Diese Pressemitteilung des Rats für Nachhaltige Entwicklung flatterte gerade auf meinen virtuellen Schreibtisch – der Titel hat mich auf jeden Fall bewogen, mir die Meldung einmal anzuschauen: „Klimaforscher will globale Konsumziele für die Reichen“. Interessant ist an dem Text vor allem, dass sich offenbar die Erkenntnis, dass unser Konsumniveau, das wir in der westlichen Welt zelebrieren, alles andere als langfristig haltbar ist. Und dass man eben neben der Wirtschaft auch den Konsumenten selbst dazu bewegen muss, von der Konsumfixierung wegzukommen. Ob dies durch ein diktatorisch erscheinendes, global verabschiedetes „Konsumziel“ geht, wage ich ja zu bezweifeln – zum einen, weil die meisten anderen solcher weltweiten Abkommen auch oft genug scheitern, und zum andern, weil mir der Ansatz der Verordnung von oben nicht behagt.
Kategorie: Wirtschaft Seite 18 von 54
Als Nachtrag zu meinem gestrigen Posting über die Auswirkungen von Shoppingmalls auf Innenstädte (HIER) möchte ich heute noch auf den Beitrag im NDR Kulturjournal verweisen, der die ganze Sache auch noch von einem soziokulturellen Blickwinkel aus betrachtet, der gut zu meinen gestrigen Betrachtungen in Bezug auf den Verlust öffentlicher Räume und Freiheiten passt – „Die Stadt in der Stadt: Wie Einkaufszentren Innenstädte zerstören“:
Das Kulturjournal zeigt, dass immer mehr Innenstädte in Norddeutschland veröden, während die modernen Einkaufspassagen der ECE als Wohlfühloasen zelebriert werden. (…)
Wie sich so ein Center auswirken kann, das zeigt Hamburg-Harburg. Die Lüneburger Straße – einst zentrale und lebendige Marktstraße – zeigt heute Leerstand und Ramschläden. 200 Meter weiter hatte die ECE das Phönixcenter gebaut – mit komplettem Konsumangebot, eine reine Einkaufsstadt, die die Käuferströme aufsaugt. “Jedenfalls hat es mit unserem traditionellen Bild einer europäischen Stadt überhaupt nichts mehr zu tun”, findet Gert Kähler. “Das sind Zentren, Einkaufszentren, die nur nach innen geöffnet sind, die also nach außen gegenüber der vorhandenen Stadt ausgesprochen abweisend sogar wirken.”
Überwachung und Konformität in Einkaufszentren
Drinnen sehen die Center eigentlich immer gleich aus, ob in Harburg, Hameln oder Schwerin. Überall die gleichen Läden – und: die gleichen Regeln. Die Konsumenten werden überwacht, soziale Probleme ausgesperrt, politische Meinungsäußerungen sind unerwünscht – es geht um Kunden, nicht um Bürger. Ein Verlust von öffentlichem Raum, Einkaufen ohne regionale Identität. Für die ECE ein bewährtes Konzept, der Konsum fließt. (…)
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Ich muss heute zunächst einmal etwas gestehen – als Ende der 80er/Anfang er 90er Jahre in Kiel mit dem Sophienhof die erste „Shopping Mall“ mitten in der Innenstadt aufmachte, war ich in meinem jugendlichen Überschwang begeistert und fasziniert von dem Warenangebot und dem ganzen Flair. Auch als ich einige Jahre später das CentrO in Oberhausen kennenlernte, zog es mich durchaus in seinen Bann (ohne mich allerdings zu konkreten Käufen zu bewegen). Heute für mich unvorstellbar, denn um solche Shoppingcenter mache ich mittlerweile einen weiten Bogen und fühle mich in solchen Monstermalls unwohl und ob der glitzernden, keimfreien Konsumatmosphäre völlig fehl am Platze.
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Seit ein paar Monaten dröhnt es uns ja aus allen „Leitmedien“ entgegen – der Aufschwung sei da, endlich gebe es wieder Wirtschaftswachstum, hurra, juchhe, das Goldene Kalb der Neuzeit steht wieder auf dem Sockel und darf umtanzt werden. Es ist schon erschreckend zu sehen, dass an unseren politisch Tätigen offenbar alle Erkenntnisse und Entwicklungen im Zusammenhang mit den vielen negativen Folgen dieses einseitigen Fokus auf das Wachstum komplett vorüberzugehen scheinen. Da wird immer noch dem Nachkriegsmythos „Wirtschaftswunder“ gefrönt, es solle mehr produziert und konsumiert werden, damit es allen besser gehe, nicht zuletzt ja auch den Armen in der Dritten Welt und anderswo. Dass gerade dieses System zu dem heute herrschenden Ungleichgewicht beigetragen hat, fällt dabei genauso unter den Tisch wie die gefährlichen Auswirkungen einer solch im besten Falle einäugigen Wirtschaftspolitik auf die Umwelt.
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Der Dioxin-Skandal ist ja (wenn auch in abnehmender Intensität) in aller Munde und taucht nach wie vor in den Medien auf. An mancher Stelle war zu lesen, dass nun Konsumenten immer öfter zu Bio-Lebensmitteln greifen, die Ökobauern aber nicht mit der Produktion hinterherkommen und händeringend Landwirte gesucht werden, die auf Ökolandbau umstellen. Das wäre eigentlich eine positive Entwicklung, wenn nicht zu befürchten wäre, dass der Trend eben wie in der industriellen Landwirtschaft hin zu Riesenhöfen geht, die von Konzernen geleitet werden, die sich um den Biolandbau an sich nicht weiter scheren, sondern nur auf den fahrenden Zug aufspringen, um Geld zu machen. Statt einer kleinteiligen regionalen Versorgung bekommen wir am Ende dann vielleicht auch wieder eine monopolisierte Angelegenheit, die womöglich gar noch auf den Export getrimmt wird.
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Hin und wieder schaue ich mal darauf, auf welchem Wege denn Besucher hier auf meinen Blog kommen. Da sind neben den zu erwartenden Begriffen wie Konsumkritik oder auch H&M-Werbung aber auch immer mal wieder recht putzige oder originelle Suchanfragen dabei, von denen ich mir heute ein paar vornehmen werde, um die dahinter stehenden dräuenden Fragen ein wenig zu beantworten:
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„Surplus oder Konsumterror“ ist ein Dokumentarfilm von Erik Gandini aus dem Jahre 2003, der in Zusammenarbeit mit ARTE entstand und in dem Jahr auch einen Preis auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival in Amsterdam errang. In teils furiosen und verwirrenden Bildern setzt sich der Autor mit der Globalisierung und dem auf Konsumismus basierenden westlichen Lebensstil sowie der kritischen Betrachtung von Reklame auseinander. Heise Online schreibt dazu:
(…) Allerdings will der Film auch keine Antworten liefern, sondern Fragen aufwerfen und zum Nachdenken anregen. Für John Zerzan sind Werbespots die wirkungsvollste Kommunikationswaffe, die der Mensch erfunden hat: In weniger als 30 Sekunden wird der Empfänger der Botschaft zu einem gefügigen Sklaven gemacht udn als eine Ansammlung solcher Spots ist der Film zu verstehen.
Wir sind dem Konsumterror ausgesetzt. Und “Surplus oder Konsumterror” stellt den Versuch dar, die Kommunikations-Sklaven der ersten Welt – ein Fünftel der Bevölkerung verbraucht vier Fünftel der natürlichen Rohstoffe – zum Nachdenken zu bringen… (…)
(…) Neben Bildern aus Kuba, die mit leeren Läden nicht wirklich von einer besseren Welt überzeugen können und mit monotonen “Reis und Bohnen”-Slogans unterlegt werden, wird auch ein absurder Besuch einer Liebespuppenfabrik gezeigt, in dem die 6000 bis 7000 Dollar teuren Gespielinnen kopflos an Ketten von der Decke hängen wie Tiere im Schlachthaus. Dazu kommt noch ein Internet-Millionär, der vom Geldausgeben gestresst ist und jammert: “Manchmal vermisse ich das billige Leben wie verrückt”.
All diese Bilder sind beeindruckend, erdrückend, doch eben auch verwirrend. (…)
Das Ganze gibt es als kostenlosen (und legalen!) Download bei Archive.org – HIER. Oder zum Onlineschauen bei Google Videos (und in den üblichen Häppchen bei YouTube):
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Früher, in der so genannten „guten alten Zeit“, war sicherlich nicht alles besser, aber einige Dinge doch etwas überschaubarer und einfacher. So wusste man von vielen Lebensmitteln und auch Gegenständen durchaus, wo sie her kamen, durch welche Hände sie gingen. In Zeiten der Globalisierung ist dies schwierig geworden – selbst ein so einfaches Produkt wie ein industriell gefertigter Erdbeerjoghurt ist weit gereits und besteht aus Zutaten, die zuweilen tausende Kilometer unterwegs waren, bis sie am Ende in der Kühltheke beim Supermarkt um die Ecke landen (siehe den Artikel „Unser Globus schumpft“ auf Indymedia, wo für den Erdbeerjoghurt eine stolze Strecke von 6.700 km errechnet werden). Und so wird es schwierig, wenn man wirklich wissen will, was man da im Einzelnen kauft – das irgendwo auf der Innenseite aufgedruckte „Made in China“ alleine ist da nur die Spitze des Eisbergs, besagt es doch lediglich, wo es am Ende zusammengelötet wurde. Durch den ubergrun-Blog bin ich auf eine sehr interessante Website aufmerksam geworden – „Sourcemap – woher kommt der ganze Kram?“:
Wir kaufen gerne. Irgendwo kommt das dann auch alles her. Mit den bekannten, nicht nur positiven Folgen für Mensch und Natur.
Sourcemap nennt sich ein relativ junges Projekt, das die langen Wege unserer Konsumgüter transparent machen will.
Auf Google Maps basierend errechnet die Anwendung für ein jeweils gewähltes Produkt den Transportweg inklusive der einzelnen Bestandteile bis hin zum Verbraucher.
Dessen Wohnort wird praktischer weise direkt über die IP des Sourcemap-Nutzers bestimmt. (…)Sourcemap befindet sich noch in einer Beta-Phase. Viele von der Community eingestellte Produkte sind auch noch nicht ganz aussagekräftig erläutert.
In einem aktuellen Blogpost werden daher noch Mitstreiter gesucht!
Angesprochen fühlen solten sich besonders auch Leute, die entweder Web-Kompetenz (Illustratoren, Web-Designer, -Entwickler) oder aber spezielles Know-How über Transport und Herstellung von Industriegütern mitbringen können (Designer, Ingenieure, Logistiker, Produktlebenszyklus-Experten).
Wer sich selbst mal ein Bild machen will, sollte sich die spannende Website des Sourcemap-Projekts einmal anschauen!
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Na, das passt ja hervorragend zu meiner kleinen Adbusting-Galerie vom Freitag – Greenpeace hat sich dieser Tage in Hamburg mal die neue grünfärberische Lug-und-Trug-Werbekampagne des Stromrisen Vattenfall vorgenommen und die dort aufgestellten Plakate mit ihren vollmundigen Aussagen richtig gestellt. Und sie zeigen in einem kleinen Video, wie man’s macht, auch tagsüber während der Hauptverkehrszeit. Hier zunächst die entsprechende Pressemitteilung:
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Diese Meldung der Neuen Rheinischen Zeitung will ich doch unbedingt weiter ins Licht der Öffentlichkeit zerren – vor einiger Zeit kam der kritische Dokumentarfilm „Water makes money“, der die zunehmenden Abhängigkeiten der Bürger und Kommunen von großen Wasserkonzernen wie Veolia oder Nestlé thematisiert, in ausgewählte Kinos. Arte will den erfolgreich gelaufenen Film am 22.3. auch ins Fernsehprogramm hieven – der in der Doku ebenfalls kritisch beäugte Konzern Veolia versucht diese Ausstrahlung nun aber mit juristischen Mitteln zu verhindern. Zensur mit den Mitteln von Wirtschaftsmacht und Justiz, das ist ja durchaus ein gängiges Mittel geworden… „Sendet ARTE “Water makes money“? Der Wasserkonzern VEOLIA will einen unbequemen Film verbieten lassen“:
Nach der bisher überaus erfolgreichen Verbreitung des Films “Water makes money“ von Leslie Franke und Herdolor Lorenz (Kernfilm), über dessen Hintergründe und Produktion die NRhZ von Oktober 2009 bis September 2010 berichtete (1), hat der dort kritisierte französische Konzern VEOLIA in Paris Klage wegen “Verleumdung“ eingereicht. Noch ist nicht klar, was man konkret den Filmemachern vorwirft. Der Konzern hat dennoch bereits erreicht, dass die französische Staatsanwaltschaft seinem Antrag stattgegeben und einen Untersuchungsrichter bestellt hat. Dieser lässt jetzt mit Hilfe eines auch auf Deutschland ausgeweiteten Rechtshilfeersuchens polizeilich ermitteln.
Der Film berichtet über die größten Wasserkonzerne und den Widerstand gegen sie. Er zeigt, wie die “Gelddruckmaschinen“ der Konzerne vor allem in Frankreich und in deutschen Städten wie Berlin oder Braunschweig laufen. Aber “Water makes money“ macht auch Mut und zeigt, was Menschen und betroffene Gemeinden aus der Herrschaft von VEOLIA & Co gelernt haben: Wasser in Bürgerhand ist notwendig und möglich! (…)
VEOLIAs Versuch, unliebsame Filme aus der Öffentlichkeit zu verbannen, hat bereits Tradition. Als Leslie Franke und Herdolor Lorenz es 2005 wagten, in einem mit dem NDR koproduzierten Film (“Wasser unterm Hammer“) über die Praxis der Geheimverträge bei der Teilprivatisierung der Berliner Wasserwerke aufzuklären, wurde der Konzern beim NDR vorstellig. Er erreichte (…) , dass der Film nicht mehr ausgestrahlt werden durfte. Und das, obwohl der Dokumentation kein einziger inhaltlicher Fehler nachgewiesen werden konnte. (…)
(…) Aufruf zur Solidarität
Dies wird ein Kampf David gegen Goliath. Selbst wenn Filmemacher und Verleih (und evtl. auch ARTE) in der ersten Instanz gewinnen, kann VEOLIA ohne öffentlichen Druck in die nächste gehen und wenn nötig in die über- und übernächste, meint der Filmverleih: “Für VEOLIA sind die Kosten solcher Verfahren Peanuts. Für Leslie Franke und Herdolor Lorenz kann das von Instanz zu Instanz potenzierte finanzielle Risiko aber ruinös werden.”Deshalb ruft der Verleih auf: “Lassen Sie nicht zu, dass VEOLIAs Attacke auf “Water makes money“ unbeobachtet bleibt! Verhindern Sie, dass Großkonzerne Kritik an ihrem Geschäftsgebaren unterdrücken können! Verbreiten Sie die Infos über diese Attacke auf die Pressefreiheit über Ihre Netzwerke und Internetkontakte so weit Sie können! Nutzen Sie Ihre Kontakte zur Presse, um diesen Fall breit in die Öffentlichkeit zu bringen!” (…)



