Kategorie: Gesundheit Seite 1 von 7

Gluten, der Freind in deinem Brot – die fatalen Folgen der industriellen Landwirtschaft

Arte ist ja bekannt für oft hochwertige Dokumentationen, die auch sehr kritisch sein können. Neulich lief «Gluten, der Feind in deinem Brot» – hier ist der Titel leider sehr irreführend, denn es geht zwar zunächst um Gluten, dann aber vor allem darum, warum immer mehr Menschen Lebensmittelunverträglichkeiten entwickeln, und letztlich darum, was die industrielle Landwirtschaft und Gift wie Glyphosat mit der Gesundheit der Menschen anstellen. Sehr erschreckend mal wieder (aber natürlich auch nichts wirklich Neues, denn die Themen begleiten mich hier im Blog ja schon von Anfang an).

Woran liegt es, dass eine vergleichsweise seltene Erkrankung wie Zöliakie binnen weniger Jahre zu einer Art Volkskrankheit geworden zu sein scheint? Denn tatsächlich klagen immer mehr Betroffene nach dem Verzehr von Getreideprodukten über Verdauungsbeschwerden. Ist das Gluten verantwortlich oder etwa eine globalisierte, nur am Profit orientierte Landwirtschaft?

In den vergangenen Jahren hat ein explosionsartiger Anstieg von Lebensmittelunverträglichkeiten dazu geführt, dass immer mehr Publikationen erscheinen, die die Gefährlichkeit, wenn nicht sogar Giftigkeit von Gluten propagieren und spezielle Diäten empfehlen. Ob im Supermarkt oder an der Kaffeebar: Mittlerweile sind glutenfreie Produkte fast überall erhältlich und stark in Mode. Woran liegt es, dass scheinbar immer mehr Menschen unter einer Glutensensitivität leiden?Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat Patrizia Marani Statistiken zur Entwicklung der Glutenintoleranz ausgewertet und weltweit in der Lebensmittelindustrie recherchiert, die einen nicht unwesentlichen Teil ihres Umsatzes mit Getreideerzeugnissen bestreitet. Dabei stieß sie auf einen undurchsichtigen Regulierungsapparat, der von zahlreichen Lobbyisten beeinflusst wird, aber auch auf Wissenschaftler, die nach den verborgenen Ursachen für das neue „Feindbild“ Gluten forschen. Eine faszinierende Reise in die Welt der Ernährung, die den Zuschauern die Bedeutung der Landwirtschaft in Erinnerung ruft. Was wäre, wenn das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, mit dem unsere Felder besprüht werden, die Ursache dieser neuen weltweiten Epidemie wäre? Wenn es zutrifft, dass „man ist, was man isst“, muss genau diese Landwirtschaft wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken, um Produktqualität und Verbrauchergesundheit Vorrang gegenüber Profit und Produktivität einzuräumen.

Verwandte Beiträge:

  • Keine verwandten Beiträge

Tiere essen – Vortrag von Richard David Precht

Gerade bin ich auf diesen großartigen Vortrag von Richard David Precht gestoßen, der in vielerlei Hinsicht perfekt zu den Themen meines Blogs passt.

In seinem Vortrag “Tiere essen” beim BIOTOPIA Festival “EAT” diskutiert Philosoph und Autor Richard David Precht unser Verhältnis zu Tieren.

Verwandte Beiträge:

  • Keine verwandten Beiträge

The Loneliness Epidemic – der Zusammenhang von Konsumismus und Depression

Für alle, die gut Englisch können, habe ich heute ein sehr interessantes Video, in dem der britische Autor Johann Hari interviewt wird und in dem er den Zusammenhang von Einsamkeit, Depression und Angstzuständen mit Konsumismus und auch sozailen Medien erläutert. Im Grunde passen seine Thesen perfekt auch zu meinem Blog.

Verwandte Beiträge:

Zwei Liter Wasser am Tag? Das irreführende Marketing der Konzerne

Wer kennt sie nicht, die „gute alte“ Regel, dass man mindestens 2 Liter Wasser am Tag trinken solle, um gesund zu bleiben. Was nach einer sinnvollen und im ersten Moment einleuchtenden Sache aussieht, entpuppt sich in Wahrheit als geschickter Marketingschachzug der Getränkekonzerne, wie Plusminus zeigt – „Zwei Liter Wasser am Tag trinken? Unnötig!“:

– Die weit verbreitete Wassertrinkregel “2 Liter am Tag” finden viele Experten und Ärzte übertrieben.
– Trinkvorgaben sind Teil des Marketings der Wasserhersteller, um mehr Umsatz zu machen.
– Umweltschützer stellen Nutzen von Flaschenwasser in Frage und verweisen auf die ökologischen Folgen.
– Gesunde Erwachsene können sich getrost auf ihr Durstgefühl verlassen.

Verwandte Beiträge:

Freihandelsabkommen: Riskante Pestizide durch die Hintertür?

Momentan herrscht hier ja ein wenig Ruhe im Blog, aber als ich diesen Beitrag der WDR-Sendung markt gesehen habe, wurde mir so blümerant, dass ich ihn mit Euch teilen will. Man beachte mal wieder die ungerührte Abgefeimtheit der Lobbyisten, in diesem Falle mal nicht nur vom „Erzfeind“ Monsanto, sondern auch von Bayer und BASF… „Freihandelsabkommen: Riskante Pestizide durch die Hintertür?

Verbraucher sind verunsichert: Wird das geplante Freihandelsabkommen mit den USA den Verbraucherschutz schmälern? Derzeit sind manche Pestizide in Europa verboten, andere könnten in Zukunft nur noch in geringerem Maße eingesetzt werden. Doch wenn Brüssel die Vorsorgestandards verschärft, bedeutet das für deutsche Chemie-Unternehmen vor allem eins: Geschäftsverlust. Beeinflussen also deren Lobbyisten die Verhandlungen um das Abkommen, um ihre Produkte doch noch auf den Markt zu bringen?


US Farmer Larry Hoobler wird im Frühjahr grünen Mais auf seinen Feldern aussäen. Grün ist der Mais, weil er mit einem Insektizid gegen Würmer gebeizt ist, hergestellt von der deutschen Firma Bayer. Richtig angewandt sei das ein völlig sicheres Verfahren. „Ich hab Vertrauen in diese Technik. Sie ist ausgereift und lange getestet“, sagt Hoobler. Im Winter liegt auf seiner Farm Schnee, im Sommer wird dort meterhoch der Genmais stehen, modifiziert  mit  Gentechnik, GMO wie sie dort sagen. Der Genmais ist resistent gegen einen bestimmten Unkrautvernichter.

90 Prozent Mais und 93 Prozent Soja stammen in den USA aus genverändertem Samen. Damit machen in den USA zwei deutsche Firmen hervorragende Geschäfte: Bayer und BASF. Und sie hätten einen Plan: „Bayer und BASF agieren in den USA und wollen nun in dem geheimen Handelsabkommen zwischen den USA und der EU das erreichen, was ihre Lobbyisten in Europa nicht geschafft haben“, sagt Jaydee Hanson.

Kann das sein? Das Insektizid, das Farmer Hoobler einsetzt, heißt Poncho. Es ist weltweit ein Bestseller der Firma Bayer. In den USA ist es zugelassen und  in Europa vorsorglich verboten, weil es für das Bienensterben mitverantwortlich gemacht wird. Und genau dagegen zieht Jay Vroom zu Felde. Er ist Präsident von Croplife. In Croplife sind die größten Agrarkonzerne der Welt organisiert Monsanto, Dow, Syngenta und die großen deutschen Firmen  Bayer und BASF – eine mächtige Lobby.  „Den europäischen Farmern stehen jetzt schon nur noch 50 Prozent der Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, die wir in den USA einsetzen können. Nun ich bin glücklich mit dem Essen in den USA, das gleiche gilt sicher auch in Europa“, so Vroom

Das sieht Britta Reuther anders. Sie lebt seit 20 Jahren in New York und zeigt uns, was die Theken in einem ganz normalen Supermarkt hier so hergeben. In den USA darf das Mastvieh mit Wachstumshormonen behandelt, das Hack zur Desinfektion radioaktiv bestrahlt und das Huhn gechlort werden. Und wenn Britta wissen will, ob in den Cornflakes genveränderter Mais drin ist, dann sucht sie diesen Hinweis auf der Packung vergebens. In Europa gelten da andere Standards.  Nein, hier will sie nicht einkaufen. „Wenn ich in einen normalen Supermarkt gehe, dann muss ich davon ausgehen, dass alle Produkte oder 80 Prozent der Produkte in irgendeiner Weise behandelt worden sind oder versetzt sind“, sagt Reuther. (…)

 

Verwandte Beiträge:

Wem gehört die Welt? Wachstum durch Teilen

Ich weiß, ich mache mich aktuell ziemlich rar hier im Blog, aber wie vermutlich jeder, der selbst bloggt, aus eigener Erfahrung kennt: je länger die Pause ist, die man zwischen zwei Beiträgen eingelegt hat, desto schwerer fällt es einem, dann auch mal wieder was zu schreiben… Heute jedenfals tauche ich mal kurz wieder aus der Versenkung auf, um Euch die 3sat-Dokumentation Wem gehört die Welt? Wachstum durch Teilen zu empfehlen, in der es um Gemeingüter (Commons) geht und um das Thema der Unterwerfung aller Ressourcen unter das Marktprinzip, das scheinbar unufhaltsam ist.

Die Gemeingüter sind zurück: Menschen tauschen und teilen wieder, ob Wohnungen, Autos, Haustiere oder Kleider. Gemeinsam beackern sie Brachflächen in der Stadt oder engagieren sich dafür, Wasser und Strom wieder in Bürgerhand zu bringen. Forscher streiten für die Zugänglichkeit des Wissens im Netz, Künstler stellen ihre Werke als “Creative Commons” der Allgemeinheit zur Verfügung. Was macht Gemeingüter heute so attraktiv? Sind sie eine Antwort auf die Ressourcen-Konflikte der Zukunft?

Gemeingüter entstehen aus der Kooperation ihrer Nutzer, sie sind selbstorganisiert. Schon immer haben Menschen gemeinsam knappe Naturressourcen wie Flüsse, Wälder oder Fischgründe bewirtschaftet und sie damit über Generationen erhalten. Auf den Almen in der Schweiz funktioniert das seit Jahrhunderten. Die Wirtschafts-Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom hat die Grundprinzipien für solche “Commons” aufgezeichnet. Sie hat bewiesen, wie gut Menschen zusammenarbeiten – jenseits von Staat und Markt. Ein dritter Weg, der jetzt von vielen wieder entdeckt wird, etwa angesichts von Landgrabbing und Patenten auf Lebewesen. Denn heute bieten sich durch Internet und Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten globaler Kooperation, wie die Internet-Enzyklopädie Wikipedia zeigt.

Die Dokumentation “Wem gehört die Welt? Wachstum durch Teilen” stellt eine neue Form der Nutzung von Gemeingütern vor.

Mit Gemeingütern befassen sich am Donnerstag, 20. Februar, im Rahmen von “Wissenschaft am Donnerstag” zwei weitere Sendungen: Um 20.15 Uhr hinterfragt die Dokumentation “Mein Auto, kein Auto!”, ob das eigene Auto ein Auslaufmodell ist, und um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen über das Thema “Gemeingüter”.

Verwandte Beiträge:

Zeit zu entgiften

Dieser schöne Kurzfilm von GreenpeaceDetox! Zeit zu entgiften“ – passt prima zur Thematik meines Blogs, deshalb will ich ihn Euch auch ans Herz legen. (Ja, ich weiß, dass man an Greenpeace auch Kritik üben kann, aber das schmälert die Aussage des Films nicht!)

Noch bis Ende der Woche laufen auf der Berliner Modewoche die Models über den Laufsteg und zeigen, was im nächsten Jahr angesagt ist. Im Wochentakt folgen dann die weiteren Fashion Weeks: New York, London, Mailand, Paris. Die Bilder der Modenschauen gehen blitzschnell um die Welt und wenige Wochen später hängen die Must-Haves in den Schaufenstern der großen Ketten.

Zara beispielsweise produziert nur so viel von einzelnen Teilen, dass die schnell vergriffen sind. Die Botschaft ist klar: Greift zu, sonst ist der Fummel vielleicht bald nicht mehr im Laden. Obendrein liefern sich die Fast-Fashion-Discounter Preiskämpfe – mit der Folge, dass wir uns an Billigware gewöhnt haben und hemmungslos zugreifen. Die Discounter-Bewegung auf die Spitze treiben hierzulande Newcomer wie die irische Kette Primark, die T-Shirts für zwei Euro und Jeans für zehn Euro anbieten.

Den Preis für die Billigklamotten zahlen andere. Produziert wird in ärmeren Ländern. Die gravierenden Folgen für Mensch und Umwelt hat die Greenpeace Detox-Kampagne sichtbar gemacht und aktuell wieder in dem Report Kleine Monster im Kleiderschrank dokumentiert.

Jeder Deutsche kauft im Schnitt fünf neue Teile pro Monat. Pro Jahr 60 Klamotten mehr im Kleiderschrank – das ist auch der Durchschnitt in anderen Industrienationen. Getragen wird nur ein Bruchteil dessen, was wir an Kleidung haben. Selbst umweltbewusste junge Frauen gaben bei Befragungen an, dass bis zu 40 Prozent ihrer Kleidung Schrankhüter sind.

Deshalb müssen wir weniger und bewusster einzukaufen. Auf der Berliner Modewoche stößt man inzwischen auf ein ständig wachsendes gut gemachtes Angebot an grüner Mode. Dazu zählen Kollektionen aus Bio-Stoffen oder recycelten Materialien, Entwürfe von kleineren Labels, die lokal fertigen, Stücke, die multifunktional sind oder gut zu kombinieren. Die wirklich guten Modelle sind zeitlos und nicht schon in der nächsten Saison aus der Mode.

„Buy less, choose well, make it last“ – kauft weniger, bewusster und sorgt dafür, dass es hält – dieses Mantra der britischen Designerin Vivienne Westwood gewinnt an Bedeutung. Und es gibt eine wachsende Zahl von Menschen, die Mode mögen, aber ihre Sehnsucht nach Veränderung anders stillen als mit dem ständigen Kaufen neuer Sachen.

Sie stöbern in Secondhand-Läden oder im Internet bei Kleiderkreisel, gehen auf Kleidertauschparties, leihen sich Kleidung wie Bücher aus einer Bibliothek („Kleiderei“) oder lernen wieder zu stricken, zu nähen und zu flicken. Auch wenn man diesen Trend nicht überschätzen darf, zeigt er doch, dass Fast Fashion, also die schnelllebige Massenware ihren Zenit überschritten hat.

Die Zeiten, als sich Präsidentin-Gattin Michelle Obama, Kanzlerin Angela Merkel oder die britische Schauspielerin Keira Knightley dafür verspotten lassen mussten, dasselbe Kleid zweimal zu tragen, sollten endgültig vorbei sein.

Es ist Zeit umzudenken. Selbst die sauberste Produktion bleibt nicht ohne Folgen für die Umwelt. Weniger ist mehr: Setzen wir auf Kreativität statt auf Konsum!

Verwandte Beiträge:

Süß und gefährlich – die bittere Seite des Zuckers

Ein frohes neues Jahr Euch allen! Ich hoffe, 2014 wird ein gutes Jahr. Mal schauen, wie es hier im Konsumpf so weitergeht.

Zucker ist nicht einfach nur ein Gewürz, das Nahrung süßer macht – er hat viele negative Eigenschaften (u.a. die, dass er süchtig macht bzw. machen kann) und ist natürlich ein Riesengeschäft für die Lebensmittelindustrie. Die Zeit berichtete bereits 1991 über „Die Zucker-Mafia“ (leider, merkwürdigerweise, nicht mehr online; in Auszügen noch bei mir HIER nachzulesen). Seitdem hat sich m.E. nichts zum Besseren entwickelt. Das ZDF brachte in seiner Reihe ZDF Zoom vor Weihnachten die interessante Doku „Süß und gefährlich – die bittere Seite des Zuckers“:

Weihnachtszeit – Zuckerzeit! Nie schmeckt Süßes besser! Doch Naschen ist gar nicht das Problem. Der Süßwarenverkauf stagniert – und trotzdem verbrauchen die Deutschen immer mehr Zucker. Denn ein Großteil des Zuckers steckt dort, wo wir ihn nicht vermuten: in Wurst oder Käse, in Fertiglebensmitteln, Chips oder Pizza.

ZDFzoom begibt sich auf die Spur des Zuckers und fragt: Was macht Zucker mit unserer Gesundheit? Und wie viel Zucker steckt wirklich in unseren Lebensmitteln?

Dass zuviel Zucker für den Körper gefährlich ist, hat die Industrie lange erfolgreich bestritten. In älteren Studien wurde nämlich nicht unbedingt ein Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Gesundheitsgefahren festgestellt. Doch mittlerweile sind sich die Wissenschaftler einig: Zu viel Zucker kann gefährlich werden. Aktuelle Untersuchungen zeigen Zusammenhänge zwischen einem erhöhten Zucker-Konsum und einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.Mehr Zucker, mehr Gewinn?

Zucker findet sich in fast in allen Lebensmitteln – unter den verschiedensten Bezeichnungen. Die Allgegenwart hat längst nicht nur geschmackliche Gründe. “Zucker ist  Geschmacksträger. Er gibt Körper und Textur, ist Vorstufe für Bräunungsreaktionen. Die braune Brotkruste oder die Bratenkruste – die würde es ohne gewisse Mengen an Zucker gar nicht geben”,  erklärt Martin Schüring, Leiter der “Strategischen Forschung und Entwicklung“ im Technologie-Transfer-Zentrum (ttz) Bremerhaven. Dort werden Lebensmittel für die Industrie “optimiert”. Auf Zucker zu verzichten ist schwierig: “Insbesondere dann, wenn es natürlicher werden soll, wird es natürlich oft auch ein bisschen teurer”, sagt Schüring. (…)

Verwandte Beiträge:

Lesetipps: Materialismus macht krank | Heile Bio-Welt? | Nespresso-Müll | Werbevideos | Filmeverschenken

Der Sonntag ist ein prima Tag, um mal wieder ein paar Lesetipps auf Euch loszulassen – also Artikel, die mir in den letzten Wochen positiv aufgefallen sind. Da wäre zunächst „Wie Konsum und Materialsmus unglücklich machen“ von Katharina Tempel. Die oft einseitige Fokussierung auf Marken und Besitz, die uns auch durch Reklame und Medienwelt vorgelebt und eingetrichtert werden, kritisiere ich im Konsumpf bekanntlich seit jeher. Auch wissenschaftlich wurden die negativen Auswirkungen dieser Entwicklung mittlerweile bestätigt:

(…) Materialismus macht krank

Die amerikanischen Psychologen Tim Kasser und Richard M. Ryan haben in einer Vielzahl von Untersuchungen festgestellt, dass Menschen mit sehr materialistischen Werten ein geringeres psychisches und physisches Wohlbefinden aufweisen, als Menschen, denen materialistische Werte weniger wichtig sind. In ihren Studien arbeiten sie mit dem so genannten „Aspiration Index“.  Dieser Fragebogen führt eine Vielzahl verschiedener Ziele auf und bittet die Versuchspersonen anzugeben, welche Ziele wie wichtig für sie sind. Genannt werden u.a. das Bedürfnis nach Sicherheit, nach guten Beziehungen mit anderen Personen, aber eben auch materialistische Werte wie finanzieller Erfolg oder ein hoher Status.

Im Ergebnis zeigte sich, dass diejenigen, für die beispielsweise finanzieller Erfolg ein zentraler Wert war, weniger Selbstverwirklichung und Lebensfreude und mehr depressive Symptome und Ängstlichkeit aufwiesen als Personen, für die gute Beziehungen oder ein gesellschaftlicher Beitrag wichtige Werte waren.

In einer anderen Studie zeigte sich, dass Menschen, die nach Ruhm, Geld und Ansehen streben auch mehr physische Symptome aufwiesen; also häufiger unter Kopfschmerzen, Magenprobleme etc. litten als weniger materialistische Versuchspersonen. Daneben scheint eine stark materialistische Haltung auch die Qualität unserer tagtäglichen Erfahrungen zu verringern, da materialistische Studenten in der Summe weniger positive Emotionen erlebten als Menschen, die sich nicht so viel aus Geld und Besitz machen. Je wichtiger uns materialistische Werte sind, desto geringer ist also unsere Lebensqualität. (…)

Verwandte Beiträge:

Lesetipps: ToxFox | Vier-Stunden-Tag | Sparjournalismus | Spielerische Kapitalismuskritik | Wahlnachlese

Nach längerer Pause will ich heute mal wieder einen meiner beliebten Lesetipps-Artikel unters Volk bringen und Euch ein paar Links und Artikel präsentieren, die mir beachtenswert erscheinen. Da wäre zunächst, aus aktuellem Anlass, eine kleine Wahlnachlese zur Bundestagswahl. Viele kluge Artikel wurden dazu bereits veröffentlicht, es wurden diverse Koalitionsmöglichkeiten durchgespielt, Führungsspitzen ausgetauscht und erste Wahlversprechen runtergedimmt. Hier noch ein paar Texte abseits dieser konkreten Tagespolitik, die sich meiner Meinung nach zu lesen lohnen:

  • Sascha Lobo „Der Wahlausgang in drei Bildern über die Folgen des Wahlergebnisses für die „Netzpolitik“. Zitat: „Offenbar fürchten die Deutschen den Veggie-Day in der Firmenkantine mehr als die Totalüberwachung des Internets.“ Wohl wahr. Traurig, eigentlich.
  • Stefan Niggemeier „Können wir jetzt bitte mal über die Fünf-Prozent-Hürde reden? – sehr spannend dazu auch die vielen, zum Teil wirklich durchdachten Kommentare mit Vorschlägen für eine Reform der 5%-Hürde – oder auch mit Argumenten, warum man diese Hürde beibehalten sollte.
  • Pia Ziefle „Ich schäme mich über die AfD und ihre Umtriebe.
  • Jörg Wellbrock „Angela Merkel: Das Nichts hat gewonnen – eine kleine Analyse von Merkels Wahlkampftaktik.
  • heise.de „Die PARTEI kickt die FDP aus dem Bundestag mit der messerscharfen Analyse, dass genau die 0,2%, die Die PARTEI an Stimmen erhalten hat, der FDP zum Einzug in den Bundestag gefehlt haben. Erstes Etappenziel also erreicht!

Nun aber zurück zur alltäglichen Realität. In meinem Konsumpfblog geht es bekanntlich nicht nur um nachhaltigen Konsum, sondern auch um all das, was zu unserem System, das eher den sinnlosen Konsum anstachelt, gehört. Beispielsweise die Medienbranche, die einen großen Anteil an der Verbreitung gewisser Lebensstile und damit auch Konsumgewohnheiten hat. Die klassische Zeitungsbranche steckt seit einer ganzen Weile in der Krise, seitdem das Internet den Printmedien massiv Konskurrenz macht. So manch renommiertes Blatt hat da schon die Segel streichen müssen. Nun hat es in gewisser Weise auch die Westfälische Rundschau erwischt. Wie Die Zeit berichtet geht dies alles zu Lasten der medialen Vielfalt und damit auch auf Kosten einer kritischen Berichterstattung, wie man sie von der „vierten Gewalt“ im Staate erwarten müsste. Eingespart:

Die “Westfälische Rundschau” ist die erste deutsche Tageszeitung ohne Journalisten: Alle Redakteure und freien Mitarbeiter mussten gehen. Während sie Pressesprecher, Lehrer und Steuerfachangestellte werden, erscheint ihre alte Zeitung weiter. Sie druckt jetzt einfach Artikel von anderen Blättern. Geht das gut aus – für die Journalisten und für den Journalismus?

Eher unfreiwillig werden nun einige Journalisten auch weniger arbeiten – dass die vielbeschworene 40-Stunde-Woche bzw. der 8-Stunden-Tag allerdings das Ziel für eine moderne Gesellschaft sein sollte, bezweifeln ohnehin viele Menschen. Arbeit wird hierzulande als ein Wert an sich angesehen – Hauptsache, man hat was zu tun. Der Syndikalismus-Blog geht in seinem Interview mit David Graeber, einem der Vordenker der Occupy-Bewegung, in die Offensive und sieht in einer Verringerung der Arbeitszeit einen Ausweg auf der aktuellen lage: „Nur der Vier-Stunden-Tag kann uns retten

(…) Graeber: Ich will damit bewusst eine bestimmte Arbeitsmoral herausfordern, die wir alle tief verinnerlicht haben wie etwas tief Religiöses. Sie lässt sich auf den jüdisch-christliche Glauben zurückführen, dass Arbeit eine reinigende Kraft besitzt, dass alle, die sich nicht einer Arbeitsdisziplin unterwerfen, niemals zu reifen, selbstbeherrschten Individuen werden. Diese Vorstellung geht von einer chaotischen, undisziplinierten menschlichen Natur aus. Nur die Arbeit könne uns erlösen. Das hat extrem negative Konsequenzen.

Aber welche Konsequenzen wären denn das?

Keynes sagte bereits vor 80 Jahren, dass wir alle zu Beginn des 21. Jahrhunderts nur noch vier Stunden täglich arbeiten würden. Tatsächlich könnte der technologische Fortschritt unsere Arbeitszeit in dieser Weise reduzieren. Was uns daran hindert, ist die verinnerlichte Vorstellung vom moralischen Wert der Arbeit. Angesichts der Krise werden wir gar aufgefordert, noch mehr zu arbeiten, obwohl das Einzige, was uns retten könnte, weniger Arbeit wäre. Dass sie vorübergehend den Ausstoß von Kohlendioxid verringerte, war eine der wenigen guten Seiten der Rezession von 2008. Ein großer Teil der Arbeit entsteht überhaupt erst dadurch, dass wir zu viel arbeiten. Ich provoziere bewusst, aber hier kommt noch einmal der Schuldenerlass als gesellschaftlicher Reset ins Spiel. Er würde es uns ermöglichen, die Dinge anders zu ordnen, damit eine nachhaltige Zukunft möglich wird. Warum also nicht ein genereller Schuldenerlass in Verbindung mit dem Vier-Stunden-Tag?

Apropos Kapitalismus- und Konsumkritik – diese findet man auch immer wieder in Computerspielen, wie die taz neulich berichtete: „Moralische Computerspiele – Spielerische Kapitalismuskritik

Rollenspiele zwingen zur Interaktion: Der Konsument wird zum Akteur, der emotional beteiligt ist. Das eröffnet neue Spielarten der Gesellschaftskritik.

(…) Pedercini gehört zum Entwicklerkollektiv Molleindustria. Die Gruppe versteht sich als Culture-Jamming-Projekt, ein Zusammenschluss von Kreativen, deren Arbeiten die Grenzen zwischen Digitalkunst, antikommerzieller Subversion und Medienkritik überbrücken wollen.

Derartige Auseinandersetzungen sind nichts Neues in der Unterhaltungskultur, doch während die klassischen Vehikel der Gesellschaftskritik – die investigative Dokumentation im Fernsehen, die aufklärerische Reportage – ihre Konsumenten auf Zuschauen oder Zuhören beschränken, werden diese im Computerspiel aktiver Teil des Werks, mehr noch: Sie werden oft zur Triebkraft der Zustände. (…)

Eine sehr interessante neue Aktion hat der B.U.N.D. gestartet – da in den kosmetischen Produkten, die auf die Menschen losgelassen werden, viele im Grunde hormonell wirksame Chemikalien enthalten sind, die in gewisser Konzentration sogar Krebs auslösen können, gibt es nun die Website ToxFox, auf der man seine Kosmetikprodukte eingeben und erfahren kann, wie gefährlich sie sind.

Verwandte Beiträge:

Seite 1 von 7

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén