Radiotipps für Januar

Ein frohes Neues wünsche ich! Zum Auftakt des Jahres 2011 möchte ich Euch heute wieder einige Radiotipps im Deutschlandfunk (DLF) und Deutschlandradio Kultur (DLR-K) geben, zusammengestellt von Wiebke von Attac Kiel. Es gibt gleich einige sehr spannenden Beiträge, beispielsweise den am 30.1. zum Thema „Wie das Ich zur Marke wird“.

DLR-K
Do. 06.01.11  –  13:07 Uhr

Klimaschutz im Kochtopf
Der neue Bremer Speiseplan könnte die Welt retten

Von Petra Marchewka und Hartwig Tegeler
Die Diskussion über fleischlose Ernährung ist eröffnet. Internationale Stars bekennen sich zum Vegetarismus, ebenso Unternehmen wie der Sportartikelhersteller Puma. Festivals wie der Veggie-Street-Day in Dortmund oder ein vegetarisches Sommerfest in Berlin verbinden das Thema mit einem positiven Lebensgefühl.
Vor einem Jahr führte die Hansestadt Bremen einen vegetarischen Wochentag ein. Ein fleischloser Tag für die Kitas, für Schulen, Kantinen, Kirchen und Restaurants.
Der Veggie-Day im Bremer Alltag – und zwar immer donnerstags.

DLF
Di. 18.01.11 – 19:15 Uhr
Hochöfen am Rande der Mangroven
Das Thyssenkrupp-Stahlwerk im Bundesstaat Rio de Janeiro

Von Axel Denecke DLF/WDR 2011
Der weltgrößte Erzproduzent ist in Brasilien zu Hause: die Rio Vale do Rio Doce SA. In Duisburg residiert Deutschlands größter Stahlproduzent: die Thyssenkrupp AG. Beide Konzerne zusammen haben in einer Bucht südlich von Rio de Janeiro ein komplettes Stahlwerk errichtet.
Lange hatte man nach einem geeigneten Standort gesucht. 2006 wurde damit begonnen, das Werk samt Kraftwerk und Hafenanlage auf dem sumpfigen Grund der Bucht bei Rio zu errichten. In Gegenwart des brasilianischen Staatspräsidenten Lula da Silva wurde 2010 der erste Hochofen angefahren. Vom Kai der Anlage aus sollen nun jährlich Millionen Tonnen Rohstahl nach Duisburg zur Weiterverarbeitung bei Thyssenkrupp verschifft werden.
Wer profitiert von dieser Investition? Welche Folgen hat sie für die Fischer in der Bucht, welche für die Duisburger Stahlarbeiter? Das Feature erzählt von Investoren, Ingenieuren, Politikern und Fischern.

DLR-K
Mi. 19.01.11  –  19:30 Uhr

Unsichtbare Politik
Wie Geheimverträge zwischen Staat und Wirtschaft die Demokratie unterwandern

Von Tarik Ahmia
Städte und Kommunen haben längst nicht nur ihre Trinkwasserversorgung und Energieinfrastruktur, sondern auch Abwasserkanäle, Gefängnisse, Schulen, Straßen und Brücken verkauft. Bundesweit gibt es 180 geheime Vereinbarungen zwischen Städten und privaten Unternehmen, die häufig dazu dienen, die wahre Aufteilung von Nutzen und Lasten zu verschleiern.
Während diese Verträge privaten Investoren häufig über Jahrzehnte risikolose Renditen garantieren, werden darin alle Kostenrisiken nicht selten der öffentlichen Hand aufgebürdet. Die gesetzlich vorgeschriebene Geheimhaltung der Verträge von so genannten Public-Private-Partnerships symbolisiert eine neue Strategie, um die Kontrolle solcher Geschäfte systematisch zu umgehen.
Was bedeutet die Geheimhaltung der Absprachen für die Demokratie? Sind derartige Verträge überhaupt zulässig? Sind sie anfechtbar?

DLR-K
Do. 20.01.11  –  13:07 Uhr
Flucht und Verteilung
Die Urbanisierung stellt Stadtplaner und Naturschützer vor große Herausforderungen

Von Verena Herb u.a.
Die Städte werden größer und voller. Die Landflucht spült Menschen weltweit in die urbanen Großräume und Megacitys. Für Ansiedlung und Verkehrsplanung beispielsweise werden in Deutschland täglich 94 Hektar freigegeben. Das ist zu viel. Darum strebt die Bundesregierung eine Verringerung auf 30 Hektar täglich an und will das bis 2020 schaffen.
Der Anteil von beanspruchter Bodenfläche ist in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen besonders hoch. In den Ländern ist die Siedlungs- und Verkehrsfläche unterschiedlich verteilt.
Mecklenburg-Vorpommern nimmt 7,9 Prozent in Anspruch, Nordrhein-Westfalen 22,3 Prozent. Den höchsten Waldanteil hat Rheinland-Pfalz und den höchsten Anteil an landwirtschaftlich genutzten Flächen Schleswig-Holstein. Egal ob Stadt oder Land – die Gestaltung und Organisation von urbanen Räumen spielt eine Schlüsselrolle für eine zukunftsfähige Entwicklung. Es besteht dringender Handlungsbedarf.

DLR-K
Do. 20.01.11  –  19:30 Uhr
Cyberwar
Computernetze als Schlachtfelder der Zukunft?

Von Philip Banse
Ein Cyberkrieg ist keine Science-Fiction mehr. Schon jetzt infiltrieren Hacker die Netzwerke und Infrastrukturen anderer Nationen. Der Computerwurm Stuxnet wird wohl als die erste von einem Nationalstaat eingesetzte Cyberwaffe in die Geschichte eingehen.
Mit den üblichen Mitteln der IT-Sicherheit ist eine Verteidigung gegen derartige Angriffsmethoden nicht möglich. Denn neben der großen Wirkung besteht der große Vorteil für den Angreifer darin, dass Cyberangriffe nur sehr unzureichend auf einen Urheber zurück verfolgt werden können.
Es lässt sich kaum ausschließen, dass Stromnetze oder Industrieanlagen über derartige Schadsoftware manipuliert werden. Was bedeutet diese militärische Entwicklung für die Informationsgesellschaft?

DLF
Sa. 22.01.11  –  11:05 Uhr
“A bisserl geschmiert”
Korruption in Österreich

Mit Reportagen von Tom Schimmeck
Am Mikrofon: Katrin Michaelsen
Von kleinen Gefälligkeiten der “Freunderlwirtschaft” bis zum handfesten Millionenbetrug: In Österreich macht Korruption immer wieder Schlagzeilen. Politik und Geschäft gelten als eng verquickt, Schmiergelder, Postenschacher und das “Anfüttern” von Mandatsträgern scheinen alltäglich. Versenkte Schiffe und Parteispenden von Diktatoren – die Skandalchronik Österreichs steckt voller Skurrilitäten.
Eine “Schlawiner-Mentalität” konstatiert der ehemalige Rechnungshofpräsident Franz Fiedler: “Was andernorts eindeutig in die Kategorie Korruption fällt, wird hierzulande noch immer als geschickte Form der Geschäftsanbahnung bewundert.”
Der volkswirtschaftliche Schaden wird auf 26 Milliarden Euro geschätzt. Oppositionspolitiker sprechen von einer “Korruptionskulturnation”, Experten von einer “Korruptions-Oase”, die wohl vor allem blüht, weil politisch weisungsgebundene Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft oft nicht frei agieren können. Immer wieder verlaufen Verfahren im Sande.
Österreich, befand eine Arbeitsgruppe des Europarats schon Ende 2008, befände sich “noch immer in einem frühen Stadium des Kampfes gegen die Korruption”.
Ab Mitte 2011 soll eine nationale “Superstaatsanwaltschaft” in Wien Abhilfe schaffen. Doch eine solche Zentralisierung ist innerhalb der Justiz heftig umstritten.

DLR-K
Mo. 24.01.11  –  19:30 Uhr
Bürgerhaushalt: Mehr Demokratie oder Alibi?

Von Rosemarie Bölts
Die Finanznot der Gemeinden nimmt dramatisch zu. Immer stärker bekommen es die Bürger zu spüren, wenn eingespart und wegrationalisiert wird. Häufig haben sie das Gefühl, dass “die da oben” sowieso machen, was sie wollen. In dieser prekären Situation sind, nach dem brasilianischen Vorbild Porto Alegre, auch in Deutschland Kommunalpolitiker auf die Idee gekommen, Bürger durch einen “Bürgerhaushalt” zu beteiligen.
Nach dem Motto “Die Bürger wissen selbst am besten, wo es fehlt oder wo eingespart werden kann”, werden sie aufgerufen, ihre Vorschläge zu Papier zu bringen. Wenn Politik und Verwaltung nicht voll dahinterstehen, kann dieses Verfahren aber auch ins Leere laufen. Also doch nur eine Alibiveranstaltung statt mehr Demokratie?
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DLF
Di. 25.01.11  –  19:15 Uhr
Tödliche Rendite
Die verborgenen Geschäfte mit Streubomben

Von Sigrid Dethloff DLF/WDR 2011
Seit August 2010 ist das Streubomben-Verbotsabkommen von Oslo in Kraft. Doch diese Waffen sind gefragt wie eh und je. In Nichtunterzeichnerstaaten wie den USA, Südkorea oder auch Singapur wird Streumunition weiterhin produziert. Die Aktien sind lukrative Anlagen und auch viele Finanzinstitute in der EU greifen zu: Sie investieren in “tödliche Renditen”.
Wie kann es sein, dass dies in EU-Staaten geschieht, die das Völkerrechtsabkommen zur Ächtung von Streubomben unterzeichnet und ratifiziert haben? Wie kann es sein, dass deutsche Banken und Versicherungen dabei sogar zu den führenden Investoren gehören? Eine Recherchereise über Berlin, Amsterdam, Den Haag, Brüssel und Oslo verschafft Einblicke in die Intransparenz der Finanzmärkte und die Unwissenheit von Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft.

DLF
So. 30.01.11  –  20:05 Uhr
Auf der Jagd nach dem Selbst
Wie das Ich zur Marke wird

Von Susanne Luerweg und Sabine Oelze DLF 2011
Der “Homo oeconomicus” hat es nicht leicht. In einer schnelllebigen Welt ist er ständig auf dem Sprung. Internet und Globalisierung verunsichern den modernen Arbeitnehmer. Beträgt die “Halbwertzeit” des Produkts “Ich” wirklich nur 15 Jahre? Danach gilt es, sich neu zu erfinden – behaupten Experten. “Handle unternehmerisch” lautet der kategorische Imperativ.
Es geht darum, sich ständig zu verändern, mehr aus sich herauszuholen und seine Grenzen zu überschreiten: Das Ich zur Marke zu machen. Ein Leitbild der modernen Arbeitswelt, das mittlerweile eine ganze Branche hervorgebracht hat. Buchtitel wie “Die stärkste Marke sind Sie selbst! Schärfen Sie Ihr Profil mit Human Branding” oder “Die Marke Ich” füllen inzwischen ganze Regalmeter. Aber lesen allein reicht nicht. Deshalb buchen immer mehr Menschen Coaches, die eine Mischung aus Seelenschmeichler und Einpeitscher sind.
Mit vielfältigen Methoden versprechen sie die Optimierung des Selbst. Extremsportler, Shaolinmönche und Marketinggurus entdecken die Möglichkeiten, mit der Sinnsuche anderer Geld zu verdienen.

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Der satirische Jahresrückblick 2010

Tja, nun geht es also zu Ende, das Jahr 2010. Was hat es gebracht, abgesehen von neu aufflammenden Bürgerprotesten, Atomdeals und Vulkanausbrüchen? Werner Doyé und Andreas Wiemers (von Frontal 21/ZDF) halten wie jedes Jahr Rückschau auf die vergangenen zwölf Monate, in gewohnt pointierter und nicht unamüsanter Weise, auch wenn einem bei so manchem Thema das Lachen im Halse stecken bleibt. Einen guten Rutsch und einen geschmeidigen Start ins neue Jahr wünsche ich allerseits!

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Ethanol-Kamine: Schädlich, unverantwortlich und brandgefährlich

Winterzeit, Kaminzeit. Während draußen „arktische“ Kälte herrscht, greifen immer mehr Menschen zu dekorativen Kaminen, die mit Ethanol befeuert werden. Dass diese modische Marotte nicht nur eine gefährliche, sondern (mal wieder) auch umweltschädliche Heizmethode ist, zeigt die aktuelle Online-Unterschriftenaktion von Regenwald.org – „Ethanol-Kamine: Schädlich, unverantwortlich und brandgefährich“. Also bitte alle die entsprechende Online-Petition an Ministerin Aigner unterzeichnen!:

Ethanol wird aus zucker- und stärkehaltigen Pflanzen hergestellt. In Europa dienen dazu vor allem Weizen und andere Getreide sowie Zuckerrüben, in den USA Mais und in Brasilien Zuckerrohr. Brasilien ist nach den USA der weltweit zweitgrößte Ethanolproduzent. Da die heimischen Anbauflächen nicht ausreichen und die Produktionskosten bei uns hoch sind, wird Ethanol in großen Mengen aus Brasilien importiert. Die Ethanol-Einfuhren der Europäischen Union aus Brasilien belaufen sich auf etwa 1,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Angebaut wird das tropische Süßgras auf riesigen industriellen Monokulturen. Schon neun Millionen Hektar sind in dem südamerikanischen Land mit den grünen Zuckerrohrwüsten der Großgrundbesitzer, Investoren und multinationalen Konzerne belegt.

Die Zuckerrohrschneider schuften als moderne Sklaven auf den Plantagen zu Hungerlöhnen. Bei mörderischer Hitze und Staub müssen sie 15 Tonnen Zuckerrohr und mehr am Tag ernten. Jedes Jahr werden von der brasilianischen Bundespolizei mehrere Tausend Zuckerrohrarbeiter aus sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen befreit. Enorme Mengen kostbaren Wassers werden zur Bewässerung der Felder und für die industrielle Produktion vergeudet. Immer tiefer fressen sich die Plantagen in die Tropenwald- und Savannengebiete des Landes hinein. Indianer und Kleinbauern werden dafür von ihrem Land vertrieben und oftmals ermordet. Die brasilianische Regierung plant, die Anbaufläche für Zuckerrohr zu versiebenfachen. Auf 65 Millionen Hektar soll Zuckerrohr kultiviert werden – das entspricht der Fläche Deutschlands und Polens.

Der größte Teil des in die EU importierten Ethanols wird dem Auto-Benzin als sogenannter „Biokraftstoff” beigemischt. Darüber, wie viel Ethanol in den Dekokaminen verfeuert wird, gibt es keinerlei offizielle Angaben. Mit einem Liter Ethanol brennen die Wohnaccessoires zwei bis drei Stunden. Manche lassen sich nicht einmal „abstellen“: Sie brennen in jedem Fall so lange, bis das Ethanol verbraucht ist. Die Hersteller werben damit, dass weder ein Schornsteinanschluss noch eine Genehmigung nach der Feuerstättenverordnung erforderlich sind. Doch der von vielen beworbene Heizeffekt ist minimal. Die Dekokamine sind kaum mehr als ein optischer Gag.

Damit sich nicht zu viele giftige Abgase in der Raumluft ansammeln, muss zudem permanent gelüftet werden. Wissenschaftler sorgen sich um den Schadstoffausstoß – darunter krebserregende Stoffe – auf den Straßen durch den fünfprozentigen Ethanolanteil im Auto-Benzin. Doch was passiert, wenn stundenlang 96-prozentiges Ethanol mitten in deutschen Wohnzimmern abgefackelt wird? Ethanol ist leicht entzündbar und wird auch als Brandbeschleuniger eingesetzt. Ab 21 Grad Celsius Raumtemperatur bildet sich ein hochexplosives Gemisch. Läuft Ethanol beim Befüllen aus und entzündet sich, brennt schnell der ganze Raum lichterloh. Wöchentlich berichten die Medien von solchen Wohnungsbränden, Verpuffungen und Explosionen. Ende November erlag eine Frau in Schleswig-Holstein ihren schweren Brandverletzungen. Prüfnormen existieren nicht. Die Stiftung Warentest warnt daher vor den Geräten.

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Macht und Korruption – Ist alles erlaubt?

Heute möchte ich Euch nur kurz auf diesen sehr interessanten Beitrag des ORF im Rahmen der Sendereihe „Ethik im Gespräch“ hinweisen – „Macht und Korruption: Welchen Wert hat Ethik?“, der sich mit der zunehmenden Käuflichkeit politischer Entscheidungen befasst. Ursprünglich stand die Sendung im YouTube-Kanal von Mediafootprint zur Verfügung, der leider gerade gelöscht wurde.  Hier der dazugehörige Originaltext von Mediafootprint:

Korrupte Politiker (Gesetzgeber) lösen sich von der Gesellschaft ab und machen sich zu Mitgliedern eines Kreises von Vorteilsnehmern der Strukturen, die sie selbst gemeinwohlbelastend zwischen den Wahlterminen geschaffen haben. Der Mißbrauch von Mandatsvertrauen ist gesetzlich nicht strafbar aber offensichtlich. Die Bürger erkennen diese pervertierte Gesetzgebung, die ihnen Beschränkungen auferlegt und “geschäftlich” vernetzten Privilegierten Handlungsfreiheiten gibt.
Die vernachlässigte Justiz, welche oft nur noch als Rechtsmechanismus für wirtschaftliche Vorhaben ausgebaut wird, bekommt immer weniger Ansehen als Rechtsgrundlage für eine chancengleiche und gerechte Gesellschaftsordnung. Sie erscheint und ist verquert, gesellschaftlich undurchdacht nicht mehr bürgerkonform. Der Rechtsmechnismus wendet sich gegen die Bürger hin zu den juristischen Personen, sprich Unternehmungen. Wer als juristische Person auftritt, kann das Recht gegen die eigene Person eher abwenden und auch das Recht für seine Interessen gegen Bürger durch die bestehende Vertragsfreiheiten und Ungleichheit bei der Finanzierung von Rechtsverfahren nutzen. Die Sittenwidrigkeit der Vertragsklauseln sind durch viele Ausnahmen und schwammige Begrifflichkeiten in Gesetzen oft nicht oder nur sehr schwer anfechtbar. Es besteht zunehmend, aufgrund der korrumpierten Gesetzgebung keine gleichberechtigte Gesellschaftsordnung mehr.

Und dies die offizielle Beschreibung des ORF:

“Ethik im Gespräch – Macht und Korruption: Welchen Wert hat Ethik?”
Bei „Ethik im Gespräch“ diskutieren Philosophen in kompakter, kontroverser Form einen Aspekt praktischer Philosophie und Ethik. Moderator ist der Philosoph Peter Kampits von der Universität Wien.
Immer wieder werden Fälle von illegalen Parteispenden und Korruption in der Politik aufgedeckt. Das führt zu wachsender Politikverdrossenheit bei den Wählern. Das Interesse der Politiker, die Korruption einzudämmen, hält sich in Grenzen. Dabei zeigt ein Vergleich mit Ländern wie Kanada oder Großbritannien, dass Gesetze möglich sind, die illegalen Parteispenden vorbeugen. Unter der Überschrift „Gewinner und Verlierer? Populismus in der Politik“ wird das Zunehmen populistischer Parteien in der europäischen Politik diskutiert. Diese operieren mit eindimensionalen Feindbildern. Globalisierung, wachsende Einkommensunterschiede und Migrationsströme fördern populistische Tendenzen. Was sagt die Politische Ethik dazu? Peter Kampits, Philosoph, diskutiert mit dem Politikwissenschaftler Anton Pelinka von der Central European University, Budapest.

Generell scheint diese Sendereihe hochinteressant zu sein, wenn man sich mal die Themen der letzten Monate so anschaut (viele der Videos kann man sich noch auf der Website anschauen):

  • Demokratie-Verlust – Wer hat das Sagen?
  • Darf man Tieren Leid antun?
  • Tierethik kontra Fleischindustrie und Tierversuche
  • Umweltethik: Das Verhältnis des Menschen zur Natur
  • Umweltethik: Wozu Naturschutz?
  • Wirtschaft steuert Wissenschaft – Ethik ade?
  • Ethische Grenzen wissenschaftlicher Forschung
  • Medien und Manipulation
  • Qualität und Quote – Zukunft der Medien?
  • Designerbabys – Kinder aus dem Katalog?
  • Staat oder Privat – Wirtschaftsfreiheit am Ende?
  • Soziale Verantwortung – Gewissen wozu?

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Selbst schuld! Der Discount-Wahn

© salsoul, stock.xchng

Die Zeit „zwischen den Jahren“ gehört ja traditionll den Jahresrückblicken. Würde ich einen solchen auch in meinem Konsumpf-Blog tätigen und dabei die wichtigsten Themen der vergangenen 12 Monate Revue passieren lassen, so wären die Discounter (wie schon in den Jahren zuvor) sicherlich vorne mit dabei. Denn nach wie vor schlagen die Discount- und Billigketten eine Schneise der Verwüstung in die Einzelhandelslandschaft und fachen unnötigen und weltweit schädlichen Konsum an; vom Herumtrampeln auf Sozialstandards und Lohnniveaus hierzulande und anderswo gar nicht erst zu reden.

Nun ist es ja üblich, bei solchen Entwicklungen immer auf die „bösen Unternehmen“ zu schimpfen oder auf die „gierigen Politiker“, die solches Treiben nicht ausreichend sanktionieren. Dies ist zum Teil sicherlich richtig – und man kann sich bequem zurücklehnen und auf „die da oben“ schimpfen, ohne etwas am eigenen Verhalten ändern zu müssen. Dass man es sich als Konsument aber nicht immer ganz so einfach machen kann, thematisierte bereits vor einiger Zeit Sven Hillenkamp in Der ZEIT – im ausgesprochen lesenswerten Artikel „Selbst schuld! Ob Niedriglöhne, Stellenabbau oder Umweltzerstörung: Was uns als Bürger empört, fördern wir als Kunden“ legt er den Finger an eine schwelende Wunde. Denn die Schizophrenie des Konsumenten ist vielerorts kaum zu übersehen – da strömen Abermillionen von Leuten in den Hollywood-Film „Avatar“ und beweinen miteinander das Schicksal des „edlen Wilden“, während sie im klimatisierten Multiplex-Kino sitzend Coca Cola-schlürfend und Nestlé-Eis-essend mit ihren Eintrittsgeldern genau jene Prozesse alimentieren, die in dem Film als „böse“ dargestellt werden, also die Ausbeutung der Natur für den Wohlstand der westlichen Welt. So hat man sich mal für 2, 3 Stunden als mitfühlender Mensch vorkommen können, um anschließend wieder wie gewohnt an den (um)weltzerstörerischen Prozessen mitzuwirken.

(…) Doch scheint es, als täten wir nun das Gegenteil dessen, was wir eigentlich wollten: Wir buchen Flüge zu Preisen, von denen wir wissen, dass sie auf Niedriglöhnen und Stellenabbau beruhen. Wir kaufen ein in Supermärkten, deren Preise angemessene Gewinne für die Produzenten ausschließen – ebenso wie eine umwelt- und tiergerechte Produktion. Wir haben gelesen, dass den Angestellten hinter der Kasse landesübliche Rechte vorenthalten werden. Wir wissen, dass Hosen und Pullover, Computer und DVD-Player, die wir zu Spottpreisen kaufen, nicht in Deutschland, sondern im Ausland gefertigt werden, in so genannten Niedriglohnländern.

Sozialdumping, Stellenabbau, Verlagerung der Produktion ins Ausland – als Kunde fördern wir alles, was uns als Bürger empört. Wir tun genau das, was wir Politikern und Managern vorwerfen. Wie die Manager an der Spitze der Konzerne treiben wir Globalisierung und Deregulierung voran. Die Manager schauen auf jeden Cent und nehmen nur das Billigste? Genau das tun wir, als fortwährend rechnende und vergleichende Kunden, als knallharte Manager unserer Lebenshaltung. Wir drücken die Preise, bis als Produktionsstandort unserer Waren nur noch Fernost infrage kommt. Wir selbst sind die globalen Heuschrecken. Volk und Elite sind sich einig in ihrem radikalen Ökonomismus. Und wie die Elite sind wir teils getrieben, teils Treibende. Arbeitslose und Geringverdiener müssen auf jeden Cent schauen. Der Rest hat aus seinem Portemonnaie einen Fetisch gemacht wie die Manager aus dem Shareholder-Value.

(…) Wir sind Schizophrene. Die Diagnose trifft die Völker aller westlichen Demokratien. Als Bürger sind wir Sozialisten – Verfechter der alten sozialen Errungenschaften. Als Kunden sind wir Neoliberale. Marktradikale. Uns ist Recht, was billig ist. »Für 19 Euro nach Barcelona.« Noch nie war Doppelmoral so preiswert. (…)

(…) Einen einfachen Weg gibt es nicht. Einerseits brauchen wir eine globale Bewegung für eine globale Zivilisierung des Kapitalismus. Andererseits sollte man das Licht in der Küche ausmachen, wenn man nicht in der Küche sitzt. Wir müssen einen anderen, einfacheren Lebensstil entwickeln. Doch geht es nicht um die quasireligiöse Wandlung des Einzelnen zum guten Konsumenten, zum Rad fahrenden Vegetarier mit Heiligenschein. So, wie im 19. Jahrhundert keine private Hilfsbereitschaft die Bismarcksche Sozialgesetzgebung überflüssig gemacht hätte, macht heute kein Konsumverhalten eine globale Umwelt- und Sozialgesetzgebung überflüssig. Ein Einkaufszettel ersetzt kein Regierungsprogramm.

Ins gleiche Horn stößt übrigens auch Sebastian Wolff in der Berliner Zeitung im Interview mit dem Konsumsoziologen Kai-Uwe Hellmann – „Ein Fall von Doppelmoral“:

(…) Jeder, der bei Discountern einkauft – und damit meine ich nicht nur Lidl oder Schlecker, sondern alle Anbieter -, trägt dazu bei, diesen Handelszweig zu stärken. Dessen müssen sich die Verbraucher bewusst sein. Wer sich daher über die Arbeitsbedingungen bei den Discountern empört und trotzdem dort einkauft, obwohl er oder sie nicht darauf angewiesen ist, wird mit dem Vorwurf der Doppelmoral rechnen müssen.

(…) Wird sich die Neigung der Verbraucher, alles mögliche möglichst billig haben zu wollen, irgendwann nicht zwangsläufig auf die Qualität der Produkte auswirken?

Ja, langfristig ist das eine echte Gefahr, auch wenn die Discounter heute immer betonen, dass die Qualität ihrer Waren einwandfrei sei. In Deutschland sind die Gewinnmargen im Handel die geringsten in Europa. Die Branche sieht sich deshalb gezwungen, einen immer stärkeren Preisdruck auf die Hersteller auszuüben. Das kann auf Dauer zu Lasten der Qualität der Produkte gehen. Die zahlreichen Skandale im Fleischbereich liefern dafür einen Vorgeschmack. (…)

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Surftipp: OpenStreetMap

Ja, ich gebe es zu – auch ich benutze des Öfteren Google-Services wie z.B. Google Maps, das extrem praktisch ist. Zwar bleibt auch immer ein etwas ungutes Gefühl zurück – wer weiß, welche Daten der Konzern so auf diese Weise über einen sammelt? Und möchte man Google wirklich unterstützen? –, aber das Ganze ist so praktisch, dass ich kaum drauf verzichten mag. Bis jetzt. Denn nun gibt es OpenStreetMap. Statt die Kartographierung der Welt einem Megakonzern zu überlassen, wird auf das OpenSource-Konzept gesetzt, das auch schon bei Wikipedia und anderen User-betreuten Angeboten erfolgreich funktioniert. Slow Media berichtete neulich etwas ausführlicher über dieses spannende Projekt und seine Vorteil gegenüber Google & Co. – „Jenseits der digitalen Autobahn – OpenStreetMap und das Wissen der Vielen“:

Die digitale Zwangsneurose der Google StreetView-Aktivisten und ihr Schimpfen auf die verpixelten Häuser deutscher Großstädte wirkt fast schon niedlich, wenn man sich einmal die richtig großen Datenlöcher in der Googlewelt ansieht. Schon einmal versucht, den kabuler Park Bagh e Babur auf Google Maps zu finden? Fehlanzeige. Die Stadt Kabul gibt es, abgesehen von dem Autobahndreieck der A01 und A76 in dieser Welt nicht. Da die Lizenz von Google Maps es mir nicht erlaubt, diese Leerstelle per Screenshot zu dokumentieren, hier der Link. (…)

Die positive Botschaft lautet aber: Es gibt eine Alternative. Es gibt zumindest eine kartographische Darstellung der Welt, die zumindest so weit reicht wie das Internet. Natürlich spreche ich hier von OpenStreetMap. Dieses Projekt funktioniert in wie Wikipedia, nur dass man hier keine enzyklopädischen Textbeiträge erstellen kann, sondern Städte, Straßen und Supermärkte. Jeder kann die Daten ergänzen und korrigieren. Genau wie bei der Wikipedia bleibt eine Nonsense-Änderung nur wenige Sekunden bestehen und wird sofort wieder von der Community aus mittlerweile 330.000 Usern zurückgesetzt. (…)

(…) Anders als bei den Häuserfassaden auf Google StreetView geht es hier nicht darum, die Privatsphäre (oder sagen wir besser: das, was viele Menschen als Privatsphäre empfinden) unter einer ökonomischen Zielsetzung zu veröffentlichen, sondern darum, ein politisch-nationalstaatliches Wissen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die Erstellung von Karten war von Anfang an eine politische Herrschaftstechnik und wird jetzt Schritt für Schritt der staatlichen Kontrolle entzogen und ver-öffentlicht. Dafür sollten sich die digitalen Aktivisten einsetzen. (…)

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Für eine andere Welt – Weltweiter Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse

Man kann gegen das Fernsehen ja sagen was man will, aber hin und wieder finden sich dort doch sehr erfreuliche Dokumentationen – vor allem Arte tut sich immer wieder mit gelungenen Beiträgen hervor. Auf dem Auftragselfe-Blog fand ich neulich die Sendung „Für eine andere Welt“, die einen Rückblick der etwas anderen Art auf das Jahr 2010 zeigt und gleichzeitig einen Ausblick auf das gibt, was uns bevorstehen könnte. Nämlich das Aufbrechen alter, verkrusteter Strukturen. Deshalb empfehle ich als kleine Anregung über die Festtage, sich die Arte-Doku mal in Ruhe anzuschauen. Muss ja nicht direkt unter dem Tannenbaum sein ;-). Allen Bloglesern wünsche ich ein paar erholsame Feiertage!

Griechenland, Frankreich, Dänemark, Brasilien oder China – überall auf der Welt regt sich entschiedener Widerstand. Hier der Zorn der Jugendlichen, dort die Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen, der Aufstand der vom System Ausgeschlossenen.

Nie zuvor war der Geist der Revolte so stark und so verbreitet. Allein im Jahr 2009 wurden weltweit 524 Aufstände gezählt, und fast ein Drittel davon fand in Europa statt. Alle Proteste werden von jungen Menschen getragen, die ihrem Unmut über die Globalisierung Luft machen wollen…

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ExxonMobil pumpt Chemikalien in niedersächsische Böden

Nicht erst seit der durch BP ausgelösten Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko sollte jedem klar sein, dass unser technische Fortschritt, unser bequemes Leben und vieles von dem, was wir in unserem Alltag für selbstverständlich halten, mit Risiken für Mensch, Tier und Umwelt einhergeht. So birgt auch die Erdgasförderung, wie sie in Deutschland z.B. durch ExxonMobil (Esso)betrieben wird, ihre Gefahren, wie die NDR-Sendung Markt in ihrem Beitrag „Gas-Bohrungen in Niedersachsen“ berichtete. Zwar hat ExxonMobil in einer Anhörung versucht, die Bedenken der Anwohner und Politiker zu zerstreuen (nachdem man schon länger Chemikalien eingesetzt hat, ohne die Bewohner zu informieren!), aber ein mulmiges Gefühl bleibt irgendwie doch, wenn der Mensch mal wieder so tief in die Natur eingreift.

Anwohner sind besorgt: Der US-Konzern ExxonMobil verwendet bei Testbohrungen auf der Suche nach Erdgas Chemikalien, die das Trinkwasser gefährden können. Markt war vor Ort.

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Lesetipps: Das Comeback der Prognostiker und ihrer Konjunkturprognosen | Die Illusion vom freien Internet

So kurz vor den Feiertagen will ich Euch heute nur kurz mit zwei schönen Lesetipps verorgen – zum einen befasst sich der Postwachstum-Blog mit der Tatsache, dass all die ganzen „Wissenschaftler“, die im Dienste von Lobbys und Interessensverbänden die Medien mit Prognosen überschwemmen und damit die Illusion einer vorausberechenbaren wirtschaftlichen Entwicklung nähren, nach dem zwischenzeitlichen Abtauchen während der Wirtschaftskrise (als all ihre Modelle und Vorhersagen ad absurdum geführt wurden) nun wieder da sind, als wäre nie was geschehen. Und nach wie vor werden ihre Botschaften wie unumstößliche Wahrheiten durch die Medienlandschaften geblasen. „Das Comeback der Prognostiker und ihrer Konjunkturprognosen“ räumt ein wenig mit dem Mythos der modernen Kaffeesatzleser aus (ich empfehle dazu auch meinen Beitrag bzw. die Doku „Propheten und Moneten – Wie wir und durch Prognosen manipulieren lassen“):

Frei nach dem Motto „was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ ist es so, als hätte es die Krise nie gegeben. Noch im April 2009 erklärte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftforschung (DIW), sein Institut werde keine Prognosen mehr hinsichtlich der Entwicklung des BIPs machen. In der FAZ konnte man damals lesen: „Selbstkritisch heißt es dazu vom DIW, die Konjunkturforschung verfüge noch nicht über geeignete Instrumente, um Wendepunkte und besonders beginnende Abschwünge zu erkennen. Die Makroökonomik befindet sich einem Erklärungsnotstand“, urteilt Zimmermann.

Gut ein Jahr später ist alles vergessen. Die Prognostiker sind wieder da und veröffentlichen munter optimistische Prognosen. Das DIW mischt auch wieder mit und meint, 2011 gäbe es ein Wirtschaftswachstum von 2%. Der Arbeitskreis Steuerschätzung der Bundesregierung kommt auf noch zuversichtlicher Zahlen 3% 2011 und + 2,8 % für 2012. Die Krise scheint also vorbei zu sein, 2011 wird sogar über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegen und 2012 wird auch super. (…)

Dazu passt auch der Artikel „Der deutsche Konsum, eine trügerische Hoffnung“ von Gunhild Lütge in der ZEIT:

(…) Und obwohl die jüngsten Umfrageergebnisse der GfK für Dezember der guten Laune einen Dämpfer verpassten, weil sowohl die Einkommenserwartung als auch die Kauflust wieder gesunken sind, handelt es sich angeblich nur um eine “Verschnaufpause”.

Und das ausgerechnet vor Weihnachten, dem Fest der Großzügigkeit und der Geschenke? Wer nicht nur auf Umfragen vertraut, sondern die Fakten anschaut, kommt zu einem anderen Ergebnis. Im allgemeinen Frohsinn gehen schlechte Botschaften leicht unter. So meldete Creditreform jüngst, dass inzwischen rund 6,5 Millionen Verbraucher überschuldet sind – und damit 300.000 mehr als im Jahr zuvor. Viele lassen es aber auch gar nicht so weit kommen. Sie treten schon dann auf die Bremse, wenn sie merken, dass mit ihrem Einkommen nur mühsam ein Auskommen ist. Jedenfalls verlief in Deutschland in den vergangenen Jahren der private Konsum sehr verhalten, gewachsen ist vor allem der Export. Auch 2010 werden die Ausgaben der Privatverbraucher voraussichtlich nur um magere 0,5 Prozent steigen.

Demgegenüber verlautet aus den Reihen der ökonomischen Zunft fast unisono, dass sich die Stimmung im Lande gebessert habe. (…)

Um eine andere Illusion geht es dem Slow Media-Blog – „Die Illusion vom freien Internet“ behandelt die Frage, wie kommerzialisiert das Internet mittlerweile schon ist und wie groß die Einflussnahme der großen Konzerne das Treiben im Netz in vorgeformte Bahnen lenkt:

(…) Wenn wir den Googles, Facebooks, Amazons und Ebays dieser Welt das Internet überlassen, degradieren wir das Internet zu einer Manipulations- und Marketingmaschine. Jede Gesellschaft – ja sogar jede Gemeinschaft – sollte dafür sorgen, ihre wichtigen Inhalte und Schnittstellen nicht vollständig zu ökonomisieren. Regeln wie die Buchpreisbindung, das Pressegrosso und das Rundfunkrecht sind aus dieser Erkenntnis entstanden und haben sich in der “alten” Medienwelt über Jahrzehnte bewärt. Jetzt geht es darum, die Freiheit der Medien politisch und ethisch und nicht wirtschaftlich getrieben zu fördern.

Boykotte können helfen, Unternehmen zu erreichen – und sie zeigen uns im Verzicht auf die liebgewonnenen Services, wie abhängig wir tatsächlich schon sind. Aber zum Schluss wird es nur helfen, selbst für Alternativen zu sorgen.

Übrigens, sehr lesenswert sind auch die beiden Artikel des Konsum-los-Blogs zum Thema (Wahl-)Freiheit – „Liberto, Kämpfer für die Freiheit“ und „Freiheit/Regeln = Spannungsverhältnis“.

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Gift im Spielzeug

Gerade jetzt zu Weihnachten werden die lieben Kleinen ja mit allerlei Spielzeug aus dem bunten, nie enden wollenden Fundus der Industrie bedacht. Leider hat vor allem das Plastikspielzeug so manchen Nachteil, hervorgerufen durch giftige Zusatzstoffe, Weichmacher u.ä. Die EU wollte zwar niedrigere Grenzwerte einführen, hat aber am Ende doch der Wirtschaftslobby nachgegeben und schützt so lieber Unternehmensgewinnspannen als die Kinder… Über diesen Missstand berichteten neulich gleich zwei Magazine – Frontal 21 („Gefahr unter dem Weihnachtsbaum“) und Monitor („Chance vertan – Schädliche Spielzeuge bleiben im Handel“).

Weihnachten steht vor der Tür und die Spielzeugindustrie hofft auf gute Geschäfte. Doch in vielen Plüschtieren, Holzspielzeug oder Babypuppen lauern unsichtbare Gefahren, so genannte polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe – kurz PAK.

Einige können Krebs erregen, das Erbgut verändern oder die Fortpflanzung schädigen. Seit Jahren fordern Wissenschaftler schärfere Grenzwerte, versprechen Politiker bessere Gesetze. Doch das Gegenteil geschieht: In der neuen EU-Spielzeugrichtlinie sind viele Grenzwerte für die gefährlichen PAK- Stoffe sogar noch höher als zuvor. Und die Politik in Deutschland schaut weiterhin zu, wie Industrie und Handel gefährliches Spielzeug in Umlauf bringen. (…)

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