Ausbeutung in Deutschland – „System Schlecker muss geknackt werden“

arschleckerEigentlich habe ich zum Thema Discounter & Co. ja schon genug gesagt, andererseits werde ich nicht ruhen, bis diese Pest eingedämmt ist – zudem gibt es immer wieder neue Entwicklungen bzw. Meldungen aus dem Bereich, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Zur Abwechslung werde ich heute mal nicht auf Aldi & Lidl einschlagen, sondern suche mir den dritten Großen im Ausbeuterbunde aus – Schlecker. In puncto baulicher und typographischer Hässlichkeit kann diese Kette Aldi bequem das Wasser reichen, schon das Logo ist eine Beleidigung fürs Auge. Die Arbeitsbedingungen für die Angestellten  sind vermutlich mit die übelsten bei der ganzen Discounterbagage, zumal hier mit besonders harter Hand regiert wird. Vor ein paar Tagen fand ich dann auf Pressetext.de diesen Aufruf der österreichischen Gewerkschaft der Privatangestellten Das System Schlecker muss geknackt werden:

Nach Angaben der GPA-djp haben sich die Arbeitsbedingungen für Schlecker-Angestellte in den vergangenen vier Jahren zwar leicht verbessert. Dennoch würden die Mitarbeiter mit steigender Tendenz von “schlimmen Zuständen im Unternehmen berichten”. So gaben etwa 76 Prozent der Befragten an, nach Verlassen ihrer Filiale kontrolliert zu werden, selbst Handtaschen würden durchsucht. Dabei handle es sich um “klare Eingriffe in die Persönlichkeitssphäre” der Angestellten. Es scheine Teil der Unternehmenskultur zu sein, “die Beschäftigten grundsätzlich zu verdächtigen und unter Druck zu setzen”. Darüber hinaus habe es Hinweise auf Videokontrollen gegeben, die bislang jedoch nicht verifiziert werden konnten. Die meist weiblichen Mitarbeiterinnen weisen darauf hin, sich an ihrem Arbeitsplatz nicht sicher zu fühlen. In den meisten Fällen seien sie alleine im Geschäft tätig, würden Überfälle fürchten und kaum Gelegenheit für Toilettenpausen finden.

Zu den arbeitsrechtlichen Vorwürfen zählt außerdem eine problematische Betriebsvereinbarung, die der Gewerkschaft zugespielt worden sei. “Die Vereinbarung dient ausschließlich dazu, um die bei Schlecker Beschäftigten um ihren Mehrarbeitszuschlag zu prellen. Das ist ein unannehmbarer Zustand, den wir mit Sicherheit nicht hinnehmen werden”, kritisiert Stein. So müssten Mitarbeiter “jederzeit für Mehrarbeit zur Verfügung stehen und regelmäßig mehr Stunden arbeiten als vereinbart”. Gleichzeitig werde der Arbeitsvertrag vom Dienstgeber niedrig gehalten. Knapp die Hälfte der Befragten berichte zudem von einseitigen Anordnungen zur Arbeitszeit.

(…) “Die Frauen sind bei möglichen Alternativen am Arbeitsmarkt stark eingeschränkt. Diese Situation wird ausgenützt”, erklärt GPA-djp-Bundesfrauenvorsitzende Ilse Fetik im pressetext-Gespräch. Nachdem ihre Wochenarbeitsverträge vom Unternehmen herabgestuft werden, verdienen die Mitarbeiterinnen trotz Überstunden weniger Geld. Ein möglicher Freizeitausgleich werde ebenfalls von Schlecker vorgegeben. Außerdem würden die Beschäftigten dazu angehalten, “abgelaufene Ware zum Vollpreis zu kaufen”, um Abschreibungen zu vermeiden. Die Mitarbeiterinnen müssten im Schlecker-Bestellshop gewisse Mindestmengen und Verkaufsziele erreichen. “Werden diese nicht erfüllt, bestellen sie für sich selbst oder ihre Familienmitglieder”, so Bundesgeschäftsführerin Stein. Dabei spiele es keine Rolle, ob sie die Artikel benötigen oder nicht. Die Bestellungen würden lediglich getätigt, um Ermahnungen und angedrohten Kündigungen zu entgehen.

Dem Aufruf zum „Knacken“ von Schlecker kann ich mich natürlich nur anschließen – obwohl der nächste Schleckermarkt nur 20 m von meiner Wohnung entfernt liegt, meide ich diese Kette prinzipiell und betrete deren Läden nicht (mehr). Immerhin wird geplant, 4.000 Geschäfte zu schließen, was schon mal ein Anfang ist…

Diese beiden aktuellen Beiträge passen irgendwie auch zum Thema und werfen ein bezeichnendes Licht auf den Arbeitsmarkt Deutschland – KiK spitzelte Schulden von Mitarbeitern aus undAusbeutung: Arbeiten zu widrigsten Bedingungen in Deutschland (Zeit.de).

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13 Kommentare

  1. Idealistin

    Hallo,

    kann ich nur bestätigen. Ich habe eine Bekannte die “betreut” fast 40 Schleckerfilialen. Jede muss einmal im Monat angefahren werden. 70 Stunden in der Woche- sind normal…. Kaum noch Privatleben. Die ist noch ziemlich neu dabei und sagt jetzt schon- lange schaffe ich das nicht.

    Überhaupt, andere im Discountsystem angesiedelte Drogeriemarktketten sind zwar nicht ganz so schlimm wie Schlecker/ Aldi und Lidl- aber unterliegen auch dem harten Wettbewerb und sind dementsprechend nicht unbedint Vorzeigearbeitgeber. Man denke nur an die Kette Müller- die Gespräche die ein Mitarbeiter nach einem Krankheitsfall mit dem Filialleiter führen muss!?! Ist ja fast noch schlimmer als bei Lidl.

    Wirklich empfehlen kann man DM- ein humaner fairer Arbeitgeber, hält nichts von Sonderangeboten. Mitarbeiter werden gefördert und dürfen (sollen) selbstverantwortlich arbeiten -es entlastet die Führungskräfte. Also wenn man DM in der Nähe hat, ist es eine gute Alternative gegenüber den Ausbeutersystemen.

    Noch was- generell sollte man die Discounter meiden, es gibt genügend Ausweichmöglichkeiten, die neben einem Markensortiment und besseren Service auch Handelsmarken mit einem Preis- Leistungsverhältnis anbieten, wie die Discounter. Man muss nur genau hinschauen! Wie soll man den Discountern denn sonst klar machen, dass man ihren Umgang mit Mitarbeitern und der Umwelt ablehnt? Spüren können sie es nur über Umsatzeinbußen. Nur dann werden sie handeln, sind dazu gezwungen!

  2. Wieso ist das Logo eine Beleidigung fürs Auge? Weil es ganz simpel nur “Schlecker” ohne große Extras ist?

    • Da fragst Du den Richtigen :-) – denn ich beschäftige mich ja auch beruflich mit Buchsatz/Typographie. Und der Schriftzug von Schlecker ist einfach superhässlich, die Farben grausig, das ganze wirkt extrem billig. Also schon irgendwie wieder passend – wie auch bei Aldi & Lidl, deren Logogestaltung vermutlich ein betrunkener Familienangehöriger übernommen hat. ;-)

  3. arne

    wahrscheinlich steckt hinter dem schlecker logo mehr psychologie als wir hier alle zu glauben wissen :-)

  4. Da finde ich das schlichte NORMA-Logo fast noch schlimmer. So braun(da sieht man gleich mal, welche Politik darin vorherrscht ;) ) ist echt hässlich!

  5. Olaf

    Schade nur, dass die geschlossenen Läden dann von DM & Co. übernommen werden dürften. Ich glaube kaum, dass die Bedingungen dort besser sind.
    Schlecker hat vor kurzem ja noch mal auf sich aufmerksam gemacht (oder war es Rossmann?), als bekannt wurde, dass unrentable Filialen geschlossen wurden, um direkt daneben einen XXL-Store (oder wie auch immer das bei denen heißt) zu eröffnen. Angestellt wurden natürlich die Arbeitnehmer aus dem zuvor geschlossenen Laden. Zu welchen Bedingungen (vor allem finanziell), kannst du dir sicher denken.

    • Also dm ist DEFINITIV besser, lies Dir dazu auch den Kommentar von Idealistin weiter oben durch. dm beutet die eigenen Mitarbeiter zumindest nicht aus, es gibt auch Bioprodukte etc. Das wäre wenigstens ein gewisser Schritt, der zeigen würde, dass sich Ausbeutung nicht lohnt. Ansonsten lehne ich diese ganzen Ketten natürlich auch ab und fände es erheblich erfreulicher, wenn es kleinräumigere Lösungen gäbe. Nur bei unserem Wirtschaftssystem, das auf permanentes Wachstum angewiesen ist, MÜSSEN große Firmen immer größer werden und andere verdrängen – der Weg zum Oligopol oder Monopol ist vorgezeichnet…

  6. Manfred

    WIR ALLE SOLLTEN HANDELN!!

    Keiner der Discounter ist wirklich besser…sozial….menschlich… Alles jammert nur.
    Auch Kunden finden das mittlerweile ungerecht….nicht mehr 100% Geizgeil!!, weil mittlerweile selbst betroffen?

    Wollen eigentlich=(dieses Wort heißt NICHT!) …boykottieren -…das ist meiner Meinung nach falsch!

    …..Viele arbeiten da nämlich, weil geringer Lohn besser ist als gar kein Job..auch für Ego…..und einzig der Kunde entscheidet bei solch brutal ausbeutenden Arbeitgebern noch über deren Einkommen.
    Mein Lösungsansatz:
    Wir geben den Verkäuferinnen einfach 10% oder mehr Trinkgeld, und wenn die schlau sind, versteuern die es und zahlen davon was in die Rente ein, dann ist das auch noch legal und nachhaltig.
    Das ist dann so was wie Umsatzbeteiligung…die gute Kassiererin bekommt dann mehr…..bei Schlecker ist das fast immer nur eine Person im Laden oder sie müßten sie sich die Trinkgeldkasse aufteilen, was dann auch die nicht kassierenden “Beteiligt”.

    • Ein interessanter Ansatz – nur leider unterstützt Du dadurch, dass Du weiterhin dort einkaufst, das System zusätzlich und bestärkst Firmen wie Schlecker usw. noch darin, so asozial und ausbeuterisch wie immer vorzugehen. Das sind dann eher Almosen für die dort Angestellten, die aber die Grundproblematik nicht verändern werden. Ich denke schon, dass man diesen Firmen, die auf dem Rücken der Allgemeinheit zu Reichtum gekommen sind, zeigen muss, dass man deren Geschäftspraktiken nicht duldet – und das geht m.E. nur durch Konsumentzug. Denn es ist ja so, dass die Discounter in der Summe Arbeitsplätze vernichtet haben – gäbe es sie nicht, würden mehr Leute im Einzelhandel arbeiten und dies noch zu besseren Konditionen. Also weg mit den Discountern!

  7. Manfred

    WIR ALLE SOLLTEN HANDELN (2)!!!
    @peter…ist nicht so einfach…oder meist du den kompletten Konsumverzicht……
    “Almosen”- 10 % am Umsatz mach an mancher Kasse schon in einer Woche mehr als ein Monat-“Almosen” der Verkäuferin aus……für dieses Extra wird sie vielleicht Kundin bei uns..oder bei dir – oder?
    Den Einzelhandel haben wir schon kaputt gemacht….in unserem Europarecht ist alles so reglementiert, das Einzel(handels)kämpfer schon wegen der Bürokratie, Gesundheitsbestimmungen, sonstigen Bestimmungen und Verordnungen, schier verzweifeln……diese Bestimmungen waren früher unnötig schlechte Metzger uns Bäcker wurden einfach gemieden…..in manchen äähh den meisten Ortschaften gibts zwar ALDI LIDL NORMA usw an einer Stelle und im ehemaligen Tante Emmaladen ist max Secondhand……meist nur ein nett/künstlerisch sonstwie gestaltetes Schaufenster oder ist es mittlerweile eine Mietswohnung geworden?

    Deshalb halte ich nur die Lösung oben für praktikabel natürlich nur für Artikel (das hatte ich oben nicht erwähnt), die man heute auschließlich NUR dort bekommt…..ansonsten frequentieren wir z.B. bewußt unseren (noch) vorhandenen Bäcker(ohne Kette), Metzger(Für die wird die Luft auch schon Dünn..-auch wg EUROkram usw.) und Haushaltswaren/Postladen.

    • Ich fürchte halt, dass sich der Herr Schlecker oder die Brüder Albrecht nur freuen, wenn die Kunden quasi so indirekt einen teil der Bezahlung der Angestellten übernehmen – das wird sie in keinster Weise motivieren, etwas zu ändern, sondern einfach weiter so zu machen wie bislang. Generell zerstören die Discounter die gesamte Wirtschaft, nach und nach, wie ich ja auch in meinen beiden “Grundsatzartikeln” dargelegt habe
      http://konsumpf.de/?p=2353
      http://konsumpf.de/?p=2766
      , deshalb meide ich diese Läden komplett. Aber sicher gibt es Orte, wo das Grauen so weit vorangeschritten ist, dass man kaum noch eine Alternative hat. In den größeren Städten ist dies aber zum Glück nicht der Fall… Finde ich gut, dass Du die kleineren Läden bei Euch unterstützst!

  8. Insider

    @ manfred
    das mit dem zusätzlichen Trinkgeld ist bei solchen Ausbeutern wie die Discounter- Feudalfürsten kein guter Vorschlag.Das bringt nicht die geringste Wirkung bei dem komplexen Billig Problem das die Discounter (Lidl/Aldisierung) verursacht haben. Da muss ich dem Peter recht geben. Die Auswirkungen- inkl.neue Varianten sind schon kaum mehr zu stoppen. Da hilft nur die Radikalmethode des öffentlichen Verbraucherprotestes.

    Es gibt nämlich inzwischen schon eine neue Generation solcher pefiden Spezies –die gut abgeschaut haben von Aldi,Lidl,Schlecker und Co. wie man mit MA Sklavenhaltung ohne Rechte in kurzer Zeit Millionen verdient. Diese verdienen inzwischen nicht nur mit Lohndumping sondern sogar von denTrinkgeldern der Kunden für die Wascharbeiter.
    Dieses wird denen vom mikrigen Lohn ca. 4 Euro Std. abgezogen (für angebl. Rücklagen bei Kunden Garantie- Reklamationen –Arbeitsmaterialien,ect. Berechnet wird zudem reine Arbeitszeit –also wenn kein Kunde da ist gibt’s nicht einmal diesen Hungerlohn von ca. 150 Euro. Deutschalnd wo bist Du mit Arbeitsbedingungen inzwischen gelandet?
    Ähnliche zustände wie in der Dritten Welt –in einem eigentlich der reichsten Länder der Erde. Inzwischen allerdings nur für/bei ca. 10 % unserer besonderen geldgierigen Gesellschaft- und Ausbeuterunternehmen.
    Übrigens –diese gehören endlich alle sofort boikottiert –auch wenn es die MA nicht gerne hören. Angst um ihren noch so billigen Ausbeuter –Arbeitsplatz haben. Da die MA selbst gerade deswegen (psychologisch –oder wegen fehlender Ursache –Wirkung Kenntnisse – fehlender Solidarität – gewerkschaftl. organisationsstrukturen/Betriebsrat nicht in der Lage sind, etwas zu unternehmen, muss dies wohl von aussen kommen. Erst wenn der Druck der Öffentlichkeit, der Verbraucher durch Boikott und verändertem Kaufverhalten so groß ist, bewegen sich auch diese Unternehmen. letztzendlich nicht unbedingt für die MA –sondern um ihren eigenen (Manager) Arsch am Markt zu retten.
    Apropo siehe zu og.Infos:
    ZDF-Magazin “heute 12.1.09 Frontal 21”: Lohndumping bei Autowaschanlagenkette “Mr. Wash”
    Gewerkschaft: “Ausbeutung pur”
    http://www.presseportal.de/pm/7840/1542968/zdf

    Und dazu gleich der nächste alte Bekannte der gleichen Sorte –A.Schlecker
    Derzeit ebenfalls aktuell in den Schlagzeilen wegen Lohndumping und Ausbeutung
    http://www.welt.de/wirtschaft/article5822910/Mitarbeiter-leben-in-Angst-vor-Schlecker-Chefs.html
    http://www.welt.de/wirtschaft/article5803487/Bundesregierung-prueft-Vorwuerfe-gegen-Schlecker.html

    Der nächste, ähnliche Supergau bei Lidl,Aldi und Co.ist sicher ebenfalls nicht mehr weit entfernt.

    Es wird höchste Zeit dass sich dies ändert.
    Alle,MA Verbraucher,dieganze Gesellschaft sollte daran arbeiten. FAIR -für alle zum Vorteil- das ist das Ziel.

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