Kategorie: Aktionen Seite 14 von 17

Verwerten statt verbrennen – aktuelle Petition

Der Naturschutzbund Deutschland fordert in einer aktuellen Petition an den Bundestag die Einführung einer Wertstofftonne. Wie, noch eine Tonne, reichen die ganzen hässlichen Dinger vor der Tür nicht schon? Nein, es geht nicht um eine weitere Tonne, sondern darum, das bisher oft verschwenderische und wenig effiziente System („Duales System“) durch etwas Vernünftigeres zu ersetzen. Denn bislang trennt unsereins zwar schön brav den Müll, hebt Verpackungen mit dem grünen Punkt extra auf, um sie in der gelben Tonen zu versenken, doch anschließend wandert dieser Müll viel zu oft nicht ins Recycling, sondern in eine der zahlreichen Müllverbrennungsanlagen im Land. Dabei werden kostbare Rohstoffe verfeuert, die man anderweitig besser einsetzen könnte. Über diesen Unsinn, der der Umwelt kein bisschen hilft, aber den Betreibern des Dualen Systems ein feines Einkommen sichert, gab es bereits vor vielen Jahren einen ausführlichen Bericht auf Phoenix mit dem bezeichnenden Titel „Dreckige Müll-Geschäfte“ (hier Teil 1, der Rest bei YouTube; die anderen Teile haben eine bessere Bildqualität!):

Dies findet auch der Naturschutzbund, dessen Petition „Petition: Abfallwirtschaft – Einführung einer Wertstofftonne ab dem Jahr 2012“ noch bis zum 24. Oktober auf der E-Petitionen-Site des Bundestages mitgezeichnet werden kann. Zu dieser Aktion gehört auch eine eigene Website – Verwerten statt verbrennen –, ein Facebook-Profil und ein kleiner Film, der die Grundproblematik auch für die YouTube-Generation erfassbar macht:

Verwandte Beiträge:

Helden des Alltags: Keine BILD-„Zeitung“ in Ottensen

Ich hatte mir geschworen, mich an dem ganzen Rummel um die Äußerungen und das Buch Thilo Sarrazins hier im Blog nicht zu beteiligen, zumal der Herr mit seinen Thesen seine eigenen Behauptungen, dass Deutschland immer dümmer werde, beeindruckend beweist. (Man muss dabei auch konstatieren, dass Sarrazin manches anspricht, was eine Reihe von Bürgern im Land ebenfalls so empfindet – und dieses Unbehagen, das manche Menschen beim Thema Integration, „Multikulti“ etc. überkommt, hat Herr S. natürlich nicht eigens erfunden, sondern nur (von latent rassistischen Untertönen begleitet) verbalisiert und erneut auf die Tagesordnung gesetzt. So funktioniert Demagogie… Ein Thema aufgreifen, das vielen unter den Nägeln brennt und dieses dann mit radikalen Thesen verknüpfen. Eine sinnvolle und konstruktive Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Problemen bei der Integration sieht anders aus.)

Nun, da aber so ziemlich alle Medien auf das Thema auf- und angesprungen sind und die BILD-„Zeitung“ abstoßende rechtspopulistische Kampagnen auffährt, wird eines klar: die Verdummung der Deutschen (und aller anderen Menschen) droht nicht von etwaiger „Überfremdung“ o.ä. Schimären, sondern durch besagte Medien selbst. Wer die BILD, Focus, Gala oder die Bunte liest, RTL, Pro7 & Co. schaut, wird ganz bestimmt zumindest nicht klüger, das ist offensichtlich. Gerade die verlogene Empörung „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ ist, wie Martin Blumentritt in „Die PC-Lüge“ es schon vor vielen Jahren ausgeführt hat, nichts anderes, als ein plumper Versuch, jede noch so verquere Aussage vor jeglicher Kritik zu immunisieren:

(…) Man ist das ewige “man darf heute ja nicht sagen”, das jede ausländerfeindliche, antisemitische, nationalistische oder faschistische Rede einleitet, schon längst satt, so oft hat man das gehört. Daher ist die Formulierung durch die Abwehr einer angeblichen Gefahr von “political correctness” ersetzt worden. Die Funktion ist die gleiche geblieben. Man will etwas sagen, was vorab das schlechte Gewissen beunruhigt und antezipiert die Kritik, die zwangsläufig der Ungehörigkeit der Äusserung folgen muß.
Die Abwehr von PC fällt auf den Autoren zurück, sie kündigt nur die Unverschämtheiten an, die dann folgen werden. Wer etwas zu sagen hat, das nicht rechtens auf Empörung jeden anständigen Menschen stoßen wird, der kommt nicht auf die Idee seine Rede mit “man darf das ja heute nicht sagen” oder “es entspricht nicht der PC”, was ich sagen will einzuleiten.
Wenn ein Text damit beginnt gegen PC zu wettern muß man ihn nicht mehr zuendelesen, um zu wissen, daß Verstöße gegen die Menschenwürde und Volksverhetzung folgen werden.
Die Abwehr von PC soll genau das Erreichen, was man einer angeblichen Durchsetzung von PC unterstellt, sie soll die eigenen in der Regel unakzeptable rassistischen, nationalistischen oder antisemitische Auffassungen gegen Kritik immunisieren, sie ist also Projektion. (…)

Verwandte Beiträge:

Lesetipps: „Die Legende vom nachhaltigen Wachstum“ / „Aktionismus – immer die falsche Idee“ / „Überteuerte Alltagsgegenstände – die man trotzdem kauft“

© Ambrozio, stock.xchng

In den letzten Tagen sind mir wieder einige interessante Artikel im Netz begegnet, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Besonders spannend und den Tenor meines Blogs treffend ist Niko PaechsDie Legende vom nachhaltigen Wachstum – ein Plädoyer für den Verzicht“ in Le Monde diplomatique. Hier erklärt der Wirtschaftswissenschaftler noch einmal seine Thesen, dass unser Wirtschaftssystem auch mit einer LOHASigen Begrünung des Wachstums nicht vom Weg in den Abgrund wird abzubringen sein – vielmehr sind grundlegende Prämissen zu ändern, die nicht durch Elektroautos und Bio-Äpfel aus Neuseeland zu erreichen sind. Ich empfehle UNBEDINGT die Lektüre des kompletten Textes! Hier ein paar Auszüge:

(…) Tagtäglich muss sich der zeitgenössische Konsument seinen Weg durch ein dichtes Gestrüpp käuflicher Selbstverwirklichungsangebote bahnen. Auf dem Rummelplatz der glitzernden Verführungen den Überblick zu behalten, kostet vor allem eines: Zeit. Alles will zur Kenntnis genommen, betrachtet, geprüft, abgewogen, verglichen, zum Gegenstand einer Kaufentscheidung und eines Kaufakts werden und schließlich auch noch genutzt werden. Dabei wird auch die Zeit immer knapper, die den vielen Konsumobjekten gewidmet werden muss, damit sie überhaupt Genuss stiften können. Dies liegt sowohl an der Reizüberflutung, die unsere Aufmerksamkeit und Zeit stiehlt, als auch daran, dass wir uns immer mehr Dinge leisten können, auf die wir unsere Zeit verteilen müssen.

Inzwischen braucht man schon einen gewissen Selbstschutz, um in diesem Hamsterrad nicht die Orientierung zu verlieren. Ein möglicher Ausweg bestünde in einem entschleunigten Lebensstil, angefangen mit einer Entrümpelung: Von welchen Energiesklaven, Konsumkrücken und Komfort verheißenden Infrastrukturen könnte sich die Gesellschaft und jeder Einzelne freimachen? Der Abwurf von Wohlstandsballast wirkt befreiend. Es gilt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, statt sich in einer frustrierenden Vielfalt von Glücksversprechen zu verlieren. (…)

(…) Der innovationsgetriebene Fortschritt – auch der zwecks Nachhaltigkeit forcierte – löst soziale und kulturelle Veränderungen aus, die im vorhinein schwer einzuschätzen, oft kontraproduktiv und außerdem unkorrigierbar sind. Vor allem aber ist die Innovationsorientierung im Kern strukturkonservativ. Umweltfreundliche Produkte und Technologien wie der Dreiwegekatalysator, der Hybridantrieb, der Brennstoffzellenantrieb oder die Elektromobilität immunisieren maßlose Mobilitätsansprüche gegen jede Kritik. Passivhäuser legitimieren das unausgesprochene “Menschenrecht”, nach Lust und Laune Einfamilienhäuser in die Landschaft zu bauen. Und dass die Erneuerbaren emissionsfrei sind, wird als Rechtfertigung herangezogen, um unbequemes Energiesparen zu vermeiden. (…)

(…) Angenommen, es würde sich herausstellen, dass Mobilfunk als Teil jener digitalen Revolution, der einst hohe Dematerialisierungspotenziale zugetraut wurden, doch krebserregend ist. Wie könnte dann die Handykommunikation, von der sich die Menschheit inzwischen vollständig abhängig gemacht hat, unterbunden werden? Das mobile Telefon ist längst Teil der Alltagskultur, keine Macht der Welt könnte es per Rückrufaktion wieder aus dem Verkehr ziehen. Es bliebe nur eine nächste Innovationswelle, die wie ein Gegengift die negativen Folgen der vorherigen Technologie neutralisieren würde – ohne diese zu entfernen. (…)

(…) Nachhaltige Entwicklung kann indes nur eine Kunst der Reduktion sein. Deshalb zielt eine Postwachstumsökonomie darauf, Expansionszwänge zu überwinden. Der wichtigste besteht in einem Lebensstil, der vollständig von geldvermittelter und global arbeitsteiliger Fremdversorgung abhängig ist. Wenn Bedürfnisse, die einst durch Handwerk, Eigenarbeit, Subsistenz, lokale Versorgung und soziale Netzwerke befriedigt wurden – oder auf deren Befriedigung man schlicht verzichtete -, durch käufliche Produkte, Dienstleistungen und eine komfortable Automatisierung/Mechanisierung erfüllt werden, ist die Existenzsicherung einer Geld speienden Wachstumsmaschine ausgeliefert.

