André Gorz über unsere aufgeblasene Warenwelt

Vor einigen Tage entdeckte ich beim kopflast.net-Blog den ausgesprochen sehenswerten Beitrag „Wenn der Konsum kollabiert“, in dem der österreichische französische Philiosph und Kapitalismuskritiker André Gorz mit seinen Ideen vorgestellt wird. Der gesamte Beitrag der 3sat-Sendung Kulturzeit geht der Frage nach, ob unsere derzeitige Konsumgesellschaft, in der angefacht durch Marketing und Medien „immer neue Moden ein Veralten von Produkten suggerieren“ und so das Wegwerfen und Neukaufen von Produkten anregen, auf Dauer Bestand haben kann. Oder ob nicht ein einfacheres Leben mit geringerem externen Arbeitsdruck, höherer Selbstverwirklichung und niedrigerer Abhängigkeit von Trends und Marken (und dem damit verbundenen Konsumdruck) letztlich erfüllender sein kann.

NACHTRAG: In diesem Nachruf aus der Zeit aus dem Jahre 2007 erfährt man noch ein wenig mehr über André Gorz (und seinen Freitod) – „Über den Tod hinaus“.

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Fernsehtipp: Risiko Gen-Nahrung (45 Min auf N3, 26.10., 22:30 Uhr)

Die N3-Sendung 45 Min fasst erfreulich viele heiße Eisen an und geht kritisch mit heutigen Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft ins Gericht. In der heutigen Sendung um 22:30 Uhr geht es um „Risiko Gen-Nahrung?“:

Gentechnik ist in Deutschland schon weit verbreitet. Sie versteckt sich in Zutaten und Zusatzstoffen, vor allem in denen aus Soja und Mais. Schokolade, Kekse, Chips, Brot und auch Babynahrung können Spuren von genetisch verändertem Soja oder Mais enthalten. Auf der Verpackung steht das meistens nicht. Für 45 Min hat die Autorin Andrea Hauner recherchiert: Wo sind die unsichtbaren Genspuren in deutschen Lebensmitteln? Ist das eigentlich schädlich? 45 Min über mangelnde Kennzeichnung und die möglichen Gefahren.

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Die Viral Video Awards 2010

Heute muss ich doch mal ein wenig die Werbetrommel rühren – und zwar für die Viral Video Awards 2010, die im Rahmen des Internationalen Kurzfilmfestivals in Berlin vergeben werden. Nominiert sind neben einigen normalen viralen Kampagnen mit kommerziellem Hintergrund (die ich für besonders perfide halte, weil man lustige oder originelle Filme dreht, die von Leuten freiwillig weiterverschickt werden, die sich aber im Kern eben um ein bestimmtes Produkt oder ein Unternehmen drehen) auch zwei gelungene kritische Kurzfilme, die ich hier im Blog ebenfalls schon präsentiert hatte – zum einen der „Have a break“-Beitrag von Greenpeace zu Nestlés Palmöl-Einsatz (die Kampagne zeigte Wirkung und Nestlé wechselte den Lieferanten), zum anderen den Beitrag „Schön! Färber!“ der Kampagne für Saubere Kleidung, der sich mit den Arbeitsbedingungen bei Zulieferbetrieben für die Discounter beschäftigt. Stimmt doch mit ab und sorgt dafür, dass ein Film mit ernsthaftem Hintergrund gewinnt (und das jeweilige Anliegen nochmal ins Licht der Öffentlichkeit gelangt) – hier geht’s zu Video 1, hier zu Video 2.

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Fernsehtipp: „Hunger“, ARD, 22:45 Uhr

In der ARD ist ja gerade Themenwoche Ernährung, und so läuft heute um 22:45 Uhr die Dokumentation „Hunger“ von Marcus Vetter und Karin Steinberger:

Der Dokumentarfilm “Hunger” erzählt, wie Menschen, Gruppen und Organisationen darum ringen, eine der schlimmsten sozialen, politischen und ökonomischen Tragödien unserer Tage zu bewältigen: den Hunger in der Welt.

In fünf Ländern, oft jenseits der Grenzen von Zivilisation und menschenwürdiger Existenz, stellen Marcus Vetter (SWR) und Karin Steinberger (SZ) die Frage, warum bisher viele Konzepte von Entwicklungspolitik versagt haben. Von Haiti, wo die mittellosen Bauern mit den Zauberworten Freihandelspolitik und Strukturanpassung gelockt wurden, bis nach Kenia, wo die Eingeborenen wegen riesiger Blumenplantagen einen unbezahlbaren Preis für Wasser entrichten sollen. Warum ist die Bekämpfung von Hunger so schwierig? Fakt ist: Es werden zehn Prozent mehr Lebensmittel produziert als man benötigt, um alle Menschen satt zu bekommen. Marcus Vetter und Karin Steinberger sind in fünf Ländern auf Spurensuche gewesen: Was sind die Gründe für Hunger?

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GenReis von BAYER gefährdet weltweit die Ernährungssicherheit – Onlineaktion

Jaja, die tolle deutsche Exportindustrie mit ihren hochwertigen Gütern, weltweit geschätzt. Die Bayer AG ist nicht nur für Aspirin & Co. bekannt, sondern mischt leider auch kräftig im Agro- und Gentechnik-Business mit und ist neben Monsanto einer der großen „global player“ in diesem Bereich. Während wir hierzulande noch weitgehend von dem ganzen Gen-Food verschont bleiben (obwohl es über die Futtermittel quasi auf Umwegen natürlich peu à peu auch in Deutschland auf den Tisch gelangt – zumindest wenn man Nicht-Bio-Fleisch zu sich nimmt), werden in anderen Regionen des Globus Fakten geschaffen, die zum Teil irreversibel sind. So weist die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) in ihrem neuesten Aufruf darauf hin, was die Genreissorte „LL-RICE62“ von Bayer, die nun vor allem in Asien Verbreitung finden soll, für Gefahren mit sich bringt – und Bayer gleichzeitig den Absatzmarkt für ihre Pflanzenschutzmittel sichert, die passend zu der Reissorte angeboten werden. Alles aus einer Hand, sozusagen – und auf der Strecke bleiben Biodiversität und vor allem auch die Unabhängigkeit der Farmer.

Gegen diese wachsende Bedrohung, die die Ernährungssicherheit der Menschen bedroht und sie abhängig macht von den Produkten (und Preisdiktaten) der jeweiligen Großkonzerne, kämpfen die CBG und andere Gegner der Gentechnik bereits seit längerem. Ich halte dies auch für das erheblich größere Risiko, das mit diesem Saatgut und den Produkten verbunden ist – also weniger etwaige Gesundheitsrisiken für den Menschen (diese sind ja (noch) nicht erwiesen, wobei der Beweis für die gesundheitlich Unbedenklichkeit solcher Produkte ebenfalls aussteht) als vielmehr die extreme Marktmachtkonzentration und das Ausliefern der Ernährungsgrundlage ganzer Länder an einzelne Unternehmen und ihr Profitstreben. Unterzeichnet deshalb alle den Online-Aufruf der Coordination gg. Bayer-Gefahren mit, den sie auf der Seite >> GenReis von BAYER gefährdet weltweit die Ernährungssicherheit gestartet haben. Hier der Original-Wortlaut:

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Wer bezahlt die Rechnung?

Der Frage, wer eigentlich den westlichen Lebensstil, basierend auf billigem Konsum und stets verfügbarer Glitzerwarenwelt, bezahlen muss, geht Germanwatch.org mit einem kleinen Film nach (leider beschränkt auf die CO2-Geschichte) (gefunden via Fairplay Global):

In dem vierminütigen Beitrag von Peter Wedel steht der CO2-intensive Lebensstil eines Großstädters (gespielt von Benno Fürmann) im Gegensatz zu den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Menschen in Entwicklungsländern. Weitere Infos zum Thema: www.germanwatch.org

Der Kurzfilm lief bereits erfolgreich bei den Viral Video Awards und der Jahrestagung des Rates für Nachhaltige Entwicklung in Berlin.

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Die Türken und die Zigeuner raus

Als passender Nachtrag zu meinem gestrigen Artikel „Deutschland rückt nach rechts“ hier noch ein erschreckend aktuell wirkender (älterer) Monolog des 2005 verstorbenen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch, den ich bei Nokturnal Times fand. Wie man daran sieht, ist diese nun durchs Land und die Medien schwappende Ausländerfeindlichkeit leider nichts Neues, sondern latent schwelend…

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Deutschland rückt wieder nach rechts

