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Fernsehtipp: Die Bayer-Story

Heute Abend, leider erst zu nachtschlafender Stunde um 23:35 Uhr, zeigt die ARD die sehr interessante Dokumentation „Die Bayer-Story“, in der sie auch auf die vielen dunklen Seiten des Chemie- und Pharmakonzerns eingeht. Ich finde es ja generell begrüßenswert, wenn sich das Fernsehen der wichtigen Aufgabe annimmt, Konzerne und ihr Treiben genauer unter die Lupe zu nehmen.

(…) Die schöne neue Welt der Chemie machte die großen Sündenfälle in der Unternehmensgeschichte, die Bereitstellung von Giftgasen im Ersten Weltkrieg und die einträgliche Kollaboration der Bayer-Werke als Teil der IG Farben AG mit den Nazis, für die meisten Menschen schnell vergessen.

Auch dem permanenten Kreuzfeuer der Kritik, in das Bayer durch die Umweltbewegung in den Siebzigern geriet, konnte Bayer – teils mit tatsächlichen Kurskorrekturen, teils über den Weg juristischer Auseinandersetzungen, standhalten.

Fürs Bienensterben verantwortlich?

“Bayer geht für Profit über Leichen”, das behaupten seine Kritiker allerdings bis heute. Und machen Pestizide aus dem Hause Bayer für das Bienensterben verantwortlich. Oder verweisen auf die Antibabybillen “Yaz” und “Yasmin”, die mit lebensgefährlichen Nebenwirkungen in Verbindung gebracht werden und den Konzern Vergleichszahlungen in Milliardenhöhe kosten.

“Die Kunst ist, das Negative zu kontrollieren und das Positive wirklich nach vorne zu bringen”, sagt Dr. Marjin Dekkers, der neue Bayer-Chef. Er ist der erste Vorstandsvorsitzende ohne Leverkusener Stallgeruch, kein Kind der alten “Bayer-Familie”, sondern ein niederländischer Manager amerikanischer Prägung.

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Krabbenpulen für Abgebrühte

Okay, als Norddeutscher ist man eigentlich verpflichtet, Fischgerichte zu lieben. Aber, ehrlich gesagt, ich war noch nie ein Freund dieser Genüsse, und noch weniger von dem, was man euphemistisch als „Meeresfrüchte“ bezeichnet (als wenn es sich dabei nicht um Tiere handelte). Von daher fällt es mir auch nicht weiter schwer, meinen Krabbenkonsum konstant (bei Null) zu halten, selbst nach dem Anschauen der Dokumentation „Vorsicht Krabbe! Das große Geschäft mit dem kleinen Tier“ in der Reihe ZDFzoom. Besonders furchtbar finde ich die Szenen, in denen der sog. „Beifang“, also kleinere Fische und andere Lebewesen, in den Netzen verenden und anschließend wieder ins Meer gekippt werden. Schwer zu ertragen ist aber auch der Rest dessen, was dem Zuschauer da gezeigt wird – die Illusion, dass Krabben eine natürliche Leckerei seien, wird spätestens beim Anblick der Chemiemengen, die zum Konservieren hineingekippt werden, zerstört. Aber der Kunde will ja unbedingt möglichst billige Krabben, und das jederzeit und überall im Supermarkt. Die Folgen dürfen, wie üblich, Flora, Fauna und kommende Generationen ausbaden…

Sie ist so etwas wie ein kulinarisches Wahrzeichen für Norddeutschland, die Nordseekrabbe: eine leckere Delikatesse, verbunden mit viel Tradition. Früher ein rein regionales Produkt, findet man die Nordseekrabbe heute in jedem Discounter zu günstigen Preisen. Das macht neugierig. “ZDFzoom” blickt hinter die Kulissen und will wissen: Wie kann es sein, dass das leicht verderbliche Nahrungsmittel heute europaweit so günstig vertrieben wird?

Michael Höft beginnt seine Recherchen im Herzen der Krabbenindustrie: in Büsum. Von hier aus stechen die Kutter täglich in See, um die beliebte Nordseekrabbe zu fischen. Ihr Fanggebiet ist auch das Wattenmeer. Obwohl der Nationalpark Wattenmeer die höchste Schutzstufe genießt, die Deutschland vergeben kann, dürfen die Krabbenfischer auch dort ihrer Arbeit nachgehen. Aber ist das Fischen mit schwerem Geschirr tatsächlich vereinbar mit dem Umweltgedanken?

In Marokko gepult

Und noch etwas trübt das Bild. Schon lange werden die Nordseekrabben nicht mehr in Deutschland gepult, sondern vor allem im Billiglohnland Marokko. Mehrere Tage braucht ein LKW für die knapp 3000 Kilometer von Deutschland bis Marokko. In den afrikanischen Fabriken pulen Tausende Frauen bei Temperaturen um die neun Grad das Tier aus der Nordsee. Der Lohn für diese Knochenarbeit entspricht häufig nicht einmal dem in Marokko gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn. Und: Um die lange Reise von Europa nach Afrika und zurück gut zu überstehen, werden die Krabben ordentlich in Konservierungsmittel eingelegt. Natürlich gibt es dafür gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte, doch wie viel Konservierungsmittel nehmen wir zu uns, wenn wir Krabben essen, und wie gesundheitsschädlich sind sie eigentlich?

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Süße Geschäfte

Ich frage mich ja seit jeher, wie man wohl mental gestrickt sein muss, um erfolgreich in der Werbebranche arbeiten zu können. Als Reklame- oder Marketingmensch muss man schließlich seine ethisch-moralischen Maßstäbe an der Firmentür abgeben und die fatalen Auswirkungen seines Tuns verdrängen, sonst könnte man es kaum aushalten, seinen Lebensunterhalt mit dem Verführen und Belügen von Menschen zu bestreiten. Besonders perfide wird es ja im Bereich des Marketings, das sich an Kinder richtet (siehe auch den letzten Beitrag über den Goldenen Windbeutel) – hier stellt die „Lebens“mittelindustrie reihenweise Produkte her, die schädlich für die Gesundheit ihrer kleinen Kunden sind, d.h., deren Konsum keinen positiven Effekt hat, außer den, die eigenen Kassen zu füllen. Und tatsächlich finden sich genug Typen, die ihre Tage damit verbringen, sich Strategien auszudenken, die Vermarktungsstrategie noch lückenloser zu machen, um noch mehr von dem giftigen Zeugs abzusetzen. Im Grunde handeln Lebensmittelkonzerne nicht anders als Leute, die Kindern auf dem Schulhof Drogen verticken – sie versuchen mit aller Macht, sie abhängig von Sachen zu machen (wie Zucker, künstlichen Aromen etc.), die ihnen schaden. Die Zeit brachte neulich einen höchst lesenswerten, umfassenden Artikel zu der Problematik – „Kindermarketing: Süße Geschäfte“. Lesetipp!

Zuckrig, fettig, salzig – und unwiderstehlich. Kinder sind zu jung, um die Mechanismen der Werbung zu durchschauen. Die Lebensmittelhersteller nutzen das auf immer raffiniertere Weise aus.

(…) Es ist erstaunlich: Der deutsche Staat schreibt den Kindern heute vor, dass sie Helme tragen, wenn sie sich auf ein Fahrrad setzen. Er bestimmt über die Türbreite in Kindergärten, damit auch alle Jungen und Mädchen hindurchpassen, wenn es brennt. Er kontrolliert, ob Eltern ihre Kinder regelmäßig vom Arzt untersuchen lassen. Er beschützt die Kinder vor allen erdenklichen Gefahren. Wenn es aber um Werbung geht, ist alles erlaubt.

(…) Der vielleicht noch größere Schaden aber entsteht in den Köpfen der Kinder. Die Unternehmen fordern sie nicht mehr nur auf, Schokoriegel zu essen – sie reden ihnen jetzt ein, sie seien Teil einer großen Schokoriegel-Erzählung. (…)

Essen ist kein Essen mehr, sondern Markenbotschafter. Geschichten sind keine Geschichten mehr, sondern Werbung. Die für Kinder wichtigsten Rituale – Essen und Geschichtenerzählen – werden kommerzialisiert. Die Unternehmen dringen nicht nur in die Familie und den Sportverein vor, sie versuchen auch, die Gedanken- und Gefühlswelt der Kinder zu besetzen. (…)

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Abercombie & Fitch – Der schöne Schein

Natürlich ist es spätestens seit den 1990er Jahren, als bekannt wurde, dass Nike seine Klamotten in asiatischen Sweatshops nähen lässt, kein Geheimnis mehr, dass gerade in der Modebranche Image und Realität weit auseinanderklaffen. Um so mehr Geld wird von den Konzernen in Marketing und Reklame gesteckt, damit der Kunde eingelullt und in dem Glauben belassen wird, mit dem Kauf eines der überteuerten Markenprodukte würde er genauso „cool“ sein wie die Stars in der Werbung. Abercombie & Fitch ist so ein Hersteller, der es sich viel Geld kosten lässt, seine Marke zu inszenieren, wo immer ein neues Geschäft von ihm aufmacht – und die Kunden lassen sich gerne verführen und kommen nicht auf den Gedanken, mal zu hinterfragen, welche Art von Produkten sie eigentlich kaufen. In der ARD-Sendung Plusminus gab es nun einmal einen Bericht, der – für Leser meines Blogs natürlich nicht überraschend – zeigt, unter welchen erbärmlichen Umständen diese Trendmarke herstellen lässt und wie ungesund manche der Kleidungsstücke sind. „Abercombie & Fitch – Krebserzeugende Substanz in Damenoberteil

Dank ihrer sexy Models ist es die vielleicht angesagteste Modemarke: “Abercrombie & Fitch”. Doch das teure Kultlabel lässt in schäbigen Fabriken produzieren. Und verkauft Kleidung mit einem gefährlichen Schadstoff.

Im Auftrag von Plusminus hat der TÜV Rheinland eine Auswahl von Kleidungsstücken aus dem Münchner Abercrombie-Geschäft untersucht. Das Ergebnis: In einem dunkelblauen Damenoberteil – “Made in India” – findet er den krebserzeugenden Stoff Benzidin. Mit mehr als 100 Milligramm pro Kilogramm ist der gesetzliche Grenzwert mehr als dreifach überschritten. Benzidin kann beim Tragen der Kleidung über die Haut aufgenommen werden.

“Für den Hersteller, für den Händler heißt das, das ist nicht verkehrsfähig, das kann nicht verkauft werden”, sagt Prof. Martin Göttlicher, Toxikologe vom Münchner Helmholtz Zentrum.

Hype in Deutschland

An den Wochenenden bilden sich regelmäßig Schlangen vor den drei deutschen Filialen von “Abercrombie & Fitch” in Hamburg, Düsseldorf und München. Die meist jungen Fans stehen an, um die nicht gerade billige Kleidung zu kaufen. Und natürlich, um die ausgefallenen Shops zu bestaunen. In der Tür stehen halbnackte, durchtrainierte Models, mit denen man sich fotografieren lassen kann. Im Inneren läuft laute Clubmusik. Es ist dunkel und überall riecht es nach dem hauseigenen Parfum. Die Wände sind mit homoerotischen Motiven verziert. Doch hinter der PR-Inszenierung findet PLUSMINUS dieselben Methoden wie bei billigeren Modeketten.

Fragwürdige Arbeitsbedingungen in Indien

PLUSMINUS-Reporter gelangen in Indien – als Stoff-Einkäufer getarnt – in eine Textilfärberei, die nach eigenen Angaben auch für Abercrombie produziert. Der Manager zeigt seine Fabrik. Obwohl dort mit Chemikalien gearbeitet wird, trägt kaum ein Arbeiter Handschuhe. Ein Mann mischt Farben für den Textildruck und testet den Farbton mit bloßem Finger. Reizende Farbstoffpulver werden offen in Kartons gelagert. Außerdem ist es in der Fabrik brütend heiß und viele Ecken sind mit Tierdreck verschmutzt.

“Im Sommer hat es hier drin mehr als 45 Grad. Ich würde es höchstens eine halbe Stunde aushalten”, sagt der Manager der indischen Textil-Färberei.

Nach Schichtende berichten Arbeiter anonym, dass sie jede Woche 72 Stunden arbeiten müssen – ihr Lohn dafür aber nur 10.000 Rupien beträgt. Das sind umgerechnet etwa 145 Euro. Selbst für indische Verhältnisse ein Hungerlohn. Außerdem dürfen die Arbeiter keine Gewerkschaft bilden – und auf korrekten Arbeitsschutz wird nur geachtet, wenn sich Kunden zum Fabrikbesuch ankündigen. “Dann wird alles schön gemacht”, sagt ein Arbeiter.

Eigene Regeln nicht kontrolliert

Das alles dürfte gar nicht passieren, denn Abercrombie hat einen “Code of Conduct” – also Regeln, an die sich die Lieferanten des Labels halten sollen. Darin steht, dass die maximale Arbeitszeit in Fabriken 60 Stunden betragen darf, dass es den Beschäftigten erlaubt sein muss, sich zu organisieren, und dass diese Anspruch auf ein sicheres, sauberes und gesundes Arbeitsumfeld haben. In Indien scheint das Unternehmen seine eigenen Regeln nicht genau zu überwachen.

Der Saurandlimon-Blog hat sich auch mit der Firma beschäftigt – „Ausbeutung & Fitch“.

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Störsender.TV #2 – Wasser marsch!

Ja, es tut mir leid, ich bin gerade etwas im Stress, deshalb präsentiere ich Euch heute wieder nur kurz und schmerzlos die neue Folge von Störsender.tv, in der es diesmal um das Thema Wasser und die Privatisierungsabsichten der Konzerne geht:

In dieser Folge geht es um unser Wasser. “Unser” bedeutet, dass es uns allen gehört und NICHT privatisiert werden darf, auch wenn “Famous Mary from Bavary” das ein wenig anders sieht.

Dieter Hildebrandt wundert sich über die Verwunderung über das Schwarzgeldkarrussell, und Ecco Meineke erklärt als Veolia-Manager einem Tramper (Michi Marchner) die Schöne Neue Wasserwelt, die einige findige Geschäftsleute samt willfähriger und/oder dummer Politiker uns aufzwängen möchten.
Die Regisseurin von “Water Makes Money” gibt ein Interview zum Thema, und zu Gast im Isar-Studio Muffat 1 ist Tom Aslan, Videoblogger und Mitbegründer der NGO “Global Change Now”.

Dieter Hanitzsch hat die ganze Geschichte statt mit 1000 Worten in einer wunderbaren Karikatur ausgedrückt.

 

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Fernsehtipps: Die Tricks der Pharmaindustrie und Zeitbombe Zucker

Ja Mist, da habe ich doch etwas zu lange mit dem Posting gewartet – gestern Abend brachte das NDR-Fernsehen nämlich zwei potentiell interessante kritische Beiträge. Der eine, Die Tricks der Pharmaindustrie, beleuchtete das Treiben rund um unsere Gesundheit:

In dieser Folge der NDR Fernsehreihe “Die Tricks der Pharmaindustrie” steht die große Branche der Pharmaindustrie im Mittelpunkt. Viele Menschen kaufen auf Empfehlung von Arzt oder Apotheker Schmerzmittel, Hustensaft oder Vitaminpillen und geben dafür viel Geld aus. Doch der Nutzen zahlreicher freiverkäuflicher Medikamente ist zweifelhaft. In deutschen Haushalten stapeln sich millionenfach Arzneimittel, die oft gar nichts für die Gesundheit bringen. In falscher Kombination mit anderen Medikamenten können sie sogar lebensgefährlich sein.

Die Pharmabranche arbeitet mit allen Tricks. Durch Anzeigen und Werbefilme weckt sie bei Verbrauchern Hoffnung und verspricht Heilung durch Medikamente, die in Wirklichkeit nicht helfen. Jo Hiller, Moderator vom NDR Verbrauchermagazin Markt, will mit dem Medikamenten-Wahnsinn aufräumen. Gemeinsam mit dem Redaktionsteam macht er den Preischeck von Medikamenten, testet die Beratung in Apotheken und klärt auf, welche Präparate helfen und welche überflüssig sind.

Die Sendung wird am Mittwoch um 6:30 Uhr wiederholt – und ist auch in der Mediathek zu sehen.

Noch spannender ist sicherlich 45 Min – Zeitbombe Zucker. Denn Zucker nimmt jeder Deutsche täglich in großen Mengen zu sich, zum Teil gar nicht bewusst, da er Bestandteil vieler anderer Lebensmittel ist:

Der Zuckerkonsum in Deutschland steigt ständig: Inzwischen verbraucht der Deutsche pro Kopf und Jahr mehr als 34 Kilogramm Zucker. Aber welche Folgen hat das? Macht Zucker süchtig oder gar krank, wie es inzwischen viele Wissenschaftler annehmen?

45 Min will wissen: Wie gefährlich ist Zucker? Die Dokumentation folgt einer norddeutschen Familie im Alltag und beobachtet deren Ess- und Einkaufsgewohnheiten. Dabei zeigt sich, dass Zucker in fast allen Produkten zu finden ist, offen, aber vor allem versteckt. Mediziner, Ernährungs- und Suchtexperten liefern den neuesten Stand der Forschung. Und Politiker werden mit der Frage konfrontiert, warum vor den Folgen des übermäßigen Zuckerkonsums nicht gewarnt wird.

Auch diese Doku steht in der Mediathek – HIER.

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In aller Munde: Pferdefleisch

© Julia Rams, Spiegel Online „Spam“

Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, zu dem sogenannten „Pferdefleischskandal“ nichts zu schreiben, weil ich es irgendwie albern finde, wie sehr sich nun überall, vor allem in den einschlägigen Medien, darüber aufgeregt, dass „arme Pferde“ statt „richtigem Fleisch“ in Billigfertigkost verwurstet wird. Oder dass die Lebensmittelindustrie tatsächlich die Verbraucher betrügt. Hallo?! Haben die Leute die letzten Jahrzehnte irgendwo auf dem Mond verbracht? Seit Jahr und Tag versuchen die Konzerne, ihren Profit auf Kosten auch der Verbraucher zu maximieren, und da man in Deutschland ja für seine Nahrung am liebsten ganz ganz wenig ausgeben will (um das Geld lieber in neue Handys oder anderen Zinnober zu stecken), kann es eh nie billig genug sein. Qualität ist egal, Hauptsache, es ist irgendwie noch essbar, notfalls mit viel Gewürzen und Soßen. Klar, dass die üblichen Verdächtigen wie Nestlé auch mit von der Partie sind, wenn es ums Täuschen der Kunden geht, schließlich tricksen sie ja auch sonst gerne mal mit den Verpackungen und Inhaltsstoffen ihrer Produkte.

Naja, ein paar interessante Artikel sind mir zu der Thematik positiv aufgefallen, und diese will ich Euch heute kurz vorstellen. Da wäre zum einen „Die absolute Lächerlichkeit des ‚Pferdefleischskandals‘“ von Kathrin Hartmann:

Menschen, die regelmäßig das Fleisch von Kühen, Schweinen, Schafen, Ziegen, Hasen, Rehen, Hirschen, Elchen und ihren Babys essen, von Puten, Hühnern, Enten, Straußen, Fischen, Krebsen, Octopussen und Muscheln, regen sich darüber auf, dass sie Fleisch vom Pferd gegessen haben.

Deutsche, die im Schnitt jedes Jahr 89 Kilo Fleisch und im Lauf ihres Lebens 661 so genannter Nutztiere verspeisen und deshalb vollkommen einverstanden damit sind, dass in Deutschland jedes Jahr 700 Millionen Tiere (u.a. 3,6 Millionen Rinder, 60 Millionen Schweine, 450 Millionen Hühner) umgebracht werden, halten es für einen “Skandal”, dass auf dem Leichenberg auch 12 000 geschlachtete Pferde zu finden sind.

Menschen, die kein Problem damit haben, sich mit der Haut von toten Rindern, Pferden und Schweinen zu bekleiden, die das Fell brutal getöteter Hasen, Nerze, Füchse, Waschbären, Marderhunde, Nutria, Chinchillas, Hunde und Katzen als Pelzmütze auf dem Kopf und Pelzkragen um den Hals tragen, halten es für ein Tabu, Pferde zu essen. (…)

Auch Feynsinn schrieb etwas zur Fleischproblematik und hat mit seinem Artikel „Fast Vegetarier“ eine wahre Kommentarflut in seinem Blog ausgelöst – wie immer, wenn man das Thema Fleisch auf den Tisch bringt und Fleischesser mit den Konsequenzen und Implikationen ihres Tuns konfrontiert, schwappen die Wogen der Empörung hoch:

Ein Wort zu Vegetariern und dem, was sie tun respektive nicht tun. Sie essen kein Fleisch. Ihre Argumente dafür sind so stichhaltig, unwiderlegbar, richtig und überzeugend, dass man sie gar nicht wiederholen muss. Ich sage das ohne jede Ironie. Die Gegenargumente sind peinlich und windschief, falsch sowieso und eben das, was geliefert wird, wenn die kognitiven Dissonanzen versuchen, eine Golden Gate Bridge zu konstruieren, um ihre Eseleien darüber in die Gemütlichkeit des rustikalen Steak Houses zu führen. Ich erlaube mir an dieser Stelle eine gewisse Häme, was nicht klug ist, aber Spaß macht – so wie Fleisch essen eben. Ich kenne das nur zu gut – von mir selbst.

Man kann das alles zum Ersten entspannter haben, indem man mal aufs Argumentieren verzichtet. Da ist nichts zu rechtfertigen, außer mit der schlichten Gewohnheit, antrainiertem Verhalten, Konditionierung. Es gab immer Fleisch bei uns, das war das Hauptgericht am Hauptgericht, wir konnten uns das leisten. Für die Generation unserer Eltern etwas, das ihnen Reichtum bedeutete, für uns einfach lecker und selbstverständlich. Wer jeden Tag dasselbe genießt, will darauf nicht verzichten, kann es gar nicht und lässt sich äußerst ungern sagen, er sei deshalb verkommen. Schlimmer noch: Allein der Hinweis darauf, dass das irgendwie nicht selbstverständlich ist, treibt ihm das Adrenalin ins Blut. Kenne ich. Das ist völlig in Ordnung. (…)

(…) Seitdem ich also die Angst abgelegt habe, in die Hölle zu kommen, wenn ich Fleisch esse, wird das paradoxerweise immer weniger. Es ist auch kaum mehr Industriefleisch dabei, das ich für mich allein überhaupt nicht mehr kaufe. Vegetarische Küche kann saulecker sein, man kennt nur zu wenig davon, wenn es immer Schnitzel gibt. Auch das geht übrigens: Wenn man mit Menschen zusammen lebt, die andere Entscheidungen treffen, muss man sie gar nicht bevormunden oder in Diskussionen verwickeln. Wenn ein Kumpel das Grillfleisch aus der Kühltheke haben will, kann ich ihm das mitbringen. Was er mit der Erfahrung macht, dass ich mir dann etwas anderes brutzele, ist seine Sache. Vielleicht wird er sich sogar genau die Fragen stellen, die er von mir nicht hören möchte.

Der Duckhome-Blog kommt in gewohnt pointierter und nicht ganz unpolemischer Weise zu „Erkenntnis durch Pferdefleisch“:

(…) Doch zweifellos hat die Affäre auch was Gutes. Denn endlich wird mal wieder thematisiert, wie die Lebensmittelmafia agiert. Rohstoffe und Halbfertigprodukte werden von der EU subventioniert durch halb Europa hin und her gekarrt. Kein Mensch kann mehr nachvollziehen, woher die Bestandteile eines Fertiggerichts stammen und wie und wo sie verarbeitet wurden. Damit das so bleibt, hat die Lobby alle Versuche unterbunden, auch nur ein ganz klein bisschen Transparenz bei der Lebensmittelkennzeichnung vorzuschreiben.

(…) Dank der aktuellen Aufregung um das Pferdefleisch kann sich künftig jedenfalls niemand mehr damit rausreden, er habe das alles nicht gewusst. Das Problem scheint mir eher zu sein, dass die meisten Menschen gar nicht wissen wollen, was es mit ihren Lebensmitteln auf sich hat, besonders wenn es um Fleisch geht. (…)

Duckhome legt übrigens heute in „Pferdefleisch und Kapitalismus“ noch einmal nach:

(…) Man kann eine anständige menschliche Ernährung nicht mit den Werkzeugen des Großkapitals sicher stellen.

Grundlage allen Übels ist die Gießkannensubventionitis die vor allen Dingen Größe belohnt und nur die industrielle Landwirtschaft wirkiich fördert. Ein erster Schritt wäre alle Betriebe die größer als 60 ha sind grundsätzlich von allen Subventionen auszuschließen, wenn sie nur eine einseitige Wirtschaft betreiben. Wer Pflanzen- und Tierzucht betreibt, könnte bis zu 120 ha gefördert werden und für Teichwirtschaft oder Forst kämen jeweils weitere 60 ha Förderfläche hinzu. Für gesetzlich vorgeschriebene Ersatzflächen gäbe es überhaupt gar keine Subvention.

Damit würden europaweit Mittel in Milliardenhöhe frei. Ein Teil dieses Geldes könnte für eine einmalige Einrichtungssubvention von kleinen bis mittelständischen Schlachthäusern (max. 50 Mitarbeiter) ausgegeben werden, die aber nicht in industrielle Strukturen eingebunden sind. Wenn man gleichzeitig Schlachtviehtransporte über mehr als 100 km vollständig untersagt, hat man automatisch Regionalität und Tierschutz. Gleichfalls sollte der Transport von Mastvieh über mehr als 100 km ebenfalls verboten werden.

Dazu sollten die Regeln von Bioland, Demeter, und Naturland zusammengefasst die gesetzliche Grundlage für jeden land- und forstwirtschaftlichen Betrieb sein. Lediglich im Bereich der Düngung, sollten deren Regeln durch eine Stall- / Hoftürbilanz erweitert werden, die es erlaubt Acker-, Weideland, Teich- und Forstflächen mit all den Nährstoffen zu versorgen, die ihnen entnommen wurden. In diese Bilanz müssen bis zum Treibstoff für die Maschinen und dem Strom alle Energien einfließen. Dazu muss ein Programm zur definierten Bodenverbesserung erlaubt bleiben, die aber natürlich wie die Düngung auch nur im Rahmen der sonstigen Regeln erlaubt werden kann.

Damit auf dem deutschen Markt faire Bedingungen herrschen müssen die gleichen Bedingungen natürlich auch für Importe gelten. Das kann und wird einschneidende Folgen haben, wie das Beispiel Kaffee zeigt, der auf dieser Produktionsgrundlage wohl genausowenig verkauft werden dürfte wie die meisten Bananen.

Für das Großkapital wäre eine solche Landwirtschaft natürlich wirtschaftlich uninteressant, da sie arbeitsintensiv und dezentral organisiert sein müsste und sich nicht für gezielte Ausbeutung eignet. Die Börsenwerte von vielen deutschen Chemieunternehmen die ihr einziges Potential in der bewussten und systematischen Vernichtung der Umwelt und der Menschen sehen, wäre dies ein harter Schlag, der aber nur die Leute trifft, die jahrzehntelang von der Missachtung der Menschenrechte profitiert haben. (…)

Zum Schluss noch ein Beitrag aus der BR-Sendung quer, in der es ebenfalls um die Lebensmittel- bzw. Fleischindustrie und die in ihr üblichen Abläufe geht – „Pferdefleisch überall – Was Europa wirklich zusammenhält“:

Letzte Woche kam raus: in manchen Fertiggerichten aus der Kühltruhe steckt undeklariertes Pferdefleisch. Doch mittlerweile fragt man sich schon fast, in welcher Tiefkühlware eigentlich KEIN Pferdefleisch ist. Und Ilse Aigners Zehn-Punkte-Pläne, die sie seit Amtsantritt regelmäßig präsentiert, sobald ein neuer Lebensmittelskandal auftaucht, verlieren immer mehr an Glaubwürdigkeit. Doch egal ob BSE, Gammelfleisch, Dioxin – an der Esskultur hat sich in Deutschland nur marginal etwas geändert. quer fragt: Sind wir insgeheim sogar dankbar, wenn wir von unappetitlichen Details verschont werden und dafür weiterhin billig essen können?


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Lesetipps: Überwachungsstaat USA | Freiheit | Anarchismus | Arbeit | Faire Klamotten | Unnütze Geschenke

Das Jahr 2012 ist vorüber, und so mancher von mir gebookmarkte Artikel ist nicht in meinen Lesetipps aufgetaucht. Da es um einige Beiträge schon ganz schade wäre, will ich mal einige vor der „Jahresklippe“ retten. Den Anfang macht allerdings etwas ganz aktuelles – die Zeit berichtet über den Kongres des Chaos Computer Club, und dort über drei Whistelblower aus den USA, die aufzeigen, wie weit die Überwachung dort inzwischen gediehen ist. „Die USA haben ohne Not auf die dunkle Seite gewechselt“:

Der Überwachungsstaat ist keine Fiktion, sagen drei, die für US-Regierung und NSA arbeiteten. Beim Kongress des CCC erzählen sie, warum sie Whistleblower wurden.

(…) Sie reden über ihre Angst, dass in den USA und anderen Ländern Überwachungsstaaten errichtet werden, die jeden verdächtigen und die keine Rechte mehr achten. Sie reden darüber, dass sie verfolgt wurden wie Kriminelle, weil sie auf Rechtsbrüche und Gefahren aufmerksam machten und darüber, dass diese unselige Verwandlung von Staaten längst geschieht. (…)

Drake berichtet, dass die NSA nach dem 11. September 2001 begann, ihre Augen und Ohren auf die eigenen Bürger zu richten. Unterstützt vom Weißen Haus habe der Geheimdienst die Verfassung gebrochen und begonnen, alles und jeden zu überwachen. Drake gehörte zu jenen, die eines dieser geheimen Spionageprogramme publik machten, das sogenannte Projekt Trailblazer. Fortan war auch er ein Krimineller, der sich einer zehn Punkte langen Anklage gegenüber sah. (…)

Dazu passt auch der Beitrag „Freiheit auf dem Prüfstand“ aus Le Bohémien, in dem es um die Sicherheitsvorstellungen der Deutschen und dem alten Spannungsfeld von Freiheit zu Sicherheit geht:

Gibt es noch Zweifel? Wir erleben eine Renaissance des Ordnungs- und Überwachungswahns. Die Meldung, dass 80 Prozent der Bundesbürger eine Ausweitung der Videoüberwachung an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen befürworten, die – wen wundert es – auch Innenminister Hans-Peter Friedrichs durchsetzen will, bestätigt da nur einen Trend. Das Ergebnis dieser Umfrage fügt sich nahtlos ein in die Tendenz zunehmender Reglementierung und schärferer Verbote. (…)

(…) Dieser Zeitgeist offenbart sich in Form von Vorratsdatenspreicherung, Fingerabdrücken auf biometrischen Ausweisen, der unkontrollierten Verwertung persönlicher Daten und einer immer kleiner werdenden Privatsphäre bei gleichzeitig wachsenden Gated Communities. Neben einer wieder steigenden Tendenz behördlicher Verdordnungen, Verboten oder Überwachungen also (auch im Internet), erleben wie die Rückkehr einer Form des Biedermeiertums, die genau dies wünscht – und zwar quer durch alle Milieus und Schichten. Zustände wie in Orwells “1984″ mögen uns noch nicht bevorstehen, doch in einer Epoche der Restauration befinden wir uns allemal – die Zeiten sozialliberaler Befindlichkeiten sind entgültig vorbei.

Erst auf den zweiten Blick fällt das wirklich verstörende an der gegenwärtigen Debatte um mehr Videoüberwachung auf: Es geht gar nicht mehr um das “Ob”, sondern nur noch um das “Wie” der Ausweitung. Aus Reihen der Regierungskoalition äußerte sich einzig und allein Justizministerin Leutheuser-Schnarrenberger, immer wieder eine der wenigen Zeitgenossen ihrer Partei, die den Liberalismus noch ernst nehmen, skeptisch. (…)

Und auch der Focus brachte mit „Die geheimen Mächte im Internet“ einen Artikel, in dem es um die das Internet bestimmenden Großkonzerne und ihre Verbindungen zu Regierungen und sogar Geheimdiensten geht (auch wenn die reißerische Überschrift ein bisschen nach Verschwörungstheorie riecht):

Fast eine Milliarde Menschen posten bei Facebook mittlerweile, wen sie kennen, was ihnen gefällt, was sie gerne tun, welche Pläne sie für die Zukunft haben und was sie über aktuelle Entwicklungen in Politik und Gesellschaft denken. Das ist ein Siebtel der Menschheit. Facebook besitzt also die größte Ansammlung privater Daten aller Zeiten – und jeder Nutzer gibt diese Daten freiwillig her. Vielen dürfte inzwischen bewusst sein, dass dies der eigentliche Preis ist, den sie für das soziale Netzwerk und andere Dienste im Netz bezahlen. Und solange Firmen wie Facebook und Google die exklusiven Informationen nur dazu nutzen, individuell zugeschnittene Werbung zu produzieren, scheint dies für viele Nutzer ein angemessener Preis zu sein.

Doch was, wenn es nicht bei Werbung bliebe? Was, wenn die Facebook-Daten in die falschen Hände gerieten? Zum Beispiel in die Hände staatlicher Einrichtungen und Sicherheitsbehörden. Würden die meisten Menschen einem Geheimdienst genauso freiwillig über ihr Privatleben berichten, wie sie es gegenüber Facebook und Google tun? Wohl kaum. Doch genau das geschieht bereits.
(…)

Nun aber mal zu etwas Schönem – Weihnachten. Geschenken. Konsum. Ich hoffe, Ihr habt die Feiertage diesbezüglich eher ruhig angehen lassen? Dass das Problem mit übersteigertem Kaufverhalten nicht erst eins der modernen Konsumgesellschaft ist, zeigte die Zeit in ihrem Text über die „SPUG – Die Gesellschaft zum Schutz vor unnützen Geschenken“:

Vor 100 Jahren kämpfte Eleanor Belmont in den USA dafür, Weihnachten vom übermäßigen Konsum zu befreien. Ihre Botschaft ist heute so aktuell wie damals. (…)

Im November 1912 hielt der ehemalige Broadway-Star Eleanor Belmont, geborene Robson, in New York eine Rede, die das Leben von Arbeitnehmern “nicht nur in den Großstädten, sondern auch in den Städten und Weilern” der USA verändern sollte. Ihre Rede führte zur Gründung der Society for the Prevention of Useless Gift Giving, der Gesellschaft zum Schutz vor unnützen Geschenken – kurz SPUG. Belmont hatte es sich in den Kopf gesetzt, die Welt vom Konsumterror zu befreien. (…)

Das Thema fairer Konsum ist mittlerweile auch in den großen Medien angekommen, wie man am Artikel der Süddeutschen Zeitung sehen kann – „Tipps zum Klamottenkauf – Fair einkaufen leicht gemacht“. Ich finde es durchaus erfreulich, wenn auf diese Weise auch größere Bevölkerungsschichten wenn schon nicht grundlegend sensibilisiert, so doch wenigstens ab und an mal damit konfrontiert werden, ihre Einkaufsgewohnheiten kritisch zu beleuchten.

Made in China, made in Indonesia, made in Bangladesh: So steht es auf den meisten Etiketten. Darüber, unter welchen Bedingungen die Kleidung hergestellt wird, sagt das nichts aus. Der Kunde kann trotzdem herausfinden, wie die Ware produziert wurde – sogar mit relativ wenig Aufwand. (…)

Beim Online-Shopping hilft zum Beispiel die Browser-Erweiterung “Avoid”, in dem sie Hosen und Hemden ausblendet, die durch Kinderarbeit entstanden sind. Ob bei Asos oder Amazon: Die App lässt alle Angebote von Firmen verschwinden, die nach der Liste des gemeinnützigen Vereins “Earthlink” in Verbindung mit Kinderarbeit gebracht werden. Statt des neuen Kleids erscheint im Shop dann ein weißes Feld – in manchen Online-Shops führt das zu erschreckender Leere.

Auf Websites wie dem Future Fashion Guide helfen spezielle Suchmasken beim Einkauf. Kunden können hier zwischen verschiedenen Kriterien wie “lokal produziert”, “sozial engagiert” oder “Bio-Materialien” wählen und gleichzeitig angeben, nach welchem Kleidungsstil sie suchen. Auf der Seite erscheinen dann mehrere Shops, die den ausgewählten Eigenschaften entsprechen. (…)

Der Kauf Dir Deine Welt-Blog zeigte, was passiert, wenn in der Kleidungsproduktion nur auf Preise und niedrige Kosten geschaut wird und die Qualität auf der Strecke bleibt – „Krebs in der Manteltasche – Probleme unseres Kleidungskonsums“:

(…) Doch mit unserem Klamottenkonsum ist noch ein weiteres Problem verbunden – eins, das auch diejenigen kümmern sollte, denen fairer Konsum eigentlich egal ist: Die Kleidungsstücke zahlreicher bekannter Marken enthalten krebserrengende Stoffe. Das hat Greenpeace in einem umfangreichen Test herausgefunden: “141 Kleidungsstücke aus 29 Ländern hat Greenpeace auf Nonylphenolethoxylate (NPE), Weichmacher und krebserregende Amine untersuchen lassen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse heute mit einer Pressekonferenz und Modenschau in Peking. […] Die getesteten Kleidungsstücke – Jeans, Hosen, Kleider, T-Shirts und Unterwäsche – stammen von Armani, Benetton, C&A, Calvin Klein, Diesel, Esprit, Gap, H&M, Jack&Jones, Levi’s, Mango, Metersbonwe, Only, Tommy Hilfiger, Vero Moda, Victoria’s Secret und Zara. Sie wurden in mindestens 18 Ländern hergestellt.”

Auch wenn darauf hingewiesen wird, dass daraus nicht unmittelbar Gefahren für die Geundheit entstehen, ist das Ergebnis doch erschreckend: “Alle Markenprodukte enthielten NPE, die zu giftigem Nonylphenol abgebaut werden. Die Kleidungsstücke mit den höchsten NPE-Konzentrationen stammen von den Marken C&A und Mango, Levi’s, Calvin Klein, Zara, Metersbonwe, Jack & Jones und Marks&Spencer. Fortpflanzungsschädigende Weichmacher (Phthalate) wurden in hohen Konzentrationen in bedruckten T-Shirts von Tommy Hilfiger und Armani festgestellt. Produkte von Zara enthielten sowohl hormonell wirksame, als auch krebserregende Chemikalien: Hohe NPE-Rückstände fanden sich in einer Kinderjacke aus China, karzinogene Amine aus Azofarbstoffen in Zara-Jeans, hergestellt in Pakistan.” Doch nicht nur in den Klamotten sind die Chemikalien ein Problem, durch Abwasserkanäle gelangen die Stoffe auch in Flüsse und belasten so die Umwelt. (…)

Zum Abschluss noch zwei Grundsatz-Artikel über unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Da wäre zum einen „Die Wirtschaft ist ein grausames Spiel“ von Konrad Hausner in The Intelligence:

Auf den ersten Blick wirkt alles so selbstverständlich: Jeder Mensch geht einer Arbeit nach, wird dafür bezahlt und bestreitet mit dem erhaltenen Geld seine Lebenshaltungskosten. Dabei geben wir uns der Illusion hin, dass der Wert der erbrachten Leistungen zumindest annähernd mit denen korrespondiert, die wir im Gegenzug in Anspruch nehmen. Obwohl der technische Fortschritt den Produktionsprozess deutlich vereinfacht und gleichzeitig Unmengen an Energie verbraucht werden, nimmt der allgemeine Komfort regelmäßig ab. Wir stecken in einer Schulden- und Wirtschaftskrise. In der westlichen Welt sind die Märkte mit praktisch allem übersättigt. Doch gleichzeitig fehlt es an Kaufkraft. Gleicht dies nicht dem sprichwörtlichen „Verhungern vor der vollen Schüssel“?

Immer wieder werden wir mit denselben Schlagworten konfrontiert: Das Schaffen von Arbeitsplätzen! Das Beleben der Märkte! Das Befriedigen der internationalen Investoren! Was steckt hinter diesen Konzepten?

Der Arbeitsplatz wird grundsätzlich mit Gelderwerb gleichgesetzt, was wiederum zur Befriedigung der Bedürfnisse vonnöten ist. Stellt jemand die Frage, warum jedes Mitglied einer hochtechnisierten Gesellschaft den größten Teil seiner Lebenszeit arbeitend verbringen muss, setzt er sich erst einmal der Gefahr aus, als „faul“ eingestuft zu werden. Ungeachtet der tatsächlichen Arbeitslosenraten, die offiziellen Zahlen werden sogar noch als „notwendiges Minimum“ bezeichnet. Es bedarf einiger Millionen Arbeitssuchender, um der Wirtschaft jederzeit die gewünschten Arbeitskräfte zuführen zu können. Gegen eine entsprechend niedrige Entlohnung, versteht sich, dass es auch ja niemandem erspart bleibt, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen. Wir kommen noch darauf zu sprechen, dass schon lange viel zu viel gearbeitet wird. (…)

Und Ad Sinistram sinniert über „Anarchismus oder der beste aller möglichen Staaten“:

(…) Und die Neoliberalen sind genau solche Nihilisten. Sie glauben an nichts, nur an Profite; der Weg zum Profit ist gepflastert mit dem Nichts, denn nichts ist ihnen heilig, nur das Ziel ist der Weg. Braucht man Mord dazu, toleriert man den Mord und nennt ihn Sachzwang; geht es mit Geschenken, schenkt man; ist Aushungern nötig, hungern sie eben aus – winkt bei reichlicher Verpflegung mehr Gewinn, verpflegen sie einen mit einer Fürsorge, dass man vor Ergriffenheit weinen möchte. Dass die Mittel immer mit dem Zweck vereinbar sein müssen, schrieb Stowasser übrigens auch, sei ebenfalls anarchistisches Ideal. Mit Bomben Befriedung zu schaffen sei unsinnig und nicht vertretbar, ganz zu schweigen davon, dass man so keinen Frieden macht, sondern nur Verstümmelungen. Neoliberale sind da nicht wählerisch, sie sind sicherlich pragmatischer als solche, die sich Ideale eingemeißelt haben. Mehr aber auch schon nicht.

Anarchisten haben immer, und tun dies heute noch, die geistige Veränderung der Menschheit postuliert. Die einen meinten, der Anarchismus sei praktikabel, wenn die Menschheit endlich eine neue geistige Entwicklungsstufe erklommen habe, die anderen glaubten: Erst der Anarchismus, dann der menschliche Fortschritt. Zweifelsohne bedarf es einer materiellen Basis. Da ist er sich mit Marx einig. Vor dem Sozialismus kommt der Kapitalismus und die industrielle Massenfertigung. Erst das Fressen, dann die Moral. Die Frage wird jedoch sein, ob wir nicht zu evolutionsgläubig sind. Ist der geistige Fortschritt im Sinne eines Weltethos überhaupt programmiert? Woher nimmt man die Zuversicht, dass der Mensch als Menschheit denken lernt? Scheitert daran der Anarchismus? So wie jedes System wird er das. Der Anarchismus scheitert am ihm immanenten Guten, daran dass er gutgläubig ist – der Neoliberalismus wird daran scheitern, nur an das Schlechte zu appellieren. Am Menschen scheitert es immer, weil er ist, was er ist. (…)

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Gen-Kartoffeln kommen uns nicht in die Tüte!

Huch, die Welt besteht ja überraschenderweise doch noch! Dann kann ich ja schnell noch einen neuen Beitrag veröffentlichen. :-) Heute möchte ich mich diesem wichtigen Appell des Vereins Umweltinstitut München e.V. anschließen, gefunden beim Kritischen Netzwerk:

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Gen-Kartoffeln kommen uns nicht in die Tüte!

Jetzt einwenden!

Ein dringender Appell des Vereins Umweltinstitut München e.V.

Alle Jahre wieder – pünktlich zur Weihnachtszeit bescheren uns das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und einer der Agrogentech-Konzern ein ganz besonderes Geschenk: eine neue Gentech-Freisetzung. In diesem Jahr mit zwei genmanipulierten Kartoffeln.

Der Zeitraum kurz vor den Weihnachtsfeiertagen scheint absichtlich gewählt zu sein. Auf diese Weise wird nicht nur die Information der Öffentlichkeit sondern auch eine umfassende Antragsprüfung und die Möglichkeit zur Einwendung behindert. Na, vielen Dank…

Diese zwei genmanipulierten Kartoffeln sollen freigesetzt werden:

  • Die Gen-Kartoffel Modena wurde in ihrer Stärkezusammensetzung so manipuliert, dass sie weniger Amylose in der Kartoffelstärke und mehr Amylopektin enthält. In ihren Eigenschaften ist Modena vergleichbar mit der umstrittenen Gentechnik-Knolle Amflora.
  • Die Gen-Kartoffel Fortuna ist eine reine Speisekartoffel. Sie wurde so manipuliert, dass sie sowohl resistent gegen die Kraut- und Knollenfäule als auch gegenüber dem Herbizid Imazamox sein soll. Fortuna ist speziell für die Verarbeitung zu Pommes Frites und Chips vorgesehen. Auf diese Weise fände die Gen-Knolle den direkten Weg auf unsere Teller.

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© Marcus Sümnick, Wikipedia

Wirtschaftswachstum gilt in unserem System bekanntlich als sakrosankt – wer dieses und damit die dahinterstehende Wirtschaftsideologie kritisiert, sieht sich in der Regel sofort den Vorwürfen ausgesetzt, „zurück in die Steinzeit“ zu wollen. Dass ein materielles Wachstum diesen Planeten und die menschlichen Gesellschaften auf eine Katastrophe zusteuert, versuchen die arbeitsplatzfixierten Ökonomen und Politiker krampfhaft zu verdrängen. Was nur nichts nutzen wird. Es ist also Zeit für ein Umdenken. Der Oldenburger Wirtschaftswissenschaftler Niko Paech ist seit längerem einer dieser unbequemen Mahner, und er hat dem Tagesspiegel nun ein interessantes Interview gegeben – „Sehe ich aus wie ein Hippie?“:

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