Mit zunehmender Spezialisierung, die eine immer größere Distanz zwischen Verbrauch und Produktion schafft, steigt die Anzahl der Wertschöpfungsstufen, deren Investitions- und Kapitalbedarf zur Notwendigkeit ökonomischen Wachstums beiträgt. Eine Postwachstumsökonomie beginnt daher mit einer Genügsamkeitsstrategie. Sie konfrontiert die verzweifelte Suche nach weiteren Steigerungen von Güterwohlstand mit einer Gegenfrage: Welcher Plunder, der nur wachstumsabhängig macht, ließe sich über Bord werfen?

Apropos Konsumismus – dazu passt auch dieser Artikel, den ich zufällig bei Yahoo entdeckte: „Überteuerte Alltagsgegenstände – die man trotzdem kauft“. Einige erstaunlich kritische Momente tauchen in dem Text durchaus auf:

(…) Pro Jahr trinkt jeder Deutsche 123 Liter Wasser und hat dabei die Qual der Wahl zwischen rund 600 Mineralwasser-Marken. Mineralwasser ist das beliebteste alkoholfreie Getränk in Deutschland. Noch vor rund 30 Jahren sah das anders aus: Damals war abgefülltes Trinkwasser kaum üblich. Mittlerweile greifen laut der internationalen Studie „Greendex“ 65 Prozent der Deutschen täglich zum Wasser aus der Flasche, mehr als in jedem anderen Land der Erde. Die Mineralwasser-Branche freut sich: Unternehmen wie der Nestlé-Konzern verdienen jährlich Milliarden damit, Wasser um die ganze Welt zu karren. (…)

Vor allem stille Wässer sind in. Dabei ist gerade stilles Wasser eine der am häufigsten vorkommenden Ressourcen in der Welt – und zumindest in Deutschland aus zahlreichen Quellen viel preiswerter oder sogar kostenlos erhältlich: aus dem Wasserhahn. Obwohl das Wasser aus der Leitung laut Experten in der Regel genauso gesund ist wie das abgefüllte, sind jedoch viele Menschen noch immer bereit, bis zu 3 Euro für eine Flasche zu bezahlen und ihr Wasser regelmäßig kistenweise nach Hause zu schleppen. Dabei ist Flaschenwasser nicht nur verhältnismäßig teuer, sondern wirkt sich auch negativ auf die Umwelt aus: Schließlich kosten Transport, Abfüllung und die Herstellung der Flaschen jede Menge Energie. Ganz zu schweigen davon, dass viele leere Flaschen nicht recycelt werden.

(…) Bei vielen Alltagsgegenständen lohnt es sich, die Folgekosten genauer unter die Lupe zu nehmen – oder deren Anschaffung gänzlich zu hinterfragen. (…)

Der naturgetr.eu-Blog, der sich ja auch kritisch zum Konsumismus und dem „Green New Deal“ der LOHAS äußert, geht auch in einem seiner aktuellen Beiträge, „Aktionismus – immer die falsche Idee“ genau der Frage nach, inwieweit viele „neue Grüne“ davon ausgehen, dass etwas grüner schon grün und damit gut sei:

Umweltschutzorganisationen wie z.B. (aber nicht nur!) Greenpeace setzen auf Aktion – wie die Gruppe selbst in ihrer Broschüre zum 30jährigen Bestehen von Greenpeace Deutschland (PDF) zeigt: es wird besetzt, in der Welt herumgereist und über die Weltmeere getuckert. Kurz: Es wird Aufwand betrieben, der Energie und andere Ressourcen kostet. Und immer mit dabei ist natürlich die Quasi-Uniform so vielen Natur- und Umweltschützer, die Marken-Outdoor-Klamotte. Ich bezweifle, dass diese meist auf medienwirksamkeit getrimmten Aktionen außer der Medienpräsenz tatsächlich etwas bewirken, zumal langfristig betrachtet. Mag sein, dass durch solche Aktionen veraltete Technologien und Verfahrensweisen etc. angeprangert werden und diese dadurch umgeformt werden.

Aber auch die dann aufkommenden “alternativen” Produkte und neuen Technologien sind keine wirkliche Abhilfe, sondern mehr ein “linke Hand – rechte Hand”-Spiel. Energie und Rohstoffe, die an der einen Stelle eingespart werden, werden für die Produtkion dieser Pseudo-Alternativen gebraucht: Akkus statt Öl, Giftstoffhaltige Energiesparlamen statt Glühbirnen, energie- und wasserintensive erzeugung von Sojaprodukten statt Fleisch und – die neueste Unsäglichkeit – Elektrisch angetriebene Fahrräder statt Autos (damit man auch in Zukunft Kurzstrecken nicht aus eigener Kraft zurücklegen muss…). Immer wieder – anders kann man das nicht sagen – wird grüner mit grün verwechselt. (…)

(…) Problemlösungen sind dementsprechend immer technische Lösungen – egal ob im Umweltschutz, in der Medizin, in der Sicherheits- oder Sozialpolitik.
Lösungen, die auf soziokulturellen Veränderungen beruhen, werden weder diskutiert noch in Betracht gezogen. Wie auch! Schließlich bestimmen mittlerweile nicht mehr Kultur und Gesellschaft die Technik, sondern die Technik bestimmt Kultur und Gesellschaft. Wir stolpern auch im letzten verbleibenden Rest gesellschaftlichen und kulturellen Lebens noch blind dem erlösenden Heiland Technik hinterher, die mehr und mehr unseren Alltag vereinnahmt, unsere Lebenswelt grau und steril macht.

Verwandte Beiträge:

Revolution – eine Gebrauchsanleitung

Auf Duckhome wurde ich neulich auf eine Dokumentation des Senders Arte aufmerksam gemacht, die den vielversprechenden Titel „Revolution – eine Gebrauchsanleitung“ trägt und sich mit einigen grundlegenden erfolgversprechenden Stragien beim Umsturz eines verhassten Regimes befasst; dies am Beispiel verschiedener Bewegungen in Osteurope (Serbien, Ukraine…) verdeutlicht. Duckhome bezweifelt in seinem Posting (wohl zu Recht), dass es in Deutschland jemals so weit kommen könnte, zu obrigkeitshörig ist doch die deutsche Mentalität. Und zu gut geht es auch heute noch den meisten Bürgern, zu sehr haben sie sich ans bisherige System gewöhnt, als dass hier umstürzlerisches Potential brodeln würde.

Ich denke allerdings auch, dass so eine Revolution herzlich wenig bringt, vor allem, wenn man gar nicht so genau weiß, gegen wen man sich eigentlich auflehnt und was man anschließend für ein System errichten möchte. Merkel & Westerwelle abzusetzen (was spätestens nach den ausgekungelten Atomplänen im Sinne der demokratischen Kultur zwingend nötig wäre!) und durch andere Politiker zu ersetzen z.B. würde letztlich auch nicht wirklich weiter helfen, solange ein Geflecht aus Medienkonglomeraten, Lobbyisten und Großkonzernen das Ruder in der Hand hält. Und solange die Menschen auf billigen Konsum getrimmt sind und egoistisch dem eigenen Genuss frönend ihr Konsumentenleben leben, werden wohl auch andere Regierungen, wie auch immer sie ins Amt kommen, nicht viel voranbringen. Ein Bewusstseinswandel, ein Umdenken im eigenen persönlichen Rahmen, wäre meines Erachtens auf breiter Basis vonnöten (quasi eine Revolution in den Köpfen), damit ein echter Wandel im Land und im System möglich ist und nicht nur einfach eine neue Riege von Machtmenschen, egal welcher Couleur, das Steuer übernimmt. Alte linke Vorstellungen von einem Aufstand der „arbeitenden Klasse“ sind wenig erfolgversprechend und auch wenig verlockend, zumal wenn die meisten Menschen gar keine wirkliche Veränderung wollen… Ich möchte jedenfalls keine „Diktatur des Proletariats“, sondern eher eine freie Gesellschaft, in der die Arbeit einen geringeren Stellenwert hat als heutzutage und in der nicht alle Lebensbereiche einer Durchökonomisierung zugeführt werden. Ob das durch eine Revolution erreichbar ist, tja… Schaun mer mal. :-)

Die in der Doku geschilderte Vorgehensweise gibt interessante Hinweise, aber die „Finanzierung durch den Westen“ würde bei einer ähnlichen revolutionären Entwicklung in Deutschland wohl ausbleiben. (>> zu den YouTube-Seiten, da das Einbinden irgendwie nicht klappt)


Verwandte Beiträge:

Widerstand gegen Atompläne und Geheimverträge

Nun ist sie also beschlossen, nach viel Trara, die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke, von der schwarz-gelben Koalition als große Energiewende gefeiert. Von einem undursichtigen „Geheimvertrag“ (s. auch HIER) begleitet, rufen die verantwortungslosen und wahnwitzigen Pläne, mit der längeren Laufzeit der Atommeiler den großen Energiekonzerne in den nächsten Jahrzehnten Abermilliarden zuzuschustern und den Ausbau regenerativer Energien letztlich zu behindern, eine Welle des Protests hervor. In Berlin wird am nächsten Wochenende, am 18. September, zum großen Protestmarsch aufgerufen, und 1 Million Menschen aus der ganzen Republik werden erwartet, um für eine zukunftsträchtigere Energiepolitik zu demonstrieren – „Anti-Atom-Demo“.

Außerdem gibt es im Internet verschiedene Petitionen, die sich direkt an die Regierung richten und gegen den Lobbyisteneinfluss.

Campact! will „Merkels Atompläne stoppen“ und bittet um Unterzeichnung der Online-Petition – HIER.

Angela Merkel will Atomkraftwerke durchschnittlich 12 Jahre länger am Netz lassen. Am 28. September soll das Bundeskabinett darüber entscheiden. Dann wollen wir unseren Appell in bundesweiten Zeitungen veröffentlichen – mit mehr als 100.000 Unterschriften.

Auch die NGO Avaaz.org, ein weltweit operierendes Projekt, das sich für viele soziale und politische Aktionen einsetzt, hätte gerne Eure Stimme – „Bürger gegen die Atomlobby“:

Hinter verschlossenen Türen drängt Kanzlerin Merkel auf ein neues Energiekonzept, maßgeschneidert auf die Atomlobby.

Sie nennt es eine “Energie-Revolution”, doch in Wahrheit ist es ein gewaltiger Erfolg für die Profite der Atomkonzerne und ein riesiger Rückschlag für wichtige Investitionen in erneuerbare Energielösungen und den Klimawandel.

Die Unterstützung der Bevölkerung für die Regierung ist gering – Wenn jetzt also genug von uns diesen Skandal aufdecken und unsere Opposition kundtun, könnte der Wille der Bürger die Atomlobby übertrumpfen. Doch wir sind in einem Wettlauf mit der Zeit – die Regierung wird ihr endgültiges Konzept noch diesen Monat vorlegen.

Und schließlich kämpft auch der Berliner Verein Lobby Control seit längerem schon gegen den undemokratischen Einfluss der großen Lobbyverbände auf die Politik. In ihrer aktuellen „Aktion: Atom-Geheimabkommen widerrufen!“ setzt sie sich insbesondere gegen die Klauseln der Absprachen mit den Energiekonzernen zur Wehr:

Fernab von Öffentlichkeit und Parlament hat die Bundesregierung ein Geheimabkommen mit den großen vier Energiekonzernen getroffen, dass den Konzernen längere Laufzeiten und Milliardengewinne zusagt. Nur nach öffentlichem Druck wurde der Vertragsinhalt mit seinen Schutzklauseln für EnBW, EON, RWE und Vattenfall jetzt öffentlich. Diese Nacht- und Nebel-Politik ist undemokratisch und nicht akzeptabel. Es darf nicht sein, dass die Energiekonzerne einseitig die Politik bestimmen und mit der Bundesregierung hinter den Kulissen Deals über Laufzeiten und ihre Besteuerung aushandeln. Fordern Sie jetzt Bundeskanzlerin Merkel auf, das Abkommen zu widerrufen und für demokratische Entscheidungsprozesse zu sorgen! Unterschreiben Sie jetzt den Appell!

Verwandte Beiträge:

Surftipp: Mundraub – Freies Obst für freie Bürger

Bevor der Herbst mit voller Wucht über uns hereinbricht, möchte ich Euch doch noch diesen feinen Surftipp ans Herz legen – die Website Mundraub bietet eine Übersicht über freie, nicht bewirtschaftete Obstbäume, deren Früchte normalerweise unbemerkt verrotten, während sich die Menschen für viel Geld im Supermarkt abgepacktes Obst kaufen. Da der Traum der Selbstversorgung für viele Menschen hierzulande schwer verwirklichbar ist, ist es doch schön, auf diese Weise wenigstens einen kleinen Teil seines Lebensmittelbedarfs dekcen zu können. Alles weitere erzählen die Initiatoren des sehr löblichen Projekts auf ihrer Site:

Wir möchten, dass kein herrenloses Obst mehr am Baum verrottet und machen deshalb Mundraub salonfähig.

Wir wissen, dass jedes Jahr herrliche Früchte an zigtausenden von herrenlosen oder vergessenen Obstbäumen an Landstraßen, in verlassenen Gärten oder auf Grundstücken von Menschen mit wenig Zeit verderben. Oft handelt es sich dabei um sehr kostbare alte Sorten. Und das in unserer nächsten Umgebung.

Wir haben uns deshalb überlegt, wie ihr dem Rest der Welt über diese kostbaren Ressourcen berichten könnt. Die Initiative mundraub.org bietet euch eine Plattform, wilde oder herrenlose Obstbäume zum Abernten in der MundraubMap zu taggen, um sie anderen Menschen ins Bewusstsein zu bringen. Gratis, als euer Geschenk und als Geschenk der Natur. Wenn Ihr was zurück schenken wollt so werdet Ihr in der nächsten Version Informationen zu Aktionen finden, an denen Ihr Euch beteiligen könnt – oder die Ihr vielleicht selbst organisiert!

Wir sind uns bewusst, dass vermeintlich herrenlose Bäume – wie zum Beispiel an einer verlassenen Landstraße – jemandem gehören könnten. Ob Bund, Land oder Privatperson – wir wollen nicht zum Diebstahl animieren! Mit dem Wachsen der Plattform werden wir uns gemeinsam darum kümmern, dass die Besitzer ihre Bäume für alle sichtbar freigeben. Damit ihr ohne schlechtes Gewissen nach Herzenslust mundrauben könnt. Dazu bitten wir alle – Besitzer, Mundräuber, Anwohner – Missbrauch vorzubeugen. Damit die Schätze gebraucht und nicht missbraucht werden.

Wir hoffen, dass ihr die Schätze vor eurer Haustür wieder entdeckt und dass ihr für Bioäpfel und Ökokirschen aus Übersee, zumindest zwischen Juli und November, bald nur noch ein weises Schmunzeln übrig habt…

Wahre Mundräuber…

1. gehen behutsam mit den Bäumen, der umgebenden Natur und den dort lebenden Tieren um
2. lassen beim leisesten Zweifel über die Freigabe eines Baumes die Finger von den Früchtchen,
3. und haben Freude daran, dem fruchtigen Ort etwas zurückzuschenken – sei es einfach durch ein gutes Gespräch rund um kostbares Obst, einen Besuch im nahegelegenen Hofladen oder Café oder sogar durch ein Engagement bei der Pflege von Obstbäumen.

Verwandte Beiträge:

Billboard Liberation Front Manifest

Die Billboard Liberation Front gehört mit zu den „Urvätern“ des Adbusting und kämpft bereits seit zwei Jahrzehnten in den USA gegen das Überhandnehmen von Reklame und Kommerzbotschaften im öffentlichen Raum, primär gegen Plakatwände. Dabei nimmt sie sich das Recht heraus, auf die sonst nur einseitig funktionierenden Werbebotschaften der Konzerne zu antworten und die Wahrheiten hinter den schillernden Marketingfassaden bloß zu legen. Auf ihrer Website, die so angelegt ist, als wäre sie eine Marketingfirma und würde für Firmen „Werbeverbesserungen“ anbieten, zählt sie McDonald’s oder Phillip Morris zu ihren „Kunden“, für die sie entsprechend tätig war. Zum Beispiel dies hier (Vorher/Nachher-Bilder):

Interessant finde ich dabei auch ihr „Manifest“, in dem sie (in zum Teil sehr sarkastischer Art und Weise) Stellung beziehen zum Kommerzwahn unserer Zeit. Ich übersetze es hier mal eben:

————

Das BLF Manifest

Am Anfang war die Werbung. Und die Werbung wurde dem Konsumenten durch den Werbetreibenden gebracht. Wünsche, Selbstbild, Ambitionen, Hoffnung; all dies findet ihren Ursprung in der Werbung. Durch die Werbung und die Absichten der Anbieter formen wir unsere Ideen und lernen die Mythen, die uns zu dem machen, was wir als Menschen sind. Dass diese Methode alle früheren Formen von Selbst-Definition ersetzt hat, steht außer Frage. Es ist klar, dass die Werbung heutzutage die angesehenste Position in unserer Kosmologie inne hat.

  • Werbung überzieht alle Ecken unseres Wachlebens; es durchdringt unser Bewusstsein dermaßen, dass sogar unsere Träume oft ununterscheidbar von einer schnellen Abfolge von TV-Werbespots sind.
  • Verschiedene Arten von Medien dienen der Reklame als primäre Kanäle zu den Menschen. Komplett neue Medien wurden erfunden, nur um den Prozess der Vermittlung von Werbung zu erleichtern.
  • Altmodische Auffassungen, dass Kunst, Wissenschaft und Spiritualität die höchsten Errungenschaften und die edelsten Ziele des menschlichen Geistes seien wurden an den kristallinen Stränden des Aufkaufs/der Übernahme ausgemerzt; der heiligen Jagd nach Konsumgütern. Alle alten Formen und Philosophien wurden clever vereinnahmt und zurückgegeben in Form von Marketingstrategien und Konsumentenkampagnen durch die neuen Schamanen, die Werbeschaffenden.
  • Spiritualität, Literatur und die phyisikalischen Künste Malerei, Skulptur, Musik und Tanz werden im Großen und Ganzen in der gleichen Art produziert, verpackt und konsumiert wie ein neues Auto. Produktinhalte, diktiert durch Trends und Hipness, haben eine eingebaute Halbwertszeit, die dem Produzentenkalender entspricht, um durch neue Modelle ersetzt zu werden.
  • Product Placement in Film und Fernsehen haben die Handlung, die Entwicklung der Charaktere und andere veraltete Strategien in punkto Bedeutung in der Tagesordnung der Filmemacher ersetzt. Die Regisseure, die die größten Budgets unter sich haben, haben ihre Erfahrungen häufig im Bereich von TV-Reklame und Musikvideos gemacht.
  • Künstler werden danach beurteilt und belohnt, wie ihre Position in der fortwährenden Kommodifizierung von Kunstobjekten aussieht. Sich vor Moden und den Launen der Galeriekultur verneigend, versuchen diese Künstler verspielte Sammlerstücke oder „Jahrgangs“-Objekte zu schaffen, die erfolgreich den Sammlermarkt bedienen. Die erfolgreichsten Künstler sind jene, die ihre Kunst am erfolgreichsten verkaufen können. Mit zunehmender Häufigkeit lernen sie von den Werbeschaffenden; sie brauchen nicht länger fälschlicherweise die Unterscheidung zwischen „feiner“ und „kommerzieller“ Kunst aufrechtzuerhalten.
  • Und so sehen wir, dass die Werbung unsere Welt definiert, indem sie sowohl den Fokus auf das „Image“ wie auch die Kultur des Konsums richtet, die schlussendlich alle Individuen anzieht und inspriert, begierig darauf, mit ihren Mitmenschen in tiefsinniger Weise zu kommunizieren. Es ist klar, dass Er, der die Werbung kontrolliert, mit der Stimme unserer Epoche (dem Zeitgeist) spricht.
  • Du kannst Fernsehen, Computer und Radio ausschalten/zerschlagen/abschießen/zerhacken oder in anderer Form vermeiden. Du wirst nicht dazu gezwungen, Zeitschriften zu kaufen oder Zeitungen zu abonnieren. Du kannst deinen Rottweiler auf Vertreter abrichten. Von all den Arten von Medien, die benutzt werden, um Reklame zu verbreiten, gibt es nur eine, der man nur als Bettlägeriger oder Menschenfeind entfliehen kann. Wir sprechen natürlich von Werbeplakatwänden (billboards). Zusammen mit seinen kleineren Cousins, Werbepostern und Aufklebern/Grafiken, ist die Werbeplakatwand omnipräsent und niemand, der durch unsere Welt geht, kann ihr entfliehen. Jeder kennt die Werbeplakatwand; sie ist in jedermanns Bewusstsein.
  • Aus diesen Gründen setzt die Billboard Liberation Front jetzt und für alle Zeit fest, dass zu Werben bedeutet, zu Existieren. Zu Existieren heißt zu Werben. Unser äußerstes Ziel ist nichts anderes, als eine persönliche und eigene Werbeplaktwand für jeden Bürger. Bis zu dem glorreichen Tag der globalen Kommunikation, an dem jeder Mann, jede Frau und jedes Kind der Welt in 100 Punkt Schriftgröße von seinem Dach aus zuschreien oder zusingen kann; bis zu diesem Tag werden wir fortfahren, alles in unserer Macht stehende zu tun, um die Massen darin zu ermutigen, alle möglichen Mittel auszuschöpfen, die vorhandenen Medien zu requirieren und sie nach ihren eigenem Gusto zu verändern.
  • Jedes Mal, wenn du eine Werbebotschaft in deinem Kopf änderst, wenn du auf eine Plakatwand kletterst und physisch die originale Botschaft und Grafik verwandelst, jedes Mal, wenn du den Slogan abänderst, gelangst du in den Stand der Hohepriesterschaft der Werber.

Jack Napier
John Thomas

Verwandte Beiträge:

Surftipp: Packard Jennings’ Pocket Survival Guide und weitere Ideen für Aktivisten

Der amerikanische Künstler Packard Jennings zeigt auf seiner Website Centennial Society, wie vielfältig und sowohl amüsant wie auch subversiv Widerstand gegen den alltäglichen Konsumwahn sein kann. Er präsentiert dem verblüfften Leser eine ganze Reihe seiner Aktionen, mit denen er vor gut 15 Jahren begann und mit denen er nach wie vor Zeichen setzt gegen ein aus Reklame und kaufbaren Werten bestehendes medial vermitteltes Gesellschaftsbild. Aus der Fülle seiner in der Regel von ihm selbst illustrierten und durchgeführten Culture-Jamming.Aktionen möchte ich nur eine Handvoll ehrausgereifen – es lohnt sich aber auf jeden Fall, sich auch die anderen anzuschauen. Vielleicht animieren sie den einen oder anderen ja, ebenfalls entsprechend tätig zu werden. Zwar sind diverse der von Jennigs zur Verfügung gestellten Aktivisten-Materialien schon auf den amerikanischen Markt abgestimmt und zum Teil im Grenzbereich von Kunst und Aktivismus, aber als Anregung taugen sie allemal!

Ein paar Aktionen möchte ich hier schlaglichtartig herausgreifen. Z.B. den liebevoll gestalteten Pocket Survival Guide, der zeigt, wie man mit den ganzen Plastikverpackungen den Klimaschäden, den die Produktion dieser Verpackungen auslösen, entkommen kann. Etwas zum Verwirren der Betrachter und so ganz ohne Text vielleicht nicht für jeden nachvollziehbar… Dazu gibt es auch ein nettes Video, in dem wir erfahren, wie man den Guide bastelt und dann an die passenden Produkte im Supermarkt klebt.

Noch anarchistischer ist das „Business Reply Pamphlet“ – dieses soll man in die vor allem in den USA massenhaft versendeten „Porto bezahlt Empfänger“-Rückumschläge packen und an die entsprechenden werbenden Firmen zurücksenden. Das Pamphlet ist eine Anleitung zum Umsturz und zur Auflehnung gegen die (in diesen Firmen) herrschenden Zustände. Überzeichnet radikal aber wirklich unterhaltsam. Für heimische Zwecke könnte man sich sicherlich überlegen, irgendwelche anderen passenden Botschaften, Hinweise zu aufklärenden Websites (wie Konsumpf ;-) oder ähnliches in solche Umschläge zu tun und wegzuschicken.

Geradezu klassisch (im Sinne des Culture Jammings) sind Jennings’ „Überarbeitungen“ von Plakatwänden zu bezeichnen („Billboard Alterations“) – Adbusting, wie es sein soll:


Verwandte Beiträge:

Warnhinweise für bedenklichen Journalismus

Es ist schon merkwürdig – da gibt es für viele Produkte des täglichen Lebens gesetzlich vorgeschriebene Warnungen, die mehr oder (meist) weniger deutlich auf den Waren angebracht werden müssen, nur für ein tagtäglich konsumiertes Massenprodukte existiert so etwas nicht: für die Presse. Gerade dort wäre es aber vonnöten, denn wie oft geschieht es, dass Leser im Unklaren darüber gelassen werden, dass die Quelle eines Artikels eigentlich eine PR-Meldung ist oder der Verlag eine innige Beziehung zu einem Unternehmen unterhält, dessen Produkt es gerade in den Himmel hebt. Dies dachte sich wohl auch Tom Scott, der auf die glorreiche Idee kam, Warnhinweise zu drucken, die er auf besonders bedenkliche Druckerzeugnisse klebt – „Journalism Warning Labels“:

Für alle, die Ähnliches auch hierzulande vor haben und Zeitungs- und Zeitschriftenleser ein wenig ins Grübeln bringen wollen – es existiert auch eine deutsche Version der Aufkleber, erstellt von Robert Harm: http://www.ihrwebprofi.at/journalismus-warnhinweise. (Natürlich muss man darauf achten, Etiketten zu drucken, die sich auch rückstandslos wieder entfernen lassen, um nicht der Sachbeschädigung bezichtigt zu werden.)

Verwandte Beiträge:

Street Art-Skulpturen – Die neue Stadt-Guerilla

Adbusting und Culture Jamming sind ja Methoden, wie der einzelne in den von kommerziellen oder stadtplanerischen Interessen besetzten öffentlichen Raum eingreifen kann, um ganz im Sinne der Situationisten eine Deautomatisierung des Sehens und ein Aufbrechen gewohnter Muster zu bewirken (um es mal geschwollen auszudrücken ;-). Dabei ist Street Art immer an der Grenze zwischen dem rein künstlerischen Aspekt und auch durchaus beabsichtigter Kritik an Firmen, Zuständen oder allgemeiner alltäglicher Abstumpfung. Vor einiger Zeit brachte das Art-Magazin einen netten Artikel über „Street Art-Skulpturen – Die neue Stadtguerilla“, bei dem vor allem die üppige Bilderstrecke lohnenswert ist, da sie viele gelungene Beispiele origineller und ungewöhnlicher Eingriffe in den öffentlichen Raum der Städte zeigt:

Illegale Skulpturen und Interventionen im öffentlichen Raum sind der neueste Streich der Postgraffiti-Generation. Street Art verwandelt die Stadt in einen Abenteuerspielplatz der Kunst. […]

[…] Kultur entsteht durch Spiel – den Spaß daran und durch die daraus entstehende Spannung. “Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt”, schrieb Friedrich Schiller einst. Und der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga präg­te den Begriff “Homo ludens”, den spielenden Mensch, der für die Street-Art-Künst­ler so beschreibend ist. Die Straße wird zur Leinwand, die Stadt zum Abenteuerspielplatz. Zweck­ge­bundene Stadtmöbel werden zweck­entfremdet. Jede Bushaltestelle, jede Sitzbank, jeder Pflas­terstein ist ein nächstes, potenziel­les Kunstwerk. Und die Künstler spielen mit dem Stadtraum, den Bewohnern und der Geschichte der künstlerischen Avantgarde. Ein Schuss Spontaneität der Situationisten, ein paar choreografische Fluxus-Elemente, ein bisschen Land Art, eine Dosis Dada-Absurdität, verquirlt mit Ready-Mades und Minimalismus – und fertig ist die Street-Art-Skulptur. Aber man muss diese Bezüge auch nicht erkennen, um Street Art zu verstehen. “Street Art versteckt sich nicht in Museen. Sie funktioniert in unserem alltäglichen Le­bensraum, ist Kunst für die Masse, und kann trotzdem intellektuell und konzeptionell sein”, sagt Brad Downey. “Street Art ist wie Baudrillard in Disneyland.”

Brad Downey: "La Somme de L'Oxygéne Dans une Cabine Téléphonique", 2008 (Courtesy Reinkingprojekte)

Harmen de Hoop: "Damen/Herren", Berlin, 1993

Slinkachu: "Stubbed out", 2006

(Ansonsten ist natürlich immer ein Besuch bei rebelart zu empfehlen, um noch mehr (subversive) Streetart zu sehen.)

Verwandte Beiträge:

Seite 14 von 17

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén