Mrz
06
2013
2

H&M – der karitative Konzern?

Es ist doch immer wieder goldig, wenn multinationale Konzerne versuchen, sich mit Hilfe des sog. Greenwashings ein besseres Image zu verschaffen. Die schwedische Modekette H&M hatte in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen, da das via Reklame transportierte Saubermann-Image nicht so recht zu den tatsächlichen Arbeitsbedingungen in den Fabriken passt, die für das Unternehmen die hierzulande so günstigen Klamotten zusammennähen. Doch nun tritt H&M die Flucht nach vorn an und versucht sich mit einer neuen Idee zu präsentieren und dabei nebenbei auch gleich noch weitere Kundenbindung zu betreiben – quer berichtet in „Altkleiderkampf: H&M bringt Sozialdienste in Not“ über die neuesten Umtriebe dieser Firma:

Abgetragene Kleider können ein einträgliches Geschäft sein: 450 Euro pro Tonne lassen sich derzeit damit erzielen. Bisher haben meist karitative Organisationen ihre sozialen Dienste damit teilfinanziert. Doch jetzt haben auch klamme Kommunen und Bekleidungsunternehmen diesen Markt entdeckt. Die Modekette H&M bietet seit dieser Woche ein Einkaufsgutschrift von 15% auf abgegebene Altkleider. Das soll die Umwelt schützen – steigert aber vor allem das Image der Billigmarke. Ein plumper Versuch von “Greenwashing” (was ist das?), der Sozialdiensten den Markt abgräbt?

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Jul
10
2012
1

H&M und beworbene Kunstprodukte

Das „Kunst“ in „Kunstprodukte“ verstehe ich hier natürlich im Sinne von „künstlich“! Ich finde, es ist mal wieder an der Zeit, in meinem Blog ein bisschen etwas Adbusting zu bringen – und so werde ich hier in den nächsten Tagen ein paar aktuelle Beispiele und Beiträge zu dem Thema vorstellen (und damit ein wenig zu den Ursprüngen des Konsumpfs zurückkehren).

Über das abartige Frauenbild, das uns die Marketingleute in ihrer Reklame aufs Auge drücken, habe ich ja schon oft berichtet. Dass die schwedische Billigmodenkette H&M, ganz vorne dran ist, wenn es um das Verbreiten eines völlig überzogenen Schlankheitswahns geht, dürfte hinlänglich bekannt sein. Schon vor einigen Jahren stellte ich in dem vielbeachteten Artikel „Werbung gegen Realität: H&M“ (einer meiner meistgeklickten Beiträge, neben z.B. der Aufklärung über die Discounter) ein sehr gelungenes Adbusting vor, das die Botschaft der Werber auf den Punkt brachte – „Hager & Mager“. (Davon, dass der Konzern die hierzulande als so cool vertriebene Kleidung oft genug unter schändlichen Bedinungen in Billiglohnländern produzieren lässt, will ich hier gar nicht erst anfangen, das ist ein eigenes Thema.)

Nun gibt es, wie ich im Internet erfahren habe, eine neue H&M-Kampagne, die für einigen Wirbel sorgt, da sie wiederum so offensichtlich mit am Computer extrem nachbearbeiteten und geschönten Models arbeitet, dass man es fast schon als Parodie auffassen muss, was uns da geboten wird. Der Blog von MINA sagt kurz und knapp „H&M: Fick dich“ dazu. Bemerkenswert finde ich vor allem die Feststellung im zweiten Absatz, die mir so bislang auch nicht bekannt war:

(…) Und H&M hält mir alle 50 Meter auf großen Plakaten unter die Nase, wie ich bitteschön auszusehen hätte. Es macht mich wütend. Es macht mich komplett rasend. Ich warte auf den Moment, an dem ich die Plastikscheiben einschlage um die abgebildeten Plastikmodelle zu zerreißen.

Warum? Nun, fangen wir doch zum einen Mal damit an, dass H&M sogar offen zugibt, dass sie computergenerierte Körper nutzen, die keiner natürlichen Person gehören, und dann Modelköpfe drauf photoshoppen. Bäm! Wie, dachtet ihr etwa es gibt Menschen, die so aussehen können? Haha. Irgendwo bei H&M sitzt ein Marketingmanager mit einem riesigen Trollface und lacht euch aus. Sie haben ethnisch korrekt sogar die Hauttöne leicht geändert. Ist das nicht toll? Haha. Zugegeben haben sie es auch schon selbst.

Das Irrwitzige dabei ist, dass man uns das Aussehen der Modells als natürlich und gesund verkaufen möchte. Entschuldigung, aber soll ich lachen oder weinen? Bei solchen Ärmchen zeichnen sich normalerweise die Rippen zählbar ab. Bei solchen Bäuchen könnte kein Model 500m Laufen. Woher soll sie auch irgendetwas nehmen, was sie verbrennen könnte? Aber nein, uns wird weiter suggeriert, mit gesundem Essen und Sport könnte man dieses Ideal erreichen. Sagen die Stars doch dauernd. Dass sie dabei rigorose Workout-Programme haben und Köche die spezielles Essen zubereiten, falls sie überhaupt essen, dass sie wie Schlote rauchen um den Appetit zu kontrollieren, all das wird verschwiegen. (…)

Und trotzdem lassen wir das mit uns machen. Warum? Und auch die Medien scheinen höchstens die Körperbräune der H&M Kampagne zu kritisieren. Da macht es auch keinen Unterschied, dass die Vogue jetzt nur noch Models verpflichten möchte, die nachweisbar über 16 (oho) sind und “nicht magersüchtig” (schöne Definition. I lol’ed), und dass Israel einen Minimum-BMI für Models eingeführt hat. Nein, denn die Bilder werden akzeptiert. In einer Welt, in der mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene Essgestört sind als je zuvor, in der uns die mediale Welt vorgibt dass Glück, Erfolg und sogar Liebe eng mit dem Aussehen verknüft sind, wie können wir das zulassen?

Ach. H&M, auch in Vertretung für alle Anderen. Fick dich. (…)

Es ist kein Wunder, dass sich also auch alsbald aktiver Widerstand gegen die visuellen Zumutungen von H&M regt – in Hamburg haben sich einige Adbuster etwas Schönes einfallen lassen und die Plakate mit Photoshop-Werkzeugpaletten beklebt, um die Künstlichkeit der Reklame herauszustreichen (siehe den Dead Cat Bounce-Blog – „H&M Photoshop-Adbusting“).


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Jan
20
2012
21

Lidl-Check/McDonald’s-Check – Gedanken zu den „Markenchecks“ in der ARD

Da es ja nun nicht gerade an der Tagesordnung ist, dass Konzernkritik im Fernsehen zur besten Sendezeit ausgestrahlt wird (statt auf einem Sendeplatz nach 23 Uhr verbannt zu werden), möchte ich auf die ARD-Markenchecks noch einmal eingehen – zwei der 45minütigen Dokus liefen bisher, in denen einmal Lidl und enmal McDonald’s „auf den Zahn gefühlt“ wurde. Ich hatte in meiner Ankündigung des Lidl-Checks ja schon gewisse Zweifel an der Härte und Tiefe der in solchen Sendungen anklingenden Kritik geäußert:

… wobei man halt nie so weiß, was am Ende herauskommt, denn wenn sich Fernsehsender mit Aldi, Lidl & Co. beschäftigen, werden meistens nur Teilaspekte betrachtet, also die miesen Arbeitsbedinungen oder Bespitzelungen o.ä. aber selten die fatalen Auswirkungen für die Umwelt und die Gesellschaft als Ganzes, die durch die Billigspirale ausgelöst werden. Aber vielleicht bildet die ARD-Sendung da heute eine löbliche Ausnahme!

Gleich vorweg muss ich dazu sagen, dass ich mir die beiden besagten Markenchecks bislang nicht angeschaut habe (und dies wohl auch nicht mehr vor habe) – ich kenne aber die früheren „baugleichen“ Markenchecks, die vor einigen Monaten im WDR liefen (z.B. zu Aldi, IKEA und Ferrero), und ich habe jetzt einige Berichte und Kommentare zu diesen Sendungen gelesen, die meinen oben geäußerten Zweifel erhärten. Zum Beispiel schreibt der Spiegel in „Die öffentlich-rechtliche Burger-Wehr“:

(…) So gesehen ist der “McDonald’s-Check” also durchaus unbequem – auch wenn ein ziemlich gerissenes Quoten-Konzept dahintersteckt: Der Film ist Teil der Service-Reihe “Der Marken-Check”, in der die Versprechen großer populärer Konzerne geprüft werden. Das heißt, die Macher können mit kritischer Haltung auftreten – und gleichzeitig mit Namen klingeln, die jedem geläufig sind. Dass die Rechnung aufgeht, bewies letzte Woche der “Der Lidl-Check”, den 6,3 Millionen Zuschauer sehen wollten. Für ein Doku-Format ist das eine echte Quotensensation.

Das Ergebnis kommt nicht von ungefähr – beim “Marken-Check” im Ersten steht Infotainment vor investigativer Recherche, die Attitüde vor der Analyse. So lässt sich der McDonald’s-Report an diesem Montag schwerlich als lückenlose Beweisführung lesen, mit der dem Fast-Food-Riesen Mitarbeiter-Ausbeutung und zweifelhafte Fleischverwertung nachgewiesen werden kann. Vielmehr geht es darum, eine Art Diskussionsanstoß über die Schnellfraßkultur und die ihr eigenen Verarbeitungs- und Verbreitungswege zu geben. Eine ideale Rampe für einen Gesellschafts-Talk wie Frank Plasbergs “Hart aber fair”, der am Montag im Anschluss eine Diskussion unter dem Motto “Billig, schnell und fett – machen Burger und Discounter unser Essen kaputt?” leitet.

So kommt der “McDonald’s-Check” als unterhaltsames Burger-Bashing daher – echte Vergehen jenseits jener gegen den guten Geschmack können allerdings nicht nachgewiesen werden. (…)

(…) Einen gewissen Respekt nötigt einem diese Primetime-Sendung dennoch ab. In seiner aktuellen Werbe-Kampagne inszeniert sich McDonald’s als eine Art Volksbildungsinstitut, das mit seiner Personalpolitik Kindern aus bildungsfernen Haushalten den Karriereeinstieg ermöglicht. Die Bratstube als Vorspiel zur Management-Laufbahn? Bei so viel Zynismus ist ein etwas verkürztes Aufklärungsfilmchen wie “Der McDonald’s-Check” allemal erlaubt.

So schön es ist, dass sich Fernsehschaffende tatsächlich mal die Machenschaften und teils dubiosen Methoden von Großkonzerne vorknöpfen und dies dann auch zur Primetime bringen – immerhin waren die beiden bisherigen Checks echte Quotenbringer für das ARD –, so gut es mir auch erscheint, dass so auf die etwas sanftere Art Zweifel an den sonst oft genug unterhalb des Amüsierbetriebsradars operierenden und sich in Imagekampagnen und Martketing blendend darstellenden Unternehmen unters Volk gebracht wird, so sehr muss man auch anzweifeln, ob hier nicht die Chancen auf tiefergehende Kritik mit weiterreichenden Folgen für die Firmen verschenkt werden. Bei der Doku über McDoof wäre beispielsweise zwingend anzumerken gewesen, unter welchen Bedingungen das Fleisch hergestellt wird, was dieses Ankurbeln von billigem Fleischkonsum für die Umwelt, für die Tiere, letztlich auch für die Menschen und die Vielfalt der Esskultur etc. bedeutet.

Eins ist klar – und hier zeigt sich mal wieder der schädliche Griff der Werbung auf eine freie Gesellschaft –, zu einem Frontalangriff auf besagte Großkonzerne kann man als Fernsehsender, der auch von den Werbekunden lebt, nicht blasen (man darf sich ja nicht den Ast absägen, auf dem man sitzt!). Da ist es dann doch besser, es bei einem mahnenden Zeigefinger zu belassen und die Menschen nicht zu sehr aufzuklären. Der Spiegel hakt hier in einem weiteren Artikel noch mal nach – „Info-Offensive – Quote machen mit Lidl, McDonald’s, H&M“:

Das Erste auf dem Verbraucherschutz-Trip: Mit der Reihe “Marken-Check” über Lidl oder McDonald’s fährt die ARD Top-Quoten ein. Trotzdem will der Programmchef seinem Publikum lieber nicht zu viele konfrontative Reportagen zur Primetime zumuten. Eine Entscheidung gegen die Zuschauer.

(…) ARD-Programmchef Herres ist über den Publikumserfolg selbst ganz hin und weg: “Erwartet habe ich es nicht”, gibt er auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE zu. “Aber gehofft schon. Wenn man den Statistiken Glauben schenken darf, kaufen 80 Prozent der Deutschen bei Discountern. Hier geht es also um ‘Alltag’, um gelebte Erfahrung. Es ist die persönliche Betroffenheit des Publikums, die zieht.” (…)

(…) Oder vielleicht doch? An vier Werktagen laufen auf der 20.15-Uhr-Schiene ausschließlich fiktionale Formate, könnte man da nicht irgendwo zwischen der Nonnen-Soap “Um Himmels Willen” am Dienstag und dem Badelatschen-Schmonzes “Das Traumhotel” am Freitag in der Primetime ein kleines Plätzchen für ein Info-Format finden? Wie wäre es zum Beispiel, wenn man sich einfach von den B-Krimis, die den Donnerstagabend verstopfen, freimachte?

Da dämpft der Programmdirektor lieber schnell allzu hohe Erwartungen: “Nun haben wir ja die Primetime bereits am Montag ein Stück weit für härtere Information geöffnet”, so Herres. “Aber auch Fiktionales und Unterhaltungssendungen brauchen gute Sendeplätze. Großflächige Veränderungen sind nicht geplant.”

Ab übernächster Woche ist dann also erst mal wieder alles wie gehabt in der ARD-Primetime am Montag. Dann röhrt wieder das Kamel.

In der taz-Kolumne nimmt Josef Winkler kein Blatt vor den Mund und legt den Finger an die Wunde der Halb-Weichspül-Dokus – „Wortklauberei: Lidl-Dreck-Heckmeck“:

(…) Nach 35 Minuten Rumgeplänkel und Popanz mit Testkäufern, die mit Stoppuhren in Supermärkte latschen, um zu “checken”, wie lang sie dafür brauchen, irgendwelches Zeugs zu kaufen (Stichwort: “Stress im Laden”), Billigmarmelade schleckenden Probanden, einem Verbraucherexperten, der in einem “virtuell nachgebauten Lidl” erklärt, dass es psychologisch total wichtig ist, wie das Gemüse präsentiert ist, weil der Kunde daraus auf den Rest des Ladens schließt (Schlüsse aus dieser redundanten Information wurden keine gezogen, und warum man einen virtuell nachgebauten Lidl brauchte, blieb auch unklar, aber Hauptsache, der Tricktechniker vom WDR war beschäftigt und ein Experte hat irgendwas verzapfen dürfen) – nach knapp 35 Minuten Quasi-Dauerwerbesendung also gings dann in den letzten zehn Minuten beim “Check”-Punkt “Fairness” doch noch in die Vollen:

Auf einmal waren die Reporter in Bangladesch und filmten mit versteckter Kamera in Fabriken herum, wo Frauen für 30 Euro im Monat bis zu 16 Stunden täglich in einem bizarren Akkord, dass nicht einmal Zeit zum Toilettengang bleibt, der aber eh hinfällig ist, weil sie auch nichts essen und trinken dürfen (dafür kriegen sie dann wegen der Mangelernährung Vitaminpillen von der mit deutscher Entwicklungshilfe finanzierten medizinischen Versorgung), Klamotten für Lidl und den europäischen Schnäppchenjäger nähen. (…)

Und dann waren wir wieder zurück beim “Lidl-Check” – beim Fazit der Sendung. Die Reporterin hätte nun freilich die Zuschauer auffordern können, Mistgabeln aus ihren Kellern und Garagen zu kramen und noch diese Nacht gegen die örtliche Lidl-Filiale zu ziehen, diesen gottverdammten Menschenschindern die Bude anzuzünden und sie zum Teufel zu jagen, aber das wäre natürlich etwas wild. Sie formulierte es lieber diplomatischer: “In Sachen Fairness bleibt viel zu tun.”

Genau. Und irgendwer wird das dann schon irgendwie irgendwann tun. Oder anders gesagt: Wir sind dafür, dass sich Lidl vorstellen könnTE, in Sachen Fairness noch viel zu tun. Sind wir doch alle, oder? Man ist ja kein Unmensch.

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Okt
24
2011
6

Lesetipps: Danke, KiK! | H&M | Künstlerwettbewerb Anti-Konsum | Deutsches Fleisch

Hm… bzw. H&M! Das eine oder andere Mal habe ich die Modekette hier ja schon kritisch beäugt, wobei der schwedische Konzern vermutlich nicht schlimmer ist als andere große „normale“ Modefirmen, aber da die Schweden halt besonders erfolgreich und in den Innenstädten omnipräsent sind, ziehen sie halt des Öfteren skeptische und prüfende Blicke der Öffentlichkeit auf sich. So hat sich auch die Nachhaltigkeitsplattform Utopia im Rahmen ihrer Konzernchecks schon diverse Male H&M angenommen – und da deren Erkenntnisse an Aktualität nichts eingebüßt haben und durchaus symtpomatisch für einen großteil der Bekleidungsbranche stehen, will ich sie Euch an dieser Stelle auch einmal vorstellen – „H&M auf dem Prüfstand: hauchdünnes Bioprogramm“:

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Mai
23
2011
3

Lesetipps: Die neue Nachhaltigkeit von H&M und Co. | Der Preis der Sicherheit | Die Legende der Discounter | Werbung beim Wort genommen

© velma, stock-xchng

Nachhaltigkeit ist ja seit einigen Jahren ein „buzzword“, ein schwerst angesagter Begriff, mit dem sich Konzerne gerne zu schmücken versuchen, egal wie zerstörerisch ihr Geschäftsmodell eigentlich ist. So bemühen sich auch die großen Kleidungsketten, ihrem Treiben den Eindruck von Nachhaltigkeit zu verleihen, z.B. durch vermehrten Einsatz von (vermeintlicher) Biobaumwolle. Dass dies aber keineswegs immer so schön ist, wie es auf den ersten Blick klingt, erklärt uns Ilona Dyck auf Utopia – „Die neue Nachhaltigkeit von H&M & Co.“:

Die Preise für Baumwolle sind dieses Jahr auf dem Weltmarkt gestiegen wie noch nie. Das hat Konsequenzen. Nicht nur für H&M und Co. Einige Unternehmen setzen jetzt auf ‘Better Cotton’. Klingt nach Bio, ist es aber nicht. (…)

Die Better Cotton Initiative
Dieser Ansatz, also moderat höherpreisig zu verkaufen, mit der Rechtfertigung “guter Stoff”, zeichnet sich momentan ab. Die “Better Cotton Initiative” (BCI) wurde 2005 unter anderem von H&M, Ikea, Migros, Adidas und dem WWF gegründet und zielt auf einen nachhaltigeren und sozialeren Baumwollanbau. Für BCI sollen weniger Pestizide eingesetzt, durch sinnvollere (aber teurere) Bewässerungsmethoden der Wasserverbrauch reduziert, der Boden im Vergleich zum konventionellen Baumwollanbau geschont und ein besseres Sozialwesen für die Farmarbeiter geschaffen werden. Bis 2015 sollen vier Prozent der Weltproduktion an Baumwolle aus der BCI kommen.

Umstieg auf nachhaltigere Baumwolle bei Adidas, H&M und C&A
Adidas hat im Frühjahr bekannt gegeben, dass sie bis 2018 komplett auf Better Cotton umgesteigen wollen, was auch bedeuetet, dass es ab 2018 kein Bio-Segment mehr geben soll. H&M möchte bis 2020 in Gänze zu nachhaltigerer Baumwolle wechseln. Bei H&M bedeutet dies vermutlich einen Hauptanteil Better Cotton, ein wenig Recyclingstoff und eine Produktnische für Bio-Baumwolle.
Kirsten Brodde, die Autorin des Buches “Saubere Sachen” sieht im Voranpushen von Better Cotton “einen schleichenden Ausstieg aus der Biobaumwolle”. Und tatsächlich lässt sich fragen, wieso eigentlich nicht gleich der Anbau von Biobaumwolle gefördert wird. Denn auch wenn die Maßnahmen der BCI sinnvoll sind, grüßt doch wieder nur der Einäugige unter den Blinden und versucht sich als Adlerauge zu verkaufen.

Als Konsument die Trendwende vorantreiben
Letztlich bleibt der Baumwollanbau ein invasives Geschäft, das sich so nicht rechtfertigen lässt. Allein in Deutschland sortieren wir etwa 1,5 Milliarden Textilien aus, selbstredend nicht, weil die Löcher an den Jeansknien schon zu groß geworden sind, der Stoff der Bluse an den Ellenbogen durchscheint oder aufgrund sonstiger irreparabler Verschleißerscheinungen. Höchste Zeit für eine Trendwende von wöchentlichen Shoppingtouren hin zum gelegentlichen Kauf von zeitlos schönen Kleidungsstücken. Das höhere Budget pro Teil lässt sich dann auch in tatsächlich hochwertige Ökotextilien mit GOTS-Siegel investieren. Völlig ökorrekt lassen sich hemmungslose Einkaufsräusche aber auch im Secondhandladen ausleben.

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Jan
13
2011
8

Lesetipps: Lass uns den Verkehrsinselmais ernten | Billige T-Shirts | 10 Empfehlungen zur Rettung der Welt

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Wie gewohnt bin ich in den letzten Tagen über eine ganze Reihe von interesanten Artikeln im Netz „gestolpert“, die ich Euch auch ans Leseherz legen möchte. Da ist zum einen die ausführliche und sehr spannende ZEIT-Reportage „Globalisierung – Das Welthemd“, mit der Autor Wolfgang Uchatius nicht nur zeigt, dass es den Qualitätsjournalismus nach wie vor gibt, sondern vor allem auch der Frage nachgeht, wie der Weg der bei uns so billig erhältlichen T-Shirts ausschaut, wie verzahnt ein Unternehmen wie H&M mit den weltweiten Lieferströmen ist und wie schwierig schnelle Lösungen der Ausbeutungs- und Umweltzerstörungsproblematik sind. Hier nur ein paar kurze Auszüge – lest Euch ruhig den gesamten Text durch:

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Nov
04
2010
3

Blogputz

© frecuencia, Stock.xchng

Heute mal nur etwas in eigener Sache – vielleicht ist es dem einen oder andern schon aufgefallen, aber ich habe ein wenig an meinem Blog herumgebastelt. Am auffälligsten ist sicherlich, dass nun am Ende eines jeden Artikels eine kleine Liste anderer Beiträge steht, die thematisch passen und deshalb einige Leser noch interessieren könnten. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sonst ältere Postings, die aber dennoch wichtig sind, vergessen werden, schien mir das sinnvoll. Genauso, wie ich (oben in der Reiterleiste zu erkennen) eine neue statische Seite namens „Best of“ eingerichtet habe – über die Jahre, seitdem ich den Konsumpf nun betreibe, habe ich eine ganze Menge geschrieben (785 Beiträge, um genau zu sein), von dem nicht alles auch heute noch zwingend spannend ist (wie bei Fernsehtipps usw.). Weil so die Gefahr besteht, dass die wirklich relevanten und auch noch längerfristig bedeutsamen Beiträge in der Masse untergehen, habe ich eine Auswahl der mir am Herzen liegenden Artikel auf der Best of-Seite aufgeführt, gegliedert nach verschiedenen Themenbereichen. Diese Seite werde ich, wenn es meine Zeit zulässt, in der nächsten Zeit weiter komplettieren. Natürlich lohnt es sich dennoch, auch einfach mal so in den Archiven meines Blogs zu stöbern.

Bei der Gelegenheit habe ich gleich einige ältere Beiträge auf den neuesten Stand gebracht und u.a. die dort verlinkten, zwischenzeitlich offline gestellten Videobeiträge wieder ergänzt:

Ist vielleicht vor allem für neue Leser des Blogs interessant, dort einmal reinzuschauen.

Und wo ich schon mal dabei bin, habe ich mir auch gleich ein paar Gedanken zu meinem flattr-Engagement gemacht. Seit einigen Monaten ist der Button des Micropaymentdienstes automatisch in meine Postings integriert, und mein Resümée ist durchwachsen. Ein paar Euro (3–5) fallen zwar an jedem Monatsende für mich ab und helfen mir bei der Finanzierung der Serverkosten, aber die Tatsache, dass ich gleichzeitig auch Paypal damit „füttere“, lässt mich zu dem Entschluss kommen, das Experiment ab Dezember erst einmal auf Eis zu legen. Ich werde flattr aber weiter im Auge behalten und finde die Grundidee ausgesprochen gut! Wer mir trotzdem was spenden möchte, kann mir ja gebrauchte, unnummerierte Scheine per Postumschlag zuschicken. :-)

Nachtrag: Nachdem ich den Artikel „Flattr – Geld verdirbt den Charakter“ bei Fixmbr gelesen habe, fühle ich mich in dem Entschluss noch bestärkt. Und hoffe, dass es irgendwann eine andere Micropayment-Methode geben wird.

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Nov
01
2010
1

Kinderarbeit für Baumwolle

Es ist wirklich nicht leicht, „korrekt“ zu konsumieren, sprich mit den eigenen Einkäufen keine Umweltzerstörung, Ausbeutung, Kriege, Lohndumping usw. mitzufinanzieren. Im Lebensmittelbereich gibt es immerhin ein paar Siegel, die einem die Orientierung erleichtern – Bio (in den verschiedenen Ausprägungen von EU-Bio bis hin zu den Anbauverbänden wie demeter oder Bioland) und FairTraide geben einem wenigstens eine ungefähre Orientierung vor, auf die man sich halbwegs verlassen kann. Wer z.B. sein Fleisch nicht ain Bio-Qualität kauft, kann fast immer davon ausgehen, dass das Erzeugnis aus Massentierhaltung stammt, und gleiches gilt für Zutaten wie Eier oder Milchprodukte, die in vielen Industrielebensmitteln stecken, von Keksen bis zur Schokolade.

Deutlich unübersichtlicher wird es leider, sobald man sich beispielsweise um Kosmetikartikel oder Mode bemüht – ich hatte ja schon einige Male davon berichtet, dass die Konzerne hier die absolut undurchsichtige und uneinheitliche Gesetzeslage bei der Auszeichnung ihrer Produkte gnadenlos ausnutzen, um den Verbraucher einzulullen. Es werden Pseudo-Siegel erfunden (siehe den Beitrag „Abzocke mit Bio-Siegeln“) und man brüstet sich mit der Teilnahme an Sozialstandards, die jedoch auch industriefreundlichen Richtlinien beruhen. Auch „Bio-Baumwolle“ heißt nicht unbedingt, dass die Kleidung sozialverträglich oder ohne giftige Chemikalien hergestellt wurde, und manchmal lässt sich nicht einmal der biologische Anbau nachprüfen (siehe „Debakel und Etikettenschwinderl in der Öko-Modebranche“).

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Okt
19
2010
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Krank durch Jeans

Passend zu meinem Beitrag von gestern heute noch mal etwas zum Thema Mode. Über den Irrsinn, Jeans mit Hilfe von Sandstrahlgebläsen künstlich altern zu lassen, um den modisch angesagten „vintage look“ zu erzeugen, wurde bereits vor gut einem Jahr in den Medien berichtet (z.B. der Spiegel: „Tödlicher Sand in der Jeans-Maschine“) – denn viele der Arbeiter, die diese Anlagen bedienen, werden dadurch krank und sterben sogar. Aufgrund des damaligen allgemeinen Entrüstungssturms haben Firmen wie Levi’s und H&M nun dieser Produktionsweise öffentlich abgeschworen. Leider wird dieses Verfahren (und auch andere, bei denen hochgiftige Stoffe zum Färben zum Einsatz gelangen) z.B. in der Türkei aber immer noch angewendet, wie die WDR-Sendung Markt herausfand – „Jeans mit Risiken“. Der „Segen“ der billigen globalisierten Produktion: die gefährliche Drecksarbeit machen andere und hierzulande sieht der Konsument nur die Glitzerfassade von Marketing und Modeindustrie.

(…) Das Sandstrahlen ist zwar seit über einem Jahr in der Türkei verboten, trotzdem sind solche Jeans weiter auf dem Markt. Sedat Kayas Gewerkschaft hat neue Hinweise. Vor wenigen Tagen hat ihn ein Arbeiter angerufen: „Wie er uns gesagt hat, ist hier immer noch eine Firma, die das Sandstrahlen benutzt, um Jeans zu bleichen. Wenn wir eine Möglichkeit haben, können wir vielleicht die Fabrik sehen. Aber ich kenne die Realität in meinem Land. Es wird sehr schwer sein, etwas Genaues zu sehen. Aber wie auch immer: Wir versuchen es.“

Der Wettbewerb auf dem Markt ist global und gnadenlos. So kostet eine Jeans aus Bangladesch bei der Einfuhr knapp fünf Euro, aus China um die sieben Euro und aus der Türkei knapp 15 Euro. Zudem gibt es in der Türkei eine Besonderheit: Die Aufträge werden immer weiter aufgeteilt. Ein Subunternehmer gibt den Auftrag an den nächsten. So sind die Zulieferer nur schwer zu kontrollieren. (…)

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Apr
15
2010
2

Genmanipulierte „Bio“-Baumwolle bei C&A, H&M und Tchibo?

855876_85822149Falls es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die großen Konzerne den Biotrend höchstens mitnehmen, um ihr Image aufzupolieren bzw. auch ein paar vermeintlich „kritischere“ Verbraucher abzugreifen, der kann sich ja mal die aktuelle Meldung der FTD durchlesen – „Betrug mit angeblicher Biobaumwolle”, in dem es das in der Reklame groß angeprisesene Angebot an Bioklamotten von H&M, C&A und Tchibo geht. Natürlich wollen die Firmen nichts davon gewusst haben, dass die angebliche Biobaumwolle oftmals genmanipuliert ist…

Die Textilbranche wird von groß angelegtem Betrug mit angeblicher Biobaumwolle erschüttert. Nach FTD-Recherchen sind erhebliche Mengen als “bio” verkaufter Baumwolle aus Indien gentechnisch verändert worden – was den strengen Ökostandards widerspricht, mit denen große Handelsketten bei entsprechenden Produkten werben. Betroffen sind zahlreiche Unternehmen wie H&M, C&A und Tchibo.

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