Kategorie: Wirtschaft Seite 22 von 54

Die Transition-Konferenz in Hannover

Wer darauf hofft, dass die Politiker in Berlin irgendwelche ernstzunehmenden Schritte in Richtung Selbstversorgung, lebenswerte Zukunft und Nachhaltigkeit für die Gesellschaft untenehmen werden, kann vermutlich lange warten, wie man an den katastrophalen Entscheidungen der letzten Jahre & Jahrzehnte sieht. Aus diesem Grunde hat sich seit einigen Jahre in mehreren Ländern die sog. Transition Town-Bewegung gebildet, über die ich hier im Blog ja auch schon berichtete (HIER) und die die Bürger aktivieren will, selbst etwas vor Ort zu unernehmen. Noch mal kurz rekapituliert bzw. aus Wikipedia zitiert, worum es bei den Transition Towns geht:

Im Rahmen des Transition Town Movement (etwa “Bewegung für eine Stadt des Übergangs/Wandels”) proben seit 2006 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft. Die Bewegung, initiiert von dem irischen Permakulturalisten Rob Hopkins, lässt sich dem v.a. in den USA weit verbreiteten Gedanken des “Eco-Communalism” zuordnen, einer Umweltphilosophie, die angesichts schwindender Rohstoffe und negativer ökologischer Auswirkungen der Globalisierung die Idee des “einfachen Lebens”, der Regional- bzw. lokalen Wirtschaft sowie der Nachhaltigkeit und der wirtschaftlichen Selbstversorgung propagiert. Eine wichtige Rolle spielen auch die Gestaltungsprinzipien der Permakultur, die es insbesondere landwirtschaftlichen, aber auch allgemein-gesellschaftlichen Systemen ermöglichen sollen, so effizient und energiesparend zu funktionieren wie ein natürliches Ökosystem.

Auch in Deutschland gibt es immer mehr solche Initiativen, die natürlich meist noch am Anfang stehen. Um für eine größere Vernetzung und einen Informationsaustausch zu sorgen, wird vom 19.–21.11. in Hannover die erste Transiton Konferenz stattfinden. Auf der Website der Konferenz könnt Ihr Euch ausführlicher informieren, hier ein kurzer Überblick:

Allgemeines:

Die erste deutschsprachige Transition-Konferenz findet vom 19.-21.11.2010 in Hannover statt. Eingeladen sind alle, die sich der Transition-Bewegung verbunden fühlen und selbst zum Wandel in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den Benelux-Ländern beitragen möchten.

Erfolgreiche Transition-Initiativen werden ihre Erfahrungen teilen; zahlreiche Fachvorträge und -Workshops zu allen Themenbereichen des Energie- und Kulturwandels sind geplant.

Wir wollen uns vernetzen und gemeinsam erforschen, was Transition im deutschsprachigen Raum sein kann und sein sollte. Wir möchten zusammen diskutieren, lernen und lachen, tanzen und feiern.

Wann, wo, was?

– 19.11., 14 Uhr bis 21.11., 16 Uhr;

– Stadtteilzentrum KroKuS, Hannover-Kronsberg;

– Es ist Platz für 150 – max. 200 Teilnehmer/innen

Die Konferenz findet parallel zu den zeitgleichen Transition-Konferenzen in Schottland (Thema “Broadening”) und Brasilien statt; mit denen wir uns thematisch verlinken werden.

Programm:

Die Konferenz lebt vom Engagement ihrer Teilnehmer! Jeder kann, darf und sollte etwas beitragen, um die Konferenz zu einem echten Ereignis werden zu lassen. Wir haben viel voneinander zu lernen, also lasst uns miteinander in Austausch treten!
Zu unterschiedlichsten Themen wird es Diskussionen und Vorträge, World Cafés und Open Spaces geben.
Details zum Programm finden sich hier:
http://www.transition-initiativen.de/page/konferenz-programm

Das Drumherum:
Damit das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt, werden wir insgesamt dreimal (Samstagmittags und -abends, Sonntagmittags) mit vegetarischer Biokost von regionalen Erzeugern versorgt.

Verwandte Beiträge:

Obama-Land ist abgebrannt – Zustand einer Supermacht

White House photo by Joyce N. Boghosian (Quelle: Wikipedia)

Normalerweise ist Weltpolitik kein vorrangiges Thema für meinen Blog – da gibt es weitaus berufenere Quellen, die sich Tag für Tag damit beschäftigen und immer Ohr & Auge am Puls der globalen Entwicklung haben. Heute will ich jedoch mal eine Ausnahme machen und Euch die Dokumentation „Obama-Land ist abgebrannt – Zustand einer Supermacht“ eindringlich ans Herz legen. Denn was Udo Lielischkies, ein USA-Korrespondent der ARD, hier schildert, ist wirklich absolut erschreckend, und das in fast jeder thematischen Facette. Leider ist es ja so, dass viele der Entwicklungen und Trends, die in den USA stattfinden, mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung irgendwann auch nach Europa schwappen und man also schon jetzt an den Zuständen in Amerika sehen kann, wie es hier werden könnte, wenn (was leider nicht zu erwarten ist) hiesige Politiker nicht vernünftiger handeln als ihre Kollegen der (ehemaligen?) Supermacht. Ein paar spontane Gedanken möchte ich zu alledem vorab noch loswerden:

Verwandte Beiträge:

Surftipps: Postwachstumsgesellschaft – Transformation statt Wachstum

Dass ich Wirtschaftswachstum um jeden Preis nicht für die seligmachende Lösung der Probleme dieser Welt halte (wie „unsere“ Politiker in Berlin und anderswo), habe ich ja in meinem Blog schon des öfteren angemerkt. Gerade diese einseitige Fixierung auf permanentes, quasi ewiges (quantitatives) Wachstum, oftmals gemessen an so unsinnigen Indikatoren wie dem Brutto-Inlands-Produkt (BIP), auf das Schaffen von Arbeitsplätzen als alleinige Marschroute wirtschaftspolitischen Denken und Handelns, verhindert meines Erachtens vielmehr, dass andere, neue, zukunftsfähige und nachhaltige Konzepte aufblühen können. Ähnlich wie bei dem Unsinn mit der Atomkraft als „Brückentechnologie“ diese den Ausbau regenerativer Energien unterdrückt, erstickt das „Vorfahrt für Arbeit“-Konzept der Regierungen alternative Ansätze.

Glücklicherweise mehrt sich die Zahl der kritischen Stimmen, die das Wachstumsdogma der herkömmlichen Wirtschaftswissenschaften in Frage stellen und an einer „Postwachstumsökonomie“ arbeiten. So befasst sich die neue Ausgabe des Magazins Politische Ökologie ausschließlich mit dem Thema „Nach dem Wachstum“ und geht in seinem Doppelheft vielen spannenden Fragen nach, die sich in diesem Zusammenhang stellen:

In der politischen ökologie121/122 lesen Sie, was schrumpfen muss und was wachsen darf, damit der Planet eine menschenfreundliche Zukunft hat.

Das Diktat des immerwährenden Wirtschaftswachstums hat uns die Tragfähigkeit des Planeten weit überschreiten lassen. Trotz offensichtlichen Folgen wie Klimawandel, zur Neige gehender Ressourcen und großer sozialer Ungleichheit halten die meisten in Wirtschaft und Politik halsstarrig an ihrem Glauben am Wirtschaftswachstum fest. Doch die wachstumskritischen Stimmen werden lauter – und salonfähig. Eine vielfältige Schrumpfungs-Bewegung ist überzeugt, dass ein weiteres materielles Wachstum weder ökonomisch noch ökologisch möglich ist, und fordert ein anderes Denken und Handeln.

Die Autorinnen und Autoren der politischen ökologie121/122 beschäftigen sich mit den Fallstricken des Wachstumsdenkens und stellen alternative Entwicklungspfade vor.

_ Welche Auswirkungen haben schrumpfende Gesellschaften auf die Weltwirtschaft?
_ In welchem Verhältnis stehen Wachstum und Glück?
_ Welchem Grundsatz folgt die Blue Economy?
_ Was zeichnet eine Postwachstumsgesellschaft aus?

