Kategorie: Allgemeines Seite 1 von 3

Maus oder Mäuse? Wie der Markt die Moral untergräbt

Diesen Beitrag im WDR-Magazin markt fand ich wirklich sehr interessant – „Moral: Maus oder Mäuse?“, zeigt er doch, wie unser Wirtschaftssystem der Entwicklung von Moralvorstellungen nicht gerade zuträglich ist:

Wer ist bereit, für ein bisschen Geld eine Maus töten zu lassen? Spontan lehnen das die meisten Menschen ab. Aber was, wenn es ernst wird?

Knapp 1.000 Studenten wurden vor die Wahl gestellt: Sie konnten einer Labormaus das Leben schenken oder ein paar Euro verdienen. In zwei weiteren Runden simulierten der Bonner Psychologe Armin Falk und seine Kollegin Nora Szech eine Marktsituation: Die Studenten sollten “Käufer” oder “Verkäufer” spielen und sich gemeinsam auf einen Preis für die Maus einigen – oder den Deal verweigern und damit der Maus das Leben retten.

Verwandte Beiträge:

Schluss mit schnell – Alternativen zur Turbo-Konsumgesellschaft

Ich weiß, dass ich hier im Konsumpf oft an diesem und jenem herumkritisiere und auch viel tendenziell Deprimieredes gepostet habe. Darum gibt es nun zur Abwechslung eine sehr aufbauende Dokumentation von Arte, die den Titel „Schluss mit schnell“ trägt. Absolut sehenswert!

Die globalisierte Beschleunigung hat uns alle fest im Griff. Verantwortlich für diese Geschwindigkeit ist die unkontrollierte Entwicklung von Wissenschaft, Technik und Wirtschaft. Wir sind in einem Zustand permanenten Zeitdrucks. Doch überall auf der Welt verweigern sich immer mehr Menschen dem allgegenwärtigen Stress. Eine Ode an das selbstbestimmte Leben.

Immer schneller, immer effizienter, immer rentabler – was haben wir aus der Zeit gemacht? Die Zeit scheint sich dem allgemeinen Maß des Geldes nicht mehr entziehen zu können. Wir sind in die Ära der Beschleunigung eingetreten, in die Ära der Norm gewordenen Unverzüglichkeit. Aber zu welchem Preis? Im Finanzwesen und in der High-Tech-Branche führt der immer größere Zeitdruck zu ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Katastrophen.

Doch es gibt eine Gegenbewegung: Weltweit haben Frauen und Männer beschlossen, sich auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen dem Diktat der Dringlichkeit zu widersetzen. In Europa, Lateinamerika, den USA und Indien gibt es Initiativen einzelner Personen und Vereine, die nach Wegen suchen, um zu einem Umgang mit der Zeit zurückzufinden, der Aufmerksamkeit, Geduld und Sinnhaftigkeit ermöglicht.

Wer sind diese neuen Rebellen, die einen anderen Rhythmus vorleben, um eine fruchtbare Beziehung mit der Zeit wiederzuentdecken? Das Barefoot College in Indien zum Beispiel bildet Tausende von Frauen aus ländlichen Gebieten in der Herstellung von Solartechnik aus. Auch Versuche der Entglobalisierung können zur Entschleunigung beitragen: Die Städte Romans-sur-Isère und Bristol führen eine Alternativwährung ein, um das tägliche Leben wieder lokaler zu gestalten. Und im amerikanischen Ithaca haben Landwirtschafts- und Kreditgenossenschaften bereits bewiesen, dass sie die Wirtschaft lokal verankern können.

Als Gegenmodell zum Wettlauf um Zeit und Rentabilität könnten diese Alternativen beispielhaft für die Welt von morgen sein. Im Grunde sind sie die praktische Umsetzung der kritischen Analysen von Philosophen, Soziologen, Wirtschaftswissenschaftlern und Forschern wie Pierre Dardot, Rob Hopkins, Geneviève Azam und Bunker Roy.

Verwandte Beiträge:

Gefährliche Geheimnisse – Das Freihandelsabkommen

Diese Dokumentation von 3sat solltet Ihr Euch auf jeden Fall mal anschauen – sie zeigt, was das sog. „Freihandelsabkommen“ für die EU-Bürger bedeuten würde, und auch, welche Schäden die Gentechnik, namentlich Monsanto, in den USA schon jetzt anrichtet. Gruselig! Aber die Menschheit schaufelt sich sehenden Auges ihr eigenes Grab…

Wie USA und EU den Freihandel planen: In diesen Wochen verhandeln die USA und die EU hinter verschlossenen Türen über ein Freihandelsabkommen, das 2015 in Kraft treten soll. Die Geheimverhandlungen bedrohen massiv die Rechte der Bürger in Europa.

Verwandte Beiträge:

Wem gehört die Welt? Wachstum durch Teilen

Ich weiß, ich mache mich aktuell ziemlich rar hier im Blog, aber wie vermutlich jeder, der selbst bloggt, aus eigener Erfahrung kennt: je länger die Pause ist, die man zwischen zwei Beiträgen eingelegt hat, desto schwerer fällt es einem, dann auch mal wieder was zu schreiben… Heute jedenfals tauche ich mal kurz wieder aus der Versenkung auf, um Euch die 3sat-Dokumentation Wem gehört die Welt? Wachstum durch Teilen zu empfehlen, in der es um Gemeingüter (Commons) geht und um das Thema der Unterwerfung aller Ressourcen unter das Marktprinzip, das scheinbar unufhaltsam ist.

Die Gemeingüter sind zurück: Menschen tauschen und teilen wieder, ob Wohnungen, Autos, Haustiere oder Kleider. Gemeinsam beackern sie Brachflächen in der Stadt oder engagieren sich dafür, Wasser und Strom wieder in Bürgerhand zu bringen. Forscher streiten für die Zugänglichkeit des Wissens im Netz, Künstler stellen ihre Werke als “Creative Commons” der Allgemeinheit zur Verfügung. Was macht Gemeingüter heute so attraktiv? Sind sie eine Antwort auf die Ressourcen-Konflikte der Zukunft?

Gemeingüter entstehen aus der Kooperation ihrer Nutzer, sie sind selbstorganisiert. Schon immer haben Menschen gemeinsam knappe Naturressourcen wie Flüsse, Wälder oder Fischgründe bewirtschaftet und sie damit über Generationen erhalten. Auf den Almen in der Schweiz funktioniert das seit Jahrhunderten. Die Wirtschafts-Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom hat die Grundprinzipien für solche “Commons” aufgezeichnet. Sie hat bewiesen, wie gut Menschen zusammenarbeiten – jenseits von Staat und Markt. Ein dritter Weg, der jetzt von vielen wieder entdeckt wird, etwa angesichts von Landgrabbing und Patenten auf Lebewesen. Denn heute bieten sich durch Internet und Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten globaler Kooperation, wie die Internet-Enzyklopädie Wikipedia zeigt.

Die Dokumentation “Wem gehört die Welt? Wachstum durch Teilen” stellt eine neue Form der Nutzung von Gemeingütern vor.

Mit Gemeingütern befassen sich am Donnerstag, 20. Februar, im Rahmen von “Wissenschaft am Donnerstag” zwei weitere Sendungen: Um 20.15 Uhr hinterfragt die Dokumentation “Mein Auto, kein Auto!”, ob das eigene Auto ein Auslaufmodell ist, und um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen über das Thema “Gemeingüter”.

Verwandte Beiträge:

Lesetipps: Propaganda für Agro-Konzerne | Konzerne sind Plünderer | Occupy Apple | Mann ohne Geld

© Goat_girl, stock.xchng

Immer mal wieder – so auch neulich in der ARD-Doku „Wie billig kann Bio sein?“ – werden in den Medien ja großangelegte „Enthüllungen“ präsentiert, die beweisen (sollen), dass Bio ja doch gar nicht gesünder sei als konventionelle Lebensmittel, dass man also getrost weiterhin den Dreck kaufen kann, den einem die Industrie in Supermärkten und Discountern als „Lebensmittel“ unterjubeln will. Dass ein Bio-Apfel nicht mehr Vitamine hat als einer aus konventionellem Anbau, sollte eigentlich auch so klar sein, hängt der Vitamingehalt doch eher von der Sorte ab. Meistens werden aber die eigentlich wichtigen Punkte im Zusammenhang mit biologischem Anbau bei solchen Berichten gerne unterschlagen (statt dessen konzentriert man sich auf einige schwarzen Schafe der Branche) – dass weniger Pestizide verwendet werden, dass schonender mit den Ressourcen (wie den Böden) umgegangen wird etc. Natürlich läuft auch im Bioanbau einiges schief, wie immer in diesem auf Profit ausgerichteten System springen Konzerne auf alles, was Geld verspricht, und „optimieren“ die Kostenstrukturen anschließend. Autorin Kathrin Hartmann beleuchtet in ihrem Das Ende der Märchenstunde-Blog nun mal die Gegenargumente – „Stanford Anti-Bio-Studie: Propaganda für Agro-Konzerne“:

Schon erstaunlich, wie dieeinschlägige Journailleüberschnappt vor Glück, wenn sie, gefühlt einmal im Jahr,verkünden darf: “Bio ist gar nicht gesünder!”Ätschbätsch! Der Vorwurf, Bio habe nicht mehr Nährstoffe als konventionelles Obst und Gemüse, ist so alt wie dumm, schon seit Jahren trompeten die Anti-Bio-Propagandisten und Achse-des-Guten-Provokateure Dirk Maxeiner und Michael Miersch diese scheinbar “unbequeme Wahrheit” in die Welt. Aktuell sorgt aber eine haarsträubende Studie der US-amerikanischen Elite-Universität Stanford mit exakt dieser Botschaft für Aufsehen in den Mainstream-Medien. Großdenker des Springer-Blatts “Die Welt” erklärten Bio gar zum “kulturellen Placebo”. Dabei ist völlig klar: Ein Bio-Apfel hat nicht mehr Vitamine oder Mineralstoffe, es ist ja immer noch ein Apfel. Bio ist gesünder für Mensch und Welt, weil es keine Gentechnik enthält, keine Pestizide und keine Antibiotika. Pestizide und Mineraldünger vergiften Böden und Wasser, zerstören die Biodiversität und tragen zum Klimawandel bei. 40 000 Menschen sterben jedes Jahr an Pestizidvergiftung. Gerne führen Bio-Kritiker (so auch die Wissenschaftler von Stanford) an, dass die Pestizidrückstände auf Obst und Gemüse rückläufig seien. Stimmt. Doch dafür hat die Mehrfachbelastung zugenommen: um gesetzliche Grenzwerte zu unterschreiten, setzen Hersteller viele verschiedene Wirkstoffe ein. Welche Wirkung diese Giftcocktails haben weiß kein Mensch. (…)

(…) Stanford ist die reichste Universität der Welt, sie steht an der Spitze der Fundraising-Aktivitäten US-amerikanischer Universitäten. Allein in der fünfjährigen Kampagne “The Stanford Challenge” hat die kalifornische Elite-Uni 6,2 Milliarden Dollar Spenden eingesammelt. Diese Spenden stammen auch aus der Industrie oder von industrienahen Stiftungen. Stanford ist mit der Industrie eng verbandelt. Besonders innig verbunden ist Stanford mit dem umstrittenen Agrar-Konzern Cargill, weltgrößter Getriedehändler, Gentechnik-Befüworter (Cargill arbeitete mit Monsanto am umstrittenen Gen-Mais), Großimporteur von Futtersoja aus Brasilien und Palmöl aus Sumatra. Seit 25 Jahren ist Cargill Partner der Universität und hat während der vergangen zehn Jahre mindestens fünf Millionen US-Dollar an das Standford Center of Food Security and Environment Program (FSE) gespendet. Das FSE gehört zum (konzern-)spendenfinanziertenFreeman Spogli Institute for International Studies at Stanford Universtity (FSI), zu dem auch das Center for Health Policy gehört, das die Bio-Studie durchgeführt hat. Die Bill & Melinda Gates-Stiftung, die sich für konventionelle Landwirtschaft und Gentechnik stark macht und in die Konzerne Monsanto und Cargill investiert, unterstützt ein Programm des FSE und steht als Spender auf der FSI-Liste (Kategorie 5 Millione US-Dollar und mehr). Darüber hinaus gehört Jeffrey Raikes, CEO der Bill & Melinda Gates-Stiftung zum Board of Trustees der Stanford University. George H. Post wiederum, angehöriger des Board of Directors vonMonsanto, ist “Distinguished Fellow” im Stanford-Thinktank “Hoover Institution”, das großen Einfluss auf die US-amerikanische Politik hat.  (…)

Jean Ziegler, seines Zeichens Mitglied im beratenden Ausschuss des Menschenrechtsrats der UN, ist ja bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn es um die Umtriebe der großen Unternehmen weltweit geht, die (nicht nur) seiner Meinung nach mit- oder sogar hauptverantwortlich für den Hunger auf der Welt sind. Anlässlich seines neuen Buches „Wir lassen sie verhungern“ hat ihn das Magazin Profil (durchaus kritisch) interviewt: „Konzerne sind Piraten und Plünderer“:

(…) profil: Die Schuld ­daran geben Sie dem Neoliberalismus, der Globalisierung, den Spekulanten. Warum blenden Sie alle anderen Gründe aus?
Ziegler: Die Haupttäter sind die Konzerne, und wir sind die Komplizen.

profil: Wer ist „wir“?
Ziegler: Wir Bürger, die nicht aufstehen und unsere Regierungen zwingen, die Konzerne zu kontrollieren. Es gibt zehn transkontinentale, unglaublich mächtige Gesellschaften wie Cargill, Archer Midland, Bunge oder Nes­tlé, die 85 Prozent des Nahrungsmittelhandels auf der Welt beherrschen. Die Konzerne funktionieren nur nach dem Prinzip der Profitmaximierung, das ist auch ganz normal. Wenn der Nestlé-Chef den Shareholder-Value nicht jedes Jahr steigert, ist er nach drei Monaten weg – ob er ein netter Mensch ist oder nicht. (…)

Na, und habt Ihr Euch auch schon alle brav das neue iPhone geholt? Ohne das man als moderner Mensch nicht überleben kann. Und das iPhone 5 ist natürlich so viel besser als das völlig veraltete, aus heutiger Sicht eigentlich unbenutzbare Vorgängermodell aus dem letzten Jahr! Wenn man so die Berichte in der Presse gesehen hat, die einen unglaublichen Wirbel um das neue Gadget gemacht hat, kann man eigentlich nur den Kopf schütteln. Spiegel Online hat, als das Ding vorgestellt wurde, auf der Startseite oben groß einen eigenen „News-Ticker“ zu diesem „Event“ geschaltet. Apple freut sich über solch kostenlose Reklame und kann sich die Hände reiben – in punkto Marketing macht ihnen niemand was vor. Das führt dann zu so grotesken Situationen wie „Occupy Apple“, wie Pressetext.com berichtet: „Occupy Apple verkauft Plätze in iPhone-5-Schlange – Hardcore-Fans werden im Netz durch den Kakao gezogen“:

“iSchafe” nennt Cnet jene unerschrockenen Apple-Fans, die weltweit vor ausgesuchten Apple-Stores übernachten, um sich die ersten neuen iPhones zu sichern. Überall im Netz machen sich Kommentatoren über die eifrigen Erstkäufer lustig. Aktivisten von Occupy Wallstreet haben derweilen eine produktivere Art von Kritik am Hype um den Hightechkonzern gefunden. Sie stellen sich unter dem Motto “Occupy Apple” selbst in die Schlange, um ihre Plätze kurz vor Ladenöffnung an wohlhabende Geschäftsleute zu verkaufen. Die Einnahmen werden anschließend gespendet. (…)

Damit es aber nicht immer nur die armen Apple-Leute trifft – Samsung macht Apple inzwischen ja einiges nach, auch die unwürdigen Arbeitsbedingungen bei der Produktion ihrer Unterhaltungselektronik – „Miese Arbeitsbedingungen: Scharfe Kritik an Samsung und Apple“:

Mit der Verleihung des Public Eye-Awards ist Samsung eine zweifelhafte Ehre zuteilgeworden. Wegen der Arbeitsbedingungen in seinen Fabriken wurde das Unternehmen in einer Online-Abstimmung unter den “schlimmsten Unternehmen” weltweit auf Platz 3 gewählt. (…)

Samsung wird vorgeworfen, bei der Produktion seiner Elektronikprodukte die Gesundheit von Arbeitern bewusst zu gefährden und sogar deren Tod in Kauf zu nehmen.

Laut den Initiatoren des Negativpreises setzt Samsung in der Herstellung hochgiftige Chemikalien ein, ohne die Angestellten über die Gefahr zu informieren. Dadurch seien bereits 50 Mitarbeiter gestorben und circa 140 ernstlich erkrankt. Samsung selbst bestreitet dies, wurde aber mittlerweile dazu verurteilt, zwei an Leukämie erkrankte Mitarbeiter zu entschädigen. Ein südkoreanisches Gericht sah es als erwiesen an, dass die Krankheit mit der Arbeit mit krebserregenden Stoffen in Zusammenhang steht, obwohl die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte nicht überschritten worden waren. (…)

Am besten, man versucht ohne all dieses Spielzeug auszukommen – den Versuch hat Mark Boyle unternommen, der ein ganzes Jahr ohne Geld auskam, und uns darüber in einem Buch berichtet. Utopia stellt das Werk kurz vor (und nimmt mir damit dankenswerter Weise die Arbeit einer eigenen Rezension ab :-) – „Der Mann ohne Geld“:

Be the change you want to see in the world. Inspiriert durch diese Worte Mahatma Gandhis stand im Jahr 2008 für den damals 29-Jährigen Wirtschaftswissenschaftler, und Gründer der Freeconomy-Bewegung, Mark Boyle fest, sein Leben von Grund auf umzukrempeln. Ab sofort wollte er auf jeglichen Konsum verzichten und zwölf Monate ohne Geld verbringen. Begonnen hat Boyle dieses Jahr passender Weise am Internationalen Kauf-nix-Tag.
Doch wie kommt man bloß auf die Idee, eine so lange Zeit ohne Geld auskommen zu wollen? Für Boyle war es die Feststellung, dass die Menschen viel zu distanziert von den Gütern sind, die sie konsumieren. Das Geld wird auf den Tisch gelegt, aber wofür genau, weiß man meist nicht. Die direkten Auswirkungen unseres Kaufverhaltens auf Mensch, Tier und Umwelt können (oder wollen) wir nicht mehr sehen. Denn müssten wir unser Gemüse selbst anbauen, würden wir es niemals so unachtsam wegwerfen. Müssten wir sehen, unter welchen Bedingungen Tiere geschlachtet werden, würden wir vielleicht aufs Wurstbrot verzichten. Müssten wir unser Trinkwasser selbst reinigen, würden wir es nicht so verschwenden. Die Reihe lässt sich unendlich fortsetzen. Doch wer macht sich heutzutage noch Gedanken um die Herkunft seiner Einkaufswaren? Geld stellt für die Menschen eine Sicherheit dar. Es hat die Macht über die Welt ergriffen. Doch Boyle selbst sagt, “dass Freundschaft und nicht Geld wahre Sicherheit bringt. Und dass die größte Armut hier im Westen spiritueller Art ist. Dass Unabhängigkeit in Wahrheit der wechselseitigen Abhängigkeit bedarf. Und dass, wenn du keinen Plasma-Bildschirm-Fernseher besitzt, die Leute denken, dass du ein Extremist bist.” (…)

Verwandte Beiträge:

Too much information? Von Überfluss und Überdruss

© flaivoloka, stock.xchng

Vor einer Weile las ich den zwar nur kurzen, aber dennoch nachdenklich stimmenden Artikel „Vom Leben unter’m Himmel, der uns gleich auf den Kopf fällt“ im Digital Diary-Blog, nebst der dazugehörigen Diskussion im Kommentarbereich. Sie wirft darin die Frage auf, wie man als informierter und kritischer Mensch mit den ganzen Hiobsbotschaften, die tagtäglich auf einen einprasseln, umgeht:

Vielleicht lese ich einfach zuviel? Derzeit kann ich gar nicht anders als mir morgens die Nachrichten über die laufenden Katastrophen zu Gemüte zu führen. Steigende Schulden, sinkendes Wachstum, kriselnder Euro, Kaputtsparen der Länder und Gemeinden, radikale Republikaner auf dem Weg an die US-Macht, Kampf ums Internet und letzte Rohstoffe, Kriegstreiberei in Nahost, massenhafte Verarmung, insbesondere im Alter, wogegen Reiche immer reicher werden. Und während alledem schmilzt das Polareis in der Arktis wie noch niemals zuvor, was unser gewohntes Leben in “gemäßigten Breiten” auf Dauer mehr bedroht als alles andere. (…)

Angesichts dieser Diskrepanz zwischen gefühltem Alltagsbefinden und katastrophaler Weltlage ist mir seltsam mulmig zumute. Der Himmel droht uns auf den Kopf zu fallen, fällt jeden Tag ein wenig mehr – aber noch geht alles so weiter als wär’ nichts.

Eine Frage, der ich mich in der letzten Zeit auch vermehrt stelle. Der derzeitige Sparmodus, in dem mein Konsumpf aktuell läuft, hat zwar vor allem mit stark eingeschränkter Zeit auf meiner Seite zu tun, aber ich komme doch nicht umhin, auch eine gewisse Schreibblockade oder Schreibmüdigkeit bei mir zu konstatieren. Wenn man sieht, welche Strömungen weltweit an Einfluss gewinnen (seien es nun die Rechten in den USA um die Tea Party und Präsidentschaftskandidat Romney, oder auch islamistische Extremisten) und wie große Konzerne immer größer und mächtiger werden, während die Bevölkerung im gleichzeitig atemlos am Ticker von Spiegel Online hängt, um zu erfahren, welche tollen neuen Features wohl das neue iPhone 5 von Apple haben mag, dann kann man schon verzweifeln.

Auf der einen Seite fühlt man sich dann machtlos, weil anscheinend wirklich nur ein geringer Prozentsatz der Menschen sieht oder sehen will, was um sie herum passiert, auf der anderen Seite muss man ernstlich Angst haben, dass unsere jetzige angeblich „freie“ Gesellschaft auf eine große Katastrophe zusteuert. Sehenden Auges, untermalt von den apokalyptischen Reitern von medialer Verblödung und Reklametamtam. Eine extreme Kurzsichtigkeit sowohl bei den Leuten selbst als auch bei den gewählten Vertreten, den Mächtigen, scheint das vorherrschende Paradigma zu sein. Hauptsache irgendein Problem durch Flickenmaßnahmen für ein paar Monate, bis zum Ende der Wahlperiode, in die Zukunft verlagern, und der Rest muss einen dann ja nicht mehr kümmern. Genauso wie für den Erhalt mies bezahlter Jobs Umwelt und Gesundheit geopfert werden, werden viele so halbwegs laufende Prozesse, die aber langfristig zerstörerisch sind (man denke nur an den Wahnsinn Auto) aufrecht erhalten, weil: „wurde ja schon immer so gemacht“! Konservative und beharrende Kräfte gewinnen wieder an Macht, hierzulande ist eine Frau Merkel beliebteste Politikerin, obwohl sie ihre Entscheidungen vor allem auf dem Kalkül der Machterhaltung trifft. Aber Hauptsache, Kandidatin XYZ schafft es in der Supermodelshow in die nächste Runde, dann kommt alles andere von ganz alleine…

Kurz und gut – die Frage, die ich mir auch stelle, ist, ob man nicht eventuell zu viel (negative, bedrückende) Information aufsammelt, wenn man sich in kritischen Blogs und Netzwerken tummelt, und ob einen diese Informationen am Ende vor allem lähmen. Ich weiß es manchmal selbst nicht, zumal ich mit meinem Blog ja durchaus auch viel Mahnendes verbreite. Werden solche Informationen überhaupt etwas verändern oder passieren die wirklich wichtigen Weichenstellungen nicht eh ganz woanders, und ob wir nun Bio und Fair Trade einkaufen oder Nestlé-Produkte meiden, macht am Ende keinen Unterschied. Naja, das musste ich mal loswerden – mal schauen, wie ich mich aus dem aktuellen Motivationsloch wieder empor arbeite. Bleibt mir gewogen. :-)

Verwandte Beiträge:

Statt guter Vorsätze für 2010: Erfolgreiche Gewohnheiten

Na, gut ins neue Jahr gekommen? Viele versuchen sich ja an guten Vorsätzen für 2010, und die Hoffnung, dass sich dieses Jahr irgendwas in der Welt zum Besseren wendet habe ich noch nicht aufgegeben. Damit 2010 aber mal positiv startet und es zur Abwechslung auch mal etwas anderes als sonst üblich bei mir zu sehen gibt, habe ich hier eine spannende Aktion in Sachen Persönlichkeitsentwicklung – ursprünglich bei Steffino von futur 2 (inzwischen nicht mehr online) entdeckt und jetzt endlich, so als kleine Anregung, auch in meinem Blog: Jörg Weisners „Erfolgreiche Gewohnheiten“, die 21-Tage-Herausforderung, um sich selbst störende Gewohnheiten ab- oder sinnvolle anzutrainieren. Einen Versuch ist es allemal wert, zumal man das dazugehörige Buch derzeit wohl noch als Gratis-pdf herunterladen kann, wenn man sich auf Weisners Ning-Seite (kostenlos) anmeldet. Jetzt muss ich nur noch überlegen, mit welcher Gewohnheit ich das für mich mal probiere…

Nachtrag, da sich einige über die Werbung für dieses Armband (die mich auch stört) in dem Video erregten: niemand muss besagtes Produkt kaufen, man kann sich sowas bei Bedarf auch für ein paar € aus Teilen aus dem Baumarkt selbst zusammenbauen. Oder aus sonstigem basteln.

Verwandte Beiträge:

  • Keine verwandten Beiträge

Konzernkritik spezial

Leider gibt es heute keinen gescheiten Blogeintrag von mir – der Grund: Unmengen verdödelter Zeit beim Kampf mit der Registererstellung für ein Buch mit Hilfe von Adobes InDesign, welchselbiges sich bei dieser Aufgabe gestern permanent aufgehängt hat. In solchen Momenten frage ich mich gerne, ob man durch Computer wirklich so viel Zeit spart wie landläufig gerne behauptet wird, denn die Lebenszeit, die man opfern muss, um manchmal gegen den Rechner und die Macken der Programme zu kämpfen, summiert sich über die Jahre auch zu einem erklecklichen Sümmchen…

Verwandte Beiträge:

Die Menschen & die sie umgebenden Missstände

991932_leadership_1Vor einer Weile stieß ich im Finanzcrash-Forum auf einen interessanten Beitrag eines Users namens Otto Lidenbrock – er beschreibt sehr gut die Problematik, der man sich als jemand, der seine Stimme gegen den Mainstream und gegen Missstände erhebt, quasi dauernd im täglichen Miteinander ausgesetzt sieht. Dass man nämlich bei so manchem Zeitgenossen auf frustrierende Abwehrmechanismen stößt, auch auf eine gewisse Art von Ignoranz, die sicher auch in einer Angst vor jeglicher Veränderung begründet ist – am besten alles so lassen, egal wie bedrückend die aktuelle Situation auch sein mag. Ich finde das Motto „Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird, aber es muss anders werden, um besser zu werden“ eigentlich hilfreicher. ;-) Hier also der komplette Beitrag:

Seit Jahren versuche auch ich vergeblich, die Menschen in meiner Umgebung auf die zahlreichen Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen. Nicht mit langwierigen und theoretischen Erklärungen und Referaten, sondern ganz praktisch, indem ich Probleme ganz klar benenne und versuche, im Rahmen eines Gesprächs Ursachen zu finden und Lösungsansätze aufzuzeigen. Niemals belehrend oder von oben herab, sondern freundschaftlich und hilfsbereit.

Das Ergebnis ist leider so gut wie immer (in 99 Prozent aller Fälle), dass meine Gesprächspartner entweder an der Gesellschaft im Allgemeinen überhaupt nicht interessiert sind (das sind deutlich mehr als die Hälfte) oder sich auf den Standpunkt stellen, was kann ich allein schon machen?

Wenn man den resignierten Was-kann-ich-schon-machen-Typen dann aufzuzeigen versucht, dass sie schon durch kleine Veränderungen ihrer Gewohnheiten viel bewirken könnten, stellt man fest, dass sie in Wirklichkeit gar nichts ändern wollen. Sie werden in ihrem Verhalten vor allem durch Trägheit, Denkfaulheit und vor allem von der Furcht vor Veränderungen geleitet. Sie regen sich zum Beispiel nach einem Bericht im Fernsehen darüber auf, wie grausam Massentierhaltung, Tiertransporte und Schlachthöfe seien, wollen aber partout nicht auf den täglichen Aufschnitt, die Currywurst und das Putenschnitzel verzichten. Versucht man diesen Menschen dann deutlich zu machen, dass schon eine kleine Reduzierung des Fleischkonsums aller zu einer Verbesserung der Situation der Schlachttiere führen würde, benehmen sie sich wie Kinder, denen man den Lolly wegnehmen will. Der mitleidlose Egoismus setzt sich durch und sie schalten auf stur.

Die meisten Menschen sind meiner Erfahrung nach jedoch an der Gesellschaft im Ganzen im Grunde überhaupt nicht interessiert. Sie sind, euphemistisch gesprochen, intellektuell ganz einfach nicht in der Lage zu erkennen, dass auch sie auf die Gesellschaft in der sie leben angewiesen sind, und dass Missstände in dieser Gesellschaft über kurz oder lang auch sie selbst betreffen werden. Der Horizont dieser Menschen reicht nicht aus, um weiter als bis zum nächsten Urlaub zu blicken. Sie haben sich in ihrem Sklavendasein eingerichtet und bauen die uns in kleinen Dosen verabreichten Schweinereien ganz einfach in ihr tägliches Dasein ein. Es wird zwar hier und da gemurrt, aber eben auch ganz schnell vergessen – wenn der Wolf ein Schaf gerissen hat, schaut die Herde kurz auf und grast dann gemütlich weiter.

Ich habe jahrelang darüber gegrübelt, wie menschenverachtende Unrechtssysteme eigentlich so gut funktionieren können, wie es möglich war, dass im Dritten Reich Millionen Menschen umgebracht oder in den Tod getrieben wurden und alle dabei mehr oder weniger schulterzuckend zugesehen haben. Ich habe mich gefragt, warum die Verwaltung solcher Systeme so reibungslos funktioniert, warum die Menschen trotz des himmelschreienden Unrechts das um sie herum geschieht, bis auf ganz wenige Ausnahmen hundertprozentig ihre Arbeit machen.

Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass drei bestimmte negative Eigenschaften dafür verantwortlich zu machen sind, die praktisch jeder Mensch von Geburt an in sich trägt und die sich aufgrund der unterschiedlichen Sozialisation bei jedem Einzelnen verschieden stark äußern:

1.) Egoismus (wahrscheinlich biologisch bedingt, eine Art Überlebenstrieb)

2.) Opportunismus (Max Frisch schrieb einmal: „Opportunismus ist ein spontanes Verhältnis zur Realität.“)

3.) Trägheit (Veränderungen sind dem Menschen unheimlich, das kann man besonders gut bei Kindern beobachten)

Das Zusammenspiel dieser Eigenschaften, gepaart mit einer gehörigen Portion Rücksichtslosigkeit und Dummheit führen dazu, dass kaum ein Mensch in der Lage ist, zu erkennen, dass Altruismus auch ihm persönlich Vorteile bietet und damit seinen Egoismus befriedigt, dass eine Auflehnung gegen die herrschende Ordnung langfristig durchaus zu einer Verbesserung der persönlichen Situation führen kann, und dass Aktivität dazu führen kann, sich besser und wertvoller zu fühlen.

Leider scheint die Fähigkeit, nachzudenken, bei den meisten Menschen schon in sehr frühen Stadien ihrer Entwicklung verlorenzugehen. Dies liegt meiner Meinung nach eindeutig daran, dass es die Herrschenden geschafft haben, die Menschen weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Alle Bereiche menschlichen Lebens werden mittlerweile von irgendwelchen Organisationsstrukturen der sogenannten “Eliten” überwacht und manipuliert, die Medien pflanzen die entsprechenden Botschaften in die Gehirne und unsere Sprache gleicht immer mehr dem Orwell’schen Neusprech. Die Menschen plappern die täglich wiederholten Parolen bereitwillig nach und sind mittlerweile nicht mehr in der Lage, ihre persönliche Situation realistisch einzuschätzen. Darauf angesprochen fühlt sich ihr Unterbewusstsein ertappt und sie reagieren mit Aggressivität und Ausgrenzung.

Ich persönlich habe mit dieser Situation Frieden geschlossen. Ich weiß, dass ich meine Mitmenschen nicht zum Nachdenken bewegen kann, und schon gar nicht zu einer Veränderung ihres (Fehl-)verhaltens. Was ich persönlich tun kann, was tatsächlich in meiner Macht steht, das versuche ich umzusetzen. Ansonsten beschränke ich meine Rolle in unserer Gesellschaft auf die des Beobachters und manchmal auch auf die des Kritikers. Meine Nerven danken es mir!

adbusters-norwegen-culture-jamManche dieser Beobachtungen finde ich wirklich gut getroffen und ich kann sie nur bestätigen, allerdings sähe mein Fazit nicht so negativ-resigniert aus, da es mir in der Vergangenheit durchaus des öfteren gelungen ist, Menschen in meinem Umfeld auf Missstände aufmerksam zu machen und auch zu Änderungen anzustiften. Wie ich schon einmal z.B. bezüglich de „Spiels“ society conspiracy erwähnte, kommt es darauf an, sich zu wehren und immer wieder unverzagt andere, neue, „subversive“ Gedanken in seine Umgebung einfließen zu lassen. Natürlich schwenkt nicht sofort jeder ein und wacht auf, aber oft ist es ja schon ein Erfolg, wenn es einem gelingt, erste Zweifel an einem eigentlich für unveränderlich geltenden Zustand oder einem Image (z.B. einer Firma) zu wecken und bei dem einen oder anderen einen allmählichen Nachdenkprozess anzuregen. Manchmal sind es schon die kleinen Erfolge, die einen dann motivieren – wenn man es schafft, dass jemand ein paar Mal weniger zu McDoof oder Aldi geht, weil man sein schlechtes Gewissen geweckt hat. Wenn jemand nicht mehr einfach blind alles glaubt, was im Fernsehen oder der Zeitung steht. Wenn jemand unbequeme Fragen zu stellen beginnt. Usw. usf. Deshalb darf man sich auf keinen Fall entmutigen lassen, auch nicht von denjenige, die meinen, alles besser zu wissen und die uns IHRE destruktiven Meme („Widerstand ist zwecklos“, „Bringt ja doch alles nichts“, „Was kann ich schon ausrichten?“, „Es gibt keine Alternativen“ usw.) einflüstern wollen. Nö!

Verwandte Beiträge:

Wem gehört Deutschland?

Im Jahre 2002 sendete die ARD-Sendung Panorama diesen Bericht zur Frage: „Wem gehört Deutschland?“, der verdeutlicht, wer zu den Profiteuren der steigenden Staatsverschuldung gehört, nämlich die großen Bankinstitute. An Aktualität hat dieser Beitrag (leider) seitdem nichts verloren – im Gegenteil: man darf sogar konstatieren, dass er vor dem Hintergrund der Rettungsbillionen, die in das marode Finanzsystem gepumpt werden, eher noch an Brisanz gewinnt. [via]

Die Banken, bei denen sich der Staat (und damit wir alle) so verschuldet hat, bekommen nun in der „Finanzkrise” Geld vom Staat, das dieser sich wiederum von den Banken leihen muss. Absurd… aber natürlich sehr einträglich für die Banken! Wie stellte Henry Ford bereits um 1920 so treffend fest:

„Es ist gut, dass die Bürger der Nation unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen, denn wenn sie es würden, glaube ich, gäbe es eine Revolution vor morgen früh.“

Verwandte Beiträge:

Seite 1 von 3

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén