Fernsehtipp: Bedingungslos glücklich – Freiheit und Grundeinkommen

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Wenn mal was Gescheites im Fernsehen läuft, dann doch meistens auf 3sat oder Arte – wie sich auch morgen Abend wieder zeigt, denn dann läuft um 20:15 Uhr auf 3sat die Dokumentation „Bedingungslos glücklich – Freiheit und Grundeinkommen“, die sich eben mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen beschäftigt. Einer Idee mit revolutionärer Sprengkraft, da sie eine Neubewertung des Faktors Arbeit und auch der Bedeutung der Arbeitskraft des einzelnen nach sich ziehen würde, wenn man sie denn in die Tat umsetzt. Vermutlich gäbe es auch viele Probleme und Fallen, doch diese auszuloten und im Vorfeld zu diskutieren, sollte eine hohe Priorität haben – mehr, als das ewige Wachstumsdogma und die Ideologie von der Vollbeschäftigung, nach der unsere Politiker offenbar gerne streben.

Auch in einer Zeit, in der man die großen Utopien ad acta gelegt hat, treiben neue soziale Ideen die Menschen rund um den Globus an. Eine dieser Ideen ist das bedingungslose Grundeinkommen für alle Bürger eines Staates oder sogar alle Menschen weltweit.

Damit wären sie frei, nur die bezahlte Arbeit zu verrichten, die sie wirklich tun möchten, und könnten zugleich wichtige Arbeiten, die kaum oder gar nicht entlohnt werden, zum Wohle des Gemeinwesens leisten. Das stärkt die individuelle Verantwortung ebenso wie die gesellschaftliche Solidarität, sagen die Befürworter, und könnte auch zur Lösung der kommenden Wirtschafts- und Energiekrisen beitragen.

In Deutschland und der Schweiz ist die Bewegung zum Grundeinkommen in den letzten Jahren stark gewachsen – das Engagement geht quer durch alle Parteien und Schichten. Im November 2010 beschäftigte sich sogar der Deutsche Bundestag mit einer Petition zum Grundeinkommen. Verschiedene renommierte Institutionen haben Modellrechnungen vorgelegt, die zeigen, dass Grundeinkommen auch finanzierbar ist. Erste Modellversuche im Ausland verliefen erfolgreich.
Von der Utopie zum neuen Lebensgefühl

Stellen wir uns vor, in Deutschland oder in der Schweiz würde das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt. Was könnte das für jeden einzelnen von uns bedeuten? Die Dokumentation von Sabine Jainski und Ilona Kalmbach beleuchtet die aktuelle Diskussion mit prominenten Befürwortern und Gegnern. Sie zeigt, wie aus einer utopischen Idee ein sehr reales neues Lebensgefühl heranwächst: von der Lebensgemeinschaft auf dem Land bis zum erfolgreichen Unternehmen, von der Köchin bis zur Lehrerin, vom Blogger bis zum Wirtschaftsprofessor nehmen immer mehr Menschen ihre Zukunft selbst in die Hand.

In der Ankündigung des Films finden sich zudem schon sehr interessante Fragestellungen und potentielle Antworten darauf – also unbedingt auch mal anklicken!

Das Wichtigste in Kürze:

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10 Kommentare

  1. no_name

    Hier ein Link zum Stream des Films, falls es einer gestern verpasst haben sollte: http://wstreaming.zdf.de/3sat/veryhigh/110318_bedingungslosgluecklich_online.asx

  2. Herberta

    Habe es gesehen und mich über die vertane Zeit geärgert. Manipulativ und ein Niveau, welches auf BILD-Zeitungshöhe einzuordnen ist. Regionalprojekte von Aussteigern und unreflektieren Ehefrauen/Witwen auf eine ganze Gesellschaft übertragen zu wollen ist wirklich das Naivste, was ich je gehört habe. In der Vorankündigung der Doku wurde mit neutraler Gegenüberstellung der Pro und Kontra geworben – den eindeutigen Manipulationsversuch im Ergebnis empfand ich als Beleidigung. Und war es Absicht, die Frauen mit ihren (durchweg pro) Wortmeldungen so unintelligent und oberflächlich dastehen zu lassen? Jedenfalls habe ich mich seit sehr langer Zeit des eigenen Geschlechts geschämt!

  3. wyrias

    Ich bin mir beim Thema Grundeinkommen nicht so sicher, denn am Ende hängen alle weiter am “Geld”. Geld, dass sie bedingungslos bekommen und genauso bedingungslos auch wieder verkonsumieren sollten, damit die Wirtschaft weiter am Laufen bleibt? Oder wie soll das mit den großen Wirtschaftszweigen laufen, die mensch sich nicht so einfach mit ein paar Monats”gehälter” Grundeinkommen kaufen kann.

    Irgendwo habe ich mal gelesen, dass nach der Zeit der sozialen Umverteilung des Geldes von arm nach reich, der Staat und die Wirtschaft auf einmal ihre Konsumenten versorgen müssen (mit Geld), damit ihre Maschinerie am Laufen erhalten wird. Denn wozu brauchen Menschen Geld? Um Tauschgeschäfte mit Menschen einzugehen, mit Fremden zu tauschen. Ich möchte mich nicht lange über Sinn oder Unsinn von Geld auseinander setzen, aber irgendwie bleibt doch der fade Beigeschmack, dass man als kleiner Konsument gehalten wird, der mit einem bedingungslosen Grundeinkommen an der Leine ist.

    PS: Nein, ich bin kein neokonservativer Neoliberaler, denke aber, dass die Geldproblematik eines der wichtigen Themen ist, die es grundlegend zu verändern gilt.

    • “PS: Nein, ich bin kein neokonservativer Neoliberaler, denke aber, dass die Geldproblematik eines der wichtigen Themen ist, die es grundlegend zu verändern gilt.”

      ich kann Dir da nur zustimmen – auch ich bin mir nicht sicher, ob so ein BGE nun die Lösung der grundlegenden Probleme des Wirtschaftssystems darstellen würde. Wie Du schon schreibst hängt man dann trotzdem am Geld und den mit ihm verbundenen Mechanismen. Kann also gut sein, dass man mit dem BGE die negativen Folgen des Kapitalismus etwas dämpft, aber am Prinzip nicht viel ändert.

  4. Es gibt ja grundlegend drei Änderungsmöglichkeiten auf Systemebene:

    1.) man ändert gar nichts
    2.) man ändert einiges
    3.) man ändert alles und fängt von vorne an

    Das Grundeinkommen würde ich eher bei Punkt 2 ansiedeln.
    Letztlich ist es “nur” eine Entschärfung” der bisherigen unsozialen Marktwirtschaft.
    An Wirtschaft und Konsum ändert es prinzipiell erstmal wenig.

    Ein Grundeinkommen ist ja kein völlig neues Wirtschafts- oder Sozialsystem.

    Letztlich nur eine Modifikation/Optimierung des Bestehenden.

    Man hat ja prinzipiell immer die Möglichkeit das existierende zu optimieren – oder wenn das nichts bringt ein neues System zu etablieren.

    Ein Grundeinkommen ist auch keine eierlegende Wollmilchsau.
    Es ist nicht so, dass mit einer Einführung alle Probleme verschwinden.

    Es ist nur eine Antwort auf einige Fragen.
    Bspw. Reduzierung von Bürokratie, von äußeren Zwängen, Abhängigkeit von schwindender Erwerbsarbeit, Anerkennung von unentgeltlich geleisteter Arbeit, Teilhabe aller, keine Kinderarmut, keine Altersarmut, und so weiter.

    Bei einem bedingungslosen Grundeinkommen kann es sich nur um eine mittelfristige Verbesserung handeln.
    Langfristig wird man nicht umhin kommen, alles zu hinterfragen und entsprechend zu ändern.

    Da muss man sich ein völlig neues Gesellschaftssystem zusammenbasteln.
    Vielleicht eines gänzlich ohne Geld.
    Vielleicht mit Rückbesinnung und Reduzierung auf Notwendiges.
    Wer weiß.

    Das wird aber wohl erst kommen, wenn das jetzige System vollends kollabiert.
    Einer der größten Fehler des Menschen ist: man ändert erst was, wenn etwas schlimmes passiert und man am Abgrund steht.

    Und so wird ein Grundeinkommen wohl erst eingeführt, wenn der Leidensdruck und die sozialen Spannungen zu groß werden.

    Für ein gänzlich neues Gesellschaftssystem müsste schon die ganze Welt am Abgrund stehen.

  5. Liberty

    Ich fand die Doku schlecht. Sie hat vollkommen außer acht gelassen, dass sich die Wirtschaft den fetten Brocken “Grundeinkommen” ja wohl nicht entgehen lassen wird. Oder glaubt irgendjemand, dass die Marktwirtschaft mit dem Wissen, dass jeder Bürger über ein finanzielles Polster verfügt, nun ganz plötzlich sozial wird? Das Gegenteil wird eintreten: Das BGE wird eine sofortige und extreme Teuerung der Waren des täglichen Bedarfs, sowie der Energie- und Benzinkosten usw. nach sich ziehen. Ich bin auch für eine Änderung der jetzigen Zustände, aber das BGE ist nicht mal ansatzweise eine Lösung. Ganz im Gegenteil: Wenn nämlich jegliches Einkommen, wie in der Modellrechnung beschrieben, mit 40% besteuer wird, stehen alle Normalbürger wesentlich schlechter da als vorher: Das BGE wird von der Inflation gefressen und vom Einkommen bleibt noch weniger übrig. Nur einen Gewinner wird es geben: Die Arbeitgeber, denn die müssen nach BGE-Modell weniger abführen. Also: Hirn anschalten und sich nicht von der 1000€-Utopie blenden lassen ;)

    • @ Liberty: Ja, ich denke, da könntest Du durchaus Recht haben. Ich bin auch nicht so recht vom BGE überzeugt, eben weil sich ja am sonstigen System und Prinzip nichts ändert. Aber es erscheint natürlich erst einmal bequem und angenehm (vor allem für diejenigen, die derzeit weniger bis gar nichts verdienen), dass man monatlich eine stattliche Summe ohne Gegenleistung aufs Konto bekäme…

  6. Mikadozappler

    Fand die Doku auch nicht so toll, zu wenig wurde die negative Seite beleuchtet.

    \”aber das BGE ist nicht mal ansatzweise eine Lösung. Ganz im Gegenteil: Wenn nämlich jegliches Einkommen, wie in der Modellrechnung beschrieben, mit 40% besteuert wird, stehen alle Normalbürger wesentlich schlechter da als vorher: Das BGE wird von der Inflation gefressen und vom Einkommen bleibt noch weniger übrig. Nur einen Gewinner wird es geben: Die Arbeitgeber, denn die müssen nach BGE-Modell weniger abführen. Also: Hirn anschalten und sich nicht von der 1000€-Utopie blenden lassen\”

    Dann haben wir halt weiter Mitmenschen die auf der Straße leben, Studenten die ihre Wohnung nicht bezahlen können und Familien die ihren Kindern nichts bieten können.

    Vermutlich sind Sie ein \”Normalbürger\”, jemand der arbeiten geht. Jemand der eine Arbeit nur wegen des Geldes nachgeht und nun aufgrund von 50% Inflation um seinen hart erarbeiteten Wohlstand fürchtet….

    Wie furchtbar asozial einige Menschen so denken lässt sich immer am BGE ausmachen, geht es an die eigene Tasche ist Schluss mit sozial, Kapitalismus pur, FDP will Steuern senken. Das Arbeitgeber Argument zieht auch nicht, schließlich werden ALLE Einkommen mitbesteuert, Unternehmenesgewinne fallen ebenfalls darunter.
    Man vergisst dabei aber allzu oft das man nun die Chance hat einer Arbeit nachzugehen die einen individuell erfüllen kann, das Bildungswege nicht mit von finanziellen Hindernissen abgesperrt bleiben, das niemand mehr als Arbeitsloser (und das trifft später auf alle zu) diskriminiert werden muss, das man deutlcih mehr Macht gegenüber den Arbeitgeber hat, der Streik ist bezahlt dank BGE, usw….

    Selbst wenn anschließend jeder von umgerechnet 400€ leben muss, d.h. Hartz-IV (was so sicherlich auch nicht eintreten wird) wären wir in einer sozial gerechteren Welt. Nun das kann man ja als \”Normalbürger\” wirklich nicht wollen?

  7. melagone

    Wie Herberta schon erwähnte, war diese Doku nur zum ärgern. Unverständlich war für mich in erster Linie, dass die Doku nicht nur von einem ideal moralischen Menschen ausgeht, sondern auch von einem Deutschland, das voller Selbstverwirklicher ist, welche gezwungen werden ihre Talente zu unterdrücken. Wieso wird mit keinem Wort erwähnt, dass in Deutschland bereits 3,3 Mio Menschen ein Grundeinkommen beziehen (nicht bedingungslos zwar, aber trotzdem!). Das ist meiner Meinung nach eine repräsentative Masse. Wo sind da die Selbstverwirklicher und die glücklichen Menschen? So einfach ist das nämlich nicht. Und außerdem hat die Selbstverwirklichung ihre Grenzen. Wenn es dein Traum ist Arzt zu werden und du dein Studium nicht schaffst, kannst du so viel Grundeinkommen bekommen wie du willst, und erfüllt dich das jetzt mehr? Und überhaupt ist die Thematik der Bildung in dem Beitrag nicht angesprochen wurden. Ist Bildung überhaupt noch notwendig/wichtig, wenn man schon von Geburt an ein festes Einkommen bezieht?

  8. Herberta

    @Mikadozappler: Die Argumentation von Liberty wird mit deinem Kommentar “Das Arbeitgeber Argument zieht auch nicht, schließlich werden ALLE Einkommen mitbesteuert, Unternehmenesgewinne fallen ebenfalls darunter.” noch schlüssiger, denn die Wirtschaft wird es sich nicht bieten lassen, 40% ihrer Einnahmen zu verlieren.

    Aber unterdessen habe ich mich im Internet zum Thema BGE umfassend informiert. BGE wird zum Glück nur ein Hirngespinst bleiben. Wenn ich die Argumentationen der Vertreter aus der Wirtschaft analysiere, kann man das für den schon jetzt ärmeren Teil Deutschlands zumindest nur hoffen.

    Ein wenig erinnert mich der Film an den Umgang von Pseudointellektuellen mit der Partei “Die Grünen”. Es ist schick, sich ein wenig sozial und öko zu geben und wertet die eigene Persönlichkeit auf. Aber niemand hat sich überhaupt mit dem Parteiprogramm befasst. Die gleiche Oberflächlichkeit, genauso mehr Schein als Sein.

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