Kategorie: Gesellschaft Seite 39 von 43

Surftipp: No Impact Man

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Schon seit einer ganzen Weile will ich Euch diesen interessanten Blog hier vorstellen – No Impact Man. Aufmerksam wurde ich darauf bereits vor längerem im Greenpeace Magazin, denn die Geschichte dahinter ist durchaus spannend: Colin Beavan hat sich anno 2007 vorgenommen, ein Jahr so CO2-neutral wie nur irgend möglich zu leben, sprich, Atmosphäre und Klima minimal zu belasten. Dies nicht etwa irgendwo auf einer einsamen Alm in den Bergen, sondern mitten in New York! Wie schon im Buch „Good-bye Logo“ von Neil Boorman beschrieben, erntete Colin damit ebenfalls erst einmal erstaunlich viele Anfeindungen – offenbar ist das Konsumieren, Verbrauchen, Dingeanhäufen mittlerweile so tief in das Wertesystem von Europäern und Nordamerikanern eingedrungen, dass man jeden, der davon abweicht, als Bedrohung dieses „American Dream“ ansieht.

I can’t stand my so-called liberal self sitting around not doing anything about it anymore. The question is: what would it be like if I took the situation (or at least my tiny part of it) into my own hands? I’m finding out.

For one year, my wife, my 2-year-old daughter, my dog and I, while living in the middle of New York City, are attempting to live without making any net impact on the environment. In other words, no trash, no carbon emissions, no toxins in the water, no elevators, no subway, no products in packaging, no plastics, no air conditioning, no TV, no toilets…

What would it be like to try to live a no impact lifestyle? Is it possible? Could it catch on? Is living this way more fun or less fun? More satisfying or less satisfying? Harder or easier? Is it worthwhile or senseless? Are we all doomed or is there hope? These are the questions at the heart of this whole crazy-assed endeavor.

You might be thinking, Colin Beavan is cracked–no one can cause literally NO impact on the planet, right? Well, what I’m talking about is no NET impact.

Jedenfalls haben Colin und seine Familie durchgehalten und dieses Projekt nicht nur in einem Buch, sondern auch in ihrem Blog, der seitdem auch stetig weitergeführt wird uns sich mit vielen brisanten Themen beschäftigt. So listet er in seinem Beitrag A list of companies we know we can’t trust all die Firmen auf, die bewusst und via ihrer PR-Agenturen, Verharmlosung bezüglich Klimawandel, aber auch Umweltzerstörung (CO2-Ausstoß ist nicht alles!), betrieben und die Bürger hinters Licht, sprich: im eigenen Konzerninteresse dreist belogen haben, darunter Chrysler, ExxonMobile (Esso), Ford, Shell, DuPont, Goodyear und viele mehr.

The companies who exhibited this gross disregard for human life continue to wield power in the ongoing discussion about how to ameliorate the climate crisis. It is important to know, therefore, exactly which companies are prone to lie and distort the truth so we know not to believe them in the future.

Auch interessant seine 10 Tipps, seinen Lebensstil zu ändern – No Impact Man’s Top Ten Eco-Lifestyle Changes.

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Information Deformation

Sehr guter Film von Bill Farren (Education for Wellbeing) über unsere angebliche „Informationsgesellschaft“, in der offenbar doch immer weniger Menschen wichtige von unwichtiger Information unterscheiden können bzw. es viel zu viel Fokussierung auf Detailwissen statt einem Blick auf die Zusammenhänge und das große Ganze gibt. Unsere auf kurzfristigen Profit ausgelegte und nur bis zum nächsten Quartalsende schauende Wirtschaft befeuert diesen Trend noch zusätzlich.

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Weise Worte (10)

»Nur die Wachsamen werden ihre Freiheiten behalten,  und nur diejenigen, die pausenlos und verstehend vor Ort sind, dürfen darauf hoffen, sich selbst effektiv mit demokratischen Strukturen zu regieren. Einer Gesellschaft, in der die meisten Mitglieder nicht vor Ort sind, weder in der Gegenwart noch in der nahen Zukunft, sondern irgendwo anders, in den irrelevanten Welten des Sports und der Seifenopern, der Mythologien und metaphysischen Spinnereien, wird es nicht leicht fallen, dem Vordringen derjenigen Einhalt zu gebieten, die uns manipulieren und kontrollieren werden.«

Aldous Huxley – «Schöne Neue Welt» (1946!)

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Every bank is a bad bank – Wege aus der Wachstumsökonomie 2/2

1158721_business_building_series_2Weiter geht’s … Der zweite grundlegend lesenswerte Artikel der letzten Tage kommt aus einer Richtung, aus der man grundlegend systemkritische Gedanken jetzt nicht unbedingt erwarten würde – nämlich aus der Wochenzeitung DIE ZEIT. In seinem sehr langen, aber unbedingt empfehlenswerten Essay „Wir könnten auch anders“ (Tipp: Ausdrucken und in Ruhe am Strand oder auf dem Balkon durchlesen) legt Wolfgang Uchatius gut die Probleme dar, vor denen unser System steht und deutet an, wo Änderungen von Nöten wären. Z.B. in einer Abkehr vom Wachstumswahn oder in Alternativen zu unserem derzeitigen zins- und damit schuldgetriebenen Geld.

In diesem Jahr wird Opel besonders wenig Autos bauen. Die kommenden Monate werden furchtbar für Unternehmen überall auf der Welt werden. Das Ökosystem der Erde aber wird sich ein klein wenig erholen. Die Wirtschaft wird schrumpfen, und die Natur wird wachsen. Das ist die gute Nachricht der Weltrezession.

(…) In den vergangenen dreißig Jahren hat sich das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland verdreifacht. Das heißt, verkürzt gesagt: Der durchschnittliche Deutsche kann sich heute dreimal so viel leisten wie damals. Die Lebenszufriedenheit aber ist unverändert geblieben. Genau wie in Frankreich, in Großbritannien, in Italien, genau wie in fast allen großen Industrieländern, mit Ausnahme der USA. Dort sind die Menschen heute sogar weniger glücklich als früher.

Sehr zutreffend finde ich auch Uchatius’ Bemerkungen über das Phänomen der Lohnarbeit, die vor allem in Deutschland als das wichtigste im Leben jedes Menschen angesehen wird:

Es gibt einen Begriff, den Soziologen wählen, wenn sie die Bundesrepublik Deutschland mit einem einzigen Wort charakterisieren wollen: Arbeitsgesellschaft. Sie meinen damit ein Land, in dem die Leute ihre Berufe in Todesanzeigen und auf Grabsteine schreiben und, sollten sie einander zu Lebzeiten kennenlernen, spätestens nach dem fünften Satz fragen: »Und was machen Sie beruflich?«

In einem solchen Land gilt der Besitz eines Arbeitsplatzes als Maßstab für ein erfolgreiches Leben. Wobei es wichtig ist, dass es eine richtige, eine bezahlte Arbeit ist. Nicht Fußballtrainer einer Kindermannschaft. Oder Pfleger eines erkrankten Angehörigen. Oder gar Hausmann. Sondern zum Beispiel Fließbandarbeiter bei Opel.

(…) Egal ob Arbeitszeitverkürzung oder Grundeinkommen, die theoretischen Konzepte liegen vor, man muss sie nur anwenden. Man braucht allerdings Mut. Es geht, rein theoretisch, also auch ohne Wirtschaftswachstum. Die Meyers brauchen es nicht, und die Arbeitsgesellschaft ließe sich auch verändern. Es wäre die größte politische Anstrengung in der Geschichte der Bundesrepublik, aber es wäre möglich. (…)

Mit dem derzeitigen politischen Personal und der aktuell auf breiter Front zu beobachtenden Abwesenheit von Visionen und dem Mut zu echten Änderungen, wird das wohl so bald leider nichts…

(…) Vielleicht werden die Bibliothekare dann neue ökonomische Lehrbücher in die Regale stellen. Bücher, deren Autoren sich Gedanken darüber machen, wie sich eine freie Wirtschaftsform gestalten ließe, die ohne Wachstum auskommt. (…)

Es gibt diese Bücher noch nicht. Niemand weiß, wie eine Post-Wachstumsökonomie aussehen könnte. Genauso wie vor fünfhundert Jahren niemand wusste, wie der Kapitalismus aussehen würde. Er ist einfach entstanden, und erst danach machten sich Leute, die sich Ökonomen nannten, daran, dieses neue System zu beschreiben. Gänzlich verstanden hat es bis heute niemand.

Auch die FAZ begrüßt in „Ist die ZEIT reif für die Post-Wachstums-Ökonomie?“ diese angestoßene Diskussion. Ich finde es bemerkenswert und erfreulich zugleich, dass Gedankengut, das sonst oft nur in radikal-linken Kreisen zirkuliert, dabei ist, den Sprung in den konvervativen Mainstream zu schaffen. Vielleicht ist ja doch noch nicht alles zu spät. Hauptsache, die Krise wird als Chance begriffen und man versucht nicht, wie es unsere Politiker derzeit tun, alles wieder genauso weiterlaufen zu lassen wie zuvor, in der blinden Hoffnung, dass sich das System mit seinen ganzen Problemen irgendwie von ganz alleine schon regeln werde. Oder doch zumindest bis zur nächsten Wiederwahl alle Bürger brav stille halten…

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Every bank is a bad bank – Wie blöd sind wir eigentlich? – Wege aus der Wachstumsökonomie 1/2

Ich denke, es wird mal wieder Zeit für ein paar grundsätzliche Gedanken – Überlegungen zum System an sich, also zu unserer zu ewigem Wachstum verdonnerten Wirtschaft und der alles überstrahlenden „Systemrelevanz“ der Banken. Ich bin in den letzten Tagen auf zwei neue Artikel gestoßen, die sich genau mit diesen Fragen beschäftigen und so gut sind, dass sie soagr in meine Wissensbasis übernommen werden.

1158724_business_building_series_5Heute möchte ich den ersten von ihnen vorstellen (morgen kommt der zweite) – „Every bank is a bad bank. Du bist in der Krise. Dein Problem heißt Marktwirtschaft“ stammt von der Website/dem Magazin krisis, die sich schon seit jeher sehr kritisch mit dem kapitalistischen Treiben befassen, ohne dabei staatskapitalistische „Lösungen“ (Marke „demokratischer Sozialismus“ etc.) zu propagieren. Ihr neuer Artikel geht zum einen darauf ein, dass die Bundesregierung, gegen anfänglichen (gespielten?) Widerstand, nun doch vor den Finanzinteressen einknickt und eine sog. „bad bank“ ins Leben rufen will, die den ganzen Banken ihre faulen Wertpapiere („toxisch“) abnehmen soll, damit diese wieder saubere Bilanzen aufweisen können und so weitermachen dürfen wie bisher. Das alles natürlich auf Kosten der Steuerzahler. Krisis geht aber über die nur allzu logische Kritik an diesem Vorgehen hinaus und hält auch Lösungen, wie sie von z.B. Attac vorgeschlagen werden – also „Bändigung des Finanzcasionos“ etc. – für zu kurz gegriffen.

Wenn schon Krise, dann wenigstens keine falsche Krisenanalyse. „Wir bezahlen eure Krise nicht!“ ist z.B. ein dummer Spruch. Als ob ein paar Menschen („ihr“) die Krise gemacht hätten. Viele glauben: „Es gibt eine vernünftige Wirtschaft mit moderaten Gewinnvorstellungen, aber ein paar gierige Manager und Spekulanten stürzen uns ins Unglück, weil sie den Hals nicht voll genug kriegen.“ Wenn es so einfach wäre, könnte man die Krise leicht in den Griff kriegen: Ein paar scharfe Gesetze erlassen und den einen oder anderen Manager in den Knast stecken. Solch billige Rezepte werden ja tatsächlich angepriesen. Aber die Erklärung der Krise mit „Gier“ ist ungefähr genauso intelligent wie die Erklärung der Arbeitslosigkeit mit „Faulheit“. Faulheit und Gier müssten urplötzlich um sich gegriffen haben, schließlich gab es ja mal viel weniger Arbeitslose und keine Krise. Viele – auch Linke – überbieten sich zusammen mit Politikern und Medien darin, den Ackermännern, Schaefflers&Co die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wer an Bösewichter glaubt, stellt die Systemfrage nicht. Und umgekehrt.

(…) Der Kapitalismus lebt von der Illusion ewigen Wachstums. Andernfalls jammern Unternehmerverbände, Gewerkschaften, Politiker und Kommentatoren. Denn dann geht es an Profite, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen – an die Grundlagen von Wirtschaft und Staat. Kapital strebt nicht einfach nach Profit, sondern nach Maximalprofit: es muss möglichst viel in Rationalisierung und Ausweitung der Produktion reinvestieren, um im tödlichen Konkurrenzkampf zu überleben. Profit lässt sich nur aus der Verwertung menschlicher Arbeitskraft ziehen, denn nur diese ist in der Lage, mehr Wert zu produzieren, als sie selber hat. Wer vom Verkauf seiner Arbeitskraft leben will, muss einen Nutzen für den Kreislauf aus ewigem Wachstum und Maximalprofit abwerfen. Andernfalls ist er nicht „verwertbar“, sprich überflüssig. Doch Mikroelektronik und allgemeine Computerisierung erfordern immer weniger Menschen, um immer größere und immer billiger produzierte Warenberge anzuhäufen. Es gibt also immer weniger „verwertbare“, entlohnungsberechtigte und profitable Menschen. Folglich flieht das Kapital zunehmend in die Finanzsphäre, wo die Spekulation auf zukünftige Profite das Hamsterrad aus Maximalprofit und ewigem Wachstum noch einmal weiterdreht.

(…) Wer glaubt, es kann so weiter gehen, ist selber in der Krise. Möglichst schnell wieder weitermachen wie bisher? Wieder so viele Autos produzieren wie früher? Genauer gesagt: noch mehr, denn Wachstum muss ja sein? Wieder alle „vollbeschäftigt“ mit irgendwelchem Unsinn, Hauptsache, es lässt sich Geld damit verdienen? Immer noch glauben, dass es mit dem Arbeiten-müssen-um-Geld-zu-verdienen -weil-wir-sonst-nicht- leben-können ewig so weiter geht? In der irren Hoffnung, dass schon noch irgendwas für uns abfallen wird? Bis auch die großen Staaten am Ende sind? Vergesst es. Die Frage, wie man eigentlich das Leben organisiert, wenn das Geld nichts mehr wert ist und die Staaten sich auflösen, kann sich auch in unseren Breiten schnell stellen. Werden wir alle im Elend versinken oder können wir ein besseres Leben aufbauen?

In einer freien und menschlichen Gesellschaft würden sich nicht die einen totarbeiten und die andern totlangweilen. Mehr Freiheit und Solidarität, mehr Zeit zum Lachen, Lieben und guten Leben für alle wäre drin. Mehr Selbstentfaltung und Selbstorganisation ohne die Herrschaft des Wert- und Tauschprinzips wäre möglich. Vergessen wir Marktwirtschaft und Staatssozialismus. Schaffen wir etwas Besseres.

Weniger tiefgründig, dafür aber mit jeder Menge heiligem Zorn, befasst sich auch Egon W. Kreutzer mit dem gefährlichen und teuren Unsinn der „bad bank“ – in seinem Paukenschlag von vorletzter Woche: „Wie blöd sind wir eigentlich? Gute Banken, schlechte Banken. Die tägliche Doku-Soap auf allen Kanälen“.

… Fortsetzung folgt (morgen) …

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Kritik am Konsumwahn

small_tree_on_whiteIm letzten Spiegel fand sich dieses tolle Interview mit der indischen Aktivistin Vandana Shiva – „Die Bestohlenen werden sich erheben“ –, in dem sie sich gegen Konsumwahn und Wachstumswirtschaft ausspricht und dafür plädiert, Bäume zu pflanzen statt zu konsumieren. Sehr lesenswert! Hier ein paar Auszüge:

SPIEGEL ONLINE: Frau Shiva, haben Sie als Umweltaktivistin und Feministin Verständnis dafür, dass viele Menschen in Deutschland gerade die Frage umtreibt, wer die Wahl zu “Germany’s Next Topmodel” gewonnen hat?

Vandana Shiva: Nein, was diesen Teil des Lebens anbelangt, bin ich wirklich ignorant. Top-Models könnten an mir vorbeilaufen, und ich würde sie nicht erkennen. Nach Super-Models zu suchen, während das Klima und die Weltwirtschaft im Chaos versinken, ist so, als würde Nero fiedeln, während Rom brennt.

(…) Shiva: Wir konzentrieren uns sicherlich zu sehr auf die ökonomische Krise – natürlich auch, weil die Regierungen und die Automobilindustrie sie als den Anfang vom Ende darstellen. Als würde die Welt ohne Banken und Autobauer zusammenbrechen. Dabei verkauft die Automobilindustrie zu viele Wagen, die keiner wirklich braucht, und die Banken spekulieren ständig mit neuen Papieren. Statt das zu korrigieren, wird alles getan, um rettend einzugreifen. Das ist so, als hätte ein Luftballon ein Loch, und man pustet trotzdem weiter Luft hinein. Aber ein kaputter Ballon ist kaputt.

SPIEGEL ONLINE: Wir müssen uns also von Limousinen und Investment-Fonds verabschieden?

Shiva: Die Krise zeigt uns, das stetige Anhäufen von materiellen Dingen ist vorbei. Nun kann man entweder in Panik geraten oder man kann sagen, gut, dass das vorbei ist – nun kann ich mich darauf konzentrieren, ein wirklich glückliches Leben zu führen.

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Heidi Klum, Germany’s Next Top Model und der 100%-Kommerz

Darf man eine Person, deren gesamtes öffentliches Leben sich nach der maximalen kommerziellen Verwertbarkeit des eigenen Tuns, des Gesichts, des Images ausrichtet und die ihren Namen für jede beliebige (gut zahlende) Marke als Werbeaushängeschild hergibt, als „Werbeschlampe“ bezeichnen? Hm. Keine Ahnung, wie das juristisch aussieht.

Egal, in meinem heutigen Beitrag soll es um natürlich etwas ganz anderes gehen, und zwar um „everybody’s darling“ Heidi Klum. Nicht, dass „unsere“ Heidi etwa zu wenig Publicity genösse und nun auch noch meiner bescheidenen bloggenden Aufmerksamkeit bedürfe, nein nein. Aber zufällig sah ich in der ARD vor wenigen Tagen einen sehr gelungenen Beitrag über die totale Durchkommerzialisierung von Frau Klum & ihrer „Top Model“-Show, die mir sowieso seit jeher ein Dorn im Auge ist. Wieso sollte man sich freiwillig anschauen, wie sich ein paar junge, naive Mädchen durchs Räderwerk der Reklameindustrie drehen und nach einem bestimmten (kranken) Schönheitsideal formen/deformieren lassen? Letztlich geht es ja ausschließlich darum, dass die Models anschließend ihren Körper meistbietend an Konzerne und ihre Imagekampagnen verkaufen, um deren Absatz zu steigern. Also im Prinzip eine abartige Prostitutions-Show, die mir nach dem Beitrag „Bye Bye Heidi Klum – die dünne Model-Modelliererin und das Geschäft mit den dicken Klöpsen“ bei Titel Thesen Temperamente NOCH unsympathischer geworden ist, denn dass das ganze ohnehin nur eine einzige, gut geölte Verkaufsmaschinerie darstellt, hatte ich mir ohnehin schon gedacht, aber DIESES Ausmaß löst dann doch Brechreiz aus. Noch ungeschminkter können Sender ihre ausschließlich kommerziellen Absichten kaum präsentieren als hier, und dass die Menschen sich so etwas anschauen, bestätigt sie in ihrem Treiben natürlich zusätzlich. Der Beitrag macht jedenfalls sehr schön deutlich, was ich am Privatfernsehen so abstoßend finde – die untrennbare Vermengung von „Information“ (Unterhaltung) mit Produktpropaganda.

(…) Roger Willemsen: “Man kann ja Heidi Klum gar nicht mehr angucken, ohne ja eigentlich an all die Produkte zu denken, für die sie steht. Im Grunde ist Heidi Klum selber der Inbegriff dieser Produkte und insofern betet man ein Produkt an. Und man betet die Waren-Eigenschaften eines Produktes an und sagt jungen Frauen: Werdet genau so. Kalkulierbar, käuflich und unter Abwesenheit jeder Persönlichkeitsregung beobachtbar.”

Die Show als Werbefestival, wie gut das funktioniert! Die Siegerin bekommt ein Auto! Und wen regt’s noch auf, dass dieser Wagen als integrierter Werbespot ständig durch die Show fährt? Auch dass eine Frauenzeitschrift allgegenwärtig ist – perfekt! So geht das! Das frisch gekürte Topmodel auf der Titelseite – die wiederum im Fernsehen. Auch jetzt bei uns – das nehmen wir in Kauf. Denn Heidi Klum setzt noch einen drauf: Der Renner auf YouTube: Ihr Video mit der “Luftgitarre”. Ganz zum Schluss erst wird klar: Auch dies ist Werbung, für ein Videospiel! Und was für ein Zufall: In der Casting-Show mussten die Mädchen genau diesen Clip nachstellen.

EDIT: Das Video musste ich von YouTube entfernen, nachdem „der Rechteinhaber“ sich beschwert hat… Immerhin hat es bis zu dem Zeitpunkt an die 5.000 Aufrufe erreicht, und vielleicht stellt es ja mal jemand anderer wieder online. ;)

EDIT2: Nun kann man das Video auf einem anderen Portal wieder betrachten:


Heidi Klum – Kommerz bei Germany’s Next Topmodel

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Innenministerium lässt Satire-Website vom Netz nehmen

Tja, in einem so staatsgläubigen Land wie dem unsrigen darf man sich nicht wundern, dass der Staatsapparat seine Macht mit Klauen und Zähnen verteidigt und gar keinen Spaß versteht. So kam vorgestern die Meldung über den Ticker, dass das Bundesinnenministerium eine private satirische Website durch den Provider domainfactory vom Netz nehmen ließ, bei der es jemand gewagt hatte, eine Parodie auf die BMI-Site zu lancieren und sich dabei der „Corporate Identity“ der Regierung (Bundesadler etc.) zu bedienen:

Stein des Anstoßes war eine auf der Subdomain bmi.pifo.biz gehostete Website, die dem alten Internetauftritt des BMI nachempfunden war. Während die Website in Teilen offenbar eine genaue Kopie der offiziellen Schäuble-Homepage war, setzten sich andere Teile in deutlich satirischer Absicht mit Themen wie Internetsperren oder Überwachung auseinander.

(…) Das BMI, bei dem er nachgefragt hat, weiß nichts von einer Beschwerde, sagt er. Auf Nachfrage beim Hoster wird klar: Beschwert hatte sich das Bundesverwaltungsamt (BVA), das unter anderem über die Verwendung hoheitlicher Kennzeichen wacht. “Unter der o.g. Domain […] wird der Internetauftritt des Bundesministeriums des Innern nachgeahmt”, steht in dem Fax des Bundesverwaltungsamtes. “Wir bitten Sie als Provider, die genannte Domain umgehend zu sperren.”

(…) Dabei räumt das BVA ein, dass es sich um Satire handelt. Eine Abwägung, ob die Seite deshalb etwa von Kunst- oder Meinungsfreiheit gedeckt sei, habe stattgefunden. “Auch wenn die maßgeblichen Inhalte auf ‘bmi.pifo.biz’ als Satire zu bewerten sind”, heißt es in der Stellungnahme der Behörde, “führt es im konkreten Fall zu keiner anderen rechtlichen Bewertung.”

Ist das etwa schon ein Vorgeschmack auf die schöne neue Welt des Webs in Zeiten von Zensursulas Internetsperr-Gesetz? Um so mehr muss man solche Aktionen, wie sie die Yes Men! in den USA mehrere Male durchgeführt haben, beispielsweise, indem sie einen Fake der WTO-Site ins Netz stellten, bewundern (ihre Parodie auf BP mussten sie dann leider auch auf Betreiben des Unternehmens wieder vom Netz nehmen). Denn deren Wirksamkeit basiert ja gerade darauf, dass sie die „Oiginale“ täuschend echt nachmachen und somit für heilsame Verwirrung sorgen. Satire, über die in großen Balkenlettern „SATIRE“ steht, ist hingegen fast schon witzlos…

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Ausbeutung in Deutschland – „System Schlecker muss geknackt werden“

arschleckerEigentlich habe ich zum Thema Discounter & Co. ja schon genug gesagt, andererseits werde ich nicht ruhen, bis diese Pest eingedämmt ist – zudem gibt es immer wieder neue Entwicklungen bzw. Meldungen aus dem Bereich, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Zur Abwechslung werde ich heute mal nicht auf Aldi & Lidl einschlagen, sondern suche mir den dritten Großen im Ausbeuterbunde aus – Schlecker. In puncto baulicher und typographischer Hässlichkeit kann diese Kette Aldi bequem das Wasser reichen, schon das Logo ist eine Beleidigung fürs Auge. Die Arbeitsbedingungen für die Angestellten  sind vermutlich mit die übelsten bei der ganzen Discounterbagage, zumal hier mit besonders harter Hand regiert wird. Vor ein paar Tagen fand ich dann auf Pressetext.de diesen Aufruf der österreichischen Gewerkschaft der Privatangestellten Das System Schlecker muss geknackt werden:

Nach Angaben der GPA-djp haben sich die Arbeitsbedingungen für Schlecker-Angestellte in den vergangenen vier Jahren zwar leicht verbessert. Dennoch würden die Mitarbeiter mit steigender Tendenz von “schlimmen Zuständen im Unternehmen berichten”. So gaben etwa 76 Prozent der Befragten an, nach Verlassen ihrer Filiale kontrolliert zu werden, selbst Handtaschen würden durchsucht. Dabei handle es sich um “klare Eingriffe in die Persönlichkeitssphäre” der Angestellten. Es scheine Teil der Unternehmenskultur zu sein, “die Beschäftigten grundsätzlich zu verdächtigen und unter Druck zu setzen”. Darüber hinaus habe es Hinweise auf Videokontrollen gegeben, die bislang jedoch nicht verifiziert werden konnten. Die meist weiblichen Mitarbeiterinnen weisen darauf hin, sich an ihrem Arbeitsplatz nicht sicher zu fühlen. In den meisten Fällen seien sie alleine im Geschäft tätig, würden Überfälle fürchten und kaum Gelegenheit für Toilettenpausen finden.

Zu den arbeitsrechtlichen Vorwürfen zählt außerdem eine problematische Betriebsvereinbarung, die der Gewerkschaft zugespielt worden sei. “Die Vereinbarung dient ausschließlich dazu, um die bei Schlecker Beschäftigten um ihren Mehrarbeitszuschlag zu prellen. Das ist ein unannehmbarer Zustand, den wir mit Sicherheit nicht hinnehmen werden”, kritisiert Stein. So müssten Mitarbeiter “jederzeit für Mehrarbeit zur Verfügung stehen und regelmäßig mehr Stunden arbeiten als vereinbart”. Gleichzeitig werde der Arbeitsvertrag vom Dienstgeber niedrig gehalten. Knapp die Hälfte der Befragten berichte zudem von einseitigen Anordnungen zur Arbeitszeit.

(…) “Die Frauen sind bei möglichen Alternativen am Arbeitsmarkt stark eingeschränkt. Diese Situation wird ausgenützt”, erklärt GPA-djp-Bundesfrauenvorsitzende Ilse Fetik im pressetext-Gespräch. Nachdem ihre Wochenarbeitsverträge vom Unternehmen herabgestuft werden, verdienen die Mitarbeiterinnen trotz Überstunden weniger Geld. Ein möglicher Freizeitausgleich werde ebenfalls von Schlecker vorgegeben. Außerdem würden die Beschäftigten dazu angehalten, “abgelaufene Ware zum Vollpreis zu kaufen”, um Abschreibungen zu vermeiden. Die Mitarbeiterinnen müssten im Schlecker-Bestellshop gewisse Mindestmengen und Verkaufsziele erreichen. “Werden diese nicht erfüllt, bestellen sie für sich selbst oder ihre Familienmitglieder”, so Bundesgeschäftsführerin Stein. Dabei spiele es keine Rolle, ob sie die Artikel benötigen oder nicht. Die Bestellungen würden lediglich getätigt, um Ermahnungen und angedrohten Kündigungen zu entgehen.

Dem Aufruf zum „Knacken“ von Schlecker kann ich mich natürlich nur anschließen – obwohl der nächste Schleckermarkt nur 20 m von meiner Wohnung entfernt liegt, meide ich diese Kette prinzipiell und betrete deren Läden nicht (mehr). Immerhin wird geplant, 4.000 Geschäfte zu schließen, was schon mal ein Anfang ist…

Diese beiden aktuellen Beiträge passen irgendwie auch zum Thema und werfen ein bezeichnendes Licht auf den Arbeitsmarkt Deutschland – KiK spitzelte Schulden von Mitarbeitern aus undAusbeutung: Arbeiten zu widrigsten Bedingungen in Deutschland (Zeit.de).

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Studie: Mehrheit der Amerikaner macht Medien und Werbeagenturen für die Krise mitverantwortlich

goatIn jeder Krise suchen die Menschen gerne nach Schuldigen für die Misere. Während hierzulande noch alles auf die Banker schimpft und einprügelt, ist man in den USA offenbar schon einen Schritt weiter und nimmt nun die nächsten Berufsgruppen ins Visier. Marketing- und Reklamefuzzis dürfen sich also schon mal etwas wärmer anziehen und auf verstärkten Gegenwind einstellen, wenn man dieser neuen Studie von The Harris Poll Glauben schenken darf: Majorities of Americans Lay at Least Some Blame for Economic Crisis on Media and Advertising Agencies for Causing People to Buy What They Couldn’t Afford, die ich für Euch mal eben übersetzt habe:

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Mehrheit der Amerikaner macht Medien und Werbeagenturen für die Krise mitverantwortlich, indem sie Menschen dazu verführen, Dinge zu kaufen, die sie sich nicht leisten können
Die Mehrheit glaubt hingegen, Freunde und Familie trifft keine Schuld

Viele Gruppen standen schon im Fokus des „blame game“ (Anschuldigungs-Spiels), in dem es darum geht, wer die Verantwortung für die aktuelle Wirtschaftskrise trägt. Könnten die Medien, Werbeagenturen und/oder Freunde und Familien zumindest einen Teil der Verantwortung tragen, dass Leute sich Dinge kaufen, die sie sich nicht leisten können? Wenn es nach der amerikanischen Öffentlichkeit geht, lautet die Antwort: ja.

Dies sind einige der Ergebnisse von The Harris Poll® einer landesweiten Umfrage unter 2.200 US-Bürgern, die online zwischen dem 31. März und 1. April durchgeführt wurde.

Im Einzelnen:

  • Zwei Drittel der Amerikaner (66%) glauben, dass Werbeagenturen zumindest einen Teil der Verantwortung dafür tragen, dass Menschen sich zu viele Sachen kaufen. Tatsächlich glauben 33% sogar, dass die Agenturen die komplette Schuld oder zumindest die Hauptverantwortung dafür tragen.
  • Printmedien wie Zeitungen und Zeitschriften wird von annähernd 3 von 5 Amerikanern (59%) zumindest eine gewisse Verantwortung zugeschrieben, während 56% der Amerikaner sagen, dass Nachrichten und Informationswebsites mitverantwortlich zeichnen.
  • Etwas mehr als die Hälfte der Befragten sagt, dass Shows im Fernsehen oder Radio (55%), Nachrichten im Kabelprogramm (54%) und lokale Nachrichtensender (53%) allesamt eine gewisse Verantwortung für die Krise tragen, weil sie Menschen dazu animierten, Dinge zu kaufen, die sie sich nicht leisten konnten.
  • Freunde und Familie kommen etwas besser weg – knapp über die Hälfte (54%) sagt, dass sie wenig oder keine Verantwortung für den übermäßigen Konsum haben.

Es gibt auch eine Differenzierung der Altersgruppen, wenn es um die Schuldzuweisung für die Wirtschaftskrise geht. Menschen, die 55 Jahre oder älter sind, schieben die Schuld eher den fünf Medienkategorien und Werbeagenturen in die Schuhe. Im Gegenzug halten die 18–34jährigen diese 6 Gruppen für weniger verantwortlich. (…)

Also?

Die Amerikaner sind wütend und aufgebracht über den Zustand der Wirtschaft und benötigen einen Schuldigen oder eine Gruppe von Schuldigen. Die Medien sind immer ein leichter Sündenbock, wenn es um das „blame game“ geht, sei es nun mit politischen Slogans wie im Jahre 1992 „Ärgert die Medien, wählt Präsident Bush wieder“, oder als Ursache für die aktuelle Wirtschaftskrise. Werbeagenturen hingegen konnte bisher „unerkannt entkommen“/waren für den Radar der Menschen unsichtbar. Nun jedoch, dank Fernsehshows wie „Mad Men“ und „Trust Me“ werden sie etwas sichtbarer und stellen ebenfalls einen leichten Sündenbock dar.

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Dazu drängen sich mir noch einige Anmerkungen auf – abgesehen davon, wie angebracht es wohl sein mag, bei einer Umfrage unter gerade einmal 2.200 Menschen anschließend von „die Amerikaner“ etc. zu sprechen (eine absurde Vorstellung, oder?), ist es zumindest interessant, dass offenbar einiges von dem, was z.B. Culture Jammer wie Kalle Lasn schon seit langem nicht müde werden, zu betonen und wie es auch in „The Story of Stuff“ visualisiert wurde, nämlich, dass die Werbeindustrie kräftig mit an dem zerstörerischen Hamsterrad aus Arbeiten & Konsumieren dreht, mittlerweile auch vermehrt bei den Bürgern ankommt. Auf der anderen Seite habe ich immer große Probleme damit, wenn sich Menschen hinstellen und irgend jemand anderen für ihre eigenen Entscheidungen verantwortlich machen wollen – hier sollten sich die Konsumenten vielleicht zuallererst auch an die eigene Nase fassen! Schließlich zwingt einen ja niemand, Dinge zu kaufen, die man nicht braucht und sich nicht leisten kann. Dass Reklame & Co. natürlich den Boden für sinnlosen Konsum bereiten und Menschen in ihren Unsicherheiten bestärken, ist unstrittig und wird von mir hier im Blog auch mit schöner Regelmäßigkeit kritisch beäugt.

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