Man möge mir diesen Ausflug ins politische Altagsgeschehen verzeihen, aber ich muss das Folgende einfach mal loswerden. Während der ganzen unseligen Debatte über Thilo Sarrazins sozialdarwinistische und rassistische Thesen habe ich mich immer gefragt, ob es wohl etwas noch Abstoßenderes gibt als diesen Mann und sein arrogant-bräsiges Auftreten. Als ich neulich im Report Mainz den Bericht „Wie islamfeindlich sind die Deutschen?“ sah, wusste ich, dass es sehr wohl schlimmer geht – denn noch bedenklicher, erschreckender und ekliger als die Thesen selbst ist letztlich, wie sehr dieser Mann nun gefeiert und von ganz normalen, vermeintlich gebildeten Menschen beklatscht und fast schon als Messias umjubelt wird – getreu dem BILD-Motto „Endlich traut sich mal jemand, die Wahrheit zu sagen“. Schaut Euch den Beitrag mal an, dann wisst Ihr, was ich meine. Vorsicht, Kotzgefahr!

Kritiker von Sarrazin werden bei einer Veranstaltung des Münchener Literaturhauses vor gut bürgerlichem Publikum niedergebuht und ausgepfiffen. Der Berliner Bezirksstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Jan Stöß (SPD), berichtet von Übergriffen auf Muslime. Die Sozialarbeiterin Amal Samhat wird von einem deutschen Ehepaar übel beschimpft.
Der Wissenschaftler Oliver Decker von der Universität Leipzig schildert exklusiv seine neuesten Untersuchungsergebnisse zu islamfeindlichen Einstellungen in der Mitte unserer Gesellschaft: Die haben enorm zugenommen. Und auch die von REPORT MAINZ in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage kommt zu besorgniserregenden Ergebnissen: 37 Prozent der Befragten finden ein Deutschland ohne Islam besser.

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Adbusters Woche der Rebellion – Briefings #4 bis #6

So, nachdem ich letzten Freitag schon über die vom Adbusters Magazin geplante „Week of Carnivalesque Rebellion“ vom 22.–28. November berichtet habe (HIER), folgen heute wie versprochen die von mir übersetzten Briefings #4 bis #6, in denen es um weitere Details und Vorbereitungen für die große weltumspannende Culture Jamming-Aktion geht.

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Fernsehtipp: „Frisch auf den Müll“ (ARD, Mi. 20.10., 23:30 Uhr)

Hier auf die Schnelle noch ein (vermutlich) spannender Fernsehtipp für heute Abend, der den Wahnsinn unserer Konsum. und Wegwerfgesellschaft beleuchtet:

“Frisch auf den Müll” (Mittwoch, 20.10.2010 23:30 Uhr, Das Erste)

Mehr als die Hälfte unserer Lebensmittel landet im Müll! Das meiste schon auf dem Weg vom Acker in den Laden, bevor es überhaupt unseren Esstisch erreicht: jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel und jedes fünfte Brot. Das entspricht etwa 500.000 Lkw-Ladungen pro Jahr. Für die ARD-Themenwoche ‘Essen ist Leben’ (23. – 29. Oktober 2010) hat Regisseur Valentin Thurn das Ausmaß dieser Verschwendung international recherchiert – in den Abfall-Containern der Großmärkte, Lagerhallen und Supermärkte. Dokumentiert hat er überwältigende Mengen einwandfreier Nahrungsmittel, teilweise noch original verpackt, oft auch mit noch gültigem Mindesthaltbarkeitsdatum. Bis zu 20 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr allein in Deutschland weggeworfen. Und es werden immer mehr!. Auf der Suche nach den Ursachen spricht Valentin Thurn mit Supermarktmanagern, Bäckern, Großmarkt-Inspektoren, Ministern, Bauern und EU-Politikern. Was er findet, ist ein weltweites System, an dem sich alle beteiligen. Alles soll jederzeit verfügbar sein, Supermärkte bieten durchgehend die ganze Warenpalette an, bis spät in den Abend muss das Brot in den Regalen frisch sein, zu jeder Jahreszeit gibt es Erdbeeren. Und alles muss perfekt aussehen: Ein welkes Salatblatt, ein Riss in der Kartoffel, eine Delle im Apfel – sofort wird die Ware aussortiert. Joghurtbecher landen schon zwei Tage, bevor ihr Mindesthaltbarkeitsdatum abläuft, im Müll. Dass die Hälfte der bereits produzierten Lebensmittel zu Abfall wird, wirkt sich verheerend auf das Weltklima aus. Die Landwirtschaft verschlingt riesige Mengen an Energie, Wasser, Dünger, Pestiziden und rodet den Regenwald, sie ist damit für mehr als ein Drittel der Treibhausgase verantwortlich.

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