Uebermorgen.tv: Die Zukunft der Reklame


Zu den erfreulichsten Errungenschaften, die die öffentlich-rechtlichen Sender im Internet zustande brachten, gehörte für mich immer zweifelsohne Der Elektrische Reporter, ein kostenloser Videopodcast, der sich mit Trends und Entwicklungen und Problemen der (Medien-)Gesellschaft befasste und dies in sehr stilvoller und oft auch unterhaltsamer Art und Weise präsentierte. Nach einiger Zeit wurde der Reporter leider auf Eis gelegt, doch nun gibt es ein neues, wiederum kostenlos verfügbares Format derselben Macher – Uebermorgen.tv. Gleich in der ersten Folge wird ein Thema angegangen, das mich hier im Blog bekanntermaßen auch von Anfang an intensiv beschäftigt und umtreibt, nämlich „Die Zukunft der Werbung“, deren heutige Form und Verbreitung (aufdringlich, verlogen, bedrängend, nervtötend) hoffentlich keine Zukunft hat. Ähnlich sieht das auch Uebermorgen.tv:

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Krank durch Jeans

Passend zu meinem Beitrag von gestern heute noch mal etwas zum Thema Mode. Über den Irrsinn, Jeans mit Hilfe von Sandstrahlgebläsen künstlich altern zu lassen, um den modisch angesagten „vintage look“ zu erzeugen, wurde bereits vor gut einem Jahr in den Medien berichtet (z.B. der Spiegel: „Tödlicher Sand in der Jeans-Maschine“) – denn viele der Arbeiter, die diese Anlagen bedienen, werden dadurch krank und sterben sogar. Aufgrund des damaligen allgemeinen Entrüstungssturms haben Firmen wie Levi’s und H&M nun dieser Produktionsweise öffentlich abgeschworen. Leider wird dieses Verfahren (und auch andere, bei denen hochgiftige Stoffe zum Färben zum Einsatz gelangen) z.B. in der Türkei aber immer noch angewendet, wie die WDR-Sendung Markt herausfand – „Jeans mit Risiken“. Der „Segen“ der billigen globalisierten Produktion: die gefährliche Drecksarbeit machen andere und hierzulande sieht der Konsument nur die Glitzerfassade von Marketing und Modeindustrie.

(…) Das Sandstrahlen ist zwar seit über einem Jahr in der Türkei verboten, trotzdem sind solche Jeans weiter auf dem Markt. Sedat Kayas Gewerkschaft hat neue Hinweise. Vor wenigen Tagen hat ihn ein Arbeiter angerufen: „Wie er uns gesagt hat, ist hier immer noch eine Firma, die das Sandstrahlen benutzt, um Jeans zu bleichen. Wenn wir eine Möglichkeit haben, können wir vielleicht die Fabrik sehen. Aber ich kenne die Realität in meinem Land. Es wird sehr schwer sein, etwas Genaues zu sehen. Aber wie auch immer: Wir versuchen es.“

Der Wettbewerb auf dem Markt ist global und gnadenlos. So kostet eine Jeans aus Bangladesch bei der Einfuhr knapp fünf Euro, aus China um die sieben Euro und aus der Türkei knapp 15 Euro. Zudem gibt es in der Türkei eine Besonderheit: Die Aufträge werden immer weiter aufgeteilt. Ein Subunternehmer gibt den Auftrag an den nächsten. So sind die Zulieferer nur schwer zu kontrollieren. (…)

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Debakel und Etikettenschwindel in der Öko-Mode-Branche

© dnabil, stock.chng

Ich hoffe, keiner meiner Leser gibt sich dem Glauben hin, dass mit der Einführung von Bio-Siegeln und dem zunehmendem Verkauf entsprechend gelabelter Ware die bunte Warenwelt des nimmermüden Konsums mit einem Mal super und duper wäre. Natürlich („natürlich“ für unser profitmaximierendes Wirtschaftssystem) stürzen sich im Zuge des stetig wachsenden Ökomarktes auch immer mehr Unternehmen auf dieses Segment, denen es nur um den Umsatz und nicht um Nachhaltigkeit, Ökologie o.ä. geht – und leider wird in diesem Bereich auch viel getrickst und gemogelt. Nicht nur im Lebensmittel- und Konsumgüterbereich wird mit frei erfundenen Pseudo-Bio-Aufdrucken, die den Verbraucher einlullen sollen, hantiert (wie vor gut einem Jahr mal die Sendung Markt zeigte („Abzocke mit Bio-Labeln?“)), sondern auch die Modebranche tut sich hier unrühmlich hervor. Glocalist berichtete im Sommer in „Debakel und Etikettenschwindel in der Öko-Mode-Branche“ über entsprechend unerfreuliche Testergebnisse. Klar ist – selbst wenn ein Hemd bei H&M aus Biobaumwolle sein sollte, heißt das noch lange nicht, dass es auch unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurde und zur Färbung etc. keine chemischen Stoffe Einsatz fanden (wie es leider sehr oft der Fall ist).

Wie schon mehrfach auf Glocalist kritisch hinterfragend berichtet (…) hat nun im aktuellen Testbericht vom Monat August der Stiftung Warentest weitere Bestätigung erfahren. Der Verbraucherdachverband vzbv in Berlin spricht von Etikettenschwindel und fordert harte gesetzliche Maßnahmen.

Eine gesetzliche Informationspflicht von Unternehmen zu den Umwelt- und Sozialstandards ihrer Produkte fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Denn viele Firmen im Textilhandel versprechen ihren Kunden mehr Umwelt- und Sozialverantwortung als sie einhalten. (…)

In der Untersuchung der Stiftung Warentest hatten besonders enttäuschend Hersteller von T-Shirts aus Bio-Baumwolle abgeschnitten. Gesamt wurden 20 Hersteller befragt. Der Skandal: Viele Hersteller haben den Testern von Stiftung Warentest den Zugang und die Informationen verweigert. Sie konnten nicht nachweisen, ob die Baumwolle tatsächlich biologisch hergestellt wurde. “Wer Bio auf ein Produkt schreibt, muss auch in der Lage sein, die Herkunft und Qualität nachzuweisen. Im Lebensmittelhandel wäre es den Unternehmen längst untersagt, ihre Ware weiter als biologisch auszuloben”, kritisiert Billen. (…)

Kritische Berichte zu Öko-Mode und Nachhaltigkeit auf Glocalist:

– Grüner Mode-Award mit Fragezeichen > bit.ly/dyqtVZ

– Betrug bei Bio-Zertifizierung von Baumwolle? > bit.ly/7oPAi9

– Bio-Baumwoll Schwindel > bit.ly/aklz2L

– Südwind-Studie zu “fairer Mode” > bit.ly/5bHlgu

– Textilien aus “Biobambus” > bit.ly/9tlDEP

– Outdoor-Mode nicht sozial gerecht > bit.ly/bdibv5

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Das McDonald’s Happy Meal Project – Unverrottbares Fastfood?

© Sally Davies

Mmmmh, lecker! Dass Junk-Food von McDoof & Co. nicht gesund ist, ist ja bekannt. Dass es seinen Geschmack primär durch Gewürze und Zucker erhält, auch. Dass ein Burger und die dazugehörigen Fritten jedoch offenbar so hergestellt werden, dass sie im Laufe der Zeit nicht verrotten oder verschimmeln wie richtige Lebensmittel, sondern sich quasi selbst ewig erhalten, ist schon ein starkes Stück. Herausgefunden hat dies die Amerikanerin Sally Davies mit ihrem „McDonald’s Happy Meal Project“, wie Yahoo in „McDonald’s Burger nicht biologisch abbaubar?“ zu berichten weiß:

(…) Insgesamt sechs Monate lang machte Sally Davies täglich ein Foto von den Speisen. Ihr Endergebnis: “Die einzige Veränderung, die ich erkennen kann, ist, dass sie hart wie Stein geworden sind”, berichtet sie der “Daily Mail”. Darüber hinaus habe sich ein Acrylfilm auf Burger und Pommes gebildet. Obwohl Sally Davies sich als Veganerin eigentlich vor ihrem Studienergebnis ekeln müsste, nimmt sie die ganze Sache mit Humor. “Wenn ich eine Fleischesserin wäre, würde mir bei diesem Anblick schon etwas anders werden”, gibt sie allerdings zu. (…)

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Konsumpf heute Abend auf Radio Fritz

Wer heute Abend ein paar Minuten seiner Zeit erübrigen mag, kann ja mal den Berliner Sender Radio Fritz einschalten – so gegen 19:40 Uhr werde ich da im Rahmen der Sendung Trackback interviewt. Das Ganze gibt’s auch per Live-Internetstream oder ab Sonntag als Podcast zum Nachhören.

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Adbusters ruft auf zu einer „week of Carnivalesque Rebellion“ im November

Das kanadische (Internet-)Magazin Adbusters, das als eine zentrale Anlaufstelle für Culture Jammer und Adbuster dient und von Kalle Lasn, einem der Vordenker der „Bewegung“ mitgegründet wurde, ruft immer wieder Aktionen ins Leben, die sich gegen den Konsumismus unserer Tage wenden. So gibt es z.B. einmal im Jahr den (inzwischen in vielen Ländern der Welt initiierten) Buy Nothing Day, es gibt die TV-Turnoff- und Digital-Detox-Week, die die Menschen zum Überdenken ihrer Konsumgewohnheiten bewegen sollen. Dieses Jahr haben die Macher noch Größeres vor – sie wollen eine „Woche der karnevalartigen Rebellion“ starten, um dem Konsumkapitalismus ein Schnippchen zu schlagen. Ich übersetze Euch an dieser Stelle den (etwas vollmundigen bis größenwahnsinnigen) Einleitungstext sowie den Anfangsaufruf, der vor einer Weile veröffentlicht wurde – „Tactical Briefing #1“:

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Die verdeckte PR im Boulevard

Dass Starrummel, VIP-Gedöns und Boulevard mehr oder weniger heiße Luft sind, zeigte die amüsante Dokumentation Starsuckers, die ich letzte Woche im Blog vorstellte (HIER). Der Boulevardjournalismus fördert auch die Durchkommerzialisierung der Medien und der Medienrezeption – „Stars“ werden mit Marken und Produkten verbunden, wenn sie nicht eh schon als eigene Marke fungieren. Das NDR-Magazin ZAPP zeigte in „Die verdeckte PR im Boulevard“, auf welche Weise als redaktionelle Beiträge getarnte PR-Filmchen, die gespickt sind mit Anspielungen auf Unternehmen, entstehen und in den Medien platziert werden. Wieder ein Grund mehr, sich von den Mainstreammedien fern zu halten.

Stars plaudern Privates sichtbar vor dem Logo einer Firma. Die zahlt, die Medien senden kostenfrei und die Filmproduktion gewinnt. Nur einer verliert: Der Journalismus.

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Lesetipps: „Konzerne schmücken sich mit Indie“ / Bitte kein BIP / Einfach nur Bier / Patente auf Fisch

Mein aktueller Blick durch’s Netz… Heute mit einem interessanten Artikel der taz zum Thema Musik/Indie/Kommerzialisierung: „Konzerne schmücken sich mit ‚Indie‘“. Independet-Musik bezeichnete vor längerer Zeit mal Bands, deren Platten nicht auf den großen Majorlabels veröffentlicht wurden (unabhängig vom Musikstil). Im Laufe der Zeit wandelte sich die Bedeutung und immer mehr wurde „Indie“. Selbst Megaseller, die große Arenen ausverkaufen (Coldplay, Placebo, Muse) dürfen sich diese Bezeichnung noch ans Revers heften. Und wie immer, wenn es darum geht, Trends zu befeuern und zu monetisieren, ist die Reklamewirtschaft vorne dabei. Mittlerweile dudelt bei jedem Fernsehspot ein „Indie“-Hit im Hintergrund und eine ganze Industrie verdient gut am Pflegen eines rebellischen Images von Bands, die längst zu eigenen Marken geworden sind. Die taz befasst sich ein wenig mehr mit dieser Entwicklung, u.a. am Beispiel der Band Revolverheld, die sich von VW mit nagelneuen Autos ködern kaufen unterstützen lässt:

Harte Post, die da ungefragt in unseren elektronischen Briefkasten flatterte: Von der laut Website international operierenden, allzeit bescheidwissenden PR-Agentur GoSee etwa, die die neue “Rockstar inspirierte” Burberry-Kollektion mit den höllisch SCHMERZbereitenden Worten anpreist: “Der kommende Sommer wird so was von Indie Rock!” Richtig gelesen, Indie Rock. Indie Rock?! Der leidgeprüfteste aller leidgeprüften Begriffe mag schon längstens 1.000 Tode gestorben sein. Dahingesiecht wegen Inhaltsleere. Oder mangels Nachfrage. Egal, jetzt reanimiert ihn die britische Modefirma, deren Karos jede zweite SUV-Hutablage schmücken, als “Must Have der Saison”. (…)

(…) In rebellischen Lackschuhen und zu Burberry-Musik im “Dynaudio Soundsystem” eines VW Tiguan in der verkehrsberuhigten Zone ganz langsam über die Stolperschwellen fahrend: So stellt man sich die neuen Indie Rocker vor. Zitat aus einer anderen Mail: “Im Rahmen einer Kooperation zwischen Volkswagen und Revolverheld übernahm die deutsche Rockband am Donnerstag fünf neue Tiguan.” (…)

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Das Bahn-Fiasko

So, heute wieder ein Doku-Tipp – die NDR-Sendung Panorama (die zugegebenermaßen nicht immer sehr tiefgründig, sondern zuweilen eher reißerisch ist (siehe die missglückte Doku über Biolebensmittel, die vor teils hanebüchenen und tendenziösen Fehl„informationen“ nur so strotzte)) befasste sich mit der aktuell besonders stark in der Kritik stehenden Deutschen Bahn. Einem Konzern, der seit vielen Jahren „fit für die Börse” gemacht werden soll und dabei sein Kerngeschäft bzw. seine eigentliche Aufgabe, nämlich den Bürgern des Landes eine gut zugänglich Mobilität jenseits des Autowahns zu ermöglichen, immer weiter aus den Augen verliert. Nebenstrecken und Bahnhöfe werden geschlossen, Wartungen vernachlässigt, dafür Prestigeprojekte und weltweite Expansionen (von denen die Menschen nichts haben) vorangetrieben. Diesen Missständen geht die Dokumentation „Das Bahn-Fiasko“ auf den Grund:

Dannenberg in Niedersachsen. Nur alle drei Stunden fährt hier noch ein Zug ab. Weil die Gleise alt und voller Unkraut sind, ächzen die Waggons im Schritttempo in den Bahnhof. Das Gebäude gammelt vor sich hin, Fahrkarten verkauft hier nur noch die Diakonie. Dabei gäbe es laut Fahrgastverband einen viel höheren Bedarf an Service und Anschlüssen. Doch die Bahn vernachlässigt offenbar den Nahverkehr, steckt das Geld lieber in umstrittene Prestigeprojekte wie Stuttgart21 oder internationale Managerträume im Logistikbereich.Von der Gigantonomie hat man in Gemeinden wie Eickeloh im Landkreis Soltau-Fallingbostel wenig. Hier mussten die Bürger mit ansehen, wie in diesem Sommer ihr Bahnhof als Haltepunkt aufgegeben wurde. In Braunschweig wurde über Jahre hinweg ein kompletter Schienenring samt Ausweichstrecken abgebaut. Und in Dömitz haben die Menschen die Hoffnung längst aufgegeben, ihre schrottreife Eisenbahnbrücke könnte irgendwann wieder Züge über die Elbe führen.

Gesine Enwaldt und Kersten Schüßler auf den Spuren eines Konzerns, der in seiner Großmannssucht viel zu häufig die einfachen Bahnfahrer aufs Abstellgleis stellt.

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Surftipp: Kentucky Fried Cruelty / Kentucky Fried Chicken (KFC) quält Hühner

Dass die ganzen Fast-Food-Ketten mit ihrer minderwertigen Kost, ihrem Fokus auf möglichst billiges Fleisch, auf viel Fett und Süßes, der Gesundheit der Weltbevölkerung so einiges antun, ist ja nun nichts Neues. Dass Burger für 1 oder 2 € nur zustande kommen können, wenn die Zutaten unter möglichst industriell-rationellen Umständen angebaut und erzeugt werden, dürfte auch jedem klar sein, wenn er einen Moment innehält. Wie gut wird es einem Rind wohl gegangen sein, dass da durch den Fleischwolf gedreht wird und am Ende für einen Spottpreis verscherbelt wird? Massentierhaltung ist hier das Stichwort.

Natürlich betrifft dies nicht nur die Marktführer McDoof und Burger King, sondern z.B. auch die auf Geflügelkram spezialisierte Kette Kentucky Freid Chicken. Diese geht bei der „Herstellung“ ihrer Hühner offenbar so besonders skrupellos vor, dass die Tierschutzorganisation PETA eine eigene Aktion ins Leben gerufen hat – Kentucky Fried Cruelty, zu der es auch eine eigene Website gibt, sogar auf Deutsch („Kentucky Fried Chicken quält Hühner“). Sie wollen darüber aufklären, welche Geschäftspolitik die Kunden mit ihren Einkäufen unterstützen und wie die grausamen Bedingungen aussehen, unter denen das Gefügel für KFC entsteht. Auch diverse MusikerInnen und „Promis“ wie Bryan Adams, Pamela Anderson oder P!nk haben sich der Aktion angeschlossen und rufen zum Boykott dieser Schnellimbisse auf.

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