Kategorie: Reklame Seite 14 von 25

Lidl mal wieder: Discounter täuscht Verbraucher – Menschenrechtler verklagen Lidl

liddl-lohnt-sichDas Thema Discounter wird wohl ein heißes bleiben, solange es diese Form des ausbeuterischen und zerstörerischen Handels und Handelns geben wird. Nachdem KiK vor ein paar Tagen eine eigene Fernsehsendung gewidmet wurde, ist nun wieder die Urmutter aller Skandalfirmen an der Reihe: Lidl. All die teuren TV-Reklamespots und Imagekampagnen haben nichst genutzt, die Menschen lassen sich nicht so leicht hinters Licht führen, wie sich das die Konzernleitung vermutlich wünschen würde. Besonders interessant darin finde ich, dass ausgerechnet diese Werbung Lidl nun zum Verhängnis wird, wie u.a. der Stern zu berichten weiß: „Discounter täuscht Verbraucher: Menschenrechtler verklagen Lidl“:

(…) Verbraucherschützer und Menschenrechtler gehen gerichtlich gegen Deutschlands zweitgrößten Discounter Lidl vor. Das Unternehmen löse Versprechen über faire Arbeitsbedingungen bei seinen Bekleidungslieferanten in Bangladesch nicht ein, erklärte die Verbraucherzentrale Hamburg am Donnerstag. Gemeinsam mit der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) und dem European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) habe sie daher Klage beim Landgericht Heilbronn wegen irreführender Werbung eingereicht. “Lidl täuscht die Verbraucher”, sagte der Geschäftsführer der Hamburger Verbraucherzentrale, Günter Hörmann in Hamburg. (…)

Lidl hatte in Anzeigen zu seinen Kleidungskollektionen nach Angaben der Verbraucherzentrale stets darauf verwiesen, sich “weltweit für faire Arbeitsbedingungen” einzusetzen. Das Unternehmen arbeite nur mit Produzenten zusammen, “die bereit sind und nachweisen können, soziale Verantwortung aktiv zu übernehmen”, hieß es demzufolge darin. (…) “Es besteht ein krasser Widerspruch zwischen der öffentlichen Darstellung Lidls und den tatsächlichen Verhältnissen in den Produktionsstätten der Lieferanten”, erklärte ECCHR-Sprecherin Miriam Saage-Maaß zur Begründung der Klage. Die CCC warf dem Discounter vor, sich “ein Sozialmäntelchen” umzuhängen und mit der Werbung “Schönfärberei” zu betreiben. Nach Darstellung der Verbraucherzentale war Lidl zuvor wegen seiner angeblich irreführenden Werbung abgemahnt worden, hatte aber nicht reagiert. Deshalb sei die Klage eingereicht worden.

Auch der Spiegel greift das Thema auf – „Juristen leiten Hungerlohn-Klage gegen Lidl ein“, wie die taz („Nähen für Lidl bringt Hungerlohn“) oder Die Zeit („Dumpinglöhne in Fernost“) und ebenso das Nachrichtenportal Ostholstein: „Hängt sich Lidl ein Sozialmäntelchen um?“ (Antwort: ja! Das ist das Discount-Prinzip.) Nicht vergessen werden darf bei diesen Berichten natürlich, dass Aldi oder andere Billigheimer da kein Stück besser sind, wie z.B. die Studie des Südwind-Instituts letztes Jahr ergab. Und selbst viele teure Marken lassen ihre Klamotten unter unwürdigen Bedingungen produzieren…

(Dass Werbung irreführend ist und schadet, ist natürlich nichts Neues für unsereins, aber schön, dass auch die Mainstreammedien dies immer öfter konstatieren.)

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Weise Worte (19)

advertising-tumblr_kz06w7epfd1qa2c3vo1_400[via v for velleity]

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The Artvertiser – Kunst statt Reklame

Werbetreibende begreifen sich selbst ja gerne auch als (verhinderte) Künstler. Nur schade, dass ihre Endprodukte in der Regel nichts mit Kunst oder Kultur zu tun haben, sondern eben doch nur Gebrauchsdesign darstellen, das dem Abverkauf von Produkten dient oder schäbige Firmen mit einem schillernden Imagemäntelchen versehen soll. So erscheint der Gedanke der Mannen von The Artvertiser durchaus logisch – die Idee des vom Internetbrowser bekannten Adblockers auf das reale Leben zu übertragen und dafür zu sorgen, dass überall dort, wo einem Reklame ins Gesicht springt, Kunst zu sehen ist. Wie das funktioniert? So:

The Artvertiser is an urban, hand-held Augmented Reality Improved Reality project that re-purposes street advertisements as a surface for exhibiting art. The project was initiated by Julian Oliver in February 2008 and is being developed in collaboration with Clara Boj, Diego Diaz and Damian Stewart.

The Artvertiser considers Puerta del Sol Madrid, Times Square New York, Shibuya Tokyo and other sites dense with advertisements as potential exhibition space. An instrument of conversion and reclamation, The Artvertiser situates the ‘read-only’, proprietary imagery of our public spaces as a ‘read-write’ platform for the presentation of non-proprietary, critically engaging content.

Product Re-Placement

The Artvertiser software is trained to recognise individual advertisements, each of which become a virtual ‘canvas’ on which an artist can exhibit images or video when viewed through the hand-held device.

After training, when ever the advertisement is exposed to the device, the chosen art will appear instead. It doesn’t matter whether the advertisement is on a building, in a magazine or on the side of a vehicle.

Schön wär’s, wenn solch ein Apparat tatsächlich, über den reinen Rahmen als Kunstaktion hinaus, in unser Leben träte… (Danke an den Blog von Michael Wenzl für den Tipp!)

Artvertising Berlin, Transmediale 2010 from Julian Oliver on Vimeo.

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Logorama – Die Welt aus Logos

Reklamefritzen arbeiten ja weltweit daran, unseren Alltag so weit wie möglich mit Kommerzbotschaften, Logos und Slogans zu überschwemmen. Ganz so weit wie in dem Oscar-prämierten Kurzfilm von François Alaux, Hervé de Crécy und Ludovic Houplain sind sie dabei zum Glück noch nicht gekommen – „Logorama“ stellt eine bei aller Buntheit albtraumhafte Szenerie dar, die aus über 2000 Markenlogos produziert wurde. Noch omnipräsenter als hier können Konzerne nicht mehr sein… Auf Vimeo gibt es derzeit (noch) den ganzen Film zu bewundern, ansonsten kann man sich bei Adbusters den Trailer anschauen.

Logorama from Marc Altshuler – Human Music on Vimeo.

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São Paulo – die saubere Stadt

Ich hatte es an dieser Stelle ja schon des öfteren anklingen lassen, dass der Widerstand der Leue gegen die Zumutungen der Reklameindustrie weltweit wächst. Selten ist man dabei aber so konsequent und erfreulich radikal wie der Bürgermeister von São Paulo – seit September 2007 sind dort jegliche Formen von Außenwerbung verboten! Das ganze riesigen Neonreklame-Gedöns, alle Plakate und überdimensionalen Aufsteller, die einen ansonsten ins Sichtfeld springen und ungefragt zum Konsum auffordern, sind verschwunden. Tatsächlich spüre ich bereits beim Betrachten der Vorher-/Nachher-Bilder aus São Paulo eine Entspannung im Gehirn – das dreiste Anplärren durch den Kommerz verschwindet und das Auge hat wieder mehr Raum zum unbeschwerten Schauen. Das ist das wahre Adbusting!

Der Weburbanist-Blog schreibt in „‘Clean City’: São Paulo scrubbed of outdoor ads“:

Outdoor advertising is so ubiquitous in almost every urban setting around the world, it’s difficult to walk down a street, take an escalator or sit on a bench without getting slapped in the face with one product or another. But the city of São Paulo, Brazil is like an advertising ghost town: all of its billboards stand oddly blank and empty. (…)

und berichtet weiter, dass diese Maßnahmen vom Großteil der Bevölkerung begrüßt werden, trotz des verzweifelten Versuchs der Reklamewirtschaft, die Leute mit Kampagnen vom Gegenteil zu überzeugen.

While advertisers weren’t too happy about the law – $8 million in fines were levied against those who dawdled in taking ads down, and Clear Channel launched an unsuccessful campaign to raise support for putting them back up – the citizens clearly approve. Surveys found that at least 70% are happy with the change.

Erstaunlich, dass hier also zur Abwechslung mal die Interessen und Bedürfnisse der Bürger, der Menschen im Mittelpunkt stehen und nicht die der Wirtschaft. Ein Beispiel, dass Schule machen sollte.

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Buchbesprechung: Tanja Busse „Die Einkaufs-Revolution – Konsumenten entdecken ihre Macht“

tanja-busse-die-einkaufs-revolutionEs gibt so Bücher, die liegen lange in meinem Regal herum, bevor ich mich endlich an sie heran wage. Tanja Busses „Die Einkaufs-Revolution – Konsumenten entdecken ihre Macht“ gehört dazu – gekauft Anfang 2008 ließ ich es erst einmal ungelesen, da sich andere Werke in den Vordergrund schoben, Lasns „Culture Jamming“ oder auch “No Logo!“ beispielsweise. Meine anfängliche Ansicht, dass man mit Konsum wirklich etwas verändern könne (wie es Titel und Umschlagstext von Busses Buch auch nahelegen), wurde durch diese Lektüre deutlich untergraben. Zudem hatten mich einige Kolumnen, die Tanja Busse im Greenpeace Magazin schrieb (u.a. eine, in der sie über den Kauf ihrer 10.000 €-Küche berichtet), vermuten lassen, dass sie zu den Vertretern der LOHAS-Fraktion gehört und ihrem Buch darum eher wenig revolutionäres Potential innewohnt.

Soweit also meine Vorurteile. Nach der Lektüre des Buches muss ich nun doch ein wenig Abbitte leisten. Denn auch wenn es sich bei der „Einkaufs-Revolution“ sicher nicht um ein subversiv-umstürzlerisches Traktat handelt, legt die Autorin doch den Finger auf viele Wunden in unserem Einkaufs- und Produktionsverhalten. Vor allem auf diejenigen Leser, die bisher blind und ignorant durch den Supermarkt und die Shopping-Malls gegangen sind, dürfte so manch heilsamer Schock in den einzelnen Kapiteln warten. Auch Globalisierungs- und Kapitalismuskritiker werden sich nach den gut 300 Seiten bestätigt fühlen, denn Tanja Busse wirft auch den einen oder anderen Blick auf Grundsätzliches, das in unserem System seit jeher und vor allem in den letzten Jahrzehnten komplett schief läuft.

So werden die sattsam bekannten schlimmen Zustände geschildert, die in den Sweatshops herrschen, die die teuren Markenklamotten herstellen, die Dank Reklame überteuert unters Konsumvolk gebracht werden. Genauso wie die gewaltigen Mengen an Gift, die bei der normalen industriellen Produktion von Kleidung Verwendung finden und am Ende auf unserer Haut landen – oder das Gift, das bei der Plastikherstellung als Weichmacher etc. zum Einsatz kommt, von den Behören aber sehr lax überprüft wird.

Den Hauptteil in Busses Buch nehmen ihre Ausführungen zur industrialisierten Landwirtschaft und dem Bioanbau ein. Sehr eindringlich und bedrückend wird hier geschildert, wie riesige Schweinemastfarmen das Land überziehen, um unter schlimmsten Bedingungen für die Tiere und fatalen Folgen für die Gesundheit der Nahrung möglichst billiges Fleisch für die Discounter und Sonderangebote der Supermärkte herzustellen. Auch wenn sich das Loblied der Autorin auf biologische Landwirtschaft zum Teil etwas zu naiv anhört, so wird doch deutlich gemacht, dass es keine andere Lösung gibt, um den Verfall der Nahrungsqualität und die Zerstörung der Natur zu stoppen, als eine Abkehr vom reinen auf Masse und Kostendrücken ausgelegten Anbau.

In den fünfziger Jahren hat der amerikanische Journalist Vance Packard beschrieben, wie die Werbefachleute mit tiefenpsychologischen Methoden das Bewusstsein der Konsumenten infiltrieren, und sein Buch Die geheimen Verführer verkaufte sich millionenfach. Inzwischen haben die Verführten aber verstanden, dass sie verführt werden, und die Botschaften der Werber gehen nicht länger ungefiltert in ihre Köpfe. Doch angesichts des gigantischen Etats der Werbung wäre es naiv, ihren Einfluss zu leugnen. 29 Milliarden Euro geben Unternehmen allein in Deutschland aus, damit wir vergessen, dass die Dinge, die wir kaufen, auch hergestellt werden. Damit wir denken, die Waren kämen aus der Werbung wie der Strom aus der Steckdose. Diese 29 Milliarden Euro lenken unsere Aufmerksamkeit auf das, was die Unternehmen uns zeigen möchten: dass Autos erotisch sind, Tütensuppen familienstiftend und französische Zigaretten Garanten immerwährender Freiheit. Darauf, dass wir weniger ein Produkt kaufen als eine Marke. Und dass uns der Geist dieser Marke ziert und schmückt und teilhaben lässt an ihrem globalen Erfolg. Just do it – und denk nicht drüber nach!

Diese 29 Milliarden Euro wirken, wie sie sollen: Sie machen, dass wir gar nicht auf die Idee kommen, uns zu fragen, auf welche Weise die Waren hergestellt werden, von wem und unter welchen Umständen. Sie bewirken, dass wir nicht kapieren, dass diese Umstände etwas mit uns zu tun haben könnten, dass wir mit unseren Einkäufen diese Umstände bestimmen.

Nur bei Skandalen fällt das Scheinwerferlicht kurz auf diesen Zusammenhang. Während der BSE-Krise im Winter 2000 etwa, als man erfuhr, dass die Kühe, deren Milch wir trinken, mit geschroteten Schafsleichen gefüttert wurden, oder Ende 2005, als tonnenweise vergammeltes Fleisch in den Kühltheken entdeckt wurde: Da bemerkten Politiker und Kommentatoren plötzlich, dass die Nachfrage die Qualität bestimmt (»Die Geiz-ist-geil-Mentalität ist gerade bei Lebensmitteln hoch gefährlich«, sagte Landwirtschaftsminister Horst Seehofer Anfang Dezember 2005 der Bild-Zeitung). Nur ihre Politik, die solche Zustände ermöglichte und erleichterte, änderte das nicht, im Gegenteil. Es gibt Hunderte von Büchern über Konsum und darüber, was Konsumieren aus den Konsumenten macht, aber die meisten – selbst viele der klassischen Einkaufsratgeber – ignorieren die Entstehung der Waren und betrachten den Konsum als Lifestyle oder spekulieren über das Verhältnis von Konsum und Konsument. (…)

Wenn man mag, kann man es Betrug nennen, wie sich die Waren uns präsentieren: Der Joghurtbecher zeigt Himbeeren, die im Himbeerjoghurt aber fehlen. Und der Nike-Spot zeigt den kleinen Jungen als Ballkünstler, nicht als Fabrikarbeiter, und eine Werbekampagne darf ungestraft behaupten, McDonalds lasse kleine Mädchen als Qualitäts-Scouts seine Pommes-frites-Produktion überwachen. Niemand aber empfindet das als Betrug, weil jeder weiß, dass Werbung Geschichten erzählt und keine Fakten. Was das angeht, ist der Konsument aufgeklärt. Doch wer etwas verkaufen will und dafür wirbt, weiß, dass er der Macht seiner Bilder vertrauen kann; dass sie wirken, wenn man sie wahrnimmt, auch ohne dass man sie für wahr nimmt. Und also hat der Joghurt ohne Himbeeren sein Image als Himbeerjoghurt, und der schöne neue Pullover sieht aus wie ein schöner neuer Pullover.

Ab und zu ahnt man beim Einkaufen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht, etwa wenn man bei Ikea einen handgewebten Teppich (60 x 90 cm) für 1,89 Euro entdeckt. (»Liebe Mitarbeiter von Ikea, Sie haben kürzlich in Hamburg-Schnelsen einen handgeknüpften Teppich 60 mal 90 für 1,89 angeboten. Wie viel Lohn haben die Teppichknüpfer für das Knüpfen bekommen?

(…) Meistens erstickt man sein Unbehagen mit dem Ohnmachtsgefühl, es ohnehin nicht ändern zu können. Und es stimmt ja auch: Wir sind ohnmächtig.

Aber nur, solange alle an diese Ohnmacht glauben. (…)

Eine Botschaft des Buches ist klar – jeder, der einfach so die „normalen“ Waren in den Einkaufskorb legt, ohne sich darüber Gedanken zu machen, welches Geschäftsmodell, welche Ausbeutung usw. er damit direkt unterstützt, darf sich auch nicht beklagen, wenn er minderwertige Qualität in Händen hält und auch viele gesellschaftliche Entwicklungen in die falsche Richtung gehen. Natürlich wird mit dem bloßen Ändern des eigenen Kaufverhaltens noch nicht die Welt gerettet, aber es wird doch ein Signal gesetzt, weche Produktionsweisen unsere Zustimmung finden und welche nicht. S0 kann man „Die Einkaufs-Revolution“ mit gutem Gewissen vor allem denjenigen empfehlen (oder schenken / leihen ;-), die im Einkauf bisher keine politische Komponente sehen und nur nach Kategorien wie „die haben doch so lustige Werbung“ oder „ach, das schmeckt aber doch so gut“ entscheiden, ohne zu wissen, was sie damit anrichten. Denn locker lesbar und leicht verständlich, aber aufgrund der Thematik natürlich nicht immer leicht verdaulich, wird der Leser über viele schlimme und bedenkliche Hintergründe aufgeklärt, die sonst hinter der schillernden Fassade von bunter Reklame und geschwätzigen Green Washing versteckt werden.

Tanja Busse „Die Einkaufs-Revolution – Konsumenten entdecken ihre Macht“, Heyne 2008, 320 S., 8.95 €

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Wie Käufer manipuliert werden

Einen spannenden Podcast des Bayerischen Rundfunks, der perfekt zum Thema meines blogs passt, möchte Euch heute ans Herz legen: „Wie Käufer manipuliert werden“, in dem es um die neuesten „Errungenschaften“ und Erkenntnisse auf dem Feld der Konsumforschung und dem Beeinflussen der potentiellen Käufer geht. „Manipulieren“ erscheint mir in dem Zusammenhang zwar ein wenig hoch gegriffen, weil man natürlich durch bloße Reklame und Beschallung niemanden dazu bringen kann, gegen seinen Willen irgendwas zu kaufen (außer, man steht mit einer gezogenen und entsicherten Waffe hinter demjenigen :-), aber es geht um die tiefer liegenden, langfristig wirkenden Mechanismen von Imageaufbau etc.

Wir werden mit Werbung regelrecht überflutet: Kauf mich! Und vielleicht werden wir in Zukunft sogar immer öfter kaufen, weil die Industrie uns mit “Neuro”-Marketing konsequent manipuliert. Eine Sendung von Martin Schramm

>> mp3

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Fehlende Transparenz bei Spenden – und die BILD-„Zeitung“

Da ich diese Woche ja schon ein paar kritische Worte zur BILD-„Zeitung“ hier im Blog geäußert habe, will ich diesen kleinen Zyklus mit einem weiteren Beitrag beenden, der zeigt, wie sehr die BILD Meinungsmache betreibt und wie weit sie des öfteren von Wahrheit und journalistischer Integrität entfernt ist. Im Beitrag „Fehlende Transparenz bei Spenden“ im NDR-Medienmagazin ZAPP geht es um die unsaubere Verquickung von Promi-Selbstdarstellung und der Reklame für halbseidene Projekte:

Wenn es ums Spendensammeln geht, scheuen Medien keine Schlagzeile und Promis keinen Auftritt. Wenn es allerdings darum geht, wo die Gelder bleiben, sind die Auskünfte meist spärlich.

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Aktuelle Adbusts: CDU, BILD-„Zeitung“ und Coca Cola

Es gibt mal wieder ein paar schöne Adbusts, also Parodien auf Reklamekampagnen, im Netz zu bewundern, die ich Euch hier vorstellen möchte. Zunächst eine Reaktion auf die CDU-Vorschläge, Hartz IV-Empfänger zum Arbeitsdienst zu zwingen – ein paar kreative Menschen bemächtigten sich dazu einer Kampagne einer Jobbörse (Originale siehe HIER) und bastelten die Motive per Photoshop passend um [via Fefe und Prototypen]:

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Die letzte Keine Anzeige des Greenpeace Magazins war auch mal wieder so recht nach meinem Geschmack, attackierte sie doch die widerwärtige Bild-„Zeitungs“-Reklame, in der Promis und bekannte Menschen des öffentlichen Lebens sich nicht zu blöd sind, ihr Gesicht für dieses Revolverblatt hinzuhalten. Von einigen Leuten wie JB Kerner oder Mario Barth würde man eh nichts anderes erwarten, als dass sie sich für jede Firma verkaufen, der mit genug Scheinen wedelt, aber dass selbst Gregor Gysi oder Richard v. Weizsäcker dieser Postille ihren guten Namen leihen, ist schon sehr erbärmlich und macht nicht etwa BILD glaubwürdiger, sondern eher die Mietpromis (noch) unglaubwürdiger. (Siehe dazu auch meinen offenen Brief an JB Kerner.) „Wir werben ohen Skrupel für Volksverdummung“ textet das Greenpeace Magazin folgerichtig:

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Und hier noch etwas zum Thema Coca Cola und der Wasserdurst dieses Konzerns in Indien (und anderswo):

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Watersucking Coke in India von Carlos Latuff [via]

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Kleine Presseschau: „Konsum hat sich seit 1960 versechsfacht“ & mehr

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© modish, stock.xchng

Wieder mal bin ich im Netz über ein paar interessante Artikel gestolpert, wie man so schön sagt, deren Lektüre ich hiermit anregen möchte. Da ist zum einen die Studie „Konsum hat sich seit 1960 versechsfacht“ vom Washingtoner Worldwatch-Institut (kommentiert auf Wir Klimaretter), die verdeutlicht, dass unser westlicher Lebensstil, der auf Konsum und Verschwendung basiert, eine tödliche und törichte Sackgasse darstellt:

Das Washingtoner “Worldwatch”-Institut hat einen grundlegenden Wandel unseres Konsumverhaltens gefordert. Wie die Nachrichtenagentur epd berichtet, müsse im Kampf gegen Klimawandel und Umweltzerstörung in Zukunft deutlich werden, dass Kaufen nicht zu Glück, Zufriedenheit und gesellschaftliche Akzeptanz führe, heißt es in einem am Dienstag in Washington veröffentlichten Bericht der US-amerikanischen Umweltinstitutes. (…)

(…) Angetrieben werde das unverantwortliche Kaufverhalten von massiven Werbeschlachten der Wirtschaft: 2008 hätten Unternehmen weltweit 643 Milliarden Dollar für Kampagnen ausgegeben. In China und Indien steigen den Angaben zufolge die Ausgaben für Werbung jährlich um mehr als zehn Prozent. (…)

Was kann dagegen getan werden? Nun, US-Psychologen meinen nun, man sollte die Umwelt-Appelle beenden und statt dessen eher menschliches Streben nach Anerkennung nutzen. So geschildert von Meredith Haaf in der Süddeutschen Zeitung – „Argumente? Wen kümmern Argumente?  Wer den Klimawandel bekämpfen will, muss die Menschen nicht überzeugen, sondern erziehen: zu Eitelkeit und Neid“. Ein interessanter Ansatz, der allerdings auch recht neoliberal klingt. Dennoch sollte man wohl beim Versuch, die Menschen zum Umdenken zu bewegen, auch solche psychologischen Effekte nicht außer Acht lassen:

(…) Sollen wir wirklich verinnerlichen, dass Klimaschutz notwendig ist, sollte man uns besser manipulieren als aufklären, dazu hat die American Psychological Association (APA) gerade eine Studie [1] veröffentlicht. Sie erklärt, wie durch ein paar Tricks jeder von uns zum Klimaschützer gemacht werden kann, indem unser Hang zu Eitelkeit, Neid und Selbstdarstellung angestachelt wird. Anders gesagt: Wir tun alles, um die Umwelt zu schützen, solange wir es nicht merken und dabei gut aussehen. Junge Menschen reagieren nun mal eher auf Lifestyle-Argumente als auf Ökomoral.  (…)

(…) Sollen wir wirklich verinnerlichen, dass Klimaschutz notwendig ist, sollte man uns besser manipulieren als aufklären, dazu hat die American Psychological Association (APA) gerade eine Studie veröffentlicht. Sie erklärt, wie durch ein paar Tricks jeder von uns zum Klimaschützer gemacht werden kann, indem unser Hang zu Eitelkeit, Neid und Selbstdarstellung angestachelt wird. Anders gesagt: Wir tun alles, um die Umwelt zu schützen, solange wir es nicht merken und dabei gut aussehen. Junge Menschen reagieren nun mal eher auf Lifestyle-Argumente als auf Ökomoral. (…)

(…)  Es ist ein bisschen wie in der Schule – Wettbewerb, Wissensdurst und der Hunger nach Anerkennung müssen nur richtig stimuliert werden, schon verbessern sich die Noten. Und wenn wir schon in sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook freiwillig intimste Details preisgeben, warum nicht auch unsere Ökobilanz ins Netz stellen, um ein bisschen damit zu prahlen? (…)

bloedDie Dummdreistigkeit der Woche kommt mal wieder von der BILD-„Zeitung“. Druckte diese Postille doch neulich groß in ihrer „Gewinner/Verlierer“-Rubrik die deutschen Discounter Aldi & Lidl als Gewinner ab, weil sie in England die dortigen Ketten überholen. Der unfassbar ignorante und fast schon zynische Kommentar der BILD dazu „Sorry, das ist eben deutsche Wertarbeit“ (siehe HIER)! Wer so etwas schreibt und abdruckt, scheint die letzten Jahre irgendwo im Wolkenkuckucksheim oder unter einem Stein in den Bergen verbracht zu haben (bzw. verdient, wie die BILD, bestens an den Reklameaufträgen von Lidl) – die vielen schlimmen Folgen für die Gesellschaft, die durch diesen deprimierenden „Erfolg“ der Discounter ausgelöst werden bleiben hier ebenso unberücksichtigt wie auch die Tatsache, dass der Großteil der Aldi/Lidl-Waren sicherlich weder Wertarbeit noch überhaupt in Deutschland hergestellt wurde (die Aktionsware stammt aus Asien und viele der Lebensmittel von sonstwoher). Natürlich kann man von so einem Blatt wie der BILD auch nichts anderes erwarten…

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