Kategorie: Wirtschaft Seite 13 von 54

Jean Ziegler – „Der Aufstand des Gewissens“

Jean Ziegler, seines Zeichens bekannter Globalisierungskritiker und UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, ist nicht nur ein umtriebiger Buchautor (siehe meine Rezension von „Das Imperium der Schande“, u.a. über Nestlé und andere Unternehmen, die viel Dreck am Stecken haben), sondern legt auch sonst gerne den Finger an die Wunden, die dieses Wirtschaftssystem weltweit schlägt und blutend hinterlässt.

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Hedgefonds – die Schattenbanken

Eigentlich bedarf es ja spätestens seit der 2008er Finanz- & Wirtschaftskrise keiner weiteren Beweise, dass das Finanzsystem so, wie es heutzutage ausgeprägt ist, parasitär und hochgefährlich ist. Und obwohl die Banken im Zuge der ganzen Rettungsschirme, die „damals“ und auch heute wieder (im Zusammenhang mit der Griechenlandproblematik) aufgespannt werden, ganz offensichtlich ihre Geschäfte und ihre „Traumrenditen“ auf dem Rücken der sonstigen Bevölkerung abwickeln bzw. sich von dieser, sollte mal wieder was in die Hosen gehen, rauspauken lassen, dürfen sie nach wie vor fast ungehindert weitermachen wie bisher. Die halbherzigen Versuche der Politik, hier regulierend und beschränkend einzugreifen, waren bislang zum Scheitern verurteiln – oder wurden eben mit so wenig Nachdruck voran getrieben, dass natürlich alles beim alten blieb. Wofür nicht zuletzt auch eine gut organisierte Finanz-Lobby z.B. vor Ort in Brüssel sorgt.

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Für mich funktioniert der Kapitalismus

Naja, also keine Angst – die Titelzeile soll nicht etwa das Hohelied auf Geldraffen und Wirtschaftswachstum singen, wie man vielleicht im ersten Moment vermuten könnte. Vielmehr beziehe ich mich damit auf ein neues Projekt des amerikanischen Aktionskünstlers Steve Lambert, das „Make Capitalism work for me“ heißt und bereits im Titel ein nettes Wortspiel beinhaltet, denn man kann das mit „Lass den Kapitalismus für mich arbeiten“ wie auch mit „Mach, dass der Kapitalismus für mich funktioniert“ übersetzen.

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Wall Street besetzen

Das Adbusters Magazine, selbsternanntes „Culture Jammer’s Headquarter”, macht nicht nur mit seiner Zeitschrift und dem Begründer Kalle Lasn von sich reden, sondern auch regelmäßig mit Aufrufen zu recht spektakulären konsumkritischen (Buy Nothing Day) oder sogar revolutionären (Week of Carnivalesque Rebellion) Aktionen. Immer getragen von einem sehr skeptischen Blick auf unsere Kommerz- und Reklamegesellschaft, auf unsere mediale Spektakelgesellschaft, auf unser oft sehr zerstörerisches und auf Wachstum fixiertes Wirtschaftssystem.

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Nahrungsmittel-Spekulation

Seit Freitag steht ein neuer kleiner Infofilm im Netz (diese Kurzvideos sind ein Thema, zu dem ich allgemein auch mal was schreiben werde), der sich mit der Problematik der Nahrungsmittel-Spekulation befasst und diese in leicht fassbarer, anschaulicher Form visualisiert. Nicht erst seit den empörenden Werben der Deutschen Bank für ihren Grundnahrungsmittelfonds steht das Zocken mit diesen für die Ernährung der Menschheit so wichtigen „Rohstoffen“ in der Kritik. World Economy, Ecology & Development (WEED) hast sich dieser Problematik angenommen und eine entsprechende Kampagne im Netz gestartet:

Nahrungsmittel-Spekulation

Nahrungsmittelspekulation geschieht vor allem an sogenannten Terminbörsen, die besonders groß in den USA sind und in Europa gerade wachsen. Auch wenn diese Börsen einen gewissen Nutzen für die Landwirtschaft haben können, bergen sie viele Gefahren. Vor allem durch die immer stärkere Beteiligung von Finanzspekulanten wie Banken und Fonds werden die Nahrungsmittelpreise immer mehr zum Spielball von Spekulation und Renditemaximierung. Sogar viele WissenschaftlerInnen und AnalystInnen meinen inzwischen, dass die Nahrungsmittelpreise unter anderem in der schlimmen Krise um 2008 durch Spekulation stark in die Höhe getrieben wurden (siehe Liste). Finanzspekulation war damit mitverantwortlich für Millionen zusätzliche Hungerende. Weitere Informationen finden Sie auch in dieser Präsentation.

