Nachdem ich vor einigen Tagen ja schon den ethecon-Bericht über Tepcos schwer erträgliches Problemaussitzen und -leugnen gebracht habe, möchte ich Euch heute einen Beitrag von quer empfehlen, der zeigt, dass wir hierzulande mit „unseren“ Energiekonzernen keineswegs besser fahren. Diese behindern die Energiewende und treiben die Preise nach oben, ohne dass die Politik hier das Bedürfnis verspürt einzugreifen. Nicht, dass man irgendwas anderes erwartet hätte, aber etwas deprimierend ist das schon. Wieso angesichts dieser Fakten, die ja nun weithin bekannt sein sollten, überhaupt noch Leute ihren Strom von diesen Firmen beziehen, statt woandershin zu wechseln, ist mir auch ein Rätsel! „Blockade: Wie die Stromriesen die Energiewende sabotieren“:
15 Milliarden Euro Schadenersatz fordern die großen Stromkonzerne wegen des Atomausstiegs. Und nicht nur das – die großen Vier blockieren, wo sie nur können. Die Verzögerungstaktik folgt einem Profitziel: denn je länger die Versorgung mit neuen Energien nicht funktioniert, desto länger können die Konzerne mit ihren längst abgeschriebenen Atom- und Kohlekraftwerken Milliarden verdienen.
Heute übernehme ich mal einen Artikel des Kritischen Netzwerks – es geht, gut ein Jahr nach der Atomkatastrophe von Fukushima (die hierzulande fast schon wieder in Vergessenheit geraten ist, wie es eben in einer schnelllebigen Mediengesellschaft so passiert) um TEPCO, den Betreiber des havarierten Kraftwerks. Wie alle großen Konzerne geht es im primär ums eigene Wohl bzw. das der Aktionäre. Risiken und Nebenwirkungen für die restliche Bevölkerung sind egal.
Mehr als ein Jahr nach der Katastrophe von Fukushima hat der atomare Super-GAU noch immer keine ernsthaften Konsequenzen für die Verantwortlichen des Betreiberkonzerns TEPCO gehabt. Der Form halber wurden ein paar Manager ausgetauscht, von strafrechtlichen Konsequenzen ist jedoch nach wie vor keine Rede. Nun versucht der Konzern sogar, das Datum seiner anstehenden Aktionärsversammlung geheim zu halten – offenkundig, um Proteste zu erschweren.
In den vergangenen Jahren hat der TEPCO-Konzern seine Hauptversammlung regelmäßig Ende Juni veranstaltet. Im letzten Jahr fand sie am 28. Juni statt. 2011 stand die Hauptversammlung im Zeichen massiver öffentlicher Proteste. Diese sollen in 2012 offenbar weitestgehend verunmöglicht werden. TEPCO hatte zunächst den genauen HV-Termin noch nicht bekannt gegeben. Auf direkte Nachfrage von ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie hat die Presse-Abteilung des Konzerns behauptet, es stünde noch nicht fest, ob und wann die Hauptversammlung stattfinde. Nach Recherche von ethecon sind selbst internationale Banken nicht über den genauen HV-Termin informiert.
Dass es sich dabei um eine gezielte Desinformation handelt, wird daran deutlich, dass japanische Großaktionäre ganz offensichtlich weiterhin davon ausgehen, dass die HV Ende Juni stattfindet (Quelle: CleanBiz Asia). Einige wollen zu diesem Zeitpunkt eine Vielzahl von Forderungen an das Management von TEPCO stellen, in denen es unter anderem um Einsparungen und mehr Transparenz im Management geht (Quelle: Japan Times). Außerdem ist die Rede von einer Verstaatlichung. Voraussichtlich im Juli soll TEPCO eine Billion Yen (12 Milliarden Dollar) an Staatshilfen erhalten. Im Gegenzug erhält die Regierung Aktien, die nicht frei am Markt gehandelt werden und mehr als 50 Prozent der Stimmrechte ausmachen (Quelle: Nikkei.com).
„Das Verhalten von TEPCO ist ein internationaler Skandal“, so ethecon-Vorstand Axel Köhler-Schnura. „Selbst die Banken, bei denen wir nachgefragt haben, bestätigen, dass sie so etwas noch nicht erlebt haben.“ Es entstehe der Eindruck, dass TEPCO KleinanlegerInnen und Medien nicht bei der HV haben wolle. Und vor allem, dass die von zahlreichen japanischen und anderen Organisationen – auch von ethecon – angekündigten Proteste zur TEPCO-HV in die Irre geführt werden sollen.
Die Stiftung ethecon hat im vergangenen November den Vorstandsvorsitzenden Tsunehisa Katsumata, den ehemaligen Konzernpräsidenten Masataka Shimizu und den gegenwärtigen Präsidenten Toshio Nishizawa sowie die GroßaktionärInnen des Energieversorgungs-Konzerns TEPCO mit dem Internationalen ethecon Black Planet Award 2011 an den Pranger gestellt. Es ist geplant, den Schmähpreis im Rahmen internationaler Aktionen am 27. Juni 2012 in Japan den Geschmähten in Tokyo zu übergeben.
