Kategorie: Wirtschaft Seite 34 von 54

Subventionen für Limo und Fleisch

Der Irrsinn der EU-Subventionen ist ja schon seit vielen Jahren ein heißdiskutiertes Thema, und trotz aller Absichtsbekundungen, hier mit dem Wirrwarr aufzuräumen, ist herzlich wenig passiert. Ganz abgesehen davon, dass viele Billigexporte in Länder der Dritten Welt die dortigen einheimischen Bauern belasten und Firmen zerstören, zeigte die ZDF-Sendung WISO in „Agrarsubventionen für Limo und Fleisch“, dass hierzulande auch große Konzerne ordentlich vom EU-Topf profitieren und somit Teile ihrer Gewinne aus den Steuergeldern der Bürger stammen, wie man an Südzucker oder Tönnies sieht. Unglaublich, dass dies einfach so hingenommen und höchst selten angesprochen wird.

Die Agrarsubventionen der EU sind nicht einfach zu verstehen. Eigentlich sollen sie den Bauern helfen, aber ein bedeutender Teil des Geldes landet nicht bei den Landwirten, sondern bei großen Unternehmen.

Erstaunlicherweise hat sich sogar das Privatfernsehen vor einiger Zeit mal dieses Themas gewidmet und auch auf die Mitverantwortung des Käufers für viele Fehlentwicklungen im Bereich der Landwirtschaft etc. hingewiesen – in einer Deutlichkeit, die man vom Privat-TV niemals erwarten würde (wenngleich der Stil der Reportage schon als grenzwertig zu bezeichnen ist); wann wird schon mal direkt darauf hingewiesen, dass die Kunden durch ihre Gier nach immer billigerem Zeug diesen Trend zur stetigen Qualitätssenkung selbst befeuern? In Welt der Wunder auf RTL2 (!) und n-tv lief der folgende Beitrag über die katastrophale Agrarpolitik der EU, die darauf abzielt, die industrielle Verwertungslandwirtschaft immer größer und größer zu machen, zu Lasten der Vielfalt, der Gesundheit und auch der Umwelt.

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Porto Alegres grüne Agenda

Den spannenden Artikel „Porto Alegres grüne Agenda“ von Gerhard Dilger, den ich auf Wir Klimaretter gefunden habe und den ich freundlicherweise komplett „abdrucken“ darf, möchte ich Euch heute als Leseempfehlung mit auf den Weg geben – er zeigt u.a., dass der in den westlichen Industrienationen mantraartig wiederholte und geradezu beschworene Wachstumszwang in anderen Gegenden längst ernsthaft in Frage gestellt wird. In Südamerika ist man gedanklich also schon weiter als unsere Politiker-Betonköpfe.

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Fünf Tage lang ringt die Weltbürgerbewegung im brasilianischen Porto Alegre um eine gemeinsame Plattform. Zwischen Klimawandel, Gemeingütern und dem Prinzip des “Guten Lebens” bleibt die Botschaft des Weltsozialforums dennoch diffus

Aus Porto Alegre GERHARD DILGER

Das Weltsozialforum ergrünt. Wohl kein Konzept wurde auf dem 10. Geburtstag des Forums in Porto Alegre öfter beschworen als jenes vom Guten Leben, das seine Wurzeln im Denken der Andenindianer hat und bereits in den neuen Verfassungen Ecuadors und Boliviens verankert ist.

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Auftaktdemonstration zum Weltsozialforum 2010. (Fotos: Dilger)

Brasiliens grüne Präsidentschaftskandidatin Marina Silva bezog sich in einer umjubelten Rede ebenso darauf wie der portugiesische Soziologe Boaventura de Sousa Santos, der sich wünscht, dass das “Gute Leben” einmal den westlich geprägten Entwicklungsbegriff ablösen möge. Oder Daniel Pascual vom “Komitee für die Einheit der Kleinbauern” aus Guatemala, der ähnlich wie seine Kollegen aus Kolumbien oder Peru die Offensive von Bergbau- und Agrarmultis in seinem Land schilderte. Pascual bedauerte aber auch: “Leider ist die Zeit hier viel zu kurz, um das zu systematischer auszuarbeiten.”

