Kategorie: Gesellschaft Seite 25 von 43

The Story of Cosmetics

Es ist soweit – Annie Leonard und ihr Team, die uns schon mit Kurzfilmen wie The Story of Stuff oder The Story of Bottled Water anschaulich und unterhaltsam den Wahnsinn unseres globalisierten Wirtschaftens vor Augen führte, ist wieder da. In The Story of Cosmetics nimmt sie sich diesmal die „Schönheitsindustrie“ vor, die uns mit Hilfe von plärrender Reklame und eigens dafür auf den Markt gebrachten „Beauty“-Magazinen zum Kauf unzähliger, mit Chemie angereicherter Kosmetikprodukte animieren will. Leonard legt das Augenmerk dabei vor allem auf die chemische Zusammensetzung und oft ungeklärte (Un-)Verträglichkeit kombinierter chemischer Stoffe. (Wobei ich es da mit dem Adbusters Magazin halte und den eigentlichen Skandal darin sehe, dass durch die Medien, durch Modelshows und Modemagazine sowie die allgegenwärtige Werbung den Menschen ein krankes und unerreichbares Schönheitsideal vorgesetzt und eingepflanzt wird.)

What a couple of weeks it’s been! More than 200,000 of you have watched the Story of Cosmetics since its launch July 21, and we’ve received an outpouring of support — from cancer survivors, salon workers who’ve been harmed by chemical exposures on the job, green business owners and people around the world who are thanking us for raising the debate about toxic chemicals in the shampoos, deodorants and lotions we rub on our bodies every day.

Um mich nicht den Verdacht einseitiger Propaganda auszusetzen, möchte ich Euch auch „The Story of Cosmetics – The Critique“ nicht vorenthalten, die der eher neoliberal ausgerichtete Politkommentator und Jurist Lee Doren verfasst hat (für den es allerdings offenbar schon „leftist“ ist, sich mit Umweltschutz oder kritsch mit dem Wirtschaftssystem auseinanderzusetzen). Dabei ist es schön zu sehen, dass er sich letztlich der selben manipulativen Mittel bedient, die er Leonards Team vorwirft. So versucht halt jeder seine Sicht der Dinge ins rechte Licht zu rücken… Bei der Kürze der Filme bleibt einem sowieso nicht viel anderes übrig, als die Sachverhalte stark vereinfacht darzustellen. Urteilt selbst, was Ihr in welchem Maße für plausibel haltet.

Falls jemand schwerwiegende Schwächen in einem der beiden Beiträge entdecken sollte – immer her damit!

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IKEA – Alter Schwede…

Es gibt so Firmen, denen es gelungen ist, trotz ihrer immensen Größe immer noch das Image eines sympathischen Familienkonzerns zu versprühen und die sich quasi als Kumpel von nebenan profiliert haben. Das schwedische Möbelhaus IKEA ist hier sicherlich das Vorzeigeunternehmen, das für Lockerheit, unkonventionelle Atmosphäre und Reklame steht und „irgendwie einfach anders“ ist. Bzw. hätten die IKEA-Leute es gerne, dass alle Welt ihnen dieses Image abkauft. Leider sieht die Realität wieder einmal etwas anders aus – wie Frontal 21 in „Niedrigsteuern auf Milliardengewinne“ zu berichten weiß. Letztlich funktionieren die Großkonzerne offenbar alle ähnlich, egal ob es sich um Discounter oder andere Firmen handelt – Profite werden irgendwann auch zu Lasten der Gesellschaft generiert und maximiert. Solange es aber legal ist, über ein undurchsichtiges Firmengeflecht Steuerzahlungen zu umgehen oder zu minimieren  (ich erinnere da an die „Stiftungs“struktur von Aldi oder Lidl, die nur der Steuerverschleierung dient), kann man den Unternehmen nicht einmal vorwerfen, dass sie sich rational-wirtschaftlich verhalten. Schließlich geht es in unserer Welt darum, für sich (oder seine Firma) möglichst das Maximum herauszuholen. Traurig…

“Organisierte Steuerflucht” wirft der Wirtschaftsexperte der Gewerkschaft ver.di., Dierk Hirschel, IKEA vor. Nach Recherchen von Frontal21 machte die in den Niederlanden ansässige IKEA-Muttergesellschaft, die Ingka Holding, allein im Jahr 2008 einen Gewinn von 2,28 Milliarden Euro. Der von Firmengründer Ingvar Kamprad kontrollierte Möbelkonzern hat auf diesen Milliarden-Gewinn lediglich 19,3 Prozent Steuern bezahlt. Hier würden massiv Steuerschlupflöcher genutzt, so der ver.di-Experte: “Wenn ordnungsgemäß versteuert würde, müssten zwischen 30 und 35 Prozent gezahlt werden.” (…)

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Tiere essen

Man soll mir ja nicht nachsagen können, dass ich nicht jeden Hype mitmache ;-) – tatsächlich wird das Thema Vegetarismus derzeit nicht nur im Greenpeace Magazin ausführlich behandelt, sondern Dank des neuen Buches „Tiere essen“ des amerikanischen Autoren Jonathan Safran Foer (immerhin auf Platz 2 der Amazon-Bestsellerliste!) auch verstärkt diskussionsauslösend in „die Mitte der Gesellschaft“ getragen. Also dorthin, wo man sich bisher über Konsum und Essgewohnheiten wenig Gedanken machte, sondern einfach nur isst, was auf den Tisch kommt. Auf der Utopia-Plattform tummeln sich zugegebenermaßen schon eher Menschen, die bereits etwas bewusster mit ihrer Ernährungs- und Konsumgewohnheiten umgehen, dennoch ist die dort entbrannte Diskussion spannend zu lesen – „Glückliche tote Tiere essen – Plädoyer für bewussten Konsum“.

(…) „Dreckskerl! Ich kann kein Fleisch mehr essen!“ – wie der Spiegel schreibt, erreichen derartige E-Mails Jonathan Safran Foer täglich, seitdem sein Buch „Tiere essen“ in den USA erschienen ist. Wenn kluge Worte mit begabter Zunge zur richtigen Zeit gesprochen werden, besteht die Möglichkeit zum Wandel. Der 33-Jährige wird seit seinem Erstlingsroman “Alles ist erleuchtet” aus dem Jahr 2002 als literarisches Ausnahmetalent gefeiert. Erwartungsgemäß geistreich geht er auch das „Fleisch-Thema“ an. Der Amerikaner predigt nicht für den radikalen Fleischverzicht und gesteht auch seine eigene Schwäche für Fleisch ein. Er will nicht missionieren, nur aufklären.  Seine Mischung aus journalistischer Recherche, Autobiographie und Wissenschaft ist bestechend. Foer schockiert mit detailgenauen, szenischen Beschreibungen aus der Massentierhaltung, untermalt diese mit faktischen Statistiken zu Fleischkonsum und Klimawandel und berührt mit seinem persönlichen Stil. Foer bekommt in seinen Worten die Wirklichkeit der Massentierhaltung zu fassen und diese kann augenscheinlich niemanden kalt lassen. (…)

Selbst Die Zeit titelte neulich zum Bild eines blutigen Steaks ganz groß „Lasst das!“ und brachte neben einem Interview mit J.S. Foer – „Donnerstags kein Fleisch“ – auch einen längeren Artikel von Iris RadischTiere sind auch nur Menschen“, in dem sie für eine vegetarische Ernährung plädiert:

(…) Das gilt auch für den noch viel gewichtigeren Trumpf in der Hand der Vegetarier: die ungeheuere Belastung der Erde durch die Treibhausgasemissionen, die durch die Massentierhaltung entstehen. Gerade veröffentlichte das unabhängige Washingtoner Worldwatch Institute seine jüngsten Messungen, nach denen die Massentierhaltung nicht nur wie bisher angenommen für 18 Prozent, sondern sogar für über 50 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Fleisch essen ist schlimmer als Auto fahren.

