Kennt Ihr das auch? Man schaut sich mal wieder eine kritische Reportage über diesen oder jenen Missstand in der Welt an, über einen schlimmen Konzern oder Ausbeutung in armen Ländern, und denkt dann bei sich: „Mist, das hätte ich jetzt doch besser nicht gewusst – nun bin ich deprimiert!“ Dieser Effekt tritt besonders dann ein, wenn nicht einer der üblichen Verdächtigen (Banken, Nestlé, Fleischkonsum, …) an den Pranger gestellt werden, sondern es um Organisationen oder Ideen geht, die eigentlich gut gedacht und gemeint sind, so wie neulich der Wirbel um den WWF. In die gleiche Kategorie fällt auch die Sendung „Die Altkleider-Lüge“, die der NDR vor einer Weile ausstrahlte und die mit dem Irrglauben aufräumte, dass man mit Kleiderspenden an das Rote Kreuz etc. wirklich etwas Gutes für Menschen in Afrika und anderswo tut.
Schlagwort: Kleidung
Die NDR-Sendung Extra 3 befasste sich neulich mit dem Thema Billigklamotten – wie gewohnt in satirisch-überhöhter, aber (leider) natürlich zutreffender Weise. Gerade die Billigketten und Discounter sorgen ja dafür, dass unter übelsten Bedingungen hergestellte Kleidung möglichst massenhaft unters Volk gebracht wird. Qualität, Nachhaltigkeit, all das ist egal, solange der Preis niedrig ist – nach diesem Motto gehen leider immer noch viele Konsumenten vor. Eins darf man bei dieser Kritik nicht übersehen – es ist mitnichten so, dass teure Markenware unbedingt besser hergestellt wurde. In der Regel zahlt man hier nur den „guten“ Namen und die Reklame.
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Ich mache ja eher selten Werbung für Läden und Geschäftsideen, aber in diesem Falle will ich mal eine Ausnahme machen – über die Transition Town Kiel-Initiative wurde ich auf dieses sehr löbliche Projekt aufmerksam, das natürlich keine Allheillösung für den Überkonsum darstellt, aber doch einen interessanten Ansatz als Korrektiv – „Tauschbörse für gebrauchte Kleidung in Kiel“:
Der Klamottentauschladen „Kleider tauschen Leute“ im ehemaligen Lessingbad, Lesingplatz 1 ist montags, mittwochs und freitags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Wer Kleidung mitbringt und spendet, kann sich aus dem Vorhandenen bedienen. Dies ist ein Projekt vom Verein „Percy&Komplizen“. Die Finanzierung über Spenden ist zur Zeit bis zum Sommer gesichert. Deutschland ist weltweit Spitze im Verbrauch von Kleidung. Billigläden schießen aus dem Boden. Unter welchen Arbeitsbedingungen T-Shirts für 3 Euro neu in Fernost produziert werden, können wir nur ahnen. Der Anbau der konventionellen Baumwolle verbraucht Unmengen von Wasser und Energie; die Transportenergie kommt dazu…
Ein Tauschladen erscheint als der zeitgemäße Ansatz, nicht ewig das Gleiche tragen zu müssen und trotzdem hochwertige und damit langlebige = resourcenschonende Kleidung tragen zu können. Wir wünschen viel Erfolg und Langlebigkeit für dieses Projekt!
Den guten Wünschen kann ich mich nur anschließen! Ich denke mal, dass es ähnliche Läden in anderen Städten auch gibt.
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Dokusoaps sind ja so eine Sache – oft gescriptet und gecastet und weit an der Realität vorbei. Manchmal kommt aber doch etwas Interessantes dabei heraus – wie bei der britischen 4-teiligen Serie „Blut, Schweiß und T-Shirts – Hinter den Kulissen indischer Textilfabriken“, die seit gestern noch bis Freitag immer um 19:15 Uhr auf ZDF neo läuft (hab leider auch erst heute davon erfahren, sonst hätte ich den Tipp schon früher lanciert!):
Sechs Fashionvictims reisen nach Indien. Einen Monat leben und arbeiten sie mit den Billiglohnarbeitern in den Textilfabriken und werden zum ersten Mal in ihrem Leben mit den Bedingungen konfrontiert, unter denen ihre Kleider hergestellt werden.
Ihre Reise beginnt in einer Textilfabrik in Delhi, die Kleidung für den Export produziert. Die meisten der Textilien landen in beliebten englischen Markenshops. Doch unter welchen Bedingungen werden diese T-Shirts eigentlich produziert?
Leben am Existenzminimum
Das findet die Gruppe während ihres einwöchigen Aufenthalts in der angesehensten Fabrik Delhis heraus. Die Arbeitsbedingungen sind im Gegensatz zu indischen Standards hoch, doch schon hier stoßen einige der Sechs an ihre Grenzen. Auch das Leben in einem der ärmsten Vororte Delhis schockiert sie.Die zweite Station der Reise führt die sechs Fashionvictims in einen kleinen Betrieb in West Dehli. Die Gehälter liegen bei einem Minimum, für das Nähen einer Bluse gibt es nur zwölf Rupien – knapp 20 Cent. Und die Arbeitszeit beträgt bis zu 15 Stunden täglich. Geschlafen werden kann sehr zeitsparend gleich neben den Maschinen, zwischen den anderen Arbeitern. Hier können die Sechs herausfinden, wie die Einheimischen ihre eigene Lebenssituation empfinden. Die Reise wird zu einer der härtesten Herausforderungen ihres Lebens.
Unmenschliche Arbeitsbedingungen
Diesmal geht es für die sechs Fashionvictims zur Baumwollernte. Sechs Stunden fahren sie mit dem Zug von Dehli weiter ins Landesinnere. Dabei sind nicht nur Ungeziefer und Enge unangenehm, die vorbeiziehende Landschaft zeigt Unterkünfte anderer Farmarbeiter und lässt die Teilnehmer erahnen wie ihre kommende Woche aussehen wird. Die harte Arbeit ist nervenaufreibend, bald leidet auch die Stimmung der ganzen Gruppe darunter.Die letzte Folge führt die sechs Fashionvictims nach Mumbai. Jedes Jahr strömen hunderttausende Menschen hierher, um ihren Traum vom Job in der Modeindustrie zu verwirklichen. Doch die meisten landen am Ende in Dharavi, dem größten Slum Asiens. Hier endet ihre Reise. Nach Geschlechtern getrennt arbeiten sie die letzte Woche nochmals an den Nähmaschinen. Massenweise Kleidung, die zum Export hergestellt wird, stammt aus diesen Fabriken Mumbais. In engen und dreckigen Arbeitsräumen wird Kinderkleidung produziert und ausgerechnet hier arbeiten sie auch mit Kindern zusammen. Mehr denn je sind sie von den unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der indischen Kleiderindustrie schockiert. Werden die sechs nun ihr Konsumverhalten ändern?
EDIT: Die Website glasdemokratie.to hat die Dokumentation nun in drei Teilen bei einem Videportal hochgeladen – hier sind sie:
Blut, Schweiss und T-Shirts 1.Teil
Blut, Schweiss und T-Shirts 2.Teil
Blut, Schweiss und T-Shirts 3.Teil
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„Fashion victim“, so nennt man in unseren wohlgenährten Gegenden Menschen, die sklavisch jeden Trend mitmachen und immer nach der aktuellsten Mode gekleidet sind, egal, ob diese zu ihnen passt oder nicht. Solche Modeopfer sind also abhängig von dem, was einem Designer und Label so alles vorsetzen – ein wahres Luxusproblem.
Die tatsächlichen Opfer der Modeindustrie sind natürlich andere – nämlich diejenigen, die in den Billiglohnländern unter teils menschenunwürdigen Bedingungen für möglichst geringe Kosten (zur Wahrung der erklecklichen Gewinnspanne der Modekonzerne) all das zusammen nähen, was wir am Leibe tragen und oft nach kurzer Zeit, nach dem Ende einer Modeperiode, wieder entsorgen. Die schweizerische Erklärung von Bern, die sich schon lange gegen die Ausbeutung in den Entwicklungsländern engagiert, hat nun ein neues Projekt gestartet – „10 Rappen für ein würdiges Leben“. Sie soll die Modefirmen, von denen die allermeisten sich nicht um existenzsichernde Löhne kümmern, dafür aber um ein schillerndes Image und hohle Reklamespots, zum Umdenken animieren. 10 Wochen lang wird jede wird ein anderer Teil der Konzerne aufs Korn genommen – in der ersten Woche sind es Dessous- und Bademodenproduzenten wie Calida oder Triumph. Wer also diesen Unternehmen Druck machen will, geht am besten auf die Kampagnenwebsite www.zehnrappen.ch und unterschreibt dort (online) seinen Protest. (10 Rappen entsprechen übrigens gerade einmal 7–8 Eurocent!)
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Da ich jungen aufstrebenden Menschen, die im Bereich der Nachhaltigkeit etc. unterwegs sind, gerne helfe, möchte ich Euch heute diese Umfrage von Katharina Reisch ans Herz legen – macht doch einfach mit, die Teilnahme ist anonym und man muss weder Namen oder E-Mailadresse o.ä. angeben.
Mein Name ist Katharina Reisch und ich studiere “Textile and Clothing Management” in der Hochschule Niederrhein. Im Rahmen meiner Bachelorarbeit führe ich eine Befragung zum Thema Fairtrade-Bekleidung und Nachhaltigkeit durch. Diese Umfrage ist ein bedeutender Teil meiner Bachelorarbeit, ein Bestandteil der Marktanalyse für ein Berliner Start-Up Unternehmen für Fair-Trade Freizeitbekleidung.
Hierbei bin ich auf Ihre Mithilfe angewiesen und bitte Sie daher herzlich um Ihre Unterstützung! Die Teilnahme wird ca. 6 Minuten in Anspruch nehmen. Allein Ihre persönliche Meinung zählt daher gibt es kein Richtig oder Falsch. Wählen Sie einfach eine Antwort aus, die Ihrer Ansicht nach am nächsten kommt. Selbstverständlich werden Ihre Daten streng vertraulich und anonym behandelt.
Hier geht es zu der Online-Umfrage: http://www.wtg01.net/sv.php?I=AONIGFJO9DO6:1270888185
Ich bedanke mich herzlich für Ihre Unterstützung!
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Kurze, knackige Filmchen, die eine an sich komplexe, oft gesellschaftskritische Materie in wenigen Minuten klar und einleuchtend erklären und dazu schön gestaltet sind, erfreuen sich im Internet nach wie vor wachsender Beliebtheit – sei es The Story of Stuff, Meine kleine Welt, Du bist Terrorist oder The Good Consumer. Nachwuchsfilmer Kristian Labusga aus Stuttgart reiht sich nun mit seinem Kurzfilm „Rebel with a cause“ in diese Reihe ein – er behandelt darin das brisante und von vielen ignorierte Thema der Umweltbelastung durch die Produktion und das Tragen unserer Kleidung, hier eines „schnöden“ T-Shirts. [via] Die WWF-Jugend schreibt dazu:
Unsere Klamotten sind echte Globetrotter. Das ist kein Geheimnis. Bis sie bei uns auf dem Ladentisch liegen, durchwandern sie einen komplexen Herstellungsprozess, der über jede Menge Landesgrenzen, von Kontinent zu Kontinent und tausende Kilometer weit um den Globus führt. Dabei verschlingen sie eine Menge Ressourcen und machen den Einsatz von Pestiziden, Dünge- und Färbemitteln nötig – von der Ausbeutung der Arbeiterschaft ganz zu schweigen. Und selbst wenn sie schon längst bei uns im Schrank liegen, geht der Rohstoffverbrauch weiter. Waschen, Trocknen und Bügeln, ergänzen den “ökologischen Rucksack”.
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Als Nachtrag zu der gestrigen Meldung aus dem Spiegel möchte ich noch ergänzen, dass Ihr weitere Informationen zu diesem Thema auf der Website der angesprochenen Kampagne für saubere Kleidung finden könnt. Dort gibt es auch eine ausführliche Studie über die Zulieferbetriebe vor allem von Lidl und Kik (pdf), deren Lektüre ich ebenfalls nur empfehlen kann, wie auch die Infomaterialien „All die Textil-Schnäppchen – nur recht und billig? Arbeitsbedingungen bei Aldi-Zulieferern in China und Indonesien” (pdf) – danach macht man erst recht einen weiten Bogen um diese Läden (zumindest, wenn einem nicht alles egal ist).
Ein paar Websites mit ethisch korrekterer Kleidung:
- Grüne Mode-Blog
- Black Spot Shoes (die Schuhe „ohne Logo” von Adbusters)
- Hanfhaus
- True Fashion
- Greenality (neues deutsches Öko-Label)
- Bransbarent
- Veja Fairtrade
- Terra Plana
- Ethletic
- Patagonia
- Trippen