Tatsächlich beschäftigen sich mittlerweile auch vermehrt komplette Blogprojekte mit der Frage, wie eine Postwachstumsgesellschaft aussehen und wie eine Postwachstumsökonomie gestaltet werden kann. So ist der Blog „Postwachstumsgesellschaft – Konzepte für die Zukunft“ vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung ins Leben gerufen worden. Er soll das gleichnamige Buch von I. Seild und A. Zahnrt im Web begleiten – oder, mit deren eigenen Worten:

Verwandte Beiträge:

Kinderarbeit für Baumwolle

Es ist wirklich nicht leicht, „korrekt“ zu konsumieren, sprich mit den eigenen Einkäufen keine Umweltzerstörung, Ausbeutung, Kriege, Lohndumping usw. mitzufinanzieren. Im Lebensmittelbereich gibt es immerhin ein paar Siegel, die einem die Orientierung erleichtern – Bio (in den verschiedenen Ausprägungen von EU-Bio bis hin zu den Anbauverbänden wie demeter oder Bioland) und FairTraide geben einem wenigstens eine ungefähre Orientierung vor, auf die man sich halbwegs verlassen kann. Wer z.B. sein Fleisch nicht ain Bio-Qualität kauft, kann fast immer davon ausgehen, dass das Erzeugnis aus Massentierhaltung stammt, und gleiches gilt für Zutaten wie Eier oder Milchprodukte, die in vielen Industrielebensmitteln stecken, von Keksen bis zur Schokolade.

Deutlich unübersichtlicher wird es leider, sobald man sich beispielsweise um Kosmetikartikel oder Mode bemüht – ich hatte ja schon einige Male davon berichtet, dass die Konzerne hier die absolut undurchsichtige und uneinheitliche Gesetzeslage bei der Auszeichnung ihrer Produkte gnadenlos ausnutzen, um den Verbraucher einzulullen. Es werden Pseudo-Siegel erfunden (siehe den Beitrag „Abzocke mit Bio-Siegeln“) und man brüstet sich mit der Teilnahme an Sozialstandards, die jedoch auch industriefreundlichen Richtlinien beruhen. Auch „Bio-Baumwolle“ heißt nicht unbedingt, dass die Kleidung sozialverträglich oder ohne giftige Chemikalien hergestellt wurde, und manchmal lässt sich nicht einmal der biologische Anbau nachprüfen (siehe „Debakel und Etikettenschwinderl in der Öko-Modebranche“).

Verwandte Beiträge:

Lesetipps: Bioplastik ist nicht „grün“ / Die Invasion der Nutzlos-Pillen / Banken erfinden Geld aus der Luft / „Map“


Letzte Woche habe ich es endlich geschafft, mir den Dokumentarfilm „Plastic Planet“ anzuschauen, Werner Bootes Reise in die Welt der Kunststoff-Herstellung und -Verwendung. Ich kann vor dem hervorragend gemachten Film nur warnen: er ist starker Tobak und letztendlich, wenn man das, was dort gezeigt wird, zu Ende denkt, sehr deprimierend, da man als einzelner quasi keinen Einfluss auf das hat, was die Industrie mit uns (und der Natur) anstellt. Nicht nur die gesundheitlichen Probleme, die sich bei der Verwendung von Plastik für den einzelnen Menschen ergeben können, finde ich extrem erschreckend, nein, vor allem auch die Schäden, die wir unserer Umwelt, den Tieren, zufügen, sind ungeheuerlich. Dass die Tiefsee bereits von Plastikpartikeln durchsetzt ist, an denen Fische verenden, war mir beispielsweise neu. Und dass es hunderte von Jahren dauert, bis dieses Plastik irgendwann einmal zersetzt ist, macht es um so schlimmer. Boote stellt gegen Ende seines Films eine Firma vor, die Bioplastik herstellt, also Plastik, das nicht aus Öl, sondern aus nachwachsenden, kompostierbaren Rohstoffen wie Maisstärke bestehtt. Dies erschien mir als kleiner Lichtblick, als Hoffnungsschimmer auf einen Ausweg aus dem jetzigen Dilemma. Tja. Dem ist aber leider nicht unbedingt so, wie Johannes Pernsteiner auf Pressetext.de feststellt – „Bio-Plastik ist nicht grün“.Wieder einmal zeigt sich, dass der LOHAS-Ansatz, einfach nur Schädliches durch weniger Schädliches zu ersetzen und ansonsten so weiterzukonsumieren wie bisher, nicht nachhaltig funktioniert:

Verwandte Beiträge:

André Gorz über unsere aufgeblasene Warenwelt

Vor einigen Tage entdeckte ich beim kopflast.net-Blog den ausgesprochen sehenswerten Beitrag „Wenn der Konsum kollabiert“, in dem der österreichische französische Philiosph und Kapitalismuskritiker André Gorz mit seinen Ideen vorgestellt wird. Der gesamte Beitrag der 3sat-Sendung Kulturzeit geht der Frage nach, ob unsere derzeitige Konsumgesellschaft, in der angefacht durch Marketing und Medien „immer neue Moden ein Veralten von Produkten suggerieren“ und so das Wegwerfen und Neukaufen von Produkten anregen, auf Dauer Bestand haben kann. Oder ob nicht ein einfacheres Leben mit geringerem externen Arbeitsdruck, höherer Selbstverwirklichung und niedrigerer Abhängigkeit von Trends und Marken (und dem damit verbundenen Konsumdruck) letztlich erfüllender sein kann.

NACHTRAG: In diesem Nachruf aus der Zeit aus dem Jahre 2007 erfährt man noch ein wenig mehr über André Gorz (und seinen Freitod) – „Über den Tod hinaus“.

Verwandte Beiträge:

GenReis von BAYER gefährdet weltweit die Ernährungssicherheit – Onlineaktion

Jaja, die tolle deutsche Exportindustrie mit ihren hochwertigen Gütern, weltweit geschätzt. Die Bayer AG ist nicht nur für Aspirin & Co. bekannt, sondern mischt leider auch kräftig im Agro- und Gentechnik-Business mit und ist neben Monsanto einer der großen „global player“ in diesem Bereich. Während wir hierzulande noch weitgehend von dem ganzen Gen-Food verschont bleiben (obwohl es über die Futtermittel quasi auf Umwegen natürlich peu à peu auch in Deutschland auf den Tisch gelangt – zumindest wenn man Nicht-Bio-Fleisch zu sich nimmt), werden in anderen Regionen des Globus Fakten geschaffen, die zum Teil irreversibel sind. So weist die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) in ihrem neuesten Aufruf darauf hin, was die Genreissorte „LL-RICE62“ von Bayer, die nun vor allem in Asien Verbreitung finden soll, für Gefahren mit sich bringt – und Bayer gleichzeitig den Absatzmarkt für ihre Pflanzenschutzmittel sichert, die passend zu der Reissorte angeboten werden. Alles aus einer Hand, sozusagen – und auf der Strecke bleiben Biodiversität und vor allem auch die Unabhängigkeit der Farmer.

Gegen diese wachsende Bedrohung, die die Ernährungssicherheit der Menschen bedroht und sie abhängig macht von den Produkten (und Preisdiktaten) der jeweiligen Großkonzerne, kämpfen die CBG und andere Gegner der Gentechnik bereits seit längerem. Ich halte dies auch für das erheblich größere Risiko, das mit diesem Saatgut und den Produkten verbunden ist – also weniger etwaige Gesundheitsrisiken für den Menschen (diese sind ja (noch) nicht erwiesen, wobei der Beweis für die gesundheitlich Unbedenklichkeit solcher Produkte ebenfalls aussteht) als vielmehr die extreme Marktmachtkonzentration und das Ausliefern der Ernährungsgrundlage ganzer Länder an einzelne Unternehmen und ihr Profitstreben. Unterzeichnet deshalb alle den Online-Aufruf der Coordination gg. Bayer-Gefahren mit, den sie auf der Seite >> GenReis von BAYER gefährdet weltweit die Ernährungssicherheit gestartet haben. Hier der Original-Wortlaut:

Verwandte Beiträge:

Wer bezahlt die Rechnung?