Von dem unverantwortlichen Wasserverbrauch, der unwirtschaftlichen Vernichtung von Anbaufläche, der Rodung der Wälder zur Vermehrung von Weideflächen noch gar nicht zu reden. Niemand bezweifelt diese für unsere Überlebensaussichten äußerst betrübliche Diagnose. Sie ist ein starkes Argument für eine drastische Senkung des Fleischkonsums. Doch erspart auch sie uns nicht die alles entscheidende Frage, die man auch unseren ökologisch korrekten Urahnen hätte stellen müssen: Wer darf wen töten und warum? (…)

Die österreichische Zeitung Die Presse geht in „Jonathan Safran Foer: Böses Fleisch“ nicht nur der Frage nach, was Fleischkonsum alles anrichtet, sondern auch, ob es sich beim „neuen Vegetarismus“ eventuell auch nur um einen Hype, eine Modeerscheinung handelt, die nach einiger Zeit wieder in der Versenkung verschwindet:

Spätestens seit sich das deutsche Feuilleton mit Genuss auf Jonathan Safran Foers “Tiere essen” stürzt, ist klar: Vegetarier sind die besseren Menschen. Bloß: Wie lange? (…)

(…) Tatsächlich hat sich die gesellschaftliche Wahrnehmung von Vegetarismus ohnehin bereits deutlich verändert. 2007 waren laut Statistik Austria 1,4 Prozent der Männer und 3,9 Prozent der Frauen in Österreich Vegetarier, die Zahlen gehen aber deutlich nach oben. 2010 kann man gesellschaftlichen Status auch nicht mehr daran festmachen, wer das größte Stück Fleisch auf seinem Teller hat. Vegetarier sind heute keine Sonderlinge mehr wie noch vor wenigen Jahrzehnten, und vegetarische Restaurants sind in Wien keine spleenigen Kaschemmen für Grünwähler mit Birkenstock-Schlappen. Im Gegenteil: Vegetarier sind in der öffentlichen Wahrnehmung die verantwortungsbewussteren, umweltfreundlicheren Menschen. Es wird auch in Wien allmählich chic, Vegetarier zu sein. Spätestens, wenn Jonathan Safran Foers Buch in den Buchhandlungen aus der Gesundheitsecke zu den Bestsellerstapeln wandert, wird es wohl noch schicker.

Zumindest für einige Monate. Bis den meisten Hype-Vegetariern der Geschmack von Pilzen, Gemüse und Hirsebällchen zu eintönig wird. Und sie sich nach einem Steak sehnen. Aber dann hat die Frankfurter Buchmesse schon ausreichend neuen Gesprächsstoff auf den Markt geworfen.

Auch die neue kritische Nachhaltigkeitswebsite Global U-Turn (die ich an dieser Stelle übrigens durchaus auch als Surftipp empfehlen möchte!) wirft einen genaueren Blick auf die Folgen des Fleischkonsums für Gesellschaft und Planeten – „Schmeckt’s?“ lautet die Frage, schließlich ist das „Schmecken“ ja der Hauptgrund für die meisten Menschen, Fleisch trotz aller damit verbundenen moralischen wie gesundheitlichen Probleme zu sich zu nehmen:

Fleisch ist ein Stück Lebenskraft – mit diesem Satz warb die deutsche Agrar-Marketinggesellschaft CMA im Jahre 1967 für den Fleischverzehr. Gut, die CMA behauptete auch, dass Milch müde Männer munter machen würde, was unbewiesen blieb. Aber Slogans wie „Isst Du kein Fleisch, dann fehlt Dir was” (1990), “Ewig lockt das Fleisch” (1991), „Fleisch, ja klar!” (2002) und “Schweinefleisch: Macht Lust und Laune” (2004) richteten sich an eine große Zielgruppe. 94 Prozent aller Deutschen essen Fleisch. Weil es ihnen gut schmeckt, weil sie es gewohnt sind, weil Fleischessen ganz normal ist, weil man für eine ausgewogene Ernährung ja Eiweiß braucht. Richtig. (…)

