Schön! Färber! PR ist Augenwischerei

Unternehmenspropaganda wird ja im Schönsprech der heutigen Zeit Werbung genannt. Oder Verbraucherinformation, wie sich einige Sender nicht entblöden, Reklame zu bezeichnen. Was der ganze Marketing- und PR-Schmu tatsächlich bedeutet, bringt der nachfolgende, satirisch-ernste Clip der Kampagne für Saubere Kleidung kurz und knackig auf den Punkt. Er zeigt, dass Discounter mittlerweile auch erkannt haben, dass sie Geld in ihre Imagewerbung stecken müssen, nachdem immer öfter ihr unappetitliches Geschäftsgebaren in der Kritik steht. Aber natürlich wird kein Geld ausgegeben, um wirklich etwas an den schlimmen Zuständen zum Beispiel bei den Zulieferbetrieben zu ändern, die den ganzen Billigplunder für unser Konsumwunder herstellen.

Ein Blick in ein typisches Vorstandsbüro eines Discounters, wo eine Imagekampagne hilft, sich die Welt SCHÖNer zu FÄRBEN! In der EU ansässige Unternehmen sollen für die weltweiten Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Menschen und Umwelt gesetzlich haftbar gemacht werden.

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Verwerten statt verbrennen – aktuelle Petition

Der Naturschutzbund Deutschland fordert in einer aktuellen Petition an den Bundestag die Einführung einer Wertstofftonne. Wie, noch eine Tonne, reichen die ganzen hässlichen Dinger vor der Tür nicht schon? Nein, es geht nicht um eine weitere Tonne, sondern darum, das bisher oft verschwenderische und wenig effiziente System („Duales System“) durch etwas Vernünftigeres zu ersetzen. Denn bislang trennt unsereins zwar schön brav den Müll, hebt Verpackungen mit dem grünen Punkt extra auf, um sie in der gelben Tonen zu versenken, doch anschließend wandert dieser Müll viel zu oft nicht ins Recycling, sondern in eine der zahlreichen Müllverbrennungsanlagen im Land. Dabei werden kostbare Rohstoffe verfeuert, die man anderweitig besser einsetzen könnte. Über diesen Unsinn, der der Umwelt kein bisschen hilft, aber den Betreibern des Dualen Systems ein feines Einkommen sichert, gab es bereits vor vielen Jahren einen ausführlichen Bericht auf Phoenix mit dem bezeichnenden Titel „Dreckige Müll-Geschäfte“ (hier Teil 1, der Rest bei YouTube; die anderen Teile haben eine bessere Bildqualität!):

Dies findet auch der Naturschutzbund, dessen Petition „Petition: Abfallwirtschaft – Einführung einer Wertstofftonne ab dem Jahr 2012“ noch bis zum 24. Oktober auf der E-Petitionen-Site des Bundestages mitgezeichnet werden kann. Zu dieser Aktion gehört auch eine eigene Website – Verwerten statt verbrennen –, ein Facebook-Profil und ein kleiner Film, der die Grundproblematik auch für die YouTube-Generation erfassbar macht:

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Faire Woche vom 13. bis 26. September 2010

Darauf wollte ich doch noch kurz hinweisen – aktuell findet, initiiert von TransFair, dem Verein zur Förderung des Fairen Handels, die Faire Woche statt. Deutschlandweit gibt es über 1.400 Veranstaltungen, die sich mit diesem Thema befassen. Auf der dazugehörigen Website finden sich Informationen in Hülle und Fülle, sehr schön aufbereitet:

„Fair schmeckt mir!“ – dem Motto der diesjährigen Fairen Woche stimmten die Gäste des Spitzenkochs Simon Tress voll und ganz zu. Gemeinsam mit Dr. Hans-Christoph Bill, Vorstand des Forum Fairer Handel, und Reginaldo Vicentim, Geschäftsführer der Fruchtsaftkooperative Coagrosol in Brasilien verteilte er faires Fingerfood am Brandenburger Tor. Damit ist die Faire Woche 2010 offiziell eröffnet.

„Ob beim Einkauf von Lebensmitteln oder während eines Restaurantbesuches – wir können täglich einen bewussten Beitrag leisten zu einer partnerschaftlichen und ökologischen Entwicklung des Südens“, betont Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel, Schirmherr der Fairen Woche. Dr. Hans-Christoph Bill würdigte das große Engagement der vielen Aktiven zur Fairen Woche: „Mehr als 1.400 Veranstaltungen zur Fairen Woche finden in den nächsten Tagen bundesweit statt. Das ist eine großartige Einladung an die Verbraucherinnen und Verbraucher, den Fairen Handel kennen zu lernen und gleichzeitig ein beeindruckendes Zeugnis vom Engagement der Akteure des Fairen Handels.“

Reginaldo Vicentim berichtete von den positiven Wirkungen des Fairen Handels für seine Organisationen und Gemeinde: „Der Faire Handel bietet unseren Kleinbauernfamilien und den Pflückerinnen und Pflückern eine Zukunftsperspektive. Viele kleinere Orangenbauern im Umfeld mussten längst ihre Felder aufgeben.“ Mit vier weiteren Gästen aus Costa Rica, Ecuador, Guatemala und Kenia wird er in den nächsten Wochen bundesweit Veranstaltungen der Fairen Woche besuchen.

Zur Fairen Woche 2010 sind insbesondere Gastronomen aufgerufen, sich zu beteiligen und fair gehandelte Produkte in ihr Angebot aufzunehmen. Simon Tress räumte hierzu mit Vorurteilen auf und betonte: „Ich freue mich über die Vielfalt hochwertiger fair gehandelter Produkte, die ich als Koch inzwischen zur Verfügung habe und gerne in meinen Restaurants verwende.“ Viele Restaurants, Cafés und Kantinen bieten zur Fairen Woche und darüber hinaus Gerichte mit fair gehandelten Zutaten an.

Im Vorfeld der UN-Konferenz zu den Milleniumsentwicklungszielen (MDG) hoben die Fair-Handels-Akteure hervor, welche Bedeutung gerechte Handelsstrukturen für die Armutsbekämpfung haben. „Der Faire Handel wirkt! Er versetzt Millionen Menschen in Entwicklungsländern wirksam in die Lage, sich und ihre Organisationen aus eigener Kraft weiterzuentwickeln und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Dies ist ein konkreter Schritt auf dem Weg zur Erreichung der MDGs, zu dem Verbraucherinnen und Verbraucher im Alltag beitragen können“, erklärte Dr. Hans-Christoph Bill und forderte die Politik auf, die Unterstützung für eine nachhaltige, kleinbäuerlich geprägte Landwirtschaft auszubauen.

Hintergrund – Die Faire Woche 2010

Im September sind zum neunten Mal zur Fairen Woche Weltläden, Initiativen und Aktionsgruppen, Supermärkte, Gastronomie, Verbände und Einzelpersonen dazu aufgerufen, der Öffentlichkeit den Fairen Handel näher zu bringen. Bei fairen Menüs, Vorträgen und Gesprächen mit Produzentenvertretern, Fahrradtouren und vielfältigen anderen Veranstaltungen wird der Faire Handel erlebbar. Die Aktionswoche zum Fairen Handel wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED)/Brot für die Welt und dem Bischöflichen Hilfswerk MISEREOR finanziell gefördert. Sie ist eine Aktion des Forums Fairer Handel. Hier haben sich die wichtigsten Akteure des Fairen Handels in Deutschland zusammengeschlossen, um ihm eine stärkere Stimme zu geben. Der Faire Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Der Faire Handel in Deutschland weist seit Jahren hohe Wachstumsraten auf und erzielte im Jahr 2009 einen Umsatz von rund 320 Millionen Euro.

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Helden des Alltags: Keine BILD-„Zeitung“ in Ottensen

Ich hatte mir geschworen, mich an dem ganzen Rummel um die Äußerungen und das Buch Thilo Sarrazins hier im Blog nicht zu beteiligen, zumal der Herr mit seinen Thesen seine eigenen Behauptungen, dass Deutschland immer dümmer werde, beeindruckend beweist. (Man muss dabei auch konstatieren, dass Sarrazin manches anspricht, was eine Reihe von Bürgern im Land ebenfalls so empfindet – und dieses Unbehagen, das manche Menschen beim Thema Integration, „Multikulti“ etc. überkommt, hat Herr S. natürlich nicht eigens erfunden, sondern nur (von latent rassistischen Untertönen begleitet) verbalisiert und erneut auf die Tagesordnung gesetzt. So funktioniert Demagogie… Ein Thema aufgreifen, das vielen unter den Nägeln brennt und dieses dann mit radikalen Thesen verknüpfen. Eine sinnvolle und konstruktive Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Problemen bei der Integration sieht anders aus.)

Nun, da aber so ziemlich alle Medien auf das Thema auf- und angesprungen sind und die BILD-„Zeitung“ abstoßende rechtspopulistische Kampagnen auffährt, wird eines klar: die Verdummung der Deutschen (und aller anderen Menschen) droht nicht von etwaiger „Überfremdung“ o.ä. Schimären, sondern durch besagte Medien selbst. Wer die BILD, Focus, Gala oder die Bunte liest, RTL, Pro7 & Co. schaut, wird ganz bestimmt zumindest nicht klüger, das ist offensichtlich. Gerade die verlogene Empörung „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ ist, wie Martin Blumentritt in „Die PC-Lüge“ es schon vor vielen Jahren ausgeführt hat, nichts anderes, als ein plumper Versuch, jede noch so verquere Aussage vor jeglicher Kritik zu immunisieren:

(…) Man ist das ewige “man darf heute ja nicht sagen”, das jede ausländerfeindliche, antisemitische, nationalistische oder faschistische Rede einleitet, schon längst satt, so oft hat man das gehört. Daher ist die Formulierung durch die Abwehr einer angeblichen Gefahr von “political correctness” ersetzt worden. Die Funktion ist die gleiche geblieben. Man will etwas sagen, was vorab das schlechte Gewissen beunruhigt und antezipiert die Kritik, die zwangsläufig der Ungehörigkeit der Äusserung folgen muß.
Die Abwehr von PC fällt auf den Autoren zurück, sie kündigt nur die Unverschämtheiten an, die dann folgen werden. Wer etwas zu sagen hat, das nicht rechtens auf Empörung jeden anständigen Menschen stoßen wird, der kommt nicht auf die Idee seine Rede mit “man darf das ja heute nicht sagen” oder “es entspricht nicht der PC”, was ich sagen will einzuleiten.
Wenn ein Text damit beginnt gegen PC zu wettern muß man ihn nicht mehr zuendelesen, um zu wissen, daß Verstöße gegen die Menschenwürde und Volksverhetzung folgen werden.
Die Abwehr von PC soll genau das Erreichen, was man einer angeblichen Durchsetzung von PC unterstellt, sie soll die eigenen in der Regel unakzeptable rassistischen, nationalistischen oder antisemitische Auffassungen gegen Kritik immunisieren, sie ist also Projektion. (…)

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Hagen Rether und das Umweltbewusstsein

Dem, was Hagen Rether in der WDR-Sendung Mitternachtsspitzen am 4.9. vortrug, ist eigentlich nichts hinzuzufügen…

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Der Kampf ums Papier

Papier umgibt uns im Alltag allüberall, und auch die früheren Visionen eines „papierfreien Büros“ durch Computer & Co. haben sich absolut nicht bewahrheitet. Papier ist für unsereins ein billiger, stets verfügbarer Rohstoff, über den man sich selten Gedanken macht, dessen Produktion jedoch oftmals höchst bedenklich und naturschädigend ist. Im österreichischen Blog Auftragselfe wurde ich durch den Artikel „Papier, Papier…“ darauf aufmerksam gemacht, dass es vielerlei Gründe gibt, seinen Umgang mit Papier (wie auch mit anderen Ressourcen) zu überdenken:

(…) Wenn für unser Papier, das wir verwenden, Regenwälder und Lebensräume zerstört und Menschenrechte verletzt werden, müssen wir genauer darüber nachdenken und handeln. Papier- und Pappehersteller wie Aracruz besitzen tausende Hektar Monokulturen und über 90 % der gewonnenen Zellstoffe werden exportiert: An Konzerne wie Procter & Gamble, die damit dann Millionengewinne machen, unter anderem mit Klopapier und Taschentücher (Tempo, Pampers, Bounty…). (…)

Deutschland verbraucht beispielsweise mehr Papier als Afrika und Lateinamerika zusammen, um genau zu sein: 224 kg pro Person und Jahr (ausgerechnet von der UNEP). Jeder 5. weltweit gefällte Baum landet in einer Zellstoffmühle. Papier und sein Faserrohstoff werden aus insgesamt 130 Ländern der Erde nach Deutschland eingeführt.
Durch Sojaanbau, Staudämme, Bergbau, Ölpalmplantagen (siehe meinen Blog unter Palmöl) etc… und eben auch durch Kahlschläge für Zellstoffe und Papier schrumpft der Wald immer weiter. Gerade Primärwälder (Urwälder) brauchen Jahrtausende für ihre Entstehung, sie können nicht gepflanzt werden – einmal abgeholzt, sind sie für immer verloren. Plantagen trocknen die Böden aus, in Monokulturen gibt es keine Artenvielfalt mehr und werden anfällig für Schädlinge, dadurch kommt es zum Einsatz von Pestiziden, Kunstdünger belasten weiter die Böden und Gewässer – ein Teufelkreis. (…)

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Lesetipps: „Die Legende vom nachhaltigen Wachstum“ / „Aktionismus – immer die falsche Idee“ / „Überteuerte Alltagsgegenstände – die man trotzdem kauft“

© Ambrozio, stock.xchng

In den letzten Tagen sind mir wieder einige interessante Artikel im Netz begegnet, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Besonders spannend und den Tenor meines Blogs treffend ist Niko PaechsDie Legende vom nachhaltigen Wachstum – ein Plädoyer für den Verzicht“ in Le Monde diplomatique. Hier erklärt der Wirtschaftswissenschaftler noch einmal seine Thesen, dass unser Wirtschaftssystem auch mit einer LOHASigen Begrünung des Wachstums nicht vom Weg in den Abgrund wird abzubringen sein – vielmehr sind grundlegende Prämissen zu ändern, die nicht durch Elektroautos und Bio-Äpfel aus Neuseeland zu erreichen sind. Ich empfehle UNBEDINGT die Lektüre des kompletten Textes! Hier ein paar Auszüge:

(…) Tagtäglich muss sich der zeitgenössische Konsument seinen Weg durch ein dichtes Gestrüpp käuflicher Selbstverwirklichungsangebote bahnen. Auf dem Rummelplatz der glitzernden Verführungen den Überblick zu behalten, kostet vor allem eines: Zeit. Alles will zur Kenntnis genommen, betrachtet, geprüft, abgewogen, verglichen, zum Gegenstand einer Kaufentscheidung und eines Kaufakts werden und schließlich auch noch genutzt werden. Dabei wird auch die Zeit immer knapper, die den vielen Konsumobjekten gewidmet werden muss, damit sie überhaupt Genuss stiften können. Dies liegt sowohl an der Reizüberflutung, die unsere Aufmerksamkeit und Zeit stiehlt, als auch daran, dass wir uns immer mehr Dinge leisten können, auf die wir unsere Zeit verteilen müssen.

Inzwischen braucht man schon einen gewissen Selbstschutz, um in diesem Hamsterrad nicht die Orientierung zu verlieren. Ein möglicher Ausweg bestünde in einem entschleunigten Lebensstil, angefangen mit einer Entrümpelung: Von welchen Energiesklaven, Konsumkrücken und Komfort verheißenden Infrastrukturen könnte sich die Gesellschaft und jeder Einzelne freimachen? Der Abwurf von Wohlstandsballast wirkt befreiend. Es gilt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, statt sich in einer frustrierenden Vielfalt von Glücksversprechen zu verlieren. (…)

(…) Der innovationsgetriebene Fortschritt – auch der zwecks Nachhaltigkeit forcierte – löst soziale und kulturelle Veränderungen aus, die im vorhinein schwer einzuschätzen, oft kontraproduktiv und außerdem unkorrigierbar sind. Vor allem aber ist die Innovationsorientierung im Kern strukturkonservativ. Umweltfreundliche Produkte und Technologien wie der Dreiwegekatalysator, der Hybridantrieb, der Brennstoffzellenantrieb oder die Elektromobilität immunisieren maßlose Mobilitätsansprüche gegen jede Kritik. Passivhäuser legitimieren das unausgesprochene “Menschenrecht”, nach Lust und Laune Einfamilienhäuser in die Landschaft zu bauen. Und dass die Erneuerbaren emissionsfrei sind, wird als Rechtfertigung herangezogen, um unbequemes Energiesparen zu vermeiden. (…)

(…) Angenommen, es würde sich herausstellen, dass Mobilfunk als Teil jener digitalen Revolution, der einst hohe Dematerialisierungspotenziale zugetraut wurden, doch krebserregend ist. Wie könnte dann die Handykommunikation, von der sich die Menschheit inzwischen vollständig abhängig gemacht hat, unterbunden werden? Das mobile Telefon ist längst Teil der Alltagskultur, keine Macht der Welt könnte es per Rückrufaktion wieder aus dem Verkehr ziehen. Es bliebe nur eine nächste Innovationswelle, die wie ein Gegengift die negativen Folgen der vorherigen Technologie neutralisieren würde – ohne diese zu entfernen. (…)

(…) Nachhaltige Entwicklung kann indes nur eine Kunst der Reduktion sein. Deshalb zielt eine Postwachstumsökonomie darauf, Expansionszwänge zu überwinden. Der wichtigste besteht in einem Lebensstil, der vollständig von geldvermittelter und global arbeitsteiliger Fremdversorgung abhängig ist. Wenn Bedürfnisse, die einst durch Handwerk, Eigenarbeit, Subsistenz, lokale Versorgung und soziale Netzwerke befriedigt wurden – oder auf deren Befriedigung man schlicht verzichtete -, durch käufliche Produkte, Dienstleistungen und eine komfortable Automatisierung/Mechanisierung erfüllt werden, ist die Existenzsicherung einer Geld speienden Wachstumsmaschine ausgeliefert.

Mit zunehmender Spezialisierung, die eine immer größere Distanz zwischen Verbrauch und Produktion schafft, steigt die Anzahl der Wertschöpfungsstufen, deren Investitions- und Kapitalbedarf zur Notwendigkeit ökonomischen Wachstums beiträgt. Eine Postwachstumsökonomie beginnt daher mit einer Genügsamkeitsstrategie. Sie konfrontiert die verzweifelte Suche nach weiteren Steigerungen von Güterwohlstand mit einer Gegenfrage: Welcher Plunder, der nur wachstumsabhängig macht, ließe sich über Bord werfen?

Apropos Konsumismus – dazu passt auch dieser Artikel, den ich zufällig bei Yahoo entdeckte: „Überteuerte Alltagsgegenstände – die man trotzdem kauft“. Einige erstaunlich kritische Momente tauchen in dem Text durchaus auf:

(…) Pro Jahr trinkt jeder Deutsche 123 Liter Wasser und hat dabei die Qual der Wahl zwischen rund 600 Mineralwasser-Marken. Mineralwasser ist das beliebteste alkoholfreie Getränk in Deutschland. Noch vor rund 30 Jahren sah das anders aus: Damals war abgefülltes Trinkwasser kaum üblich. Mittlerweile greifen laut der internationalen Studie „Greendex“ 65 Prozent der Deutschen täglich zum Wasser aus der Flasche, mehr als in jedem anderen Land der Erde. Die Mineralwasser-Branche freut sich: Unternehmen wie der Nestlé-Konzern verdienen jährlich Milliarden damit, Wasser um die ganze Welt zu karren. (…)

Vor allem stille Wässer sind in. Dabei ist gerade stilles Wasser eine der am häufigsten vorkommenden Ressourcen in der Welt – und zumindest in Deutschland aus zahlreichen Quellen viel preiswerter oder sogar kostenlos erhältlich: aus dem Wasserhahn. Obwohl das Wasser aus der Leitung laut Experten in der Regel genauso gesund ist wie das abgefüllte, sind jedoch viele Menschen noch immer bereit, bis zu 3 Euro für eine Flasche zu bezahlen und ihr Wasser regelmäßig kistenweise nach Hause zu schleppen. Dabei ist Flaschenwasser nicht nur verhältnismäßig teuer, sondern wirkt sich auch negativ auf die Umwelt aus: Schließlich kosten Transport, Abfüllung und die Herstellung der Flaschen jede Menge Energie. Ganz zu schweigen davon, dass viele leere Flaschen nicht recycelt werden.

(…) Bei vielen Alltagsgegenständen lohnt es sich, die Folgekosten genauer unter die Lupe zu nehmen – oder deren Anschaffung gänzlich zu hinterfragen. (…)

Der naturgetr.eu-Blog, der sich ja auch kritisch zum Konsumismus und dem „Green New Deal“ der LOHAS äußert, geht auch in einem seiner aktuellen Beiträge, „Aktionismus – immer die falsche Idee“ genau der Frage nach, inwieweit viele „neue Grüne“ davon ausgehen, dass etwas grüner schon grün und damit gut sei:

Umweltschutzorganisationen wie z.B. (aber nicht nur!) Greenpeace setzen auf Aktion – wie die Gruppe selbst in ihrer Broschüre zum 30jährigen Bestehen von Greenpeace Deutschland (PDF) zeigt: es wird besetzt, in der Welt herumgereist und über die Weltmeere getuckert. Kurz: Es wird Aufwand betrieben, der Energie und andere Ressourcen kostet. Und immer mit dabei ist natürlich die Quasi-Uniform so vielen Natur- und Umweltschützer, die Marken-Outdoor-Klamotte. Ich bezweifle, dass diese meist auf medienwirksamkeit getrimmten Aktionen außer der Medienpräsenz tatsächlich etwas bewirken, zumal langfristig betrachtet. Mag sein, dass durch solche Aktionen veraltete Technologien und Verfahrensweisen etc. angeprangert werden und diese dadurch umgeformt werden.

Aber auch die dann aufkommenden “alternativen” Produkte und neuen Technologien sind keine wirkliche Abhilfe, sondern mehr ein “linke Hand – rechte Hand”-Spiel. Energie und Rohstoffe, die an der einen Stelle eingespart werden, werden für die Produtkion dieser Pseudo-Alternativen gebraucht: Akkus statt Öl, Giftstoffhaltige Energiesparlamen statt Glühbirnen, energie- und wasserintensive erzeugung von Sojaprodukten statt Fleisch und – die neueste Unsäglichkeit – Elektrisch angetriebene Fahrräder statt Autos (damit man auch in Zukunft Kurzstrecken nicht aus eigener Kraft zurücklegen muss…). Immer wieder – anders kann man das nicht sagen – wird grüner mit grün verwechselt. (…)

(…) Problemlösungen sind dementsprechend immer technische Lösungen – egal ob im Umweltschutz, in der Medizin, in der Sicherheits- oder Sozialpolitik.
Lösungen, die auf soziokulturellen Veränderungen beruhen, werden weder diskutiert noch in Betracht gezogen. Wie auch! Schließlich bestimmen mittlerweile nicht mehr Kultur und Gesellschaft die Technik, sondern die Technik bestimmt Kultur und Gesellschaft. Wir stolpern auch im letzten verbleibenden Rest gesellschaftlichen und kulturellen Lebens noch blind dem erlösenden Heiland Technik hinterher, die mehr und mehr unseren Alltag vereinnahmt, unsere Lebenswelt grau und steril macht.

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Revolution – eine Gebrauchsanleitung

Auf Duckhome wurde ich neulich auf eine Dokumentation des Senders Arte aufmerksam gemacht, die den vielversprechenden Titel „Revolution – eine Gebrauchsanleitung“ trägt und sich mit einigen grundlegenden erfolgversprechenden Stragien beim Umsturz eines verhassten Regimes befasst; dies am Beispiel verschiedener Bewegungen in Osteurope (Serbien, Ukraine…) verdeutlicht. Duckhome bezweifelt in seinem Posting (wohl zu Recht), dass es in Deutschland jemals so weit kommen könnte, zu obrigkeitshörig ist doch die deutsche Mentalität. Und zu gut geht es auch heute noch den meisten Bürgern, zu sehr haben sie sich ans bisherige System gewöhnt, als dass hier umstürzlerisches Potential brodeln würde.

Ich denke allerdings auch, dass so eine Revolution herzlich wenig bringt, vor allem, wenn man gar nicht so genau weiß, gegen wen man sich eigentlich auflehnt und was man anschließend für ein System errichten möchte. Merkel & Westerwelle abzusetzen (was spätestens nach den ausgekungelten Atomplänen im Sinne der demokratischen Kultur zwingend nötig wäre!) und durch andere Politiker zu ersetzen z.B. würde letztlich auch nicht wirklich weiter helfen, solange ein Geflecht aus Medienkonglomeraten, Lobbyisten und Großkonzernen das Ruder in der Hand hält. Und solange die Menschen auf billigen Konsum getrimmt sind und egoistisch dem eigenen Genuss frönend ihr Konsumentenleben leben, werden wohl auch andere Regierungen, wie auch immer sie ins Amt kommen, nicht viel voranbringen. Ein Bewusstseinswandel, ein Umdenken im eigenen persönlichen Rahmen, wäre meines Erachtens auf breiter Basis vonnöten (quasi eine Revolution in den Köpfen), damit ein echter Wandel im Land und im System möglich ist und nicht nur einfach eine neue Riege von Machtmenschen, egal welcher Couleur, das Steuer übernimmt. Alte linke Vorstellungen von einem Aufstand der „arbeitenden Klasse“ sind wenig erfolgversprechend und auch wenig verlockend, zumal wenn die meisten Menschen gar keine wirkliche Veränderung wollen… Ich möchte jedenfalls keine „Diktatur des Proletariats“, sondern eher eine freie Gesellschaft, in der die Arbeit einen geringeren Stellenwert hat als heutzutage und in der nicht alle Lebensbereiche einer Durchökonomisierung zugeführt werden. Ob das durch eine Revolution erreichbar ist, tja… Schaun mer mal. :-)

Die in der Doku geschilderte Vorgehensweise gibt interessante Hinweise, aber die „Finanzierung durch den Westen“ würde bei einer ähnlichen revolutionären Entwicklung in Deutschland wohl ausbleiben. (>> zu den YouTube-Seiten, da das Einbinden irgendwie nicht klappt)


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Widerstand gegen Atompläne und Geheimverträge

Nun ist sie also beschlossen, nach viel Trara, die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke, von der schwarz-gelben Koalition als große Energiewende gefeiert. Von einem undursichtigen „Geheimvertrag“ (s. auch HIER) begleitet, rufen die verantwortungslosen und wahnwitzigen Pläne, mit der längeren Laufzeit der Atommeiler den großen Energiekonzerne in den nächsten Jahrzehnten Abermilliarden zuzuschustern und den Ausbau regenerativer Energien letztlich zu behindern, eine Welle des Protests hervor. In Berlin wird am nächsten Wochenende, am 18. September, zum großen Protestmarsch aufgerufen, und 1 Million Menschen aus der ganzen Republik werden erwartet, um für eine zukunftsträchtigere Energiepolitik zu demonstrieren – „Anti-Atom-Demo“.

Außerdem gibt es im Internet verschiedene Petitionen, die sich direkt an die Regierung richten und gegen den Lobbyisteneinfluss.

Campact! will „Merkels Atompläne stoppen“ und bittet um Unterzeichnung der Online-Petition – HIER.

Angela Merkel will Atomkraftwerke durchschnittlich 12 Jahre länger am Netz lassen. Am 28. September soll das Bundeskabinett darüber entscheiden. Dann wollen wir unseren Appell in bundesweiten Zeitungen veröffentlichen – mit mehr als 100.000 Unterschriften.

Auch die NGO Avaaz.org, ein weltweit operierendes Projekt, das sich für viele soziale und politische Aktionen einsetzt, hätte gerne Eure Stimme – „Bürger gegen die Atomlobby“:

Hinter verschlossenen Türen drängt Kanzlerin Merkel auf ein neues Energiekonzept, maßgeschneidert auf die Atomlobby.

Sie nennt es eine “Energie-Revolution”, doch in Wahrheit ist es ein gewaltiger Erfolg für die Profite der Atomkonzerne und ein riesiger Rückschlag für wichtige Investitionen in erneuerbare Energielösungen und den Klimawandel.

Die Unterstützung der Bevölkerung für die Regierung ist gering – Wenn jetzt also genug von uns diesen Skandal aufdecken und unsere Opposition kundtun, könnte der Wille der Bürger die Atomlobby übertrumpfen. Doch wir sind in einem Wettlauf mit der Zeit – die Regierung wird ihr endgültiges Konzept noch diesen Monat vorlegen.

Und schließlich kämpft auch der Berliner Verein Lobby Control seit längerem schon gegen den undemokratischen Einfluss der großen Lobbyverbände auf die Politik. In ihrer aktuellen „Aktion: Atom-Geheimabkommen widerrufen!“ setzt sie sich insbesondere gegen die Klauseln der Absprachen mit den Energiekonzernen zur Wehr:

Fernab von Öffentlichkeit und Parlament hat die Bundesregierung ein Geheimabkommen mit den großen vier Energiekonzernen getroffen, dass den Konzernen längere Laufzeiten und Milliardengewinne zusagt. Nur nach öffentlichem Druck wurde der Vertragsinhalt mit seinen Schutzklauseln für EnBW, EON, RWE und Vattenfall jetzt öffentlich. Diese Nacht- und Nebel-Politik ist undemokratisch und nicht akzeptabel. Es darf nicht sein, dass die Energiekonzerne einseitig die Politik bestimmen und mit der Bundesregierung hinter den Kulissen Deals über Laufzeiten und ihre Besteuerung aushandeln. Fordern Sie jetzt Bundeskanzlerin Merkel auf, das Abkommen zu widerrufen und für demokratische Entscheidungsprozesse zu sorgen! Unterschreiben Sie jetzt den Appell!

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Fernsehtipp: Die Bucht (The Cove)

Normalerweise verfolge ich das Fernsehprogramm der Privatsender nicht, aber nun wurde ich von einem Blogleser darauf aufmerksam gemacht, dass heute Abend um 20:15 die preisgekrönte Doku „Die Bucht (The Cove)“ von Richard O’Barry auf Vox zu sehen sein wird. Ich zitiere von diebucht.ch:

Spannend wie ein Roman. Erschütternd wie die Wirklichkeit. Aber gleichzeitig hoffnungsvoll! Das ist das Buch „Die Bucht“. Einst trainierte Richard O’Barry die Delfine für die weltbekannte TV-Serie „Flipper“. Doch dann wird ihm klar, was er damit ausgelöst hat. Er wird zum Aktivisten. Sein Kampf um das Leben der Delfine spitzt sich zu, als er in Japan auf eine kleine versteckte Bucht stößt – eine Bucht mit einem blutigen Geheimnis… Er beschließt zu handeln.

Der Schweizer Journalist und Autor Hans Peter Roth folgt Ric O’Barry nach Japan, wird Zeuge der dramatischen Ereignisse in der Bucht von Taiji und steht schon bald selber mitten im Geschehen. Gemeinsam haben Ric O’Barry und Hans Peter Roth ihre Eindrücke und Erkenntnisse im Buch „Die Bucht“ (Delius Klasing Verlag 2010), verarbeitet. Es ist das Buch zum sensationellen, Oscar-prämierten Dokumentarfilm „Die Bucht“ – „The Cove“. Und gleichzeitig weit mehr als das. Als mitreißende Lektüre vertieft und ergänzt es die Inhalte des Films, geht weiter und hält in Atem.

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