Die ausführliche Begründung für die Verleihung des Internationalen Black Planet Award 2011 finden Sie im Dossier über die TEPCO-Verantwortlichen im Downloadbereich der Webseite www.ethecon.org, eine Kurzfassung im Offenen Brief. Darin fordert ethecon die Haftung der Großaktionäre und die Bestrafung der Entscheidungsträger des Energiekonzerns. Diese trafen aus reinen Profit-Gründen Fehlentscheidungen, ohne die es gar nicht erst zu der Nuklearkatastrophe hätte kommen können.
Die Stiftung ethecon ist vor allem durch die jährliche Vergabe ihrer Internationalen ethecon Blue bzw. Black Planet Awards in Berlin bekannt. Mit den Positivpreisen hat ethecon in den vergangenen Jahren Diane Wilson/USA (2006), Vandana Shiva/Indien (2007), José Abreu und Hugo Chávez/Venezuela (2008), Uri Avnery/Israel (2009), Elias Bierdel/Österreich (2010) sowie Angela Davis/USA (2011) ausgezeichnet. Die Schmähpreise gingen bisher an die EigentümerInnen bzw. AktionärInnen und das verantwortliche Management der Konzerne Monsanto/USA (2006), Nestlé/Schweiz (2007), Blackwater (Xe)/USA (2008), Formosa Plastics Group/Taiwan (2009), BP/Großbritannien (2010) und Tepco/Japan (2011).
ethecon ist im Gegensatz zu den vielen Konzern-, Familien-, Kirchen-, Partei- und Staatsstiftungen eine der wenigen Stiftungen „von unten“, die sich mit ihren derzeit 30 ZustifterInnen und dem Leitmotiv „Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!“ in der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen sieht. Die noch junge Stiftung finanziert sich über Zustiftungen, Spenden und Fördermitgliedschaften.
Es ist schon eine Weile her, dass ich hier im Blog ein paar kritische Worte zum Treiben auf den Finanzmärkten geschrieben habe – die Sendung quer im Bayerischen Fernsehen gibt mir mit ihrem Beitrag „Kein Ende der Gier – sind die Banken noch zu retten?“ einen gelungenen Anlass, hier mal wieder einzusteigen. Klar, der Ansatz mit den „gierigen Bankern“ ist natürlich viel zu kurz gegriffen und lenkt auch davon ab, dass wir alle in diesem System dazu beitragen (z.B. auch über Rentensparen etc.), dass der Profit über alles gestellt wird. Der eine auf einer kleineren Ebene, der andere im internationalen Handel. Dennoch, das Treiben der Banken und „der Märkte“ sollte weiter kritisch beäugt werden:
Die Nachricht vom 100-Milliarden-Rettungsschirm für spanische Banken hat die berüchtigten “Märkte” nur kurz beruhigt. Inzwischen wetten Investoren auf die Pleite Spaniens und Italiens. Statt aus den Spekulationskatastrophen zu lernen, kehren die geretteten Banken längst wieder ungeniert zur alten Gier-Mentalität zurück. Dabei versprechen die Politiker seit der Finanzkrise, die Banken an die Kette zu legen. Doch statt durchgreifender Reformen gibt es Parteiengezänk um die Finanztransaktionssteuer.
Passend zu diesem Finanzthema ist auch eine dräuende Geschichte, die uns diese Woche isn Haus steht – die Abstimmung über den sogenannten Fiskalpakt bzw. ESM-Vertrag. SPD & Grüne haben schon ihre Zustimmung signalisiert, somit steht zu befürchten, dass die Entmachtung der nationalen Parlamente weiter voran schreitet. Warum das keine so gute Idee ist, erklärt Attac auf einer eigenen Kampagnenwebsite www.fiskalpakt-stoppen.de:
Der “Europäische Stabilitätsmechanismus” (ESM) wird als “Rettungsschirm” für notleidende, hoch verschuldete EU-Staaten propagiert. Nichts könnte weiter von der Wirklichkeit entfernt sein.
De facto ist der ESM ein von den EU-SteuerzahlerInnen, also der breiten Masse der Bevölkerung, finanziertes Instrument, um abzusichern,
dass für die Gläubiger hoch verschuldeter EU-Staaten (in der Regel große Banken, Vermögensbesitzer und Konzerne) das Verlustrisiko minimiert bzw. die Renditen gesichert werden
dass die gewählten Parlamente in jenen Staaten entmündigt werden, die in der Währungsunion niederkonkurriert wurden.
EU-Binnenmarkt und Währungsunion berauben vor allem die schwächeren Staaten jener Instrumente (Kapitalverkehrskontrollen, Währungsabwertung), um ihre Binnenwirtschaft zu schützen und zu entwickeln. Nach der Niederlage im Handelskrieg kommt die Überschuldung – und dann als “Rettung” der ESM, der die Menschen drakonischen Sozial-, Lohnabbau- und Privatisierungsprogrammen unterwirft. Zum Schaden können sie sie auch noch den Hohn gefallen lassen, als “Faulenzer” und “Bittsteller” vorgeführt zu werden.
dass ein kleinster Kreis von Regierungsvertretern und Technokraten abseits demokratischer Kontrolle die Verfügungsgewalt über riesige Finanzmittel bekommt, um eine neoliberale Wirtschaftsdiktatur in der EU zu festigen und zu vertiefen. Über die Bande deregulierter Finanzmärkte wird EU-Europa in eine deutsch geführte Hierarchie gepresst.
Die Frankfurter Rundschau kommentiert die zu befürchtende Zustimmung der SPD zu diesem Vertragwerk wie folgt – „Forscher warnt die SPD“:
Wenn die SPD dem Fiskalpakt zustimmt, schafft sie die Voraussetzung für die Vollendung des neoliberalen Projekts in Europa. Damit würde sie den größten Fehler der Nachkriegszeit begehen, Hartz IV ist dagegen eine Lappalie.
Klar, mit folgendem Beitrag, der vor einer Weile im ARD-Magazin Plusminus lief, erzähle ich den meisten meiner Leser sicherlich nichts Neues – „Natürlich glücklich – wie mit Lebensmitten getrickst wird“. Denn dass uns die Industrie vor allem im Nahrungsbereich via Reklame und Lobbyismus hinters Licht führt, wo es nur geht, sollte eigentlich allgemein bekannt sein. Niemals darf man einer Verpackung trauen, Werbeversprechen sollen in der Regel nur von den wirklichen Nachteilen eines Produkts oder seiner Produktion ablenken, und wann immer es möglich ist, drücken die Hersteller auf die Kostenbremse. Umso erschreckender, dass die Passanten, die in der Plusminussendung zu Wort kommen, derart naiv sind und ihnen naheliegende Schlussfolgerungen – Firmen zu meiden, die einen belügen und generell weniger Industrieware zu kaufen – nicht einfallen. Immerhin erfreulich, dass sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen wenigstens ab und an diesem Thema widmet – aber leider ohne größere Folgen, denn natürlich dürfen die angesprochenen Firmen wie Landliebe, Bärenmarke & Co. weiterhin ihre Lügenreklame ausstrahlen…
Saftig grüne Wiesen, glückliche Kühe und ehrliche Bauern, die uns täglich mit dem Besten von der Kuh versorgen: Das verspricht die Werbung: ein Stück gesundes Landleben, natürliche Qualität zum fairen Preis. Und das geht? Jürgen Stellpflug vom Verbrauchermagazin “Ökotest” weiß: “Die Verbraucher sehnen sich nach einer heilen Welt und die Sehnsucht wird mit solchen Bildern gestillt.” Marketinggag oder wirklich glückliche Kühe? Wie realistisch sind diese Weide-Bilder?
Wir folgen der Betriebsnummer des Discounter-Schmand-Bechers von Netto: Statt in die Alpen führt sie uns nach Erfurt. Ins Werk von Osterland/Deutsches Milchkontor. Bergen und Seen sind weit und breit nicht zu sehen. Wir stehen vor dem Werk und folgen Milchwagen. Einer führt uns zwei Stunden weit entfernt in eine Stallanlage: Keine Idylle sondern Baracke statt Berge. Frisches Weidegras für die Kühe: Fehlanzeige. Stattdessen finden wir leere Futterpackungen vor den Stalltoren. Nur, was steckt drin?
Das wollen wir genau wissen und fahren mit den Futtertüten zum Verbrauchermagazin Ökotest. Chefredakteur Jürgen Stellpflug testet monatlich bis zu 1.000 verschiedene Produkte auf Schad- und Inhaltsstoffe. Er sieht sich das Kraftfutter ganz genau an und stellt fest, es handle sich um typisches Kraftfuttermittel für Hochleistungskühe mit genmanipulierten Sojabohnen. (…)
Es gab mal eine Zeit, so vor zwanzig oder dreißig Jahren, als Bioläden und ihre Produkte einen echten Nischenmarkt bedienten und vor allem für Menschen waren, die schon damals ökologisch korrekt unterwegs waren, sich aber vom Rest der Gesellschaft als „Müslis“ anranzen lassen mussten. Das war, nebenbei bemerkt, die Zeit, in der die Grünen auch noch echte gesellschaftsumkrempelnde Visionen hatten.
Mittlerweile sind Biolebensmittel zu einem großen Trend geworden, der von entsprechenden großen Firmen bedient wird und mit dem sich sehr gut Geld verdienen lässt. Wogegen jetzt zunächst mal nichts einzuwenden wäre, wenn wir nicht in einem Wirtschaftssystem lebten, das dafür sorgt, dass die Gesetze des Marktes und der Profitmaximierung zu Lasten ursprünglicher Ideale gingen. So ist die Zahl derjenigen, die aus wirklicher Überzeugung Biolandbau betreiben, vermutlich kaum gestiegen, während es für die meisten einfach nur ein lohnendes Einsatzfeld ist, bei dem die Gewinnspanne stimmt. Logisch, dass in so einem Umfeld die Biorichtlinien eher weiter aufgeweicht werden und man versucht, mit entsprechend üppig dimensionierten Betrieben die Nase vorn zu behalten.
Dementsprechend desillusionierend ist das, was das ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus in seinem Beitrag „Bio boomt – Und unsere Bauern schauen nur zu“ neulich sendete. Faszinierend ist auch die Naivität vieler Kunden, die Bio kaufen und denken, dass dies automatisch aus der Region stammt. Schwer nachvollziehbare und von der Politik sehr kurzsichtig gedachte Subventionswirren sorgen dafür, dass Biolandbau in Deutschland zunehmend unrentabler wird.
Bio boomt. Von Obst, über Fertigsuppe bis hin zum Putzmittel – fast nichts, was es nicht auch in Bio gibt. Überall, wo Bio draufsteht, greifen Kunden guten Gewissens zu. Mittlerweile gibt es Bio-Produkte in jedem Supermarkt. Der Umsatz ist auf über 6,6 Milliarden Euro gestiegen. Doch auf der Strecke bleiben ausgerechnet die, die es produzieren: „Wir haben uns 2011 entschlossen, diesen Hof wieder rückumzustellen auf den konventionellen Landbau“, sagt Landwirtin Anne Isenburg.
Wie kann das sein? Bio boomt vor allem in Supermärkten und Discountern. Deutschland bildet in der Nachfrage nach Bio-Produkten die Spitze in Europa. In einem Edeka-Markt finden sich rund 10.000 Bio-Artikel in den Regalen – zehn Prozent vom gesamten Sortiment. Marktleiter Peter Splettstößer sagt: „Es gibt in jeder Produktgruppe Bio. Das ist für mich schon fast erschreckend und ich frage mich wie das kommt.“ Das fragen wir uns auch: wo kommen diese Massen eigentlich her?
Über die Hälfte von Bio kommt aus dem Ausland
Von wegen allein aus Deutschland. Über 50 Prozent der Bio-Produkte kommt aus dem Ausland: Bohnen aus China, der Honig aus Mexiko, Brasilien, Chile und jeder zweite Bio-Apfel kommt ebenfalls von weit her. Diese Kartoffeln aus Ägypten sind 3.200 Kilometer weit gereist. Bohnen aus China 7.200 Kilometer und die Äpfel aus Argentinien satte 12.300 Kilometer.
10.000 Bio-Bauern fehlen in Deutschland um die Riesennachfrage zu decken. Und immer mehr geben auf. Was läuft schief in Deutschland? Das Stichwort lautet: Ökoförderung. In Deutschland ein Flicken-Teppich jedes Bundesland entscheidet selbst. Fast überall wird gekürzt, Brandenburg und Schleswig-Holstein haben sie gestrichen – gerade mal zwei Länder bauen Öko aus. Null Förderung für Biobauern. Jeder zehnte Ökobauer produziert mittlerweile wieder konventionell. (…)
(…) Die Deutschen wollen Bio mehr denn je. Aber zu welchem Preis? Wer wirklich ökologisch einkaufen will, sollte Produkte aus der Region im Blick behalten.
Dieser Trend wird, wie ich auch hier im Blog schon das eine oder andere Mal angemerkt habe, noch stark befeuert durch Discounter und Supermärkte, die den Druck auf die Preise und die Kostenstruktur weiter erhöhen und damit den Biolandbau zunehmend in die aus anderen Bereichen sattsam bekannte (schädliche) Profitspirale zwängen. Der SWR brachte unlängst ein Bio-Special und ging auch auf dieses Thema ein – „Bio-Lebensmittel beim Discounter – Bio ganz billig“:
(…) Im Gegensatz zu den Siegeln der deutschen Öko-Anbauverbände wie Demeter, Bioland und anderen garantiert das EU-Bio-Siegel Mindeststandards. Nicht mehr und nicht weniger. Für die Lebensmittel-Hersteller ergeben sich daraus Möglichkeiten, wie die Bio-Ware billiger produziert werden kann. So enthält Kirschjoghurt, wie Ökotest als Beispiel anführt, nach den strengen Öko-Landbau-Richtlinien elf Prozent Kirschen und keine anderen natürlichen Aromen. Das EU-Bio-Siegel erlaubt, den Anteil der Kirschen auf sechs Prozent zu senken, für den Geschmack natürliche Aromen zuzufügen und den Joghurt mit billigem Rote-Bete-Saft rosa zu färben. (…)
Dass der Handel mit Bio-Produkten kein Nischendasein mehr führt, sondern ein hart umkämpfter Massenmarkt ist, in dem sich viel Geld verdienen lässt, hat in der Branche längst den Umgang von Bauern, Lebensmittelproduzenten und Händlern verändert. War den Pionieren der Branche ein partnerschaftliches Miteinander wichtig, herrscht heute zum Teil ein harter Wettbewerb. Dies hat dazu geführt, dass der “Bundesverband Naturkost und Naturwaren” einen Branchenkodex entwickelt hat, der unter anderem einen fairen Umgang auf allen Ebenen vorsieht.
Massenhaft erzeugte Bio-Milch wird ebenso wenig in idyllischen kleinen Kuhställen von Hand gemolken, wie billige spanische Bio-Tomaten auf kleinen Parzellen liebevoll gepflegt werden. Aber Kühe, die Bio-Milch nach dem EU-Bio-Siegel produzieren sollen, haben das Recht auf Auslauf und sind nicht den ganzen Tag im Stall eingesperrt. Und spanische Bio-Tomaten werden zwar auch in großen Treibhäusern gezogen, sollen aber nach EU-Vorschriften wasserschonend und ohne Einsatz von Pestiziden angebaut werden. Dass etwa Tomaten aus Spanien oder Olivenöl aus Griechenland den vorgeschriebenen EU-Standards entsprechen, wird regelmäßig kontrolliert. Auch bei exotischen Früchten aus Brasilien oder Kaffee aus Äthiopien gibt es Kontrollen der Endprodukte und der Herstellung, die gewährleisten sollen, dass das EU-Bio-Siegel zu Recht vergeben wird.
Bio ist nicht automatisch fair
Wer jedoch glaubt, dass Bio-Produkte immer unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden, liegt falsch. Die Richtlinien der deutschen Öko-Verbände sind nicht nur bei der Herstellung der Lebensmittel strenger als die EU-Verordnung, sondern sehen auch vor, dass in den Betrieben soziale Arbeitsbedingungen herrschen. Beim EU-Bio-Siegel sind dafür keine Standards vorgeschrieben, was vor allem bei Importprodukten bedeuten kann, dass Arbeiter auf den Bio-Plantagen nahezu genau so ausgebeutet werden wie in den seit langem umstrittenen konventionellen Betrieben. (…)
Wenn man sich mal bei YouTube herumtreibt, begegnet einem dort ein erschütterndes Maß an Ignoranz und Dummheit – warum ich das erwähne? Nun, weil es dort auch in gewissen Kreisen üblich ist, Bio generell für Humbug zu halten (das sind vermutlich auch Leute, die Umwelt- und Naturschutz als Abzocke ansehen und freie Fahrt für freie Bürger fordern…). Dass diese Skepsis trotz allem nicht unbedingt angebracht ist, zeigte der SWR in „Zehn Jahre ‚Ökomonitoring Baden-Württemberg‘ – Wie gut ist Bio?“:
(…) Bio-Lebensmittel dürfen sich zu recht mit dem BIO-Zeichen brüsten. Das verkündete der württembergische Verbraucherschutzminister Alexander Bonde, als er nun die Bilanz von zehn Jahre Öko-Monitoring vorstellte. Die Qualität von etwa Obst, Gemüse, Wein und Kaffee in Bioqualität sind demnach topp, besonders wenn sie aus Deutschland stammen. Von über 1.100 deutschen Bio-Lebensmitteln beanstandeten die Überwachungsämter nur etwas mehr als 20 Produkte. Die meisten dieser Lebensmittel enthielten dabei lediglich winzige Spuren von Spritzgiften. (…)
Das Ökomonitoring des Landes Baden-Württemberg hat gezeigt, dass eine regelmäßige Überwachung hilft, die Qualität der Lebensmittel zu verbessern. Denn die Gesamtzahl der Beanstandungen ist im Laufe der vergangenen zehn Jahre deutlich zurückgegangen. Anfangs entsprachen noch fast zehn Prozent der Bioware nicht den entsprechenden Bio-Richtlinien. Inzwischen gibt es dagegen nur noch bei rund einem Prozent der Lebensmittel etwas zu mäkeln. (…)
Nein nein, keine Angst, ich mache nicht etwa wegen der Fußball-EM eine Pause; andere Dinge nehmen mich momentan in Beschlag. Damit Ihr Euch aber nicht langweilen müsst, will ich Euch die interessante Sendung „Einfaches Leben“ aus der 3Sat-Reihe Scobel ans Herz legen. Wie bei Scobel üblich gibt es neben den Gesprächen mit den Studiogästen (die sind mäßig interessant) verschiedene kurze Filme zwischendurch die die Facetten eines einfachen, auf weniger Konsum und mehr Selbstversorgung basierenden Lebens beleuchten.
Mit den Gästen:
Dr. Notker Wolf (Abtprimas des Benediktinerordens und Professor für Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie)
Dr. Svenja Flasspöhler (Philosophin)
Aussteiger und Asketen gab es schon immer. Nicht in einer Tonne, aber in einer kleinen schäbigen Hütte lebte der Philosoph Diogenes und war damit zufrieden. Asketische Strömungen kennt die Kultur- und Geistesgeschichte zu Genüge. Aber werden Askese und gesellschaftlicher Rückzug derzeit zur Massenbewegung? Die moderne Lebenswelt ist zunehmend komplexer werdenden Mechanismen und Strukturen unterworfen.
Ganze Lebensbereiche entziehen sich dem Verständnis, sind nicht mehr zu dirigieren: Kaum jemand kennt alle Funktionen seines Handys oder weiß, woher die Nahrungsmittel seines Speiseplans stammen. Längst werden Entscheidungen über das eigene Leben ganz woanders gefällt, in Brüssel oder an den Schreibtischen großer Global Player. Die Politikverdrossenheit steht symptomatisch für die Ohnmachtsgefühle vieler Bürger. Hilflosigkeit angesichts von Komplexität und Globalisierung, aber auch das Gefühl von Entfremdung, Überreizung und Übersättigung sind zu zentralen Grundstimmungen in den modernen Industriegesellschaften geworden.
Der Mensch reagiert auf diese Überforderung mit dem Bedürfnis nach Vereinfachung. “Simplify your life” ist zum verbreiteten Slogan geworden. Die Sehnsucht nach Überschaubarkeit zeigt sich in den verschiedensten Lebensbereichen – von Mode über Architektur und Design bis hin zu Ernährungsweisen und Reiseverhalten. Wandern statt Fernflug, regionale statt ausländische Küche sind angesagt. Aber auch Philosophie und Religion stellen sich diesem Trend.
Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen über die Erscheinungsformen moderner Askese.
Nach außen gibt sich Kaufland verantwortungsbewusst, überschlägt sich auf seiner Website mit Versprechen wie „soziale Verantwortung“ und „gesellschaftliches Engagement“. Und hinter den Kulissen? In den Logistikzentren drückt der Konzern massiv die Kosten. Arbeiter erhalten hier nicht die üblichen Tariflöhne, denn sie arbeiten im Rahmen eines Werkvertrages. Kaufland setzt dabei massiv auf ostereuropäische Werkvertragsfirmen und die arbeiten mit einem Trick: Sie erklären große Teile des Lohnes zu Spesen, für die sie in ihren Heimatländern keine Sozialversicherungsbeiträge abführen müssen. Davon profitiert letztlich auch Kaufland. Die Gewerkschaft ver.di befürchtet, dass so sozialversicherungspflichtige Jobs in Deutschland verdrängt werden. Sogar das Bundesarbeitsministerium hält das Modell für unzulässig.
„Die Umwandlung von Regenwald in Palmölplantagen erschüttert unser Land”, sagt Nordin. Er leitet unsere Partnerorganisation Save Our Borneo (SOB), die illegal agierenden Palmölkonzernen das Handwerk legt. „Ich möchte die Regenwälder Borneos für uns und unsere Kinder bewahren”, erklärt der 42-Jährige.
Nordin kann große Erfolge verzeichnen: 2011 leitete die Polizei dank seiner Beweise Untersuchungen gegen zehn illegal rodende Palmölfirmen ein. Das Verfassungsgericht entschied zudem, dass tausende Hektar Palmölplantagen gegen die Verfassung verstoßen, weil Ureinwohner und Bauern vertrieben wurden.
7.000 Hektar illegal gerodet für Schokolade und Agrosprit
Am 23.3.2012 wird Nordin von Bewohnern des Dorfes Tumbang Kalang in der Provinz Zentralkalimantan auf ein gewaltiges Umweltverbrechen aufmerksam gemacht: Wo vorher dichter Urwald stand, liegen nur noch abgeholzte Baumstämme aufeinander. 7.000 Hektar Urwald sind zerstört, auf der Hälfte der Fläche sprießen schon profitträchtige Ölpalmen. Eintausend Menschen haben hier ihren Wald mit Kautschuk- und Obstbäumen verloren. Böden und Gewässer sind vergiftet.
Verantwortlich ist Palmöl-Gigant IOI, der Nestlé, Unilever und Agrosprit-Hersteller Neste Oil beliefert. Alle drei Firmen rühmen sich öffentlich ihrer angeblichen Nachhaltigkeit.
Nordin liegt ein Brief des Forstministeriums vor, in dem die Genehmigung zur Abholzung bereits 2008 entzogen wurde. Nun bereitet er eine Klage gegen IOI vor. Und er hat Rückenwind: Die Gemeindeverwaltung forderte IOI nun auf, sich zurückzuziehen. Doch um zu verhindern, dass sie anderswo noch mehr Schaden anrichten, müssen die Profitquellen dieser Palmöl-Mafia versiegen.
Da ist er also, der Juni. Kein Sommer in Sicht, also ideale Voraussetzungen, um ein bisschen was zu lesen. Beispielsweise das Feature des Freitag über den Red Bull-Konzern und seine epidermische Ausbreitung im Sportbereich. Mal unabhängig davon, was man nun von der Blubberbrause halten mag, ist das Vorgehen von RB „beispielhaft“ – in dem Sinne, dass man sieht, in welche Richtung sich der Sport bewegen wird, da er den gleichen Gesetzen der kompletten Durchkommerzialisierung unterworfen ist, wie andere Lebensbereiche auch. Schön ist das nicht. „Red-Bull-Kapitalismus“:
Red Bull ist mehr als ein Getränk, ein Energiespender, ein Lebensgefühl. Ja, es ist mehr als nur ein Produkt. Es verkörpert die aktuellste Form des Kapitalismus
Getränke eignen sich als Prophezeiungen des jeweils neuesten Stadiums des Kapitalismus besonders gut. In ihnen sind die Aspekte von Lebens- und Genussmittel, Differenz und Mainstreaming, Image und Illusion besonders ausgeprägt – und das umso mehr, als sich die Welt gerade das Rauchen abgewöhnt. Die meisten von ihnen kokettieren damit, mehr als ein Getränk zu sein, Lifestyle und Lebensfreude auszudrücken oder auch einen besonderen Status zu haben: die legale Droge. Wenn im Folgenden also vom verflüssigten Kapitalismus im weiteren Sinne und den Red-Bull-Kapitalismus im engeren Sinne die Rede ist, dann um zu beschreiben, wie die Macht vom Produzenten auf den Distribuenten übergegangen ist. (…)
Der entscheidende Impuls für eine Distributionsdominanz in Postdemokratie und Neoliberalismus ist die Verknüpfung eines (mehr oder weniger virtuellen) Produkts mit den Sphären der Freizeit und der Medien, aber auch mit anderen kontrollierbaren und übernehmbaren „Events“ und Institutionen wie Kunst, Pop und sogar Medizin, Politik und Bildung – kurz gesagt: die Blödmaschinen. Die Dominanz kann sich auf dem Freizeit- und Kulturmarkt realisieren, weil sie zu Blödmaschinen geworden sind, und umgekehrt werden Medien, Spektakel und „kulturelle“ Institutionen zu Blödmaschinen, weil sie sich für die Herstellung und Festigung der Distributionsdominanz oligarchischer Interessen zu Beihelfern machen lassen. Die Medien sind nicht einfach „Opfer“ von Ökonomisierung und Privatisierung, sondern sie sind Teil der Wandlung des Produktions- in den Distributionskapitalismus. Daher geht es eben nicht allein um die „Kultivierung“ einer Marke wie „Red Bull“, sondern vielmehr um die Red-Bullisierung kultureller Institutionen. (…)
Kreuzfahrten sind weniger sicher als Anbieter propagieren, nehmen Kunden wie auch Beschäftigte aus und schaden der Umwelt. Mit scharfer Kritik durchkreuzt Ross A. Klein von der Memorial University in St. John’s http://ucs.mun.ca anlässlich des 100. Jahrestages der Titanic-Katastrophe die gängigen Vorstellungen über die “weißen Riesen der Weltmeere”. Mit sozial- und umweltverantwortlichem Urlaub hat die Branche gar nichts zu tun, so das Resümee des Kreuzfahrt-Kritikers. (…)
(…) Ein weiterer Kritikpunkt der Meeres-Kolosse sind deren verheerende Ökobilanz. “Pro Passagierkilometer produziert ein typisches Kreuzfahrtschiff mehr als drei Mal so viele Treibhausgase pro Kilometer als eine Boeing 747. Grund dafür ist das Schweröl, mit dem die Schiffe unterwegs sind”, erklärt Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms http://greenpeace.at auf Anfrage von pressetext. (…)
Kommen wir mal lieber zu erfreulicheren Trends – wie dem, dass auch in Städtenimmer mehr Selbstversorgung via eigenen oder Gemeinschaftsgärten betrieben wird. Karmakonsum brachte vor kurzem eine Rezension des Buches „Gärtnern in der Stadt“ von Martin Rasper, das sich mit dieser Entwicklung befasst:
Nachdem das Buch deutlich gemacht hat, warum das Gärtnern gerade in Zeiten einer vernetzten Welt über die private Ebene hinaus auch eine sehr politische Angelegenheit ist, gibt es zu guter Letzt noch wunderbar nützliche Tipps für die eigene Umsetzung, die nachdem man dieses Buch gelesen hat, nicht lange auf sich warten lassen dürfte. Um mit den etwas schrägen Worte aus dem Buch zu schließen: „Vielleicht haben die Gärten sich vorgenommen, die Welt zu retten. Wir sollten sie dabei unterstützen.“
Übrigens, die Webseite gutenahrung.de hat eine interessante Infografik über die Essgewohnheiten der Deutschen veröffentlicht:
Was täten wir nur ohne die „sozialen Netzwerke“ im Internet? Kaum etwas (vielleicht noch neben Ebay und Pornoseiten) hat dem Netz so zum Durchbruch bei der breiten Masse verholfen wie die Möglichkeit, sich mit seinen Freunden und virtuellen Bekannten zu vernetzen und auszutauschen. Claudia Klinger macht sich in „Von der Personalisierung des großen Gesprächs“ so ihre Gedanken über die möglichen (negativen) Folgen und Nebenwirkungen einer Facebook-„Gefällt mir“-Kultur:
(…) Ok, das kann und darf jeder machen, wie er mag. Erwähnenswert erscheint es mir, weil ich ja selber merke, dass das Kommentieren auf Blogs abgenommen hat, und dass sich immer mehr Menschen den andersartigen Strukturen der “Sozialen Netze” unterwerfen, um sich auszutauschen. Anders als Blogartikel und Foren sind Gespräche in diesen Netzen nicht nach Themen strukturiert, sondern entlang an Personen – eine grundstürzend ANDERE Situation mit Folgen für das “große Gespräch der vielen mit den vielen”, die kaum mal diskutiert werden.
Wenn Personen wichtiger werden als Themen
Eine Diskussion unter dem Original-Artikel im Blog des Verfassers ist ein duch Thema und Autor/in definier- und erinnerbarer “öffentlicher Ort”. Ein virtueller, jedoch beständiger Platz, der als Agora dienen kann, wo man sich den gemeinsamen Belangen widmet.
Wogegen in den sozialen Netzen nur chaotische Vernetzungen verschiedenster Individuen existieren, die vielfach “Things” (Artikel, Videos…) verlinken, wobei gelegentlich unter solchen Verlinkungen Gespräche entstehen. Gespräche, die aber niemals “alle” zu gleichen Bedingungen lesen können, denn A ist ja mit B, C und D vernetzt, wogegen ein User E es nicht mitbekommt, wenn er nicht auch A abonniert/eingekreist hat.
So ergeben sich geschichtslose Kurzzeit-Stimmfühlung-Partys, die binnen Stunden, spätestens Tagen aus der “Sicht” geraten. Letzteres gilt auch für die seltenen hochkarätigen Diskussionen – z.B. die kürzliche Diskussion über Urheberrecht, die ich jetzt nur wieder finden kann, indem ich in den Postings von Stefan Münz zurück blättere, durch dessen Hinweis ich sie fand. Wobei ich mich nur deshalb an die Herkunft der Info erinnern kann, weil ich Stefan seit den Anfängen des Webs kenne. Für die meisten meiner “Vernetzten” gibt es solche Erinnerungsstützen nicht. (…)
Researchers have established a direct link between the number of friends you have on Facebook and the degree to which you are a “socially disruptive” narcissist, confirming the conclusions of many social media sceptics.
People who score highly on the Narcissistic Personality Inventory questionnaire had more friends on Facebook, tagged themselves more often and updated their newsfeeds more regularly.
The research comes amid increasing evidence that young people are becoming increasingly narcissistic, and obsessed with self-image and shallow friendships. (…)
Mich erfreut es ja immer wieder, wenn in den Mainstreammedien Konzepte oder Ideen vorgestellt werden, die die herkömmliche kapitalistische Maximierlogik unterlaufen. Tauschringe sind so ein Konzept, welches natürlich alles andere als neu ist, aber nun in Zeiten der Krise wieder einen Aufschwung erfahren. Im Prinzip ist es eine Art bargeldlose Nachbarschaftshilfe, bei der jeder die Talente und Fähigkeiten einbringt, die ihn auszeichnen. Dies stärkt den lokalen Zusammenhalt und macht unabhängiger von den Verwerfungen des Marktes. Sogr das Wirtschaftsmagazin Plusminus brachte unlängst einen Beitrag zu dem Thema – „Tauschringe – Wie man sich mit Talenten gegenseitig helfen kann“:
Tauschen statt zahlen – der neueste Trend, nicht nur dort, wo Menschen knapp bei Kasse sind. Rasen mähen gegen Kuchen backen zum Beispiel. Trotz der Grenzen bei Angebot und Nachfrage – Tauschringe sind jetzt auch in Deutschland auf dem Vormarsch.
Angst vor der Krise
Die Finanzkrise macht vielen Menschen Angst. Täglich gibt es neue Meldungen über drohende Staatspleiten, über die wachsenden Schuldenberge mehrer europäischer Länder und die unsichere Zukunft des Euros. Gleichzeitig können viele Menschen nicht mehr von ihrer Arbeit leben, ihre Fähigkeiten sind in der Marktwirtschaft nicht mehr gefragt.
Einige wenden sich deswegen von Geldwerten ab und orientieren sich anders. Sie tauschen statt zu kaufen – in Tauschbörsen oder Tauschringen, zum Teil mit eigener Währung. Aber sind sie eine Alternative zur Geldwirtschaft?
Im Dresdner Tauschnetz Elbtal werden nachbarschaftliche Hilfeleistungen und nicht mehr benötigte Dinge über ein Punktesystem untereinander getauscht oder verliehen. Sind die Tauschringe eine Stütze für das gegenwärtige System oder gar eine Bedrohung?