Schlagwort: Schlimme Firmen Seite 2 von 6

Chiquita – Terror für Bananen

© lusi, stock.xchng

Viele der weltweiten Konzerne haben eine Menge Leichen im Keller und sind mitnichten so harmlos und menschenfreundlich, wie sie sich in der Außendarstellung gerne geben. Das ist für den regelmäßigen Leser meines Blogs natürlich keine wirkliche Neuigkeit – seien es nun Lidl, die Mitarbeiter ausbeuten und bespitzeln, Coca Cola, die mit den Nazis kollaborierten und in Südamerika unliebsame Gewerkschaftler verschwinden lassen (siehe dazu auch die Doku „The Coca Cola Case“), Nestlé, die Gentechnik vorantreiben und dem eigenen Profit das Leben von Menschen in Afrika oder Indien unterordnen, oder Monsanto, die Agent Orange produzieren, mit dem im Vietnamkrieg fürchterliche Greueltaten an der Bevölkerung begangen wurden. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen – BP, Dow Chemical, Bayer, Deutsche Bank, Shell…

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Pfizers schmutzige Tricks und: Was will Wikileaks wirklich?

© Egahen, stock.xchng

Dass große Konzerne nur mit wenig feinen Mitteln so mächtig werden konnten, wie sie es sind, weiß man ja eigentlich, zumindest ahnt man es, aller Reklamebombardierung zum Trotz. Auch in meinem Blog ist dies ja schon oft thematisiert worden, beispielsweise wenn ich wieder einmal schillerndes Werbeimage mit der Realität dahinter konfrontiere. In den neuesten Wikileaks-Veröffentlichungen (mehr zum anarchistischen Weltbild der Wikileaks-Leute siehe weiter unten) schälen sich nun auch immer öfter pikante Details zu einzelnen Unternehmen heraus, die zeigen, wie skrupellos diese vorgehen, um ihre Pfründe zu sichern und Märkte zu erobern (im wahrsten Sinne des Wortes). Die Pharmabranche ist seit jeher in so manch dubioses Geschäft verwickelt, wie u.a. auch im Schwarzbuch Markenfirmen (und dem Buch „Korrupte Medizin“) auf vielen Seiten dargelegt wird. Pfizer ist da nur ein Medizinriese unter vielen, die sich mehr um ihren Aktienkurs als um das Wohlergehen von Menschen kümmern. Die Süddeutsche Zeitung greift nun in „Pfizers schmutzige Tricks” einige Wikileaks-Enthüllungen auf, die einen die Haare zu Berge stehen lassen, wenn man liest, was diese Firma in Nigeria trieb:

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Wie sich der DWS-Fonds der Deutschen Bank am „Land Grabbing“ beteiligt

Man kann ja nicht gerade behaupten, dass die Deutsche Bank zu den sympathischeren Unternehmen des Landes zählen würde. Banken haben eh spätestens seit der sog. „Finanzkrise“ (die offiziell ja vorüber sein soll) einen schlechten Ruf, den sie sich durch entsprechendes Geschäftsgebaren auch „hart“ „erarbeitet“, auf jeden Fall wohl verdient haben. Wenn ein Konzern wie die Deutsche Bank ein Renditeziel von 25% ausgibt, sollte es auch dem schlichtesten Gemüt klar sein, dass solche Raten nicht durch nachhaltiges oder umsichtiges kaufmännisches Handeln erreicht werden können, sondern letzten Endes nur durch Spekulation. Und dass diese in aller Regel nur einer kleinen Anzahl von Menschen nützt (meist den Anteilseignern/Aktionären), dafür aber auf dem Rücken der restlichen Gesellschaft erwirtschaftet wird, ist auch kein Geheimnis, auch wenn die Banken selbst dies natürlich durch Reklame und Imagekampagnen, die eine vermeintliche Kundenorientierung suggerieren, zu vertuschen versuchen. Zinsen sind ja generell eine Erfindung, die automatisch einen Umverteilungsprozess von unten nach oben sicherstellen – dies will ich in meinem heutigen Beitrag aber gar nicht thematisieren, das ist Stoff für weitere Beiträge.

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BP-Busting – And the winner is…

Greenpeace UK rief vor einigen Wochen dazu auf, das BP-Logo im Lichte der neuesten Katastrophe passend umzugestalten, so dass es statt des heuchlerischen grünen Images ein zutreffenderes Bild des Ölkonzerns zeichnet. Weltweit machten viele Menschen mit, und nun wurden die Sieger gekürt – den Publikumspreis bekam das wirklich sehr gelungene Adbusting des Franzosen Laurent Hunziker, das auf traurig-schöne Weise das wahre Wesen der Ölindustrie und von BP darstellt:

Den Jury-Preis gewann der Deutsche Alexander Hettich mit seinem ebenfalls treffenden Entwurf:

Diese und diverse andere kann man auf der Greenpeace-Seite herunterladen, z.B. für das Basteln von Stickern, die man wie zufällig an einer Aral (=BP)-Tankstelle, öhm, verlieren könnte z.B. ;-)

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BP plant neue Bohrung im Mittelmeer

„Aus Schaden wird man klug“, so fabuliert der Volksmund. Dass dies leider nicht immer stimmt, beweist BP gerade auf besonders ignorante Weise – gerade erst hat man im Golf von Mexiko eine Ölkatastrophe unbekannten Ausmaßes zu verantworten, da will der Konzern schon die nächste Tiefseebohrung vornehmen, diesmal im Mittelmeer an der Küste vor Lybien. Unglaublich… Campact ruft dazu auf, diesem Treiben die rote Karte zu zeigen, indem man an ihrer Online-Protestaktion teilnimmt. Also bitte alle mitmachen, um den Wahnsinn zu stoppen! (Und natürlich nie mehr bei Aral tanken, das ist klar.)

Vor rund zwei Wochen gelang es BP endlich, das Bohrloch im Golf von Mexiko zumindest provisorisch zu verschließen. Monatelang demonstrierte der Ölkonzern, wie wenig er Tiefseebohrungen im Griff hat. Doch anstatt hieraus Konsequenzen zu ziehen, will BP bereits in wenigen Wochen die nächste Bohrung starten. Im Mittelmeer, vor der Küste Libyens, will der Öl-Multi in noch größerer Tiefe als am Golf von Mexiko eine neue Ölquelle erschließen.

Gemeinsam können wir die dreisten Pläne von BP durchkreuzen! Das Unternehmen kämpft schon jetzt mit seinem ramponierten Image und wird auf Protest der hiesigen Konsument/innen sehr sensibel reagieren. Schließlich ist BP mit der Marke Aral bundesweit Marktführer beim Betrieb von Tankstellen.

Der Hunger nach neuen Ölquellen hat in den letzten Jahren zu einer enormen Zunahme von Tiefseebohrungen geführt. Dabei existiert für Bohrungen ab 200 Meter Tiefe keine Technik, mit der Störfälle zuverlässig behoben werden könnten. Taucher können hier auf Grund extremen Drucks, völliger Dunkelheit und eiskalten Temperaturen nicht zum Einsatz kommen und die eingesetzten Roboter scheiterten im Golf von Mexiko regelmäßig.

Die Rechte für die Bohrungen in der Mittelmeerbucht Große Syrte hat BP vor drei Jahren von Libyen für 900 Millionen Dollar erworben – die bis dato größte Einzelinvestition in der Geschichte des Konzerns. Doch noch ist offen, ob BP sich wirklich traut, nach der gigantischen Ölpest im Golf von Mexiko die nächste Tiefseebohrung in über 2.000 Meter Tiefe zu starten. Jetzt kommt es auf unseren Protest an!

Verlangen Sie von BP, die Tiefseebohrungen zu unterlassen!

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Theo „Aldi“ Albrecht ✝

Letzte Woche starb mit Theo Albrecht einer der reichsten Männer der Republik und Mitbegründer der Discounterkette Aldi. Statt der Nachrufe, wie man sie in vielen Medien und auch manchen Internetforen ertragen musste und in denen das Hohelied auf den „ehrbaren Kaufmann“ gesungen wurde, der zusammen mit seinem Bruder mit „bewundernswertem Fleiß“ und „Sparsamkeit“ sein Billigimperium aufgebaut hat, sollte man sich lieber einen der nachfolgenden Artikel durchlesen:

Theos Aldi“ (Ware Lüge):

[…] Allein die marktbeherrschende Stellung des Aldi-Konzerns konnte bisher wirkungsvoll verhindern, dass über Aldi genauso berichtet wurde wie über Lidl.
Zu den typischen Aldi-Praktiken gegenüber den eigenen Mitarbeitern gehören:
– Mobbing gegenüber Gewerkschaftern
– konzerneigene Betriebräte (wenn überhaupt)
– „freiwilliger Verzicht“ auf Bezahlung von Überstunden
– ebenso „freiwillig“ haben Aldi-Mitarbeiter auf Krankschreibungen, Mutterschaftsurlaub oder auch reguläre Frei-Tage zu verzichten […]

Aldi – System der Angst“ (Spiegel, Oktober 2009):

[…] Ver.di dagegen registriert eine steigende Nachfrage nach gewerkschaftlichem Rechtsschutz bei Arbeitsprozessen gegen Aldi. Und Autor Hamann berichtet, dass in großen Städten wie Berlin, Köln oder Hamburg “nahezu täglich” Prozesse geführt würden, an denen Aldi beteiligt sei. In Internetforen tauschen sich Beschäftigte über die schlechten Arbeitsbedingungen aus, viele der Betroffenen treffen sich regelmäßig, um sich über Vorkommnisse zu informieren. […]

Aldi brutal“ (Handelsblatt, 2008)

Aldi – gut oder nur billig?“ (ARD Monitor 2010)

Aldi-Aktionsware: Arbeits- und Frauenrechte bleiben auf der Strecke“ (Südwind Institut 2009)

Discounter und Billiglinien: ist Geiz wirklich geil?“ (PolitiKritik)

Und natürlich die vielen Artikel zu dem Themenkreis hier in meinem Blog, also z.B. „Lidl/Aldi/Discounter – Profite auf Kosten der Allgemeinheit, oder: Die Spirale abwärts. Teil 1“ und „Teil 2“, oder „Aldi, Mutter aller Discounter“.


Da es auch irgendwie zum Themoa Discount passt, möchte ich noch darauf hinweisen, dass heute um 21:45 Uhr in der ARD die NDR-Doku „Die KiK-Story – die miesen Methoden Des Textildiscounters“ läuft sowie anschließend um 22:35 Uhr auf N3 im Rahmen der Sendung Panorama – die Reporter ein Bericht über die aktuellen Entwicklungen dieses Falls. Denn KiK hatte nach der Erstaustrahlung im April eine einstweilige Verfügung erwirkt, nachdem der NDR seine Recherchen zunächst nicht mehr öffentlich machen durfte.

Nun jedoch darf der Sender nach erfolgtem Gerichtsbeschluss vier Arbeiterinnen aus Bangladesch weiterhin als “KiK-Näherinnen” bezeichnen. Diese Näherinnen spielen in der Reportage eine zentrale Rolle für die Beweisführung. Entscheidend für die Gerichtsentscheidung im Mai waren offenbar eidesstattliche Versicherungen von KiK-Mitarbeiterinnen aus Deutschland, wonach die Näherinnen angeblich nicht mehr für KiK arbeiteten. Diese Aussagen beruhten damals jedoch, so heißt es in einer NDR-Meldung, “I’m Wesentlichen auf Hörensagen”. Diesen KiK-“Etappensieg” habe der NDR zum Anlass genommen, weiter gegen den Textildiscounter zu recherchieren, was letztlich zu einer Umkehr der Gerichtsentscheidung geführt habe. Dem verantwortlichen Reporter Christoph Lütgert gelang es unter anderem sogar, die Näherinnen an ihrem Arbeitsplatz, einer Fertigungshalle in Dhaka, zu filmen. Dort wurden auch zahlreiche Produkte mit KiK-Label im Bild festgehalten. Das Landgericht nahm daraufhin das Ausstrahlungsverbot per Urteil zurück. (tvwunschliste)

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Surftipp: KnowMore – das umfassende Sündenregister der Großkonzerne

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Als ich mit dem Konsumpf-Blog begann, wollte ich eine Art Plattform schaffen, in der all die Infos über die Konzernumtriebe, die Konsumenten zum Umdenken und Anderskaufen bewegen könnten, gesammelt werden. Einige Ansätze findet Ihr oben unter der Rubrik Wissensbasis, aber da es schon ein ziemlich großer Aufwand ist, täglich Informationen aus der Welt des Wirtschaftswahnsinns zu sammeln und zu präsentieren, ist selbige Basis noch nicht so sonderlich breit. Zum Glück ist aber schon lange vor mir auf eine ähnliche Idee gekommen – KnowMore.org heißt die amerikanische Website (die deshalb einen besonderen Fokus auf global operierende und US-Firmen legt), deren Motto „Question your goods. Vote with your wallet“ andeutet, dass sie vergleichbare Absichten verfolgen wie ich – Menschen zum Nachdenken über ihre Konsumgewohnheiten zu bringen und dafür zu sorgen, dass große Konzerne mit ihren Schandtaten nicht davon kommen, indem man trotzdem ignorant weiter ihre Produkte kauft oder ihren Reklamekampagnen glaubt:

Mission Statement

We are a grassroots, web-based community dedicated to chronicling and resisting corporate attacks on democracy, worker’s and human rights, fair trade, business ethics and the environment. Our shared goal of a more informed and conscious consumer is being accomplished via this website: a vast database of easily searchable corporate and political info designed to aid responsible citizens, progressive thinkers and activists.

We are not affiliated with any political party, candidate, or PAC in any way. Our primary objective is to provide an independent, objective source of information to our readers about some of the most crucial, contested topics of our time.

Short Term Goal

The most immediate goal of Knowmore.org is to provide detailed information and ratings for a broad enough base of companies and products that our ‘search’ feature can be readily used by consumers everywhere. Once this goal has been realized, first-time users will be able to enter the name of the products, companies, services and brands they buy into our search bar and immediately Know More. In this way, Knowmore.org can be a major force in changing how people use their purchase power.

So findet sich auf KnowMore wirklich eine Vielzahl von Verstößen und Kritikpunkten an bekannten Unternehmen – wenn man z.B. das ellenlange Sündenregister von Unternehmen wie Shell oder ExxonMobile (Esso) liest, kann einem schon schlecht werden. Dass diese Firmen nicht schon längst geschlossen und abgewickelt wurden, ist moralisch kaum zu vertreten… Aber auch eine breite Palette anderer ist verteten – das reicht von Adidas über Chiquita bis hin zu Pepsi (leider endet die Liste beim Buchstaben P, was darauf hinweist, dass die Site dieser Tage ein wenig brachliegt). Fairerweise listet KnowMore aber auch die Punkte auf, in denen sich die Konzerne um mehr Transparenz etc. bemühen (auch wenn manches davon sicher eher PR-Zwecken dient als echter Überzeugung entspringt; sag ich mal so dreist). Wer möchte kann sich auch die Knowmore Firefox-Extension installieren, die einem immer, wenn man auf der Website einer der gelisteten Firmen ist, die entsprechenden Infos dazu anzeigt. Das sollte dann abschreckend genug sein, um diesem Unternehmen zukünftig die kalte Schulter zu zeigen. :-)

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Fernsehtipp: Die KiK-Story – die miesen Methoden des Textildiscounters

Es wird mal wieder Zeit, an die Umtriebe der Discounter und ihren vielen schädlichen Folgen für Gesellschaft und Umwelt zu erinnern. Löblicherweise wagt sich der NDR in der Reihe Panorama – Die Reporter an dieses Thema und berichtet heute Abend um 22:35 in N3 in „Die KiK-Story – die miesen Methoden des Textildiscounters“ darüber, was hinter den „tollen“ Billigbilligbilligpreisen steckt, mit denen KiK, Lidl, Aldi & Co. jede Woche werben.

Oberhausen: eine Promi-Veranstaltung mit Verona Pooth. Auf dem roten Teppich präsentiert sich die Werbe-Ikone in einem Outfit des Textildiscounters KiK. Wohl keine 30 Euro kostet ihre Abendgarderobe. Das neue Werbegesicht der Billigkette soll offenbar vermitteln, dass KiK nicht nur günstig, sondern auch gesellschaftsfähig ist. Doch Fragen zu Produktionsmethoden und Dumpinglöhnen will Pooth nicht beantworten. Auch die Geschäftsführung von KiK schweigt. Dabei gibt es viele Vorwürfe, die damit unbeantwortet bleiben: Verkäuferinnen, die kaum von ihrem Gehalt leben können. Druck und Kontrollen am Arbeitsplatz. Ausbeutung von Menschen in den Produktionsländern wie Bangladesch.

NDR Chefreporter Christoph Lütgert zeigt „Innenansichten“ einer Billigkette, die wie kaum ein anderes Unternehmen expandiert. In insgesamt über 2.800 Ladengeschäften werden Klamotten zu Schleuderpreisen angeboten. Der Film von Christoph Lütgert zeigt, wie die Billigpreise zustande kommen – und wie Menschen dafür teuer bezahlen müssen.

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Saure und schale Müllermilch


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© veit kern, Pixelio

Eine der ursprünglichen Absichten meines Konsumpf-Blogs war es ja, die Verfehlungen und Kritikpunkte an den Großkonzernen, die leider die Wirtschaft bestimmen und denen die Konsumenten trotzdem irgnorant wie Schafe hinterher laufen, zu dokumentieren und zu bündeln, um so zu einer Gegenöffentlichkeit beizutragen. Deswegen möchte ich heute ein Unternehmen in meinen „Katalog“ mit aufnehmen, das allseits bekannt ist und auch schon seit längerem sogar in den Mainstreammedien in der Kritik steht – Müller, berühmt für seine blöde Werbung und die Milch- & Joghurt-Plörre, die er so anbietet. Mittlerweile hat die Unternehmensgruppe Theo Müller aus Aretsried fleißig expandiert – so gehört beispielsweise auch Weihenstephan zu Müller und der Unternehmenszweig Milbona produziert gar für Lidl, was so manchem vermutlich gar nicht bewusst ist.

Auf die generellen Nachteile, die jedes große Unternehmen, das industrielle Nahrungsmittelproduktion betreibt, mit sich bringt – also Belastung der Natur, Ausbeutung von Tieren, Preis- und Kostendrückerei zu Lasten der Zulieferer & Bauern, generelle Absenkung des Qualitäts- und Geschmacksniveaus durch chemische Zusätze – will ich hier gar nicht groß eingehen, diese müssten eigentlich jedem von vorneherein klar sein. Müller-spezifisch sind andere Vorfälle und Strukturen.

Ganz aktuell wurde der Müller-Konzern für sein Gebaren in Bezug auf EU-Subventionen gerügt (das war hier auch schon mal kurz in einigen Blog-Kommentaren Thema), beispielsweise im Spiegel – „Künstlich verkleinert“:

Der Milchmilliardär Theo Müller hat für seine sächsischen Firmen Millionen an Staatshilfe kassiert. Eigentlich sollten kleine Unternehmen gefördert werden. (…)

(…) Der staatliche Geldsegen für den streitbaren Milch-Baron ging hernieder in Leppersdorf bei Dresden. Hier steht eine der größten und modernsten Molkereien Europas, sie kann pro Jahr 1,5 Milliarden Liter Milch verarbeiten. Es ist ein riesiges Firmengelände auf der grünen Wiese, das Müller 1994 als Schnäppchen aus der Insolvenzmasse der Sachsenmilch AG erwarb. Mehr als 400 Millionen Euro investierte der Unternehmer seither in seine sächsische Außenstelle, gut 70 Millionen Euro Fördermittel schossen EU und Freistaat Sachsen dem Projekt zu. In Frage steht allerdings, ob sich der gewiefte Kaufmann, der inzwischen aus steuerlichen Gründen seinen Wohnsitz in die Schweiz verlagerte, einen Teil der Millionen einer trickreichen Firmenumstrukturierung zu verdanken hat. (…)

Dieses dreiste Vorgehen, Großunternehmen auf dem Papier kleinzurechnen, um Subventionen zu erhalten oder Steuern zu umgehen (und in beiden Fällen also den Staat und damit den Steuerzahler zu schröpfen/zu schädigen, sprich: Gewinne auf unsere Kosten zu machen), findet sich leider nicht selten; gerne bei den besonders üblen Firmen wie z.B. Aldi & Lidl, deren Konzernstruktur durch eine Unzahl von Stiftungskonstruktionen undurchschaubar gestaltet wurde, alles mit dem Ziel, so wenig wie möglich von den exorbitanten gewinnen an die Allgemeinheit zurückgeben zu müssen. Wer Produkte solcher Firmen kauft, unterstützt also diese Abzock-Mentalität aktiv!

Der Stern fasst in „Müller Milch ‚… die weckt, was in dir steckt…‘“ noch eine ganze Reihe weiterer grundsätzlicher Defekte dieses Konzerns und seines großen Einflusses zusammen:

(…) Diese Situation führt zu einem Preisverfall, der sich wiederum negativ auf Umwelt und Tiergesundheit auswirke, sagt der Bund. So hätten nur Hochleistungsbetriebe noch eine Chance. Das hingegen führe zu mehr Stallhaltung des Viehs, zu mehr Maisanbau und Verwendung gentechnisch veränderter Futtermittel. Hier endet jedoch der Teufelskreislauf noch nicht. Die größere Belastung der Milchkühe verlange nämlich den Einsatz von Antibiotika, was wiederum zu Lasten des Grundwassers geht. Simultan zur Leistungssteigerung der Milchkühe ging die Anzahl der Molkereien dramatisch zurück. So gab es 1990 noch 360 Milchwerke in Deutschland, 2004 waren es noch 108, und für das Jahr 2010 erwartet der Verband der Milchindustrie, dass noch 30 Molkereien übrig bleiben.

Fakt ist, dass Monopolist Müller Milch mittlerweile 85 Prozent der gesamten sächsischen Milcherzeugnisse verarbeitet, was auf die sächsische Agrarstruktur wie ein Klotz wirkt. (…)

(…) Nicht nur wegen der Subventions-Affäre ist der Konzernriese unter Beschuss. Umweltaktivisten wie Greenpeace und Verbraucherorganisationen wie Foodwatch gelten als Lieblingsfeinde des Joghurt-Moguls Müller. Von ihrer Seite kommt der Vorwurf, dass die Vertragsbauern des Markenmulti Gen-Pflanzen an die Milchkühe verfüttern. Dabei sollte ein so großer Konzern wie Müller Milch es sich eigentlich leisten können, auf Qualität und somit auf genfreies Futtermittel zu setzen, lautet die Begründung. Was die Fernseh-Werbung nämlich nicht verraten würde: Für die Produktion von Joghurt, Milch und Buttermilch der zu Müller gehörenden Marke werden im Gentechniklabor designte Pflanzen eingesetzt. Aber auch hier ginge es dem Milchfürsten lediglich um die Durchsetzung seines eisernen Willens. Veränderungswünschen gegenüber bleibt er stur. Dabei lehnen insgesamt 70 Prozent der Verbraucher Gen-Pflanzen für Tierfutter ab, wie eine Studie von Greenpeace ergibt.

Einem gewonnenen Gerichtsprozess zufolge dürfen deshalb die Aktivisten Produkte der Molkerei als “Gen-Milch” bezeichnen. (…)

Weitere Blogs wie z.B. siebenkommaacht („Müller Milch Skandal“) kommentieren dies ebenfalls treffend, und selbst Wikipedia widmet der Kritik an diesem Unternehmen einen eigenen Abschnitt – HIER. Die Süddeutsche Zeitung geht ein wenig auf die Zustände der Massentierhaltung, die notwendigerweise mit solchen Produkten wie von Müller einhergeht, ein: „Betonboden statt Weise“:

(…) Die Eindrücke, die die Tierschützer auf allen Höfen gewannen, beschrieben sie in Briefen an die Konzerne: Die Tiere seien auf geringem Raum angebunden und könnten sich kaum bewegen. Belüftungsanlagen fehlten, sodass die Tiere mit hohen Feuchtigkeits- und Gaskonzentrationen leben würden. Sogar trächtige Kühe müssten mit dem vorderen Körperteil auf Betonböden, mit dem Hinterteil auf Gitterrosten ohne Einstreu liegen.

„Der Verbraucher geht davon aus, dass die Kühe auf der Weide gehalten werden“, schreiben die Tierschützer. „Diese jedoch stehen und liegen ein Leben lang Tag und Nacht zusammengepfercht auf derart knapp bemessenen Plätzen, sodass es ihnen oft nicht möglich ist, sich abzulegen.“ (…)

Und wer zur Generation YouTube gehört und alles am besten als Filmchen haben möchte, bitte sehr (die in dem Filmchen auftauchenden Behauptungen bezüglich der NPD-Finanzierung entbehren wohl der Grundlage):

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Der Public Eye Award 2010

public-eye_Durch Ina von Bloggerpatenschaften wurde ich gerade noch rechtzeitig auf die derzeit (bis zum 26. Januar) laufende Abstimmungsphase zum Public Eye Award 2010 aufmerksam gemacht, mit dem Konzerne, die sich besonders um Ausbeutung, Umweltzerstörung und Vertuschung „verdient“ gemacht haben, „ausgezeichnet“ werden. Wer mitmachen möchte, bitte >> hier entlang. Auf jeden Fall wird es einen „würdigen“ Preisträger geben, wenn man sich die nominierten Firmen und ihr Sündenregister so anschaut…

Unternehmensverantwortung hier und jetzt

Mit den Public Eye Awards (vormals Public Eye on Davos) haben die Erklärung von Bern (EvB) und Pro Natura seit 2000 vor Ort einen kritischen Kontrapunkt zum Jahrestreffen des WEF in Davos gesetzt. An Stelle von Pro Natura trat 2009 neu Greenpeace Schweiz an die Seite der EvB als Trägerorganisation. Zusammen zeigen wir den Akteuren der Weltwirtschaft, dass Menschen und Umwelt verachtende Geschäftspraktiken Konsequenzen haben – primär für die davon Betroffenen, aber auch für das Firmenimage.

Die übelsten Unternehmen des Jahres erhalten von uns Schmähpreise. Zwei davon (die Kategorien «Global» und «Swiss») werden von einer internen Fachjury und der «People’s Award» per Internet-Abstimmung vom Publikum verliehen. Ab 2010 vergeben wir zudem einen «Greenwash Award», um der inflationär wachsenden Zahl an Institutionen Rechnung zu tragen, die mittels sozial-ökologischer Feigenblätter versuchen, das Image unbelehrbarar Konzerne schön zu färben.

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