Kategorie: Globalisierung Seite 18 von 19

Die Krise

Die Krise ist zumindest in den Medien mittlerweile ja doch in aller Munde – überall hört man schauerliche Meldungen und Berichte, wie sehr der Abschwung und die Rezession weltweit zuschlägt. Seit diesem Jahr gibt es praktisch jede Woche beispielsweise in der ZDF-Wirtschaftssendung WISO mindestens einen Beitrag zu diesem Thema – vorletzte Woche u.a. zu den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in den USA und die Folgen für den Anstieg der Armut und Obdachlosigkeit im Land:

Wohingegen das Magazin quer im Bayerischen Fernsehen den Eindruck bestätigte, den ich selbst in meinem Umfeld bisher habe: von einer Wirtschaftskrise, der schwersten seit Menschheitsgedenken gar, ist vielerorts noch nichts zu spüren, das Leben geht weiter wie bisher, man kauft ein wie immer. Allerdings zeichnet sich ein Trend zum „Cocooning“ ab, also zum Sich-Einigeln in der eigenen kleinen Welt, um die böse Welt dort draußen von sich fern zu halten. „Flucht nach Innen:  Wie wir uns in der Krise einrichten“, so der Beitrag:

Kurzarbeit bei BMW, Schaeffler schreit um Hilfe, die Krise hat die Deutsche Wirtschaft voll erwischt. Aber da gibt es auch Gewinner: Möbelhäuser, Feinkostläden und Supermärkte verzeichnen Rekordumsätze. Immer mehr Menschen leben nach der Devise: „Wenn es uns schon schlecht geht, dann wenigstens mit Stil“. Das „Cocooning“, der Rückzug in die eigenen vier Wände, wird zur Krisenstrategie der Deutschen, Und während wir es uns in der neuen Wohnzimmergarnitur bei einem guten Gläschen Wein bequem machen, leidet die Gastronomie.

bild-42(Klicken, um den Film zu starten)

Die Wochenzeitung Der Freitag befasst sich dennoch mit möglichen Szenarien, die uns bevorstehen könnten, wenn der generelle Trend nach unten anhält oder, was manch einer befürchtet, sich noch verstärkt. In „Hallo Apokalypse“ werden neben einer Analyse von Untergangsszenarien der Vergangenheit drei mögliche Optionen dargestellt, wie es weitergehen könnte:

Robert Kurz „Szenario I: Der ‚weiße Tod‘ des Kapitalismus
Hermannus Pfeifer „Szenario II: Das Ende dieser Globalisierung
Werner Vontobel „Szenario III: Harmloser Anfang, düstere Aussicht

Richtig Mut macht eigentlich keines der dort gemalten Zukunftsbilder – dann vielleicht doch lieber ins Möbelhaus gehen und seine Wohnung schön neu einrichten…

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Ausbeutung auch für Microsoft, Dell, IBM oder Hewlett Packard

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© nkzs, stock.xchng

Die Discounter, deren Geschäftspraktiken und die daraus resultierenden Folgen für Gesellschaft und Umwelt diese Konzerne besonders tief im Konsumpf stecken lassen, sind leider nur die Spitze des Eisberges, d.h. die offensichtlichste und offensivste Versinnbildlichung der sog. „freien Marktwirtschaft“, in der der Wettbewerb der Unternehmen um die größten Marktanteile und Profite dazu führt, dass am Ende nur derjenige besteht, dem es gelingt, die Kosten soweit wie nur möglich zu drücken. Die Konsumenten sehen in der Regel nur die Konsequenzen, die dieses System beim Einkauf direkt auf ihren Geldbeutel hat: die Firmen schlagen sich um die niedrigsten Preise, und die Käufer (zumindest in unseren Breitengraden) lachen sich ins Fäustchen, dass sie wieder so ein tolles Schnäppchen haben machen können. Gerade im Elektronikbereich, in dem mit besonders harten Bandagen gekämpft wird und wo auch die Markteintrittsbarrieren für neue Wettbewerber aufgrund der gewaltigen Investitionskosten recht hoch sind, scheinen alleine der Fortschritt und steigende Stückzahlen Leistung von Computern und Unterhaltungstechnik immer billiger bzw. leistungsfähiger zu machen.

Die Kehrseite der Medaille wird gerne ausgeblendet und verdrängt: diese Preise, die uns MediaMurks & Co. bieten, befinden sich nicht zuletzt deshalb auf solch einem recht niedrigen Niveau, weil die Konzerne das Gefälle an Lohnkosten und Sozialstandards auf der Welt rücksichtslos zu ihren Gunsten ausnutzen. Es lebe die Wegwerfgesellschaft. Von Lidl, Aldi & Co. erwartet man sowieso nichts anderes, leider betreffen diese Vorwürfe auch namhaftere Marken wie z.B. Dell, Microsoft, IBM oder Hewlett Packard. Ein Drucker für unter 50 €, wie kann das eigentlich sein? Der Standard aus Österreich veröffentlichte neulich unter dem Titel „Ausbeuter: Chinesische Hardwarefabrik stellt namhafte Technologiekonzerne bloß“ eine amerikanische Studie, die fatal an diejenigen über Aldi-Zulieferer und Lidl/kik-Kleidungsfabriken erinnert.

Ein Bericht der US-amerikanischen Menschenrechtsorganisation National Labor Committee (NLC) hat aufgedeckt, dass die Arbeiter einer Hardwarefabrik im chinesischen Dongguan absolut menschenunwürdigen Bedingungen ausgesetzt sind.

Die Arbeiter dürfen sich während ihrer Fließbandarbeit nicht unterhalten, keine Musik hören und ihre Hände und Köpfe nicht heben. Sie müssen zwölf Stunden täglich auf harten Holzhockern an einem Fließband sitzen, wo ihnen 1,1 Sekunden bleiben, um jeweils eine Taste einer Computertastatur zu montieren. Unbezahlte Überstunden sind Pflicht und pro Monat haben die Arbeiter im Schnitt nur zwei freie Tage zur Verfügung. Ihr Stundenlohn beträgt rund 64 Dollar-Cent, was nicht einmal genug ist, um die grundlegendsten Bedürfnisse zu stillen. Da die Arbeiter auf dem Firmengelände untergebracht sind, bekommen sie netto sogar nur 41 Dollar-Cent. Regelverstöße werden mit Gehaltsabzügen bestraft. Sie leben in überfüllten Schlafsälen am Firmengelände, das sie vier Tage in der Woche nicht verlassen dürfen. Um zu verhindern, dass Informationen nach außen dringen, werden die Arbeiter zudem jedes Mal durchsucht, bevor sie das Gelände verlassen.

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© pawel_231, stock.xchng

Wer nun schulterzuckend darauf verweist, dass die Arbeitsbedingungen in anderen Teilen der Welt eben nicht mit denen hierzulande zu vergleichen und solche Zustände darum quasi „normal“ und von hier eh aus nicht zu ändern seien, macht es sich sehr einfach. Und er ist zudem auf dem Holzweg, wie der Bericht „Kapitale Ängste: US-Konzerne drohen chinesischer Regierung mit Investitionsrestriktionen“ der Jungen Welt aus dem Jahre 2006 zeigt, in dem deutlich wird, dass sich US-Konzerne sogar aktiv dafür engagieren, dass Verbesserungen in diesen Bereichen blockiert werden. Es ist einfach nur erbärmlich…!

Laut dem Bericht der GLS drohten namhafte US-Konzerne wie Wal-Mart, Google, UPS, Microsoft, Nike, AT&T und Intel mit einer Verminderung ihrer Investitionen in China, sollte der derzeit diskutierte Entwurf des neuen Arbeitsrechts wie geplant im Mai 2007 in Kraft treten. Die Lobbyvereinigung des in China tätigen US-Kapitals, die »American Chamber of Commerce« (ACC), sandte ein längeres Schreiben an die Regierung in Peking, in dem die Vorbehalte und Änderungswünsche der amerikanischen Unternehmen artikuliert wurden. Neben der in Schanghai ansässigen ACC, die 1300 US-Konzerne vertritt, haben sich auch das »US-China Business Council« und die 860 Unternehmen repräsentierende »European Chamber of Commerce« in längeren Schreiben an die chinesische Regierung gewandt. Laut der GLS drohten alle drei Verbände mit dem Abzug ausländischer Konzerne, sollten ihre Einwände nicht gebührend berücksichtigt werden.

Die geplanten Änderungen sind für chinesische Verhältnisse nahezu revolutionär. Laut Anita Chan, einer Expertin für chinesisches Arbeitsrecht, würden die Löhne für einheimische Wanderarbeiter um 50 oder mehr Prozent steigen. Alle Lohnabhängigen sollen nur noch mit Verträgen arbeiten dürfen, um die prekäre Beschäftigung einzudämmen. Zur Zeit haben nach Schätzungen 15 Prozent aller abhängig Beschäftigten in den Städten Chinas keinen Arbeitsvertrag, auf dem Land sollen es sogar 70 Prozent sein. Die Probezeiten für Neueingestellte sollen auf sechs Monate begrenzt werden. Die derzeit bei Unternehmen beliebte Praxis, sich die Einarbeitungszeit einer neuen Arbeitskraft von dieser als »Training« bezahlen zu lassen, wäre in Zukunft verboten.

Ganz anders als besagte Konzerne bemüht sich das Südwind-Institut mit seiner lobenswerten clean-IT-Initiative darum, faire Arbeitsbedingungen in der IT-Branche weltweit zu erreichen:

Mit Unterstützung europäischer KonsumentInnen üben wir Druck auf Computermarkenfirmen aus, Verantwortung für die Arbeitsbedingungen und ökologischen Auswirkungen der Herstellung ihrer Produkte zu übernehmen.

Auf der Website findet der interessierte Verbraucher Informations- und Kampagnenmaterial, so z.B. das Infoplakat „HighTech Sweatshops abschaffen! Für Arbeitsrechte und Umweltschutz in der Computerindustrie!“:

Es bietet eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen zu den Stichworten: Rohstoffe, Herstellung, Nutzung und Verschrottung von Computern und erklärt, wie die öffentliche Beschaffung ihre große Kaufkraft dazu verwenden kann, soziale und umweltschonende Produktionsbedingungen in der Computerindustrie durchzusetzen.

Diverse englischsprachige Studien über die teils unmenschlichen Verhältnisse in den Fabriken für z.B. MP3-Player oder Computertastaturen bietet auch die Partnerseite Make IT fair zum kostenlosen Download an.

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Lesetipp: Klaus-Werner Lobos Wirtschaftskolumne bei jetzt.de

kw-loboDen Wiener Autoren Klaus-Werner Lobo habe ich ja schon ein paar Mal in meinem Blog erwähnt – und Lobo bleibt hochaktiv. So hat er seit drei Wochen eine eigene Kolumne bei jetzt.de, dem Jugendblog der Süddeutschen Zeitung, und in seinen interessanten Texten nimmt er des Themas Globalisierung und Konzernkritik an. In Folge 1, Zum Beispiel Globalisierung geht es um die grundlegende Problematik, die mit der rein auf (finanz-)wirtschaftliche Zwecke und Ziele ausgerichteten Globalisierung einhergehen.

Das Problem dabei: Diese Art der Globalisierung bringt nur Vorteile für jene, die von den großen Einkommensunterschieden zwischen reichen und ärmeren Ländern, von der Ausbeutung von Menschen, Umwelt und billigen Rohstoffen profitieren. Das hat dazu geführt, dass heute die zwei reichsten Prozent der Weltbevölkerung mehr als die Hälfte der Weltvermögen besitzen, während sich die ärmere Hälfte der Menschheit gemeinsam ein Prozent der Reichtümer der Erde teilen muss und in absoluter Armut lebt. Es ist vor allem eine Globalisierung der Konzerne: Die 500 größten Firmen der Welt dominieren 70 Prozent des globalen Handels und fast die Hälfte des Weltsozialproduktes, obwohl sie nur 0,05 Prozent der Arbeitsplätze weltweit sichern und kaum noch Steuern zahlen, um zum Sozialsystem beizutragen.

In Folge 2, Zum Beispiel Freiheit wird über die Folgen für Freiheit und Demokratie des sog. „neoliberalen“ Weltbildes berichtet – denn die Wanderbewegungen von Menschen sind, anders als die weltweiten Warenströme, alles andere als frei –, und in Folge 3, Zum Beispiel Bayer schildert Lobo, auch als Reaktion auf einige Kommentare im Blog, anhand des konkreten Beispiels von Bayers Geschäften im Kongo, wie große Konzerne vorgehen, um an Rohstoffe und Einfluss zu gelangen und die dritte Welt („legal“) auszuplündern.

Das ist nur eines von vielen Beispielen, die ich über die Machenschaften korrupter Konzerne recherchiert habe. Ist es wirklich übertrieben, hier von Raubzügen zu sprechen? In den Geschichtsbüchern liest man von den Raubzügen, die König Leopold II im 19. Jahrhundert im Kongo veranstaltete – obwohl er niemals einen Fuß dorthin gesetzt hat. Der belgische Monarch betrachtete das afrikanische Riesenland als sein Privateigentum und profitierte von der Kautschukausbeutung. Die Folge: Millionen tote Kongolesinnen und Kongolesen. Die Chefs und die meisten AktionärInnen von Bayer waren vermutlich auch noch nie im Kongo, aber sie profitieren von der Tantalausbeutung. Auch hier: Millionen tote Kongolesinnen und Kongolesen.

Was also ist der Unterschied zwischen den finsteren Zeiten von Kolonialisierung und Sklaverei des 19. und der neoliberalen Globalisierung des 21. Jahrhunderts? Damals konnte jeder, der es wissen wollte, von den Raubzügen Leopolds und anderer skrupelloser Kolonialherren erfahren. Heute muss ich mich als Journalist an den Rand der Illegalität begeben, um überhaupt nachweisen zu können, woher ein multinationales Unternehmen seine Rohstoffe bezieht. Der globalisierte Kapitalismus ist also nur anonymer und schneller geworden.

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Der Attac-Kapitalismuskongress

Unter dem Slogan „Kapitalismus am Ende?“ findet vom 6.–8. März in Berlin der (erste) Kapitalismuskongress von Attac statt. Drei Tage lang wird analysiert, debattiert und beraten und Alternativen zum derzeitigen Wirtschaftssystem beleuchtet.

Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Energiekrise, Umweltkrise. Schafft der Kapitalismus sich selbst ab? Mit dem größten Crash an den Finanzmärkten seit der Weltwirtschaftskrise 1929 ist das Modell des Finanzmarktkapitalismus kollabiert. Die Weltwirtschaft rutscht in die Rezession. 3,1 Milliarden Menschen leben in Armut, davon 1,4 Milliarden unterhalb der absoluten Armutsgrenze. Die Klimaerwärmung beschleunigt sich, die fossilen Energien werden knapp.

Immer mehr Menschen reiben sich die Augen und fragen, ob ein Wirtschaftssystem, das solche katastrophalen Krisen hervorbringt, wirklich „das Ende der Geschichte” sein kann. Es ist an der Zeit, über den Kapitalismus zu reden – und vor allem über Alternativen.

Der Attac Kongress vom 6. bis 8. März 2009 in Berlin wird die Bühne werden für die Diskussion der systemischen Ursachen der Krisen und für die gemeinsame Suche nach Alternativen. Wir möchten Menschen in die Diskussion einbeziehen, die von verschiedenen Auswirkungen betroffen sind, einzelne Aspekte des Kapitalismus kritisieren oder eine ganz andere Gesellschaft wollen: aus den Gewerkschaften, aus sozialen Bewegungen, aus NGOs, Verbänden, Kirchen oder einfach nur Interessierte, die nirgendwo organisiert sind. Das Projekt soll seine Anziehungskraft auch aus der anregenden Mischung der Positionen und den spannenden Referenten und Referentinnen ziehen. Gemeinsam wollen wir über den Kapitalismus und mögliche Alternativen reden – offen, kritisch und überzeugt, dass niemand ein fertiges Programm in der Tasche hat.

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„Warum es zivilen Ungehorsam braucht, um unsere Allgemeingüter zu verteidigen“

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Quelle: medico international

Die indische Trägerin des Alternativen Nobelpreises und bekannte Globalisierungskritikerin Vandana Shiva setzt sich in ihrer Heimat schon seit längerem für die Rechte der indischen Urbevölkerung und ein und kämpft gegen die sich immer weiter ausbreitenden, übermächtig wirkenden Großkonzerne, die dabei sind, den Globus unter sich aufzuteilen. Auf der Konferenz „Medico international“ hielt sie eine bemerkenswerte Rede über die Zustände in Indien und dem Rest der Welt vor dem Hintergrund dieser Konzernmacht und ihrer negativen Folgen für die meisten Menschen. Ihre Rede erschien vor einigen Tagen in der Neuen Rheinischen Zeitung (einem unabhängigen Nachrichtenportal für Köln & Umgebung) unter dem Titel „Wider die Angst: Satygraha. Warum es zivilen Ungehorsam braucht, um unsere Allgemeingüter zu verteidigen.“, hier ein paar Auszüge:

Die Herrschaft der internationalen Konzerne hat für die Menschen in Indien bereits Züge der totalen Kontrolle über Handel und Wirtschaft angenommen, so wie sie einst die East Indian Company ausübte. Damals hatten wir die East Indian Company, jetzt haben wir Saatguthersteller, Pharmamultis, chemische und biogenetische Bigplayer, die unser Land regieren.

Diktatur von fünf Konzernen
Immer deutlicher wird, dass das Gesundheitswesen und die Lebensmittelversorgung weltweit von fünf Konzernen bestimmt werden. Aus meiner Sicht ist das Diktatur und keine Wirtschaftsdemokratie. Ein Wandlungsprozess hat stattgefunden. Die Demokratie ist nicht mehr vom und für das Volk, sondern von und für die Konzerne. Wenn wir uns heute hier mit einer Neubestimmung von Solidarität beschäftigen, dann müssen wir mit dieser Herrschaft der Konzerne umgehen. Wenn wir darüber nicht reden, werden wir nicht die nächsten Schritte auf dem Weg zur Verteidigung unserer Freiheiten und zu unserer Befreiung bestimmen können.

(…) Meine Tätigkeit ist darauf ausgerichtet, dass Lebensgrundlagen nicht privatisiert werden, dass Bauern das Recht auf Reproduktion von Saatgut haben, dass wir pharmazeutische Produkte selbst herstellen können. Denn unsere eigenen Medikamente kosten hundertmal weniger als die der großen internationalen Unternehmen.

Wir befinden uns mitten in einer Lebensmittelkrise. Die Financial Times und das Wall Street Journal berichten von einem neuen Plan der Weltbank. Aber der neue Plan der Weltbank ist der alte Plan, der diese Ernährungskrise verursacht hat. Nun sollen unsere Steuergelder dafür eingesetzt werden, um genetisch verändertes Saatgut und Düngemittel noch höher zu subventionieren und um sie noch schneller im Süden einzusetzen. Subventioniert werden auch Suez, Vivendi und RWE, die ganz scharf darauf sind, jeden Tropfen Wasser zu privatisieren.

(…) Die Privatisierung von Wasser bringt Milliardenprofite. Ein ungeheures Geschäft mit einem existentiellen Bedürfnis der Menschen, das nun zu Marktpreisen befriedigt werden soll. Was Marktpreise bedeuten, wissen wir. Coca Cola stiehlt jeden Tag zwischen 1,5 und 2 Millionen Liter Wasser, jede einzelne Coca-Cola-Niederlassung nimmt sich ihr Wasser. Es brauchte den Mut einer Frau aus Kerala, die sich dagegen wehrte, dass sie jeden Tag noch mehr Meilen laufen musste, um an Trinkwasser zu kommen, während Coca Cola es einfach nahm und verschmutzt zurückließ. Sie hat zusammen mit weiteren zehn Frauen vor sechs Jahren eine Aktion zivilen Ungehorsams vor den Werkstoren von Coca Cola begonnen. Daraus entstand eine zivilgesellschaftliche Bewegung, der es am Ende gelang, die Schließung des Werkes zu erreichen.

(…) Eine der Illusionen, die sie uns verkaufen, ist, dass es mehr ökonomische Freiheit bringen würde, wenn wir wirtschaftliche Unabhängigkeit aufgeben. Sie ersetzen unsere Freiheiten als Arbeiter, als Angestellte, als Bauern, als Krankenschwestern, als Ärzte durch das Recht der Supermärkte, das Recht und die Freiheit zu kaufen. Wir werden zu Konsumenten reduziert. Der Konsumismus soll unsere Erfahrung der Freiheit sein und damit partizipieren wir am Katastrophenkapitalismus.

Unsere Allgemeingüter solidarisch verteidigen!
Der Konsumismus ist für unseren Planeten ein Krebsgeschwür im Endstadium. Er hat einen unstillbaren Appetit auf unsere Ressourcen und unsere Allgemeingüter, unsere Commons. Solidarität heißt deshalb heute, unsere Allgemeingüter auf lokaler und globaler Ebene zu verteidigen.

(…) Der letzte Widerstand ist der Widerstand gegen die Angst. Wir müssen klarmachen, dass wir nur die Gesetze anerkennen, die auf Gerechtigkeit und Ökologie basieren und nicht die der Konzerne. Solche Gesetze werden tagtäglich geschaffen, um unser Leben zu kontrollieren und uns davon abzuhalten, aktiv zu werden. Sie reduzieren uns auf die Angst.

Das ist Faschismus, das ist das endgültige Ende der Freiheit, die wir so sehr brauchen. Wir können uns nicht leisten, dass das Prinzip der Angst die Welt beherrscht, als letzter Weg, um eine Menschheit, die sich nach Freiheit, Gemeinsamkeit und Solidarität sehnt, zum Schweigen zu bringen.

[via Duckhome]

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„Ich verstehe mich als Mensch und nicht als Verbraucher“ – Klaus-Werner Lobo im Interview

kw-lobo-mittelDer Wiener Publizist Klaus-Werner Lobo, Autor der Bücher „Das neue Schwarzbuch Markenfirmen“ und „Uns gehört die Welt!“ wurde gerade vom Internetmagazin der Zentrale für politische Bildung fluter interviewt. U.a. geht es um die Problemzonen weltweit agierender Großkonzerne, um korrekten Konsum und auch die LOHAS. Ein interessantes Interview, das zu lesen sich lohnt.

Mark Hammer: Herr Werner-Lobo, gibt es einen Konzern, den Sie gerne loben würden?

Klaus Werner-Lobo: Nein, es gibt keine multinationalen Unternehmen, die gut sind. Multinationale Unternehmen sind deswegen multinationale Unternehmen, weil sie von Ausbeutung profitieren. Ihr Zweck ist, von den Einkommensunterschieden in der Welt zu profitieren. Deswegen sind sie auch daran interessiert, diese Einkommensunterschiede aufrecht zu erhalten.

(…)

Das heißt, Sie können den LOHAS nichts abgewinnen?

Ich kann mit dem Wort Lifestyle nichts anfangen. Und ich habe nie eine besondere Freude am Verbrauchen gehabt. Das Wort “verbrauchen” heißt ja, man verbraucht etwas, was nachher nicht mehr da ist. Wir sollten die Ressourcen, die wir zum Leben brauchen, nutzen, ohne dass wir sie verbrauchen.

Für mich gibt es fast keine schlimmere Strafe, als wenn ich ein paar Stunden in einem Shoppingcenter verbringen muss, weil mir das dort keinen Spaß macht. Ich kaufe meine Dinge so regional und ökologisch und fair wie möglich, ohne jemals das Gefühl gehabt zu haben, auf irgendetwas zu verzichten. Ich habe immer schon versucht, mich nicht davon terrorisieren zu lassen, dass man alles Mögliche kaufen soll. Wenn wir jetzt einen Lifestyle daraus machen, dass wir auf irgendeine Art konsumieren, dann bleiben wir in diesem System hängen, das uns zu Konsumenten und Verbrauchern macht. Ich verstehe mich als Mensch und nicht als Verbraucher.

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Irrsinn der Globalisierung – Neokolonialismus Marke Daewoo

crash_carIn diesen verrückten Zeiten, in denen sich die Krisenmeldungen aus der ganzen Welt häufen und das globale Wirtschaftssystem zu kollabieren droht, gibt es doch immer noch Konzerne, die die Ungunst der Stunde nutzen, um Vorteile für sich daraus zu ziehen. So konnte man unlängst die unglaublich erscheinende Meldung lesen, dass der koreanische Konzern Daewoo Logistics sich die Hälfte des der fruchtbaren Flächen des Inselstaates Madagaskar gesichert hat, um dort Mais und Getreide anzubauen, das anschließend nach Südkorea verschifft wird. Als Gegenleistung bietet der Konzern nicht etwa schnödes Geld an – nein, das wäre natürlich zu teuer. Statt dessen soll Daewoo im Gegenzug für dieses Entgegenkommen der Regierung Know-How und Arbeitsplätze auf die Insel bringen. Die Frankfurter Rundschau beschreibt dies in „Neokolonialismus – Daewoo kauft Madagaskar auf“ so:

Für die internationale Umwelt und Agrarorganisation Grain ist der Daewoo-Deal mit Madagaskar ein besonders krasser Fall einer “Landnahme”, die die Ernährungssicherung der heimischen Bevölkerung gefährde. Lebensmittel- und Finanzkrise hätten eine neue “globale Landnahme” ausgelöst, bilanziert Grain in einer Studie.

Vor allem Schwellenländer und Ölstaaten sicherten sich Ackerflächen in armen Staaten. Eine lange Liste des “offshore farmings” präsentiert Grain, führt etwa die saudische Firma Adco auf, die im Sudan auf 10 000 Hektar die Weizenernte einfährt und übers Rote Meer heimholt, während im Anbaugebiet die Menschen hungern.

Absolut skandalös und unerträglich, dieses Gebaren, das zeigt, wohin das kurzsichtige, egoistische Profitmaximieren die Erde bringt – nämlich zurück ins 19. Jahrhundert. Wer gegen diese Enteignung des Landes protestiert, auf den wird auch noch geschossen.

Reinhard Schanda schreibt in Die PresseHalb Madagaskar zum Nulltarif“ dazu süffisant und auf den Punkt:

Nach den Regeln der Marktwirtschaft macht es Sinn, die Produktionsmittel für Lebensmittel den Ärmsten wegzunehmen: In armen Ländern kann wegen niedrigerer Lohnkosten und niedrigerer Kosten für Grund und Boden billiger produziert werden. Am meisten Sinn macht es also, Lebensmittel in den ärmsten Ländern der Welt billig zu produzieren und in den reichsten Ländern der Welt zum dortigen Preisniveau, also viel teurer, zu verkaufen. So funktioniert Marktwirtschaft in einer Welt des liberalisierten Welthandels.

Die Nachteile einer solchen Entwicklung sind evident: In den armen Ländern wird den ohnehin hungernden Menschen die Grundlage für ihre eigene Lebensmittelversorgung entzogen. Und in den reichen Ländern wird den dort wirtschaftenden Bauern durch Dumpingpreise, mit denen sie aufgrund der Kostenstruktur in reichen Ländern nicht konkurrieren können, die Existenzgrundlage entzogen – sodass sie nur noch mit umfangreichen Förderungen überleben können. Die Entwicklung hat also Verlierer auf beiden Seiten. Gewinner sind nur die Unternehmen, die diesen Handel betreiben.

Ach ja: Und Gewinner sind auch die Konsumenten in den reichen Ländern, die ihre Lebensmittel billiger kaufen können, als wenn sie im eigenen Land produziert würden. Dafür bleibt ihnen mehr Geld, um größere Flat-Screen-TVs und schnellere Autos kaufen zu können. Was für ein Gewinn!

Ehrlich gesagt ist das absolut zum Kotzen – und jeder sollte diesem Konzern mal seine Meinung geigen.

[via Uns gehört die Welt! und futur 2]

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Buchbesprechung: Tobias Schlegl „Zu spät? So zukunftsfähig sind wir jungen Deutschen“

schlegel-zu-spat-mittelFür mich war Tobias „Tobi“ Schlegl früher eigentlich nur einer von vielen mäßig interessanten Viva-Moderatoren, der nach seiner Zeit beim Kölner Musiksender in der Versenkung verschwand. Erst als er vor knapp zwei Jahren den Moderationssessel bei der N3-Satiresendung extra 3 erklomm, nahm ich ihn wieder wahr – und war angenehm überrascht über die Art und Weise, wie er auch ernste Themen wie z.B. die Probleme der Atommüllendlagerung, amüsant und bissig präsentierte. Tatsächlich erfahre ich in seinem aktuellen Buch „Zu spät? So zukunftsfähig sind wir jungen Deutschen. Eine Inspektion“ nun endlich auch, was er in der Zeit zwischen Viva und N3 getrieben hat und weshalb er bei extra 3 genau an der richtigen Stelle sitzt: er war Anfang dieses Jahrtausends Mitglied im „Rat für Nachhaltige Entwicklung“ – ein die Bundesregierung beratendes Gremium, das sich mit Themen wie Konsum, Umweltschutz oder Bildung beschäftigt.

Nun ist Tobias Schlegl also unter die Buchautoren gegangen und zeichnet auf seiner Reise durch Deutschland ein Bild der derzeitigen Nachhaltigkeitsdebatte. Jedes der 24 Kapitel trägt den Titel eines Songs seiner Lieblingsband Die Ärzte (Bela B. wird im Rahmen des Buches auch ausführlich interviewt) und gibt damit schon einmal die Marschrichtung vor: sein Buch richtet sich vor allem an jüngere Menschen und versucht, diese für die uns umgebenden Missstände zu sensibilisieren und für politisches und gesellschaftliches Engagement zu aktivieren. In sehr locker-flockigem Stil, dabei dennoch zielstrebig und kritisch, ohne jedoch im Mindesten verbissen zu wirken, macht sich Schlegel auf, Konzernen auf den Zahn zu fühlen, Aktivisten- und Umweltschutzgruppen zu besuchen und Fragen nach der Entwicklung unserer Gesellschaft aufzuwerfen.

So protestiert er zusammen mit Tilo Bode und foodwatch vor einer McDonald’s-Filiale, weil diese Firma den Tieren, die sie in ihre Burger pressen, nur genmanipuliertes Futter zu fressen gibt. Gemeinsam mit einigen Leuten von Attac nimmt Tobias Schlegl an einem Flashmob im Kölner Bahnhof gegen die Bahnprivatisierung und auch an einer globalisierungskritischen Stadtführung in Hameln teil. Er pflanzt einen ganzen Sonntag lang mit Freiwilligen Bäume, geht im Umweltbundesamt und bei der Stiftung Warentest auf Konfrontationskurs und scheitert daran, bei Filialen der großen Kleidungsketten wie H&M und Zara, genauere Informationen über die (bekanntlich oft katastrophalen) Produktionsbedingungen der Klamotten zu erhalten. Ebenfalls sehr lesenswert ist das Kapitel, in dem der Autor die Werbefloskeln von McD in deren Imagekampagne, laut der jeder mal hinter die Kulissen des Bratimperiums schauen kann, als hohle Versprechungen entlarvt, da es ihm auch nach vielen Wochen nicht gelingt, tatsächlich einen Termin zu ergattern.

Bei der Vielzahl an möglichen Angriffspunkten und Gesprächspartnern auf nur gut 200 Seiten ist klar, dass vieles lediglich angerissen werden kann. Hier könnte man vermutlich auch den einzigen wirklichen Kritikpunkt an Schlegls „Inspektion“ sehen – z.B. befasst er sich damit, woher Ikea das Holz für seine Möbelproduktion bezieht. Denn viele Holzprodukte werden aus illegaler Rodung und nicht nachhaltig gewonnen – ein Missstand, dem man mit Hilfe von Zertifizierungen wie dem FSC-Siegel abhelfen will. Ikea hat in der Hinsicht einen relativ guten Ruf, bemüht sich um „sauberes Holz“ und arbeitet auch mit den Leuten vom FSC zusammen, ohne allerdings deren Siegel auf ihren Produkten zu verwenden. Auch wenn dieses Unternehmen sich also in dm Bereich durchaus engagiert zeigt (wobei der geplante Anteil von FSC-Holz mit 30% auch noch viel Luft nach oben lässt), so fehlt mir im Buch dennoch die Betrachtung der anderen Waren, die Ikea in Massen unter die Leute bringt und die teils unter ähnlich unerfreulichen Bedingungen produziert werden wie bei vielen anderen Konzernen auch (niedrige Preise kommen halt nicht von ungefähr).

Das latente Manko der oft recht schlaglichtartigen Betrachtung gleicht Schlegl jedoch am Ende eines jeden Kapitels mit einer Reihe guter praktischer Tipps für den Alltag sowie Hinweisen auf Websites, auf denen man sich weiter informieren kann, aus und macht das Buch somit zu einem guten Ausgangspunkt für die eigenen Recherchen und Nachforschungen. Vor allem für Einsteiger und Neulinge in Sachen Nachhaltigkeit und Konsumgesellschaft ist „Zu spät?“ deshalb eindeutig zu empfehlen.

Tobias Schlegl „Zu spät? So zukunftsfähig sind wir jungen Deutschen. Eine Inspektion“, rororo 2008, 217 S., 8.95 €

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Genmanipulation – Folgen und Gefahren – Bayer & Monsanto

campact-gen-kopfbild_no0Es gab einmal eine Zeit, da war das Thema „Genmanipulation“ in aller Munde und Gegenstand auch der öffentlichen Mainstream-Diskussion. Doch irgendwie haben es die großen Konzerne geschafft, dass Genfood im Schatten der „Finanzkrise“ nun tatsächlich und im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde gelangt ist, jedoch ohne den medialen Aufschrei früherer Tage. Damit diese gefährliche Entwicklung nicht komplett in den Hintergrund tritt, hilft es nur, das Thema immer wieder auf die Tagesordnung und ins Bewusstsein zu hieven. Glücklicherweise bietet das Internet eine ideale Plattform zum Verbreiten von Information auch gegen den Mainstreamblabla. In den vergangenen Wochen und Monaten fand  ich so doch eine Reihe von interessanten und auch erschreckenden Beiträgen über die Konzerne, die ihren Profit über die Gesundheit jetziger und zukünftiger Generationen setzen und den Erdball mit genmanipulierten Produkten überziehen, allen voran Bayer, Monsanto und Nestlé (letztere setzen sich ja auch offen für die Förderung des Genfoods in der EU ein).

Über den Blog Für eine bessere Welt wurde ich auf eine neue Studie von foodwatch aufmerksam, die untersucht haben, ob die genveränderte Reissorte „Golden Rice“ wirklich Vorteile bringt, in diesem Falle die versprochene zusätzliche Anreicherung des Reis mit Vitamin A. Sie kommen zu dem ernüchternden Schluss:

Insgesamt stellt sich das ‘Golden Rice’-Projekt als eine Kampagne zur Durchsetzung gentechnisch veränderter Nahrungsmittel dar, der öffentlichkeitswirksam ein humanitäres Kleid übergestreift wurde: Ein Projekt, mit dem gleichermaßen die Standards für die Risikoprüfung von gentechnisch verändertem Saatgut abgesenkt und die Kritiker der Gentechnik-Nahrung moralisch unter Druck gesetzt werden sollen sowie die Ablehnung der Verbraucher durchbrochen werden soll. Vor allem für die Politik sollten die Vorgänge um den ‘goldenen Reis’ eine Mahnung sein. Denn sie greift nur zu gerne die Heilsversprechen der Gentechnikindustrie auf, um sich vor den geeigneten, aber unbequemen Maßnahmen – wie etwa den Welthunger durch ein faires Welthandelsystem für Agrarprodukte zu bekämpfen – zu drücken.

Und wirklich, die von den Befürwortern der genveränderten Lebensmittel so oft beschworene Verbesserung der Lebensumstände der Menschen erweist sich leider als reines leeres Versprechen – aus dem sich allerdings hervorragend Profit schlagen lässt. Die längerfristigen Folgen auf die Gesundheit von Natur & Mensch sind jedoch noch gar nicht richtig erforscht und bekannt; hier scheint ähnlich naiv-dreist und kurzsichtig vorgegangen zu werden wie einst bei der Atomkraft, welche in den 50ern auch mal als saubere Energiegewinnung galt. Alarmierende Studien über gesundheitliche Schäden auf Grund von Genmanipulationen gibt es zuhauf, aber die passen natürlich nicht ins saubere Bild der Genlobby. Duckhome berichtet, wie Monsanto und Bayer mit der Risikotechnologie Genmanipulation zum Schaden vieler Leute auch in den ärmeren Ländern vorgehen. Das Perfide an beispielsweise genmanipuliertem Getreide ist, dass diese Firmen nach der Änderung auch nur eines Gens der ursprünglichen Pflanzen diese zum patent anmelden und somit fortan Lizenzen dafür verlangen können. In Verbindung mit der sog. „Terminierung“ der Gene, die verhindert, dass Bauern wie seit vielen Generationen üblich einen Teil der Ernte für die nächste Aussaat zurücklegen, sondern sich wieder für teures Geld neues „Wundersaatgut“ kaufen müssen, erzeugt dies einen immensen Druck. Auf Duckhome finden sich viele weitere Artikel über die mehr als fragwürdigen Methoden der Gen-Weltkonzerne, die man sich gar nicht alle durchlesen kann, ohne dass einem schlecht würde…

Wem das noch nicht genügt, der sollte sich vielleicht mal die 44minütige französische Arte-Dokumentation „Genmanipulation, Folgen und Gefahren“ anschauen:

Also, was kann man tun? Sicher ist es sinnvoll, nichts von bekanntermaßen Genfood propagierenden und produzierenden Unternehmen wie Nestlé zu kaufen (>> Auflistung einiger Marken, die inzwischen zu Nestlé gehören) und sich vor allem mit Bionahrungsmitteln zu ernähren (sofern es der eigene Geldbeutel hergibt). Aber man kann auch aktiv Aktionen und Kampagnen unterstützen, die diesen Wahnsinn stoppen wollen.

bild-1Bantam Mais will herausfinden, wo zur Zeit in Deutschland überall schon genmanipulierter Mais angepflanzt wird. Dazu soll jeder in seinem garten oder auf dem Balkon Bantam Mais anpflanzen, woraufhin er das Recht hat, zu erfahren, wer in seiner Nachbarschaft Gentechnikmais anbaut. Außerdem soll in einer Online-Unterschriftenaktion das Verbot des Monsanto-Genmais Mon810 bewirkt werden.

Natürlich setzt sich auch die Plattform für Online-Demokratie Campact! für ein Verbot von Gennahrungsmitteln aus und fördert eine Vielzahl von Aktionen, seien es Unterschriftensammlungen oder großflächige Plakate.

Greenpeace darf in dieser Aufzählung nicht fehlen – die Umweltschützer haben absendefertige Protest-E-Mails im Angebot, mit denen man den Politikern Druck machen kann (aber ob diese auf den Bürger statt auf die Wirtschaftslobbys hören, darf leider bezweifelt werden, jedenfalls beim derzeitgen politischen Personal, sie informieren aber auch sonst ausführlich zu dieser Thematik und bieten Nachrichten und Hintergrundberichte. Der Firma Müller Milch / Weihenstephan widmen sie sogar eine eigene Seite

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„Das System steckt nicht in einer Krise – die Krise ist das System” (Teil 1/2)

Wenn man sich erst einmal in die Materie Culture Jamming, Konzernkritik, Nachhaltigkeit usw. einliest und Informationen, die gerade zu Zeiten dieser „Finanzkrise” von allen Seiten auf uns einströmen, miteinander verquickt, wird einem eigentlich relativ bald klar, dass Konsumkritik mehr ist als nur das Nachdenken über ein paar Justierungen am eigenen Konsumverhalten (kein Kauf bei Discountern, mehr Bio etc.). Wer das Dogma „Kaufen macht glücklich” bzw. „Mehr Konsum ist besser als weniger Konsum” in Frage zu stellen beginnt, rüttelt damit nämlich automatisch auch an den Grund„werten”, die unser Wirtschafts- und Alltagsleben mittlerweile nahezu komplett durchdrungen haben. Ich denke, dass dieses Rütteln jedoch absolut angebracht und notwendig ist, um (noch) Schlimmeres zu verhindern!

In der letzten Zeit wird zunehmend deutlich, dass genau dieses System des permanenten Wirtschaftswachstums, in dem wir in der westlichen Welt uns so bequem eingerichtet haben, größere Risse bekommt und eventuell gar auf einen großen Knall zu steuert. Gerade wenn man sieht, wie verzweifelt die Politik aktuell versucht, das System nun hektisch mit Abermilliarden von Euro und US$ zu stützen (Milliarden, die letztlich von uns allen erst erwirtschaftet werden müssen und für die auch noch unsere Kinder und Kindeskinder blechen werden), dämmert es immer mehr Menschen, dass hier wohl etwas grundlegend falsch läuft.

Nach den nutzlosen Steuererleichterungen für alle Neu-Pkw-Käufer ist das neueste Beispiel die hanebüchene Idee einiger „Spitzenpolitiker” in der SPD, 500 €-Konsumgutscheine auszugeben, um den Konsum endlich wieder anzukurbeln. Hier geht es gar nicht mehr um sinnvolle Investitionen oder gar eine bedürfniszentrierte Produktion o.ä., sondern um das reine Geldausgeben als Hauptsinn und -zweck eines jeden Bürgers. (Frankreich hat diesen Blödsinn übrigens gerade beschlossen – 200 € pro Familie gibt’s für insg. 3.8 Mio Familien; eine kurze Party, deren Kosten, wie gesagt, zukünftige Generationen tragen dürfen.)

Diese kommentierte Aussage eines Users im Tagesschauforum aus dem als-ob-leben?-Blog trifft den Nagel auf den Kopf:

“Was ich an diesem “Konsumgutschein” interessant finde, ist wie offen auf diese Weise unser Wirtschaftssystem als das entlarvt wird, was es ist…nämlich ein auf (möglichst) immer weiter ansteigendem Konsum basierendes System.

Ein System, in dem der Idealbürger offensichtlich jemand ist, der, wenn er nicht gerade fleißig arbeitet (egal was er dabei macht… die Sinnfrage stellt sich gar nicht), das erworbene Geld sofort wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückspült.

Ich frage mich, wie es in einem solchen System möglich sein soll “nachhaltig” zu wirtschaften. Wie soll ein System, das auf dem grenzenlosen Konsum basiert mit “weniger” auskommen? Weniger Müll? Weniger Umweltverschmutzung? Weniger Energieverbrauch? Unmöglich, wenn gleichzeitig “immer mehr” konsumiert werden muss.”

und ich ergänze das mit dem auszug aus einem alten kommentar meinerseits zum beitrag über die toten der hiesigen “sozialpolitik”:

“egal, aus welcher perspektive ich mir die zustände auch betrachte: die “party” namens westlicher lebensstil ist zu ende. definitiv. jedes weitere aufschieben dieser einsicht und v.a. der daraus folgenden konsequenzen ist untrennbar verbunden mit einer täglich größer werdenden existenziellen gefährdung all dessen, was sich als unsere menschliche substanz begreifen ließe, ja inzwischen sogar der biologischen und ökologischen grundlagen unserer existenz.

Wie hilflos die Politiker sind und wie sehr ihr Denken in diesem System gefangen ist, sieht man an all diesen „Rettungspaketen” und „Programmen” – nach dem Motto: wenn die Menschen nur schön wieder kaufen, wird alles gut… Auf der n-tv-Seite kann man u.a. lesen („Gutscheine für alle – Konjunkturprogramm 2.0”)

Auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, warnte davor und erklärte, ein Großteil der Summe würde investiert in Dinge, die “man ohnehin kaufen wollte”.

Es ist schon bezeichnend, dass befürchtet wird, dass die Leute Sachen kaufen, „die sie ohnehin kaufen wollten” – dass also ein Weg aus der Krise eher darin gesehen wird, dass die Bürger demnach Dinge kaufen sollen, die sie nicht kaufen wollen, sprich: sich überflüssigem, sinnlosem Konsum hingeben. Noch bezeichnender sind vielleicht die Pläne einiger CDU-Politiker, die „Finanzkrise” mal schnell dazu zu nutzen, Klimaziele zu verwässern und statt dessen das Land mit weiteren Straßen und Kohlekraftwerken (!) zuzupflastern. Dreister und kurzsichtiger geht es wirklich nicht mehr.

Oettinger und Rüttgers machten sich – ähnlich wie es Bundestagsfraktionschef Volker Kauder auf dem CDU-Parteitag in Stuttgart – für andere Konjunkturhilfen stark. “So könnte man noch einmal zwei Milliarden Euro in den Ausbau der Bundesfernstraßen stecken (…)” Rüttgers will den Bau neuer Kohlekraftwerke fördern, um die Konjunktur anzuschieben, ohne staatliches Geld auszugeben. Es sei möglich, “Geld zu mobilisieren, das bei den Energieversorgern vorhanden ist. Dazu müssten nur die Investitionsbedingungen etwa beim Emissionshandel verbessert werden.”

Was aus alledem deutlich wird: in politischen Kreisen findet eine reine Symptombekämpfung statt – ein „thinking outside the box”, sprich allein das Nachdenken über neue, andersartige, ungewohnte Wege scheint schon völlig unvorstellbar (und ist vermutlich auch unerwünscht, solange starke Interessensgruppen von der Fortführung der derzeitigen Verhältnisse blendend profitieren). Man kann hier zumindest eine erstaunliche Naivität oder Betriebsblindheit konstatieren, gespeist durch ein z.B. auch von den Wirtschafts„wissenschaften” vermitteltes Weltbild (Ideologie), das im Prinzip von bis in alle Ewigkeit gültigen stabilen Bedingungen ausgeht, in der die Märkte ihr magisches Wirken zum Wohle aller vollziehen werden. Oder wie es der FDPler Rainer Brüderle neulich im Bundestag unmissverständlich ausdrückte (diese Aussage nehme ich nur als Beispiel für das festgefahrene Denken, aus dem es für die meisten Politiker, quer durch alle Parteien, offenbar kein Entrinnen gibt):

Was wir nicht brauchen, ist eine Debatte über die Systemfrage. Ohne Frage ist die soziale Marktwirtschaft die überlegene Wirtschaftordnung. Leider ist es aber so: Selbst wenn Sie ein Auto mit tollen Airbags und Radarsteuerung bauen, wenn der Falsche am Steuer sitzt, fährt er trotzdem gegen die Wand. Das liegt aber nicht am Auto, das liegt nicht an der sozialen Marktwirtschaft, sondern an der falschen Handhabung. Seit Jahren wird gegen den Geist der sozialen Marktwirtschaft verstoßen, indem man in die Märkte hinein interveniert.

Von politischer Seite her sind also kaum irgendwelche zukunftsweisenden Lösungsansätze oder gar neue Ideen zu erwarten (obwohl mit Die Basis gerade eine, zumindest auf dem Papier, ganz interessante neue Partei gegründet wurde), hier werden lieber altbekannte Fronten abgesteckt, Phrasen gedroschen, in den eingefahrenen Gedankenbahnen herumgeschwebt („Neoliberalismus” hier, „demokratischer Sozialismus” dort), und der politische Gegner beharkt und diffamiert.

Kurz und gut – wir müssen es (auch) selber richten, wenn wir etwas gegen den Zerfall der Welt tun wollen, allein auf „den Staat” zu warten bringt wohl leider nichts.

[Fortsetzung folgt – morgen]

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