Ausbeutung auch für Microsoft, Dell, IBM oder Hewlett Packard

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Die Discounter, deren Geschäftspraktiken und die daraus resultierenden Folgen für Gesellschaft und Umwelt diese Konzerne besonders tief im Konsumpf stecken lassen, sind leider nur die Spitze des Eisberges, d.h. die offensichtlichste und offensivste Versinnbildlichung der sog. „freien Marktwirtschaft“, in der der Wettbewerb der Unternehmen um die größten Marktanteile und Profite dazu führt, dass am Ende nur derjenige besteht, dem es gelingt, die Kosten soweit wie nur möglich zu drücken. Die Konsumenten sehen in der Regel nur die Konsequenzen, die dieses System beim Einkauf direkt auf ihren Geldbeutel hat: die Firmen schlagen sich um die niedrigsten Preise, und die Käufer (zumindest in unseren Breitengraden) lachen sich ins Fäustchen, dass sie wieder so ein tolles Schnäppchen haben machen können. Gerade im Elektronikbereich, in dem mit besonders harten Bandagen gekämpft wird und wo auch die Markteintrittsbarrieren für neue Wettbewerber aufgrund der gewaltigen Investitionskosten recht hoch sind, scheinen alleine der Fortschritt und steigende Stückzahlen Leistung von Computern und Unterhaltungstechnik immer billiger bzw. leistungsfähiger zu machen.

Die Kehrseite der Medaille wird gerne ausgeblendet und verdrängt: diese Preise, die uns MediaMurks & Co. bieten, befinden sich nicht zuletzt deshalb auf solch einem recht niedrigen Niveau, weil die Konzerne das Gefälle an Lohnkosten und Sozialstandards auf der Welt rücksichtslos zu ihren Gunsten ausnutzen. Es lebe die Wegwerfgesellschaft. Von Lidl, Aldi & Co. erwartet man sowieso nichts anderes, leider betreffen diese Vorwürfe auch namhaftere Marken wie z.B. Dell, Microsoft, IBM oder Hewlett Packard. Ein Drucker für unter 50 €, wie kann das eigentlich sein? Der Standard aus Österreich veröffentlichte neulich unter dem Titel „Ausbeuter: Chinesische Hardwarefabrik stellt namhafte Technologiekonzerne bloß“ eine amerikanische Studie, die fatal an diejenigen über Aldi-Zulieferer und Lidl/kik-Kleidungsfabriken erinnert.

Ein Bericht der US-amerikanischen Menschenrechtsorganisation National Labor Committee (NLC) hat aufgedeckt, dass die Arbeiter einer Hardwarefabrik im chinesischen Dongguan absolut menschenunwürdigen Bedingungen ausgesetzt sind.

Die Arbeiter dürfen sich während ihrer Fließbandarbeit nicht unterhalten, keine Musik hören und ihre Hände und Köpfe nicht heben. Sie müssen zwölf Stunden täglich auf harten Holzhockern an einem Fließband sitzen, wo ihnen 1,1 Sekunden bleiben, um jeweils eine Taste einer Computertastatur zu montieren. Unbezahlte Überstunden sind Pflicht und pro Monat haben die Arbeiter im Schnitt nur zwei freie Tage zur Verfügung. Ihr Stundenlohn beträgt rund 64 Dollar-Cent, was nicht einmal genug ist, um die grundlegendsten Bedürfnisse zu stillen. Da die Arbeiter auf dem Firmengelände untergebracht sind, bekommen sie netto sogar nur 41 Dollar-Cent. Regelverstöße werden mit Gehaltsabzügen bestraft. Sie leben in überfüllten Schlafsälen am Firmengelände, das sie vier Tage in der Woche nicht verlassen dürfen. Um zu verhindern, dass Informationen nach außen dringen, werden die Arbeiter zudem jedes Mal durchsucht, bevor sie das Gelände verlassen.

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Wer nun schulterzuckend darauf verweist, dass die Arbeitsbedingungen in anderen Teilen der Welt eben nicht mit denen hierzulande zu vergleichen und solche Zustände darum quasi „normal“ und von hier eh aus nicht zu ändern seien, macht es sich sehr einfach. Und er ist zudem auf dem Holzweg, wie der Bericht „Kapitale Ängste: US-Konzerne drohen chinesischer Regierung mit Investitionsrestriktionen“ der Jungen Welt aus dem Jahre 2006 zeigt, in dem deutlich wird, dass sich US-Konzerne sogar aktiv dafür engagieren, dass Verbesserungen in diesen Bereichen blockiert werden. Es ist einfach nur erbärmlich…!

Laut dem Bericht der GLS drohten namhafte US-Konzerne wie Wal-Mart, Google, UPS, Microsoft, Nike, AT&T und Intel mit einer Verminderung ihrer Investitionen in China, sollte der derzeit diskutierte Entwurf des neuen Arbeitsrechts wie geplant im Mai 2007 in Kraft treten. Die Lobbyvereinigung des in China tätigen US-Kapitals, die »American Chamber of Commerce« (ACC), sandte ein längeres Schreiben an die Regierung in Peking, in dem die Vorbehalte und Änderungswünsche der amerikanischen Unternehmen artikuliert wurden. Neben der in Schanghai ansässigen ACC, die 1300 US-Konzerne vertritt, haben sich auch das »US-China Business Council« und die 860 Unternehmen repräsentierende »European Chamber of Commerce« in längeren Schreiben an die chinesische Regierung gewandt. Laut der GLS drohten alle drei Verbände mit dem Abzug ausländischer Konzerne, sollten ihre Einwände nicht gebührend berücksichtigt werden.

Die geplanten Änderungen sind für chinesische Verhältnisse nahezu revolutionär. Laut Anita Chan, einer Expertin für chinesisches Arbeitsrecht, würden die Löhne für einheimische Wanderarbeiter um 50 oder mehr Prozent steigen. Alle Lohnabhängigen sollen nur noch mit Verträgen arbeiten dürfen, um die prekäre Beschäftigung einzudämmen. Zur Zeit haben nach Schätzungen 15 Prozent aller abhängig Beschäftigten in den Städten Chinas keinen Arbeitsvertrag, auf dem Land sollen es sogar 70 Prozent sein. Die Probezeiten für Neueingestellte sollen auf sechs Monate begrenzt werden. Die derzeit bei Unternehmen beliebte Praxis, sich die Einarbeitungszeit einer neuen Arbeitskraft von dieser als »Training« bezahlen zu lassen, wäre in Zukunft verboten.

Ganz anders als besagte Konzerne bemüht sich das Südwind-Institut mit seiner lobenswerten clean-IT-Initiative darum, faire Arbeitsbedingungen in der IT-Branche weltweit zu erreichen:

Mit Unterstützung europäischer KonsumentInnen üben wir Druck auf Computermarkenfirmen aus, Verantwortung für die Arbeitsbedingungen und ökologischen Auswirkungen der Herstellung ihrer Produkte zu übernehmen.

Auf der Website findet der interessierte Verbraucher Informations- und Kampagnenmaterial, so z.B. das Infoplakat „HighTech Sweatshops abschaffen! Für Arbeitsrechte und Umweltschutz in der Computerindustrie!“:

Es bietet eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen zu den Stichworten: Rohstoffe, Herstellung, Nutzung und Verschrottung von Computern und erklärt, wie die öffentliche Beschaffung ihre große Kaufkraft dazu verwenden kann, soziale und umweltschonende Produktionsbedingungen in der Computerindustrie durchzusetzen.

Diverse englischsprachige Studien über die teils unmenschlichen Verhältnisse in den Fabriken für z.B. MP3-Player oder Computertastaturen bietet auch die Partnerseite Make IT fair zum kostenlosen Download an.

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4 Kommentare

  1. Wow, danke für diesen Bericht. Ich bin zwar schon vor einigen Jahren dazu übergegangen, meine Hardware nur noch gebraucht zu kaufen (was in meinen Augen wenigstens ein kleiner Schritt ist), aber eine wirkliche Maßnahme ist das vielleicht auch nicht gerade.

    • Tja, es ist irgendwie erschreckend bis deprimierend, dass man als normaler Konsument über sein Kaufverhalten diese Zustände im Elektronikbereich (anders als bei Lebensmitteln oder Kosmetik) kaum oder gar nicht beeinflussen kann, da es eben keine “Bio-Computer” oder “Öko-/Fair Trade-Fernseher” gibt. Letztlich ist so eine Initiative wie die von Südwind, die Druck auf die Hersteller und auch die Politik auszuüben versucht, innerhalb dieses Systems eine der wenigen Optionen, etwas zu ändern. Gebrauchte Hardware zu kaufen ist natürlich auch gut, so wird wenigstens der Ressourcenverschwendung usw. ein wenig entgegen gewirkt – sowas kann aber auch nur klappen, wenn es genügend Leute gibt, die sich ständig was Neues kaufen, und so ihre Altware los werden… Auf jeden Fall ist, wie immer, der Computerkauf beim Discounter der falscheste Weg, da hier der Preisdruck noch erhöht wird, der wiederum zu noch mieseren Bedingungen führt.

  2. Idealistin

    Und ich dachte immer die Computerindustrie sei noch “unbelastet” Wieder was dazu gelernt. Übrigens, nachdem ich mehrmals die Erfahrung machen musste (drei PC´s im Haus), dass selbst Namen wie HP oder Siemens, Billigteile einbauen, die nach Ablauf der Garantie den Geist aufgeben (Festplatten und CPU), lasse ich seitdem meine Computer nach meinen Wünschen und Bedarf bei einem kleinen Händler, gleich bei uns um die Ecke zusammenbauen. Das bringt mehrere Vorteile, es werden nur Teile nachgerüstet, eingebaut die ich benötige, dass spart Geld und schont die Umwelt. Da die alten Komponenten wie das Gehäuse, die Laufwerke, [kann mich nicht vom Diskettenlaufwerk trennen :-)]und anderes belassen werden können.
    Wie lange sitzt du eigentlich am Tag vor dem PC???? (sorry)

    • @Idealistin: der Selbst-Zusammenbau eines Rechners ist natürlich eine schöne Alternative, um den großen Elektronikketten ein Schnippchen zu schlagen, auch wenn die Bauteile sicherlich unter den gleichen üblen Bedingungen produziert wurden wie bei Aldi oder den Marken-PCs. Für mich klappt das leider nicht, da ich seit jeher Macs verwende, und die muss man fertig kaufen. ;-) Auf jeden Fall sitze ich jeden Tag viel zu lange vorm Rechner, zumal mein Job (Webdesign, Büchersetzen) mich auch dazu zwingt/bringt.

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