(…) Der maßlose und unüberlegte Verzehr von industriell produziertem Fleisch ist schädlich. Er schadet Tieren und Erzeugern – viele Bauern hassen das moderne Mastsystem und würden gern wieder traditionell arbeiten – genauso wie Konsumenten und der Umwelt. Würde allgemein weniger Fleisch gegessen und deshalb auch weniger Getreide, Soja und Mais an Masttiere verfüttert, könnten Menschen in vielen Entwicklungsländern sich und ihre Kinder leichter ernähren. Und gleichzeitig würde das unermessliche Leid jener 4 Milliarden Kreaturen gemindert, die ein kurzes und elendes Dasein in Ställen und Käfigen erdulden müssen, nur damit sie gebraten auf unseren Tellern landen. (…)

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LiMesse – Die 1. Libertäre Medienmesse in Oberhausen

Sehr schön – neben den alles bestimmenden Mainstreammedien blüht sowohl im Netz wie auch offline derweil eine subkulturelle und alternative Medienlandschaft auf, die einen dringend benötigten Gegenpol zum Einheitsgewäsch bietet, das ansonsten massenhaft verbreitet wird. In Oberhausen, quasi im Herzen des Ruhrgebiets, findet vom 3. bis 5. September die 1. Libertäre Medienmesse in Deutschland statt – die LiMesse. Die Ankündigung und auch das Programm klingen auf jeden Fall interessant! Wer sich schon immer mal über Anarchismus und seine Ideen und Grundlagen informieren wollte, kann dies an den drei Tagen ausgiebig tun.

In einem der größten europäischen Ballungsgebiete mit mehr als acht Millionen Menschen, stellen vom 3. bis 5. September 2010 libertäre Verlage, Zeitschriften, Radio-, Video- und Internetprojekte ihr Programm vor. Drei Tage Messe, Projektvorstellungen, Lesungen, Kultur, Veranstaltungen, Infos, Leute treffen und Pläne schmieden für eine Welt jenseits von Krise und Ausbeutung. Dafür möchte die 1. Libertäre Medienmesse für den deutschsprachigen Raum (Limesse) einen Rahmen bieten.

Parallel zum und in Anschluß an den Messebetrieb finden auf dem Gelände des »Druckluft« in verschiedenen Räumlichkeiten eine Vielzahl von Veranstaltung im Rahmen der libertären Medienmesse statt. AutorInnen werden ihre Bücher vorstellen, Projekte ihre Arbeit zeigen, erläutern und diskutieren. In Zusammenarbeit mit der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft „Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union“ (FAU) wollen wir außerdem über die zunehmend prekären Arbeitsbedingungen von (nicht nur) Medien-ArbeiterInnen sprechen. Eine kleine Auswahl von Veranstaltungen findet sich auf der Seite Programm.

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Der Mais ist heiß

Alternative Energie-Erzeugungsmethoden mit Hilfe nachwachsender Rohstoffe statt fossiler Brenstoffe oder gar Atomkraft sind ja eigentlich eine gute Sache. Eigentlich. Vor einigen Wochen berichtete ich aber schon einmal über die Umweltprobleme auf Grund der Zerstörung von Wäldern und Unterholz, die für Blockheizkraftwerke verfeuert werden („Umweltgefahr durch Öko-Kraftwerke“). Nun berichtete das Magazin markt des NDR über eine weitere fatale Folge einer einseitigen und kurzsichtigen Energieplanung – Mais, der für Biogasanlagen gebraucht wird und – Dank EU-Subventionen – den Anbau von Lebensmitteln verdrängt. Wieder einmal ein Lehrstück dafür, wie der „freie Markt“ NICHT funktionieren sollte… „Warum Bauern lieber Mais anbauen“:

Mais verdrängt Kartoffeln und Gemüse von den heimischen Äckern. Der Grund: Biogasanlagenbetreiber können 1.500 Euro Pacht pro Hektar Land bezahlen. Ein Landwirt, der Lebensmittel produziert, kann nur 400 bis 500 Euro bieten. Dass Biogasanlagenbetreiber so hohe Pachtpreise zahlen können, liegt an den enormen Förderungen der Energiegewinnung aus Mais  durch die Bundesregierung. Diese Förderungen führen zu einer großen Konkurrenz um Flächen zwischen Biogasbetreibern und Landwirten. “Wenn hier von über 1.000 Euro gesprochen wird, die kann ich mit meinem Betrieb so nicht erwirtschaften. Für das Geld kann ich keine Tiere produzieren, das krieg ich nicht wieder”, so Landwirt Reinhard Evers. Auch Landwirt Heiner Klatte-Kalvelage sieht das so: “Die Spirale ist nach oben offen. Durch die horrenden Subventionen kann niemand die Biogasanlagenbetreiber überbieten. […]

[…] Es habe Druck aus der EU gegeben, die Flächenanteile von Bioenergie deutlich zu erhöhen, so Christian Meyer, Landtagsabgeordneter der Grünen in Niedersachsen und zuständig für den Bereich Landwirtschaft. Dabei seien Fehler gemacht worden, die die Maismonokulturen zur Folge hätten. “Biogas ist keine schlechte Sache, wenn man es durch Reststoffe erzeugt und nicht durch die Verwendung von Mais. Durch die Förderungen des Maisanbaus für die Biogasproduktion nutzen wir heute nicht die Stoffe, die wir nutzen müssten, wie Gülle, wie Reststoffe,” so der Politiker. Dadurch seien die ausufernden Maisflächen entstanden.

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Fernsehtipp: Hauptsache billig

Morgen Abend, am Dienstag, den 17.8. um 22:35 Uhr (mal wieder schön spät…) läuft auf N3 in der NDR-Reihe „45 Minuten“ eine, wie ich hoffe, erhellende und interessante Dokumentation über den Billigwahn und die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft: „Hauptsache billig“:

Zucchini für 19 Cent das Stück, ein Damen-Jogginganzug für zwölf Euro, Badelatschen für einen Euro, der Billig-Laptop, man muss nur Schlange stehen! Wie kommen diese Preise zustande?

Ein Grund für diese Dumping-Angebote ist sicher die miserable Bezahlung der Beschäftigten bei der Herstellung. Bei einem Textildiscounter verdient man als ungelernter Neuling zwischen 3,80 und fünf Euro die Stunde brutto. Aber das ist nicht alles.

Wir machen uns auf den Weg zu den Produktionsorten der Billig-Angebote. In China werden die PCs für Löhne zwischen 80 und 100 Dollar im Monat hergestellt, in Bangladesch, wo fast alle europäischen Verkäufer ihre Kleiderwaren nähen lassen, werden noch geringere Löhne gezahlt, und in Almeria, Spanien, bauen marokkanische und lateinamerikanische Frauen für ein paar Cent unter Plastikplanen Gemüse an, das in Deutschland supergünstig zu haben ist.

Autor Mirko Tomic war mit einem Filmteam dort und hat sich die Arbeitsbedingungen angesehen, genauso wie Vertreter von Hilfsorganisationen und Gewerkschafter, die gegen die Gier nach dem Profit auf dem Rücken anderer kämpfen. Bisher vergeblich. Die kleinen Preise gewinnen am Ende immer. Auch, weil Verbraucher die Augen vor diesem Umstand fest verschließen, wenn der Preis für die Ware stimmt.

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Lesetipps: Tobias Schlegl im Interview / „Die Null-Blog-Generation“ / Konsumaufklärung in Dresden

© mmagallan, stock.xchng

Wenn man sich so in der Web 2.0-, Twitter- und Bloggosphäre umhört, dreht sich dort eigentlich sehr viel darum, wie sehr das Internet doch das komplette Leben der Menschheit auf den Kopf gestellt hat und noch stellen wird – gesellschaftliches Miteinander wird, zumindest in den Augen von technikbesessenen Mitt-Dreißigern, die sich scheinbar den ganzen Tag nur um ihren Twitteraccount und ihr Online-Ego kümmern, in Zukunft völlig anders aussehen und durch das Netz revolutioniert. Dem widerspricht nun der bemerkenswere Artikel „Die Null-Blog-Generation“ von Manfred Dworschak auf Spiegel-Online, in dem der Autor diverse aktuelle Studien betrachtet, die belegen, dass die nachwachsende Generation, die Jugend von heute, das Internet zwar als selbstverständliche Einrichtung, als ein Medium (unter mehreren) benutzt, aber keineswegs normale Verhaltensweisen und Präferenzen deshalb ignoriert. Wirklich konstruktives und aktives Nutzen des Netzes, beispielsweise Mitgestaltung in Form von Blogs usw. usf., bleibt auf eine kleine Minderheit beschränkt:

Die Jugend, zur “Netzgeneration” verklärt, hat in Wahrheit vom Internet wenig Ahnung. Und die Moden des Web 2.0 – von Bloggen bis Twittern – sind den Teenagern egal. Neue Studien zeigen: Es gibt für sie immer noch Wichtigeres im Leben. […]

Eine kleine Industrie von Autoren, Beratern und findigen Therapeuten lebt von der immer gleichen Botschaft: Die Jugend sei durch und durch geformt von dem Online-Medium, in dem sie groß geworden ist. Speziell die Schule müsse ihr deshalb ganz neue Angebote machen; der herkömmliche Unterricht erreiche diese Jugend gar nicht mehr. […]

[…] Zahlreiche Studien haben inzwischen zusammengetragen, wie die Jugend tatsächlich mit dem Internet umgeht. Ihre Befunde lassen vom Bild der “Netzgeneration” wenig übrig – und zugleich räumen sie auf mit dem Glauben an die alles verändernde Macht der Technik. […]

[…] Für die Jugendlichen ist dieser Wendepunkt jetzt erreicht. Das Internet gehört schon nicht mehr zu den Dingen, an die sie freiwillig Gedanken verschwenden. Die Aufregung um den “Cyberspace” war, wie es scheint, ein Phänomen der Altvordern, der technikvernarrten Gründergeneration. Für eine kurze Übergangszeit schien das Netz ungemein neu und anders, eine eigene revolutionäre Macht, die alles packt und umformt. […]

Nicht mehr zu den ganz Jungen, aber doch Dank seiner Viva-Vergangenheit immer noch in gewisser Verbindung zur „Musikclip-Generation“ gebracht, gehört Tobias Schlegl, der nicht nur als Moderator der NDR-Satiresendung extra 3 glänzt, sondern sich auch intensiv für Nachhaltigkeit und Aufklärung in Bezug auf Konzern- und Umweltsünden einsetzt. Die taz interviewt Schlegel zu seinen An- und Absichten und seinem Kampf für eine bessere Welt – „Man darf nicht bekehren wollen“:

[…] Früher waren sie Viva-Moderator, heute sind Sie Weltverbesserer. Wie kam es zu dem Sinneswandel?

Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Das eine ist eine Jobbezeichnung, das andere ist eine Überzeugung. Ich finde es aber ganz schlimm, als Weltverbesserer bezeichnet zu werden, das will ich gar nicht sein. Ich versuche nur in meinem Umfeld, die Natur nicht auszubeuten und auch niemanden sozial auszubeuten. Beruflich darf ich dann noch Unternehmen, Politikern und Geistlichen auf die Füße treten, die etwas verbockt haben. Das ist meine Aufgabe und das nutze ich auch schamlos aus, aber das Prädikat Weltverbesserer ist ganz furchtbar. […]

[…] Ja, natürlich, du kannst bei Extra 3 viel besser Symbole setzen. Ich glaube, man muss geeignete Symbole finden, um Leute wachzurütteln und um Fakten zu erklären. Ein Beispiel: Die HSH Nordbank hier in Hamburg hat so viel Geld in der Finanzkrise verzockt, dass hier sogar die Kita-Gebühren erhöht wurden und sich viele Menschen die Kita nicht mehr leisten konnten. Da habe ich mir die betroffenen Kinder mit ihren Eltern geschnappt, mit ihnen eine Pressekonferenz der HSH Nordbank gestürmt und sie haben sich bei dem Chef für diese wunderbare Finanzpolitik bedankt und ihm ein Dankeslied gesungen. „Danke für diesen guten Morgen“ klang da etwas anders. Wir sind zwar eigentlich gescheitert. Wir haben es nicht geschafft, dass die Kita-Gebühren nicht erhöht wurden. Aber wir haben viele Menschen damit wachgerüttelt. Die HSH Nordbank hat auch sehr wütend reagiert und das ist immer ein gutes Zeichen. Ich glaube, wenn man die richtigen Symbole findet, kann man auch die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit ganz gut vermitteln. […]

Apropos Nachhaltigkeit – vor einer Weile berichtete ich ja über das Umundu-Festival für kritischen Konsum in Dresden (HIER). Dieses war, den Berichten nach, ein großer Erfolg und wird über den Festivaltermin hinaus weitergeführt. Die Veranstalter haben ein Bildungsangebot zum Thema Nachhaltiger Konsum für Schulen geformt und bieten entsprechende Vorträge, Stadtführungen usw. an. Auf der Website des Projekts kann man mehr erfahren.

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Die Gier der Kirche Teil II

Nachdem ich letztens schon einmal über die Gier der Kirche bei Kirchenaustritten berichtete, muss ich heute unbedingt noch diesen ärgerlich machenden Bericht von Frontal 21 posten: „FDP-Kritik an Kirchenfinanzen“. Denn die beiden großen Kirchen in Deutschland erhalten nicht nur über die Kirchensteuer viel Geld, sondern ebenfalls über einen mehr als 200 Jahre alten Vertrag! So fließen mehrere hundert Millionen Euro jedes Jahr zusätzlich ins klerikale Säckel – Geld, für das der Steuerzahler aufkommen muss, also alle, egal, ob sie Mitglied dieses Vereins sind oder nicht. Und dieses Geld wird keineswegs unbedingt sinnvoll ausgegeben, sondern oft, um den feudalen Lebensstil einiger Kirchenfürsten zu finanzieren. Dass keine der Regierungen es gewagt hat, an diesem längst überholten Vertrag zu rütteln, wirft auch auf die Politik kein gutes Licht – in diesem Zusammenhang muss man der FDP tatsächlich mal Lob zollen, die diese Zustände bereits seit 1974 zu beenden trachtet. Allzu intensiv scheint sie sich allerdings auch nicht dafür eingesetzt zu haben, dass sich etwas ändert…

[…] Aufgrund alter Rechtstitel werden aus den Landeshaushalten bundesweit etwa 460 Millionen Euro Steuermittel pro Jahr an die katholische und die evangelische Kirche gezahlt. Diese Zahlungen sind häufig mit einer Dynamisierungsklausel verbunden und steigen dadurch jedes Jahr. Das kritisiert der Präsident des Landesrechnungshofes Schleswig-Holstein, Aloys Altmann. “Dies war nie zeitgemäß”, so Altmann gegenüber Frontal21. “Wir sind der Auffassung, dass ein modernes Land es sich nicht leisten kann, Ewigkeitsverträge mit Dynamisierungsklauseln abzuschließen.” […]

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„Milliardäre spenden – aber für was?“

@ dleafy, stock.xchng

Letzte Woche geisterte es groß durch die gesamte Medienlandschaft (z.B. taz, Spiegel) und auch das Web2.0 – angeregt durch Bill Gates und Warren Buffett haben 40 Milliardäre in den USA die Absichtserklärung abgegeben, mindestens die Hälfte ihres Vermögens zu spenden. Dies löste die verschiedensten Reaktionen aus – von begeistertem Lob über skeptische Beäugung bis hin zur Ablehnung dieser Initiative und vor allem der Motive der edlen Spender. Tatsächlich ist das Ganze durchaus nicht so leicht zu beurteilen, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Natürlich ist es einem Milliardär erst einmal positiv anzurechnen, wenn er sich von einem Teil seines Vermögens trennt, um damit (hoffentlich) sinnvolle soziale oder Umweltschutzprojekte zu fördern – das ist allemal besser, als das Vermögen nur zu horten und zum eigenen Nutzen zu mehren.

Allerdings muss man auch sehen, dass manche dieser Milliardäre zuvor ihr Geld aber genau mit solchen Geschäften gemacht haben, die dafür gesorgt haben, dass solche sozialen Projekte überhaupt notwendig sind – sprich, sie haben sich direkt oder indirekt (über Investitionen/Aktien) an den Konzernen und Wirtschaftsstrukturen beteiligt, unter denen große Teile der Welt leiden. Von daher sind manche der so angehäuften Milliarden eh ungerechtfertigt angehäuft worden und die Abgabe eines Teiles davon weniger großzügig als nur logisch. Das ist ein wenig so, als wenn ich irgendwo einbreche und hinterher die Hälfte zurückgebe, um mich dann als Wohltäter feiern zu lassen… Von daher hat man es als Millionär oder Milliardär nicht so leicht, sein Vermögen sinnvoll einzusetzen, ohne dass Hintergedanken vermutet werden.

Zu den kritischen Stimmen dieses Spendencoups zählt u.a. auch der Naturgetr.eu-Blog, der sich fragt „Milliardäre spenden – aber für was?“ und damit die Überlegung anregt, dass die Verwendung der Spenden keineswegs nur auf nützliche Projekte beschränkt ist und so vielleicht eher der Publicity dient, als wirklich zu hefen

[…] Für was genau gespendet wird, kann sich jeder Millardär selbst aussuchen, in welche Richtung das jeweils geht, kann man auf The Giving Pledge (unter dem jeweiligen Namen) nachlesen. Nun, in machen Fällen ist ja aus der Vergangenheit bekannt, wozu und unter welchen wirtschaftlichen und medialen (d.h. propagandistischen) Umständen solche Spenden angelegt werden.

Vielleicht sollten die aufgrund ihres Reichtums doch recht realitätsfernen und weltfremden Spender mal jemanden mit Überblick und Alltagsbezug fragen, wozu man Geld spenden sollte – da käme sicher nicht Genforschung oder Hirnforschung raus (wofür manche der Milliardäre spenden) sondern z.B. gegen Welthunger, für sauberes Trinkwasser, gegen Kinderarmut, für Bildungschancen (insbesondere in der so genannten Dritten Welt) und dergleichen mehr. […]

Auch im Spiegelform ging es diesbezüglich hoch her – ein User namens o.huxley meinte dazu:

[…] FAZIT:Es geht um intelligente Vermögensverwaltung.
Milliardäre spenden ihr Geld , dieses wird wiederum in bestimmte Werte investiert(Aktien usw.). Durch den Deckmantel einer humanitären Stiftung/Organisation sind folglich illegale Investments um ein vielfaches einfacher.
Es stehen neue, viel effektivere Möglichkeiten zur Geldmaximierung offen.
Die erwirtschafteten Gewinne können ausgeschüttet und geteilt werden oder ihre Funktion in einer gemeinsam angestrebten Agenda wiederfinden. Das eine schließt das Andere nicht aus.

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Die wahren Fashion Victims

„Fashion victim“, so nennt man in unseren wohlgenährten Gegenden Menschen, die sklavisch jeden Trend mitmachen und immer nach der aktuellsten Mode gekleidet sind, egal, ob diese zu ihnen passt oder nicht. Solche Modeopfer sind also abhängig von dem, was einem Designer und Label so alles vorsetzen – ein wahres Luxusproblem.

Die tatsächlichen Opfer der Modeindustrie sind natürlich andere – nämlich diejenigen, die in den Billiglohnländern unter teils menschenunwürdigen Bedingungen für möglichst geringe Kosten (zur Wahrung der erklecklichen Gewinnspanne der Modekonzerne) all das zusammen nähen, was wir am Leibe tragen und oft nach kurzer Zeit, nach dem Ende einer Modeperiode, wieder entsorgen. Die schweizerische Erklärung von Bern, die sich schon lange gegen die Ausbeutung in den Entwicklungsländern engagiert, hat nun ein neues Projekt gestartet – „10 Rappen für ein würdiges Leben“. Sie soll die Modefirmen, von denen die allermeisten sich nicht um existenzsichernde Löhne kümmern, dafür aber um ein schillerndes Image und hohle Reklamespots, zum Umdenken animieren. 10 Wochen lang wird jede wird ein anderer Teil der Konzerne aufs Korn genommen – in der ersten Woche sind es Dessous- und Bademodenproduzenten wie Calida oder Triumph. Wer also diesen Unternehmen Druck machen will, geht am besten auf die Kampagnenwebsite www.zehnrappen.ch und unterschreibt dort (online) seinen Protest. (10 Rappen entsprechen übrigens gerade einmal 7–8 Eurocent!)

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