Heidi Klum, Germany’s Next Top Model und der 100%-Kommerz

Darf man eine Person, deren gesamtes öffentliches Leben sich nach der maximalen kommerziellen Verwertbarkeit des eigenen Tuns, des Gesichts, des Images ausrichtet und die ihren Namen für jede beliebige (gut zahlende) Marke als Werbeaushängeschild hergibt, als „Werbeschlampe“ bezeichnen? Hm. Keine Ahnung, wie das juristisch aussieht.

Egal, in meinem heutigen Beitrag soll es um natürlich etwas ganz anderes gehen, und zwar um „everybody’s darling“ Heidi Klum. Nicht, dass „unsere“ Heidi etwa zu wenig Publicity genösse und nun auch noch meiner bescheidenen bloggenden Aufmerksamkeit bedürfe, nein nein. Aber zufällig sah ich in der ARD vor wenigen Tagen einen sehr gelungenen Beitrag über die totale Durchkommerzialisierung von Frau Klum & ihrer „Top Model“-Show, die mir sowieso seit jeher ein Dorn im Auge ist. Wieso sollte man sich freiwillig anschauen, wie sich ein paar junge, naive Mädchen durchs Räderwerk der Reklameindustrie drehen und nach einem bestimmten (kranken) Schönheitsideal formen/deformieren lassen? Letztlich geht es ja ausschließlich darum, dass die Models anschließend ihren Körper meistbietend an Konzerne und ihre Imagekampagnen verkaufen, um deren Absatz zu steigern. Also im Prinzip eine abartige Prostitutions-Show, die mir nach dem Beitrag „Bye Bye Heidi Klum – die dünne Model-Modelliererin und das Geschäft mit den dicken Klöpsen“ bei Titel Thesen Temperamente NOCH unsympathischer geworden ist, denn dass das ganze ohnehin nur eine einzige, gut geölte Verkaufsmaschinerie darstellt, hatte ich mir ohnehin schon gedacht, aber DIESES Ausmaß löst dann doch Brechreiz aus. Noch ungeschminkter können Sender ihre ausschließlich kommerziellen Absichten kaum präsentieren als hier, und dass die Menschen sich so etwas anschauen, bestätigt sie in ihrem Treiben natürlich zusätzlich. Der Beitrag macht jedenfalls sehr schön deutlich, was ich am Privatfernsehen so abstoßend finde – die untrennbare Vermengung von „Information“ (Unterhaltung) mit Produktpropaganda.

(…) Roger Willemsen: “Man kann ja Heidi Klum gar nicht mehr angucken, ohne ja eigentlich an all die Produkte zu denken, für die sie steht. Im Grunde ist Heidi Klum selber der Inbegriff dieser Produkte und insofern betet man ein Produkt an. Und man betet die Waren-Eigenschaften eines Produktes an und sagt jungen Frauen: Werdet genau so. Kalkulierbar, käuflich und unter Abwesenheit jeder Persönlichkeitsregung beobachtbar.”

Die Show als Werbefestival, wie gut das funktioniert! Die Siegerin bekommt ein Auto! Und wen regt’s noch auf, dass dieser Wagen als integrierter Werbespot ständig durch die Show fährt? Auch dass eine Frauenzeitschrift allgegenwärtig ist – perfekt! So geht das! Das frisch gekürte Topmodel auf der Titelseite – die wiederum im Fernsehen. Auch jetzt bei uns – das nehmen wir in Kauf. Denn Heidi Klum setzt noch einen drauf: Der Renner auf YouTube: Ihr Video mit der “Luftgitarre”. Ganz zum Schluss erst wird klar: Auch dies ist Werbung, für ein Videospiel! Und was für ein Zufall: In der Casting-Show mussten die Mädchen genau diesen Clip nachstellen.

EDIT: Das Video musste ich von YouTube entfernen, nachdem „der Rechteinhaber“ sich beschwert hat… Immerhin hat es bis zu dem Zeitpunkt an die 5.000 Aufrufe erreicht, und vielleicht stellt es ja mal jemand anderer wieder online. ;)

EDIT2: Nun kann man das Video auf einem anderen Portal wieder betrachten:


Heidi Klum – Kommerz bei Germany’s Next Topmodel

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6 Kommentare

  1. Jacob

    Sehr schöne Texteinleitung – rofl

  2. Mist, das wollte ich auch schreiben. Zu spät.
    Ansonsten sehe ich mich bestätigt, Germany’s next bimbo aus gutem Grund noch nie gesehen zu haben.

  3. Frank

    Merkwürdigerweise habe ich noch nie das Wort “Werbeschlamper” (o.ä.) gelesen. Aber wenn das Verhalten von Frauen bestimmten Männern nicht gefällt, dann wird einfach mal schlampig gedacht und als Ergebnis tauchen dann sinnlose Bezeichnungen wie “Werbeschlampe” auf.
    Außerdem hat die in der Sendung gezeigt Tätigkeit als Werbemodel nichts aber auch gar nichts mit Prostitution zu tun. Nicht jeder Beruf der Körpereinsatz verlangt ist Prostitution zuzuordnen.
    Verkürztes Denken ist die eine Sache aber das dann auch noch zu veröffentlichen ist – wie der ganze Artikel – nicht zumutbar. Da hat wohl jemand ein Problem mit erfolgreichen Frauen. Im übrigen mag ich Sendungen wie GNTM auch nicht.

    • Im Artikel ging es (wie in der TTT-Sendung) primär um die komplette Durchdringung solcher Sendungen wie GNTM mit Kommerz, was absolut widerlich ist. Wer meinen Blog ein wenig kennt, weiß, dss dies auch ein wichtiges Thema für mich ist (und generell für die demokratische Entwicklung in unserem Lande). Siehe z.B. HIER
      Wenn sich jemand für jede Marke, die mit Geldscheinen wedelt, verkauft, geht das durchaus schon in Richtung “Prostitution”, auch wenn ich das natürlich (bewusst) überspitzt formuliert habe.

      “Da hat wohl jemand ein Problem mit erfolgreichen Frauen.”

      Hä? Wie war das mit dem “verkürzten Denken”?

      Es gibt natürlich auch “Werbeschlamper” ;-) – ohne Namen zu nennen verweise ich da gerne auf meinen Beitrag zu dieser Bild-Reklamekampagne, in dem ich v.a. die männlichen Kaufpromis kritisiere… Siehe: http://konsumpf.de/?p=3517

  4. Ich kann nur zusätzlich diesen Artikel empfehlen:

    http://diepresse.com/home/kultur/medien/tvkritik/481240/index.do?_vl_backlink=%2Fhome%2Findex.do

    Meiner Meinung nach eine perfekte Analyse.

  5. mo

    “Im Grunde ist Heidi Klum selber der Inbegriff dieser Produkte…”

    yo. passend dazu reiche ich eine ältere feststellung nach: “Es gibt Sie eigentlich gar nicht”

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