Der Frage, wer eigentlich den westlichen Lebensstil, basierend auf billigem Konsum und stets verfügbarer Glitzerwarenwelt, bezahlen muss, geht Germanwatch.org mit einem kleinen Film nach (leider beschränkt auf die CO2-Geschichte) (gefunden via Fairplay Global):

In dem vierminütigen Beitrag von Peter Wedel steht der CO2-intensive Lebensstil eines Großstädters (gespielt von Benno Fürmann) im Gegensatz zu den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Menschen in Entwicklungsländern. Weitere Infos zum Thema: www.germanwatch.org

Der Kurzfilm lief bereits erfolgreich bei den Viral Video Awards und der Jahrestagung des Rates für Nachhaltige Entwicklung in Berlin.

Verwandte Beiträge:

Uebermorgen.tv: Die Zukunft der Reklame


Zu den erfreulichsten Errungenschaften, die die öffentlich-rechtlichen Sender im Internet zustande brachten, gehörte für mich immer zweifelsohne Der Elektrische Reporter, ein kostenloser Videopodcast, der sich mit Trends und Entwicklungen und Problemen der (Medien-)Gesellschaft befasste und dies in sehr stilvoller und oft auch unterhaltsamer Art und Weise präsentierte. Nach einiger Zeit wurde der Reporter leider auf Eis gelegt, doch nun gibt es ein neues, wiederum kostenlos verfügbares Format derselben Macher – Uebermorgen.tv. Gleich in der ersten Folge wird ein Thema angegangen, das mich hier im Blog bekanntermaßen auch von Anfang an intensiv beschäftigt und umtreibt, nämlich „Die Zukunft der Werbung“, deren heutige Form und Verbreitung (aufdringlich, verlogen, bedrängend, nervtötend) hoffentlich keine Zukunft hat. Ähnlich sieht das auch Uebermorgen.tv:

Verwandte Beiträge:

Krank durch Jeans

Passend zu meinem Beitrag von gestern heute noch mal etwas zum Thema Mode. Über den Irrsinn, Jeans mit Hilfe von Sandstrahlgebläsen künstlich altern zu lassen, um den modisch angesagten „vintage look“ zu erzeugen, wurde bereits vor gut einem Jahr in den Medien berichtet (z.B. der Spiegel: „Tödlicher Sand in der Jeans-Maschine“) – denn viele der Arbeiter, die diese Anlagen bedienen, werden dadurch krank und sterben sogar. Aufgrund des damaligen allgemeinen Entrüstungssturms haben Firmen wie Levi’s und H&M nun dieser Produktionsweise öffentlich abgeschworen. Leider wird dieses Verfahren (und auch andere, bei denen hochgiftige Stoffe zum Färben zum Einsatz gelangen) z.B. in der Türkei aber immer noch angewendet, wie die WDR-Sendung Markt herausfand – „Jeans mit Risiken“. Der „Segen“ der billigen globalisierten Produktion: die gefährliche Drecksarbeit machen andere und hierzulande sieht der Konsument nur die Glitzerfassade von Marketing und Modeindustrie.

(…) Das Sandstrahlen ist zwar seit über einem Jahr in der Türkei verboten, trotzdem sind solche Jeans weiter auf dem Markt. Sedat Kayas Gewerkschaft hat neue Hinweise. Vor wenigen Tagen hat ihn ein Arbeiter angerufen: „Wie er uns gesagt hat, ist hier immer noch eine Firma, die das Sandstrahlen benutzt, um Jeans zu bleichen. Wenn wir eine Möglichkeit haben, können wir vielleicht die Fabrik sehen. Aber ich kenne die Realität in meinem Land. Es wird sehr schwer sein, etwas Genaues zu sehen. Aber wie auch immer: Wir versuchen es.“

Der Wettbewerb auf dem Markt ist global und gnadenlos. So kostet eine Jeans aus Bangladesch bei der Einfuhr knapp fünf Euro, aus China um die sieben Euro und aus der Türkei knapp 15 Euro. Zudem gibt es in der Türkei eine Besonderheit: Die Aufträge werden immer weiter aufgeteilt. Ein Subunternehmer gibt den Auftrag an den nächsten. So sind die Zulieferer nur schwer zu kontrollieren. (…)

Verwandte Beiträge:

Seite 22 von 54

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén