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Lesetipps: Freihandelsabkommen | Wirtschaftswachstum | Billiggesellschaft | Kampf gegen Verpackungen | Autofrei | Adbusting

Während sich im politischen Berlin über Firlefanz wie die PKW-Maut für Ausländer oder eine Mietpreisbremse gestritten wird, werden anderswo in der Politik entscheidende Weichen für unser aller Zukunft gestellt. Leider eher unbemerkt von der medialen Aufmerksamkeit, auch wenn es immer wieder Berichte darüber gibt. Die Rede ist vom geplanten Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA. Sollte dieses tatsächlich in die Tat umgesetzt werden, werden den Konzernen weitreichende Rechte eingeräumt und der einzelne Bürger weiter in seinen Freiheiten beschnitten. Alles natürlich im Namen des „freien Marktes“. Bruno Kramm von der Piratenpartei hat in einem lesenwerten Artikel einmal aufgelistet, was einige der Knackpunkte von TTIP sein würden – „Freihandelsabkommen TTIP: Wie Unternehmen stärker als Staaten werden“:

Das Netz ist voll mit Informationen über TTIP. Die »Stakeholder«, also alle relevanten Interessengruppen, sind an den Verhandlungen beteiligt. Die Webseite der EU versichert, dass man sich verpflichtet fühle, der Öffentlichkeit »ein Maximum an Information darüber« bereitzustellen. Alles in Butter also?

Nein! Denn in der Tat veröffentlicht die EU auf ihrer Webseite Unmengen nebensächlicher Informationen, vorwiegend Absichtserklärungen, dass Bürgerrechte, Umwelt- und Verbraucherschutz selbstverständlich nicht beeinträchtigt werden. Den gegenwärtigen Verhandlungsstand findet man dort allerdings nicht. Man kann vermuten, warum das so ist: Würden die Details bekannt, könnte das Abkommen in starke Kritik geraten und – wie um den Jahrtausendwechsel die »Gesamtamerikanische Freihandelszone« FTTA – schließlich untergehen. Jedenfalls vermutete das der ehemalige amerikanische Handelsvertreter Ron Kirk in einem Reuters-Interview. (…)

(…) TTIP soll unnötige Handelshindernisse abbauen und Handels- und Industrieunternehmen eine Klagemöglichkeit einräumen, um gegen Staaten vorzugehen, die solche Hindernisse aufbauen.

Praktisch wird daraus:

TTIP führt dazu, dass Unternehmen und Konzerne in anderen Ländern nicht stärker in ihrer Handels- und Investitionsfreiheit (Trade and Investment – das »TI« in TTIP) eingeschränkt werden als in ihren Heimatländern. So werden sich die Regeln zum Umwelt-, Verbraucher- und Arbeitnehmerschutz auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einpendeln. Staaten mit hohen Standards wie Deutschland müssten sich drastischen Strafzahlungen aussetzen, wenn sie ihr Niveau aufrechterhalten wollen.

Am Beispiel:

Die amerikanische »Lone Pine Resources« verklagt Kanada aufgrund des »Nordamerikanischen Freihandelsabkommens« NAFTA auf 250 Millionen US-Dollar, weil Kanada ihnen »beliebig, unberechenbar und ungesetzlich das Recht entzieht, unter dem St. Lawrence River Öl und Gas zu fördern«. Das Unternehmen möchte dort Bohrungen mit »Hydraulic Fracturing« durchführen. Das Verfahren ist hier besser unter dem Namen »Fracking« bekannt und beruht auf dem Einpressen von gefährlichen Chemikalien in den Boden, um dort enthaltenes Gas und Öl herauszutreiben. (…)

Dazu passt auch der interessante Artikel von Vandana Shiva „Wie Wirtschaftswachstum zum Feind wurde, der auf TLAXCA nachgelesen werden kann:

Die Bessenheit nach Wachstum hat unsere Rücksicht auf Nachhaltigkeit in den Schatten gestellt. Aber Menschen sind nicht zum Wegwerfen da – der Wert des Lebens liegt außerhalb der ökonomischen Entwicklung. Unbegrenztes Wachstum ist die Phantasie von Ökonomen, Geschäftsleuten und Politikern. Es wird als Maßstab für den Fortschritt angesehen. Als Ergebnis ist das Bruttonationalprodukt (BNP), das angeblich den Reichtum der Nationen messen soll, zur mächtigsten Ziffer und dem wichtigsten Konzept in unserer Zeit geworden. Doch versteckt ökonomisches Wachstum die Armut, die es schafft durch die Zerstörung der Natur, was wiederum Gemeinschaften schafft, die ihre Fähigkeit verlieren, für sich selbst zu sorgen.

Das Wachstums-Konzept wurde als eine Maßnahme entwickelt, um während des 2. Weltkrieges Ressourcen freizusetzen. Das BNP beruht darauf, eine künstliche und fiktive Grenze zu schaffen, was voraussetzt, dass wenn man produziert, was man verbraucht, man nicht wirklich produziert. Tatsächlich misst das „Wachstum“ die Verwandlung von Natur in Bargeld und von Gemeineigentum in Ware.
Folglich werden die erstaunlichen Zyklen der Natur zur Erneuerung des Wassers und der Nährstoffe als Nicht-Produktion definiert. Die Bauern der Welt, die 72 % der Nahrung liefern, produzieren nicht, Frauen, die anbauen und die meiste Hausarbeit tun, passen auch nicht in dieses Muster von Wachstum. Ein lebender Wald trägt auch nicht zum Wachstum bei, aber wenn die Bäume abgehauen werden und als Bauholz verkauft werden, dann haben wir Wachstum. Gesunde Gesellschaften und Gemeinschaften tragen nicht zum Wachstum bei, aber Krankheit schafft Wachstum durch, zum Beispiel, den Verkauf von Medizin. (…)

Selbst auf N24, die ich jetzt nicht gerade als Hort übermäßig kritischer Berichterstattung ansehen würde, gab es neulich einen Beitrag darüber, wie sehr unsere Ex-und-Hopp-Gesellschaft und das Discount-Unwesen zu immer mehr Umweltproblemen führt – „Deutscher Kaufrausch bei Billigprodukten“:

Die Deutschen kaufen immer mehr kurzlebige Billigprodukte. Die Müllberge wachsen weiter. Das Umweltbundesamt schlägt Alarm und setzt sich für eine verschärfte Abgabe bei Plastiktüten ein.

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, hat eine “neue Ex- und Hopp-Mentalität” der Verbraucher in Deutschland beklagt. Diese kauften immer mehr kurzlebige Billigprodukte, die das Hauptproblem bei der Abfallentstehung seien, sagte Flasbarth dem Deutschlandradio Kultur. Das Müllaufkommen sei in Deutschland in den vergangenen Jahren von 441 Kilogramm pro Jahr und Einwohner auf 527 Kilogramm im Jahr 2010 gestiegen. (…)

Dagegen muss etwas getan werden, haben sich drei Berlinerinnen gesagt und den Laden „OriginalUnverpackt“ ins Leben gerufen, wie das Stadtteilmagazin Qiez schreibt – „Drei Berlinerinnen sagen dem Müll den Kampf an“. Zur Nachahmung empfohlen!

Kommendes Jahr soll in Berlin der erste Supermarkt entstehen, der weitgehend auf Einwegverpackungen verzichtet.

Konzipiert wird der neue Laden von drei jungen Berlinerinnen, die mit dem OriginalUnverpackt-Supermarkt zeigen wollen, dass nachhaltiges Konsumieren sexy sein kann. “16 Millionen Tonnen Verpackungen wandern jedes Jahr allein in Deutschland in den Müll. Anstatt die Welt zu bereichern, machen wir sie voller”, so Milena Glimbovski, eine der drei Günderinnen von OriginalUnverpackt. Statt verwendete Verpackungsmaterialien zu recyceln, soll in dem neuen Supermarkt Müll von Anfang an vermieden werden.

Und das funktioniert so: Bezahlt wird im neuen Laden nur für die eigentlichen Produkte, nicht für die Verpackungen. Jeder Kunde bringt eigene Behältnisse (Tüten, Tupper-Dosen o.ä.) in die OriginalUnverpackt-Filiale mit oder kauft bzw. leiht im Laden die passenden Verpackungen aus. Angeboten werden Bio-Produkte, aber auch konventionelle Lebensmittel und sogenannte “Misfits”, also Obst und Gemüse, das wegen seiner unkonventionellen Form eigentlich nicht in den Handel kommt. (…)

Ebenfalls Vorbildcharakter kann der Freiburger Stadtteil Vauban haben, in dem man autofrei lebt, wie KarmaKonsum berichtet – „Vauban – autofrei und glücklich“ (auch wenn das Ganze etwas nach Vorstadtidylle für Besserverdiener klingt):

In Vauban, ein junger Stadtteil von Freiburg mit rund 4.800 Einwohnern, sind die Bewohner stolz, emanzipiert und des vierrädrigen Untersatzes so überdrüssig, dass diese dort am Rande der autofreien Zonen abgestellt werden und der Weg mit Bahn und Fahrrad weiter beschritten wird.

“Als ein Resultat dessen besitzen 70 Prozent der Familien in Vauban kein Auto und 57% verkauften ihres, um hier herzuziehen” – so die New York Times (engl.).

Und auf Wikipedia liest man vom Initiator Matthias-Martin Lübke: “Insgesamt kann man feststellen, dass das Verkehrskonzept trotz vieler Bedenken erstaunlich gut funktioniert. Es wird sich zeigen und zeigt sich schon heute (nicht nur angesichts der vielen Besucher aus aller Welt), dass Vauban bezüglich Verkehrsplanung vorbildlich für Stadtplanungen im Zeitalter der aufkommenden Klimakatastrophe ist.” (…)

Und zum Abschluss noch das ebenfalls mutmachende NO-AD-Projekt des Künstlers Vermibus in Berlin, basierend auf dem Buy Nothing Day:

NO-AD is an anti-consumerism project organised by the artist Vermibus.
The goal of the project is to reduce the advertisement impacts citizens are exposed to, by removing the advertising graphic.

Based on the project Buy Nothing Day, founded by the artist Ted Dave, where participans abstain from buying anything in 24 hours.
Vermibus goes a step backwards in the consumption process, reducing the advertisement impact by releasing the space intended to show it and leaving them empty.

The team formed by two photographers and two video cameras documented the whole ten-hour intervention, where more than 30 posters were removed from one of the most consumer areas of Berlin, altough these spaces remained free of advertisement for several days due to the lack of stock of the advertiser “Wall Decaux”.

NO-AD Project from Vermibus on Vimeo.

Okay, zum endgültigen Abschluss noch dieser Verweis auf die hübsche Fotostrecke „15 Plakate, die von Adbustern verschönt wurden“ bei Upcoming.

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Amt für Werbefreiheit und Gutes Leben

Wunderbar, dass es solche Initiativen gibt – in Berlin hat sich vor einer Weile das sog. „Amt für Werbefreiheit und Gutes Leben“ gegründet, das mit dem Ziel antritt, den öffentlichen Raum vom Übermaß an marktschreierischer Reklame zu befreien. Damit rennt man bei mir natürlich offene Türen ein!

Das Amt für Werbefreiheit und Gutes Leben wird derzeit von rund 40 Aktiven aus ganz Deutschland geführt. Das Amt bearbeitet Fragen der Störung und Belästigung durch Werbung und fördert die gemeinschaftliche Umgestaltung des öffentlichen Raums. Darüber hinaus zählen sämtliche Belange rund um das Gute Leben – abseits der vorherrschenden Vorstellungen von Fortschritt und Wohlstand – zum Zuständigkeitsbereich des Amtes.

Unser Amtssitz befindet sich in Berlin, engagierte Beamt*innen arbeiten jedoch bereits in ganz Deutschland für die gemeinsame Sache.

Was wir wollen

  • selbst bestimmen was für uns das Gute Leben heißt – ohne ständig unterschwellig von Werbung beeinflusst zu werden
  • gesellschaftliche Strukturen, die genügsame, Ressourcen schonende Lebensweisen ermöglichen – nicht immer wieder durch Werbung zum Kaufen aufgefordert werden
  • UNSEREN öffentlichen Raum selbst gestalten – ihn nicht an Konzerne und deren Werbeplakate abgeben

Deshalb sagen wir: Schluss mit der stetigen Werbeflut! Wir setzen uns für einen öffentlichen Raum ohne kommerzielle Außenwerbung ein. Wir wollen Möglichkeitsräume schaffen, in denen es um Handeln statt um Konsumieren geht. Alternativen zum Geldausgeben und neue Formen des Wohlstands. Mit Muße im Moment leben dürfen. Nicht immer mehr Hetzen, Kaufen, Besitzen.

Was wir tun

Zentraler Auftrag des Amts für Werbefreiheit und Gutes Leben ist es den Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg so weit wie möglich werbefrei zu machen. Dazu

Amt für Werbefreitheit und Gutes Leben from Amt für Werbefreiheit on Vimeo.

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Lesetipps: Red Bull | AfD | Fußballmanie | Wachstumswahn | Außenwerbung

Ja, keine Angst, ich lebe noch – und der Konsumpf natürlich auch. :-) Heute will ich Euch wieder ein paar Fundstücke aus dem Netz ans Herz legen. Beginnen möchte ich mit einer interessanten Dokumentation über den österreichischen Brausefabrikanten Red Bull, der sich vor allem im Sportbereich unaufhaltsam ausbreitet – der letzte Coup ist RB Leipzig, ein Kunstprodukt, das drauf und dran ist, in den bezahlten Fußball aufzusteigen. Seit längerem befeuert der Konzern zum Beispiel aber auch die Extremsportszene, wie man in der ARD-Reportage „Die dunkle Seite von Red Bull“ zu sehen bekommt. Nun muss ich ganz ehrlich sagen, dass sich mein Mitleid mit Menschen, die diesen „Fun“sportarten nachgehen, sich also freiwillig in große Gefahr begeben, weil sie den Adrenalinkick suchen, und dann dabei verunglücken, stark in Grenzen hält. Selbst Schuld, wird ja keiner gezwungen, so einen Unfug mitzumachen… Aber natürlich ist es nicht akzeptabel, dass Red Bull diesen Wahnsinn auch noch anheizt und für sein Image ausschlachtet.

Mit seinen Energy-Drinks hat Red Bull ein Milliardenimperium geschaffen. Ein Grund für den Erfolg: Eine bislang einzigartige Marketingmaschine. Red Bull hat die Formel 1 verändert, einen Sprung aus der Stratosphäre gesponsert, Extremsportarten auf die Spitze getrieben. Doch der PR-Hype von Red Bull ist umstritten. Bei einigen Aktionen sind Sportler tödlich verunglückt. Geht Red Bull zu weit?
“Die Story” deckt die Hintergründe mehrerer Todesfälle auf, die mit Red-Bull-Werbemaßnahmen in Verbindung stehen. So stirbt 2009 ein Schweizer Basejumper beim Sprung von einem Züricher Hochhaus. Einige Wochen zuvor springt ein amerikanischer Stuntman mit einem Wingsuit, einem Flügelanzug, aus einem Hubschrauber und kracht gegen eine Felswand. Dieser Sprung ist sogar Teil eines geplanten Kinofilms. Ebenfalls für einen Film springt ein kanadischer Extremskifahrer von einer 300 Meter hohen Klippe in den Dolomiten. Er will vor Kameras einen doppelten Salto-Rückwärts zeigen, danach im Fallen seine Ski abwerfen, im Wingsuit nach unten gleiten, dann seinen Fallschirm ziehen. Auch bei seiner Aktion sollen offenbar Zuschauer an den Werbeslogan „Red Bull verleiht Flügel” denken. Doch das Kunststück misslingt. Der Extremsportler schlägt vor den Augen der Filmcrew auf dem Boden auf. Der Film über ihn wird dennoch fertig gestellt – the show must go on.
Autor Helmar Büchel hat für den ARD-Film „Die dunkle Seite von Red Bull” mit Angehörigen, Freunden und Werbefachleuten in Europa und den USA gesprochen. Viele beklagen, dass der gestiegene Marketingdruck, den auch Red Bull entfacht, Extremsportler zu immer größeren Risiken verleitet. Der Film zeigt auch, wie wenig Red Bull bereit ist, sich mit der wachsenden Kritik öffentlich auseinanderzusetzen.

Ich hoffe, keiner meiner Leser liebäugelt mit dem Gedanken, bei der nächsten Wahl seine Stimme den Leute von der „Alternative für Deutschland“ (AfD) zu geben? Falls doch, sollte er oder sie sich vielleicht mal den Artikel „Die deutsche Tea-Party“ von Jens Berger in der taz durchlesen:

Es war nur noch eine Frage der Zeit, dass auch das deutsche Parteiensystem durch eine bürgerliche Protestpartei rechts von der Union erweitert würde. Jetzt, mit der Alternative für Deutschland, scheint sie da zu sein. Es ist ebenfalls keine große Überraschung, dass die AfD in ersten Stellungnahmen von progressiven Geistern wegen ihrer – zweifelsohne vorhandenen – rechtspopulistischen Tendenzen gebrandmarkt wird.

Doch diese Kritik greift zu kurz, orientiert sie sich doch an der klassischen Gesäßgeografie, dem Rechts-links-Schema. Wer die AfD auf ihren Rechtspopulismus reduziert, verkennt die eigentliche ideologische Gefahr, die von dieser Partei ausgeht. (…)

Diese Position übertrifft in Sachen Marktradikalität die FDP bei Weitem und kann als Marktfundamentalismus bezeichnet werden kann. Sie basiert auf den theoretischen Werken von Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek (der sogenannten Österreichischen Schule) und den philosophischen Schriften von Ayn Rand.

Der Paläolibertarismus fordert die Unterwerfung aller Lebensbereiche unter die Marktideologie. Soziale Autoritäten wie Familie und die Kirche sollen dabei das Individuum vor dem Staat schützen, der für Paläolibertäre das Feindbild ist. (…)

Auch Kerstin Ludwig hat auf Carta sich das „Wahlprogramm der AfD“ mal näher angeschaut:

(…) Die Alternative für Deutschland ist keine. Denn abgesehen von den Fehlern, die ich im Wahlprogramm finde: Es wird an keiner Stelle gesagt, wie das umgesetzt werden soll. Es wird eine Reihe von Forderungen gestellt, es werden Probleme beschrieben, aber nirgends Lösungen angeboten.

Die Forderungen werden in populistischer Manier aufgelistet – und wenn man hinguckt, sieht man … genau.

Mit Forderungen allein bietet man keine Alternative. Das geht nur, wenn man auch Lösungsvorschläge macht. Wenn man klar Ross und Reiter benennt. Wenn man auch sagt, wie das Ganze finanziert werden soll. Einfach nur eine Reihe von Forderungen aufstellen und dann bei der Lösung kneifen, ist feige.

Feige Politiker haben wir schon mehr als genug. Wir brauchen Mut. Und Rückgrat. Beides kann ich bei der AfD nicht erkennen.

Und, auch schon im Champions League-Fieber? Falls ja, so befindet man sich in bester Gesellschaft, denn Fußball ist längst salonfähig geworden. Und lenkt, getreu dem Motto „Brot und Spiele“ die Menschen gut von den eigentlichen Problemen der Welt ab, wie auch Die Zeit in „Fußballmanie lässt die Politik dahinsiechen“ konstatiert:

(…) In Zukunft soll das Bruttosozialprodukt als Indikator für die Leistungsfähigkeit unseres Landes abgeschafft werden. Es ist nicht mehr fähig, die aktuelle Lebenssituation der Bundesbürger abzubilden – es gilt als veraltet. Bei der Einführung eines neuen Maßstabs sollte man dringend das Fußballinteresse einbeziehen; es zählt heute zu jenen Faktoren, die das Lebensgefühl in Deutschland wesentlich ausmachen. Als die wichtigsten Fragen der Zeit werden hier die Halbfinalbegegnungen der Borussia und der Bayern gegen die übermächtig erscheinenden spanischen Fußballklubs diskutiert.

Angesichts dieser Fußballmanie kann man sich fragen, was mit diesem Land los ist. Es gibt schließlich nicht nur das Europa der Champions League, sondern auch das Europa der Nationen, die unter der Finanzkrise und ihrer innenpolitischen Instabilität leiden. Von den Turbulenzen des politischen Europaprojekts nimmt das deutsche Publikum in den Abendnachrichten Kenntnis – und freut sich auf Real und Barça. (…)

Zum Thema Sedierung passt natürlich auch Konsum und Reklame – Claudia Klinger hat sich im Digital Diary ihre Gedanken zum Wachstumswahn und dem Konsum gemacht: „In Teufels Klauen – zur Krisenlage

(…) Diesseits anderer Krisen-Faktoren ist DAS aus meiner Sicht die stärkste Wurzel der Krise: Es gibt kein natürliches Wachstum mehr. In Europa haben länger schon alle, die genug Geld oder Kreditwürdigkeit besitzen, um MEHR zu kaufen, keinen Bedarf nach MEHR. Man hat alles, was man zum Leben braucht und viele haben sogar weit mehr als das. Ja, einige beginnen sogar, zuviel Besitz als Last zu begreifen und sich von der Konsumismus-Religion angeödet abzuwenden: ab ins Abenteuer Richtung Down-Sizing, Entschleunigung, “weniger ist mehr”…. Gleichzeitig verarmen immer mehr Menschen oder geraten zumindest in Angst, ihren Status Quo zu verlieren und fallen damit auch als Wachstumstreiber aus. Wachstum aber wird benötigt, denn unser Geld/Finanzsystem funktioniert auf Dauer nur mit Wachstum.

Klar, ab und zu gelingt es noch, eine neue Produktlinie zu kreieren und z.B. allen einzureden, dass man hochwertige Espresso-Maschinen haben muss, und anstatt Kaffeebohnen oder Pulver mehrfach so teure “Pads”. Aber das sind seltene Glücksfälle, deren Erfolge zudem prekär bleiben: eine Waschmaschine MUSS man haben, wogegen eine Espressomaschine verzichtbar ist, wenn sie nach Ablauf der Garantie-Zeit per Obsoleszenz allzusehr nervt.

Auch Smartphones und Tablets sind eine neue, boomende Produktkategorie. Gefühlt wichtiger als die Waschmaschine, weshalb viele bereit sind, in kurzen Abständen die jeweils neuesten Gadjets zu kaufen. Der deutschen Wirtschaft hilft das allerdings nicht groß auf, “wir” machen ja immer noch lieber in Maschinen, Autos und Waffen. (…)

Apropos Reklame – „Übergroße Außenwerbung – Reklame soll aus dem Stadtbild verdrängt werden“, wie der Tagesspiegel Berlin berichtet. Bravo!

(…) Eine Stadt ohne Werbung? Schwer vorstellbar für die meisten von uns, wenn auch Berlin vermutlich weniger dicht mit Reklameflächen zugestellt ist als viele vergleichbare Städte. Die Ausnahme ist Sao Paulo in Brasilien, wo seit 2010 jegliche Außenwerbung verboten ist – ein Vorbild für den 26-jährigen Politikwissenschaftler Jan Korte, der diese Idee in Berlin durchsetzen will. „Amt für Werbefreiheit und gutes Leben“ heißt die Facebook-Seite, die er jetzt zusammen mit rund 30 Freunden gegründet hat. Dort beschreibt man sich als „Fachbehörde für einen Kiez ohne kommerzielle Außenwerbung“.

Kortes Überzeugung ergibt sich logisch aus dem Facebook-Titel: „Werbung verhindert gutes Leben“.

Dahinter steckt einer der gegenwärtig höchst aktuellen kapitalismuskritischen Gedankengänge: Werbung reizt demnach zum Konsum an, was im Sinne der vielbeschworenen Nachhaltigkeit des Lebensstils verwerflich sei – der „Konsumterror“, zentrales Schlagwort der Studentenbewegung, ist unter anderen Vorzeichen auferstanden. Außerdem heißt es, Werbung erzeuge Stress, verschlechtere also die Lebensqualität durch visuelle und auditive Reize und wirke durch neue technische Ansätze immer stärker manipulativ. (…)

Zum Abschluss möchte ich Euch noch auf ein interessantes Projekt hinweisen, das aktuell via Startnext finanziert wird, also Eure Mithilfe benötigt – „Gemeinnütziges Portal in Händen einer Community – Nachhaltiger Konsum“:

Nachhaltiger Konsum ist ein Projekt, ganz in den Händen einer Community die nicht nur am Umsatz beteiligt wird, sondern aktiv an der Gestaltung mitwirkt und weitreichende Mitbestimmungsrechte besitzt. Es ist gemeinnütziges Portal welches nicht nur auf die oftmals verheerenden Folgen unserer Konsumgewohnheiten hinweisen möchte, sondern auch direkt Alternativen bietet und sich dabei lediglich aus Spenden finanziert.

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Adbusting Workshop in Berlin

Diesen Aufruf der BUNDjugend Berlin will ich doch gerne an Euch weiterleiten – Adbusting in Aktion!

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Ad-Busting Workshop bei der BUNDjugend Berlin

Die Welt der Werbung umgestalten

Keine Lust auf Werbung! Man kann sich ihr praktisch gar nicht entziehen. Werbung steuert unser Konsumverhalten, schönt das Image von Großkonzernen, Organisationen und Politikern und tischt uns märchenhafte Lügen auf.

Doch man kann etwas dagegen tun – Adbusting!

Was das ist? Adbusting ist Straßenkunst, sozusagen eine kreative Kritik an unserer Konsumgesellschaft. Bestehende Werbung wird mit kleinen aber feinen Veränderungen eine neue Bedeutung verliehen oder sogar komplett umgekehrt. Dies gibt es auch auf digitaler Ebene.

Interesse in eine Einführung in diese Kunst? Dann kommt zum Ad-busting Workshop der BUNDjugend Berlin, in dem wir von einem angesehenen Referenten in der Szene angeleitet werden.

Der Workshop soll ganz unter dem Stern des baldigen Atomforum-Treffen hier in Berlin stehen und sich mit dessen Tücken auseinandersetzen.

Kurz und knackig:
Wann? 19.04-21.04.2013
Wo? in der Landesgeschäftsstelle der BUNDjugend Berlin
Erich-Weinert-Straße 82 (bei der S-Bahn Station Prenzlauer Allee)
Wie viel? 25 Euro für 2 ½ Tage

Anmeldungen oder weitere Fragen schreibt ihr einfach an Veronika (Kontakt: veronika@bundjugend-berlin.de)

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Adbusting in Paris, London und Berlin – Kampf gegen den Reklamewahnsinn

So, wie schon angekündigt werde ich mich diese Woche mal vorrangig ums Adbusting, also das Richtigstellen von verlogener und irreführender Reklame kümmern. Heute will ich dabei aufs bewegte Bild setzen – zum einen gibt es eine schöne Aktion aus Berlin zu zeigen, wie blogbuzzter berichtet: „Russenkälte in Berlin – Pullis fürs Porno-Plakat“:

Auch Arte hat sich in den letzten Monaten einige Male um das Thema Street-Art und Adbusting gekümmert, was mich natürlich freut, denn reklamefeindliche Aktionen sind im Fernsehen ja nicht gerade übermäßig prominent zu bewundern (schließlich wollen sich die Medientreibenden nicht ins eigene Standbein schießen). Da wäre zunächst „Kunst gegen Konsum – Adbuster Eyesaw“:

Im Dunkel der Londoner Nächte macht sich Streetartist Eyesaw an Werbeplakaten zu schaffen. Sein Auftrag ist nicht nur die Zerstörung von aufdringlicher Shoppingpropaganda, sondern auch deren künstlerische Umgestaltung.

Der zweite Arte-Beitrag heißt „Adbusting in Paris“:

ThomThom und FKDL  – zwei Urban Artists, die ein Medium für ihre Aktionen gewählt haben: Werbung.  Aus ebenso aufdringlicher wie oberflächlicher Reklame machen sie wirkliche Kunst. Dürfen sie das?

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McPlanet.com 2012 in Berlin

Berliner haben es gut – andauernd gibt es spannende Aktionen, Kongresse und sonstige Veranstaltungen, die man vor Ort besuchen kann – wie beispielsweise das etwas merkwürdig benannte „McPlanet.com“, das vom 20. bis 22. April in Berlin über die Bühne geht. Er wird gemeinsam u.a. von Attac, Greenpeace, BUND, Brot für die Welt und anderen NGOs veranstaltet:

Deutschlands größter internationaler Bewegungskongress an der Schnittstelle von Globalisierungskritik, globaler Gerechtigkeit und Umweltbewegung.

McPlanet.com entstand aus der Überzeugung, dass Globalisierung, Gerechtigkeit und Umweltschutz zusammengedacht werden müssen. Der Kongress ist eine Plattform, auf der man lernen und streiten, sich austauschen und informieren, alte Bekannte und neue MitstreiterInnen treffen kann. So will McPlanet.com einen Beitrag leisten für eine gerechtere und ökologisch zukunftsfähige Welt.

Bei ca. hundert Veranstaltungen, Panels, Foren, Workshops, Aktionen und kulturellem Programm ist beim McPlanet.com 2012 sicher für jeden das richtige und interessante Angebot dabei.

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Lesetipps: Super-Nanny | Chiquitas Etikettenschwindel | Amazon | Givebox | Bio-Zertifikate

Weihnachtszeit, Geschenkezeit. Wenn man den Marketingleuten vom Mediamarkt Glauben schenken (!) würde, laut denen „Weihnachten unterm Baum“ entschieden wird, geht es bei dem Fest nur noch um eines: nämlich darum, möglichst viele, möglichst teure Geschenke unter die Leute zu bringen, also um den ungehemmten Konsum. Dass dies zu Stress ausartet, wie es ihn früher in der Form partiell auch schon gab, wissen wir nicht erst seit Loriot… Eine ganz andere Form des Schenkens, eine weniger zwanghafte, wird gerade in Berlin erprobt, wie der Tagesspiegel zu berichten weiß – „Givebox-Projekt – Schenken ist das neue Shoppen“. Eine tolle Idee, die hoffentlich viele Nachahmer findet und einen (wenn auch winzigen) Kontrapunkt zum Konsumwahnsinn setzt:

Wer alte Sachen los werden und anderen damit auch noch eine Freude machen will, kann das jetzt tun: Eine neue Nachbarschafts-Initiative errichtet Geschenkboxen für Jedermann. Die Initiatoren hoffen auf viele Nachahmer.

(…) Die Leute können es nicht fassen, dass ihnen jemand etwas schenken will. Einfach so. Bedingungslos. Anonym. Es sind Nachrichten wie diese, die zeigen, dass die Menschen das Schenken und Beschenkt-werden verlernt haben.

Eine Gruppe junger Berliner will es ihnen wieder beibringen – mit der Givebox, einer grob zusammengezimmerten, telefonhäuschengroßen Box, ausgestattet mit einem Regal und einer Kleiderstange. Die erste wurde vor zwei Wochen in der Steinstraße in Mitte errichtet. Die Macher wollen aber nicht genannt werden. Sie wollen das Projekt in den Mittelpunkt rücken, nicht sich selbst. (…)

(…) Die Nachbarschaft ist zusammengewachsen, seit es die Box gibt, dessen sind sich die Projekt-Initiatoren aus der Steinstraße sicher. Die Geschenkekiste ist schon nach zwei Wochen aus dem Kiez nicht mehr weg zu denken, die Bewohner sind geradezu süchtig danach. Manche kommen täglich vorbei, um zu sehen, was es Neues gibt, zum Beispiel die Kinder von der nahe gelegenen Schule.

Über Facebook sorgt das Projekt international für Aufsehen. Passanten schreiben, wie sie die Box zufällig entdeckt haben, Touristen bedanken sich für das tolle Geschenk. Fans von überallher hinterlassen Nachrichten, wollen mehr über das Projekt wissen und die Idee in ihre Stadt tragen oder ihre Geschenke per Post schicken. (…)

Ein Konzern, der besonders stark von der weihnachtlichen Geschenkeflut profitiert, ist Amazon, denn immer mehr Menschen kaufen ihre Sachen online ein (sehr zum Leidwesen des traditionellen Einzelhandels). Allerdings zeigt sich Amazon selbst weniger in Geberlaune, denn das amerikanische Unternehmen nutzt geschickt Gesetzeslückenin Deutschland aus, um möglichst viele Mitarbeiter möglichst billig, zum Teil sogar auf Staatskosten, anzustellen. Eine sehr unfeine Art, das System auszunutzen, findet u.a. auch der Spiegel in „Amazon beschäftigt massenhaft Arbeitslose ohne Vergütung“:

Der Online-Versandhändler Amazon steht in der Kritik, eine Lücke des deutschen Sozialgesetzbuchs massenhaft auszunutzen. Das Unternehmen beschäftigt laut SPIEGEL nicht nur während des Weihnachtsgeschäfts in seinen fünf deutschen Logistikzentren Tausende Arbeitslose befristet als Saisonarbeiter, sondern lässt viele von ihnen zuvor eine sogenannte “Maßnahme zur Aktivierung und berufliche Eingliederung” absolvieren.

Dies dient vor allem zur Einarbeitung. Die Betroffenen arbeiten dann meist sechs Wochen, bekommen aber nur vier bezahlt. Die restlichen zwei Wochen erhalten sie weiterhin die Leistungen der Agenturen für Arbeit oder der Jobcenter. Diese Praxis ist legal. Allerdings wiederholt Amazon bei vielen der Aushilfen das Prozedere jedes Jahr, obwohl sie im Jahr zuvor bereits eingestellt waren und eine Einarbeitungszeit damit unnötig ist. (…)

Auch Report Mainz hat sich dieses Themas neulich angenommen:

Wo wir schon mal bei der Konzernkritik sind – über Chiquita gibt es ja nun bekanntlich nichts Positives zu berichten, so sehr die Firma sich auch in der Werbung schillernd und sympathisch darzustellen versucht (siehe u.a. meinen Artikel „Terror für Bananen“). Die taz zeigt in „Nachhaltige Bananenproduktion – Chiquitas Etikettenschwindel“, was hinter der bunten Fassade steckt:

Der US-amerikanische Bananenmulti hat vor sechs Jahren angekündigt, nachhaltiger und fairer produzieren zu wollen. Doch viel hat sich seitdem nicht getan. (…)

“Die Löhne stagnieren seit Jahren, aber die Arbeitsanforderungen und die Lebenshaltenskosten steigen”, klagt Martínez. Das Unternehmen setze zudem alles in Gang, damit sich die Arbeiter nicht in den unabhängigen Gewerkschaften organisieren könnten. Daran änderten auch die Kontrollen der Rainforest Alliance nichts, die inzwischen nahezu alle Chiquita-Plantagen in Mittelamerika zertifiziert haben.

Vor sechs Jahren hat der Bananenkonzern Chiquita angekündigt, nachhaltiger und fairer produzieren zu wollen. Die Umweltorganisation Rainforest Alliance sollte die Einhaltung der neuen Leitlinien überprüfen.

“Der kleine grüne Frosch versichert Ihnen, dass Produkte und Dienstleistungen in umweltfreundlicher, sozial und wirtschaftlich nachhaltiger Weise erzeugt wurden”, ist auf der Homepage der Organisation zu lesen. Doch die Gewerkschaften sprachen von Etikettenschwindel.

So klagt Rodolfo Suadarez Martínez: Immer dann, wenn die Inspektoren der Nichtregierungsorganisation mit Stammsitz in New York in Nogal auftauchten, werde Tage vorher gründlich aufgeräumt. “Die Arbeiter erhalten pünktlich zum Ankunft der Inspektoren neue Arbeitskleidung, Schutzmasken und Co., aber eben nur dann”, berichtet Martínez. (…)

Etikettenschwindel ist auch das Stichwort für meinen nächsten Lesetipp, diesmal aus dem Bio-Natur-Blog – „Gefälschte Bio-Zertikate, die Spitze des Eisbergsalats“. Man sieht, dieses profitorientierte Wirtschaftssystem sorgt dafür, dass selbst gut gemeinte Ideen wie die des ökologisch-biologischen Landbaus von einige Firmen ausgenutzt werden, um ihre konventionelle Ware als „Bio“ teurer verkaufen zu können:

Nun hat die schöne Bio-Welt voller gesunder Bio-Produkte nach dem schönen Weltklimagipfel voller gesunder unabsichtlicher Absichtserklärungen also ihren nachhaltigen Skandal mit sicherlich weitreichenden ökologischen, aber wohl noch drastischeren ökonomischen Folgen für Hersteller und Vertriebsketten. In erster Linie natürlich oder eben leider nicht natürlich für die Konsumentinnen und Verbraucher, welche ihr Vertrauen in solch zertifizierte und von allerhöchster Stelle als aus biologischem Anbau erklärte Ware verloren haben bzw. noch verlieren werden, da die ganzen unerträglichen Ausmaße über die Tragweite des Handels mit gefälschten Zertifikaten erst noch unter der gefälschten Erde hervorgegraben werden müssen. (…)

(…) Dass der Standard allerdings schreibt, dass “gefälschtes Essen lukrativer als Drogen” sei, ist dann doch wohl etwas überzogen. Oder vielleicht doch nicht?

Der Markt mit falsch ausgewiesenen oder gefälschten Lebensmitteln ist ein Milliardengeschäft, das in den vergangenen Jahren massiv gewachsen ist, heißt es bei Europol: Das Risiko ist gering, der Ertrag enorm. 1000 Dollar würden, in die Lebensmittelfälschung investiert, wesentlich höhere Profite abwerfen als etwa im Drogenhandel. (…)

Und noch eine erfreuliche Meldung zum Schluss – „Super Nanny Katharina Saalfrank wirft hin“. Dass sich Frau Saalfrank erst nach so vielen Jahren dazu entschießt und noch bis vor kurzem in Talkshows vehement das Konzept verteidigte und jeden Verdacht, dass RTL an dieser Sendung mit manipulierten und gefakten Bildern arbeitet, weit von sich wies, macht sie natürlich nicht gerade glaubwürdiger… Denn es kann einem doch keiner erzählen, dass die „Super Nanny“ bislang davon nichts gemerkt habe und ausgerechnet jetzt, wo es vermehrt kritische Berichte über das Format (siehe fernsehkritik.tv) hagelt, auf die Ungereimtheiten stößt. Es ist für mich schwer vorstellbar, dass diese Manipulationen erst in diesem Jahr um sich griffen.

(…) In einer internen Mail an RTL-Verantwortliche schreibt Saalfrank, 40, ihre erzieherischen Inhalte seien in diesem Jahr “massiv in den Hintergrund” gedrängt worden. “In meine Arbeit als Fachkraft in diesem Format wurde extrem…und teilweise sogar gegen pädagogische Interessen eingegriffen.” Dies sei sicher der “Entwicklung des medialen Markts” hin zu “gescripteter”, also inszenierter, Realität geschuldet. Das komme für sie nicht mehr in Frage. (…)

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Wir leben in interessanten Zeiten, soviel ist sicher. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass es die Piratenpartei ins Berliner Landesparlament schaffen würde? Glückwunsch – und man darf gespannt sein, wie es mit dieser Partei weiter geht, also ob sie auch Kompetenz abseits ihres Kerngebiets Internet entwickelt und es schafft, auch von den Medien ernst genommen und nicht mehr als „Nerdpartei für Technikspinner, die Kinderpornografie und illegale Downloads legalisieren wollen“ verunglimpft zu werden. Ebenfalls erfreulich – Die Partei hat fast 1% der Stimmen auf sich vereinigen können und im Bezirk Kreuzberg mit 2,2% sogar mehr als doppelt so viele Prozentpunkte geholt wie die Spaßpartei FDP. Ihrer eigenen Linie treu bleibend hat Sonneborns Truppe, parallel zur Berliner Sektion der Hedonistischen Internationale sowie auch einer namentlich nicht bekannten Gruppe von AktivistInnen, die Wahl„party“ der FDP geentert und durch unpassend erscheinenden Jubel aufgemischt. Auch das FDP-Aussteigerprogramm, das er den enttäuschten Liberalen anbot, ist eine hübsche Idee. Wunderbare „Polit-Jamming“-Aktion, über die auch Bleib passiv! – „Riesenstimmung bei FDP-Wahlparty“ – und Mainstreammedien berichten (z.B. N24 – „Die Partei jubelt bei den Liberalen“).

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Martin Sonneborn über DIE PARTEI zur Berlinwahl

Wunderbar, dass es Martin Sonneborn gibt, sonst wäre Politik doch quasi unerträglich fade. Übermorgen dürfen (?) die Berliner mal wieder an die Wahlurne und Klaus Wowereit als Bürgermeister wiederwählen. Das ist langweilig. Deutlich interessanter finde ich da doch das, was Herr Sonneborn als Parteivorsitzender der Partei DIE PARTEI zu sagen hat, zum Beispiel zu den Zielen seiner schmierigen populistischen Vereinigung und über eine potentielle Koalition mit der FDP:

[via]

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Berliner Wahlplakat-Busting, Nachschlag

Das war ja eigentlich klar – nachdem der Bleib passiv!-Blog über einige geadbustete FDP-Wahlplakate in Berlin berichtet hatte, ging der Spaß erst richtig los. Nun wurde derweil auch die Propaganda anderer Parteien korrigiert und statt inhaltsfreier Worthülsen mit klaren Aussagen versehen. Wenn die eigentliche Wahl doch nur auch so spannend wäre! Der Artikel „Adbusting im Berlin-Wahlkampf, Teil 2“ enthält jedenfalls wieder einige schöne Beispiele dafür, wie es aussieht, wenn Bürger in den Dialog mit Reklametafeln treten.

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