Was geschehen muss

Damit Spekulanten nicht auf Kosten der Armen und Hungerenden Gewinne machen können, braucht es eine starke Regulierung der Rohstoffmärkte. Das umfasst:
• Handel auf Börsen oder über Clearingstellen, soweit möglich
• Für außerbörslichen (OTC) Handel hohe Sicherheitsleistungen
• Berichtspflicht mit öffentlichen Berichten
• Preisaufsicht und Preislimits
• Verhinderung exzessiver Spekulation und Positionslimits
• Verbot für Handel von Publikumsfonds und für Eigenhandel
• Kontrolle der Spekulation der multinationalen Agrarkonzerne
• Transaktionssteuer auf Rohstoffterminhandel

Die politische Debatte

In der G20 hat der französische Präsident Sarkozy das Thema zu einem der Schwerpunkte gemacht. Die G20-Finanzminister wollen bis zum Gipfel in Cannes im November 2011 über Maßnahmen entscheiden. In der EU wird die Reform der Richtlinie für Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) eine wichtige Rolle spielen. Im Juli 2011 hat WEED mit 13 anderen Organisationen einen Brief an Binnenmarktkommissar Barnier geschrieben. Darin wird gefordert, dass Spekulation mit Nahrungsmitteln durch in der MiFID angegangen wird. Auch zur neuen EU-Verordnung zu Derivaten waren WEED und andere auf europäischer Ebene aktiv, unter anderem mit einer Email-Aktion. In Deutschland hat sich Landwirtschaftministerin Aigner wiederholt kritisch geäußert, aber die Haltung der deutschen Regierung bleibt vage. Spekulation mit agrarischen Rohstoffen war im Juni 2011 Thema einer Anhörung im Bundestag, zu der WEED als Sachverständiger geladen war (siehe Stellungnahme).

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Telekolleg: Anarchie

Ich weiß ja nicht, wer sich noch an meine ausführliche Buchbesprechung des Werkes „Anarchie!“ von Horst Stowasser erinnert, in der ich vor über einem Jahr meine Sympathie für die dort geäußerten Gedanken und Ideen zum Ausdruck brachte (wer sich nicht mehr erinnern sollte oder erst jüngst auf meinen Blog gestoßen ist, kann seinem Gedächtnis HIER auf die Sprünge helfen). Auf jeden Fall hatte ich bereits damals darüber sinniert, dass der Begriff „Anarchie“ leider überwiegend negativ konnotiert ist und für viele Menschen primär mit Chaos und Gewalt verbunden ist, also das Gegenteil von Ruhe, Ordnung und einer anstrebenswerten Gesellschaftsordnung darstellt – würde man jetzt rausgehen und spontan einige Leute auf der Straße fragen, würde sich sicherlich ein entsprechend negatives Meinungsbild ergeben (behaupte ich mal einfach so forsch).

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Verband abzockender Konzerne

Anlässlich der 1000. Sendung des NDR-Magazins Markt hat die Extra 3-Redaktion einen schönen kleinen Beitrag ausgeknobelt, der auf durchaus amüsante Weise vor allem das Treiben vieler Großunternehmen aufs Korn nimmt – „Markt macht Konzernen das Leben schwer“:

“Johannes Schlüter” von Extra 3 Fans ist auch der Vorsitzende des Verbandes abzockender Konzerne, kurz VAK. Ihn ärgert, wie Markt die Verbraucher regelmäßig verunsichert.

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Steuerzahler blechen für privatisierte Autobahnen

Das Thema Public Private Partnership, kurz PPP, hatte ich in meinem Blog ja schon einige Male am Wickel. Was auf den ersten Blick vor allem für klamme Kommunen und Länder- wie Bundeshaushalte verlockend ausschaut, nämlich dass ein privater Investor Instandhaltungs- und Umbaukosten übernimmt und dafür dann einen Teil der zukünftigen Einnahmen für sich behält (oder, in der anderen Variante, die öffentliche Hand ein Schwimmbad, eine Straße etc. verkauft und dann zurückmietet), ist leider oft nur eine kurzfristige Entlastung – am Ende wird es dann doch wieder teurer für den Bürger. Das Beispiel der teilprivatisierten Autobahn A1 stellte ich Euch HIER schon mal vor, nun sind auch diverse weitere Autobahnabschnitte in der Privatisierungsphase, mit den entsprechenden Risiken für die Autofahrer, wie Frontal 21 unlängst berichtete – „Privatisierte Autobahn – teuer und gefährlich?“:

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Das Geschäft mit dem Schwein

Ich denke, ich erzähle meinen Lesern hier nichts Neues, wenn ich mal wieder auf die unsäglichen Zustände in der Massentierhaltung hinweise. Anlass ist die Sendung von Panorama – die Reporter mit dem Titel „Das Geschäft mit dem Schwein“, in der deutlich wird, wie verheerend die Auswirkungen des Discount-Billigwahns auf die Qualität der Lebensmittel und auf die Lebensqualität von Tieren ist. Natürlich, es fällt, wie schon bei anderen Beiträgen zum Thema Turbomast in Niedersachsen, unangenehm auf, dass sich Leute erst dann darüber aufregen, wenn sie direkt davon betroffen sind, weil ihr Grundwasser verschmutzt wird oder es zu sehr stinkt – 99% dieser Menschen würden aber vermutlich bedenkenlos zu Billigfleisch greifen, wenn es nur 50 km weiter entfernt „angebaut“ werden würde. Das ist das „Not in my backyard“-Phänomen… Besser als ein Verschieben der Mastbetriebe in andere Regionen wäre natürlich eine Umstellung der eigenen Ernährungsgewohnheiten, weg vom Fleisch. Aber unabhängig davon kann ich den Panorama-Beitrag durchaus empfehlen – er ist derzeit (noch) in der Mediathek abrufbar – HIER.

In Niedersachsen leben 8 Millionen Menschen und 8 Millionen Schweine. Das hat Folgen: zu viel Gülle, zu viele Keime, belastete Böden, und unwürdige Tierhaltung.

(…) Doch die Nutztierhaltung hat die Region auch wohlhabend gemacht. Die sogenannte “Veredelungswirtschaft” ist wichtiger Teil der deutschen Agrarindustrie. Mehr als 50 Millionen Schweine werden in Deutschland jährlich geschlachtet – mehr als 16 Millionen davon allein in Niedersachsen. Die deutsche Schweinefleisch-Produktion gehört hinter den USA und China zur Weltspitze.

Auch der Landwirt Dirk Frahne ist Teil der Agrarwirtschaft. Er hält etwa dreihundert Sauen in Goldenstedt – knapp fünfzig Kilometer nordöstlich von Damme. Seine Tiere sehen zwar satt und sauber aus, doch sie stehen dicht gedrängt auf Betonboden, eingezwängt in massive Metallgitter – kein Stroh, keine Bewegung, kaum Tageslicht. Die Luft ist stickig. Es stinkt. Kot und Urin werden durch schmale Spalten im Boden gedrückt – in den darunter liegenden Güllekeller. Beißendes Ammoniak liegt in der Luft.

“Das Maximum aus den Sauen rausholen”

Dirk Frahne sagt, er müsse das Maximum aus seinen Sauen herausholen. Er müsse günstig produzieren, das wolle der Verbraucher so. Jeder Deutsche isst im Durchschnitt knapp vierzig Kilogramm Schweinefleisch im Jahr. Die meisten Schweine in der konventionellen Haltung haben keine Ringelschwänze mehr, die werden in der Regel gekürzt. Da die Tiere wenig Platz und kaum Beschäftigungsmöglichkeiten haben, würden sie sich sonst gegenseitig die Schwänze blutig beißen. Und das kann zu schweren Infektionen führen. (…)

Massentierhaltung auch eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen

Kritiker der intensiven Tiermast sorgen sich allerdings nicht nur um das Wohl der Tiere, sondern inzwischen auch um die Gesundheit der Menschen. Der Tierarzt Hermann Focke, früher Amtsveterinär in der Region, warnt schon lange vor einem verantwortungslosen Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Ein Riesenskandal sei es, kritisiert der Veterinär, dass man bis heute nicht einmal wüsste, wie viele Antibiotika insgesamt in der Nutztierhaltung eingesetzt würden. Tiere und Menschen werden dadurch resistent, und Antibiotika helfen dann bei Infektionen nicht mehr.

Mit der Zeit konnte sich so ein gefährlicher Keim verbreiten: MRSA – das steht für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus. Dieser Keim ist gegen viele Antibiotika resistent und kommt auch häufig in Schweineställen vor. Dort kann er auch von Tier zu Mensch übertragen werden. Schweinehalter gehören deshalb zur Risikogruppe. Und wenn die ins Krankenhaus müssen, verbreiten sie den Keim dort möglicherweise weiter.

Tierindustrie boomt – auch in Mecklenburg-Vorpommern

Trotz Umweltschäden und drohender Gesundheitsprobleme boomt die intensive Schweinehaltung. Die Deutschen produzieren immer mehr Fleisch, die Discounter bieten es immer billiger zum Kauf an. Schon längst werden mehr Schweine geschlachtet, als in Deutschland gegessen werden. Immer mehr Fleisch wird deshalb exportiert. (…)

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Lesetipps: Kranke Kinder | Versuchskaninchen der Pharmaindustrie | Das Spiegel-Spektakel

Eigentlich gilt der Sommer ja eher als Saure-Gurken-Zeit in der Presselandschaft – weil Urlaub herrscht und Schulferien sind und die Hitze und die Sonne sowieso aufs Hirn schlagen und zu Müßiggang und Herumhängen animieren. Aus diesem Grunde erscheinen in so mancher Zeitung in den Sommermonaten auch eher unspektakuläre, vielleicht sogar langweilige oder künstlich aufgeblasene Meldungen, um das sogenannte „Sommerloch“ zu füllen. Leider hat der immer weiter voran schreitende qualitative Verfall der Mainstreammedien dafür gesorgt, dass das ganze Jahr hindurch inzwischen Zeilen geschunden und mit halbseidenen Themen um Aufmerksamkeit gebuhlt wird – und das auch abseits des Boulevard, der sowieso seit jeher auf diese Weise sein Geld verdiente.

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