Guerilla Gardening – der Untergrund lebt

Es kommt Bewegung in den Untergrund – bereits seit ein paar Jahren ist das sog. Guerilla Gardening eine neue Bewegung, in der Städter heimlich und „verbotener Weise“ hässliche Ecken der Städte (wieder)begrünen:

Als Guerillagärtnerei bzw. Guerilla Gardening wurde ursprünglich die heimliche Aussaat von Pflanzen als subtiles Mittel politischen Protests und zivilen Ungehorsams im öffentlichen Raum bezeichnet, vorrangig in Großstädten oder auf öffentlichen Grünflächen.

Mittlerweile hat sich Guerilla-Gardening zum urbanen Gärtnern oder zu urbaner Landwirtschaft weiterentwickelt und verbindet mit dem Protest den Nutzen einer Ernte beziehungsweise einer Verschönerung trister Innenstädte durch Begrünung brachliegender Flächen.

Wie Guerilleros vermeiden Guerilla-Gärtner die offene Konfrontation und bevorzugen abgelegene und unzugängliche Standorte oder nehmen ihre Aktionen bevorzugt heimlich durch „Überraschungspflanzungen“ vor. Für heimliche Aussaaten an belebten Plätzen werden Samenbomben (seedbombs) genutzt. Diese bestehen aus einem Gemisch aus Erde, Ton und Samen welche zu Kugeln geformt und getrocknet werden. Diese kann man dann vom fahrenden Rad aus auf Verkehrsinseln werfen oder beim Spaziergang unauffällig fallen lassen.

Graue Betonpfeiler oder Wände werden mit einem Gemisch aus Buttermilch und Moos bespritzt, teilweise auch hiermit beschriftet. Das Moos fängt bei idealen Voraussetzungen dann an, den Beton zu begrünen. [Wikipedia; via Konstantin Kirsch]

Einige Blogs berichteten in der letzten Zeit vermehrt darüber – in Bleib passiv! („G wie Guerilla Gardening“) wird eine umfassende Einführung in die Ideenwelt gegeben, genauso wie auf Utopia („Das ABC des Guerilla-Gardening“) und auch die taz befasst sich damit („Wie cool ist das denn? Samenbomben“). Inzwischen ist das Guerilla Gardening so bekannt geworden, dass selbst Manufactum die sog. Seedballz (Samenbomben, die von einer US-amerikansichen Firma als Projekt für Schwerbehinderte hergestellt werden) anbieten. Wer das Geld sparen will (Manufactum nimmt 8,50 € für 8 solcher Kügelchen!), findet auf der Website Guerilla Gärtner eine Anleitung zum Selbermachen nebst vielen praktischen Tipps. Das Forum guerillagardening.com bietet weltweit eine Anlaufstelle für alle, die Gleichgesinnte suchen und sich austauschen wollen.

Und auch Ziel eines größeren Projekts ist das geheime Begrünen schon geworden – die Designer Daniel Phillips und Kim Karlsrud haben in Los Angeles Kaugummiautomaten zu Saatbombenautomaten umfunktioniert – Greenaid. [via rebel:art]

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Verwirrende Konsumlandschaften – Ausstellung in Berlin

Konsumkritik findet bekanntlich via Adbusting u.ä. auffällig häufig im Kunst-/Street Art-Umfeld Anklang und Widerhall. So auch mit der aktuellen Ausstellung „Supermärkte“ des Hamburger Künstlers Marc Lüders, die bis Mitte Juni in der Galery Levy in Berlin zu sehen ist. Die Zeit berichtet in „Verwirrende Konsumlandschaften“ darüber und zeigt einige der Bilder, die ich an dieser Stelle aber besser nicht verwende, da man ja nie weiß, wie die Copyrightgeier dieser Welt so ticken. Anschauen lohnt sich aber!

Regale, die Kopf stehen, Kühlanlagen, die bedrohlich von der Decke hängen, Konsumenten, die wie erstarrt wirken in der irritierend verformten Umgebung eines Supermarkts. Der Hamburger Fotograf und Maler Marc Lüders hat Kaufhäuser und Läden aus aller Welt zu Projektionsflächen für seinen Bilder-Zyklus Supermärkte gemacht. […]

Die Verfremdung der Fotografie korrespondiert mit der Verfremdung der Räume. Obwohl sie mit ihrer Fülle an bunt verpackten Verheißungen die Menschen locken sollten, bleiben deren Blicke leer. […]

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Öl, das stinkende Gold

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© julosstock, stckxchng

Im Konsumpf alle Umweltkatastrophen und -sauereien anzusprechen, die im Zusammenhang mit unserer Art des Wirtschaftens und Konsumierens fast logisch geschehen, würde den Rahmen des Blogs bei weitem sprengen. Aber gestern machte mich mo von als-ob-leben auf einen Artikel in seinem Blog aufmerksam, den ich Euch auch ans Herz legen möchte: „Das schwarze Gift – von einem fast völlig unbekannten Detail der Ölförderung“ … nämlich dem Entstehen radioaktiven Abfalls beim Fördern des klebrigen Rohstoffs!

“Seit Jahrzehnten produziert die Öl- und Gasindustrie mit jedem Barrel Öl und jedem Kubikmeter Gas radioaktiven Abfall: Abwässer, Schlämme und Ablagerungen, versetzt vor allem mit dem hochgiftigen und langlebigen Radium 226. Jahr für Jahr sind das weltweit einige Millionen Tonnen – weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. (…)

Konkret darauf angesprochen gibt auch die Öl- und Gasindustrie die Existenz der radioaktiven Abfälle unumwunden zu. “Das Thema ist eigentlich ein Thema seit es die Gasförderung in Deutschland gibt, das ist so seit Anfang der 70er-Jahre”, erklärt Hartmut Pick, Sprecher des Wirtschaftsverbandes Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG).

Allerdings hat die Industrie das Phänomen der radioaktiven Abfälle bei der Öl- und Gasproduktion bislang konsequent vor der Öffentlichkeit verschwiegen. “Wir haben das natürlich nicht mit der Bevölkerung kommuniziert”, sagt Pick. “Wir kommunizieren das Problem mit den Mitarbeitern, die damit beschäftigt sind, mit den Aufsichtsbehörden, die damit zusammenhängen – ja, mit der Branche, innerhalb der Branche.”

Wenn die Katastrophe im Golf von Mexiko überhaupt eine positive Komponente hat, dann vielleicht die, dass all jenen Menschen, die Tag für Tag ohne großes Nachdenken ihrem automobilen Lebensstil, dem Plastiküberfluss etc. frönen, wieder bewusst gemacht wird, was für ein im wahrsten Sinne des Wortes schmutziges Geschäft die Ölindustrie da betreibt. Zu den Umweltkatastrophen treten die humanitären Katastrophen hinzu (ich erinnere da an bspw. das brutale Vorgehen von Shell in Nigeria, das man im Schwarzbuch Markenfirmen nachlesen kann, HIER nur kurz angerissen) und natürlich auch die Kriege, die um das Öl angezettelt werden. Dazu passt auch das Buch von Thomas Seifert und Klaus Werner „Schwarzbuch Öl. Eine Geschichte von Gier, Krieg, Macht und Geld“.

Eine Überraschung gibt es dieser Tage aber doch – angeblich sollen Shell BP tatsächlich alle Kosten für dieses Öldisaster aufgebürdet werden! Machte dieses Beispiel Schule und würden tatsächlich alle Unternehmen für die sozialen und ökologischen Folgen ihres Treibens zur Rechenschaft gezogen werden (in der VWL als Konzept der „Internalisierung externer Kosten“ bekannt), müssten sich Banken, Tabakkonzerne, Energiefirmen, Rüstungsunternehmen, Discounter uvm. warm anziehen. Ein Traum! Leider wird es aber wohl die Ausnahme bleiben, und wäre der Ölteppich irgendwo an der Küste eines afrikanischen Staates entstanden, würde sich BP sicher mit ein paar Alibi-Euro aus der Affäre ziehen.

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Flattr – Eine neue Art des Austauschs im Netz

Unlängst entspann sich ja hier in meinem Konsumpf-Blog im Zusammenhang mit Adblock Plus eine kleine Diskussion über die Unabdingbarkeit von Reklame für das Finanzieren von Webangeboten. Das Gequake ist ja groß, dass sich solche Auftritte nur mit Hilfe der bei den Usern aber zumeist verhassten Werbeeinblendungen tragen (wobei dieses Argument für private Seiten, die dennoch mit Google Ads und Ähnlichen verunziert werden, ohnehin sehr schwach auf der Brust ist). Da ich denke, dass die Qualität und Seriösität (und auch Unabhängigkeit) der Inhalte auf Websites durch Reklame eher gemindert wird, finde ich es besonders spannend, dass nun auch andere Modelle entwickelt werden – denn zusätzlich zum reinen Bezahlservice und der Werbefinanzierung gab es bisher nur die Möglichkeit direkter Spenden. Hier setzt in gewisser Weise auch der neue Dienst Flattr an, der sich derzeit noch in der Beta-Phase befindet und neue Mitglieder nur auf Einladung hin aufnimmt. Mitgründer ist Peter Sunde, der früher für seine Beteiligung an der Pirate Bay-Site bekannt war und sich nun also für eine legalere, zumindest weniger umstrittene Plattform einsetzt. Das Grundprinzip ist recht einfach und wird in diesem Video erklärt:

In einem halbstündigen Vortrag auf der Bloggerkonferenz re:publica führt Peter Sunde das Ganze noch etwas weiter aus (die scheiß Konzernlogos im Hintergrund stören dabei ein wenig ;-) :

Ein recht reißerisch betitelter bzw. eingeleiteter Artikel, der zeigt, dass die Autorin nur die Einnahmeseite im Blick hat, erschien dazu in der taz: „Flattr hilft beim Geldverdienen“ (Zitat: „… Mithilfe eines Flattr-Buttons kann jeder mit seinen Inhalten Kohle scheffeln“, au Backe, was ist denn das für ein Niwoh, werte taz). Etwas weniger platt und mit mehr Blick für das Potential beschreiben der uarr-Blog – „Von Flattr, Facebook und fantastischen Visionen“ – sowie netzwertig.com – „Neuer Micropayment-Dienst setzt auf Thank You-Economy“ – dieses Startup.

[…] Wer bei Flattr mitmachen möchte, zahlt monatlich einen selbst gewählten Betrag auf sein Flattr-Konto ein (Untergrenze zwei Euro). Fortan kann man jedes Mal, wenn sich auf einer Site ein Flattr-Button befindet und man das dort Vorgefundene für belohnenswert hält, auf den Button klicken, um ihn zu “flattern”.

Am Monatsende wird die von Nutzern eingezahlte Summe gleichmäßig zwischen allen Inhalteanbietern aufgeteilt, die sie “geflattert” haben. Je nach persönlichem Flattr-Budet kann es sich dabei pro Person um Centbeträge handeln, die an einzelne Mediensites oder Blogs ausgezahlt werden. In der Summe jedoch kann dadurch ein nettes Sümmchen für angeschlossene Sites zusammenkommen. Soweit jedenfalls die Vorstellung der Flattr-Macher. […]

Ich weiß, dass ich so etwas wie Flattr auf jeden Fall benutzen würde, um anderen Bloggern, deren Texte ich gerne lese, diese Art von Anerkennung (und ein paar Cent) zukommen zu lassen, von daher bin ich also durchaus prinzipiell bereit, für guten Inhalt im Netz etwas zu zahlen – wenn sich keine überbordende Bürokratie dzwischenschaltet!

Ich finde die Idee schon faszinierend, frage mich aber natürlich, ob dies letztlich auch eine Form der Kommerzialisierung von Blogs usw. bedeutet, indem man seine Beiträge so auch in eine Art „Geldkreislauf“ einbringt. Was meint Ihr? Schreibt mir Eure Meinung doch einfach ins Kommentarfeld.

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Monsanto strebt Patent auf Schweinefleisch an

Diese Greenpeace-Pressemitteilung passt bestens zu dem hier im Blog veröffentlichten Gen-Pflanzen-Artikel von neulich („Genfood mal wieder in aller Munde“) – diese Konzerne kennen offenbar keine Skrupel mehr bzw. zeigen sie ihre Rücksichtslosigkeit immer unverhohlener:

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Greenpeace: Kein Patent auf Schinken und Schnitzel

300 Organisationen fordern neue Patentgesetze

Der US-Agrarmulti Monsanto startet den nächsten Versuch, mit Patenten in der Schweinemast Landwirte und Verbraucher zur Kasse zu bitten. Nach Recherchen von Greenpeace und weiteren Organisationen beansprucht der Konzern das Fleisch von Schweinen, die mit Monsantos Gen-Pflanzen gefüttert wurden, als patentierte Erfindung. Die Patentanmeldung auf Schinken und Schnitzel (WO 2009097403) wurde 2009 bei der Weltpatentbehörde in Genf eingereicht. Greenpeace und rund 300 Umwelt- und Landwirtschaftsorganisationen fordern heute in einem internationalen Appell ein Verbot der Patentierung von Pflanzen, Tieren und Lebensmitteln. Erst vor einer Woche hatte das Europäische Patentamt (EPA) ein ursprünglich von Monsanto beantragtes Patent auf ein Verfahren zur Schweinezucht nach einem Sammeleinspruch zurückgezogen.

Auf dem Lebensmittelmarkt wird gerade der große Kuchen verteilt, sagt Christoph Then, Patentberater für Greenpeace. Mit und ohne Gentechnik treiben die Konzerne ihre Patentansprüche über die gesamte Kette der Lebensmittelerzeugung voran. Das ist ein Missbrauch des Patentrechtes. Schnitzel und Schinken sind keine Erfindung.

Monsantosierung des Lebensmittelmarktes

In dem Patentantrag führt Monsanto an, dass die Verfütterung der hauseigenen Gen-Soja zu einer erhöhten Konzentration von ungesättigten Fettsäuren im Schwein führt. Daher seien die entsprechenden Fleisch- und Wurst-Produkte eine exklusive Erfindung des Konzerns. Im März 2010 reichte Monsanto eine ähnliche Patentanmeldung (WO 201027788) auf Fische aus Aquakulturen nach: Der Konzern reklamiert alle Fischprodukte für sich, die mit Gen-Futterpflanzen von Monsanto hergestellt wurden.

Der Recherche zufolge hat sich auch die Zahl der Patentanmeldungen auf normale Pflanzen und Saatgut zwischen 2007 und 2009 verdoppelt. Verbraucher, Landwirte, Züchter und Lebensmittelhersteller sind von diesen Patenten gleichermaßen betroffen. Erfahrungen aus den USA zeigen beispielsweise, dass sie zu Marktmonopolen, zu steigenden Preisen und Abhängigkeiten sowie zu einer reduzierten Auswahlmöglichkeit führen. US-Staatsanwälte prüfen derzeit, ob Monsanto gegen Kartellrecht verstößt. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, durch Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung die Preise für Saatgut und Spritzmittel nach oben getrieben zu haben.

300 Organisationen fordern eine Neufassung der Patentgesetze

Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner hat sich erst letzte Woche erneut dafür ausgesprochen, dass Patente auf Nutztiere und -pflanzen verboten werden, sagt Then. Sie muss nun in Brüssel die Neuverhandlung der EU-Patentgesetze einfordern. Der Ausverkauf von Lebensgrundlagen muss endlich eingedämmt werden.

Da die europäischen Patentgesetze von 1998 bis heute in wesentlichen Fragen schwammig formuliert sind, ist die Patentvergabe Auslegungssache der Patentämter. Seit Jahren erteilt zum Beispiel das EPA in München Monopolrechte an Tieren und Pflanzen, die oft nur durch Einsprüche neu verhandelt und zurückgezogen werden.

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Die Bank gewinnt immer

Auch wenn der nachfolgende Beitrag „Bluten für die Banken: Steuerzahler in Geiselhaft der Finanzwelt“ des BR3-Magazins quer humoresk daher kommt, ist er doch leider nur zu wahr und eigentlich alles andere als lustig…

Wenn derzeit griechische Staatsanleihen als Ramsch eingestuft werden, reiben sich die Banker schon die Hände. Denn sie kassieren hohe Zinsen, und wenn der Staat die Kredite nicht zurückzahlen kann, springt eben die EU ein. Das globale Finanzsystem sollte Lehman Brothers ein Denkmal setzen – denn Spekulieren ist heute risikoloser denn je. Die Furcht vor einer neuen Finanzkrise zwingt Regierungen weltweit, das Volksvermögen als Risikodeckung unkontrollierbarer Finanzgeschäfte einzusetzen. Das bedeutet aber letztlich: Sterben aus Angst vor dem Tod.

Anschließend gab es dann auch noch ein Interview, das der Frage nachging, inwieweit das Handeln der Banken vielleicht sogar strafrechtlich relevant sein könnte:

Mit dem Strafrecht kommt man in der Welt der Hochfinanz nicht besonders weit, heißt es immer. Tatsächlich? Prof. Bernd Schünemann ist Experte für Strafrecht. Er meint, die Finanzkrise würde Züge von global organisierter Kriminalität tragen.

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Weise Worte (20)

„[…] die Jeans-, Coca-Cola- und McDonalds-Kultur hat nicht nur die ökonomische, sondern auch die symbolische Macht auf ihrer Seite – eine Macht, die in Gestalt einer Verführung williger Opfer ausgeübt wird. Indem sie Kinder und Jugendliche – speziell diejenigen, denen das Immunsystem dagegen fehlt – zu Adressaten ihrer Verkaufspolitik machen, sichern sich die großen Kulturproduktions- und Diffusionsunternehmen […] mit zugleich erzwungener und komplizenhafter Unterstützung der Werbung und der Medien einen immensen, nie dagewesenen Einfluss auf alle heutigen Gesellschaften, die dadurch einer Art Infantilisierung erliegen.“

Pierre Bourdieu, „Gegenfeuer 2. Für eine europäische soziale Bewegung“

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Fake TV – Reklame statt Recherche

Ein Grund mehr, kein Fernsehen zu sehen, insbesondere die dortigen „News“ nicht… das N3-Medienmagazin ZAPP berichtete über PR-Beiträge in Nachrichtensendungen in „Fake TV: Reklame statt Recherche“:

Ein leidiges Thema ist Schleichwerbung. Die ist leider längst nicht mehr nur ein Problem von Unterhaltung im Fernsehen. Der Sender RTL II wurde gerade gerügt, weil in einem Nachrichtenbeitrag über die Kölner Möbelmesse vor allem die eigene RTL II Möbelkollektion in höchsten Tönen gelobt wurde. Mit seriöser Information hat das wenig zu tun. Werbung wäre wohl der passendere Begriff. Solche gefakten Informationen kommen offenbar in fast allen Sendern vor. Zapp hat Nachrichten der vergangenen Jahre auf Fake-TV untersucht.

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Zott „gewinnt“ den Goldenen Windbeutel 2010 und die Komplett-Kommerzialisierung der Sozialen Netzwerke

monte-drink_windbeutel_186x4101Da trifft es auf jeden Fall den Richtigen – der überzuckerte Monte Drink von Zott hat die Wahl zum Goldenen Windbeutel 2010, der dreistesten Werbelüge, „gewonnen“ – herzlichen Glückwunsch!

Das Ergebnis ist eindeutig: 81.451 Verbraucher beteiligten sich an der Wahl zur dreistesten Werbelüge des Jahres, und 37,5% stimmten für den „Monte Drink“ von Zott. Damit erhält die Großmolkerei aus dem bayerischen Mertingen den Goldenen Windbeutel 2010. Und das aus gutem Grund, denn Zott suggeriert Verbrauchern, bei Monte handele es sich um ein gesundes und ausgewogenes Produkt und einen „idealen Begleiter für Schule und Freizeit“. In Wahrheit aber steckt in dem „Milchmischgetränk“ vor allem eines: jede Menge Zucker. Umgerechnet 8 Stück Würfelzucker enthält ein Fläschchen Monte – mehr als die gleiche Menge Cola. Den Hersteller stört das nicht: Zott jubelt Eltern eine Zuckerbombe, die dazu noch mit Aroma und Zusatzstoffen aufgepeppt ist, als Zwischenmahlzeit für Kinder unter – unverschämter kann man nicht täuschen.

Am 23. April 2010 hat Zott anlässlich der Verleihung des Goldenen Windbeutels angekündigt, Rezeptur und Aufmachung von Monte Drink ändern zu wollen.

Die mittlereweile nicht mehr ganz so neuen großen Websites des Web 2.0-Zeitalters – allen voran Facebook, Twitter und Myspace – boomen wie nie zuvor. Es gehört immer stärker zum „guten Ton“, auch eine Facebookseite zu haben (wozu auch immer die gut sein soll). Im Hintergrund dieser ganzen Usereuphorie spielen sich allerdings die in unserem Wirtschaftssystem üblichen Prozesse ab: es geht um das kommerzielle Ausschlachten der Userinteressen, darum, möglichst früh einen möglichst großen Marktanteil zu sichern und auch in diesem Medium eine weitere Plattform zu entwickeln, die dem Abverkauf von Produkten und Images dient. Deshalb kann es gar nicht schaden, mal einen Blick auf die „andere Seite“ zu werfen, beispielsweise in den erfrischend offenherzigen Artikel „Kurzreklame: Das Vöglein Twitter wird flügge“ in der Financial Times Deutschland. Natürlich erwartet man von der FTD keine Analyse der sozialen Komponenten des Internets, dennoch lese ich solche Texte mit großem Unbehagen und Befremden:

[…] Die Werbebranche erkennt langsam den Nutzen der bisher wenig profitablen Netzwerke, zu denen etwa auch Myspace gehört. […] Investoren sind daher überzeugt, dass den reichweitenstarken Netzwerken künftig ein Milliardengeschäft sicher ist. […]

Pepsi und Co. setzen verstärkt auf das sogenannte virale Marketing, auf eine Werbeform also, bei der sich Botschaften allein über die Kommunikation der Nutzer wie ein Lauffeuer verbreiten. “Auf Twitter und anderen Netzwerken geht es weniger um die direkte Produktwerbung als um Imagepflege” […]. Das seien teilweise neue Formen der Unternehmenskommunikation. […]

[…] Marktneuling Twitter, geschätzter Unternehmenswert bislang rund 1 Mrd. $, hat nun am Dienstag erste Pläne für das Onlinewerbegeschäft veröffentlicht – und dabei gleich eine Reihe namhafter Kunden präsentiert: Die weltweit größte Kaffeehauskette Starbucks , der größte US-Elektronikhändler Best Buy sowie die Fluggesellschaft Virgin America bezahlen Twitter ab sofort für den Vertrieb ihrer Botschaften. […]

Bei der Gelegenheit, als  kleiner Kontrast zur Totalreklame noch ein Fernsehtipp: heute Abend von 20:15–21:45 Uhr im ZDF der Doku-Spielfilm „Dutschke“.

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Information overkill – wie verändert das Internet unser Leben?

Zuerst die schlechte Nachricht: „ARD löschen zehntausende Dokumente“, als Folge des aktuellen Rundfunkvertrages, in dem es die Privatsender verstanden haben, dafür zu sorgen, dass die relevanten Informationen, die es im Fernsehen hin und wieder gibt (natürlich nicht im Privat-TV!) möglichst schnell wieder aus dem Internet verschwinden müssen. Bei der ARD wird es derzeit dann wohl gerade ernst:

Als Folge des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag hat die ARD ihre Onlineangebote deutlich reduziert und weitere Löschungen von Inhalten stehen an. Um dem neuen Regelwerk für Telemedien zu entsprechen, löschen die ARD-Sender derzeit bei vielen Angeboten Inhalte, die künftig vor allem aufgrund der begrenzten gesetzlichen Verweildauerregelungen wegfallen müssen. […]

[…] “Beliebte Inhalte der ARD im Internet müssen von uns aus dem Netz genommen werden. Und die Möglichkeit, unsere Sendungen zeitlich unbegrenzt abzurufen, ist bereits jetzt vielfach eingeschränkt. Das ist schade, da unsere Angebote vor allem wegen der vielen Audios und Videos für die Gebührenzahler einen deutlichen Mehrwert im Netz bieten. […]

Deshalb gilt es, die paar interessanten Sendungen, die im Fernsehen ausgestrahlt werden und die man vielleicht verpasst hat, möglichst zeitnah online zu schauen – wie beispielsweise die letzte Diskussionsrunde des ZDF Nachtstudios mit dem Thema „Information Overkill – wie verändert das Internet unser Leben?“, dass HIER (noch) in der Mediathek abrufbar ist.

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