Im Konsumpf alle Umweltkatastrophen und -sauereien anzusprechen, die im Zusammenhang mit unserer Art des Wirtschaftens und Konsumierens fast logisch geschehen, würde den Rahmen des Blogs bei weitem sprengen. Aber gestern machte mich mo von als-ob-leben auf einen Artikel in seinem Blog aufmerksam, den ich Euch auch ans Herz legen möchte: „Das schwarze Gift – von einem fast völlig unbekannten Detail der Ölförderung“ … nämlich dem Entstehen radioaktiven Abfalls beim Fördern des klebrigen Rohstoffs!
“Seit Jahrzehnten produziert die Öl- und Gasindustrie mit jedem Barrel Öl und jedem Kubikmeter Gas radioaktiven Abfall: Abwässer, Schlämme und Ablagerungen, versetzt vor allem mit dem hochgiftigen und langlebigen Radium 226. Jahr für Jahr sind das weltweit einige Millionen Tonnen – weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit. (…)
Konkret darauf angesprochen gibt auch die Öl- und Gasindustrie die Existenz der radioaktiven Abfälle unumwunden zu. “Das Thema ist eigentlich ein Thema seit es die Gasförderung in Deutschland gibt, das ist so seit Anfang der 70er-Jahre”, erklärt Hartmut Pick, Sprecher des Wirtschaftsverbandes Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG).
Allerdings hat die Industrie das Phänomen der radioaktiven Abfälle bei der Öl- und Gasproduktion bislang konsequent vor der Öffentlichkeit verschwiegen. “Wir haben das natürlich nicht mit der Bevölkerung kommuniziert”, sagt Pick. “Wir kommunizieren das Problem mit den Mitarbeitern, die damit beschäftigt sind, mit den Aufsichtsbehörden, die damit zusammenhängen – ja, mit der Branche, innerhalb der Branche.”
Wenn die Katastrophe im Golf von Mexiko überhaupt eine positive Komponente hat, dann vielleicht die, dass all jenen Menschen, die Tag für Tag ohne großes Nachdenken ihrem automobilen Lebensstil, dem Plastiküberfluss etc. frönen, wieder bewusst gemacht wird, was für ein im wahrsten Sinne des Wortes schmutziges Geschäft die Ölindustrie da betreibt. Zu den Umweltkatastrophen treten die humanitären Katastrophen hinzu (ich erinnere da an bspw. das brutale Vorgehen von Shell in Nigeria, das man im Schwarzbuch Markenfirmen nachlesen kann, HIER nur kurz angerissen) und natürlich auch die Kriege, die um das Öl angezettelt werden. Dazu passt auch das Buch von Thomas Seifert und Klaus Werner „Schwarzbuch Öl. Eine Geschichte von Gier, Krieg, Macht und Geld“.
Eine Überraschung gibt es dieser Tage aber doch – angeblich sollen Shell BP tatsächlich alle Kosten für dieses Öldisaster aufgebürdet werden! Machte dieses Beispiel Schule und würden tatsächlich alle Unternehmen für die sozialen und ökologischen Folgen ihres Treibens zur Rechenschaft gezogen werden (in der VWL als Konzept der „Internalisierung externer Kosten“ bekannt), müssten sich Banken, Tabakkonzerne, Energiefirmen, Rüstungsunternehmen, Discounter uvm. warm anziehen. Ein Traum! Leider wird es aber wohl die Ausnahme bleiben, und wäre der Ölteppich irgendwo an der Küste eines afrikanischen Staates entstanden, würde sich BP sicher mit ein paar Alibi-Euro aus der Affäre ziehen.
Dirk
Korrektur: BP, nicht Shell, gehörte die Ölplattform im Golf von Mexiko und die werden (hoffentlich) dafür gerade stehen.
Peter M.
Ah, danke, schon korrigiert – ich sollte nicht so spät Nachts noch was schreiben… ;-)
tordis
in der zeitung spricht man schon von der teuersten ölkatastrophe.
ich frag mich ehrlich gesagt, ob das daran liegt, dass das öl an ein reiches industrieland angespült wird statt an ein armes land in afrika, wo die folgen ja immer nur halb so schlimm “sind” und deswegen in den medien kaum aufsehen erregen. ist ja nur ein armes überfülltes land in afrika, weit weg, müssen wir ja nicht so genau sein mit der reinigung und der bezahlung der reinigungskräfte und -mittel usw.
sonst ist es ja so, dass die kosten unserer verschwendungssucht und unseren risiken die menschen und die natur in der dritten welt tragen müssen.
endlich mal merken wir es ganz direkt und praktisch vor unserer haustüre. so schlimm diese katastrophe auch ist. endlich mal etwas, das nicht externalisiert wird und daher unsichtbar gemacht. endlich mal müssen wir selber für unser tun gradestehen.
hoffentlich wird daraus mal gelernt – was ich aber bezweifle…
DudeMinds
Das wäre wirklich ein Zeichen, das Schule machen sollte, wenn BP für den kompletten entstandenen Schaden aufkämen würde. Tuen sie nur leider nicht. Wegen einem Gesetz aus der Bush(Senior) Ära ist die Haftung auf 75 Millionen begrenzt.
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/alle-gegen-eine/1814332.html
Peter M.
Das ist doch echt ein Skandal – 75 Mio. sind ja ein Klacks für BP und entsprechen in keinster Weise dem entstandenen Schaden. Enteignung der Firma und Abwicklung des Konzerns wären angemessen. Wenigstens ist das so pompös durch Reklame aufgebaute „grüne“ Image von BP durch diese Katastrophe nun hinüber – ein schwacher Trost…
Informisten
Über diese Katastrophe mit der Ölplattform oder ähnliche Themen könnt ihr euch auch bei informisten.de austauschen. Die Informisten Plattform ist ein interaktives soziales Netzwerk, zum Austausch von Informationen und Erfahrungen zwischen Verbrauchern mit wirtschaftlichen und sozialen Schäden.