Apr
02
2014
8

Freihandelsabkommen: Riskante Pestizide durch die Hintertür?

Momentan herrscht hier ja ein wenig Ruhe im Blog, aber als ich diesen Beitrag der WDR-Sendung markt gesehen habe, wurde mir so blümerant, dass ich ihn mit Euch teilen will. Man beachte mal wieder die ungerührte Abgefeimtheit der Lobbyisten, in diesem Falle mal nicht nur vom „Erzfeind“ Monsanto, sondern auch von Bayer und BASF… „Freihandelsabkommen: Riskante Pestizide durch die Hintertür?

Verbraucher sind verunsichert: Wird das geplante Freihandelsabkommen mit den USA den Verbraucherschutz schmälern? Derzeit sind manche Pestizide in Europa verboten, andere könnten in Zukunft nur noch in geringerem Maße eingesetzt werden. Doch wenn Brüssel die Vorsorgestandards verschärft, bedeutet das für deutsche Chemie-Unternehmen vor allem eins: Geschäftsverlust. Beeinflussen also deren Lobbyisten die Verhandlungen um das Abkommen, um ihre Produkte doch noch auf den Markt zu bringen?


US Farmer Larry Hoobler wird im Frühjahr grünen Mais auf seinen Feldern aussäen. Grün ist der Mais, weil er mit einem Insektizid gegen Würmer gebeizt ist, hergestellt von der deutschen Firma Bayer. Richtig angewandt sei das ein völlig sicheres Verfahren. „Ich hab Vertrauen in diese Technik. Sie ist ausgereift und lange getestet“, sagt Hoobler. Im Winter liegt auf seiner Farm Schnee, im Sommer wird dort meterhoch der Genmais stehen, modifiziert  mit  Gentechnik, GMO wie sie dort sagen. Der Genmais ist resistent gegen einen bestimmten Unkrautvernichter.

90 Prozent Mais und 93 Prozent Soja stammen in den USA aus genverändertem Samen. Damit machen in den USA zwei deutsche Firmen hervorragende Geschäfte: Bayer und BASF. Und sie hätten einen Plan: „Bayer und BASF agieren in den USA und wollen nun in dem geheimen Handelsabkommen zwischen den USA und der EU das erreichen, was ihre Lobbyisten in Europa nicht geschafft haben“, sagt Jaydee Hanson.

Kann das sein? Das Insektizid, das Farmer Hoobler einsetzt, heißt Poncho. Es ist weltweit ein Bestseller der Firma Bayer. In den USA ist es zugelassen und  in Europa vorsorglich verboten, weil es für das Bienensterben mitverantwortlich gemacht wird. Und genau dagegen zieht Jay Vroom zu Felde. Er ist Präsident von Croplife. In Croplife sind die größten Agrarkonzerne der Welt organisiert Monsanto, Dow, Syngenta und die großen deutschen Firmen  Bayer und BASF – eine mächtige Lobby.  „Den europäischen Farmern stehen jetzt schon nur noch 50 Prozent der Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, die wir in den USA einsetzen können. Nun ich bin glücklich mit dem Essen in den USA, das gleiche gilt sicher auch in Europa“, so Vroom

Das sieht Britta Reuther anders. Sie lebt seit 20 Jahren in New York und zeigt uns, was die Theken in einem ganz normalen Supermarkt hier so hergeben. In den USA darf das Mastvieh mit Wachstumshormonen behandelt, das Hack zur Desinfektion radioaktiv bestrahlt und das Huhn gechlort werden. Und wenn Britta wissen will, ob in den Cornflakes genveränderter Mais drin ist, dann sucht sie diesen Hinweis auf der Packung vergebens. In Europa gelten da andere Standards.  Nein, hier will sie nicht einkaufen. „Wenn ich in einen normalen Supermarkt gehe, dann muss ich davon ausgehen, dass alle Produkte oder 80 Prozent der Produkte in irgendeiner Weise behandelt worden sind oder versetzt sind“, sagt Reuther. (…)

 

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Sep
15
2011
3

Germany’s Next Top Apfel

Das Fernsehen bzw. die Medien generell schwören unsereins ja nun schon seit Jahrzehnten darauf ein: Mann/Frau muss makellos schön sein, alles muss perfekt aussehen, kein Gramm Körperfett zu viel, am besten keine Fältchen oder grauen Haare. Mit Sendeformaten wie „Germany’s Next Top Model“ werden solche Vorstellungen weiter pervertiert und vorangetrieben und ohne digitale Retouche mittels heftigem Photoshop-Einsatz sind Hochglanzmagazine gar nicht vorstellbar. Es geht um die schöne, besser gesagt, die geschönte Oberfläche – je glatter, windkanalmäßiger, desto besser. Ja kein störendes Profil zeigen!

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Apr
29
2011
2

Agropoly – Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion

Globalisierung ist heutzutage zwar ein in den Medien häufig auftauchender, oft aber doch eher abstrakt bleibender Begriff. Bananen aus Ekuador, Kiwi aus Neuseeland, Elektrokram aus China – ist das bereits die Globalisierung? Nein, es gibt natürlich noch viele weitere Facetten. Dass die Konzentration auf den Weltmärkten für Lebensmittel (und deren Produktion) inzwischen weit fortgeschritten ist, habe ich durchaus ansatzweise geahnt, jedoch machte mit erst die neue EvB-Dokumentation „Agropoly – Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion“ klar, WIE weit dieser Prozess mittlerweile gekommen ist. Die Redaktion des Schweizer Vereins Erklärung von Bern hat sich in ihrem 17-seitigen, sehr übersichtlich und ansprechend gestalteten Heft einmal die Mühe gemacht, der Frage nachzugehen, wer unser Essen beherrscht. Dazu haben sie die einzelnen Märkte für z.B. Futtermittel, Saatgut, Pestizide, die Produktion, Verarbeitung und den Handel unter die Lupe genommen und zeigen, dass mittlerweile nur noch wenige Konzerne auf vielen Märkten dominieren – mit fatalen Folgen für Artenvielfalt, Umwelt und die Menschen.

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Okt
25
2010
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GenReis von BAYER gefährdet weltweit die Ernährungssicherheit – Onlineaktion

Jaja, die tolle deutsche Exportindustrie mit ihren hochwertigen Gütern, weltweit geschätzt. Die Bayer AG ist nicht nur für Aspirin & Co. bekannt, sondern mischt leider auch kräftig im Agro- und Gentechnik-Business mit und ist neben Monsanto einer der großen „global player“ in diesem Bereich. Während wir hierzulande noch weitgehend von dem ganzen Gen-Food verschont bleiben (obwohl es über die Futtermittel quasi auf Umwegen natürlich peu à peu auch in Deutschland auf den Tisch gelangt – zumindest wenn man Nicht-Bio-Fleisch zu sich nimmt), werden in anderen Regionen des Globus Fakten geschaffen, die zum Teil irreversibel sind. So weist die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) in ihrem neuesten Aufruf darauf hin, was die Genreissorte „LL-RICE62“ von Bayer, die nun vor allem in Asien Verbreitung finden soll, für Gefahren mit sich bringt – und Bayer gleichzeitig den Absatzmarkt für ihre Pflanzenschutzmittel sichert, die passend zu der Reissorte angeboten werden. Alles aus einer Hand, sozusagen – und auf der Strecke bleiben Biodiversität und vor allem auch die Unabhängigkeit der Farmer.

Gegen diese wachsende Bedrohung, die die Ernährungssicherheit der Menschen bedroht und sie abhängig macht von den Produkten (und Preisdiktaten) der jeweiligen Großkonzerne, kämpfen die CBG und andere Gegner der Gentechnik bereits seit längerem. Ich halte dies auch für das erheblich größere Risiko, das mit diesem Saatgut und den Produkten verbunden ist – also weniger etwaige Gesundheitsrisiken für den Menschen (diese sind ja (noch) nicht erwiesen, wobei der Beweis für die gesundheitlich Unbedenklichkeit solcher Produkte ebenfalls aussteht) als vielmehr die extreme Marktmachtkonzentration und das Ausliefern der Ernährungsgrundlage ganzer Länder an einzelne Unternehmen und ihr Profitstreben. Unterzeichnet deshalb alle den Online-Aufruf der Coordination gg. Bayer-Gefahren mit, den sie auf der Seite >> GenReis von BAYER gefährdet weltweit die Ernährungssicherheit gestartet haben. Hier der Original-Wortlaut:

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Jul
12
2010
2

Toscanella, die Gift-Tomate

Was gibt es Leckererereres als frische Tomaten? Das denkt sich sicher so mancher, der im Super- oder auf dem Wochenmarkt zu den roten Schlawinern greift. Dass diese allerdings, wenn es nach dem Willen der Industrie bzw. gewisser Firmen geht, nicht so viel mit Natürlichkeit zu tun haben, wie wir das gerne hätten, ist sicherlich nicht jedem bekannt. So macht die Erklärung von Bern auf die Sorte Toscanella aufmerksam, die vom Pestizidhersteller Syngenta auf den Markt gebracht wird – und die es in sich hat „Die Toscanella ist keine normale Tomate“:

Bei der Toscanella handelt es sich nicht um eine Sortenbezeichnung (wie z.B. Golden Delicious), sondern um eine Marke im Besitz von Syngenta, dem grössten Pestizidhersteller weltweit. Auf den Packungen sucht man den Namen Syngenta jedoch vergeblich. Der Konzern versucht mit dieser Markenstrategie den gesamten Lebenszyklus von der Saatgutproduktion bis zum Verkaufsregal zu kontrollieren. Syngenta ist eine treibende Kraft hinter der unheimlichen Marktkonzentration auf dem Saatgutmarkt. Drei Konzerne – Syngenta, Monsanto und DuPont – kontrollieren mittlerweile 40 bis 50 % des weltweiten Saatgutmarktes. Jede siebte Tomate weltweit stammt von Syngenta. So sind wir je länger, je mehr von wenigen Konzernen abhängig.

Toscanella = Toxanella

Syngenta verkauft aber nicht nur Saatgut sondern vor allem auch Pestizide. Eines der wichtigsten Produkte des Schweizer Agrokonzerns ist das Unkrautvertilgungsmittel Paraquat. Das Herbizid – in der Schweiz seit über 20 Jahren verboten – führt in Schwellen- und Entwicklungsländern jährlich zu Zehntausenden von Vergiftungsfällen und Tausenden von Todesfällen. Vergiftungssymptome sind Kopfschmerzen, Nasenbluten, Atemprobleme, Lungenschäden, Verletzungen der Haut und der Augen. Zudem mehren sich die Hinweise auf eine Verbindung zwischen Paraquat und der parkinsonschen Krankheit.

Syngenta trägt die Verantwortung für dieses Verderben. Denn im Wissen, dass Paraquat in vielen Entwicklungsländern nicht korrekt benutzt werden kann, forciert der Konzern den Verkauf auch in diesen Ländern. Dass eine Paraquat-freie Produktion möglich ist, haben Konzerne wie Chiquita, Dole oder Lipton schon längst bewiesen.

Hände weg!

Wenn sie Toscanella-Tomaten kaufen, unterstützen sie damit die unverantwortliche Firmenpolitik von Syngenta und die weitere Konzentration des Saatgutmarktes.

Handeln Sie! Lassen Sie die Toscanella-Tomaten im Gestell liegen und fragen Sie nach Produkten, die mit Bestimmtheit nicht von Syngenta stammen. Bei Pro-Specie-Rara-Sorten können Sie sicher sein, dass auch das Saatgut nicht von Syngenta stammt.

Über das Unternehmen Syngenta und ihr Pflanzengift Paraquat berichtet eine eigene Website: www.paraquat.ch

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Nov
27
2009
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Ein paar Lesetipps: Landwirtschaft, Gentechnik und Kooperativen

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© OeilDeNuit, stock.xchng

Heute will ich Euch wieder auf einige spannende Artikel hinweisen, die mir in den letzten Tagen untergekommen sind – beispielsweise zwei Beiträge vom Farmblogger, in denen es um die heutige Landwirtschaft und ihre Folgen für Umwelt und Klima geht. Bisher galt die konventionelle Landwirtschaft ja immer noch als relativ harmlos, was ihren Beitrag zur Klimaverschärfung anbelangt (trotz der Gifte, die da in Massen versprüht werden und natürlich auch der Bodenzerstörung und Tierquälerei). Doch das gilt nicht mehr – „Intensive Landwirtschaft ist schlecht fürs Klima“:

Bisher war man allgemein davon ausgegangen, dass vor allem die Wälder Europas eine große Senke für klimaschädlich Gase sind und weit weniger davon produziert werden, als sie kompensieren. Berücksichtigt wurde dabei aber ausschließlich Kohlendioxid. Methan und Lachgas, die vor allem in der intensiven konventionellen Landwirtschaft entstehen, blieben in den Modellrechnungen bisher unberücksichtigt. Eine Forschergruppe um Ernst-Detlef Schulze vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena kommt zu dem Ergebnis, dass die CO2-Bilanz für Europa gerade noch ausgeglichen ist. Wenn der Düngemittelverbrauch und die Viehmast weiter zunehmen, wird die Bilanz endgültig kippen. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die Nutzung der Wälder als Energielieferant stark zunimmt und dadurch das im Holz gespeicherte CO2 wieder in die Atmosphäre gelangt.

Apropos Landwirtschaft – Gentechnik wird ja gerne von den großen Konzernen als heilsbringende Erfindung angepriesen, die Pflanzen viel widerstandsfähiger und resistenter gegen Schädlinge mache, so dass man viel weniger Gift zu sprühen braucht. Tja, nett gemeint, nur leider an der Realität komplett vorbei, wie eine weitere aktuelle Studie zeigt: „Gestiegener Einsatz von Pestiziden durch Gentechnik“. Die gesamte Studie gibt es hier als pdf.

Was man gegen diese Entwicklung tun kann, darüber macht sich Reto Stauss in „Regionale Vertragslandwirtschaft“ seine Gedanken. Anlass sind die Neustart Schweiz-Treffen, einer Initiative, die sich um eine Umkrempelung der momentanen Verhältnisse in Wirtschaft und Gesellschaft bemüht. Thema war diesmal die „Vernetzung von städtischen Nachbarschaften mit Landwirtschaftsbetrieben“, es ging um die Gründung eigener Food Coops (das ist eine Produzenten-/Konsumentengenossenschaft zur regionalen Versorgung). In Retos Artikel finden sich einige interessante weiteren Informationen zu dieser Thematik, nebst Anleitungen, wie man selbst solche Genossenschaften ins Leben rufen kann. Auf die Politik und ihre Lenkungswirkungen zu warten ist in diesem Bereich sicherlich aussichtslos – bevor da mal irgend etwas Sinnvolles entschieden wird, das den Menschen zukünftig tatsächlich weiter bringt, wird lieber maroden Banken ein stattliches Sümmchen zugeschoben (pdf).

ernährungs-souveränität wird in der krise existentiell. wie kommen wir zu unseren lebensmitteln, wenn die produkte der grossverteiler ungeniessbar werden oder die versorgung zusammen bricht? (via)

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