Absurde Lebensmittel: Eier und Bananen in Plastik

In unserer Überflussgesellschaft gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt. Dachte ich jedenfalls bislang. Aber offenbar gibt (bzw. gab) es im Lebensmittelbereich noch weiße Flecken, die es zu besudeln galt. Jedenfalls haben sich hirntote Marketingleute etwas ganz Tolles ausgedacht – fertig gekochte Eier ohne Schale, schön in Plastik verpackt. Und natürlich garantiert aus Massentierhaltung. Das bekanntermaßen extrem lästige und sicherlich mehrere Sekunden dauernde Pellen von so einem Ei entfällt – dafür hat man anschließend einen Haufen umweltschädlichen (Plastik-)Müll in der Hand. Ich weiß nicht, wie abgestumpft man in manchen Firmen sein muss, um so einen Mist auszubrüten, aber ich wünsche diesem Projekt natürlich den maximal möglichen Misserfolg, am besten mit anschließender Teerung und Federung der Verantwortlichen (man könnte dafür ja den Kot und die Federn der für diesen Irrsinn gequälten Hühner verwenden).

Auf der Facebook-Seite von Foodwatch kann man sich den Schmarrn anschauen:

Dabei fällt mir ein, dass es in der Österreich ja in einigen Supermärkten auch in Plastikfolie verschweißte geschälte Bananen gibt (siehe den Artikel der Süddeutschen Zeitung „Nackte Bananen sind erst der Anfang“) – es scheint also ein veritabler Trend für degenerierte Konsumenten zu werden, dass man von Natur aus perfekt verpackte Nahrung schält und anschließend wieder aufwendig einschweißt. Ich finde es ausgesprochen erschreckend, dass man in den Unternehmen, die so etwas produzieren, offenbar überhaupt keinen Funken Anstand im Leib zu haben scheint und so dermaßen kurzsichtig nur an den eigenen Umsatz denkt. Die so gern herbeizitierte Nachhaltigkeit, das Denken an zukünftige Generationen, schert hier offenbar niemanden – nach mir die Sintflut. Leider sind viele Konsumenten so träge und ignorant, dass sie solche Sachen auch mitmachen – statt die Firmenzentralen der Konzerne mit faulen Eiern zu bewerfen, wie es eigentlich angebracht wäre.

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Der große Reibach und Tanz der Geier

Die Finanzkrise begleitet uns nun ja schon seit diversen Jahren – offen ausgebrochen ist sie 2008, aber natürlich schwelt sie schon viel länger. ARTE hat sich unlängst in einem Themenabend mit der Bedeutung der Banken und dem Einfluss auf unser Leben befasst und sich damit wieder einmal als ein Sender erwiesen, der auch unbequeme Fragen stellt. Die beiden Dokus heißen „Der große Reibach“ und „Tanz der Geier“ und sind beide en bloc bei YouTube zu bewundern:

Der große Reibach: Als Margaret Thatcher in Großbritannien und Ronald Reagan in den USA die Regierung übernahmen, starteten diese beiden überzeugten Anhänger mit Hilfe von Wirtschaftsberatern der mächtigsten Großbanken eine Deregulierungskampagne sondergleichen: Stück für Stück zerschlugen sie alles, was nach der großen Depression 1929 und der Nachkriegszeit geschaffen worden war, um dem Kapitalismus eine soziale Komponente zu geben. Ihre Nachfolger, ob konservativ oder “links”, führten diese Politik fort. So bestand ironischerweise die letzte Amtshandlung des Demokraten Bill Clinton im Oval Office in der Unterzeichnung eines Gesetzes, das den Staat völlig entwaffnen und Finanzmärkten endlich erlauben sollte, sich so zu entwickeln, wie es ihnen beliebte.

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Gastbeitrag: Werbung wirkt immer weniger

Wenn es gegen die Auswüchse der überhand nehmenden Reklame geht, ist mein Konsumpf-Blog die richtige Anlaufstelle. :-) Und so freue ich mich, dass ich heute einen Gastbeitrag von Wolfgang Koschnick veröffentlichen kann, der einen weiteren Aspekt beleuchtet, den viele Werbetreibende und vor allem Werbeschaffende gerne ausblenden: den der weitgehenden Wirkungslosigkeit der Beschallung mit den Konsumbotschaften.

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Werbung wirkt immer weniger

von Wolfgang Koschnick

Werbung ist wie Fußball: Jeder ist ein Experte und weiß genau, wann, wie und wo sie wirkt. Oder auch, wann sie absolut unwirksam ist: nämlich bei einem selbst. Werbung wirkt immer nur bei den anderen, bei den Doofen. Man selbst ist absolut unbeeinflussbar. Glaubt man wenigstens.
Dabei wissen selbst Experten viel weniger darüber, wie Werbung wirkt oder – schlimmer noch – ob sie überhaupt wirkt. Sie behaupten das nur. In Wahrheit haben sie wenig oder gar keine Ahnung. Die meisten Fragen zur Werbewirkung sind völlig ungeklärt. Doch die Werber in den Agenturen und die Forscher in den Markt- und Mediainstituten erzählen ihren Kunden das Blaue vom Himmel herunter, um ihnen weiszumachen, dass sie alle Werbewirkung bestens im Griff haben. Den Teufel haben sie.

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Kulturelle Störgeräusche

Im Frühjahr wurde ich für den SWR2 interviewt und habe ein wenig über Reklame, Adbusting & Co. erzählt. Diese Woche ist nun das Feature im Radio ausgestrahlt worden – „Kulturelle Störgeräusche“ heißt die Sendung, in der es um alle möglichen Formen von Widerstand gegen die Inanspruchnahme des öffentlichen Raums durch Konsum und Kommerz geht; geschrieben von Sascha Verlan und Almut Schnerring (Wort und Klang). Auf der SWR2-Seite kann man sich den Beitrag im Stream anhören oder auch als MP3 runterladen.

Kulturelle Störgeräusche

Wer hat das Sagen im öffentlichen Raum? Von Almut Schnerring und Sascha Verlan

Sendung vom Mittwoch, 6.11. | 22.03 Uhr | SWR2

Vor der eigenen Haustüre beginnt der öffentliche Raum. Eigentlich gehört er uns allen, doch er wird beherrscht von Straßenverkehr, Hinweisschildern, Plakaten und Überwachungskameras. Kommerzielle und politische Interessen dominieren ihn zunehmend. “Ad Busting”, “Critical Mass”, “Flashmobs”, “Guerilla Gardening” … eine Vielzahl an politisch-kulturellen Bewegungen wehrt sich gegen diese zunehmende Vereinnahmung, Bewegungen und Konzepte wie “Urban Knitting”, “Occupy”, “StreetArt”, “Graffiti”, “Reclaim the Streets” wollen Freiräume schaffen und Denkanstöße liefern. Wir stellen einige vor und wollen damit aufmerksam machen auf Grenzüberschreitungen, auf die Manipulation unserer Wahrnehmung, auf die Vereinnahmung unserer Aufmerksamkeit.

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Generation Smartphone

Situationen wie die in dem folgenden Kurzfilm von Charlene deGuzman & Miles Crawford kennt vermutlich mittlerweile jeder von uns – Leute, die die ganze Zeit auf ihr Smartphone starren und den Augenblick, die Menschen um sie rum, gar nicht mehr wirklich wahrnehmen, weil sie alles fotografieren, twittern oder facebooken müssen. Keine sehr gesunde Entwicklung, wie ich finde.

 

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Das sollen wir kaufen

Ich weiß nicht, ob Euch die GfK, die Gesellschaft für Konsumforschung bekannt ist? Sie unterstützt Unternehmen seit diversen Jahrzehnten dabei, durch spezielle Marktforschung herauszufinden, welche neuen Produkte sich lohnen, welche Reklame man dafür schalten sollte und wie Marken bei Verbraucehrn ankommen. Im Grunde hilft sie dabei, das (absurde) System aus Konsum und Bedürfnisweckung am Laufen zu halten. Auf YouTube findet sich ein interessantes Video, in dem ein Journlist der Sache auf den Grund geht und die GfKler am Ende ziemlich in Erklärungsnot bringt. Sehr schön! Umso bemerkenswerter, wenn man berücksichtigt, dass der Clip im Rahmen einer Reihe der neoliberalen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft entstand und somit eigentlich aus einer eher bedenklichen und ganz und gar nicht unterstützendwerten Ecke kommt.

 

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Dumme Wähler und kurzsichtige Konsumenten

Hagen Rether über „dumme Wähler“, kurzsichtigen Konsum und Promis, die sich an Konzerne verkaufen. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Dass es übrigens auch andere „Stars“ gibt, die sich aktiv für Nachhaltigkeit einsetzen, zeigt dieser Utopia-Artikel: „Die 10 grünsten Promis“.

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Lesetipps: Materialismus macht krank | Heile Bio-Welt? | Nespresso-Müll | Werbevideos | Filmeverschenken

Der Sonntag ist ein prima Tag, um mal wieder ein paar Lesetipps auf Euch loszulassen – also Artikel, die mir in den letzten Wochen positiv aufgefallen sind. Da wäre zunächst „Wie Konsum und Materialsmus unglücklich machen“ von Katharina Tempel. Die oft einseitige Fokussierung auf Marken und Besitz, die uns auch durch Reklame und Medienwelt vorgelebt und eingetrichtert werden, kritisiere ich im Konsumpf bekanntlich seit jeher. Auch wissenschaftlich wurden die negativen Auswirkungen dieser Entwicklung mittlerweile bestätigt:

(…) Materialismus macht krank

Die amerikanischen Psychologen Tim Kasser und Richard M. Ryan haben in einer Vielzahl von Untersuchungen festgestellt, dass Menschen mit sehr materialistischen Werten ein geringeres psychisches und physisches Wohlbefinden aufweisen, als Menschen, denen materialistische Werte weniger wichtig sind. In ihren Studien arbeiten sie mit dem so genannten „Aspiration Index“.  Dieser Fragebogen führt eine Vielzahl verschiedener Ziele auf und bittet die Versuchspersonen anzugeben, welche Ziele wie wichtig für sie sind. Genannt werden u.a. das Bedürfnis nach Sicherheit, nach guten Beziehungen mit anderen Personen, aber eben auch materialistische Werte wie finanzieller Erfolg oder ein hoher Status.

Im Ergebnis zeigte sich, dass diejenigen, für die beispielsweise finanzieller Erfolg ein zentraler Wert war, weniger Selbstverwirklichung und Lebensfreude und mehr depressive Symptome und Ängstlichkeit aufwiesen als Personen, für die gute Beziehungen oder ein gesellschaftlicher Beitrag wichtige Werte waren.

In einer anderen Studie zeigte sich, dass Menschen, die nach Ruhm, Geld und Ansehen streben auch mehr physische Symptome aufwiesen; also häufiger unter Kopfschmerzen, Magenprobleme etc. litten als weniger materialistische Versuchspersonen. Daneben scheint eine stark materialistische Haltung auch die Qualität unserer tagtäglichen Erfahrungen zu verringern, da materialistische Studenten in der Summe weniger positive Emotionen erlebten als Menschen, die sich nicht so viel aus Geld und Besitz machen. Je wichtiger uns materialistische Werte sind, desto geringer ist also unsere Lebensqualität. (…)

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Guerilla-Strom

Über diesen Beitrag der BR-Sendung quer habe ich mich gefreut, zeigt er doch, dass man die Energiewende nicht den großen Konzernen überlassen darf und dass der Widerstand gegen die Unternehmen wächst – „Guerilla-Strom: Solarzwerge proben Unabhängigkeit“:

Wir können es auch allein! Immer mehr unerschrockene Pioniere vermarkten ihren hausgemachten Ökostrom auf direktem Weg: Sie verkaufen ihren überschüssigen Solarstrom an Nachbarn, bei Mehrfamilienhäusern kommt der Strom direkt vom Dach und wird mit dem Hauseigentümer abgerechnet. Ökostromvermarktung – ganz dezentral und ohne Umwege über Stromriesen und Stromnetze. Das rechnet sich im besten Fall auch für die Abnehmer.

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Brandalism – Notwehr gegen Reklame

Adbusting ist ja eins der zentralen Themen meines Blogs – also das kreative, oft auch humorvolle Umdichten und Richtigstellen von Reklame durch Aktivisten. In England fand letztes Jahr eine großangelegte Aktion von 26 Künstlern statt, die in mehreren britischen Städten Hand anlegten und damit ihre Kritik am Konsumismus der  heutigen Zeit ausdrückten – „Brandalism“:

The Brandalism project saw 26 artists from 8 countries coming together for the biggest subvertising campaign in UK history. Over five days a team of guerilla installers travelled to Manchester, Birmingham, Leeds, Bristol and London and put up 36 artworks that seeks to confront the ad industry and take back our visual landscapes by challenging the values that consumerism promotes.

www.brandalism.org.uk

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