Die Masche der Discounter – Billig-Eier

Dass ich nichts vom zerstörerischen Geschäftsmodell der Discounter halte, dürfte langjährigen Lesern meines Blogs inzwischen bekannt sein. Zu viel Schaden richtet der Billigwahn, das Preis-Gedrücke von Aldi, Lidl & Co. in der Umwelt und der Gesellschaft an. In der NDR-Sendung Markt gab es neulich einen schönen Beitrag, der am Beispiel der Eier-Produktion zeigte, wie die Billigbuden ihre Zulieferer und Landwirte in einen ruinösen Preiskampf treiben, unter dem nicht zuletzt die Tiere leiden, die schon jetzt in der Massentierhaltung unter unwürdigen Bedingungen als reines Produktionsmittel und nicht mehr als Lebewesen gelten. „Billig-Eier vom Discounter“:

Zur Freude vieler Verbraucher liefern sich einige Discounter zurzeit eine Preisschlacht bei Eiern. Aber wer profitiert von den Niedrigpreisen? Markt über die Hintergründe.

 

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12 Kommentare

  1. Alexander

    Ist das nicht ein bisschen einseitig? Klar kann man die bösen Discounter kritisieren, immerhin stehen sie sinnbildlich für den Kapitalismus, aber da macht man es sich auch sehr einfach. Wir haben auf der einen Seite seit zwei Jahrzehnten Reallohnverluste der Menschen in diesem Land, sodass viele die “fairen” Preise vermutlich überhaupt nicht zahlen können. Dann haben wir eine imense Überproduktion von Nahrungsmitteln in diesem Land (Milch, Fleisch, Eier etc.) sodass das Angebot einfach riesig ist. Wenn die Bauern wieder von dem Verkauf ihrer Erzeugnisse leben wollen, dann müssen zwei Dinge passieren. Einerseits müssen einige Bauern pleite gehen andererseits müssen die Subventionen rigoros gekürzt werden (trifft vermutlich eher die großen Betriebe, die bis zu 80% der Subventionen einstreichen), dann können die Preise wieder steigen und Bauern rentabel sein. Aber wer das laut ausspricht als Politiker hat keine Chance.

    • @ Alexander: Nun, ich habe nicht behauptet, dass die Discounter die alleinige Schuld an allem tragen. Allerdings ist es halt schon so, dass die permanente Preisdrückerei, die das Geschäftsmodell der Billigbuden darstellt, Produzenten und Zulieferer weiter unter Druck setzt – mit Folgen für die Reallöhne, weil die ja dann auch wieder irgendwo sparen müssen. Dass die Aldi- & Lidl-Besitzer kaum Steurn zahlen und sich damit auch um ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung drücken, kommt noch hinzu. Ich habe die ganzen Nachteile der Discounter ja in meinen beiden Grundsatzartikeln dargelegt:

      http://konsumpf.de/?p=2353
      http://konsumpf.de/?p=2766

      Unbestritten muss die Politik auch Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft etc. begegnen (was sie zu wenig tut); gerade dieser EU-Subventionswahnsinn führt halt auch zu den von Dir erwähnten Problemen.

  2. Fabian

    Und deswegen: wer es sich leisten kann der kaufe “Freilandhaltung” am besten direkt vom Bauern um die Ecke!
    Beste Grüße

  3. Besucher01

    Für so ein Gebaren gibt es in Deutschland einen Begriff “Sittenwidrigkeit”.

  4. Düdum Didai

    Das Leben ist nunmal nicht kostenfrei zu haben. Und fast überall wo ein Unternehmen etwas zu “verschenken” scheint, bezahlen andere – für uns natürlich nicht sichtbar – meist bitter dafür. Darüber sollte sich jeder Schnäppchenjäger im Klaren sein.

  5. ich esse ja keine Eier mehr. aber als ich Eier noch aß dann Bio, am besten Demeter (6stek für 3 Geld). das kann sich jeder leisten, konnte ich auch als ich weit untern H4 satz gelebt habe. halt nur nicht so oft.

  6. Erich

    Ich finde es schon irgendwie dreist solche Preise zu veranschlagen. Da sieht man mal wieder, dass jeder von denen nur an sich denkt. wenn sie mal keine Zulieferer mehr haben werden sie schon merken was sie angestellt haben. Man kann sich doch locker Eier freilaufenden Hühnern kaufen. Und wie Fabian schon gesagt hat, am besten vom Bauern um die Ecke. Sind einfach am besten.

  7. Rainer

    Wieviele Eier muss man denn essen, um von dem Preiskampf zu profitieren? Und dann schmecken die vielen Eier bald nicht mehr, weil es irgendwann nur noch Abfall als günstiges Futter für die Hennen gibt? Au weia…

  8. Idealistin

    Verbraucher und Gesellschaft insgesamt, trägt die Hauptschuld. Jeder,der sich informiert und bereit ist sein eigenes Denken und Handeln zu ändern, wird die Discounter meiden und so dafür sorgen, dass sie ihre Marktmacht einbüßen. Hitler (sorry für diesen drastischen Vergleich) konnte nur Tun was er tat, weil er bejubelt und sich bestätigt fühlte durch eine große Anhängerschaft die er in der Bevölkerung hatte. Ohne Mittäter ist dieses Vorgehen unmöglich. Bei den heutigen Auswüchsen und der Verrohung in der Weltwirtschaft, die ausbeutet, den Planeten vernichtet, sind alle die daran profitieren, es für sich beanspruchen/nutzen beteiligt. Das betrifft den Zwischenhändler wie auch alle Verbraucher. Verharmlosende Argumente, wie zu wenig Geld usw. sind Selbstbetrug! Niemand kann die Schuld auf welche Konzerne auch immer, da sie alle miteinander vernetzt sind, alleine projizieren. Allein die Gier aller ist dafür verantwortlich, sonst nichts!
    Alles Reden und Warnen ist unwirksam, wenn nicht jeder bei sich selbst anfängt und andere mitreißt, es nachzumachen. Wir alle tragen Schuld, wegschauen und negieren ist genauso schlimm wie mitmachen.

    @Peter
    du weißt, dass ich bei Lidl gearbeitet und diesen Unternehmen zeitweise verhasst gegenüber gestanden habe. Auch heute noch gehe dort so gut wie nie hinein. Manchmal lässt es ich nicht vermeiden, da ich mit Bewohnern auf ihren Wunsch hin einkaufen gehe. Aber außer Tabak und Zeitschriften kaufen die ohnehin nichts.
    Gerade du ,mit deinen Berichten über viele Konzerne müsstest eigentlich verstanden haben, dass es in der ganzen Welt so geht und fast keiner der weltumspannenden Konzerne unbeteiligt ist am Ganzem. Sei es nun Cola, Nestle und ganz widerwärtig Monsanto. Letzterer trägt sogar, meiner Auffassung nach, Schuld am Tod von Bauernfamilien. Dazue großen Margarineunionen, die für Palmfett den Urwald roden, ebenso wie große Fleischkonzerne die maßgeblich Umweltzerstörung betreiben. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Die hier aufgezählten Konzerne sind lediglich Beispiele Das Tragische daran ist, sie alle sind so komplex miteinander verflochten, aufeinander angewiesen, dass man gar nicht mehr eindeutig erkennen kann, wer nun der eigentlich Hauptschuldige ist. Aber allen voran mit Sicherheit der Verbraucher in der westlichen Welt selbst, der nach Billigwahn lechzt , damit er sich andere Luxusartikel / exotische Urlaubsreisen und das 100derste Paar Schuhe passend zum neuen Outfit leisten kann. Sie alle haben ein krankes pervertiertes Denken, dass sich auf sich selbst konzentriert und denkt: Ich will Spaß haben, das Leben ist kurz-nach mir die Sintflut.
    Daher empfinde ich es als unzureichend, wenn es nur vereinzelten Konzernen zugeschrieben wird, da alle insgesamt mehr oder weniger Schuld tragen, wer oder wie sollte man das genau ermitteln können? Sie können immer nur als Beispiele dienen. Wir alle tragen Schuld. So ist die Wirklichkeit nun einmal, ob man sie annehmen will oder nicht spielt keine Rolle, denn es ist und bleibt wahr…

    • @Idealistin – danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich kritisiere in meinem Blog ja nicht nur einzelne Konzerne, sondern seit jeher auch das System, das dahinter steht bzw. das diese antreibt. Allerdings ist meine Erfahrung, dass ein “allgemeines Anprangern” bei den Konsumenten eher zur Resignation führt (“alles sinnlos”), während ein Aufmerksammachen auf die Missstände, die einzelne, besonders erfolgreiche Firmen hervorrufen, noch am ehesten zu einem Nachdenken beiträgt. Ist die Saat des Zweifels einmal gesät, ist auch die Chance groß, dass man dann über die Zusammenhänge nachdenkt. :-)

  9. Ludger Elmer

    Hallo!

    Ich kann dazu nur ein Buch empfehlen:
    Wolfgang Schorlau, Am zwölften Tag
    Stichworte: “Deutsche Fleischindustrie / Tierquälerei / Ausbeutung der Arbeiter / Missbrauch von Werkverträgen / gesundheitliche Risiken für die Verbraucher / kein Fleisch aus dem Supermarkt”

  10. Iverson

    Schließe mich in einigen Punkten den Vorrednern an.
    Discounter gebetsmühlenartig anzuprangern löst nicht das eigentliche Problem.
    Die Discounter (als auch andere Handelsketten) bieten an, was nachgefragt wird.
    Es gab vor einigen Jahren im Zuge des Milchpreiskampfes eine Aktion eines großen deutschen Discounters, der teurere Milch (mit besserer Entlohnung für den Milchbauern) in den Handel nahm, mit dem eindeutigen Hinweis des Profits für den Hersteller.
    Die Aktion war ein gigantischer Flop und wurde wegen ‘Nichtannahme durch den Kunden’ gestoppt.
    Der Lebensmitteleinzelhandel ist 1 zu 1 Verbraucherorientiert, wegen der ohnehin geringen Marge, der Verbraucher entscheidet letztenendes ob er Billig-Bananen oder die ‘Fair-gehandelten’ Bananen einen Meter weiter kauft.

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