Kategorie: Reklame Seite 16 von 25

Volvic – alles nur Augenwischerei?

Diesen, unlängst auf den NachDenkSeiten erschienen Artikel „Verbirgt sich hinter der Trinkwasserinitiative von Volvic mehr als positives Product-Placement und Effekthascherei?“ von Christine Wicht möchte ich Euch doch auch zur Lektüre anempfehlen – und da er unter einer Creative Commons-Lizenz steht, veröffentliche ich ihn hier in meinem Blog ebenfalls, damit möglichst viele über Volvics Augenwischerei erfahren. Wasser, das aus anderen Ländern nach Deutschland gekarrt wird, zu trinken halte ich ja eh für einen unglaublichen Unfug…

water_stream—————————-

Verbirgt sich hinter der Trinkwasserinitiative von Volvic mehr als positives Product-Placement und Effekthascherei?

Spendenaktionen für eine gute Sache, insbesondere in Kooperation mit der UNICEF, erfreuen sich bei Unternehmen zunehmender Beliebtheit. Auch werden gern bekannte Werbebotschafter in die Aktionen einbezogen. Im Rahmen einer deutschlandweiten Malaktion sollten Grundschüler Wassertropfen gestalten, um Volvic und UNICEF beim Brunnenbau in Äthiopien zu unterstützen. Volvic wirbt damit, für jeden eingesendeten Wassertropfen bis 100 Liter sauberes Trinkwasser in Äthiopien zu spenden. Außerdem werden pro gekauftem Liter “Volvic naturelle” 10 Liter sauberes Trinkwasser in Äthiopien sichergestellt. Lt. Pressemeldung hat die Volvic-Trinkwasserinitiative 122 Brunnen finanziert, wovon bislang 64 fertig gestellt seien, die mindestens 10 Jahre betrieben werden können (Quelle: volvic.de). Von Christine Wicht

Augenwischerei?

Volvic (Danone) hat in diesem Jahr zum fünften Mal eine Trinkwasseraktion durchgeführt, die bis zum 31. Oktober befristet war.
Die Organisation CharityWatch hat zur Trinkwasser-Initiative 2008 herausgefunden, dass die Verbraucher durch Volvic und UNICEF getäuscht werden: „So wurde zum Beispiel im Juli 2008 von der Unicef-Pressesprecherin mitgeteilt, dass voraussichtlich mindestens 800.000 Euro für den Brunnenbau aus den bisher vier Aktionsjahren zusammenkommen seien. Ein Brunnen soll im Schnitt 6.000 US-Dollar kosten. Als die Rechnung dann aber nicht aufging, ergänzte Helga Kuhn (Pressesprecherin UNICEF) telefonisch, dass durchschnittlich noch weitere 3.000 US-Dollar pro Brunnen für Schulungen und andere Ausgaben benötigt werden. Damit stimmte die Aussage von 112 Brunnenbauten zumindest ansatzweise. Allerdings wollte sie nicht weiter ausführen, was die Basis pro verkauften Liter Volvic-Wasser für die Höhe der Zuwendung sei. Das müsste Danone beziffern. Doch hier war Eva Podlich, Pressesprecherin, Danone Waters Deutschland GmbH, sehr zugeknöpft. Konkrete Anfragen per Mail blieben unbeantwortet. So bleibt als Anhaltspunkt nur die im ersten Telefonat am Rande erwähnte Zahl, dass mit 800.000 Euro etwa vier Milliarden Liter sauberes Trinkwasser produziert werden können. Umgerechnet wären das 400 Millionen Liter verkauftes Volvic. Bei diesem Ansatz ergäbe sich pro Liter eine Spende von 0,002 Euro an Unicef. Anders ausgedrückt, wird vom Verkaufspreis eines Kasten Volvic-Wassers im Supermarkt rund 0,3 Prozent gespendet. Ob dieser bescheidene Anteil jedem Verbraucher bewusst ist?

Nach Meinung von CharityWatch zeigt ein einfaches Zahlenbeispiel warum der Spendenanteil völlig unzureichend ist: 400 Millionen Liter Volvic kosten im Laden gut 250 Millionen Euro. Wenn wegen der Spendenaktion zehn Prozent mehr verkauft worden wäre, sind das rund 25 Millionen Euro Umsatz. Um damit die Spende von 800.000 Euro an Unicef zu verdienen, reicht eine Gewinnmarge von 3,2 Prozent. Da diese vermutlich höher ist, könnte problemlos mehr gespendet werden.“ CharityWatch stellt die Frage: „Würde ein Verbraucher statt Evian Volvic kaufen, wenn er weiß, dass von seinem Kaufpreis nur magere 0,018 Euro pro Kasten oder etwa 0,3 Prozent des Kaufpreises gespendet werden? Wenn Danone das wirklich glauben würde, dann könnten sie es ja offen zugeben. Da sie das aber nicht tun, nehmen sie in Kauf, dass der Verbraucher über die Spendenhöhe getäuscht wird. Und bei so etwas macht Unicef mit! Derartige undurchsichtige Spendenpraktiken sollte gerade eine Organisation wie Unicef, die nach der Affäre Anfang 2008 besonders aufmerksam beobachtet wird, nicht mittragen.“ (Quelle: charitywatch.de )

Kinder – die Kunden von morgen

Vor allem dort, wo der Bürger aus dem öffentlichen Leitungsnetz Wasser von guter Qualität beziehen kann, ist der Kauf von Flaschenwasser eigentlich überflüssig. Mit Aktionen, die einen sozialen Anstrich haben, wird Kindern die Marke Volvic positiv ins Gedächtnis gepflanzt und bereits eine Markenbindung geschaffen. Die Markenbindung beginnt – wie erforscht wurde – im Alter von 12 Jahren. Es ist für die Hersteller daher wichtig, vorher schon im Bewusstsein der Kinder präsent zu sein und bis dahin ein positives Image aufgebaut zu haben. Kinder und Jugendliche werden immer öfter zur Zielgruppe für Werbung und Marketingkampagnen und staatliche Institutionen machen sich zum Erfüllungsgehilfen der Unternehmen (siehe auch die Artikel zu “Media Smart” und zum Projekt “Wirtschaft und Schule” und “Gesunde Ernährung als Deckmantel: Mineralwasserwerbung in der Schule” ). Beim Volvic-Projekt erhalten die zehn Schulen mit den meisten Einsendungen jeweils die Patenschaft für einen neuen Brunnen in Äthiopien sowie ein Leuchtglobus-Set für jede Klasse. Der Fernsehjournalist und Projektpate des Brunnenprojekts, Markus Lanz, überreicht den Schulen, die die ersten drei Plätze belegen, die Brunnen-Patenschaft. Die übrigen sieben Gewinnerschulen erhalten die Patenschaft im Rahmen einer Roadshow (Präsentation) von Volvic und UNICEF. Ein Unternehmen, das Schulen in seine Projekte einbindet, erweitert seine Vertriebskanäle. Schulen werden so zum Schauplatz strategischer Marketingaktionen.

Gerade an Schulen müsste aus diesem Grunde ein Wasserprojekt stattfinden, das sich unabhängig und ohne finanzielle Mittel der Industrie, mit der weltweiten Wasserknappheit befasst und Wasserhersteller kritisch unter die Lupe nimmt. Beispielsweise ist der Film „ FLOW – WASSER IST LEBEN“ von 2008 als Unterrichtsmaterial gedacht. Er behandelt Themen wie Kommerzialisierung der Wasserversorgung, Recht auf Wasser, Wasserverschmutzung und vieles mehr. Abschließend wird im Film auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen eingegangen, die insgesamt 30 Artikel umfasst. Der Film fordert einen 31. Artikel: „Wir wollen die Vereinten Nationen mit einer Petition bitten, das Recht auf Wasser in die Menschenrechtscharta aufzunehmen: „Jeder hat das Recht auf sauberes und frei zugängliches Wasser, das dem Einzelnen und seiner Familie Gesundheit gewährleistet. Niemandem darf der Zugang und die Qualität dieses Wassers aus individuellen wirtschaftlichen Gründen verwehrt werden. “ (Quelle: filmwerk.de [PDF – 2.5 MB] )

Das Geschäft mit dem Wasser

Nach UN-Schätzungen wären jährlich 30 Milliarden Dollar mehr nötig, um den Planeten mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, 2007 wurde dreimal so viel für abgefülltes Wasser ausgegeben. Lebensmittelkonzerne wie Danone (Evian, Volvic), Nestlè (Perrier, Contrex, Vittel) und Hindustan Lever (eine Tochter von Unilever auf dem indischen Markt) kontrollieren einen großen Teil des globalen Marktes für in Flaschen und Kanister abgefülltes Wasser. Weltweit wächst der Absatz von Flaschenwasser. Geschäfte lassen sich sowohl in den reichen Industrieländern als auch in der dritten Welt machen. Für die Menschen in armen Ländern stellt Flaschenwasser oft einen kaum bezahlbaren Luxus dar.

Volvic Mineralwasser wurde 1978 auf zahlreichen medizinischen Kongressen vorgestellt, von Heilpraktikern empfohlen und zunächst nur in Reformhäusern, Naturkostläden und Apotheken vertrieben. Eine geschickte Marketing- und Werbestrategie: Das Produkt wurde vom Hersteller als besonderes Wasser auf speziellen Kongressen angeboten und erhielt so das Image eines hochwertigen gesunden Wassers. Danone wirbt damit, dass Volvic heute für viele Menschen weltweit täglicher Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung und gesunden Lebensführung ist (http://www.volvic.de/ursprung/quelle/).

Mit einem Jahresumsatz von rund 150 Mio. Euro zählt Danone Waters Deutschland zu den bedeutendsten Unternehmen in Bereich abgefüllter Wässer in Deutschland und ist marktführend im Segment der Mineralwässer ohne Kohlensäure. Die Quelle von Volvic entspringt im Herzen Europas, in der französischen Auvergne, in 90 m Tiefe unter dem Vulkan »Puy de Dome«, der im Übrigen auf dem Etikett jeder Volvic Flasche abgebildet ist. Die Quelle wurde 1927 entdeckt, seit 1938 wird Wasser in Flaschen gefüllt und in über 60 Ländern der Welt vertrieben.

Nun bräuchte die Bevölkerung Unternehmen wie Danone nicht, wenn flächendeckend klares Trinkwasser von hoher Qualität aus den Wasserhähnen käme. Wasserkonzerne profitieren vielfach auch davon, dass die Wasserversorgung vielerorts nicht funktioniert. Unter den Maximen der noch immer vorherrschenden neoliberalen Wirtschaftspolitik wird schon lange an dieser Säule der Daseinsvorsorge heftig gerüttelt. Weltweit wird von Konzernen, der Welthandelsorganisation, der Europäischen Union, Regierungen und Parlamenten eine Liberalisierungs- und Privatisierungspolitik vorangetrieben – auch im Bereich der Wasserversorgung. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Beispielen, wonach Privatisierungen vor allem bei leitungsgebundenen Leistungen zu regionalen privaten Monopolanbietern oder flächendeckend zu wirtschaftlichen Oligopolen geführt haben. In der überwiegenden Zahl der Fälle führte dies zu keinen Verbesserungen für die Versorgung der Bürger. Wenn sich die Wasserqualität verschlechtert, sind die Bürger gezwungen Wasser in Flaschen bzw. Kanistern zu kaufen – das ist ein gewinnbringendes Geschäft, so wird die Wasserquelle zur Geldquelle.

Der Worldwide Fund for Nature (WWF) geht zudem lt. einer Studie davon aus, dass die Wasserindustrie jährlich 1,5 Millionen Tonnen Kunststoff für die Herstellung von Wasserflaschen benötigt. Bei deren Entsorgung entstehen noch giftige Chemikalien, die die Umwelt belasten. Ein Großteil des Flaschenwassers wird zudem für Exportmärkte abgefüllt, beim aufwändigen Transport um den halben Globus wird weitere Energie verbraucht, und es entstehen zusätzliche Emissionen. Außerdem werden für die Reinigung der Flaschen wiederum Wasser, Energie und Chemikalien benötigt. Ein Drittel der Flaschen landen auf dem Müll. Auf den weltweit wachsenden Plastikmüllberg macht auch der Filmemacher Werner Boote in seinem neuesten Werk “Plastic Planet” plastic-planet.at, aufmerksam. (Quelle: sonnenseite.com).

Konzerne, die Quellen kaufen, Brunnen bohren, Wasser in Flaschen abfüllen und zu teuren Preisen verkaufen, sind in den letzten Jahren immer mehr in die Kritik geraten, denn über allem schwebt die Frage „Wem gehört das Wasser“ und haben Unternehmen das Recht eine Quelle zu erwerben, Wasser in Flaschen abzufüllen um es teuer zu verkaufen?

Wasser in Flaschen ist weder politisch noch ökologisch korrekt

Zum Beispiel hat die australische Kleinstadt Bundanoon den Verkauf von Wasser in Flaschen verboten. Auslöser war die Anfrage eines Getränkeherstellers, der aus einem Grundwasserreservoir Wasser für den Getränkehandel gewinnen wollte. Das Unternehmen wollte das Wasser dort entnehmen, um es nach Sydney zu transportieren, es dort in Flaschen zu füllen, um es wieder am Ort der Quelle zu verkaufen. Die Kampagne wird auch vom Premierminister des Bundesstaates New South Wales unterstützt. Der Einkauf von verpacktem Wasser wurde von der Regierung gestoppt und die Mitarbeiter dazu angehalten, Leitungswasser zu trinken. Angesichts der für das Fördern, Abfüllen und Transportieren benötigten Ressourcen entschieden sich die Einwohner nahezu einstimmig, auf den Verkauf von Wasserflaschen gänzlich zu verzichten. Stattdessen werden in Bundanoon jetzt Wasserspender aufgestellt, aus denen die Bürger selbst mitgebrachte Flaschen kostenlos mit Trinkwasser füllen können.

Die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Vereinten Nationen

Eine Bewegung, die das Trinken von Leitungswasser propagiert ist schlecht für’s Geschäft. Umso dringender muss Volvic sein Image aufpolieren. Welcher Partner wäre besser gewählt als die UNICEF?

Doch die Vereinten Nationen sind nicht so neutral wie es gern nach außen dargestellt wird. Mit dem am 31. Januar 1999 von Kofi Annan auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vorgeschlagenem und im Jahr 2000 ins Leben gerufenem Global Compact, wird eine Kooperation der Vereinten Nationen mit transnationalen Konzernen angestrebt, die auf diese Weise verstärkt in die Arbeit der Vereinten Nationen einbezogen werden, mit dem Bestreben, im Rahmen dieser Partnerschaft weltweit Fortschritte im Sinne der erklärten Prinzipien des Vertrages (Menschenrecht, Umwelt, Korruption, Arbeitsbeziehungen) zu erzielen.

Der Global Compact stellt sich jedoch mehr und mehr nicht als ein Instrument der politischen Einflussnahme der UN heraus, sondern gerade umgekehrt setzt sich die UNO aufgrund dieser Partnerschaft der Gefahr einer schleichenden Strukturveränderung aus: Bislang war die UNO eine (politische) Organisation der Regierungen von Nationalstaaten mit der Funktion transnationale, weltweite Interessen zum Ausgleich zu bringen und einen Beitrag zum Frieden in der Welt zu leisten. Damit übt die UNO eine den einzelnen Staaten übergeordnete Kontrolle über friedliches Zusammenleben der Völker, weltweiter Schonung der Umwelt und der Einhaltung der Menschenrechte aus, jedenfalls so lange die Nationalstaaten die Verbindlichkeit der politischen Vorgaben der UN anerkennen bzw. die Völkergemeinschaft Verstöße politisch sanktioniert haben. Mit dem Global Compact werden hingegen die transnationalen Konzerne (also nicht politische, sondern wirtschaftliche Institutionen) zu Partnern der UNO. Dadurch bekommen die transnationalen Konzerne (parallel zu und neben den Mitgliedstaaten) auf internationaler Ebene ein anderes Gewicht. Ein Teil der Macht der Staaten wird zugunsten des Einflusses der Wirtschaft verschoben. So entsteht nicht nur ein näherer Kontakt zwischen UNO und privaten Unternehmen, sondern der Global Compact wird gewissermaßen ein (politisches) Spielfeld der transnationalen Konzerne. Die UNO wird von ihrer weltweiten Kontroll- und Überwachungsfunktion in eine Mitspielerrolle abgedrängt.

Es stellt sich die Frage, warum Konzerne und ihre internationalen Vertretungen ein derartiges Interesse an einem Zusammenschluss mit den Vereinten Nationen haben. Zunächst ist die Mitgliedschaft im Global Compact als Werbemaßnahme zu sehen. Der Global Compact schließt zwar eine automatische Vergabe des UN-Logos bei Eintritt aus. Unter der Bedingung, dass die transnationalen Konzerne die Aktivitäten und Ziele der Vereinten Nationen unterstützen, ohne dass dies mit ihren eigenen Zielen in Einklang zu bringen ist, darf das Logo verwendet werden, nicht aber für eigene Ziele. Es besteht jedoch die Möglichkeit, zur Verlinkung auf die Website der Vereinten Nationen, welche gerne genutzt wird. Die Unternehmen dürfen sich in ihrem Werbematerial und Prospekten „Partner der Vereinten Nationen“ nennen. Dies ist eine ausgezeichnete Möglichkeit für PR-Maßnahmen. Konzerne profitieren mittels dieses Angebots von dem blauen Logo der Vereinten Nationen und können sich auf diese Weise sozusagen „blauwaschen“. Wertpapiere der beteiligten Unternehmen können als ethisch einwandfrei gehandelt werden, was einen erheblichen Imagegewinn bringt. (mehr darüber im Beitrag “Der Global Compact, gedacht als Instrument zur weltweiten Bändigung des Kapitalismus, wird zum Einfallstor der transnationalen Konzerne für die Aushöhlung der Charta der Vereinten Nationen und für eine Privatisierung der Weltpolitik”).

Weltweit herrscht eine enorme Ungleichheit bei der Verfügbarkeit von Wasser. Aus Mangel an Wasser entstehen zunehmend Konflikte. Vor allem die Menschen in den Ländern des Südens spüren massiv die Folgen der globalen Erwärmung. Extreme Trockenheit, Dürren und Überschwemmungen rauben ihnen die Lebensgrundlagen. Die Flüchtlingsströme nehmen zu, weil in vielen Regionen Wasser und Nahrung knapp sind. Der Göttinger Umweltgeologe Professor Jürgen Schneider befürchtet, dass sich durch den anhaltenden Klimawandel weltweit Hunger und Gewaltkonflikte bis hin zu Kriegen verbreiten. (Quelle: epd.de).

Nach Auskunft der Organisation „Menschen für Menschen“ haben in Äthiopien lediglich elf Prozent der ländlichen Bevölkerung Zugang zu sauberem Wasser. Hinzu kommt die zunehmende Erosion deren Ursache das Abholzen von Wäldern zur Landgewinnung ist, beispielsweise für den Ackerbau. Jährlich werden deshalb rund zwei Millionen Tonnen Boden weggeschwemmt. Ein Teufelskreis, denn 82 Prozent der Äthiopier leben von der Landwirtschaft. Dürren und Überschwemmungen wirken sich damit sofort auf Millionen Äthiopier aus, Hunger, Krankheiten und Epidemien sind die Folge.

Zurück zu den Brunnenprojekten von Volvic und UNICEF: Sie haben eine kalkulierte Lebenszeit von nur ca. 10 Jahren. Nach Angaben von UNICEF wird Grundwasser (Aquifere) gezapft. Wenn jedoch nicht genug Regenwasser die fossilen Grundwasservorkomman auffüllt, fallen die Brunnen trocken. Da Aquifere unterirdisch und teilweise grenzüberschreitend sind führen sie zu vielerorts zu Konflikten. Gerade UNICEF sollte sich dafür einsetzen, dass nachhaltig auch wirklich nachhaltig heißt und nicht 10 Jahre, gemäß der Definition der Brundtlandkommission 1987:

Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.

Es wäre eine wichtige Aufgabe der Vereinten Nationen alle Kräfte anzuspannen, dass Wasser endlich als Menschenrecht und nicht als Ware behandelt wird. Mit der Unterwanderung der Vereinten Nationen durch die Wirtschaft ist dies jedoch ein schwieriges Unterfangen. Wenn künftig nicht ein weltweites Wasserfirmenkartell unser Wasser weltweit kontrollieren soll, Menge und Preise festlegt und über das wichtigste Grundbedürfnis der Menschen bestimmt, dann sollten die Vereinten Nationen schnell handeln.

Verwandte Beiträge:

Werbung schadet… Mietern!

moabit-l_75-werb-250Dass Reklame auf vielerlei Weise einzelnen Menschen wie der Gesellschaft schadet, habe ich ja in meinem Blog schon des öfteren dargelegt. Und auch über die Exzesse der Außenreklame in den USA berichtete ich einige Male – dass solche Zustände mittlerweile auch bei uns in Deutschland anzubrechen drohen, machte ein Ereignis in Berlin deutlich, das Anfang des Monats die Gemüter erhitzte und das ich auf Grund der thematischen Kompatibilität hier ebenfalls erwähnen möchte – da wurde den Mietern eines Hochhauses einfach während Renovierungsarbeiten ein riesiges Werbeplakat eines Billigstromanbieters vor die Nase gehängt, und zwar so, dass die betroffenen Wohnungen kaum noch Tageslicht bekamen. Nachts wurde es dafür beleuchtet. Unfassbar! (Nach Protesten wurde das Transparent inzwischen wieder abgenommen, aber die mediale Aufmerksamkeit war der Firma so schon mal sicher!) [via Moabit Online, von denen auch das Foto stammt]

Kann es denn sein, dass die Fenster von Mietern verhüllt werden dürfen, nur um Werbeeinnahmen zu machen? Bei manchen Fassadenarbeiten sind Planen notwendig, um zu verhindern, dass abfallender Putz auf den Gehweg fällt. Werbeplakate an Brandwänden, Fabriken oder Parkhäusern. Alles nicht schön. Aber Werbung vor Fenstern, hinter denen Menschen wohnen?

(…) Jetzt muss es darum gehen, dass diese Gesetzeslücke geschlossen wird und bewohnte Häuser nicht mehr zu Werbezwecken verhüllt werden dürfen. In Hamburg soll das bereits funktionieren.

Claudia Klinger vom Digital-Diary-Blog kommentierte dies absolut zutreffend:

Grade sah ich in der Abendschau, wie Mieter zweier Gebäude in Berlin es brav duldsam hinnehmen, dass man ihnen ein Gerüst mit Riesenwerbeplakat vor die Fenster baut: tags ist es nun dunkel, nachts blendet Helligkeit… UNGLAUBLICH!!!

Sie wurden natürlich beraten und ermuntert und meinten dann: „ja, eine Mietminderung werden wir verlangen!”

Na, wow! Mich GRUSELT es richtig angesichts dieser Schaf-artigen Duldsamkeit, wenn die Mächte des Geldes so weit gehen, locker den TAG aus dem Mieterleben zu streichen…

Verwandte Beiträge:

Die Mär vom klimaschonenden Aluminium

In der Reklamewelt laufen die Dinge bekanntlich etwas anders als in der Realität – da ist das Trinken von Cola light figurförderlich, McDoof-Burger sind gesund oder die Telekom schert sich um ihre Kunden. Gerne lässt man ja auch dicke Stinkeautos durch intakte Naturlandschaften brausen, um zu suggerieren, dass Autofahren so ziemlich das ökologischste ist, was man tun kann. Jeder Meter, den man mit einem PKW zurücklegt, ist quasi ein gewonnener Meter für die Umwelt. Weil dieser Unfug alleine nicht mehr zieht, werden nun leichtere Autos aus Aluminium als das Nonplusultra angepriesen – die einfache Logik der Marketingfuzzis: Die Dinger wiegen weniger, verbrauchen deshalb weniger Sprit und tragen somit zum Erhalt der Umwelt bei. In der WDR-Sendung markt ging der Beitrag „PKW: Aluminium nicht klimafreundlicher“ diesen steilen Behauptungen einmal näher auf den Grund und kam zu eher ernüchternden bis erschreckenden Ergebnissen – auch was die vermeintlich positive Auswirkung von Wasserkraft auf die Natur hat, übrigens. Wieder einmal zeigt sich, dass unsere Vorstellung von Wirtschaften und Mobilität dem Rest der Welt nur schadet:

Weil leichtere Autos weniger Sprit verbrauchen, schonen sie die Umwelt. Das sagen Autohersteller, die immer mehr Stahlbauteile durch Aluminium ersetzen. Doch die Rechnung geht nicht auf, das Klima wird woanders belastet.

Die CO2-Diskussion veranlasst die Autobauer, sich nach leichteren Alternativen zum Stahl umzuschauen. So wird der Einsatz von Aluminium nach Schätzungen des Gesamtverbandes der Aluminiumindustrie bis 2010 in europäischen Fahrzeugen auf durchschnittlich 160 Kilogramm pro Fahrzeug ansteigen. Die gängige Rechnung lautet: „Durch die Gewichtsersparnis sparen wir Treibstoff und durch die Treibstoffersparnis CO2.“ Eine schöne Rechnung – nur nicht für alle. Denn sobald man den Herstellungsprozess von Aluminium mitbetrachtet, ist die Umweltbilanz eine andere. (…)

(…) Die Umwandlung von Bauxit in Aluminium ist ein zweistufiges Verfahren. Dabei entsteht unter anderem ein stark alkalischer, also giftiger Schlamm, der aufgefangen und deponiert werden muss. Immer wieder kommt es dabei zu Zwischenfällen, die die angrenzende Umwelt schwer belasten. Vor allem aber verbraucht der Umwandlungsprozess ungeheure Mengen Energie in Form von Strom. Der wird in Brasilien häufig mit Wasserkraft erzeugt.

Einer der Hauptenergieversorger für die brasilianische Aluminiumindustrie ist der Tucuruí-Stausee. Sein Gebiet, größer als das Saarland, wurde vor der Flutung nicht gerodet. Nun verfault die Biomasse am Grund. Eutrophierung wird dieser Prozess genannt, der zur Bildung von Methangas führt. Methan ist ein stark wirkendes Treibhausgas. Dr. Günter Gunkel, Wasserwissenschaftler an der Technischen Universität Berlin, hat brasilianische Stauseen untersucht. Er sagt: „Wasserkraft ist in vielen Bereichen keine ökologische Energiequelle. Das liegt eben daran, dass Stauseen, die eutrophiert sind, zu ganz erheblichen Methanemissionen führen, die in der Summe der Treibhausgase dann größer sind als die vergleichbare Emission bei der Energiegewinnung durch Kohle.“ (…)

Verwandte Beiträge:

Mal wieder Etikettenschwindel: „Produkte aus der Heimat“

Bekanntlich lassen Firmen nichts unversucht, um an unser „Bestes“ – unser Geld – zu gelangen. Da sich seit einiger Zeit bei manchen Verbrauchern eine Präferenz für Produkte aus der Region feststellen lässt – sei es nun aus ökologischen Gründen, weil es halt absolut irrsinnig ist, in Norddeutschland französisches Flaschenwasser zu trinken beispielsweise, oder um die regionale Wirtschaft zu stützen und zu stärken – werden vermehrt auch Waren als „regional“ vermarktet. Wie meist in der bunten Reklamewelt steckt hinter wohlklingenden Namen und Bildern aber zuweilen eine Verbrauchertäuschung, da solche Produkte in Wahrheit von sonstwoher stammen. Frontal 21 ging dieser Sache vor einiger Zeit näher auf den Grund – „Getäuschte Verbraucher – Etikettenschwindel bei Lebensmitteln“:

Hersteller von Lebensmitteln lassen Verbraucher ob der Herkunft ihrer Produkte oft im Unklaren, verstecken die Angaben im Kleingedruckten. So glauben die Kunden, eine Delikatesse aus einem anderen Land zu kaufen, in Wahrheit stammt die Ware aber aus Deutschland. Umgekehrt wird vieles, was nach heimischer Spezialität klingt, in der Ferne produziert oder aber der Rohstoff kommt ganz woanders her.

Beispiel: Milch
Der Konzern Royal FrieslandCampina verkauft Milchprodukte unter der Marke “Mark Brandenburg”. “Frischmilch und H-Milch werden ausschließlich im Großraum Berlin und Brandenburg verkauft”, beantwortet das Unternehmen eine Nachfrage von Frontal21. Viele Konsumenten haben beim Markennamen offenbar den Eindruck, ein lokales Produkt zu kaufen. Man “denke schon, dass die hier hergestellt wird”, sagt ein Mann. Und eine Frau kauft die Milch nur, “weil sie aus Brandenburg kommt”, sagt sie. Doch Brandenburg sieht die “Mark Brandenburg”-Milch häufig erst, wenn sie dort im Supermarkt steht. Denn die Milch wird in Köln abgefüllt. Das steht auch auf der Packung, aber eher unauffällig. Die Frischmilch komme sogar “zu 92 Prozent von Landwirten aus Nordrhein-Westfalen”, beantwortet Campina die Frontal21-Frage nach der Herkunft. (…)

Verwandte Beiträge:

Buchbesprechung: Carrie McLaren & Jason Trochinsky „Ad Nauseam: A Survivor’s Guide to American Consumer Culture“

mclaren-ad-nauseamEs ist wirklich bedauerlich, dass viele interessante Bücher gerade zur Thematik der Konsum- und Reklamekritik nicht in Deutschland erscheinen bzw. nicht auf Deutsch übersetzt werden, denn so wird ihre Verbreitung hierzulande doch etwas eingeschränkt. Dabei hätte es ein Buch wie das vor kurzem erschienene „Ad Nauseam: A Survivor’s Guide to American Consumer Culture“ (>> offizielle Website) wirklich verdient, ein weltweiter Bestseller zu werden. Die beiden Herausgeber Carrie McLaren und Jason Torchinsky waren mitverantwortlich für das Stay Free!-Magazine, das man ein wenig mit dem kanadischen Adbusters vergleichen kann und das mittlerweile nur noch als Online-Blog weitergeführt wird. In ihrem Buch versammeln sie eine Vielzahl von Artikeln, die in Stay Free! erschienen, teils überarbeitet und ergänzt, aber auch ganz neue Texte.

Anders als Kalle Lasns wegweisendes Meisterwerk „Culture Jamming“, das ein klares Ziel und eine klare, radikale Aussage verfolgt, beleuchten McLaren und Torchinsky in ihrem Buch die verschiedensten Aspekte, die zu unserer Konsumkultur gehören, wobei sie das besondere Augenmerk auf die Reklame und ihre Auswirkungen legen. Wirklich spannend sind beispielsweise ihre Ausführungen darüber, wie sich Werbung im Laufe der Jahrzehnte entwickelt hat, mit welch aus heutiger Sicht geradezu rührend naiven Anzeigen Firmen  Ende des 19. Jahrhunderts versuchten, Kunden von ihren Produkten zu überzeugen. Tatsächlich stand damals noch das Produkt als solches und genaue Informationen im Mittelpunkt des Reklametreibens, während heutzutage ja nur noch Image verkauft wird. Wer nun aber meint, dass früher alles besser gewesen sei, sollte sich einmal das Kapitel „Everything I know about life I learned from Medical Marketing“ durchlesen, das verdeutlicht, mit welch windigen Methoden Firmen auch damals schon die Menschen hinters Licht zu führen versuchten (indiesoweit hat sich nichts in der Reklamebranche geändert) – Produkte wie Listerine, das zunächst als antiseptisches Mittel bei Operationen oder gegen Schuppen eingesetzt wurde, wurde dann 1939 von Warner-Lambert umpositioniert und in ganzseitigen Anzeigen plötzlich als Medikament gegen schlechten Atem (!) angepriesen.

Neben Artikeln darüber, wie Reklame wirkt – besonders erschreckend ist hier eine Studie, die an amerikanischen Schulen durchgeführt wurde und die zeigt, wie sehr Kinder und Jugendliche sich durch das Marketing der Konzerne beeinflussen lassen – oder welche Bedeutung Marken in unserem Leben haben, befassen sich die Autoren ebenfalls mit der spannenden Frage „How Consumer Culture Shapes People“. Wird unser Denken durch den Konsumismus immer flacher und schlampiger oder zerstört Reklamesprech die Sprache? Sehr faszinierend (diesen Artikel werde ich auch für meinen Blog übersetzen) finde ich beispielsweise „L.A. Law – How Hollywood is shaping our legal system“, das zeigt, dass die ganzen Gerichtsshows und die Darstellung von Prozessen in Filmen tatsächlich auch Auswirkungen auf die reale Rechtssprechung und das Verhalten von Richtern und Verteidigern haben.

Mein Highlight des Buches ist das letzte Kapitel, in dem es um kreative Widerstandsaktionen gegen die große Konsummaschine geht – ein Kapitel hatte ich ja neulich schon mal übersetzt, aber es finden sich noch andere schöne Ideen darin. Jedes der Kapitel wird übrigens mit einer kleinen Fragestunde aus der bunt-schillernden Welt von Reklame und Konsum abgeschlossen, in denen man weitere, manchmal schwer zu glaubende, Details über Firmen und deren Strategien erfährt. Wusstest Ihr zum Beispiel, dass Coca Cola, um während des Dritten Reichs im lukrativen deutschen Markt präsent zu sein, Fanta erfunden hat, weil dies deutscher klang? Und dass CC durch Lobbyarbeit es schaffte, dass Coke-Vertreter alle Softdrink-Fabriken in Deutschland und den besetzten Gebieten überwachen durften? Und sich der Konzern bei den Nazis einschleimte, indem er kostenlose Flaschen mit Mineralwasser für den Notfalleinsatz zur Verfügung stellte. (Naja, Coca Cola ist ja auch aus vielen anderen Gründen nicht tragbar.)

Insgesamt ist „Ad Nauseam“ ein richtig gutes, leicht verständlich und humorvoll geschriebenes Werk (das vom Layout her für ein amerikanisches Buch auch erstaunlich angenehm und frisch gesetzt ist), das ein Schlaglicht auf viele, zum Teil sehr skurrile, Facetten der Konsumgesellschaft, in der wir heute leben, wirft und (hoffentlich) beim Leser auch eigenes Nachdenken über manch Grundmechanismus unserer Gesellschaftsordnung anregt. Ich kann es also absolut jedem als Nachttischlektüre oder potentielles Weihnachtsgeschenk (so man denn diesem Konsumritual folgen will/muss) empfehlen.

Carry McLaren & Jason Trochinsky (Hrsg.): „Ad Nauseam: A Survivor’s Guide to American Consumer Culture“, Faber and Faber, New York, 2009, 340 S., 18 US$

Verwandte Beiträge:

Buchbesprechung: Alexander Meschnig & Mathias Stuhr „Wunschlos unglücklich – Alles über Konsum“

meschnig-wunschlos-unglucklichIn einem konsumkritischen Blog sehe ich es ja fast schon als meine Pflicht an, die – doch recht rar gesäte – deutschsprachige Literatur zum Thema Konsumkritik auch hier vorzustellen. Deshalb ist mit Alexander Meschnigs und Mathias Stuhrs „Wunschlos unglücklich – Alles über Konsum“ nun ein Buch an der Reihe, welches ich vor einiger Zeit per Zufall in einem Berliner Antiquariat entdeckte und dessen konkurrenzlos günstiger Preis von 2 € mich themengerecht zum spontanen Kauf verführte. Zumal die Ankündigung auf dem Buchdeckel bereits sehr vielversprechend klang:

Konsum kann heute alles sein – praktisch jeder Bereich der gesellschaftlichen oder sozialen Realität kann unter diesem Aspekt betrachtet werden. Die Konsumgesellschaft verspricht grenzenloses Glück für alle: Ich kaufe – also bin ich. Meschnig und Stuhr lassen uns hinter die Kulissen der Konsumwelt blicken mit einem Handbuch, das „alles über Konsum weiß“.

Mit solch einem Anspruch liegt die Latte natürlich sehr hoch – und leider musste ich nach der Lektüre auch konstatieren, dass das Buch diese Versprechungen nicht wirklich einhalten kann. Denn obwohl der grundlegende Tenor der beiden Autoren eher konsumkritisch geprägt ist, fallen manche Kapitel und Ausführungen – wohl unter dem vermeintlichen Zwang einer umfassenden und „objektiven“ Darstellung der Facetten der Konsumgesellschaft – seltsam unentschlossen und vage aus.

Doch der Reihe nach. Das Buch ist in zehn Oberkapitel gegliedert, die sich mit den verschiedenen Bereichen beschäftigen, die unsere heutige Konsumgesellschaft maßgeblich bestimmen. In „Politik“ machen die Autoren deutlich, wie sich der Fokus der Zivilgesellschaft vom Bürger hin zum Konsumenten verschoben hat, um den nun alle buhlen. In „Produktion“ werden Veränderungen sowohl in der herkömmlichen Produktionswelt (hin zum Prosumenten, dem Ikea-Kunden, der einen Teil der Möbelherstellung selbst übernimmt) wie auch der Werbewelt beschrieben, die von der Darstellung von Fakten und Informationen weitestgehend abgerückt ist und nun nur noch Erlebniswelten und immaterielle Werte der Marke zu vermitteln versucht.

Der Übergang des Konsumismus hin zu einer Art Ersatzreligion ist aus diesem Grunde auch fließend (siehe auch den Beitrag „Welche Religion kommt nach dem Kapitalismus“) – aus dem Kaufen wird ein Kult, der jeden Tag zu zelebrieren ist und der jeden (der es sich finanziell leisten kann) miteinschließt. Auch diese Klischees, religiöse Anspielungen und Motive, bedient die Reklame mittlerweile direkt oder indirekt.

Konsum ist nichts anderes als der tröstliche Glaube an die Auferstehung aller Dinge. Die Regale im Supermarkt füllen sich ständig neu, stets legt mehr vor unseren Augen, als wir tatsächlich kaufen können. Was ich heute wegnehme, liegt morgen in der gleichen Qualität wieder da. Wie durch ein Wunder ist alles stets auf Neue vorhanden. Unsere wahre Auferstehungskirche ist das Einkaufszentrum und sein Evangelium das Sonderangebot der Woche.

Überhaupt die neuen Götzen: die Marken und Logos, Sie bestimmen Stadtbilder und werden zu eigenen Publikumsattraktionen, wie die „VW-Autostadt“ in Wolfsburg. Und sie sorgen für Identitäten, Zugehörigkeitsgefühl zu Gruppen – dies wird in den Kapiteln „Identitäten“ und „Marken“ näher ausgeführt, in denen auch deutlich gemacht wird, wie tief der Konsum inzwischen unser aller Leben, ob gewollt oder ungewollt, durchzogen hat. Von „Markenterror“ ist hier dann auch folgerichtig die Rede.

Kann bei aller Heimeligkeit des Konsums überhaupt von Terror gesprochen werden? Den Terror üben die Produkte nicht unbedingt auf diejenigen aus, die regelmäßig einkaufen und das so selbstverständlich tun, wie andere Sport treiben oder Haare waschen. Der Markenterror vollzieht sich auf der Ebene der sozialen Teilhabe. Es ist kein physischer Terror in Form von Anschlägen oder Überfällen. Wenn jemandem tagtäglich etwas Begehrtenswertes vor Augen geführt wird, das Objekt der Begierde aber nicht erreicht werden kann, dann beginnt die Unzufriedenheit, der psychische Terror. Eine Mischung aus Angst ud dem Gefühl der Ablehnung macht jede weitere Form des Kontakts mit der Konsumwelt zum Frusterlebnis.

(An dieser Stelle wage ich es doch, den Autoren zu widersprechen – der „Konsumterror“ betrifft nicht nur diejenigen, die sich Dinge nicht leisten können, sondern auch die, die genug Geld haben, ihre Zeit, ihre Energie etc. aber dafür verschwenden/aufwenden, einzukaufen, up to date zu sein, mit der Mode zu gehen etc. Auch hier herrscht permanente Unterbefriedigung, wenn auch aus anderen Gründen.)

In „Unternehmen“ werden einige der großen Marken und Konzerne und ihr Aufstieg in den globalen Kaufolymp vorgestellt – Puma, Ikea oder auch Mattel. Gerade hier fehlte mir beim Lesen zuweilen etwas die kritische Distanz. Die Shopping-Malls und Einkaufstempel sind das Thema von „Räume“ – die großen Einkaufszentren sind mancherorts, vor allem in den USA, ja schon zum Ersatz für ein richtiges soziales Leben geworden, das frühere Stadtzentren abseits des Kaufenmüssens boten. Besonders schrecklich und erschreckend fand ich die Beschreibung von Celebration City, einer Art antiseptischer Kunststadt, die der Disney-Konzern in die Gegend gepflanzt hat und in der eben jene ehemaligen, durch den Konsum zerstörten städtischen öffentlichen Räume nachgebildet werden. Dies nicht etwa wie in Disneyland als Touristenattraktion, sondern als „gated community“ für echte Bürger. In den Worten des ehemaligen Disney-Chefs Michael D. Eisner:

„Ich wäre glücklich in Celebration leben zu können – ich schätze die Freundlichkeit und Sauberkeit, den hohen architektonischen Standard und den unverkennbaren Gemeinschaftsgeist und Stolz, der dort herrscht. Außerdem gefällt es mir, dass man dort an die idealisierenden Familien-Comedies im Fernsehen der fünfziger Jahre erinnert wird, als die Häuser noch Holzzäune hatten und Donna Reed und Jane Wyatt von ihren Veranden aus ihren Kindern, die in Sicherheit zur Schule gehen konnten, zum Abschied zuwinkten.“

Natürlich können sich nur wohlhabende Menschen Plätze in diesem gruseligen Wohnsubstitut leisten…

Noch spannender wird es dann in dem Kapitel „Kulturen“, das aufzeigt, wie die Konsumkultur auch Subkulturen, Widerstand und Gegenbewegungen nach und nach aufsaugt, aussaugt und infiltriert und wie die Medien und die Reklameindustrie aus ehemals im Untergrund schwelenden Entwicklungen neue Megatrends und Hypes generiert, die sich am Ende für die Konzerne in klingender Münze auszahlen. Den „Medien“ ist demzufolge auch ein eigenes Kapitel gewidmet, hier neben der Werbung insbesondere auch Fernsehsendungen, die mit Product Placement und Cross-Selling den Konsum permanent weiter anheizen.

Wirklich groß wird das Buch dann für mein Empfinden im abschließenden Kapitel „Ausblick“, in dem ganz klare und unzweideutige konsumkritische Töne angeschlagen werden, die vor allem auch über das generelle Wirtschafts- und Produktionssystem, da auf dem immer steigen müssenden Konsum basiert, reflektieren und auch durchaus am sog. „politischen Konsum“ (Lohas etc.) als Lösung zweifeln. Ich habe mal beim Verlag eva (Europäische Verlagsanstalt) angefragt, ob ich ein Unterkapitel hier vielleicht im Blog veröffentlichen darf; eine Antwort steht bislang leider noch aus.

Kritischer Verbraucher zu sein bedeutet meist ausschließlich, sich für die Verteidigung eigener Interessen einzusetzen. Ein mündiger Bürger zu sein würde im Gegensatz dazu bedeuten, dass man versuchte, seine vereinzelte Existenz zu überwinden, vom eigenen Leben zu abstrahieren und sich mit anderen zusammenzutun, um Einfluss auf die Politik zu nehmen, Macht zu teilen und gemeinsam auszuüben. Verbraucherkritik allein verbleibt im System des von ihr Kritisierten. (…)

Verbraucherkritik bedeutet in den allermeisten Fällen auch nicht, den Verzicht zu postulieren. Man soll „anders“ konsumieren, aber nicht den Konsum per se verweigern. Der Kampf um die Kaufkraft ist das letzte Tabu, an das niemand zu rühren wagt. Kein Politiker kann ernsthaft den Verzicht predigen, ohne Schaden zu nehmen. Und selbst von alternativer Seite vernehmen wir nur sehr leise Töne, wenn es um private Einschränkungen geht. (…)

(…) Im Konsumentenstaat besteht die Tendenz, jegliches politisches Handeln nur noch im Hinblick auf die eigene Kaufkraft zu messen. Geht sie zurück, muss die politische Führung abgewählt werden. Politik reduziert sich für die meisten Bürger inzwischen auf Fragen des privaten Konsums. Politische Kommunikation wird zu einer Form der Werbung. Genau wie diese muss Politik heute Aufmerksamkeit um jeden Preis erregen. Die Omnipräsenz der Werbung ist dabei symptomatisch für einen umfassenden Erregungszustand der Gesellschaft, der die Aufmerksamkeit zum „Zahlungsmittel“ macht. Es entsteht ein „mentaler Kapitalismus“, der mit den Massenmedien einen eigenen Dienstleistungssektor hervorbringt. (…)

Insgesamt ist das Buch durchaus zu empfehlen, auch wenn es, wie geschrieben, teilweise etwas unklar positioniert ist – für den Anfänger ist es vielleicht zu vielfacettig und damit verwirrend, für den Konsumkritiker manchmal zu austarierend. Dennoch wirft es auf jeden Fall einen gelungenen Blick hinter die Kulissen des Konsumtreibens, das uns alle umgibt und über das „man“ für gewöhnlich nicht weiter nachdenkt.

Alexander Meschnig/Mathias Stuhr: „Wunschlos unglücklich – Alles über Konsum“, eva Europäische Verlagsanstalt 2005, 198 S., 4.90 € (direkt beim Verlag)

Verwandte Beiträge:

Billigtempel am Pranger – Neues aus der Schnäppchenwelt

brennpunkt-2009-09-28_ccc_taz_aktionszEs gibt mal wieder Neues an der Discounter-Widerstands-Front – während die Billigheimer weiterhin mit harten Bandagen und im Falle von Lidl nun auch mit schönfärberischer, verlogener Fernsehreklame kämpfen, wird dieser Preiskrieg um so mehr auf dem Rücken von Angestellten und Zulieferern (und in letzter Konsequenz auf unser aller Rücken) ausgetragen. So ist es erfreulich, dass auch der Widerstand gegen dieses Geschäftsmodell weiter wächst. So gibt es eine neue Aktionszeitung der Kampagne für Saubere Kleidung: „Brennpunkt – Geiz war geil: Billigtempel am Pranger“, die man sich (gegen Rückporto) bei der CIR bestellen kann (HIER). Sie enthält eine ganze Menge interessanter Artikel, die vor allem die Zustände in den Herstellerländern beleuchten und zeigen, wieso Aldi & Co. so billig sein können:

In der neuen Aktionszeitung der Kampagne für Saubere Kleidung gibt es aktuelle Informationen zu den Arbeitsbedingungen bei Aldi, Lidl und KiK.

Günther Wallraff schildert in seinem Artikel die Arbeitsbedingungen bei einem Lidl Zulieferbetrieb in Deutschland.

Aber auch die Arbeitsbedingungen in den Zulieferbetrieben im Süden stehen im Fokus. Wie dort der tagtägliche Arbeitskampf aussieht schildern Kamala Nehru und Usha Ravikumar, zwei Textilarbeiterinnen und NGO-Aktivistinnen aus Bangalore. Beide Frauen, die zu Gast in Deutschland sind, informieren in  Vorträgen über Arbeitsbedingungen und Hungerlöhne in Indien sowie über die Asiatische Grundlohnkampagne (AFW).

Die Asiatische Grundlohnkampagne zeigt neue Wege auf, das weltweite Lohndumping zu stoppen. Vorschläge wie AktivsitInnen hier aktiv werden, zeigt die Zeitung ebenfalls auf.

Von der KFSK stammt auch die neue Lidl-Adbusting-Kundenzeitung: „Lidl lohnt sich – nicht für MitarbeiterInnen, die man sich direkt als pdf herunterladen kann (HIER):

Das etwas andere Faltblatt will verwirren, aufmerksam machen, informieren und zum aktiv werden anregen. Verbreitung tut gut. Denn mit fair ist es bei Lidl nicht weit her.

2009-06_lidl_adbusing_1

Und dann hat Attac auch das neue Faltblatt „Schnäppchen weltweit herausgebracht, das man für für 0 € im Attac-Shop „kaufen“ kann (ich habe da auch mal angefragt, ob es eventuell eine Möglichkeit gibt, den Flyer auch als pdf zu bekommen, das würde das Procedere doch etwas vereinfachen):

“Nachrichten aus der Welt des Agrobusiness!” verspricht das im Stil eines Verramsch-Blättchens aufgemachte Attac-Faltblatt. “Schnäppchen weltweit …zwischen Supermarktregalen und Zapfsäulen” stehen zum Verkauf, und wir erfahren, wer an Lebensmittelknappheit verdient, was Auto fahren mit Hunger zu tun hat, was der Klimawandel auch für die Nahrungsmittelproduktion für Auswirkungen hat, warum Milch hier spottbillig wird, während am anderen Ende der Welt die Getreidepreise explodieren und vieles mehr, kurz: Wie Hunger gemacht wird.

attac-schnaeppchen-weltweit

Verwandte Beiträge:

Angriff auf die Sinne – wie wir Verbraucher verführt werden

Man kann gegen das Fernsehen ja vieles sagen, aber ab und an gibt es doch auch mal gescheite Reportagen zu entdecken. So wie am Dienstag im NDR-Fernsehen, mit der Sendung Angriff auf die Sinne (Wiederholung am 28.10. auf Phoenix, 14.00–14:45 Uhr), die man sich derzeit noch in der Mediathek online anschauen kann. (Danke an die Designheilige für den Tipp!)

Filmemacher Jan Tenhaven nimmt die spätabendlichen Zuschauer in seiner Dokumentation ‘Angriff auf die Sinne – Wie wir Verbraucher verführt werden’ mit auf eine ebenso faszinierende wie erschreckende Reise ins Reich der Sinne und ihrer Manipulation im Dienste des Konsums.

Wer bislang der Überzeugung war, Kaufentscheidungen allein nach Preis und Qualität zu fällen, muss das hinterfragen. Letztendlich ist der Mensch doch ein Würstchen. So manipulierbar. Einst half ihm sein Gehör, Gefahren wahrzunehmen und sich zeitig davor zu schützen. Heute spielt es ihm Streiche. (…)

(…) Zum Beispiel schnüffelt sich eine attraktive, international anerkannte Geruchsdesignerin ein halbes Jahr lang durch ein Hotel, die Schweiz und ihr unfassbar zahlreich bestücktes Geruchslabor, um der Schweizer Kette die perfekte subtile Duftnote zu verpassen. Den ‘Corporate Smell’, was nicht so abstoßend ist, wie es klingt. Er soll machen, dass der Kunde immer wieder kommt. Geruch geht sofort ins Gehirn. ‘Ein Traum von Marketing’, sagt Geruchsexpertin Sissel Tolaas.

Interessant, zu erfahren, dass es das Berufsbild des Psychoakustikers gibt, hier vertreten durch einen sympathischen Sachsen, eigentlich Instrumentenbauer. Ein Jahr lang arbeitet er daran, einem Staubsauger ein verlockendes Sauggeräusch zu verpassen. Und es ist äußerst erhellend, zu beobachten, wie sich Farbexperten von Motorrad-, Möbel- und sonstigen Herstellern bei einer Zusammenkunft auf die Trendfarben für in drei Jahren einigen. Damit dann keiner aus der Reihe tanzt – beziehungsweise aus der Mode, wenn eher dunkle Töne ein gewisses Gefühl von Sicherheit vermitteln sollen. Denn das, was Tenhaven hier zeigt, soll ja eigentlich kein Verbraucher allzu genau wissen. Und damit es sich nicht allein schon wieder vom Anblick dieser sinnlichen Arbeitswelten einlullen lässt, erinnert der Autor sein Publikum in regelmäßigen Abständen im Off-Text daran: Das dient alles nur dem einen Zweck – konsumieren, konsumieren, konsumieren.

bild-41

Verwandte Beiträge:

Werbung gegen Realität, Teil 13 – Das Märchen vom Öko-Image

Über die derzeit wie Pilze aus dem Boden sprießenden Imagekampagnen großer Konzerne, die sich umgekehrt proportional zur Umweltschädigung ihrer Produkte und Geschäftspolitik ein umso grüneres Mäntelchen umhängen, je schlimmer sie es in der Realität treiben, hatte ich ja hier schon ein paar Mal berichtet. Nun nimmt sich auch das NDR-Medienmagazin Zapp! dieser Problematik an und entlarvt in „Das Märchen vom Öko-Image“ die frechen Reklamelügen von RWE, Vattenfall, Daimler & Co. Werbung generell nicht zu glauben ist ohnehin das beste, was man tun kann, um seine mentale Gesundheit zu schützen.

Trotz des grau-braunen Herbstwetters: die Farbe, die dominiert ist grün. Nicht unbedingt in der Mode, dafür aber bei sehr vielen anderen Produkten des täglichen Lebens. Waschmittel, Putzmittel, Strom, Cremes, Limonade, alles ist im Einklang mit der Natur. Man hat schon fast ein schlechtes Gewissen noch Fahrrad zu fahren, so großartig sind die neuen Autos anscheinend fürs Klima. Schön, dass man wieder mit gutem Gefühl einkaufen kann. Jedenfalls, wenn man der Werbung glaubt.

Verwandte Beiträge:

Mumpitz Marke

konsum1

Unlängst empfahl ich Euch ja schon den ausgesprochen gelungenen Artikel „Reklame – die Pest der Kommerzgesellschaft“ der Website literaturkritik.de. Just dort fand ich einen nicht minder lesenswerten Text, der allerdings wirklich umfangreich und umfassend ist. Er heißt „Mumpitz Marke“, stammt von Frank Müller und befasst sich intensiv mit dem uns umgebenden Markenwahn, dem Schwachsinn, der darin liegt, nur für ein von Marketingleuten aufgeblasenes Image unglaublich viel Geld zu bezahlen und dabei irgendwelchen künstlichen Trends und Moden hinterher zu hecheln. Ich denke, jeder, der sich für das Thema Konsumkritik interessiert, sollte, nein, MUSS diesen Artikel einmal gelesen haben, trotz des beachtlichen Umfangs. Einfach mal eine halbe Stunde den Fernseher ausschalten und statt dessen in Ruhe Müllers sog. „Pamphlet“ lesen, der in seinem Beitrag viele Facetten des „Erlösungswahnsinns Marke“ zur Sprache bringt.

Hier wie üblich ein paar Auszüge:

(…) Marken schüren ein künstliches Verlangen; sie ketten uns an die Ware und machen uns dadurch immer dürftiger. Über die Inhaltsleere ihrer pausenlosen Selbstaffirmation trösten sie uns hinweg, indem sie uns das Brandzeichen des Logos aufdrücken. (…)

(…) Sobald sich ein Ding von seinem physischen Substrat abgekoppelt hat, entscheiden immer mehr die Wahrnehmungen, Emotionen, Images und Fantasien über Markenpräferenzen – jenseits der faktisch nachweisbaren Leistung. Werbung der vierten Art wirbt folgerichtig mit sich selbst. (…) Oder, noch einmal zugespitzt: Das eigentliche Produkt ist die Werbung. (…)

(…) Man höre und staune: Während die Dresdner Bank “ökologische und soziale Verantwortung übernehmen” will, Hennes & Mauritz “unter guten Arbeitsbedingungen” produzieren und die Karstadt Quelle AG “Leistung für Mensch und Umwelt” erbringen möchte, preist McDonald’s sein “weltweites Engagement zugunsten der Kinder” an. Der imageträchtige Budenzauber ist leicht durchschaubar. Die Investitionen für das vorgebliche Engagement sind lächerlich gering, gemessen an dem, was die Konzerne durch unlautere Methoden erwirtschaften. Es kostet nicht mehr als ein Lächeln in die Kamera des kritischen Journalisten, um Verhaltens- oder Produktionsnormen zu formulieren, ohne sie anschließend durchzusetzen und zu kontrollieren.

(…) Der moralische Konsum ist zu einer Geschäftsidee unter anderen geworden: Fair gehandelter Kaffee, garantiert kinderarbeitsfreie Teppiche und ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln heran gezüchtetes Gemüse sind Antworten auf die Frage des politisch korrekten Konsums, die vielleicht die Spielregeln, nicht aber das Spiel verändern. Kampagnen gegen Marken werden zu ethischen Verkaufsführern, die den Konsum keineswegs drosseln, sondern ihm lediglich ein anderes Vorzeichen verpassen, unter dem er sich umso ungehinderter austoben kann. (…)

Verwandte Beiträge:

Seite 16 von 25

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén