Buchbesprechung: Martin Sonneborn „Das PARTEI-Buch“

Seien wir doch mal ehrlich – Politik ist zumeist total langweilig. Okay, es gibt immer mal wieder unfreiwillige Komik, wenn sich Poltiker verheddern oder so wie jetzt die schwarz-gelbe Regierung in der Atomfrage eine offen opportunistische Kehrtwende simuliert, aber im Grunde gibt es wenig zu lachen. Vor allem, wenn es um die Parteien und Parteiarbeit geht – das ist doch oft ein sehr trockenes Brot, was da gekaut werden muss. Bis neulich! Denn mit Martin Sonneborns „Das PARTEI-Buch. Wie man in Deutschland eine Partei gründet und die Macht übernimmt“ ziehen Humor und Anarchie ins politische Alltagsgeschäft ein. Sonneborn, seines Zeichens Herausgeber des „endgültigen Satiremagazins“ Titanic schildert auf 240 Seiten die Gründung der Partei Die PARTEI (Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratischer Initiative), die in den Schlüsselpositionen zunächst mit Titanic-Mitarbeitern besetzt wird, sowie ihren unaufhaltsamen Aufstieg mit Hilfe von „schmierigem Populismus“ (O-Ton).

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Twestival 2011

An dieser Stelle noch ein kurzer Hinweis auf das morgen, am 24. März stattfindende Twestival 2011, das als Twestival Local auch in Essen, Hamburg und Berlin stattfinden wird. Twestival, was ist denn das schon wieder?

Ein Twestival (oder Twitter-Festival) ist eine globale Bewegung, die an einem einzigen Tag die Macht der sozialen Medien nutzt, um Offline-Events zu organisieren, die Gemeinden für die Unterstützung von örtlichen gemeinnützigen Organisationen mobilisieren. Seit 2009 haben über 200 Städte an Twestival teilgenommen und dabei nahezu 1,2 Millionen USD (800.000 EUR) für wichtige Dinge wie sauberes Wasser und Bildung gesammelt. Twestival Local-Veranstaltungen werden zu 100 % durch Volontäre koordiniert und die durch Ticketverkäufe und Spenden gesammelten Gelder gehen zu 100 % an örtliche gemeinnützige Projekte.

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Die Auswirkungen des Billigwahns auf die Lebensmittelqualität

Kennt Ihr das auch? Irgendwie schmecken Obst und Gemüse nicht mehr so intensiv und natürlich wie dies noch vor, sagen wir mal, 10 Jahren der Fall war. Selbst Bioware hat nicht selten nur einen recht faden Geschmack, und falls man dann doch mal auf Weintrauben oder Paprika stößt, die die Geschmacksknospen zum Jubilieren bringen, ist das eher eine Ausnahme als die Regel. Lange Zeit dachte ich, dass ich vielleicht nur besonders nostalgisch veranlagt bin oder im Laufe der Zeit das Geschmacksempfinden einfach nachlässt. Aber nachdem ich mittlerweile mehrere Menschen in meinem Bekanntenkreis habe, die meine Beobachtung bestätigen, scheint doch etwas dran zu sein.

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Wir sind Revolution

Das ist doch mal eine wirklich lobenswerte und hochinteressante Initative – auf der Website „Wir sind Revolution“ läuft derzeit ein Ideenwettbewerb, in dem es darum geht, wie man sich die Welt nach einer stattgefunden habenden Revolution ausmalt, also was sich konkret geändert haben wird bzw. was sich ändern soll. Im Kern geht es also um das Entwickeln von Visionen, die in die Realität umgesetzt werden sollen. Die Einreichungsphase ist mittlerweile vorüber, nun kann über die zwölf Vorschläge, die es in die Endrunde geschafft haben, diskutiert und gestritten werden – dazu wird in Stuttgart auch ein eigener „Revolutionskongress“ stattfinden. [via Der Mensch – das faszinierende Wesen; dort wird auch das RealExperiment vorgestellt]

Und das war die Ausschreibung für unseren Wettbewerb:
Die Gesellschaft, wie sie heute existiert, hat keine Zukunft mehr: Der Wachstumsglaube hat seine Tragfähigkeit eingebüßt, die Herausforderungen durch Staatsverschuldung, Klimawandel oder die Endlagerung radioaktiver Abfälle werden stetig größer. Der soziale Unfriede wächst. Die Nichtwähler sind die stärkste Partei. Ein geeintes Europa rückt in weite Ferne. In Deutschland herrscht der Eindruck historischer Alternativlosigkeit. Es fehlt an Perspektiven.

Macht euch frei von alten Vorstellungen! Glaubt denen nicht, die von „Sachzwängen“ sprechen! Entwerft eine neue Gesellschaft! Je länger wir damit warten, desto kleiner werden die Spielräume für Veränderungen sein. Die Zukunft darf nicht länger aus lauter Rückschritten bestehen. Und die Zukunft, das sind jene, die sie hier entwerfen: Wir sind Revolution.

Die Idee: Denkt revolutionär!
Stellt euch vor, eine Revolution hätte stattgefunden. Stellt euch vor, die „Sachzwänge“ und ökonomischen „Naturgesetze“ würden nicht existieren. Stellt euch vor, die gesellschaftliche „Wirklichkeit“ existiert nur deshalb, weil ihr sie akzeptiert. Die Parteien haben euch längst schon sitzen gelassen, ihr braucht nur noch die Konsequenzen zu ziehen. Ob man will oder nicht: Es geht von vorne los! Ein neues Spiel hat begonnen und ihr könnt die Regeln bestimmen.
Ab dem 11. Oktober habt ihr die Möglichkeit, diese Regeln genauer festzulegen: Dann beginnt die bundesweite Ausschreibung „Wir sind Revolution“. Tausende von Menschen sollen ihre Vorschläge einsenden, wie die neue Gesellschaftsordnung aussieht. Du auch! Sei mit dabei! Schreib uns, wie deiner Ansicht nach die Zukunft aussehen soll. Was muss sich durch die Revolution verändert haben? Alternativlos war gestern – denk anders und neu!

Die revolutionärsten der eingesandten Konzepte werden gemeinsam mit den Teilnehmern der Ausschreibung (ihr könnt die Konzepte im Forum dieser Seite bewerten) sowie einer eigens für die Revolution eingerichteten Jury ausgewählt.

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Fernsehtipp: Themenabend „Geldquelle Wasser“ auf ARTE am Di., 22.3.2011

© ArtMast, stock.xchng

Morgen Abend, am Dienstag, den 22. März gibt es mal wieder einen Grund, den Fernseher aus der Abstellkammer zu holen – ARTE sendet den Themenabend „Geldquelle Wasser“ und zeigt zwei spanennde Dokus, die den Kampf der Konzerne um das lebenswichtige Gut zeigen. (Wiederholungen: Wiederholung am Donnerstag 24. März um 10.05 Uhr und Donnerstag 31. März um 14.45 Uhr)

Trinkwasser ist ein kostbares Gut. Doch gerade in Europa verkommt es derzeit zur Ware. Immer mehr Städte und Gemeinden privatisieren ihre Wasserversorgung. Die Folgen sind ein nur kurzfristiger Geldsegen für die Kommunen und eine langfristige Verteuerung des Trinkwassers für die Verbraucher. Der Themenabend dokumentiert anlässlich des Weltwassertags die zunehmende Verlagerung der Wasserversorgung von der öffentlichen in die private Hand. Und er beleuchtet ein zweites Problem, den wachsenden internationalen Handel mit in Flaschen abgefülltem Wasser, der sich zu einer gravierenden Umweltsünde auswächst.

Seit einiger Zeit ist eine zunehmende Privatisierung des Trinkwassers in unseren Breiten zu beobachten. Doch darf diese wichtige Ressource zu einer Ware, einem Wirtschaftsgut verkommen? Und wie will man das Bewusstsein für das weltweite Grundrecht auf Wasser wach halten, wenn es immer häufiger aus der öffentlichen Hand gegeben wird und Global Player ihr Geschäft damit machen? Das Trinkwasser wird durch diese Transaktionen weder sauberer noch keimfreier – es wird teurer. Und auf den kurzen Geldsegen, der in den klammen Kassen zahlreicher Städte und Kommunen schnell wieder versickert, folgt die ernüchternde Feststellung, dass man sich bis in die Folgegenerationen hinein verschuldet und abhängig gemacht hat. Wasser in öffentlicher Hand bleibt sowohl für Frankreich als auch für Deutschland eine politische Forderung.
Der Themenabend hat sich anlässlich des Weltwassertags zum einen bei den französischen Konzernen Veolia und Suez, den Platzhirschen auf dem Weltmarkt der privaten Wasserversorgung, umgesehen und zum anderen den arglosen Umgang mit abgefülltem Trinkwasser dokumentiert, der zu erheblichen Umweltschäden führt.

Um 20:15 Uhr macht die Doku „Water makes money“ den Auftakt, deren Ausstrahlung der französische Konzern (vergeblich) zu unterbinden versuchte. Da man nie weiß, ob die Kalge am Ende nicht doch Erfolg hat, sollte sich jeder die Doku ansehen und aufzeichnen/archivieren!

Die französischen Konzerne Veolia und Suez zählen zu den Großen im wachsenden Weltmarkt der privaten Wasserversorgung. Sie sind auf allen fünf Kontinenten präsent und kaum eine Woche vergeht ohne Neuerwerbungen. Doch ausgerechnet im Heimatland Frankreich verlieren sie jetzt an Boden. Anfang 2010 mussten beide Konzerne an ihrem Hauptsitz Paris die Wasserversorgung zähneknirschend an die Stadt übergeben und sich auch aus Rouen zurückziehen. Demnächst folgen wohl Bordeaux, Toulouse, Montpellier, Brest und andere Kommunen, die ihre Wasserversorgung wieder in die eigene Hand nehmen wollen. Die Dokumentation erklärt die Gründe für diese Entwicklung.

Private Konzerne versorgen rund 80 Prozent der französischen Bevölkerung mit Trinkwasser. Doch im ganzen Land schwindet das Vertrauen in ihre Seriosität, denn die Wahrheit über das Gebaren der Konzerne drängt an die Oberfläche: Wasserzähler werden dem Kunden faktisch doppelt berechnet, der Austausch von Bleileitungen erfolgt nur teilweise, dringende Reparaturen werden dem Verbraucher als Neuanschaffung in Rechnung gestellt. Inzwischen liegen die Wasserpreise bei privaten Betreibern in Frankreich um 20 bis 60 Prozent höher als bei öffentlichen Versorgern. Skandalös sind auch die üblichen geheimen Deals der Wassermultis mit den Kommunen: Der Konzern kauft sich bei der Gemeinde ein, um Wasser zu liefern oder Abwasser zu entsorgen. Diese 200 oder 300 Millionen Euro oder mehr gelten als Kaufsumme oder auch als Geschenk an die Kommune. Doch die Zahlung der Konzerne entpuppt sich dann als Kredit, der von den Wasserkunden über 20 oder 30 Jahre mit Zins und Zinseszins in dreifacher Höhe zurückgezahlt werden muss.
Beispiele in Frankreich und im deutschen Braunschweig machen ein System sichtbar, das den Wasserkonzernen erlaubt, ihren globalen Expansionskurs zu finanzieren – ein System, das inzwischen viele Franzosen motiviert, die Rückkehr zur kommunalen Wasserversorgung anzustreben.
Noch schockierender ist die Tatsache, dass in Frankreich die Ressource Wasser mittlerweile in einem bedenklichen Zustand ist. Dabei liegt die Lösung nah und ist absolut kostengünstig: die Ausweisung von Wasserschutzgebieten, auf denen nur Biolandwirtschaft erlaubt ist. Nur die Multis verdienen daran nichts. Zusätzlich würde ein sinkender Wasserverbrauch die Rendite der Konzerne schmälern. Aber in Frankreich wächst zusehends das Bewusstsein, die Melkkuh der Konzerne für ihre globalen Expansionspläne zu sein, und es baut sich eine Rekommunalisierungswelle auf. Und auch in anderen europäischen Ländern sowie in Lateinamerika, Afrika und den USA kommt es immer häufiger zur Rückkehr der Wasserversorgung in die Hände der Bürgerinnen und Bürger.

Direkt im Anschluss, um 21 Uhr, folgt „Flaschenwahn statt Wasserhahn“, eine Doku, die sich mit dem Schwachsinn der grassierenden (Plastik-)Wasserflaschen befasst:

Obwohl es in weiten Teilen Europas sauberes und unbelastetes Leitungswasser gibt, verkauft die Mineralwasser-Industrie immer mehr in Glas- oder Plastikflaschen abgefülltes Wasser. Nicht selten stammt dieses Wasser aus exotischen Regionen der Erde. Die Dokumentation verfolgt den arglosen Umgang mit abgefülltem Trinkwasser am Beispiel Englands und schildert die direkte Konsequenz, die der teilweise absurde Handel mit Trinkwasser auf die Wasserversorgung zum Beispiel auf den Fidschi-Inseln hat.

Womit ist zu rechtfertigen, dass Einwohner der britischen Hauptstadt London in Flaschen abgefülltes Trinkwasser von den Fidschi-Inseln trinken, wenn gleichzeitig 35 Prozent der Fidschi-Insulaner keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben? Doch in Europa und auch in den USA ist Mineralwasser aus Flaschen so selbstverständlich geworden, dass dort zeitweilig das eigene hochwertige Leitungswasser fast in Vergessenheit gerät. Und das trotz des Wissens, das weltweit mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
Das Geschäft mit dem abgefüllten Nass ist gigantisch. Schon jetzt werden Milliarden verdient, und für die kommenden Jahre erwartet die Branche enorme Steigerungsraten von über 30 Prozent. Doch der Schaden für die Umwelt ist verheerend. Rund um den Globus entstehen jährlich mehrere Hunderttausend Tonnen Kohlendioxid-Emissionen allein dadurch, dass das abgefüllte Wasser zu den Verbrauchern transportiert werden muss. Zusätzlich werden 1,5 Milliarden Barrel Rohöl benötigt, um all die Plastikflaschen zu produzieren. Und nur jede vierte Plastikflasche wird recycelt, der Rest belastet Böden und Gewässer für Jahrhunderte. Die Mineralwasser-Industrie boomt dennoch. Ist dies der Sieg des Marketings über den gesunden Menschenverstand?

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quer über die schwarz-gelbe Atomwende und die Gefahren der Kernenergie

Langzeitleser meines Blog wissen, dass ich die Sendung quer im Bayerischen Fernsehen sehr schätze, da hier immer wieder unbequeme Fragen gestellt und kritisch berichtet wird. Die letzte Sendung widmete der Sender komplett dem Thema Atomkraft – man kann sie sich HIER (in einzelnen Teilen) online anschauen. Zwei Beiträge möchte ich, auf Grund der hohen Aktualität des Themas, hier im Blog doch noch einmal herausgreifen (ab morgen wende ich mich im Konsumpf dann auch wieder anderen Sachen zu, versprochen!) – zum einen „Man kann nicht einmal 5 Millionen evakuieren“, ein Gespräch mit dem Strahlenbiologen Prof. Edmud Lengfelder, der sehr deutliche Worte zu dem Geschehen in Japan und dem Lavieren hierzulande findet:

Prof. Edmund Lengfelder ist einer der weltweit renommiertesten Strahlenbiologen. Er denkt, die japanische Regierung verharmlost die Situation – um zu vermeiden, dass zu sehr Panik ausbricht. Denn eine Evakuierung Tokios wäre rein logistisch schwierig bis unmöglich.

Ebenfalls klare Worte werden der schwarz-gelben Regierung und ihrem offen opportunistischen Atomkurs zuteil – „Atomwende: Wie glaubwürdig ist Schwarz-Gelb?“:

Nach dem beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie unter Rot-Grün kam unter Schwarz-Gelb die Laufzeitverlängerung. Nun kommt die erneute Wende. Viele Menschen schütteln über das Hin und Her der Politik den Kopf. Sie halten das vorübergehende Abschalten der sieben ältesten Kernkraftwerke für reine Wahlkampftaktik der Koalition, um die kommenden Landtagswahlen nicht zu gefährden. Schließlich haben nicht wenige Politiker in den letzten Tagen eine Meinungswende um 180 Grad vollzogen.

Und weil wir grad beim Thema sind – der NDR drehte letztes Jahr im AKW Gorleben und E.ON wollte nicht, dass der Störfall, der zufällig genau in der Zeit passierte und der die Ingenieure ratlos machte, gesendet wird. Der NDR tat’s dennoch – sehr schön!

Auch die Sendung Kontraste widmete sich natürlich dem Atomthema und beleuchtet die angeblich so sicheren deutschen AKW – mit unerfreulichem Ergebnis!

Interne Unterlagen der Bundesregierung, die KONTRASTE exklusiv vorliegen, belegen: Allen deutschen Kernkraftwerken droht das AUS. Experten fordern neue Sicherheitsstandards, deren Umsetzung die Energiewirtschaft Milliarden kosten würde.
In Deutschland hat die Katastrophe zu einer komplett neuen Bewertung der Atomkraft und der Frage der Sicherheit geführt.
Während die Kanzlerin vor die Presse tritt, um den neuen Kurs in der Atompolitik mit Details zu unterfüttern, wird in den Hinterzimmern noch getagt – mit Fachleuten aus den Atomaufsichtsbehörden der Bundesländer und des Bundesumweltministeriums.
Dieses Papier ist die Grundlage, wie es mit den AKW weitergehen soll. Es liegt KONTRASTE exklusiv vor. Eine Art Katalog, der vorgibt, wie in den nächsten drei Monaten, also während des Moratoriums, die Reaktoren in Deutschland überprüft werden sollen. Und: welchen Sicherheitsanforderungen die Mailer genügen müssen, damit sie überhaupt weiter laufen dürfen.
Die Forderungen aus dem Bundesumweltministerium sind äußerst brisant. Denn die Sicherheitsnormen werden massiv nach oben gesetzt. Die Hürden für die Betreiber sind so hoch, dass damit das Ende des deutschen Atomzeitalters eingeläutet werden könnte.

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Lebensmittel in den Tank und galoppierende Preise – der E10-Quatsch

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Autofahren ist per se nicht umweltbewusst und klimaschonend, das weiß eigentlich jeder (abgesehen vielleicht von den Machern der Werbespots für Automarken, die davon ausgehen, dass die Käufer so naiv sind, zu glauben, dass man durch den Kauf eines PKW die Umwelt schützt, weil man ja so schöne grüne Landschaften gezeigt bekommt, durch die die Wagen rasen). Nun gäbe es ja verschiedene Möglichkeiten, die negativen Auswirkungen des Individualverkehrs abzufedern und zu begrenzen – zum Beispiel, in dem man den ÖPNV ausbaut, alternative Konzepte der Fortbewegung entwirft, die Menschen animiert, weniger und langsamer zu fahren (Tempolimit!), aber all dies ist natürlich in einem Autofahrerland wie dem unsrigen nicht beliebt und wird darum von der Politik gescheut. Schließlich gilt es ja auch Arbeitsplätze in der Autoindustrie zu schützen (koste es, was es wolle)! Und so zeigt man mit der Einführung des neuen sogenannten „Biokraftstoffs“ E10, wohin die Reise statt dessen geht – alles soll so bleiben wie bisher, nur dass man ein Benzin tankt, das etwas weniger Öl enthält – und dafür Ethanol, welches zum Teil aus Nahrungsmitteln erzeugt wird, für die auch wieder Wälder gerodet werden müssen bzw. die eben nicht als Nahrung zur Verfügung stehen. Der Effekt für die Umwelt ist jedenfalls marginal, wenn nicht sogar insgesamt gesehen negativ – ein echtes Narrenstück der Regierung (wie schon die Sache mit dem Verbot der Glühbirne), findet auch Claudia Klinger in „E10 ist kein Kommunikationsproblem, sondern eine Sauerei!“:

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Fernsehtipp: Bedingungslos glücklich – Freiheit und Grundeinkommen

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Wenn mal was Gescheites im Fernsehen läuft, dann doch meistens auf 3sat oder Arte – wie sich auch morgen Abend wieder zeigt, denn dann läuft um 20:15 Uhr auf 3sat die Dokumentation „Bedingungslos glücklich – Freiheit und Grundeinkommen“, die sich eben mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen beschäftigt. Einer Idee mit revolutionärer Sprengkraft, da sie eine Neubewertung des Faktors Arbeit und auch der Bedeutung der Arbeitskraft des einzelnen nach sich ziehen würde, wenn man sie denn in die Tat umsetzt. Vermutlich gäbe es auch viele Probleme und Fallen, doch diese auszuloten und im Vorfeld zu diskutieren, sollte eine hohe Priorität haben – mehr, als das ewige Wachstumsdogma und die Ideologie von der Vollbeschäftigung, nach der unsere Politiker offenbar gerne streben.

Auch in einer Zeit, in der man die großen Utopien ad acta gelegt hat, treiben neue soziale Ideen die Menschen rund um den Globus an. Eine dieser Ideen ist das bedingungslose Grundeinkommen für alle Bürger eines Staates oder sogar alle Menschen weltweit.

Damit wären sie frei, nur die bezahlte Arbeit zu verrichten, die sie wirklich tun möchten, und könnten zugleich wichtige Arbeiten, die kaum oder gar nicht entlohnt werden, zum Wohle des Gemeinwesens leisten. Das stärkt die individuelle Verantwortung ebenso wie die gesellschaftliche Solidarität, sagen die Befürworter, und könnte auch zur Lösung der kommenden Wirtschafts- und Energiekrisen beitragen.

In Deutschland und der Schweiz ist die Bewegung zum Grundeinkommen in den letzten Jahren stark gewachsen – das Engagement geht quer durch alle Parteien und Schichten. Im November 2010 beschäftigte sich sogar der Deutsche Bundestag mit einer Petition zum Grundeinkommen. Verschiedene renommierte Institutionen haben Modellrechnungen vorgelegt, die zeigen, dass Grundeinkommen auch finanzierbar ist. Erste Modellversuche im Ausland verliefen erfolgreich.
Von der Utopie zum neuen Lebensgefühl

Stellen wir uns vor, in Deutschland oder in der Schweiz würde das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt. Was könnte das für jeden einzelnen von uns bedeuten? Die Dokumentation von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach beleuchtet die aktuelle Diskussion mit prominenten Befürwortern und Gegnern. Sie zeigt, wie aus einer utopischen Idee ein sehr reales neues Lebensgefühl heranwächst: von der Lebensgemeinschaft auf dem Land bis zum erfolgreichen Unternehmen, von der Köchin bis zur Lehrerin, vom Blogger bis zum Wirtschaftsprofessor nehmen immer mehr Menschen ihre Zukunft selbst in die Hand.

In der Ankündigung des Films finden sich zudem schon sehr interessante Fragestellungen und potentielle Antworten darauf – also unbedingt auch mal anklicken!

Das Wichtigste in Kürze:

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Lesetipps: Atomkraft Sonder-Edition

Die atomare Katastrophe in Japan nimmt mittlerweile offenbar traurigerweise die grauenhaften Dimensionen an, die mancher am Wochenende, als die erste Nachrichten über die Probleme im Reaktor Fukushima 1 durchsickerten, bereits befürchtete. Nun betreibe ich hier keinen Nachrichtenblog und will keinen Ticker für die neuesten Entwicklungen vor Ort bieten, aber da dieses Unglück logischerweise die Medien beherrscht und auch auf die deutsche Innenpolitik Auswirkungen hat, will ich heute mal ein paar besonders interessante Artikel zu dieser Thematik präsentieren. Die taz berichtete schon am Samstag über den „Fukushima-Betreiber Tepco: Tricksen und täuschen“ und verdeutlicht, dass dieses Vertuschen von Problemen, das wir ja auch von deutschen Energieriesen wie Vattenfall kennen, anscheinend ein universelles Phänomen ist:

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Wissensbasis: Sexy Ware – Wie aktuell ist Konsumkritik?

© iprole, stock.xchng

Heute möchte ich Euch mal nur einen einzigen Artikel als Lesetipp an die Hand geben – da ich ihn für einen grundsätzlich wichtigen halte, wird er auch in die Wissensbasis aufgenommen und hier noch mal explizit empfohlen. Es geht um „Sexy Ware: Wie aktuell ist Konsumkritik?“ von Christian Leder, der vor einiger Zeit im Schweizer Soziologie.ch-Magazin erschien. Das Magazin wird zwar nicht mehr weitergeführt, aber freundlicherweise existieren alle Artikel noch im Online-Archiv. So auch dieser, der einer ganzen Reihe grundlegender Fragen (auch vor durchaus wissenschaftlichem Hintergrund) nachgeht und zur Diskussion stellt, inwieweit Konsumkritik in Zeiten der Spaß- und Eventgesellschaft noch angemessen ist bzw, ob sie nicht gerade heute aktueller denn je ist. Hier ein paar Auszüge aus dem Text, ich empfehle wie gesagt die komplette Lektüre:

(…) Die Ware, ein “Fetisch”. In Vernachlässigung der Bedeutung von “Fetisch” als etwas Mythischem verwenden wir den Begriff heute vornehmlich in einem sexuellen Zusammenhang. Irgendwie denken wir bei “Fetisch” doch sofort an “Lack und Leder”, an unkonventionelle sexuelle Vorlieben, an die niederen Triebe. Einmal davon abgesehen, dass die massenmediale Werbung oft genau an jene sexuellen Lüste appelliert, nimmt unsere Beziehung zu Konsumprodukten tatsächlich oft eine dem sexuellen Verlangen ähnliche Gestalt an. Das dringende Verlangen, jetzt dieses oder jenes Produkt zu haben. Die Fixierung auf ein Produkt, von dessen Besitz man sich Stimulierung verspricht. Die Überzeugung, das Innehaben jenes Tops, jenes mp3-Players oder jener Tasche würde einen mit tiefem Glück erfüllen – und stellen wir nach dem Kauf nicht regelmässig etwas wie eine Ernüchterung, eine postkoitale Tristesse fest? Der orgiastische Kaufrausch endet – wie wohl jeder Rausch in einer Depression endet – in Ernüchterung. Bei Feststellung dieser Verwandtschaft des Kaufrausches zum Sexuellen und Mythischen sollten wir uns, die wir Webers Terminus der “Entzauberung” kennen, fragen, ob die Entzauberung der Natur unser mythisches Bedürfnis auf die Warenwelt verschiebt. Ob wir, da wir unsere Sehnsüchte nicht länger auf die Natur projizieren, einen Ersatz suchen – und ihn im Konsumprodukt finden.

Käuflichkeit des Glücks

Was die Warenwelt als Objekt der Projektion unserer Sehnsüchte so attraktiv macht ist, dass man die Waren grundsätzlich alle kaufen kann. Ganz egal was einer ist und was einer macht: hat er das nötige Geld, kann er sich seinen Wunsch erfüllen. Diese Demokratisierung des materiellen Wohlstandes wurde von liberaler Seite oft hervorgehoben und der sogenannt Amerikanische Traum, die theoretische Möglichkeit vertikaler Mobilität, wurde als Antrieb wirtschaftlichen Handelns postuliert. Dieses Argument unterstellt eine Gleichsetzung der Demokratisierung des Wohlstandes mit einer Demokratisierung des Glücks. Man schreibt den materiellen Gütern die mythische Fähigkeit zu, uns glücklich zu machen. Unter diesen Vorzeichen wird die Arbeit zu einem blossen Mittel zum Zwecke des Erwerbs. Und tatsächlich ist unsere Lebensweise zutiefst geprägt von der wirtschaftlichen Doppelrolle, der Aufspaltung in Arbeiter und Konsumenten. Wir nehmen die Mühen der Arbeit auf uns, um uns nach Feierabend vergnügen und uns dabei selbst finden zu können. (…)(…) Wir sind kein Volk von Arbeitern und Künstlern sondern von Arbeitern und Konsumenten. Vor dreissig bis vierzig Jahren hätte eine solche Haltung gegenüber dem Konsum grosses Gehör gefunden. Heute spricht man im Feuilleton grösstenteils unkritisch von der “Erlebnisgesellschaft”, der “Freizeitgesellschaft” und der “Spassgesellschaft”. Wer heute von “Konsumterror” spricht wird als unzeitgemässer Marxist belächelt. Der Soziologie fällt es immer schwerer, einen kritischen Anspruch zu bewahren. Die Institutionen der Kritik haben sich von der Gesellschaftstheorie gelöst und sind selbständig geworden. Sie machen uns auf die aktuellen Probleme aufmerksam: auf die Umweltverschmutzung, auf die weltweit gesehen massiv ungerechte Verteilung der Ressourcen und des materiellen Wohlstandes, auf Hunger, Krankheit und Tod jenseits unseres Kontinents, auf die Kluft zwischen Armen und Reichen. Alles Probleme, die mit dem Konsum zusammenhängen. Eine Kritik, die am Konsum ansetzt, vertraut auf die Einsicht des Einzelnen. Sie ist dem aufklärerischen Ideal verpflichtet, dass jede/r Einzelne sich ihrer/seiner Verantwortung bewusst wird und sich fragt, ob sie/er damit einverstanden ist, wie es ist. Die Konsumkritik vertraut auf die praktische Vernunft – und unterscheidet sich dadurch vom Marxismus, der die einzige Lösung in der Beseitigung des “falschen Bewusstseins”, in der Revolution sieht.

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