne ist die schlimmste. foodwatch wollte daher dem Hersteller Wild (SiSi-Werke) am 16. Mai am Firmensitz in Eppelheim bei Heidelberg den Goldenen Windbeutel 2013 für die dreisteste Werbemasche des Jahres verleihen.

Capri-Sonne (in der Geschmacksrichtung Orange) enthält pro 200-Milliliter-Beutel umgerechnet sechseinhalb Stück Würfelzucker und damit mehr als ein gleich großes Glas Fanta Orange. Da der Konsum zuckerhaltiger Getränke ohnehin bereits zu hoch ist und Übergewicht unter Kindern grassiert, forderte foodwatch das Unternehmen auf, alle Werbe- und Marketingaktivitäten zu stoppen, die sich gezielt an Kinder richten.

Capri-Sonne & Co. sind Dickmacher ersten Ranges, das ist wissenschaftlich erwiesen. Dennoch fixt Wild Kinder auf allen Kanälen an, immer noch mehr Zuckergetränke zu konsumieren – im Internet, Fernsehen, in der Schule, bei Sportveranstaltungen und sogar als Kinderbetreuer in Ferienanlagen. In einer ganzen Reihe von Studien ist der Zusammenhang zwischen Soft-Drink-Konsum und dem Risiko für die Bildung von Übergewicht belegt. In Deutschland gelten 15 Prozent der Kinder als übergewichtig, 6 Prozent sogar als fettleibig (adipös). foodwatch fordert daher ein grundsätzliches Verbot der Bewerbung unausgewogener Produkte direkt an Kinder.

Bei der von foodwatch ausgerufenen Online-Wahl zum Goldenen Windbeutel auf www.goldenerwindbeutel.de haben sich vom 18. April bis zum 15. Mai 2013 insgesamt 119.835 Verbraucher beteiligt. Das Ergebnis im Detail:

  • Capri-Sonne von Wild/SiSi-Werke: 51.054 Stimmen / 42,6 %
  • Paula von Dr. Oetker: 26.231 Stimmen / 21,9 %
  • Kosmostars von Nestlé: 24.710 Stimmen / 20,6 %
  • Monsterbacke Knister von Ehrmann: 11.580 Stimmen / 9,7 %
  • Pom-Bär von funny-frisch (Intersnack): 6.260 Stimmen / 5,2 %

Capri-Sonne richtet sich mit einer ganzen Reihe von Marketingaktivitäten direkt an Kinder und sucht dabei gezielt die Nähe zum Sport. Capri-Sonne tritt als Sponsor und Veranstalter von Sportevents für Kinder auf, betreut Kinder in Hotelanlagen, spricht diese gezielt mit einer Internetseite an und macht sie über ihre facebook-Seite zu Markenbotschaftern. Bis Anfang Mai verbreitete der Hersteller zudem werbliches Unterrichtsmaterial an Grundschullehrer, in dem Kindern die Ernährungsempfehlung ausgesprochen wurde, „viel“ Capri-Sonne zu verzehren. Nach der foodwatch-Kritik stoppte Wild die Verbreitung des Materials – ein erster, kleiner Erfolg des Goldenen Windbeutels 2013.

Anders als in den Vorjahren hatte foodwatch beim Goldenen Windbeutel 2013 nicht die Werbelüge des Jahres, sondern die dreisteste Werbemasche bei einem Kinderprodukt gesucht. Nachdem in den Jahren 2009 bis 2012 das Thema Etikettenschwindel im Blickpunkt stand, möchte foodwatch nun das Problem der Fehlernährung bei Kindern und die Verantwortung der Lebensmittelindustrie in den Fokus rücken. Bei einem Marktcheck mit mehr als 1.500 Produkten hat foodwatch 2012 belegt, dass drei Viertel der direkt an Kinder vermarkteten Lebensmittel zur Kategorie der süßen oder fettigen Snacks gehören. Das Angebot folgt einer ökonomischen Logik: Während die Gewinnmargen bei Obst und Gemüse unter 5 Prozent liegen, betragen sie bei Junkfood, Soft-Drinks und Süßwaren bis zu 18 Prozent. Lebensmittelhersteller haben daher ein finanzielles Interesse daran, möglichst viele unausgewogene Kinderprodukte zu verkaufen.

Obwohl foodwatch den fünf nominierten Unternehmen bereits zum Start der Abstimmung einen Besuch beim Gewinner für den heutigen Tag angekündigt und um ein Gespräch angefragt hatte, machte Wild die Schotten dicht. Das Unternehmen lehnte die Annahme des Preises ab. Die Pförtner forderten zunächst Fernsehteams und Hörfunkjournalisten auf, ihre Aufnahmen zu stoppen. Im Pförtner-Häuschen sagten sie den foodwatch-Aktivisten dann unter Ausschluss von Medienvertretern, dass die Geschäftsführung nicht im Hause sei und kein Unternehmensvertreter für ein Gespräch zur Verfügung stehe. Die goldene Windbeutel-Skulptur mussten die foodwatch-Aktivisten wieder mitnehmen: „Wir dürfen keine Gegenstände annehmen“, so die Pförtner. „Wir sollen ausrichten, dass die Deutsche SiSi das Geschenk nicht annimmt.“ Die Aufforderung „Lasst die Kinder mit Zuckerbomben-Marketing in Ruhe“ ließ foodwatch als alternatives „Geschenk“ auf der Straße vor der Pforte zurück.

Die Pförtner händigten lediglich eine schriftliche Stellungnahme aus, in der der Hersteller zwar erklärt, dass er (wie vorgeschrieben) alle Zutaten „vollständig“ und „auf jedem Beutel“ deklariert – aber mit keiner Silbe auf die Kritik am aggressiven Marketing bei Kindern eingeht.
Ihr foodwatch Team

Böse, böse Dickmacher

Am 19.05.2013 erschien in der Welt am Sonntag unter dem Titel “Böse, böse Dickmacher” ein Porträt über foodwatch. Nach Auffassung von foodwatch ist der Text in hohem Maße tendenziös, verzerrend und leider auch fehlerhaft. In einer ausführlichen Stellungnahme äußert sich foodwatch zu den Vorwürfen, zu denen die Verbraucherorganisation im Vorfeld der Veröffentlichung größtenteils nicht einmal befragt wurde. Hier die ersten Zeilen des Artikels:

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Böse, böse Dickmacher
Foodwatch inszeniert sich als David im Kampf gegen eine mächtige Industrie. Dabei übt die kleine Verbraucherorganisation mittlerweile selbst großen Einfluss aus – mit umstrittenen Methoden.
Grau ist der Mittwoch dieser Woche in Heidelberg-Eppelheim. Das winzige Trüppchen Demonstranten am Werkstor des Getränkeherstellers Wild fällt trotzdem auf. Eine Aktivistin steckt in einem Capri-Sonne-Orange-Kostüm und klagt in die Kamera der ARD: “Ich bin ein übersüßer Dickmacher und werde viel zu viel von Kindern verzehrt.” Ein junger Mann in knallroter Regenjacke versucht, einen fußballgroßen goldenen Windbeutel an den Pförtner des Unternehmens zu überreichen. Der Mann verweist die Demonstranten unwirsch vom Firmengelände.
bitte lest zunächst den vollständigen Artikel bei WELT.de  – weiter

Als Initiator des Kritischen Netzwerkes halte ich es für enorm wichtig, immer wieder aufzuzeigen, mit welcher Polemik und journalistischen Unkorrektheiten führende (Mainstream-)Medien hierzulande permanent aufrechte Einzelkämpfer und NGOs – wie in diesem Falle foodwatch e.V. – in der breiten Öffentlichkeit vorführen und verunglimpfen. Die wirtschaftlichen Interessen großer Tageszeitungen und anderer Medien sind natürlich legitim und damit auch ein positives, wohlwollendes Verhältnis zu den Werbekunden, aber eine dringend notwendige Verbraucheraufklärung durch sachliche wie nachweisbare Fakten bleibt oftmals auf der Strecke. Und hier kommen wir ins Spiel: partei- und wirtschaftsunabhängige alternative NGOs, Medien und Blogger.

Die offizielle Stellungnahme von foodwatch zum foodwatch-Porträt in der Welt am Sonntag vom 19.5.2013 muss deshalb im KN eine besondere Aufmerksamkeit erfahren und ich bitte alle LeserInnen, sich daraus selbst eigene Gedanken zu machen und mögliche Konsequenzen hinsichtlich Kauf- und Leseverhalten zu ziehen. Den engagierten Frauen und Männern des Vereines foodwatch e.V. gebührt jedenfalls mein Respekt und darf sich eines weiteren medialen Supports durch das Kritische Netzwerk sicher sein.

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Stellungnahme zum foodwatch-Portrait „Böse, böse Dickmacher“ in der Welt am Sonntag vom 19. Mai 2013
Berlin, 20. Mai 2013

Wir freuen uns über das Interesse der Welt am Sonntag (WamS) an foodwatch – es ist ja nicht alltäglich, dass ein fünfköpfiges Autorenteam sich mit der Arbeit einer NGO befasst. Dabei haben wir nicht den Anspruch, dass unsere Positionen am Ende von jedem geteilt werden. Selbstverständlich freuen wir uns auch über die notwendige kritische Begleitung, wenn sie fair und nach guter journalistischer Praxis erfolgt. Der am 19. Mai erschienene Text „Böse, böse Dickmacher“ ist jedoch in hohem Maße tendenziös, verzerrend und leider auch fehlerhaft. Viele Faktendarstellungen von Autoren und Zitatgebern halten einer Überprüfung nicht stand, zu den meisten im Text transportierten Vorwürfen ist foodwatch noch nicht einmal befragt worden.

Die Vermutung drängt sich auf, dass da die These des Artikels von Vornherein feststand und durch allzu viel Recherche auch nicht zerstört werden sollte – dies zeigt sich in jeder Passage des Textes und war auch bereits unser Eindruck , als uns in der vergangenen Woche die Anfrage des Redaktions-Hospitanten erreicht hat.

Gern möchten wir eine Reihe von Punkten richtigstellen und geraderücken:
1. Die Fehlerkette beginnt schon beim Aufmacher-Bild, das die WamS aus unserem Presse-Downloadbereich entnommen hat, und der zugehörigen Bildunterschrift: Bei den gezeigten handelt es sich keineswegs, wie die WamS schreibt, um „von foodwatch als ungesund eingestufte Produkte“, sondern schlichtweg um eine von foodwatch unkommentiert gelassene Zusammenstellung von Kinderlebensmitteln, die die Vielfalt von Verpackungsgestaltungen zeigen sollen, mit denen Lebensmittelhersteller Kinder ansprechen. Die angebliche Einstufung als „ungesund“, die bei einigen der abgebildeten Produkte zudem unsinnig ist, ist eine freie Erfindung der Redaktion.

2. Die Autoren erwecken durch ihre reportage-artige Schilderung im Einstieg des Textes den Eindruck, sie wären sie bei der foodwatch-Aktion zur Verleihung des Goldenen Windbeutels bei Capri-Sonne in Heidelberg-Eppelheim dabei gewesen. Tatsächlich war kein Vertreter der Welt oder der WamS vor Ort. foodwatch hätte diese Möglichkeit gern eingeräumt, es gab jedoch zu keinem Zeitpunkt eine Anfrage für die Teilnahme an der Aktion.

3. Frei erfunden ist die Darstellung, dass am vergangenen Freitag foodwatch-Mitarbeiter „gemeinsam die Resonanz der Windbeutel-Kampagne“ auswerteten – auch wenn die Autoren den Eindruck erwecken, bei einer solchen Besprechung dabei gewesen zu sein, es gab keine solche. Das mag zwar eine Kleinigkeit sein, zeigt jedoch, wie genau es die WamS-Autoren mit der Wahrheit nehmen. Nach einem unangekündigten Überraschungsbesuch des Redaktionshospitanten am Freitagmorgen, der „zufällig in der Gegend“ gewesen zu sein vorgab, hatten sich vielmehr zwei foodwatch-Mitarbeiter die Zeit genommen, Fragen zum Goldenen Windbeutel im Interview mit dem WamS-Hospitanten zu beantworten.

So ungewöhnlich dieses Vorgehen, so ungewöhnlich der gesamte Weg der WamS-Recherchen: Der Redaktionshospitant hatte in der vergangenen Woche in der foodwatch-Pressestelle angefragt, ob er kurzfristig einen Tag im foodwatch-Büro verbringen könne, um Eindrücke zu gewinnen. Solche Besuche machen wir zwar grundsätzlich immer wieder möglich (in der Vergangenheit auch schon für eine Journalistin der Welt), aus zeitlichen Gründen mussten wir dies wegen der Verleihung des Goldenen Windbeutels für die vergangene Woche jedoch absagen. Stattdessen hatten wir wunschgemäß für Freitag ein Telefonat zum Goldenen Windbeutel in Aussicht gestellt. Daraus wurde dann der beschriebene Überraschungsbesuch und im Anschluss eine Reihe von E-Mails, in denen der Redaktionshospitant foodwatch mit verschiedenen Vorwürfen in Form von Zitaten konfrontierte, über deren Urheber er größtenteils noch nicht einmal informiert war. Zu allen Fragen und Vorwürfen haben wir ausführlich mit Stellungnahmen geantwortet, was nur zu einem geringen Teil redaktionell berücksichtigt wurde. Zum Großteil der im Text genannten Kritikpunkte und Vorwürfe wurde foodwatch jedoch gar nicht erst um Stellungnahme gefragt. Dies widerspricht nicht nur den Grundregeln journalistischen Arbeitens, sondern führt auch zu einer Reihe von Falschdarstellungen und Verzerrungen, auf die wir im Folgenden eingehen möchten.

4. Die WamS macht sich leider nicht die Mühe, die von foodwatch im Zuge der Wahl zum Goldenen Windbeutel formulierte Kritik korrekt oder vollständig wiederzugeben. Diese befasst sich vor dem Hintergrund des unter Kindern grassierenden Übergewichts mit den vielfältigen und aggressiven, gezielt auf Kinder zielenden Marketingmethoden für unausgewogene Produkte, so zum Beispiel für dem stark zuckerhaltigen Soft Drink Capri-Sonne, der aus der Online-Wahl als „Sieger“ hervorging. Hätten die Autoren diesen Zusammenhang aus gesundheitlichen Problemen, unausgewogenen Produkten und aggressivem Marketing gezielt an Kinder dargestellt, so wäre dem Leser auch schnell klar gewesen, dass das vom Capri-Sonne-Hersteller zur Entgegnung angeführte und von der WamS ohne Einordnung übernommene „Argument“, dass der Hersteller schließlich auch ein „Capri-Sonne Bio-Schorly“ anbiete, mit der eigentlichen Kritik überhaupt nichts zu tun hat – auf diese ist das Unternehmen in seiner Stellungnahme nämlich gar nicht erst eingegangen. Stattdessen hat es nach der foodwatch-Kritik die Verbreitung von „Unterrichtsmaterialien“ an Grundschullehrer, die in Wahrheit Werbebroschüren für Capri Sonne sind, gestoppt . Ebenfalls eine bekannte Tatsache, die die WamS unerwähnt lässt.

► bitte lest die vollständige foodwatch – Stellungnahmeweiter 

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Ein Dorf will vegan leben

Wie Ihr sicherlich wisst, versuche ich in meinem Konsumpf-Blog nicht nur die dunklen Seiten der uns umgebenden Welt zu beleuchten, sondern hin und wieder auch Beispiele für positive Entwicklungen zu geben (reine Nörgel- und Meckerblogs gibt es schon genug). Deshalb möchte ich Euch heute kurz von einer Aktion berichten, die in der Sendung quer zu sehen war – „Fleischloses Thannhausen: Dorf will vegan werden“:

Fleischskandale, Massentierhaltung, Klimawandel – die massenhafte Fleischproduktion hat Schattenseiten, die einem die Lust auf den Braten verderben können. Wie im ganzen Land plagt auch viele Bürger im schwäbischen Thannhausen das schlechte Öko-Gewissen. Über 100 von ihnen machen jetzt ernst und steigen während der Fastenzeit auf vegane Ernährung um – eine Revolution, die den kleinen Ort in Fleischesser und Fleischverweigerer spaltet.

 

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In aller Munde: Pferdefleisch

© Julia Rams, Spiegel Online „Spam“

Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, zu dem sogenannten „Pferdefleischskandal“ nichts zu schreiben, weil ich es irgendwie albern finde, wie sehr sich nun überall, vor allem in den einschlägigen Medien, darüber aufgeregt, dass „arme Pferde“ statt „richtigem Fleisch“ in Billigfertigkost verwurstet wird. Oder dass die Lebensmittelindustrie tatsächlich die Verbraucher betrügt. Hallo?! Haben die Leute die letzten Jahrzehnte irgendwo auf dem Mond verbracht? Seit Jahr und Tag versuchen die Konzerne, ihren Profit auf Kosten auch der Verbraucher zu maximieren, und da man in Deutschland ja für seine Nahrung am liebsten ganz ganz wenig ausgeben will (um das Geld lieber in neue Handys oder anderen Zinnober zu stecken), kann es eh nie billig genug sein. Qualität ist egal, Hauptsache, es ist irgendwie noch essbar, notfalls mit viel Gewürzen und Soßen. Klar, dass die üblichen Verdächtigen wie Nestlé auch mit von der Partie sind, wenn es ums Täuschen der Kunden geht, schließlich tricksen sie ja auch sonst gerne mal mit den Verpackungen und Inhaltsstoffen ihrer Produkte.

Naja, ein paar interessante Artikel sind mir zu der Thematik positiv aufgefallen, und diese will ich Euch heute kurz vorstellen. Da wäre zum einen „Die absolute Lächerlichkeit des ‚Pferdefleischskandals‘“ von Kathrin Hartmann:

Menschen, die regelmäßig das Fleisch von Kühen, Schweinen, Schafen, Ziegen, Hasen, Rehen, Hirschen, Elchen und ihren Babys essen, von Puten, Hühnern, Enten, Straußen, Fischen, Krebsen, Octopussen und Muscheln, regen sich darüber auf, dass sie Fleisch vom Pferd gegessen haben.

Deutsche, die im Schnitt jedes Jahr 89 Kilo Fleisch und im Lauf ihres Lebens 661 so genannter Nutztiere verspeisen und deshalb vollkommen einverstanden damit sind, dass in Deutschland jedes Jahr 700 Millionen Tiere (u.a. 3,6 Millionen Rinder, 60 Millionen Schweine, 450 Millionen Hühner) umgebracht werden, halten es für einen “Skandal”, dass auf dem Leichenberg auch 12 000 geschlachtete Pferde zu finden sind.

Menschen, die kein Problem damit haben, sich mit der Haut von toten Rindern, Pferden und Schweinen zu bekleiden, die das Fell brutal getöteter Hasen, Nerze, Füchse, Waschbären, Marderhunde, Nutria, Chinchillas, Hunde und Katzen als Pelzmütze auf dem Kopf und Pelzkragen um den Hals tragen, halten es für ein Tabu, Pferde zu essen. (…)

Auch Feynsinn schrieb etwas zur Fleischproblematik und hat mit seinem Artikel „Fast Vegetarier“ eine wahre Kommentarflut in seinem Blog ausgelöst – wie immer, wenn man das Thema Fleisch auf den Tisch bringt und Fleischesser mit den Konsequenzen und Implikationen ihres Tuns konfrontiert, schwappen die Wogen der Empörung hoch:

Ein Wort zu Vegetariern und dem, was sie tun respektive nicht tun. Sie essen kein Fleisch. Ihre Argumente dafür sind so stichhaltig, unwiderlegbar, richtig und überzeugend, dass man sie gar nicht wiederholen muss. Ich sage das ohne jede Ironie. Die Gegenargumente sind peinlich und windschief, falsch sowieso und eben das, was geliefert wird, wenn die kognitiven Dissonanzen versuchen, eine Golden Gate Bridge zu konstruieren, um ihre Eseleien darüber in die Gemütlichkeit des rustikalen Steak Houses zu führen. Ich erlaube mir an dieser Stelle eine gewisse Häme, was nicht klug ist, aber Spaß macht – so wie Fleisch essen eben. Ich kenne das nur zu gut – von mir selbst.

Man kann das alles zum Ersten entspannter haben, indem man mal aufs Argumentieren verzichtet. Da ist nichts zu rechtfertigen, außer mit der schlichten Gewohnheit, antrainiertem Verhalten, Konditionierung. Es gab immer Fleisch bei uns, das war das Hauptgericht am Hauptgericht, wir konnten uns das leisten. Für die Generation unserer Eltern etwas, das ihnen Reichtum bedeutete, für uns einfach lecker und selbstverständlich. Wer jeden Tag dasselbe genießt, will darauf nicht verzichten, kann es gar nicht und lässt sich äußerst ungern sagen, er sei deshalb verkommen. Schlimmer noch: Allein der Hinweis darauf, dass das irgendwie nicht selbstverständlich ist, treibt ihm das Adrenalin ins Blut. Kenne ich. Das ist völlig in Ordnung. (…)

(…) Seitdem ich also die Angst abgelegt habe, in die Hölle zu kommen, wenn ich Fleisch esse, wird das paradoxerweise immer weniger. Es ist auch kaum mehr Industriefleisch dabei, das ich für mich allein überhaupt nicht mehr kaufe. Vegetarische Küche kann saulecker sein, man kennt nur zu wenig davon, wenn es immer Schnitzel gibt. Auch das geht übrigens: Wenn man mit Menschen zusammen lebt, die andere Entscheidungen treffen, muss man sie gar nicht bevormunden oder in Diskussionen verwickeln. Wenn ein Kumpel das Grillfleisch aus der Kühltheke haben will, kann ich ihm das mitbringen. Was er mit der Erfahrung macht, dass ich mir dann etwas anderes brutzele, ist seine Sache. Vielleicht wird er sich sogar genau die Fragen stellen, die er von mir nicht hören möchte.

Der Duckhome-Blog kommt in gewohnt pointierter und nicht ganz unpolemischer Weise zu „Erkenntnis durch Pferdefleisch“:

(…) Doch zweifellos hat die Affäre auch was Gutes. Denn endlich wird mal wieder thematisiert, wie die Lebensmittelmafia agiert. Rohstoffe und Halbfertigprodukte werden von der EU subventioniert durch halb Europa hin und her gekarrt. Kein Mensch kann mehr nachvollziehen, woher die Bestandteile eines Fertiggerichts stammen und wie und wo sie verarbeitet wurden. Damit das so bleibt, hat die Lobby alle Versuche unterbunden, auch nur ein ganz klein bisschen Transparenz bei der Lebensmittelkennzeichnung vorzuschreiben.

(…) Dank der aktuellen Aufregung um das Pferdefleisch kann sich künftig jedenfalls niemand mehr damit rausreden, er habe das alles nicht gewusst. Das Problem scheint mir eher zu sein, dass die meisten Menschen gar nicht wissen wollen, was es mit ihren Lebensmitteln auf sich hat, besonders wenn es um Fleisch geht. (…)

Duckhome legt übrigens heute in „Pferdefleisch und Kapitalismus“ noch einmal nach:

(…) Man kann eine anständige menschliche Ernährung nicht mit den Werkzeugen des Großkapitals sicher stellen.

Grundlage allen Übels ist die Gießkannensubventionitis die vor allen Dingen Größe belohnt und nur die industrielle Landwirtschaft wirkiich fördert. Ein erster Schritt wäre alle Betriebe die größer als 60 ha sind grundsätzlich von allen Subventionen auszuschließen, wenn sie nur eine einseitige Wirtschaft betreiben. Wer Pflanzen- und Tierzucht betreibt, könnte bis zu 120 ha gefördert werden und für Teichwirtschaft oder Forst kämen jeweils weitere 60 ha Förderfläche hinzu. Für gesetzlich vorgeschriebene Ersatzflächen gäbe es überhaupt gar keine Subvention.

Damit würden europaweit Mittel in Milliardenhöhe frei. Ein Teil dieses Geldes könnte für eine einmalige Einrichtungssubvention von kleinen bis mittelständischen Schlachthäusern (max. 50 Mitarbeiter) ausgegeben werden, die aber nicht in industrielle Strukturen eingebunden sind. Wenn man gleichzeitig Schlachtviehtransporte über mehr als 100 km vollständig untersagt, hat man automatisch Regionalität und Tierschutz. Gleichfalls sollte der Transport von Mastvieh über mehr als 100 km ebenfalls verboten werden.

Dazu sollten die Regeln von Bioland, Demeter, und Naturland zusammengefasst die gesetzliche Grundlage für jeden land- und forstwirtschaftlichen Betrieb sein. Lediglich im Bereich der Düngung, sollten deren Regeln durch eine Stall- / Hoftürbilanz erweitert werden, die es erlaubt Acker-, Weideland, Teich- und Forstflächen mit all den Nährstoffen zu versorgen, die ihnen entnommen wurden. In diese Bilanz müssen bis zum Treibstoff für die Maschinen und dem Strom alle Energien einfließen. Dazu muss ein Programm zur definierten Bodenverbesserung erlaubt bleiben, die aber natürlich wie die Düngung auch nur im Rahmen der sonstigen Regeln erlaubt werden kann.

Damit auf dem deutschen Markt faire Bedingungen herrschen müssen die gleichen Bedingungen natürlich auch für Importe gelten. Das kann und wird einschneidende Folgen haben, wie das Beispiel Kaffee zeigt, der auf dieser Produktionsgrundlage wohl genausowenig verkauft werden dürfte wie die meisten Bananen.

Für das Großkapital wäre eine solche Landwirtschaft natürlich wirtschaftlich uninteressant, da sie arbeitsintensiv und dezentral organisiert sein müsste und sich nicht für gezielte Ausbeutung eignet. Die Börsenwerte von vielen deutschen Chemieunternehmen die ihr einziges Potential in der bewussten und systematischen Vernichtung der Umwelt und der Menschen sehen, wäre dies ein harter Schlag, der aber nur die Leute trifft, die jahrzehntelang von der Missachtung der Menschenrechte profitiert haben. (…)

Zum Schluss noch ein Beitrag aus der BR-Sendung quer, in der es ebenfalls um die Lebensmittel- bzw. Fleischindustrie und die in ihr üblichen Abläufe geht – „Pferdefleisch überall – Was Europa wirklich zusammenhält“:

Letzte Woche kam raus: in manchen Fertiggerichten aus der Kühltruhe steckt undeklariertes Pferdefleisch. Doch mittlerweile fragt man sich schon fast, in welcher Tiefkühlware eigentlich KEIN Pferdefleisch ist. Und Ilse Aigners Zehn-Punkte-Pläne, die sie seit Amtsantritt regelmäßig präsentiert, sobald ein neuer Lebensmittelskandal auftaucht, verlieren immer mehr an Glaubwürdigkeit. Doch egal ob BSE, Gammelfleisch, Dioxin – an der Esskultur hat sich in Deutschland nur marginal etwas geändert. quer fragt: Sind wir insgeheim sogar dankbar, wenn wir von unappetitlichen Details verschont werden und dafür weiterhin billig essen können?


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Agraprofit – Hauptsache billig

Es gibt so Momente, wo ich mich frage, ob es überhaupt noch einen Sinn hat, so einen Blog wie diesen hier zu betreiben. Nein, damit meine ich nicht den allgemeinen Blogger-Blues, den jeder kennt, der selbst ins Internet schreibt. Sondern die Zweifel daran, inwieweit das, was man so schreibt, überhaupt etwas bewirkt. Bewirken kann. Denn allgemein geht man ja doch davon aus, dass man Menschen nur entsprechend aufklären müsse, und schon wird aus schädlichem sinnvolles Handeln. Gerade im Bereich des (Lebensmittel-)Konsums vesucht unsereiner durch Aufdecken von Missständen und Skandalen ein Umdenken beim Käufer anzustoßen. Wer sich allerdings dieses Video der großartigen Guerilla-Aktion Agraprofit anschaut (enstanden im Auftrag der gemeinsamen Kampagne “Öko+Fair” von Weltladen Dachverband e.V. und Naturland e.V. und von der Agentur YOOL realisiert), der kann schon verzweifeln. Unglaublich, wie tief das „Geiz ist geil“-Mantra mittlerweile bei vielen Leuten verankert ist.

Agraprofit – überwiegt die Schnäppchenmentalität oder ein „ethisches Bewusstsein“ ?

Der Kurzfilm dokumentiert eine Guerilla Aktion, die im September 2012 auf dem Wochenmarkt einer deutschen Großstadt durchgeführt wurde. Das fiktive Unternehmen „Agraprofit” ist neu auf dem Markt und hat ein innovatives Verkaufskonzept: Billige Produkte und gleichzeitig volle Transparenz der Produktionskette. Es konfrontiert die Kundschaft dezent lächelnd mit den Produktions- und Handelsbedingungen der angebotenen Billiglebensmittel. Schilder zeigen, was hinter den Produkten steckt: Zum Beispiel “Kinderarbeit? – Dann sind sie wenigstens weg von der Straße!”. Hintergrund der Aktion: Deutsche zählen zu den größten Schnäppchenjägern Europas. Noch immer ist der Preis, insbesondere bei Lebensmitteln, wichtigstes Kaufkriterium. Die Lebensmittelindustrie täuscht mit schönen Werbeslogans über die fragwürdige Entstehung der Billigprodukte hinweg. Aber wie aufgewühlt, beunruhigt oder auch unbeeindruckt reagieren die Menschen, wenn sie direkt hören, welche Zustände andernorts mit ihrem Einkauf verbunden sind? Der Film dokumentiert die verschiedenen Reaktionen und hinterlässt die Frage, wie man selbst reagiert hätte. Was die Käufer nicht wissen: Alle Erzeugnisse an diesem Marktstand kamen aus Öko-Landbau und Fairem Handel!

Die Aktion fand im Rahmen der Kampagne „Öko + Fair ernährt mehr!” von Naturland und dem Weltladen-Dachverband statt. Konzipiert und produziert wurden die Aktion und der Film von der Agentur YOOL. Mehr Infos unter: www.oekoplusfair.de oder www.agraprofit.de

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Irreführende Gütesiegel – Täuschen & Tricksen der Industrie

Mittlerweile sollten wir es ja gewohnt sein, dass uns die Lebensmittelindustrie mit immer neuen Tricks und Kniffen hinters Licht zu führen versucht. Da werden Inhaltsmengen bei gleicher äußerlicher Verpackungsgröße schrittweise verkleinert, da werde gute Zutaten durch billigere ersetzt, es wird mit künstlichen Aromastoffen, Geschmacksverstärkern und vielem mehr hantiert, immer auf der Suche nach dem Weg, den Verbraucher maximal auszunehmen. (Langfristige) gesundheitliche Aspekte spielen in den Überlegungen der Unternehmen offenbar keine Rolle, wie auch foodwatch immer wieder aufdeckt.

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Lesetipps: Saatgut-Monopol gekippt | Essbare Stadt | Facebook | Gefährlicher Wahnsinn Auto

Heute möchte ich meine Lesetipps mal mit einer positiven Meldung  beginnen, die wir überraschenderweise der EU zu verdanken haben – der Europäische Gerichtshof hat nämlich, so vermeldet u.a. Spiegel Online, das „Saatgut-Monopol der Konzerne gekippt“. Man mag es kaum glauben, aber so wird dem schändlichen Treiben von Firmen wie Monsanto, Syngenta oder Bayer also tatsächlich Einhalt geboten, zum Wohle der Landwirte und Verbraucher.

(…) Denn künftig dürfen Bauern ihre alten Gemüse- oder Getreidesorten auch dann anbauen, wenn industrielle Saatguthersteller sie nicht mehr anbieten. In Deutschland machte vor Jahren der Fall der Kartoffelsorte Linda Schlagzeilen. Diese wurde vom Hersteller aus dem Saatgutregister genommen, weil die Firma verhindern wollte, dass die Landwirte die Sorte lizenzfrei nutzen. Bauern und Verbraucher beschwerten sich über das Verschwinden der beliebten Sorte. Mit dem Urteil des EuGH wäre ein solcher Fall künftig nicht mehr möglich. Denn jeder Bauer kann nun die gewünschte Sorte anbauen und vertreiben.

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Wie mit Lebensmitteln getrickst wird

Klar, mit folgendem Beitrag, der vor einer Weile im ARD-Magazin Plusminus lief, erzähle ich den meisten meiner Leser sicherlich nichts Neues – „Natürlich glücklich – wie mit Lebensmitten getrickst wird“. Denn dass uns die Industrie vor allem im Nahrungsbereich via Reklame und Lobbyismus hinters Licht führt, wo es nur geht, sollte eigentlich allgemein bekannt sein. Niemals darf man einer Verpackung trauen, Werbeversprechen sollen in der Regel nur von den wirklichen Nachteilen eines Produkts oder seiner Produktion ablenken, und wann immer es möglich ist, drücken die Hersteller auf die Kostenbremse. Umso erschreckender, dass die Passanten, die in der Plusminussendung zu Wort kommen, derart naiv sind und ihnen naheliegende Schlussfolgerungen – Firmen zu meiden, die einen belügen und generell weniger Industrieware zu kaufen – nicht einfallen. Immerhin erfreulich, dass sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen wenigstens ab und an diesem Thema widmet – aber leider ohne größere Folgen, denn natürlich dürfen die angesprochenen Firmen wie Landliebe, Bärenmarke & Co. weiterhin ihre Lügenreklame ausstrahlen…

Saftig grüne Wiesen, glückliche Kühe und ehrliche Bauern, die uns täglich mit dem Besten von der Kuh versorgen: Das verspricht die Werbung: ein Stück gesundes Landleben, natürliche Qualität zum fairen Preis. Und das geht? Jürgen Stellpflug vom Verbrauchermagazin “Ökotest” weiß: “Die Verbraucher sehnen sich nach einer heilen Welt und die Sehnsucht wird mit solchen Bildern gestillt.” Marketinggag oder wirklich glückliche Kühe? Wie realistisch sind diese Weide-Bilder?

Wir folgen der Betriebsnummer des Discounter-Schmand-Bechers von Netto: Statt in die Alpen führt sie uns nach Erfurt. Ins Werk von Osterland/Deutsches Milchkontor. Bergen und Seen sind weit und breit nicht zu sehen. Wir stehen vor dem Werk und folgen Milchwagen. Einer führt uns zwei Stunden weit entfernt in eine Stallanlage: Keine Idylle sondern Baracke statt Berge. Frisches Weidegras für die Kühe: Fehlanzeige. Stattdessen finden wir leere Futterpackungen vor den Stalltoren. Nur, was steckt drin?

Das wollen wir genau wissen und fahren mit den Futtertüten zum Verbrauchermagazin Ökotest. Chefredakteur Jürgen Stellpflug testet monatlich bis zu 1.000 verschiedene Produkte auf Schad- und Inhaltsstoffe. Er sieht sich das Kraftfutter ganz genau an und stellt fest, es handle sich um typisches Kraftfuttermittel für Hochleistungskühe mit genmanipulierten Sojabohnen. (…)

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