So zeigten die auf einen kruden Antikapitalismus fixierten Gruppen aus Brasilien, die per Akklamation eine umfangreiche “Erklärung der sozialen Bewegungen” verabschiedeten, nur wenig Interesse für den indigen geprägten Diskurs ihrer Gäste. Auch die alternative Klimakonferenz, zu der der bolivianische Präsident Evo Morales im April nach Cochabamba lädt, spielt in ihren Planungen noch keine Rolle.

Allerdings war das Forum, das am Freitag nach fünf Tagen zu Ende ging, auch keines jener wuselnden Großereignisse, für die Porto Alegre ab 2001 bekannt geworden ist. Schon wegen des enormen Aufwands finden die zentralisierten Megaevents seit 2005 nur noch alle zwei Jahre statt. 2010 sind noch gut 30 regionale und thematische Foren in aller Welt geplant, darunter Anfang Juli das Europäische Sozialforum in Istanbul.

Immerhin 35.000 TeilnehmerInnen kamen zum südbrasilianischen Regionalforum in den Großraum Porto Alegre. Die internationale Debatte blieb auf das Strategieseminar beschränkt, auf dem “Elemente für eine neue Agenda” diskutiert wurden. Eigentlich hatten die Organisatoren geplant, die wichtigsten Aspekte der zwölf Podiumsdiskussionen mit Blick auf die künftigen Foren zu bündeln. Stattdessen gab es eine allgemeine Aussprache, die Botschaft blieb diffus.

MarinaSilvaDilgerMarina Silva bereitet sich auf die Präsidentschaftswahl im Oktober vor

Dabei wird seit dem Weltsozialforum 2009 in Belém mit dem Guten Leben und dem Komplex “Gemeingüter” in Umrissen ein mögliche Plattform sichtbar, auf der sich die unterschiedlichsten Diskurse zusammenführen ließen: “Gutes Leben heißt nicht Streben nach mehr Konsum, sondern nach Autonomie, Selbstbestimmung, vor allem Selbstentfaltung”, sagt Silke Helfrich aus Jena, die über Gemeingüter referierte. “Bei den Kämpfen um Wasser und Land, um Wissen oder Software, geht es um Zugangsrechte und um gesellschaftliche Kontrolle, auch um die Frage, wie wir produzieren.”

Die Brücke zwischen der antikapitalistischen Linken und den Gemeingütern schlug Edgardo Lander: “Als globales System steht der Kapitalismus dem Erhalt des Lebens entgegen”, sagte der venezolanische Soziologe, “wir müssen die Wachstumslogik radikal überwinden und zu einer Umverteilung des Zugangs zu Gemeingütern kommen.”

Ohne eine kritische Bilanz des Realsozialismus mit seiner “ebenso zerstörerischen Entwicklungslogik” sei es sinnlos, von einem Sozialismus des 21. Jahrhunderts zu reden, betonte Lander in Anspielung auf sein Heimatland. Die südamerikanischen Linksregierungen hielten nicht nur am herkömmlichen Fortschrittsdenken fest, sondern hätte es sogar vertieft: “Lula hat die Gentechnik in der Landwirtschaft zugelassen, und unter Hugo Chávez ist die Wirtschaft Venezuelas abhängiger vom Erdöl als vor zehn Jahren.

Den zahlreichen Stimmen, die die Niederlage des Neoliberalismus auf der diskursiven Ebene feierten, hielt Lander entgegen: “Die kapitalistische Gesellschaft hat eine unglaubliche Globalisierung der Subjektivität erreicht. Die Vorstellung, das Leben sei gleichbedeutend mit Konsum, ist tief verwurzelt”. Die Lage sei alles andere als rosig, schloss er: “Die individualistischen Muster des Konsums und auch der Wissensproduktion stehen vor dem endgültigen Sieg.”

Derzeit habe das Finanzsystem Vorrang vor der „Realwirtschaft“ und der Umwelt, analysierte Susan George, nun gelte es, diese Reihenfolge umzudrehen. Der „New Green Deal“, der ihr vorschwebt, hat die Vergesellschaftung der Banken zum Ausgangspunkt. Geld für den ökosozialen Umbau der Welt gäbe es genug, rechnete die Attac-Denkerin vor: „Das Vermögen der reichsten 8,5 Millionen Menschen der Welt beläuft sich auf 38 Billionen Dollar, ein Drittel davon ist in Steuerparadiesen versteckt“.

Der Geograph David Harvey aus New York sieht das Grundübel in der Prämisse eines jährlichen Wachstums von durchschnittlich drei Prozent, zu dem sich Liberale wie Sozialisten bekennen würden. Die Finanzkrisen der letzten Jahrzehnte seien die Folge des „Problems, den Mehrwert zu absorbieren“, meint Harvey.

Das derzeitige Krisenmanagement stelle diese Wachstumslogik ebenso wenig in Frage wie die Umverteilung von unten nach oben: Über zwei Millionen US-Amerikaner hätten in den letzten drei Jahren ihre Wohnungen verloren, während allein 2008 die Manager von neun US-Banken Prämien in Höhe von 32 Milliarden Dollar eingestrichen hätten. „Für den Übergang zu einer nichtkapitalistischen Ordnung brauchen wir ein Bündnis zwischen den Unzufriedenen und den Enteigneten“, sagte Harvey.

Den düsteren Globalanalysen setzte Paul Singer funktionierende Beispiele aus der Solidarwirtschaft entgegen. „Wir müssen auch über kurzfristige Lösungen reden“, sagte der austrobrasilianische Ökonom, der seit 2003 als Staatssekretär für solidarische Ökonomie amtiert. 2007 waren über 1,7 Millionen BrasilianerInnen in 22 000 Kooperativen beschäftigt, berichtete er, und Jahr für Jahr kämen Tausende selbstverwaltete Betriebe hinzu.

Der bolivianische UN-Botschafter Pablo Solón warb für den Weltgipfel der Völker über den Klimawandel und die Rechte der Mutter Erde, der vom 19. bis 22. April in Cochabamba stattfindet. “Wir dürfen nicht zulassen, dass der Kapitalismus die Erde vollends zerstört”, sagte Solón. “Die Rechte der Menschheit können nur garantiert werden, wenn wir die Rechte der Mutter Erde respektieren”. In Cochabamba solle eine “Allgemeine Erklärung der Naturrechte” ausgearbeitet werden, denn “wir dürfen die Natur nicht länger wie einen Sklaven behandeln”.

Auch Solón bekannte sich zum “Guten Leben”, das er als “Teilen statt Wettbewerb” umschrieb. “Gegen die Folgen des Klimawandels stellt man 10 Milliarden Dollar bereit, für den Krieg 1,3 Billionen”, hob er hervor und stellte das Projekt von Evo Morales vor, der sich für ein weltweites Referendum über solche Prioritäten einsetzt.

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Pablo Solón wirbt für alternativen Klimagipfel in Cochabamba

Dass der Weg über Cochabamba nach Mexiko selbst für die vielfach zersplitterte Umweltszene nicht leicht sein wird, weiß auch Fátima Melo vom brasilianischen Netzwerk für die Integration der Völker. “Es reicht nicht mehr, antineoliberal oder antiimperialistisch zu sein”, sagte die Aktivistin aus Rio de Janeiro. “Mit dem Kampf um die Gemeingüter hat letztes Jahr in Belém ein neuer Zyklus für die Weltbürgerbewegung begonnen, der sich auch auf den Straßen Kopenhagens gezeigt hat.”

Nun gelte es, die Vielfalt der Bewegung zu nutzen, um auf die Politik Einfluss zu nehmen, meint Mello. Angesichts der Wachstumsfixierung auch der linken Regierungen, die in Brasilien, Ecuador oder Venezuela zu zahlreichen Konflikten mit indigenen Gemeinschaften und Organisationen führt, ist das keine leichte Aufgabe.

Pablo Solón lässt denn auch an der Stoßrichtung des Treffens in Cochabamba keine Zweifel aufkommen: “Gegen die Auswirkungen des kapitalistischen Systems auf das Klima müssen wir uns weltweit organisieren”. In Bolivien hingegen bleibe die Industrialisierung des Landes das oberste Ziel, “damit wir wirtschaftlich unabhängig werden und den Reichtum umverteilen können”.

In Porto Alegre sei man wieder einen Schritt vorangekommen, hieß es zum Abschluss allenthalben. Mehr sei kaum zu erwarten gewesen, findet auch Silke Helfrich: “Soziale Prozesse sind immer langsam, da muss man viel Geduld haben.”

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Fernsehtipp: Der Kunde als Knecht

Hier noch ein schneller Fernsehtipp – heute Abend um 20:15 Uhr läuft auf 3sat die interessante Doku „Der Kunde als Knecht“, in der die sogenannte „kundenaktive Selbstbedienung“ unter die Lupe genommen wird:

Der Kunde als Knecht? (3Sat, heute, 20:15 – 21:00)

“Wir bauen Möbel selbst zusammen, ersetzen im SB-Lokal den Kellner und buchen unsere Reisen im Internet. Hauptsache, König Kunde verursacht keine Personalkosten. Unterhaltsam klärt Sigrid Falin in einem dreiwöchigen Selbstversuch, “Warum wir alles selber machen”.

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Kleine Presseschau: „Konsum hat sich seit 1960 versechsfacht“ & mehr

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© modish, stock.xchng

Wieder mal bin ich im Netz über ein paar interessante Artikel gestolpert, wie man so schön sagt, deren Lektüre ich hiermit anregen möchte. Da ist zum einen die Studie „Konsum hat sich seit 1960 versechsfacht“ vom Washingtoner Worldwatch-Institut (kommentiert auf Wir Klimaretter), die verdeutlicht, dass unser westlicher Lebensstil, der auf Konsum und Verschwendung basiert, eine tödliche und törichte Sackgasse darstellt:

Das Washingtoner “Worldwatch”-Institut hat einen grundlegenden Wandel unseres Konsumverhaltens gefordert. Wie die Nachrichtenagentur epd berichtet, müsse im Kampf gegen Klimawandel und Umweltzerstörung in Zukunft deutlich werden, dass Kaufen nicht zu Glück, Zufriedenheit und gesellschaftliche Akzeptanz führe, heißt es in einem am Dienstag in Washington veröffentlichten Bericht der US-amerikanischen Umweltinstitutes. (…)

(…) Angetrieben werde das unverantwortliche Kaufverhalten von massiven Werbeschlachten der Wirtschaft: 2008 hätten Unternehmen weltweit 643 Milliarden Dollar für Kampagnen ausgegeben. In China und Indien steigen den Angaben zufolge die Ausgaben für Werbung jährlich um mehr als zehn Prozent. (…)

Was kann dagegen getan werden? Nun, US-Psychologen meinen nun, man sollte die Umwelt-Appelle beenden und statt dessen eher menschliches Streben nach Anerkennung nutzen. So geschildert von Meredith Haaf in der Süddeutschen Zeitung – „Argumente? Wen kümmern Argumente?  Wer den Klimawandel bekämpfen will, muss die Menschen nicht überzeugen, sondern erziehen: zu Eitelkeit und Neid“. Ein interessanter Ansatz, der allerdings auch recht neoliberal klingt. Dennoch sollte man wohl beim Versuch, die Menschen zum Umdenken zu bewegen, auch solche psychologischen Effekte nicht außer Acht lassen:

(…) Sollen wir wirklich verinnerlichen, dass Klimaschutz notwendig ist, sollte man uns besser manipulieren als aufklären, dazu hat die American Psychological Association (APA) gerade eine Studie [1] veröffentlicht. Sie erklärt, wie durch ein paar Tricks jeder von uns zum Klimaschützer gemacht werden kann, indem unser Hang zu Eitelkeit, Neid und Selbstdarstellung angestachelt wird. Anders gesagt: Wir tun alles, um die Umwelt zu schützen, solange wir es nicht merken und dabei gut aussehen. Junge Menschen reagieren nun mal eher auf Lifestyle-Argumente als auf Ökomoral.  (…)

(…) Sollen wir wirklich verinnerlichen, dass Klimaschutz notwendig ist, sollte man uns besser manipulieren als aufklären, dazu hat die American Psychological Association (APA) gerade eine Studie veröffentlicht. Sie erklärt, wie durch ein paar Tricks jeder von uns zum Klimaschützer gemacht werden kann, indem unser Hang zu Eitelkeit, Neid und Selbstdarstellung angestachelt wird. Anders gesagt: Wir tun alles, um die Umwelt zu schützen, solange wir es nicht merken und dabei gut aussehen. Junge Menschen reagieren nun mal eher auf Lifestyle-Argumente als auf Ökomoral. (…)

(…)  Es ist ein bisschen wie in der Schule – Wettbewerb, Wissensdurst und der Hunger nach Anerkennung müssen nur richtig stimuliert werden, schon verbessern sich die Noten. Und wenn wir schon in sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook freiwillig intimste Details preisgeben, warum nicht auch unsere Ökobilanz ins Netz stellen, um ein bisschen damit zu prahlen? (…)

bloedDie Dummdreistigkeit der Woche kommt mal wieder von der BILD-„Zeitung“. Druckte diese Postille doch neulich groß in ihrer „Gewinner/Verlierer“-Rubrik die deutschen Discounter Aldi & Lidl als Gewinner ab, weil sie in England die dortigen Ketten überholen. Der unfassbar ignorante und fast schon zynische Kommentar der BILD dazu „Sorry, das ist eben deutsche Wertarbeit“ (siehe HIER)! Wer so etwas schreibt und abdruckt, scheint die letzten Jahre irgendwo im Wolkenkuckucksheim oder unter einem Stein in den Bergen verbracht zu haben (bzw. verdient, wie die BILD, bestens an den Reklameaufträgen von Lidl) – die vielen schlimmen Folgen für die Gesellschaft, die durch diesen deprimierenden „Erfolg“ der Discounter ausgelöst werden bleiben hier ebenso unberücksichtigt wie auch die Tatsache, dass der Großteil der Aldi/Lidl-Waren sicherlich weder Wertarbeit noch überhaupt in Deutschland hergestellt wurde (die Aktionsware stammt aus Asien und viele der Lebensmittel von sonstwoher). Natürlich kann man von so einem Blatt wie der BILD auch nichts anderes erwarten…

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Mobile Werbetafeln verpesten und verstopfen Los Angeles

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Reklame nimmt bekanntlich seit jeher keine Rücksicht auf visuelle und andere Umweltverschmutzung – Hauptsache grell, Hauptsache auffällig, egal, wen man damit behindert, stört und nervt. Der Rubel muss schließlich rollen und der Konsument ordentlich kaufen! In Los Angeles rollt jedoch seit einer Weile noch viel mehr, wie Ban Billboard Blight zu berichten weiß – „Mobile Billboards: Bringing More Air Pollution, Traffic Congestion, Parking Problems“. Los Angeles stöhnt ohnehin schon unter einem viel zu hohen Verkehrsaufkommen, Staus und einer der schlechtesten Luftqualität der USA. Verzweifelt versuchen die Stadtoberen, den öffentlichen Nahverkehr aufzustocken, um dem Treiben Herr zu werden. Dies wird nun durch herumfahrende Trucks mit montierter Reklame konterkariert – diese LKW fahren kreuz und quer mit ihren Kommerzbotschaften durch die Stadt, verschmutzen die Luft weiter und belegen zudem auch noch Parkplätze (von der optischen Beleidigung des menschlichen Auges ganz zu schweigen). In San Francisco hat man solchen Bullshit bereits aufs Korn genommen, aber nicht überall hat man diese Weitsicht und erfrischend kritische Einstellung. Man lese sich bitte die offizielle Stellungnahme der Stadt durch – das sind mal erfreulich klare Worte in Richtung der Reklamefritzen!

So how should we regard the rapidly-growing phenomenon of mobile billboards mounted on trucks and trailers and driven through the streets or left sitting for days in highly sought-after parking spaces? As inevitable manifestations of commercial enterprise, or as destructive, anti-social assaults on our shared public spaces that ought to banned forthwith?

Some cities have done just that. San Francisco, for one example, and it’s worth reading the purpose section of its ordinance:

By their nature, commercial advertising vehicles are intended to distract, and aim to capture and hold the attention of, members of the public on or adjoining public streets, including drivers, pedestrians, bicyclists, and others. Moreover, such vehicles display commercial advertising from a mobile platform, including while the vehicle is moving within the flow of traffic, potentially stopping, starting, or turning abruptly, accentuating the inherent tendency of such advertising to seize attention and to distract. Additionally, the use of motor vehicles to display commercial advertising creates exhaust emissions. For these reasons, the Board of Supervisors finds that commercial advertising vehicles create aesthetic blight and visual clutter and create potential and actual traffic and health and safety hazards.

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Surftipp: Fossil-of-the-Day Awards

fossil-of-the-day-logoEs gibt Auszeichnungen, die von den Preisträgern nicht wirklich gerne entgegengenommen werden. Die Grüne Tomate ist so einer, oder Der Goldene Windbeutel für die dreisteste Werbelüge. Ebenfalls eher unbeliebt bei den „Gewinnern“ dürfte der Fossil of the Day-Award sein, der bereits seit 1999 vom Climate Action Network vergeben wird, und sich besonders um Sünden in der Klima- und Umweltpolitik kümmert bzw. um die Regierungen, die die UN-Klimaschutzverhandlungen am stärksten behindern. Ende letzten Jahres durfte sich beispielsweise Angela Merkel über den Preis freuen (als „Anerkennung“ für ihr Umkippen in der Klimapolitik), George W. Bush gehörte ebenfalls schon zu den Gewinnern (ihm gebührt der Spezialpreis „Fossil of the century”), und zuletzt traf der „Fossil of the Year-Award“ Ende Dezember Kanada für seine rückständige Haltung auf der Kopenhagener Klimakonferenz:

“Fossil of the Year goes to CANADA, for bringing a totally unacceptable position into Copenhagen and refusing to strengthen it one bit. Canada’s 2020 target is among the worst in the industrialized world, and leaked cabinet documents revealed that the governments is contemplating a cap-and-trade plan so weak that it would put even that target out of reach.

“Canada has made zero progress here on financing, offering nothing for the short term or the long term beyond vague platitudes. And in last night’s high-level segment, Canada’s environment minister gave a speech so lame that it didn’t include a single target, number or reference to the science.

“Canada’s performance here in Copenhagen builds on two years of delay, obstruction and total inaction. This government thinks there’s a choice between environment and economy, and for them, tar sands beats climate every time. Canada’s emissions are headed nowhere but up. For all this and more, we name Canada the Colossal Fossil.”

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Plastic Planet – Verhängnisvolle Plastikflut

Unsere Wegwerf- und Konsumgesellschaft produziert nicht nur unablässig neue Schulden, Umweltzerstörung, gesellschaftliche Verwerfungen und Ungleichgewichte, sondern auch jede Menge Müll, Tag für Tag, ohne Pause. Besonders gefährlich ist dabei der Kunststoff, der in vielen Produkten enthalten ist, in Verpackungen u.ä. In der ZDF-Sendung aspekte wurde letzte Woche der ab dem 25. Februar in den Kinos anlaufende Dokumentarfilm „Plastic Planet“ von Werner Boote (» Film-Website) vorgestellt, in dem es um diesen bedrohlichen und oft von der Industrie verharmlosend heruntergespielten Problembereich des täglichen Konsumwahnsinns geht:

Wir alle sind Kinder des Plastik-Zeitalters: vom Babyschnuller bis zur Trockenhaube, von der Quietscheente über Zahnbürste und Silikonbusen bis hin zur Auto-Innenausstattung. Plastik ist überall: Die Menge an Kunststoff, die bisher produziert wurde, reicht aus, um den gesamten Erdball sechsmal in Plastikfolie einzupacken. In den Weltmeeren findet sich bereits sechs Mal mehr Plastik als Plankton. Für seinen Film hat der Wiener Regisseur Werner Boote in 15 Ländern unseres Plastik-Planeten gedreht – ein “Katastrophenfilm” mit erstaunlichen Erkenntnissen. (…)

(…) Doch Kunststoffabfälle verseuchen die Umwelt, selbst in scheinbar unberührten Gegenden der Erde liegen Plastiktüten und -flaschen herum. Das Problem: Plastik verrottet nicht: eine PVC-Windel beispielsweise zerfällt erst in 200 Jahren in ihre Bestandteile. Längst stört Plastik den Kreislauf der Natur empfindlich: Meeresvögel fressen bunten Plastikmüll, im Meer treibende kleine Plastik-Partikel werden von Fischen für Plankton gehalten und gefressen. Ein tödlicher Irrtum: das Plastik durchlöchert den Magen, die Tiere verenden – allein etwa 100.000 Meeressäuger im Jahr. (…)

(…) Gegen die Plastikflut hilft nur: Reduzieren und Vermeiden. Plastiktüten, Plastikflaschen, Wegwerfprodukte, Plastikhüllen und -verpackungen sind meist gar nicht nötig. Der Appell des Film wird hoffentlich Wirklichkeit: “Wenn Sie diesen Film gesehen haben, werden Sie nie wieder aus einer Plastikflasche trinken.” Bootes Engagement hat Erfolg: Nachdem “Plastic Planet” beim Filmfestival in Abu Dhabi lief, verfügte das Emirat, dass dort ab 2013 Plastiktüten verboten sind. (…)

Der offizielle Trailer zu Film:

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Blick durchs Netz: McDoofs Verdummungskampagne, Milchmädchenrechner und die Rendite der Entmenschlichung

Reklame macht ja nicht nur doof, sie ist auch doof. Je größer der dahinter stehende Konzern, desto Gehirnwäsche, behaupte ich mal so frei von der Leber weg. Ein „schönes“ Beispiel liefert dafür gerade McDonald’s mit ihrer neuen Kampagne, in der sie die Grandezza ihrer Fritten- und Buletten-Jobs anpreisen, und das in einer Art, die so peinlich und dumm ist, dass ich den Clip hier sogar zeige (ist nämlich eindeutige Anti-Werbung):

Bleib passiv! kommentiert das alles sehr zutreffend – „McJob“:

“Mit 65 WIEDER arbeiten und das bei MC Donald’s? Aber es macht mir sooo vieel Spaß…”

Die Botschaft der Kampagne, die ähnlich bereits 2006 in Großbritannien lief: Das ach so freundliche Familienunternehmen hat ein riesiges Herz für die ganze Familie und bietet derart gute Arbeitsbedingungen, dass auch erfahrene Arbeitnehmer zufrieden sind.

Die Wahrheit: Die zunehmende Altersarmut in Deutschland zwingt schon heute viele ältere Menschen dazu, sich neben der Rente etwas hinzuverdienen zu müssen. Schwarz-Gelb-Rot-Grün machen’s möglich – die Industrie freut sich öffentlich. Diese Werbung ist noch geschmackloser als der angebotene Fraß. Wer hätte gedacht, dass das überhaupt möglich ist…

milchmaedchenrechner-schraeg-600px1-265x265Wollen wir mal hoffen, dass die Rechnung von McD nicht aufgeht – aber bei solch vertrackten Situationen hilft vielleicht der Milchmädchenrechner, das neueste Ultramegatiptopangebot des Antipreneurshops, beliebt sicher auch bei allen Politikern mit Schönrechenkünsten:

In Zeiten von Wirtschaftskrise und Milliardenkrediten darf einem der eigene Taschenrechner keinen Strich durch die Rechnung machen. Darum ist der Milchmädchenrechner ideal für alle, die große Summen zu verschleudern haben: Auf dem Maxi-Display haben Zahlen mit bis zu zwölf Stellen Platz. Da macht selbst das Schuldenmachen Spaß.

Mit seinem erweiterten Tastenfeld macht es der Milchmädchenrechner zum Kinderspiel, Fünfe gerade sein zu lassen. Zum Funktionsumfang gehören praktische Helferlein wie die „Devisenkreislauf“-Taste, „20 Prozent teurer“ und die ebenso neue und unverzichtbare Funktion „Pi mal Daumen“. (…)

Apropos Regierung und Schulden – die famosen Pläne von Schwarz-Gelb, den Atomausstieg voranzutreiben, erhalten neuen Gegenwind, diesmal sogar von dem von der FDP doch vermeintlich so liebkosten Mittelstand, wie die ZEIT berichtet (man beachte dazu auch die Leserkommentare!) „Die Stadtwerke bocken“:

(…) Große Stadtwerke haben am Dienstag in Berlin die Pläne der Bundesregierung zur Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken kritisiert. Sie fürchten, dass der Wettbewerb auf den Energiemärkten dadurch massiv behindert werde. “Wir sind gegen eine exklusive Technologie in exklusiven Händen”, sagte der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke Hannover, Michael Feist. “Es darf durch eine Laufzeitverlängerung keine wettbewerbsverzerrenden Folgen geben.” (…)

(…) Wie die Politik allerdings erfolgreich Anreize zu mehr Wettbewerb und zum Ausbau der erneuerbaren Energien setzen will, wenn sie zugleich eine Laufzeitverlängerung beschließt, sagte Brüderle nicht. Weiterhin ist offen, wie ernst er seine Wettbewerbsforderungen tatsächlich meint. Das geplante Entflechtungsgesetz, das die Marktmacht großer Konzerne brechen soll, spielte Brüderle herunter: Es werde kein “Lex Energiewirtschaft” sein, sagte er. (…)

Von der FDP gibt’s also nichts Neues zu hören, die leben immer noch in ihrer idealisierten Welt von vor 20–30 Jahren. Überraschend hingegen ist, was die Financial Times Deutschland unlängst schreibt – in „Das Kapital: Die Rendite der Entmenschlichung“ werden Töne angeschlagen, wie man sie von so wirtschaftsnaher Presse kaum erwarten würde:

In der Freizeit konsumieren wir, und während der Arbeitszeit steigern wir unsere Produktivität dermaßen, dass wir morgen noch mehr unnützes Zeugs kaufen können. Die Schwachen bleiben auf der Strecke: Aus der ökonomischen wird eine Sinnkrise: Und die Anleger schauen wie immer weg. (…)

(…) Gleichwohl verlangt unser ökonomisches System – und noch kennen wir kein besseres -, dass wir unablässig mehr konsumieren, damit Massenarbeitslosigkeit und Verelendung abgewendet werden können. So wird aus der ökonomischen eine Sinnkrise, von der Ausbeutung der Erde mal ganz zu schweigen. Was wir wohl eigentlich bräuchten, wäre eine ökonomische Theorie des Schrumpfens. Unter anderem müsste sie vermutlich daran ansetzen, dass wir in der Schule nicht mehr nur den Nachwuchs der Produzenten und Konsumenten großziehen, sondern Menschen das Menschsein lehren. (…)

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Der Public Eye Award 2010

public-eye_Durch Ina von Bloggerpatenschaften wurde ich gerade noch rechtzeitig auf die derzeit (bis zum 26. Januar) laufende Abstimmungsphase zum Public Eye Award 2010 aufmerksam gemacht, mit dem Konzerne, die sich besonders um Ausbeutung, Umweltzerstörung und Vertuschung „verdient“ gemacht haben, „ausgezeichnet“ werden. Wer mitmachen möchte, bitte >> hier entlang. Auf jeden Fall wird es einen „würdigen“ Preisträger geben, wenn man sich die nominierten Firmen und ihr Sündenregister so anschaut…

Unternehmensverantwortung hier und jetzt

Mit den Public Eye Awards (vormals Public Eye on Davos) haben die Erklärung von Bern (EvB) und Pro Natura seit 2000 vor Ort einen kritischen Kontrapunkt zum Jahrestreffen des WEF in Davos gesetzt. An Stelle von Pro Natura trat 2009 neu Greenpeace Schweiz an die Seite der EvB als Trägerorganisation. Zusammen zeigen wir den Akteuren der Weltwirtschaft, dass Menschen und Umwelt verachtende Geschäftspraktiken Konsequenzen haben – primär für die davon Betroffenen, aber auch für das Firmenimage.

Die übelsten Unternehmen des Jahres erhalten von uns Schmähpreise. Zwei davon (die Kategorien «Global» und «Swiss») werden von einer internen Fachjury und der «People’s Award» per Internet-Abstimmung vom Publikum verliehen. Ab 2010 vergeben wir zudem einen «Greenwash Award», um der inflationär wachsenden Zahl an Institutionen Rechnung zu tragen, die mittels sozial-ökologischer Feigenblätter versuchen, das Image unbelehrbarar Konzerne schön zu färben.

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Schweinegrippe und Lobbyismus

Na, erinnert sich noch jemand an die Schweinegrippe? Die „Pandemie“, die quasi die gesamte Bevölkerung ausrotten sollte und vor der wir nur sicher wären, wenn wir uns alle (vor allem die „Risikogruppen“ – und wer wäre das in dieser kranken Gesellschaft inzwischen nicht?) impfen ließen. Dummerweise half auch intensive Impfpropaganda von Seiten der Medien und Politik nicht so recht, die Länder bleiben auf den Impfstoffen massenweise sitzen. Aber egal, die Pharmaindustrie hat ihr Geschäft gemacht, nun wird es also Zeit, die nächste Sau durch’s Dorf zu treiben (sozusagen). Diese Krankheit ist natürlich sooo 2009, aber dennoch will ich sie hier noch einmal im Zusammenhang mit der Pharmalobby thematisieren. Das ARD-Magazin PlusMinus brachte nämlich im letzten Herbst einen interessanten Beitrag, der das ganze Pandemie- und Impfgerede in die richtige Perspektive rückt.

Transparency International Deutschland schrieb dazu (via Politische Unklarheiten):

Die […] Angaben vom März 2009 zeigen, dass die Mehrzahl der derzeit 16 Mitglieder [der Ständigen Impfkommission] mehr oder minder intensive Kontakte, darunter auch bezahlte Tätigkeiten, zu den wichtigsten Herstellern von Impfstoffen haben.

http://www.transparency.de/2009-09-14-Schweinegrippe.1494.0.html

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