Wer von meinen Lesern selbst einen Blog betreibt, wird das kennen – nach einigen Monaten, sobald man einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat und auch in den Suchmaschinen weiter vorne auftaucht, beginnen sich plötzlich E-Mails im Postfach zu häufen. Zum Teil sind dies sehr erfreuliche Zuschriften von Lesern, die Lob (oder auch mal Kritik) aussprechen, Tipps und Hinweise geben oder einfach Fragen zu diesem oder jenem Thema haben. Solche Mails machen natürlich Spaß, zeigen sie doch, dass man mit dem, was man schreibt, auch ein bisschen was bewirkt und bewegt. Dann gibt es natürlich die Pest des Internetzeitalters, die tumben und stumpfen Spammails, die von sonstwoher reinflattern und zum Glück von den Spamfiltern größtenteils umgehend in die Ablage P (wie Papierkorb) weitergereicht werden. Und dann gibt es da eine dritte Art an Zuschriften – Werbemails, die zumindest scheinbar einen gewissen Zusammenhang zu dem aufweisen, worum es im eigenen Blog geht. Gerade bei einem konsum- und auch werbekritischen Blog wie Konsumpf sind solche Anfragen natürlich reichlich unbedacht bis sinnlos (das als kleiner Wink mit dem Zaunpfahl für alle, die mich in Zukunft mit so etwas behelligen wollen) und zeigen oft nur, dass sich die Absender keine große Mühe gemacht haben, sich das Zielobjekt ihrer Marketingaktion einmal vorher näher anzuschauen.
Um Euch mal einen Blick hinter die Kulissen zu geben möchte ich Euch heute ein paar schöne (?) Mails vorstellen, die mich in der letzten Zeit erreichten. Halbwegs sinnvoll und zur Ausrichtung meines Blogs passend scheint da noch die Zuschrift einer Dame, die anfragte, ob ich nicht eine tolle neue Aktion vorstellen wolle, nämlich eine Art Carrot Mob für Hotels (wer in einer gewissen Zeitspanne ein Zimmer in einem bestimmten Hotel bucht, sorgt dafür, dass diese Pension das so eingenommene Geld für Energiesparmaßnahmen investiert). Reisen für das Klima? Suuuper Idee… Der naturgetr.eu-Blog hat diese Mail ebenfalls erhalten und sie passend kommentiert – „Lasst mich in Ruhe, Marketing-Tanten dieser Welt“. Seinen Worten kann ich mich nur anschließen:
(…) Ich kann nur sagen: Pfui, schämt euch in Grund und Boden! Mit angeblich grünen angeboten Leuten was vorzumgaukeln, um Profit zu machen! Verachtenswert ist das – nicht nur, wenn Großkonzerne das tun, sondern auch wenn kleine und mittelständische Unternehmungen diesem schlechten Beispiel folgen. Es geht euch doch nicht um Nachhaltigkeit oder um ein anderes/besseres Leben sondern nur ums Geld, oder warum erstellt ihr Blogs, Twitter-Accounts und andere Medienkampagnen, deren Inhalte ausschließlich aus Werbung für “grünen Konsum” bestehen?
Und Blogger (bzw. private, nicht-kommerzielle Blogs) für diese Zwecke einspannen zu wollen ist obendrein noch recht schäbig, vor allem dann, wen ihr die Blogs nicht mal selbst lest, sondern sie nur von einer gekaufen Liste habt. (…)
Deutlich dreister fand ich allerdings die Mail eines Betreibers einer Website für Onlinegames (oder sowas in der Art), der mir diese wundevolle Nachricht zukommen ließ (ich habe nur Namen und Website gelöscht, ansonsten ist alles unverändert, also auch die wunderbare sprachliche Geschliffenheit etc.):
Hallo,
Mein Name ist Max —- und ich arbeite für “—-” (Unsere Website http://www.—.net) als Marketing-Agent – nice to meet you!
Zurzeit arbeite ich meine Kampagne und ich denke, dass Ihre Website %yoursite%
könnte möglicherweise eine hervorragende Werbeplattform für meine Websites.
Ich kontaktiere Sie bezüglich dieses Problems. Ihre Website ist einfach zu lesen, hat gute Infos und angenehme Schnittstelle – ist es, was mich reizte, Sie zu kontaktieren.
Ich hoffe, du wirst die Idee der Verbindung zu meiner Website im Gegenzug für mich Verlinkung zu Ihrer Website zu betrachten. Solche Link-Tausch sollte verbessert unser Ranking-Status in Google und anderen Suchmaschinen.
Bitte schickt mir eine Mail, wenn Sie Interesse haben, Wir könnten Details und andere damit zusammenhängende Fragen in den nächsten Buchstaben zu diskutieren.
Vielen Dank,
Max …
Die meisten Anfragten solcher Art ignoriere ich natürlich, aber diesmal juckte es mich doch in den Fingern – meine Antwort darauf war kurz und bündig:
Hallo Herr (…),
Danke für Ihre Massenmail – vielleicht schauen Sie sich meinen Blog %yoursite% ;-) einmal in Ruhe an und überlegen dann, ob ich wohl Lust hätte, ihn als “Werbeplattform für Ihre Websites” einzusetzen bzw. ob ein konsumkritischer Blog mit der Ausrichtung wie der meinige und einem großen, eigentlich für jeden (auch Marketing-Agenten) deutlich sichtbaren Button “Ad free blog” wohl Interesse an Reklame hat.
Viele Grüße,
Peter Marwitz
P.S.: Eventuell sollten Sie Ihr Mailformular mal etwas überarbeiten, da wechseln sich “du” und “Sie” munter ab.
Als wären plötzlich alle Dämme gebrochen habe ich zwei Tage später gleich die nächste entsprechende Anfrage erhalten, wiederum von einem deutschen Betreiber von Onlinegames (den ich natürlich ähnlich abschlägig beschieden habe):
Hallo,
mein Name ist M.—– und ich bin der Administrator von www.—–.com und anderen qualitativ hochwertigen Internetseiten.
http://konsumpf.de/ erscheint mir ausgezeichnet für einen Linktausch mit einer der zahlreichen Seiten die ich verwalte geeignet.
Ich hoffe meine Email konnte Ihr Interesse wecken, denn ich bin davon überzeugt, dass http://konsumpf.de/ das Potential hat einen besseren Platz in Suchmaschinen zu belegen.
Sollten Sie interessiert sein und benötigen Sie weitere Information, stehe ich ganz zu Ihrer Verfügung.
Über ein Antwort würde ich mich sehr freuen!
Mit freundlichen Grüßen,
M…
Was ich dann ähnlich abschlägig beschieden habe:
Hallo Herr —-,
Danke für Ihre Mail. Ich nehme mal an, dass Sie sich meinen Blog nicht angeschaut haben, bevor Sie mir “geschrieben” haben, oder? Kleiner Tipp: lesen Sie sich ruhig mal ein paar meiner Artikel durch (z.B.
und achten Sie vor allem auch auf das grafische Symbol oben rechts, ein Stückchen unterhalb des Suchfeldes (Stichwort Eule).
Mein Platz in den Suchmaschinen ist übrigens ausgezeichnet, mit einem PR von 4 kann ich sehr gut leben.
Viele Grüße,
Peter
Dirk
Die beiden Mails sind doch ganz offensichtlich Spam-Mails und per Google Translate o.ä. übersetzt worden und sicherlich nicht von einem Muttersprachler geschrieben. Ich könnte mir sogar sehr gut vorstellen, dass die Mailschreiber gar nichts mit der Webseite zu tun haben, sondern nur ihre Robots Webseiten abgrasen und die Mail-Adressen dann verifizieren wollen – Was sie dank deiner Antwort auch sehr gut machen konnten. Die Moral von der Geschichte: Niemals auf offensichtlichen Spam antworten.
Peter M.
Auf die meisten (normalen) Spams antworte ich ja auch nicht, aber in diesem Falle konnte ich nicht anders. ;-) Meine E-Mailadresse ist ja eh direkt hier auf dem Blog abgreifbar, von daher haben die Jungs keine neuen Erkenntnisse bekommen… Ansonsten hast Du sicher Recht – bloß nicht auf Spam eingehen, auch nicht auf so Sachen wie “delete me from your mailing list”-Buttons gehen oder so.
Fleaflo
Der Alltag bringt so viele Situationen mit sich, in denen man mit der Ignoranz Anderer konfrontiert ist. Ignorieren oder Kommentieren ist da die wiederkehrende Frage. Vor allem die Ungewissheit ob man mit einer Antwort überhaupt eine Reaktion bewirken kann. Nach meiner Erfahrung versickern die Antworten leider viel zu oft. Dadurch, dass du den Schriftwechsel jedoch publik gemacht hast, ist die Möglichkeit gegeben, dass es die Leser deines Blogs zum Umdenken bewegt und/oder zum Verstehen der Konsumstrukturen. Ich lese deinen Blog jetzt seit vielen Monaten und möchte dir an dieser Stelle mal einen großen Dank für die zahlreichen Inspirationen zukommen lassen.
Simon
Wie schon in den Comments zu meinem Artikel gesagt: Vielleicht sollten wir mal ein Standard-Antwortschreiben für sowas entwickeln…
Wär auf jeden Fall ewig praktisch, oder? Und man kann damit dann Massen-Spam mit Massen-Spam-Antworten bekämpfen. Kling in meinen Ohren recht lustig!
Peter M.
Das stimmt wohl :-), aber es ist halt zu befürchten, wie auch Dirk anmerkt, dass die meisten Antworten gar nicht gelesen werden würden (das war bei der Dame mit dem Hotel-Flashmob sicher anders, das klang nicht wie eine Mail, die nur auf E-Mail-Adressensammlung aus ist, sondern wie “normale” PR) und man eben seine E-Mail-Adresse an dubiose Leute verteilt…
Horst
Linktauschanfragen sind schlicht das tägliche Brot von Seos. Es gibt halt zu viele Tools um das zu automatisieren, was Möchtegern-SEOs auch nutzen.
mmx
Das ist keine Linktauschanfrage, das ist SPAM von einem automatisch laufenden Spambot (möglicherweise halbautomatisch). Ich habe grade wieder einmal in meinem GMX-Spamordner geschaut (wo ich äußerst selten false positives habe, aber trotzdem), und habe nach dem Ursprung dieser Mail gegoogelt.
Der Trick dabei ist, dass das für echt gehalten werden könnte – nachdem ich mich aber erinnern kann, das schon einmal bekommen zu haben, bin ich diesmal nicht drauf reingefallen.
Antworten darauf zu schreiben mag in einem Blog unterhaltsam sein, aber tatsächlich abschicken sollte man diese natürlich nicht.