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Öffentlichkeit unerwünscht – ethecon kritisiert Blockadehaltung von TEPCO

Heute übernehme ich mal einen Artikel des Kritischen Netzwerks – es geht, gut ein Jahr nach der Atomkatastrophe von Fukushima (die hierzulande fast schon wieder in Vergessenheit geraten ist, wie es eben in einer schnelllebigen Mediengesellschaft so passiert) um TEPCO, den Betreiber des havarierten Kraftwerks. Wie alle großen Konzerne geht es im primär ums eigene Wohl bzw. das der Aktionäre. Risiken und Nebenwirkungen für die restliche Bevölkerung sind egal.

Mehr als ein Jahr nach der Katastrophe von Fukushima hat der atomare Super-GAU noch immer keine ernsthaften Konsequenzen für die Verantwortlichen des Betreiberkonzerns TEPCO gehabt. Der Form halber wurden ein paar Manager ausgetauscht, von strafrechtlichen Konsequenzen ist jedoch nach wie vor keine Rede. Nun versucht der Konzern sogar, das Datum seiner anstehenden Aktionärsversammlung geheim zu halten – offenkundig, um Proteste zu erschweren.

In den vergangenen Jahren hat der TEPCO-Konzern seine Hauptversammlung regelmäßig Ende Juni veranstaltet. Im letzten Jahr fand sie am 28. Juni statt. 2011 stand die Hauptversammlung im Zeichen massiver öffentlicher Proteste. Diese sollen in 2012 offenbar weitestgehend verunmöglicht werden. TEPCO hatte zunächst den genauen HV-Termin noch nicht bekannt gegeben. Auf direkte Nachfrage von ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie hat die Presse-Abteilung des Konzerns behauptet, es stünde noch nicht fest, ob und wann die Hauptversammlung stattfinde. Nach Recherche von ethecon sind selbst internationale Banken nicht über den genauen HV-Termin informiert.

Dass es sich dabei um eine gezielte Desinformation handelt, wird daran deutlich, dass japanische Großaktionäre ganz offensichtlich weiterhin davon ausgehen, dass die HV Ende Juni stattfindet (Quelle: CleanBiz Asia). Einige wollen zu diesem Zeitpunkt eine Vielzahl von Forderungen an das Management von TEPCO stellen, in denen es unter anderem um Einsparungen und mehr Transparenz im Management geht (Quelle: Japan Times). Außerdem ist die Rede von einer Verstaatlichung. Voraussichtlich im Juli soll TEPCO eine Billion Yen (12 Milliarden Dollar) an Staatshilfen erhalten. Im Gegenzug erhält die Regierung Aktien, die nicht frei am Markt gehandelt werden und mehr als 50 Prozent der Stimmrechte ausmachen (Quelle: Nikkei.com).

„Das Verhalten von TEPCO ist ein internationaler Skandal“, so ethecon-Vorstand Axel Köhler-Schnura. „Selbst die Banken, bei denen wir nachgefragt haben, bestätigen, dass sie so etwas noch nicht erlebt haben.“ Es entstehe der Eindruck, dass TEPCO KleinanlegerInnen und Medien nicht bei der HV haben wolle. Und vor allem, dass die von zahlreichen japanischen und anderen Organisationen – auch von ethecon – angekündigten Proteste zur TEPCO-HV in die Irre geführt werden sollen.

Die Stiftung ethecon hat im vergangenen November den Vorstandsvorsitzenden Tsunehisa Katsumata, den ehemaligen Konzernpräsidenten Masataka Shimizu und den gegenwärtigen Präsidenten Toshio Nishizawa sowie die GroßaktionärInnen des Energieversorgungs-Konzerns TEPCO mit dem Internationalen ethecon Black Planet Award 2011 an den Pranger gestellt. Es ist geplant, den Schmähpreis im Rahmen internationaler Aktionen am 27. Juni 2012 in Japan den Geschmähten in Tokyo zu übergeben.

Die ausführliche Begründung für die Verleihung des Internationalen Black Planet Award 2011 finden Sie im Dossier über die TEPCO-Verantwortlichen im Downloadbereich der Webseite www.ethecon.org, eine Kurzfassung im Offenen Brief. Darin fordert ethecon die Haftung der Großaktionäre und die Bestrafung der Entscheidungsträger des Energiekonzerns. Diese trafen aus reinen Profit-Gründen Fehlentscheidungen, ohne die es gar nicht erst zu der Nuklearkatastrophe hätte kommen können.

Die Stiftung ethecon ist vor allem durch die jährliche Vergabe ihrer Internationalen ethecon Blue bzw. Black Planet Awards in Berlin bekannt. Mit den Positivpreisen hat ethecon in den vergangenen Jahren Diane Wilson/USA (2006), Vandana Shiva/Indien (2007), José Abreu und Hugo Chávez/Venezuela (2008), Uri Avnery/Israel (2009), Elias Bierdel/Österreich (2010) sowie Angela Davis/USA (2011) ausgezeichnet. Die Schmähpreise gingen bisher an die EigentümerInnen bzw. AktionärInnen und das verantwortliche Management der Konzerne Monsanto/USA (2006), Nestlé/Schweiz (2007), Blackwater (Xe)/USA (2008), Formosa Plastics Group/Taiwan (2009), BP/Großbritannien (2010) und Tepco/Japan (2011).

ethecon ist im Gegensatz zu den vielen Konzern-, Familien-, Kirchen-, Partei- und Staatsstiftungen eine der wenigen Stiftungen „von unten“, die sich mit ihren derzeit 30 ZustifterInnen und dem Leitmotiv „Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!“ in der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen sieht. Die noch junge Stiftung finanziert sich über Zustiftungen, Spenden und Fördermitgliedschaften.

http://www.ethecon.org

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Ach ja, sie können einem wirklich richtig leid tun, die vier großen Energieoligopolisten. Da droht doch nun tatsächlich, dass ihnen ihre Lieblingsspielzeuge – die Atomkraftwerke –, mit denen sie immense Gewinne einfahren, einfach so mir nichts, dir nichts weggenommen werden. Plötzlich hätte die bqeueme Lizenz zum Gelddrucken ein Ende. Weniger Erpressungspotential, größere Energiesouveränität auf Seiten der Bürger, all so Zeuchs aus der Teufelsküche von Selbstbestimmung und Selbstversorgung, steht als Schreckgespenst für RWE, Vattenfall, EnBW und E.ON auf der Agenda. Aber selbstverständlich wären ausschließlich dem Aktionärswohl verpflichtete Großkonzerne keine ausschließlich dem Aktionärswohl verpflichtete Großkonzerne (sondern am Ende gar – o Graus! – dem Wohl der Menschen und des Landes verpflichtete Unternehmen mit Gewissen und gesellschaftlichen Pflichten), wenn sie dies einfach so geschehen ließen. Den Ausstieg vom Ausstieg aus dem ursprünglichen rot-grünen Atomausstieg nutzen die Firmen für Drohgebärden, für Schwarzmalerei und nun womöglich auch noch dazu, die imaginären zukünftigen Gewinne vom Staat einzuklagen. Soll heißen: wir alle dürften in dem Fall den Aktionären der vier Stromriesen ihre Dividende und den Managern ihre Boni finanzieren. (Siehe dazu den Artikel im Manager Magazin „Konzerne attackieren Energiewende: Topkanzleien sollen Atomkraftwerke retten“). So funktioniert die sogenannte „freie Marktwirtschaft“ heutzutage, das ist Demokratie unter der Knute wirtschaftlicher „Sachzwänge“…

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Darüber, dass mit Spekulation auf Nahrungsmittel weltweit die Preise nach oben getrieben werden und dass Geldinstitute wie die Deutsche Bank sich nicht schämen, offensiv mit Fonds zu werben, die genau diese Spirale weiter anheizen, habe ich im Konsumpf ja schon das eine oder andere Mal berichtet. Auf dem Blog von Markus Gärtner bin ich nun auf einen weiteren interessanten Artikel gestoßen, der diese für jeden denkenden Menschen unerträglichen Strukturen weiter beleuchtet – „Säen, gießen, indexieren – Wie Goldman Sachs die Agrar-Symmetrie zerstörte“, der sich auf einen Beitrag in Foreign Policy bezieht:

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Wie radioaktiv ist meine Bank?

Atomkraft ist momentan das Top-Reiz-Thema für Umweltaktivisten und Freunde nachhaltiger Energien. Was viele dabei allerdings vergessen – keineswegs sind nur die großen Energiekonzerne Profiteure von der weltweit betriebenen Atomenergie. Viele Banken, darunter (natürlich) auch die Deutsche Bank u.a., finanzieren unverantwortliche Projekte im Bereich der Kernkraft – sie sind „nuclear banks“, wie die gleichnamige Initiative sie bezeichnet. Auch der Verein Urgewald fragt deshalb „Wie radioaktiv ist meine Bank?“ und ruft zum Wechsel der Bank auf, hin zu sozial und ökologisch verträglicheren Instituten.

Unsere Verbraucherbroschüre „Wie radioaktiv ist meine Bank?“ untersucht die Finanzdienstleistungen elf deutscher Banken für die internationale Atomindustrie: von der Vergabe von Firmenkrediten über die Ausgabe und den Besitz von Anleihen bis zur Ausgabe und dem Besitz von Aktien.

Banken reden gerne über ihr Engagement bei den Erneuerbaren reden, sie schweigen sich jedoch zu ihrer Finanzierung für die Atomindustrie aus. Dieses ‚Atomgeheimnis’ wollen wir in der Broschüre lüften und haben die Zahlen dazu recherchieren lassen. Gemeinsam mit internationalen Umweltorganisationen hat urgewald 80 der weltweit wichtigsten Atomunternehmen ausgewählt und untersuchen lassen, welche Banken diesen Atomkonzernen Geld geben. Die Ergebnisse für die deutschen Banken liegen nun erstmals gesammelt vor. Platz Eins belegt die Deutsche Bank, die zwischen 2000 und 2009 die Atomindustrie mit 7,8 Mrd. Euro unterstützt hat. Ihr folgen die Commerzbank mit 3,9 Mrd. Euro und die UniCredit/Hypovereinsbank mit 2,3 Mrd. Euro Unterstützung.

Die Broschüre gibt Verbrauchern die Möglichkeit, gezielt zu prüfen, ob und welche Atomunternehmen ihre Bank finanziell unterstützt hat. Neben der ‚Negativrecherche’ zeigen wir auch Alternativen und haben Informationen zur GLS, Triodos, Umwelt- und Ethikbank zusammen gestellt – Banken, die Atomfinanzierungen explizit ausschließen. Da der Bankwechsel nicht allen Menschen leicht fällt raten wir zu verschiedenen Aktionen: Wir empfehlen Kunden der großen ‚Atombanken’ den Kontowechsel, wer das nicht kann oder will, soll zumindest protestieren, um einen Wechsel in der Geschäftspolitik anzuregen.

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Krebs durch Atomkraft und Panikmache der Energiekonzerne

Man benötigt keineswegs einen Super-GAU (und damit das von Politikern und Atomfreunden gerne herbeizitierte „Restrisiko“), damit Atomkraft gefährlich für die Menschen in der Umgebung eines AKW wird – die WDR-Sendung markt schilderte in „Atomkraft: Anwohnersorgen“, wie auch kleine Störfälle und sogar der Regelbetrieb die Gesundheit der Leute beeinträchtigt:

Das westfälische Örtchen Lippborg liegt im Schatten des abgeschalteten Hochtemperaturreaktors Hamm-Uentrop. In diesen Wochen herrscht hier eine diffuse Angst. Gesprächsthema: Die Gefahren der Atomenergie. Bei Apotheker Michael Christianus treffen sich die Einwohner, werden Erinnerungen an alte Störfälle wach: „Wenn ich so in die Runde frage, ist es auch für mich schon auffällig, wie viele Krebspatienten mittlerweile verstorben sind im Laufe der Jahre.“

Der Hochtemperaturreaktor ist drei Kilometer entfernt. Abgeschaltet wurde er 1989. Er war nur 423 Tage in Betrieb. Heute ist er in einen Betonsarg eingeschlossen. Als Pannenreaktor machte der THTR Schlagzeilen. 1986 – zur gleichen Zeit wie in Tschernobyl – gab es einen radioaktiven Zwischenfall. (…)

(…) Ortswechsel und Spurensuche in Jülich. Dort steht der gleiche Reaktortyp wie in Hamm-Uentrop. Die Versuchsanlage, in Betrieb zwischen 1957 und 1988, ist viel kleiner als Hamm-Uentrop. Offenbar gab es dort schwere Störfälle. Öffentlich werden sie erst jetzt, mehr als 20 Jahre später.

Der Chemiker und Sicherheitsexperte Dr. Rainer Moormann arbeitet seit 35 Jahren beim Forschungszentrum Jülich. Er berichtet: „Dieser Reaktor war über mehr als ein Jahrzehnt sehr, sehr viel zu heiß, viel heißer, als er hätte sein dürfen, um einen Wassereinbruchstörfall, der schnell abläuft, zu überleben, ohne eine große Explosion. Einen Wassereinbruchstörfall hat es sogar gegeben. Glücklicherweise ist das Leck klein geblieben. Es sind große Mengen Wasser durch menschliches Versagen in den Reaktor hineingelaufen. Wenn das nicht langsam passiert wäre, wenn es zu einem plötzlichen Riss in der beschädigten Komponente gekommen wäre, dann wäre eine größere Katastrophe wohl nicht zu vermeiden gewesen. Das heißt, es wäre über den normalen Gau hinausgegangen und wir hätten eine Freisetzung von Radioaktivität durch Explosion gehabt.“ Der Betreiber des Versuchsreaktors schreibt dazu: „Der Reaktor war für diesen Störfall ausgelegt.“

Weiter berichtet Dr. Moormann: „Man hat bereits 1974 gemerkt, dass enorme Mengen Radioaktivität, enorme Mengen Strontium 90 aus dem Reaktor entwichen, so viel, dass man es sogar nicht mehr messen konnte. Man musste die Messungen von Strontium, die etwas gefährlich sind – man muss da chemische Analysen machen -, abbrechen. Trotzdem ist man weitergefahren. Das ist natürlich aus heutiger Sicht kaum verantwortbar.“ Strontium 90 kann Leukämie und Knochenkrebs verursachen und wirkt circa 60 Jahre. (…)

Reinhold Thiel ist im Vorstand der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges. Er hat die Kinderkrebsstudie von 2007 auf den Weg gebracht und warnt auch vor niedrigen Strahlungswerten: „Ich interpretiere das so, dass offensichtlich im Bereich der radioaktiven Niedrigstrahlung, aber wirklich in der niedrigen Niedrigstrahlung – also ich rede jetzt schon von Bereichen von einem Millisievert – Effekte auftreten, die in dem normalen Strahlenschutzregelwerk nicht berücksichtigt werden.“ Radioaktive Niedrigstrahlung ist ein bislang wenig erforschtes Gebiet.

Brisante Studie

Ende 2010 veröffentlichen Forscher des Helmholtz Zentrums eine einzigartige Studie. Sie gilt als vorläufig, aber die Aussage ist brisant: Dr. Hagen Scherb und zwei weitere Forscher (Dipl.-Ing. Ralf Kusmierz, Dr. Kristina Voigt) hatten herausgefunden, dass nach der Katastrophe in Tschernobyl, aber auch im laufenden Betrieb von Atomkraftwerken in Deutschland und in der Schweiz insgesamt weniger Geburten zu bemerken sind, darunter vor allem Mädchengeburten. „Im Rahmen der Untersuchungen des Geburtengeschlechterverhältnisses um Nuklearanlagen in der Schweiz und in Deutschland zeigte es sich, dass es auch in NRW weniger Mädchengeburten beziehungsweise Geburten in der Nähe von laufenden beziehungsweise stillgelegten Anlagen gab und zwar im Umkreis von jeweils 35 Kilometern“, so Scherb.

Aus den Berechnungen ergibt sich, dass im Umkreis der deutschen Atomanlagen um die 15.000 Kinder weniger geboren wurden, als sich statistisch erwarten ließe. Die Veränderung des Geschlechterverhältnisses zu Ungunsten der Mädchen könnte auf eine Schädigung des Erbguts durch die ionisierende Strahlung hinweisen, die von Atomkraftwerken abgegeben wird. (…)

Die Forschung zur Niedrigstrahlung steht zwar erst am Anfang, aber nimmt man alle Studien zusammen, ergibt sich ein Verdacht: Auch geringe Mengen Radioaktivität können offenbar Schäden verursachen. Es braucht keinen Gau wie in Japan.

Gleichzeitig versuchen die großen Energiekonzerne wie E.ON, RWE oder Vattenfall, die im Falle des endgültigen Ausstiegs aus der Atomenergie natürlich ihre Felle wegschwimmen und Profite den Bach runtergehen sehen, Politik und Bürger mit Hillfe intensiver Lobbyarbeit „explodierende Kosten“ einzureden und so Angst zu schüren. Das Medienmagazin ZAPP beleuchtet dies in „Atomausstieg: Kampf um Öffentlichkeit“:

(…) Verwirrung ist Kalkül

Die Angst vor den Atomrisiken soll überlagert werden von einer neuen Angst: vor hohen Kosten. Zahlen werden gezielt in Stellung gebracht.

Der Hauptstadtkorrespondent der “Süddeutschen Zeitung”, Stefan Braun, erklärt: “Die Zahlenschlacht zeigt im Prinzip, dass es immer noch Kräfte gibt, die im Prinzip mit dem Argument Preis, entweder Strompreis oder Steuererhöhungen, kämpfen, um die Atomkraft zu verteidigen.”

Kemfert: “Man will Angst machen, man will auch Horrorzahlen extra in die Welt setzen, damit die Bürger entsetzt sind und man eben halt die Akzeptanz dafür nicht mehr hat. Denn in der Bevölkerung ist die Akzeptanz für den Umbau der Energie, der Energiewende, ja sehr, sehr hoch.”

Zahlen sollen nun die Stimmung drehen, eine kluge PR-Strategie. Denn Zahlen wirken auf den ersten Blick unverdächtig und glaubwürdig und werden von den Medien gerne übernommen.

Ulrich Müller von LobbyControl: ” Die Lobbyisten sagen ja gerne, sie liefern Informationen. Aber es ist halt immer so, dass die Informationen auch den eigenen Interessen dienen. Und man kann auch mit Zahlen sehr viel tricksen, dass man die Kosten überbetont, aber vielleicht Ausgleich- oder Entlastungswirkungen, die dann auch eintreten werden, nicht mit berücksichtigt. Also da gibt es einfach viele Methoden, wie man zu den gewünschten Zahlen kommt.”

Und die gewünschten Zahlen werden in den Medien lanciert. Die Bild am Sonntag orakelt: “Wird Strom bis zu 70 Prozent teurer?” Quelle für diese Horrorprognose ist ein “Vorstandsvorsitzender eines großen Energieunternehmens” in “vertraulicher Runde” (17.04.2011). (…)

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Man mag über das ganze leidige Thema Atomkraft ja eigentlich nichts mehr hören und lesen, auch wenn sich gerade aktuell zumindest in Deutschland in dieser Richtung so viel zu bewegen scheint wie lange nicht mehr. Leider kann man unseren Politikern ihre ganzen Klimmzüge und Pirouetten nicht so wirklich abnehmen, denn eins muss klar sein: hinter der Kernenergiedebatte stehen nicht nur politische Lager und Argumente, sondern vor allem wirtschaftliche Interessen, und diese haben hierzulande natürlich Vorrang (Arbeitsplätze! Aktionärsschutz!). Christiane Grefe, Götz Hamann und Rüdiger Jungbluth haben in der ZEIT einmal eine interessante Analyse der Verstrickungen verschiedener Konzerne, von den Energieriesen bis zu Siemens, getätigt, wobei man allerdings anmerken muss, dass die Autoren die tatsächlichen Auswirkungen des Moratoriums etc. für die Konzerne stark überhöhen – „Laufzeitverlängerung: Berliner Erschütterungen“:

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quer über die schwarz-gelbe Atomwende und die Gefahren der Kernenergie

Langzeitleser meines Blog wissen, dass ich die Sendung quer im Bayerischen Fernsehen sehr schätze, da hier immer wieder unbequeme Fragen gestellt und kritisch berichtet wird. Die letzte Sendung widmete der Sender komplett dem Thema Atomkraft – man kann sie sich HIER (in einzelnen Teilen) online anschauen. Zwei Beiträge möchte ich, auf Grund der hohen Aktualität des Themas, hier im Blog doch noch einmal herausgreifen (ab morgen wende ich mich im Konsumpf dann auch wieder anderen Sachen zu, versprochen!) – zum einen „Man kann nicht einmal 5 Millionen evakuieren“, ein Gespräch mit dem Strahlenbiologen Prof. Edmud Lengfelder, der sehr deutliche Worte zu dem Geschehen in Japan und dem Lavieren hierzulande findet:

Prof. Edmund Lengfelder ist einer der weltweit renommiertesten Strahlenbiologen. Er denkt, die japanische Regierung verharmlost die Situation – um zu vermeiden, dass zu sehr Panik ausbricht. Denn eine Evakuierung Tokios wäre rein logistisch schwierig bis unmöglich.

Ebenfalls klare Worte werden der schwarz-gelben Regierung und ihrem offen opportunistischen Atomkurs zuteil – „Atomwende: Wie glaubwürdig ist Schwarz-Gelb?“:

Nach dem beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie unter Rot-Grün kam unter Schwarz-Gelb die Laufzeitverlängerung. Nun kommt die erneute Wende. Viele Menschen schütteln über das Hin und Her der Politik den Kopf. Sie halten das vorübergehende Abschalten der sieben ältesten Kernkraftwerke für reine Wahlkampftaktik der Koalition, um die kommenden Landtagswahlen nicht zu gefährden. Schließlich haben nicht wenige Politiker in den letzten Tagen eine Meinungswende um 180 Grad vollzogen.

Und weil wir grad beim Thema sind – der NDR drehte letztes Jahr im AKW Gorleben und E.ON wollte nicht, dass der Störfall, der zufällig genau in der Zeit passierte und der die Ingenieure ratlos machte, gesendet wird. Der NDR tat’s dennoch – sehr schön!

Auch die Sendung Kontraste widmete sich natürlich dem Atomthema und beleuchtet die angeblich so sicheren deutschen AKW – mit unerfreulichem Ergebnis!

Interne Unterlagen der Bundesregierung, die KONTRASTE exklusiv vorliegen, belegen: Allen deutschen Kernkraftwerken droht das AUS. Experten fordern neue Sicherheitsstandards, deren Umsetzung die Energiewirtschaft Milliarden kosten würde.
In Deutschland hat die Katastrophe zu einer komplett neuen Bewertung der Atomkraft und der Frage der Sicherheit geführt.
Während die Kanzlerin vor die Presse tritt, um den neuen Kurs in der Atompolitik mit Details zu unterfüttern, wird in den Hinterzimmern noch getagt – mit Fachleuten aus den Atomaufsichtsbehörden der Bundesländer und des Bundesumweltministeriums.
Dieses Papier ist die Grundlage, wie es mit den AKW weitergehen soll. Es liegt KONTRASTE exklusiv vor. Eine Art Katalog, der vorgibt, wie in den nächsten drei Monaten, also während des Moratoriums, die Reaktoren in Deutschland überprüft werden sollen. Und: welchen Sicherheitsanforderungen die Mailer genügen müssen, damit sie überhaupt weiter laufen dürfen.
Die Forderungen aus dem Bundesumweltministerium sind äußerst brisant. Denn die Sicherheitsnormen werden massiv nach oben gesetzt. Die Hürden für die Betreiber sind so hoch, dass damit das Ende des deutschen Atomzeitalters eingeläutet werden könnte.

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Lesetipps: Atomkraft Sonder-Edition

Die atomare Katastrophe in Japan nimmt mittlerweile offenbar traurigerweise die grauenhaften Dimensionen an, die mancher am Wochenende, als die erste Nachrichten über die Probleme im Reaktor Fukushima 1 durchsickerten, bereits befürchtete. Nun betreibe ich hier keinen Nachrichtenblog und will keinen Ticker für die neuesten Entwicklungen vor Ort bieten, aber da dieses Unglück logischerweise die Medien beherrscht und auch auf die deutsche Innenpolitik Auswirkungen hat, will ich heute mal ein paar besonders interessante Artikel zu dieser Thematik präsentieren. Die taz berichtete schon am Samstag über den „Fukushima-Betreiber Tepco: Tricksen und täuschen“ und verdeutlicht, dass dieses Vertuschen von Problemen, das wir ja auch von deutschen Energieriesen wie Vattenfall kennen, anscheinend ein universelles Phänomen ist:

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Die Atom-Debatte reloaded

Anlässlich des furchtbaren Erdbebens in Japan, dass nicht nur ganze Landstriche verwüstet und weit über 1000 Menschen das Leben gekostet hat, sondern durch die Explosion im Atomkraftwerk Fukushima 1 nun auch eine atomare Katastrophe heraufbeschwört, stellt sich wieder einmal die Frage, wie verantwortungsvoll bzw. eher verantwortungslos es von Politik und Wirtschaft ist, an dieser Risikotechnologie festzuhalten. Die Debatte um die Verlängerung der Laufzeiten der AKW in Deutschland wird nun also aktueller denn je, und die Befürworter der Kernenergie müssen sich weltweit fragen, inwieweit sie die Sicherung von Konzernmacht und wirtschaftlichen Interessen wirklich über die Gesundheit der Menschen stellen können. Noch ist es zwar hierzulande zu keinem GAU gekommen, aber sicher und sauber ist die Atomkraft selbstverständlich nicht, allen PR-Bemühungen der Atomlobby zum Trotz. Ich will an dieser Stelle auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, noch mal einige Beiträge ins Gedächtnis rufen, die in der letzten Zeit (u.a. auch in meinem Blog). So wurde im NDR kurz über die grundlegenden Risiken aufgeklärt:

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Tja, nun geht es also zu Ende, das Jahr 2010. Was hat es gebracht, abgesehen von neu aufflammenden Bürgerprotesten, Atomdeals und Vulkanausbrüchen? Werner Doyé und Andreas Wiemers (von Frontal 21/ZDF) halten wie jedes Jahr Rückschau auf die vergangenen zwölf Monate, in gewohnt pointierter und nicht unamüsanter Weise, auch wenn einem bei so manchem Thema das Lachen im Halse stecken bleibt. Einen guten Rutsch und einen geschmeidigen Start ins neue Jahr wünsche ich allerseits!

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