Lobbyismus für Dummies

Wunderbar – Alexander Lehmann, bekannt für seine süffisant-ironisch-entlarvenden Animationskurzfilme (z.B. „Du bist Terrorist“), hat für Extra 3 einen neuen Clip erstellt. „Lobbyismus für Dummies“ beleuchtet den Einfluss der Wirtschaftslobbys in unserem Land und die Folgen für uns Bürger, die unter den „wirtschaftsfreundlichen Gesetzen“ am Ende zu leiden haben…

Der naturgetr.eu-Blog hat ein paar weitere Informationen zusammengetragen – „Aktuell: Wie funktioniert Lobbyismus?

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Surftipp: Konsum-los.de

Ich bin ja immer hocherfreut, wenn es in der Reihe der konsumkritischen Blogs einen Neuzugang gibt, um auch diesen Stimmen in der Gegenöffentlichkeit stärker Gehör zu verschaffen. So möchte ich Euch heute den Blog www.konsum-los.de wärmstens ans Herz legen – Simplicita, die den Blog Anfang der Woche gestartet hat, studiert Umweltwissenschaften und Wirtschaftspsychologie und ist u.a. durch Auslandsaufenthalte in Indien ins Grübeln gekommen, ob die Form des Konsumismus, wie wir ihn in unseren Breiten hemmungslos ausleben, wirklich glücklich macht und sinnstiftend ist. Ich kaufe, also bin ich? Simplicita zweifelt dies an und will 100 Tage lang ihre Konsumgewohnheiten radikal verändern, um durch Verzicht (und der damit verbundenen Reflektion über das bisherige eigene Konsumverhalten) aus dem zwanghaften Hamsterrad von krampfhaftem Geldverdienen, um sich dann ein wenig Entspannung kaufen zu können, zu entrinnen. In ihrem Artikel „Warum?! – weltlich“ stellt sie in hervorragender Weise ihre Beweggründe dar und gibt gleichzeitig eine pointierte Analyse dessen, was in unserer konsum- und marketinggetriebenen Welt alles schief läuft. Lest Euch diesen Beitrag unbedingt mal durch – er ist zwar lang, aber es lohnt sich! Ich werde ihn auch als Referenzartikel zu dem Thema in meine Wissensbasis aufnehmen. Hier ein paar Auszüge:

(…) Doch während wir Tag für Tag Alltags-Produkte, von Zahnpasta über Haargel, Schokoaufstrich und Reiniger konsumieren, sind unsere Möglichkeiten stark beschränkt, mehr Bewusstsein über die Auswirkungen unseres Handelns zu erlangen. Die Bäume unseres Papiers werden nicht vor unserer Haustür gefällt, das Öl nicht im Nachbarsgarten gefördert und auch das Wäldchen nebenan läuft keine Gefahr, in eine Palmöl-Monokultur-Plantage verwandelt zu werden.Wir leben in einem Zeitalter unserer Gesellschaft, in dem wir abgetrennt von der Geschichte unserer täglichen Güter sind. Beinahe unschuldig blicken wir wie durch eine verspiegelte Scheibe. Essen wir ein Brot mit besagtem Schokoaufstrich, bringt uns nichts dazu, darüber nachzudenken, wo das Kakaopulver herkommt. Genauso wenig wissen wir irgendetwas über die Herkunft der über 60 verschiedenen Stoffe, die zur Herstellung von konventionellem Glas benötigt werden. Wir wissen auch nicht, woher die Energie stammt, mit denen die Glasöfen, die das Glas des Schokoaufstrichs formen, befeuert wird – ob Kohle oder Atomstrom! Wir wissen nicht, in welchem Land der Strom erzeugt wurde, unter welchen Umweltbedingungen die Kohle abgebaut wurde oder der radioaktive Müll gelagert wird. Wir wissen nicht, wie viel Trinkwasser im Verlauf der Produktion in eine gesundheits-gefährdende Flüssigkeit verwandelt wurde, wie viel Beamte wegen Kinderarbeit bestochen wurden, und wir haben keine Ahnung wie viel Öl für den Transport der einzelnen Bestandteile aus einem ehemaligen Regenwaldgebiet gefördert wurde. Wir wissen es nicht und können es auch nicht wissen. Leider führt die Kette der Ahnungslosigkeit in unserem heutigen Wirtschaftssystem noch weiter, denn auch Ferrero, der Hersteller von Nutella, kann die meisten dieser Fragen nicht beantworten. Lange Ketten der Wertschöpfung und komplizierte Stoffströme erschweren uns täglich das Ausmaß des Ressourcenverbrauchs zu begreifen. (…)

(…) Wenn die Möglichkeiten des Neukaufs eingeschränkt sind, wird Kreativität entfesselt, wie wir mehr untereinander teilen können. Was einem Menschen wertlos erscheint, kann der andere perfekt gebrauchen. Je spezialisierter und aufwendiger verarbeitet ein Produkt (in Bezug auf Farbe, Form, Design etc. desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass es jemand anderem gefällt oder nützlich ist). Viele unserer Alltagsgebrauchsgegenstände, von Bohrmaschine über Spätzlereibe können mit Freunden und Nachbarn geteilt werden. (…)

(…) Wer sich mit Konsum-losigkeit und Grenzen des Wachstums befasst, landet gerne vor der Mauer des Arguments „Konsum ist Kultur.“ Denn Fakt ist, dass Konsum in unserer Kultur fest verankert ist. Er ist gesellschaftlich akzeptiert wie verwurzelt. Ob Arbeit, soziale Kontakte oder Unternehmungen in der Freizeit, vieles erscheint ohne die Verbindung zu Konsum schwer vorstellbar. Beispiele dafür liefert das alltägliche Leben viele: der Kinogang mit der Familie, das Treffen mit der Freundin zum Shoppen oder der Kurzurlaub in einer europäischen Stadt. Für viele konsumlose, spontane Aktionen wie Volleyballspielen im Park oder gemeinsamen saisonalem Kochen haben Menschen mit straffem Terminplan keinen Freiraum mehr. Auch Freiräume im stadt-geograhischen Sinne, d.h. Orte, die nicht kommerziell genutzt werden, wo Menschen sich aufhalten können ohne zu konsumieren, sind rar in deutschen Städten. Solche Freiräume unterstützen kreative Schaffensprozesse, Selber machen, Ideen entwickeln und gemeinsam umsetzen.

Konsum erleichtert Integration und vermittelt oft ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Niemand mag das Gefühl ausgeschlossen zu sein. Aus diesem Grund lassen sich viele treiben vom Strom neuer Angebote, Trends, Technologien, um das Gefühl zu haben, ein Teil der Gesellschaft zu sein. Das ist besonders wichtig, weil unsere sozialen und familiären Auffangnetze in Deutschland nicht so stark sind wie anderswo. Von Kopf bis Fuß ausgestattet wie der „mainstream“ kann niemand etwas „falsch“ machen. Wer „mithalten“ möchte, folgt dem Tempo in dem neue Produkte auf unsere Märkte schwemmen, kleidet sich entsprechend der neuen Mode. Neuer, moderner, schneller, größer und seit neuestem auch gerne umweltfreundlicher. Konsum, als eine Ausprägung von Passivität, ist es dennoch. (…)

(…) „Ein hoher Verkauf der Seele bringt auch viel Geldscheine“, so könnte mensch zynisch sagen – Geld, mit dem neues Eigentum erworben kann. Besitz- und Eigentum sind Dinge, die mir als Individuum gehören und über die ich frei verfügen kann, wenn schon der Alltag einer Vielzahl von „Ich muss“ – Zwängen unterliegt. Die Kehrseite vieler hoher Investitionen ist dabei: Sie verringern die eigene Lebensflexibilität und – mobilität. Spontane Reisen, Mitarbeit in Projekten, Praktika an spannenden Orten und andere neue Lebenspläne sind schwerer zu verwirklichen. Mehr Eigentum bedeutet häufig weniger Freiheit. Viele Kostenpunkte entstehen erst durch einen modernen, konsumintensiven und ressourcenverbrauchenden Lebensstil: Wer heute auf Kosten seiner eigenen Gesundheit lebt, sollte vielleicht wirklich in eine Krankenversicherung für die Zukunft investieren. Ein chronisch müder Pendler ist sicher generell dankbar für eine Vollkasko-Autoversicherung und ein Haus voll wertvollem Eigentum möchte natürlich gegen Diebstahl versichert sein. Ein hoher Strom- und Wasserverbrauch, Handyrechnung, Zeitungsabo und die Mitgliedsbeiträge von Fitnessstudio, Videothek & Co treiben die monatlichen Kosten weiter in die Höhe. Ein Mensch, der viel Geld ausgibt, könnte glatt auf die Idee kommen, er wäre gezwungen Vollzeit zu arbeiten. (…)

(…) Wer einmal in anderen Kulturkreisen gelebt hat, begegnet in Deutschland oft dem Menschenbild einer perfekt geölten, funktionierenden und selbstverständlich hocheffizienten Maschine, die mit „führender Technologie“ ausgestattet ist. Das verkniffene Lächeln sitzt immer, für nachlassende Konzentration gibt es Kaffee, für einen schlechten Tag Schokoriegel, für ungesundes Essen Vitaminpillen, für Kopfschmerzen Aspirin und für Sorgen in der Nacht Schlaftabletten.

Ich ertappe mich als nur eines vieler Opfer immer wieder dabei, mich von Leitbildern, die durch Werbung und Medien in die Gesellschaft getragen werden, verunsichern zu lassen. Dicke glänzende Haare, glatte Beine und lange Wimpern soll Frau haben. Eine lange, wilde, anstrengende Nacht soll man mir am Besten gar nicht erst ansehen. Viele Menschen, die ich beobachte, scheinen sich immer wieder nach dem Motto zu richten: „Wenn innen alles fault und modert, soll wenigstens die Fassade glänzen.“ (…)

Ich kann nur empfehlen, regelmäßig auf Leas Blog vorbeizuschauen, da sie dort ihren Weg hin zu einem einfacheren Leben darlegt und sicherlich auch manch anderem Denkanstöße vermittelt.

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Obama-Land ist abgebrannt – Zustand einer Supermacht

White House photo by Joyce N. Boghosian (Quelle: Wikipedia)

Normalerweise ist Weltpolitik kein vorrangiges Thema für meinen Blog – da gibt es weitaus berufenere Quellen, die sich Tag für Tag damit beschäftigen und immer Ohr & Auge am Puls der globalen Entwicklung haben. Heute will ich jedoch mal eine Ausnahme machen und Euch die Dokumentation „Obama-Land ist abgebrannt – Zustand einer Supermacht“ eindringlich ans Herz legen. Denn was Udo Lielischkies, ein USA-Korrespondent der ARD, hier schildert, ist wirklich absolut erschreckend, und das in fast jeder thematischen Facette. Leider ist es ja so, dass viele der Entwicklungen und Trends, die in den USA stattfinden, mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung irgendwann auch nach Europa schwappen und man also schon jetzt an den Zuständen in Amerika sehen kann, wie es hier werden könnte, wenn (was leider nicht zu erwarten ist) hiesige Politiker nicht vernünftiger handeln als ihre Kollegen der (ehemaligen?) Supermacht. Ein paar spontane Gedanken möchte ich zu alledem vorab noch loswerden:

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Blogputz

© frecuencia, Stock.xchng

Heute mal nur etwas in eigener Sache – vielleicht ist es dem einen oder andern schon aufgefallen, aber ich habe ein wenig an meinem Blog herumgebastelt. Am auffälligsten ist sicherlich, dass nun am Ende eines jeden Artikels eine kleine Liste anderer Beiträge steht, die thematisch passen und deshalb einige Leser noch interessieren könnten. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sonst ältere Postings, die aber dennoch wichtig sind, vergessen werden, schien mir das sinnvoll. Genauso, wie ich (oben in der Reiterleiste zu erkennen) eine neue statische Seite namens „Best of“ eingerichtet habe – über die Jahre, seitdem ich den Konsumpf nun betreibe, habe ich eine ganze Menge geschrieben (785 Beiträge, um genau zu sein), von dem nicht alles auch heute noch zwingend spannend ist (wie bei Fernsehtipps usw.). Weil so die Gefahr besteht, dass die wirklich relevanten und auch noch längerfristig bedeutsamen Beiträge in der Masse untergehen, habe ich eine Auswahl der mir am Herzen liegenden Artikel auf der Best of-Seite aufgeführt, gegliedert nach verschiedenen Themenbereichen. Diese Seite werde ich, wenn es meine Zeit zulässt, in der nächsten Zeit weiter komplettieren. Natürlich lohnt es sich dennoch, auch einfach mal so in den Archiven meines Blogs zu stöbern.

Bei der Gelegenheit habe ich gleich einige ältere Beiträge auf den neuesten Stand gebracht und u.a. die dort verlinkten, zwischenzeitlich offline gestellten Videobeiträge wieder ergänzt:

Ist vielleicht vor allem für neue Leser des Blogs interessant, dort einmal reinzuschauen.

Und wo ich schon mal dabei bin, habe ich mir auch gleich ein paar Gedanken zu meinem flattr-Engagement gemacht. Seit einigen Monaten ist der Button des Micropaymentdienstes automatisch in meine Postings integriert, und mein Resümée ist durchwachsen. Ein paar Euro (3–5) fallen zwar an jedem Monatsende für mich ab und helfen mir bei der Finanzierung der Serverkosten, aber die Tatsache, dass ich gleichzeitig auch Paypal damit „füttere“, lässt mich zu dem Entschluss kommen, das Experiment ab Dezember erst einmal auf Eis zu legen. Ich werde flattr aber weiter im Auge behalten und finde die Grundidee ausgesprochen gut! Wer mir trotzdem was spenden möchte, kann mir ja gebrauchte, unnummerierte Scheine per Postumschlag zuschicken. :-)

Nachtrag: Nachdem ich den Artikel „Flattr – Geld verdirbt den Charakter“ bei Fixmbr gelesen habe, fühle ich mich in dem Entschluss noch bestärkt. Und hoffe, dass es irgendwann eine andere Micropayment-Methode geben wird.

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Was kostet uns der Atomstrom?

Für die regelmäßigen Leser meines Blogs ist es sicherlich keine neuartige Erkenntnis, dass die von den Atomkraftbefürwortern, von entsprechend gepolten PR-Leuten und Politikern gerne ins Feld geführte Begründung, Atomstrom sei ja „so billig“ und „regenerative Energien werden viel zu stark subventioniert“, ziemlicher Unsinn sind. Abermilliarden hat die Atomindustrie in Laufe der Jahrzehnte an Steuergeldern eingesackt, zudem tragen Risiken für Unfälle und Endlagerung ebenfalls überwiegend wir alle. So ist es, vor dem Hintergrund der dummen und kurzsichtigen Entscheidung der Bundesregierung, die Laufzeiten der Atommeiler zu verlängern anstatt das Zeug abschalten zu lassen, sehr erfreulich, dass dieser Mythos des „billigen Atomstroms“ zur allerbesten Sendezeit in der ZDF-Wiso-Sendung demontiert wurde –

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Surftipps: Postwachstumsgesellschaft – Transformation statt Wachstum

Dass ich Wirtschaftswachstum um jeden Preis nicht für die seligmachende Lösung der Probleme dieser Welt halte (wie „unsere“ Politiker in Berlin und anderswo), habe ich ja in meinem Blog schon des öfteren angemerkt. Gerade diese einseitige Fixierung auf permanentes, quasi ewiges (quantitatives) Wachstum, oftmals gemessen an so unsinnigen Indikatoren wie dem Brutto-Inlands-Produkt (BIP), auf das Schaffen von Arbeitsplätzen als alleinige Marschroute wirtschaftspolitischen Denken und Handelns, verhindert meines Erachtens vielmehr, dass andere, neue, zukunftsfähige und nachhaltige Konzepte aufblühen können. Ähnlich wie bei dem Unsinn mit der Atomkraft als „Brückentechnologie“ diese den Ausbau regenerativer Energien unterdrückt, erstickt das „Vorfahrt für Arbeit“-Konzept der Regierungen alternative Ansätze.

Glücklicherweise mehrt sich die Zahl der kritischen Stimmen, die das Wachstumsdogma der herkömmlichen Wirtschaftswissenschaften in Frage stellen und an einer „Postwachstumsökonomie“ arbeiten. So befasst sich die neue Ausgabe des Magazins Politische Ökologie ausschließlich mit dem Thema „Nach dem Wachstum“ und geht in seinem Doppelheft vielen spannenden Fragen nach, die sich in diesem Zusammenhang stellen:

In der politischen ökologie121/122 lesen Sie, was schrumpfen muss und was wachsen darf, damit der Planet eine menschenfreundliche Zukunft hat.

Das Diktat des immerwährenden Wirtschaftswachstums hat uns die Tragfähigkeit des Planeten weit überschreiten lassen. Trotz offensichtlichen Folgen wie Klimawandel, zur Neige gehender Ressourcen und großer sozialer Ungleichheit halten die meisten in Wirtschaft und Politik halsstarrig an ihrem Glauben am Wirtschaftswachstum fest. Doch die wachstumskritischen Stimmen werden lauter – und salonfähig. Eine vielfältige Schrumpfungs-Bewegung ist überzeugt, dass ein weiteres materielles Wachstum weder ökonomisch noch ökologisch möglich ist, und fordert ein anderes Denken und Handeln.

Die Autorinnen und Autoren der politischen ökologie121/122 beschäftigen sich mit den Fallstricken des Wachstumsdenkens und stellen alternative Entwicklungspfade vor.

_ Welche Auswirkungen haben schrumpfende Gesellschaften auf die Weltwirtschaft?
_ In welchem Verhältnis stehen Wachstum und Glück?
_ Welchem Grundsatz folgt die Blue Economy?
_ Was zeichnet eine Postwachstumsgesellschaft aus?

Tatsächlich beschäftigen sich mittlerweile auch vermehrt komplette Blogprojekte mit der Frage, wie eine Postwachstumsgesellschaft aussehen und wie eine Postwachstumsökonomie gestaltet werden kann. So ist der Blog „Postwachstumsgesellschaft – Konzepte für die Zukunft“ vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung ins Leben gerufen worden. Er soll das gleichnamige Buch von I. Seild und A. Zahnrt im Web begleiten – oder, mit deren eigenen Worten:

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Kinderarbeit für Baumwolle

Es ist wirklich nicht leicht, „korrekt“ zu konsumieren, sprich mit den eigenen Einkäufen keine Umweltzerstörung, Ausbeutung, Kriege, Lohndumping usw. mitzufinanzieren. Im Lebensmittelbereich gibt es immerhin ein paar Siegel, die einem die Orientierung erleichtern – Bio (in den verschiedenen Ausprägungen von EU-Bio bis hin zu den Anbauverbänden wie demeter oder Bioland) und FairTraide geben einem wenigstens eine ungefähre Orientierung vor, auf die man sich halbwegs verlassen kann. Wer z.B. sein Fleisch nicht ain Bio-Qualität kauft, kann fast immer davon ausgehen, dass das Erzeugnis aus Massentierhaltung stammt, und gleiches gilt für Zutaten wie Eier oder Milchprodukte, die in vielen Industrielebensmitteln stecken, von Keksen bis zur Schokolade.

Deutlich unübersichtlicher wird es leider, sobald man sich beispielsweise um Kosmetikartikel oder Mode bemüht – ich hatte ja schon einige Male davon berichtet, dass die Konzerne hier die absolut undurchsichtige und uneinheitliche Gesetzeslage bei der Auszeichnung ihrer Produkte gnadenlos ausnutzen, um den Verbraucher einzulullen. Es werden Pseudo-Siegel erfunden (siehe den Beitrag „Abzocke mit Bio-Siegeln“) und man brüstet sich mit der Teilnahme an Sozialstandards, die jedoch auch industriefreundlichen Richtlinien beruhen. Auch „Bio-Baumwolle“ heißt nicht unbedingt, dass die Kleidung sozialverträglich oder ohne giftige Chemikalien hergestellt wurde, und manchmal lässt sich nicht einmal der biologische Anbau nachprüfen (siehe „Debakel und Etikettenschwinderl in der Öko-Modebranche“).

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Online-Marketing auf Abwegen – No spam for me

© costi, stock.xchng

Wer von meinen Lesern selbst einen Blog betreibt, wird das kennen – nach einigen Monaten, sobald man einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat und auch in den Suchmaschinen weiter vorne auftaucht, beginnen sich plötzlich E-Mails im Postfach zu häufen. Zum Teil sind dies sehr erfreuliche Zuschriften von Lesern, die Lob (oder auch mal Kritik) aussprechen, Tipps und Hinweise geben oder einfach Fragen zu diesem oder jenem Thema haben. Solche Mails machen natürlich Spaß, zeigen sie doch, dass man mit dem, was man schreibt, auch ein bisschen was bewirkt und bewegt. Dann gibt es natürlich die Pest des Internetzeitalters, die tumben und stumpfen Spammails, die von sonstwoher reinflattern und zum Glück von den Spamfiltern größtenteils umgehend in die Ablage P (wie Papierkorb) weitergereicht werden. Und dann gibt es da eine dritte Art an Zuschriften – Werbemails, die zumindest scheinbar einen gewissen Zusammenhang zu dem aufweisen, worum es im eigenen Blog geht. Gerade bei einem konsum- und auch werbekritischen Blog wie Konsumpf sind solche Anfragen natürlich reichlich unbedacht bis sinnlos (das als kleiner Wink mit dem Zaunpfahl für alle, die mich in Zukunft mit so etwas behelligen wollen) und zeigen oft nur, dass sich die Absender keine große Mühe gemacht haben, sich das Zielobjekt ihrer Marketingaktion einmal vorher näher anzuschauen.

Um Euch mal einen Blick hinter die Kulissen zu geben möchte ich Euch heute ein paar schöne (?) Mails vorstellen, die mich in der letzten Zeit erreichten. Halbwegs sinnvoll und zur Ausrichtung meines Blogs passend scheint da noch die Zuschrift einer Dame, die anfragte, ob ich nicht eine tolle neue Aktion vorstellen wolle, nämlich eine Art Carrot Mob für Hotels (wer in einer gewissen Zeitspanne ein Zimmer in einem bestimmten Hotel bucht, sorgt dafür, dass diese Pension das so eingenommene Geld für Energiesparmaßnahmen investiert). Reisen für das Klima? Suuuper Idee… Der naturgetr.eu-Blog hat diese Mail ebenfalls erhalten und sie passend kommentiert – „Lasst mich in Ruhe, Marketing-Tanten dieser Welt“. Seinen Worten kann ich mich nur anschließen:

(…) Ich kann nur sagen: Pfui, schämt euch in Grund und Boden! Mit angeblich grünen angeboten Leuten was vorzumgaukeln, um Profit zu machen! Verachtenswert ist das – nicht nur, wenn Großkonzerne das tun, sondern auch wenn kleine und mittelständische Unternehmungen diesem schlechten Beispiel folgen. Es geht euch doch nicht um Nachhaltigkeit oder um ein anderes/besseres Leben sondern nur ums Geld, oder warum erstellt ihr Blogs, Twitter-Accounts und andere Medienkampagnen, deren Inhalte ausschließlich aus Werbung für “grünen Konsum” bestehen?

Und Blogger (bzw. private, nicht-kommerzielle Blogs) für diese Zwecke einspannen zu wollen ist obendrein noch recht schäbig, vor allem dann, wen ihr die Blogs nicht mal selbst lest, sondern sie nur von einer gekaufen Liste habt. (…)

Deutlich dreister fand ich allerdings die Mail eines Betreibers einer Website für Onlinegames (oder sowas in der Art), der mir diese wundevolle Nachricht zukommen ließ (ich habe nur Namen und Website gelöscht, ansonsten ist alles unverändert, also auch die wunderbare sprachliche Geschliffenheit etc.):

Hallo,

Mein Name ist Max —- und ich arbeite für “—-” (Unsere Website http://www.—.net) als Marketing-Agent – nice to meet you!

Zurzeit arbeite ich meine Kampagne und ich denke, dass Ihre Website %yoursite%

könnte möglicherweise eine hervorragende Werbeplattform für meine Websites.

Ich kontaktiere Sie bezüglich dieses Problems. Ihre Website ist einfach zu lesen, hat gute Infos und angenehme Schnittstelle – ist es, was mich reizte, Sie zu kontaktieren.

Ich hoffe, du wirst die Idee der Verbindung zu meiner Website im Gegenzug für mich Verlinkung zu Ihrer Website zu betrachten. Solche Link-Tausch sollte verbessert unser Ranking-Status in Google und anderen Suchmaschinen.

Bitte schickt mir eine Mail, wenn Sie Interesse haben, Wir könnten Details und andere damit zusammenhängende Fragen in den nächsten Buchstaben zu diskutieren.

Vielen Dank,
Max …

Die meisten Anfragten solcher Art ignoriere ich natürlich, aber diesmal juckte es mich doch in den Fingern – meine Antwort darauf war kurz und bündig:

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Chevrons neue Anzeigenkampagne von den Yes Men erfolgreich konterkariert

Als einer der großen Ölkonzerne gehört Chevron natürlich, wie Shell, Exxon und die anderen, zu den Firmen, die durch ihr wirtschaftliches Treiben besonders viel Schaden anrichten in der Welt. Und wie so viele andere Firmen, deren Geschäftsprinzip in der Umweltzerstörung besteht, versucht nun natürlich auch Chevron, sich mit Hilfe von Marketing und Reklame ein grüneres Image zu verschaffen. Dieses Greenwashing ist bereits bei BP grandios gescheitert, wie wir alle wissen. Chevron hat jedenfalls in den USA eine Millionen-Dollar-teure Kampagne gestartet, in der sie eine Mischung aus Street Art und Pseudo-Aktivismus an den Tag legen und den Menschen suggerieren wollen, dass sich das Unternehmen um die Belange der Menschen kümmert. Ein so jämmerlicher Versuch zieht selbstverständlich den Unmut der amerikanischen Culture Jammer-Gruppe The Yes Men auf sich, und so haben die Jungs die Chevron-Kampagne Anfang der Woche ein wenig umgedichtet und mit gefälschten Pressemitteilungen für viel Wirbel in den Medien gesorgt. Die Parodie auf Chevron findet Ihr übrigens auf dieser Website hier. Der Blog der Yes Men schildert in „Activisits derail massive Chevron Ad-campaign, spark media vaudeville“, wie alles vor sich ging – ich übersetze Euch den Text mal eben:

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Letzte Woche habe ich es endlich geschafft, mir den Dokumentarfilm „Plastic Planet“ anzuschauen, Werner Bootes Reise in die Welt der Kunststoff-Herstellung und -Verwendung. Ich kann vor dem hervorragend gemachten Film nur warnen: er ist starker Tobak und letztendlich, wenn man das, was dort gezeigt wird, zu Ende denkt, sehr deprimierend, da man als einzelner quasi keinen Einfluss auf das hat, was die Industrie mit uns (und der Natur) anstellt. Nicht nur die gesundheitlichen Probleme, die sich bei der Verwendung von Plastik für den einzelnen Menschen ergeben können, finde ich extrem erschreckend, nein, vor allem auch die Schäden, die wir unserer Umwelt, den Tieren, zufügen, sind ungeheuerlich. Dass die Tiefsee bereits von Plastikpartikeln durchsetzt ist, an denen Fische verenden, war mir beispielsweise neu. Und dass es hunderte von Jahren dauert, bis dieses Plastik irgendwann einmal zersetzt ist, macht es um so schlimmer. Boote stellt gegen Ende seines Films eine Firma vor, die Bioplastik herstellt, also Plastik, das nicht aus Öl, sondern aus nachwachsenden, kompostierbaren Rohstoffen wie Maisstärke bestehtt. Dies erschien mir als kleiner Lichtblick, als Hoffnungsschimmer auf einen Ausweg aus dem jetzigen Dilemma. Tja. Dem ist aber leider nicht unbedingt so, wie Johannes Pernsteiner auf Pressetext.de feststellt – „Bio-Plastik ist nicht grün“.Wieder einmal zeigt sich, dass der LOHAS-Ansatz, einfach nur Schädliches durch weniger Schädliches zu ersetzen und ansonsten so weiterzukonsumieren wie bisher, nicht nachhaltig funktioniert:

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