Apr
18
2011
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Surftipp (?): digitale-gesellschaft.de – Pro und Contra

Dass das Word Wide Web unser aller Leben in den letzten 15 Jahren verändert und zunehmend geprägt hat, ist ja nun eine Binsenweisheit – schon die Tatsache, dass Ihr diesen Beitrag hier mit Eurem Browser lest, ist ein Beweis für die Bedeutung des Internet. :-) Da wir in einer digitalen Gesellschaft leben, beeinflusst nicht nur durchs Internet, sondern auch durch Smartphones u.ä., scheint es nur ein logischer Schritt, dass sich vermehrt Initiativen bilden, die sich mit dem Dasein in dieser gewandelten Welt befassen – so gibt es seit Mittwoch das neue deutsche Projekt Digitale Gesellschaft, das aktuell stark medial gehypt wird und dessen Grundidee die Macher wie folgt umreißen:

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Apr
01
2011
2

Elfte Verleihung der BigBrother-Awards

Aus Zeitmangel will  ich Euch heute nur folgende interessante Veranstaltung ans Herz legen, die sich mit Überwachung und mangelndem Datenschutz befasst – der BigBrotherAward:

————

Der FoeBuD lädt ein:

Elfte Verleihung der BigBrotherAwards am 1. April 2011

In den 90er Jahren war Datenschutz kein Thema. Wenn heute dagegegen Datenschutzskandale in der Wirtschaft hohe Wellen schlagen und Großdemonstrationen gegen Überwachungsgesetze stattfinden, dann ist das unter anderem ein Verdienst einer Preisverleihung, die zur Institution geworden ist: Die BigBrotherAwards.

Der FoeBuD e.V. lädt zur Verleihung der BigBrotherAwards in Bielefeld ein:
Freitag, 1. April 2011, 18-20 Uhr
in der Hechelei
Bielefeld, Ravensberger Park 6

Die Jury enthüllt nach und nach die “Datenkraken” des Jahres. Das Duo Mai Tai aus Bielefeld und das Bielefelder Tanzensemble DanseArt sorgen für kleine Atempausen und Unterhaltung. Durch den Gala-Abend führt wie immer Moderator Andreas Liebold. Anschließend laden wir zu einem Glas Sekt.

Eintrittskarten gibt es an der Abendkasse und im FoeBuD-Onlineshop
https://shop.foebud.org/ (liegen dann zur Abholung bereit)

Die Verleihung der BigBrotherAwards als Livestream im Internet:
http://www.bigbrotherawards.de/stream

Der BigBrotherAward ist ein Negativ-Preis, er nennt Ross und Reiter, die für Datenschutzvergehen, für Überwachungstechnologien und -gesetze und uferlose Datensammlungen verantwortlich sind.

Die BigBrotherAwards machten zum Beispiel Rabattkarten, Scoring, Mautkameras, Anti-Terror-Gesetze, Farbkopierer und Handyüberwachung als Gefahr für Bürgerrechte und Privatsphäre bekannt. Sie warnte schon früh vor der Gesundheitskarte, der Vorratsdatenspeicherung und der Steuer-Id. Datensammlungen über die Gäste bei Hotelketten, die Bespitzelung von Arbeitnehmern bei Novartis und Lidl und die Warndateien der Versicherungswirtschaft in die Öffentlichkeit brachten die BigBrotherAwards an die Öffentlichkeit. Sie deckten auf, dass die Metro AG 10.000 Kundinnen und Kunden ohne deren Wissen mit RFID-Schnüffelchips in der Kundenkarte verwanzt hatte.

Ausrichter der BigBrotherAwards ist der FoeBuD e.V., der sich seit 1987 für Datenschutz, Bürgerrechte und eine lebenswerten Welt im digitalen Zeitalter einsetzt. Für sein Engagement für die Bürgerrechte wurde der FoeBuD 2008 mit der Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet.

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Feb
02
2011
2

Leaky World – ein theoretisch unterfüttertes Videospiel

In den letzten Wochen ist es ja in den Medien etwas ruhiger um WikiLeaks geworden – dabei ist das dahinter stehende Konzept, also das Publikmachen von Daten, die zeigen, wie Wirtschaft und Politik oft im Hintergrund, unbemerkt von der Öffentlichkeit, die Strippen ziehen, um ihre Interessen durchzusetzen, selbstredend aktueller denn je. Zwar ist die WikiLeaks-/Assange-Glorifizierung, wie sie in manchen „alternativen“ Medien betrieben wird, sicherlich auch etwas überzogen, aber ein solches Korrektiv zur tatsächlichen Ausprägung unserer Demokratie (die von Lobbyismus etc. stark beeinflusst wird) ist auf jeden Fall sehr sinnvoll. Alle Versuche, WikiLeaks mundtot zu machen und aus dem Netz zu treiben, sind fehlgeschlagen – statt dessen haben sich die Informationen nun erst recht verbreitet. Und es gibt bereits weitere Plattformen für „Whistleblower“ (so der englische Fachbegriff für diejenigen, die Informationen über Missstände in ihren Firmen/Behörden an die Öffentlichkeit tragen und dabei ihren Job riskieren) – beispielsweise OpenLeaks.

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Dez
12
2010
2

Stoppt die Einschüchterungs-Kampagne gegen Wikileaks!



Die „Enthüllungs-“ und „Whistleblower“-Website Wikileaks ist derzeit ja eines der heißesten Themen in der Medienlandschaft und beschäftigt Journalisten, Blogger, Redakteure rund um den Globus. Erstmals Anfang des Jahres durch die Veröffentlichung eines Videos, das den Beschuss von Journalisten und unbewaffneten Zivilisten im Irak durch einen amerikanischen Helikopter dokumentierte, in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, gelang der endgültige „Durchbruch“ zum neuen Staatsfeind Nr. 1, nachdem man begonnen hatte, diverse Diplomatendepeschen online zu stellen. Einige Zeitschriften wie Der Spiegel durften schon vorab reinschauen und konzentrierten sich dann quotenwirksam auf die boulevardesken Elemente, die Wikileaks aufdeckte. Naja, das wisst Ihr ja sicher auch schon alles. Dass bei den oberflächlichen Berichten über die Wikileaks-Inhalte viel Brisantes (absichtlich?) unter den Tisch gekehrt wurde und man statt dessen von der Teflon-Kanzlerin Merkel erfuhr, darüber gab es in der letzten ARD-Sendung Monitor einen interessanten Beitrag, der auch die Frage nach Pressefreiheit und Zensur stellt – „Mehr als Klatsch und Tratsch – die wirklichen Enthüllungen von Wikileaks“:
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Apr
05
2010
3

Der gläserne Deutsche – wie wir Bürger ausgespäht werden

bildschirmfoto-2010-04-04-um-202155Fast ein Jahr ist es her, dass das ZDF die interessante Dokumentation „Der gläserne Deutsche – wie wir Bürger ausgespäht werden“ sendete. Daraus ist zweierlei zu folgern – ich bin ganz schön spät dran, diesen Film hier zu empfehlen :-), und vermutlich wird er bald aus der Mediathek des ZDF verschwinden ist inzwischen verschwunden. Zum Glück gibt es die Doku im Internet Archive auch als Download, entweder als WMV oder MPEG4.

Die Deutschen haben ein Recht darauf zu erfahren, “wer was wann und bei welcher Gelegenheit über sie weiß”, urteilte das Bundesverfassungsgericht 1983. Ist das immer noch so? Mehr als ein Vierteljahrhundert später beschäftigt sich das ZDF mit der Frage: Haben wir unsere Daten tatsächlich noch im Griff?

Verbraucherschützer, Datenschützer, Politiker – immer wieder wird gewarnt: Passt auf eure Daten auf! Doch dass immer mehr persönliche Daten kursieren, diese verkauft, verloren und missbraucht werden, ist längst nicht immer nur auf fahrlässigen Umgang zurückzuführen. (…)

(…) Wie sehr Staat und Privatwirtschaft bereits gegen den Datenschutz miteinander kooperieren, wenn es um die “innere Sicherheit” geht, zeigt sich an einem besonderen Fall von zwei Berliner Wissenschaftlern. Andrej Holm und Matthias B. gerieten unter Terrorverdacht und damit unter monatelange Dauerüberwachung – jede Bewegung wurde protokolliert, Telefongespräche abgehört, Treffen mit Freunden belauscht. Dabei fanden die Ermittlungsbehörden tatkräftige Helfer unter Mitarbeitern der Deutschen Bahn, eines Reiseveranstalters und einer großen Bank, die bereitwillig sehr persönliche Informationen preisgaben. Einer der beiden Überwachten, Matthias B., erzählt zum ersten Mal seine Geschichte. Er will nicht erkannt werden, damit er nicht im Internet als “Verdächtigter” gespeichert wird. “Das Internet vergisst nichts”, erklärt er uns, “jeder der nach mir googelt, sähe meinen Namen in Verbindung mit “Terrorismus” und “Tatverdacht”, das wird man dann nie wieder los.”

Die Mehrheit der Deutschen sammelt Payback-Punkte und surft im Internet. Sie fährt mit der Bahn, zahlt mit Kreditkarte und bestellt beim Versandhändler. Sie kommuniziert viel und gerne und freut sich, dass das digitale Zeitalter das Leben in vielerlei Hinsicht leichter macht. Wie leicht wir dabei aber auch den Überblick verlieren über den Verbleib unserer Daten ist Thema der Dokumentation – was passiert – “Wenn Bürger gläsern werden”.

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Mrz
05
2010
8

Google – Big Brother im Internet?

Die WDR-Sendung markt brachte am Montag einen interessanten Beitrag über unser aller angegriffene Privatsphäre im Internet, die vor allem Datenkraken wie Google bedrohen, aber auch viele Benutzer selbst, indem sie auf sozialen Netzwerken bereitwillig private Informationen freigeben. „Google – Big Brother im Internet?“ fragt der Bericht und zeigt Erschreckendes, das mir in dem Umfang auch noch nicht komplett bekannt war.

(…) Das Internet bietet einen fast unbegrenzten Zugriff auf Informationen. Wer sie nutzt, verrät aber zunehmend auch Informationen über sich selbst. Vor allem der Suchmaschinenanbieter Google, der mittlerweile neben der reinen Suchfunktion verschiedenste Dienste anbietet, hat das Sammeln von Informationen über seine Nutzer zur Perfektion entwickelt. Wer seine Privatsphäre schützen und sich vor digitalen Nachstellungen schützen will, muss das Internet mit Bedacht nutzen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Auch andere Onlinedienste und Suchmaschinenbetreiber speichern Daten. Google betreibt zwar die – soweit bekannt – größte Datensammlung, aber ganz sicher nicht die einzige. (…)

(…) Die Bilderkennung Googles – derzeit noch in der Pilotphase – funktioniert bislang nur mit Handys, in denen Googles Betriebssystem Android steckt. Der Nutzer fotografiert ein beliebiges Produkt und lädt es auf den Google-Server. Der erkennt es und liefert die entsprechenden Suchergebnisse. Wer etwa die Weinflasche fotografiert, die ein Gastgeber gerade serviert hat, kann so von Google erfahren, was diese Weinflasche kostet und wo sie gerade im Sonderangebot zu haben ist. Das klingt vergleichsweise harmlos. Doch diese Technik ist auch für die Gesichtserkennung fertig entwickelt. Wer die neueste Version von Googles Fotoverwaltungssoftware Picasa herunterlädt, kann die Gesichtserkennung schon testen. Sobald der Nutzer zu einem Gesicht einen Namen eingegeben hat, findet die Software jedes Foto, auf dem dieses Gesicht zu sehen ist. Diese Technologie lässt sich problemlos auch auf alle im Internet vorhandenen Fotos anwenden: Zu einer Person, deren Foto bei Google hochgeladen wurde, findet Google dann jedes andere im Internet vorhandene Foto, auf dem diese Person zu sehen ist – oder auch jede andere Information, die zu dieser Person im Internet zu finden ist. Dass dadurch Persönlichkeitsrechte verletzt werden können, ist auch Google aufgefallen. Deshalb wird dieser Dienst für Onlinebilder noch nicht angeboten. Doch auch wenn der führende Suchmaschinenbetreiber diese Technik dauerhaft in der Schublade hält, wird sie früher oder später sicher von einem anderen Anbieter genutzt werden. (…)

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Feb
28
2010
2

Stopp ACTA!

stopp_acta_midEs ist eine Weile her, dass ich an dieser Stelle mal ein paar Worte über die Piratenpartei verloren habe, aber eine neue Aktion erscheint mir sehr berichtenswert. Und zwar hat die Schweizer Piratenpartei eine Initiative ins Leben gerufen, in der es um ein in der Öffentlichkeit weitgehend unbekanntes Thema geht, das von den verantwortlichen Staatslenkern auch aus guten Gründen eher im Verborgenen, hinter den Kulissen, durchgezogen werden soll. „Stopp ACTA“ nennt sich die Aktion. Was ist ACTA?

Die Abkürzung «ACTA» steht für das geplante plurilaterale Handelsabkommen «Anti-Counterfeiting Trade Agreement». Die teilnehmenden Nationen bzw. Staatenbünde geben an, damit den Kampf gegen Produktpiraterie verbessern zu wollen. Das angeblich wachsende Problem der Fälschungen und der Piraterie soll mit dem Abkommen besser bekämpft werden können. Die geheimen Verhandlungen laufen seit 2008 und sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Die teilnehmenden Parteien sind die Schweiz, die USA, die EU, Kanada, Japan, Korea, Singapur, Australien, Neuseeland, Mexiko, Jordanien, Marokko und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Die österreichische Piratenpartei ergänzt in „ACTA: Befürchtungen der Piratenpartei bestätigen sich“ weitere Infos, um die Brisanz der Thematik zu verdeutlichen:

Vieles rund um ACTA muss seriöser Weise als Spekulation bezeichnet werden. Die geheimen Verhandlungen gestatten es den Verhandlungspartnern, ihre Kritiker als wahlweise als naiv, paranoid oder hysterisch darzustellen. Die EU-Kommission drückt sich in Form von knappen Mitteilungen aus, die jedoch den auftauchenden Puzzlesteinen widersprechen.

Nun wurde via Netzpolitik.org und Computerworld ein Teil des “digital chapter“ bekannt, welches sich mit der Rolle der Internet Service Provider und teilweise auch Digital Rights Management beschäftigt. Auch der EU-Datenschutzbeauftragte Peter Hustinx sah sich durch diese Informationen zu einer drastischen Stellungnahme gezwungen, was den offiziellen Charakter des Dokuments unterstreicht: siehe ORF Futurezone.

Eckpunkte sind die Verantwortung der ISP für die Tätigkeiten ihrer Benutzer. Service Provider werden ermuntert, den Verkehr auf mögliche Verstöße gegen das Urheberrecht zu überwachen. Die Strafen für die Internetprovider sollen sowohl im Straf- als auch im Zivilrecht verankert werden. Provider sollen bei einer Aufforderung wegen mutmaßlicher Urheberrechtsverletzungen durch einen Rechteinhaber sofort Maßnahmen einleiten. Dafür müssen die Staaten auf rechtlicher Ebene Eilverfahren etablieren. Die technischen Details der Maßnahmen wurden im Dokument offen gelassen, jedoch muss ein Provider auf jeden Fall den Zugang zum Internet sperren bzw. bei ihm gespeichertes Material entfernen. Den Benutzern wird die Möglichkeit eingeräumt, den Provider auf einen möglichen Fehler hinzuweisen. Wie sie das machen können und wie weit ihre Rechte dabei gehen, wird offen gelassen. (…)

Auf der stopp-acta-Site kann man eine E-Petition gegen diese am Bürger vorbei geschleusten Entscheidungen unterzeichnen.

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Feb
19
2010
2

Ein paar Lesetipps zum Wochenende: „Sie können nur billig“, „Facebook weiß alles über uns“ und „Wann stehen die Deutschen auf?“

Das Wochenende naht und wie könnte man es besser verbringen als mit der Lektüre einiger interessanter, aufschlussreicher Artikel? Eben. Deshalb empfehle ich hier wieder einige Texte, die mir im Laufe der letzten Tage besonders aufgefallen sind.

colorful_price_labelBeispielsweise hat Die Zeit den lesenswerten Bericht „Einzelhandel: Sie können nur billig“ veröffentlicht, in dem es – man ahnt es schon – natürlich zum einen um meine speziellen „Freunde“, die Discounter, geht. Zwar werden, wie so oft in den Medien, nur einige der Folgen, die die Billigmasche für die Gesellschaft hat, angesprochen und insbesondere auf die Ausbeutung der Mitarbeiter abgestellt, aber immerhin zeigt der Artikel auch, dass durch den permanenten, durch die Discounter ausgelösten Preiskampf inzwischen auch die anderen Einzelhandelsketten, also Rewe, Edeka etc., voll einsteigen und ebenfalls Preise und Kosten zu drücken beginnen. Ich habe an dieser Stelle ja schon des öfteren gepredigt, die großen Ketten (und allen voran die Discounter) zu meiden; der Artikel bestätigt mich da wieder mal.

(…) Alle wissen um die verheerende Wirkung – und tun es trotzdem immer wieder: Sie senken die Preise. Die mächtigen Chefs der großen Handelskonzerne können es nicht lassen, weil die Deutschen Schnäppchenjäger sind und selbst für gute Lebensmittel angeblich kein Geld übrig haben. Manche Waren werden geradezu verramscht. Doch auch das hat seinen Preis. Den zahlen häufig jene, die in den Läden hinter der Theke stehen, Regale einräumen oder an der Kasse sitzen. Wer im Handel beschäftigt ist, muss mit Lohndrückerei, Schikanen oder Schnüffeleien rechnen. (…)

(…) Ein Mitarbeiter wagte es zu Beginn des Jahres allerdings, vor Gericht zu ziehen. Er war als sogenannte Pauschalkraft bei Netto beschäftigt und fordert eine Lohnnachzahlung. Das Verfahren läuft noch. Textilhändler KiK hat einen solchen Prozess schon hinter sich. Ende März vergangenen Jahres wurde das Unternehmen wegen der Zahlung sittenwidriger Löhne verurteilt. (…)

In einigen weiteren Artikeln zu dieser Problematik legt Die Zeit noch nach, so mit „Billiger geht’s nicht“:

(…) Für die Händler bedeutet das empfindlich schrumpfende Geschäfte. Sie sparen deshalb, wo sie können. Zum einen nutzen die Großen unter den Händlern ihre Nachfragemacht, um Lieferanten zu pressen. So beklagt die Ernährungsindustrie einen Umsatzrückgang von vier Prozent. Das sei der stärkste Einbruch seit Bestehen der Bundesrepublik gewesen, so die Hersteller. Die Entwicklung hat nichts damit zu tun, dass die Verbraucher weniger essen und trinken. Mengenmäßig sind die Produktion und der Absatz von Lebensmitteln und Getränken nämlich konstant geblieben. Die Konsumenten zahlten einfach nur weniger für die Nahrungsmittel.

Gespart wird aber auch woanders. Selbst wenn man in vielen Läden inzwischen vergeblich nach Beratung sucht, zählt der Einzelhandel nach wie vor zu den personalintensiven Branchen. Was liegt da näher, als den Kostenfaktor Mensch zu reduzieren. Wie das geht, hat gerade die Drogeriemarktkette Schlecker vorgemacht: Verkäuferinnen entlassen und über eine Leiharbeitsfirma wieder einstellen. Zu viel geringerem Gehalt natürlich, Urlaubs- und Weihnachtsgeld werden bei der Gelegenheit gestrichen. Wer das nicht akzeptiert, dem droht Hartz IV. Zwar wird immer wieder behauptet, dass Schlecker ein Einzelfall sei. Seltsam ist nur, dass es keine hinreichenden Zahlen über den Einsatz von Leiharbeitern im Einzelhandel gibt. (…)

Und in „Gericht begrenzt Expansionsdrang der Discounter“ wird darüber berichtet, dass der Widerstand gegen diese Entwicklung auch von politischer und juristischer Seite zumindest sporadisch vorhanden ist:

(…) In Köln befindet sich rund 500 Meter vom anvisierten Standort entfernt eine Ansammlung von Geschäften und Dienstleistern, die bisher die Versorgung der Anwohner sicherten. Die Stadt befürchtete den Niedergang des gesamten Nahversorgungsbereiches, wenn der Discounter mit knapp 700 Quadratmeter Fläche dazukäme. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte diese Auffassung. (…)

Apropos Überwachung – die neuen Internetdienste wie Facebook erweisen sich ja als grandiose Datensammler. Nicht nur das, was die User bereitwillig in Massen von sich preisgeben, kursiert durchs Netz, nein, Facebook weiß noch viel mehr von unsereins, selbst wenn man gar keinen Facebook-Account hat. Die FAZ schreibt in „Soziale Netzwerke: Facebook weiß alles über uns“:

Wer Facebook nutzt, schenkt dem Unternehmen hinter dem sozialen Netzwerk viele private Informationen über sich. Und wer es nicht nutzt, behält seine Informationen für sich – könnte man meinen. Dass die Realität inzwischen anders aussieht, belegen immer mehr Erfahrungsberichte von Nichtmitgliedern, die sich von Facebook seltsam durchleuchtet fühlen. (…)

(…) Hendrik Speck, Professor für Digitale Medien an der FH Kaiserslautern, findet das sehr problematisch, aber ganz und gar nicht überraschend. „Facebook hat sich darauf spezialisiert, solche Verknüpfungen auszuwerten“, sagt er. Dabei mache es sich die Naivität und Faulheit derjenigen zunutze, die nur die Vorteile allumfassender Synchronisierung sähen. Gerade die „weichen Faktoren“, über die sich die Menschen definierten – wie Vorlieben und Kontakte –, seien für Facebook bares Geld wert und würden mit Hilfe von Algorithmen eingesammelt, „egal, ob der Betroffene seine Einwilligung gibt oder nicht“. Daraus macht Facebook-Gründer Mark Zuckerberg kein Geheimnis: Erst im Januar sagte er in einem Interview, Privatsphäre sei nicht mehr zeitgemäß. Mit deutschen Datenschutzgesetzen kann man dem kaum beikommen – für das amerikanische Unternehmen Facebook gelten sie nicht. (…)

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© asifthebes, stock.xchng

Der wohl wichtigste und tiefgreifendste Artikel wird diese Woche von Egon W. Kreutzer in seinem neuesten Paukenschlag geliefert – er analysiert die derzeitige Situation der Gesellschaft in Deutschland und stellt die Frage „Zwischen Schmerzgrenze und Hemmschwelle: Wann stehen die Deutschen auf?“. Kreutzer entwirft – basierend auf Naomi Kleins Schock-Strategien, drei mögliche Szenarien für die zukünftige Entwicklung im Land, die allesamt nicht übermäßig rosig, zum Teil auch sehr gefährlich klingen. Unbedingt lesen, auch die dazugehörige Diskussion!

(…) Die organisatorische Basis, die eine Revolte braucht, um wirkungsvoll und erfolgreich agieren zu können, ist also bundesweit nicht vorhanden.

Doch ist anzunehmen, dass sie bereits im Entstehen ist.

Wir werden, so meine Prognose, mit der Zunahme des Drucks im Kessel eine Entwicklung erleben, die auch in Deutschland nach dem Vorbildern in Nordirland, im Baskenland, in Kurdistan und Palästina, ein Zwitterwesen – halb offizielle Partei, halb Kampftruppe im Untergrund – hervorbringt, das sich – anders als die “Alten Kameraden”, ohne Rassismus, ohne Führerkult, ohne jede Anlehnung an das Dritte Reich, offen – und in verdeckten Aktionen – für die Wahrnehmung nationaler Interessen gegen die Übermacht der Global Player und für den Wiederaufbau des Sozialstaats einsetzen wird.

Massive Unterstützung aus der breiten Masse der Bevölkerung wird es dann geben, wenn die Kaufkraft der Hartz-IV-Empfänger nicht mehr ausreicht, um das Körpergewicht zu halten – und sich – neben den rund 10 Millionen Menschen, die heute schon zum Prekariat gezählt werden müssen, weitere 10 bis 15 Millionen in wirtschaftlichen Verhältnissen wiederfinden, die trotz fleißiger Arbeit kein menschenwürdiges Leben mehr ermöglichen.

Wenn die Bundesregierung dabei bleibt, die vollkommen unsinnige, neu ins Grundgesetz geschriebene Schuldenbremse und die EU-Vorgaben zur Neuverschuldung einzuhalten, ohne gleichzeitig die Steuern auf Kapitaleinkünfte und Vermögen und den Spitzensatz der Einkommensteuer massiv zu erhöhen, wofür es derzeit keinerlei Anzeichen gibt, wird dieser Zustand 2012 zwangsläufig erreicht und 2013 zu gewalttätigen Auseinandersetzung in ganz Deutschland führen.

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Feb
16
2010
3

IKEA – Lebst du noch oder brennst du schon?

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© jkleske, stock.xchng

Heute will ich mich gleich wieder dem Thema Konzernkritik widmen. Grundsätzlich gibt es ja bei der Beschäftigung mit den dunklen Seiten großer Unternehmen zwei Komponenten: zum einen eine grundsätzliche, die darin bergündet liegt, dass Firmen in diesem System nur groß und einflussreich werden können, wenn sie die Spielregeln der Globalisierung ausnutzen, Einkommensunterschiede ausnutzen, Arbeitnehmer gegeneinander ausspielen, Kosten drücken, Lieferanten unter Druck setzen, Konkurrenten vom Markt verdrängen, um ihre eigene Marktmacht auszubauen und somit einen weltweit genormten, uniformen Konsumgeschmack durchzusetzen. Diesen Teil, den grundsätzlichen, erwähne ich in meinem Blog natürlich auch immer wieder, allerdings nicht explizit bei jedem einzelnen Unternehmen, um das es hier geht, weil besagte Spielregeln eben letztlich quasi für alle Großfirmen gelten (vielleicht mag es auch Ausnahmen geben, das vermag ich nicht zu beurteilen, bezweifle es aber). Jeder, der größeren wie kleineren Konzernen sein Geld überlässt, unterstützt diese Sachen sowieso, das ist der Lauf des Kapitalismus (schon allein deswegen ist es ein Gebot der Stunde, möglichst wenig zu konsumieren). Die zweite Komponente der Konzernkritik geht dann eher auf die spezifischen Verfehlungen und Schwächen der Firmenpolitik ein – denn nicht jedes Unternehmen setzt seine Ellenbogen gleich schamlos ein und nicht jedes richet gleich viel Schaden an.

Langer Rede, kurzer Sinn – auch zu IKEA, dem landauf, landab so beliebten Möbelhaus, gibt es das eine oder andere kritische zu vermerken. Als Unternehmen dieser Größe, das oft preiswerte Waren in den Markt drückt, hat IKEA natürlich eine Mitverantwortung für die Ressorcenvergeudung, die unsere Ex-und-hopp-Gesellschaft „auszeichnet“. Möbel. die einen Umzug nicht überleben, sondern nach kurzer Zeit neu gekauft werden müssen, sind sicherlich kein Beitrag zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Aber auch gerade in ihrer zuweiligen billigen Aktionsware stecken Ausbeutung und Umweltzerstörung, das sollte jedem bewusst sein, der sich einmal kurz darüber Gedanken macht, wieso wohl ein Teppich für wenige Euro angeboten werden kann. Hier unterscheiden sich die grundlegenden Mechanismen letztlich nicht von denen der Discounter. Das Greenpeace Magazin schreibt nun aktuell in „Palmöl – wann geht IKEA ein Licht auf?“ über die allseits so beliebten, spottbilligen Teelichter und auch über das Herumeiern des Unternehmens, wenn es um ökologisch verträglicheren Holzanbau geht:

Das Einrichtungshaus Ikea hatte ambitionierte Ziele in Sachen ökologisch nachhaltiger Holzproduktion. Bis Ende 2009 sollten 30 Prozent des verwendeten Holzes bei Ikea aus ökologischer Forstwirtschaft mit dem FSC-Siegel stammen. Dieses Ziel wurde weit verfehlt. Nun wurde bekannt, dass ein Großteil der Kerzen und Teelichter des Möbelriesen aus Palmöl hergestellt wird, für das riesige Urwaldflächen gerodet werden. (…)

(…) Und selbst diejenigen Holzprodukte des Konzerns, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen, tragen kein Siegel. Schon vor zwei Jahren gab Ikea zu: „Ein FSC-Logo oder auch andere Label gibt es an keinem Ikea-Produkt“. Dies bestätigen auch die letzten Holzrecherchen von Greenpeace. Dem Ikea-Kunden wird es so unmöglich gemacht, sich bewusst für oder gegen ökologische Holzprodukte  zu entscheiden. (…)

Wer gegen diesen Unsinn, Urwald für billige Teelichter (die in der Regel ja kaum zur Hälfte ausbrennen und dann weggeschmissen werden) protestieren will, der kann über die Website des Rettet den Regenwald e.V. eine vorbereitete Protestmail an das Unternehmen schicken. Und natürlich am besten den Kram nicht mehr kaufen.

ikea1(…) Mit seiner Marktposition hat IKEA die Möglichkeit, ein wichtiges Zeichen gegen die Verwendung von Palmöl zu setzen. Es gibt keinen Grund, am Palmöl festzuhalten. Doch bislang scheint in dem Unternehmen kein tieferes Problembewusstsein zu existieren. Dem Wissen, welche Folgen die Verwendung von Palmöl für die Anbaugebiete hat, lässt IKEA bislang keine Taten folgen.

Fordern Sie IKEA mit Ihrer Unterschrift auf, Kerzen aus Palmöl aus dem Angebot zu nehmen. Rettet den Regenwald übergibt das Schreiben mit allen Unterzeichnern am Ende der Aktion an IKEA Deutschland.

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Jan
30
2010
5

Ihr Platz (im Überwachungswahn)

Tja, das wusste ich noch gar nicht – auch die Drogeriekette Ihr Platz gehört zum Schlecker-Konzern. Und offenbar werden da die Sitten des Discount-Widerlings mitsamt seinen endlosen Skandalen nahtlos weitergeführt, wie diese Woche durch die Nachrichtenkanäle flimmerte, z.B. „Schlecker-Tochter überwchte Mitarbeiter – Datenschützer ermitteln gegen Drogeriekette “Ihr Platz”“ (0815-Info):

Nach den schweren Vorwürfen zu Lohndumping, unwürdigen Arbeitsbedingungen und Mitarbeiter-Ausbeutung sieht sich die Schlecker-Tochter “Ihr Platz” nun mit Ermittlungen der Datenschützer konfrontiert. Wie NDR Info berichtet, werden Kunden und Mitarbeiter bei der Drogeriekette mit Videokameras überwacht. (…)

Also wieder ein Laden, den es zu meiden gilt.

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