Wer meinen Blog schon eine Weile verfolgt, wird wissen, dass ich mir an dieser Stelle auch immer mal wieder Gedanken darüber mache, wie eine sinnvolle und vor allem auch umsetzbare Alternative zu unserem derzeit herrschenden kapitalistischen/marktradikalen Wirtschaftsmodell aussehen könnte. Denn dass dieses Prinzip des „immer mehr produzieren um immer mehr zu konsumieren“, weil die Wirtschaft am permanent notwendigen Wachstumstropf hängt, nicht nachhaltig ist, zeigt sich immer wieder und immer öfter, vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Das Wachstum, das Anleger und Spekulanten von „ihren“ Unternehmen erwarten, geht zu Lasten der Umwelt und oft genug zu Lasten einer vielfältigen und lebenswerten Gesellschaft, die nicht unter dem Druck der kompletten Kommerzialisierung und Vermarktung steht. Der „real existierende Sozialismus“ mit seiner staatlich gelenkten Wirtschaft („Staats-Kapitalismus“) hat sich als nicht durchführbare Variante erwiesen. Den Marktgesetzen mehr oder weniger freien Lauf zu lassen, weil die „unsichtbare Hand des Marktes“ schon alles richten wird, wenn man nur Konkurrenz, Eigennutz und Wettbewerb fördert, stehe ich ebenfalls skeptisch gegenüber, wie ich auch schon an einigen Stellen ausgeführt habe.
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Man kann ja nicht gerade behaupten, dass die Deutsche Bank zu den sympathischeren Unternehmen des Landes zählen würde. Banken haben eh spätestens seit der sog. „Finanzkrise“ (die offiziell ja vorüber sein soll) einen schlechten Ruf, den sie sich durch entsprechendes Geschäftsgebaren auch „hart“ „erarbeitet“, auf jeden Fall wohl verdient haben. Wenn ein Konzern wie die Deutsche Bank ein Renditeziel von 25% ausgibt, sollte es auch dem schlichtesten Gemüt klar sein, dass solche Raten nicht durch nachhaltiges oder umsichtiges kaufmännisches Handeln erreicht werden können, sondern letzten Endes nur durch Spekulation. Und dass diese in aller Regel nur einer kleinen Anzahl von Menschen nützt (meist den Anteilseignern/Aktionären), dafür aber auf dem Rücken der restlichen Gesellschaft erwirtschaftet wird, ist auch kein Geheimnis, auch wenn die Banken selbst dies natürlich durch Reklame und Imagekampagnen, die eine vermeintliche Kundenorientierung suggerieren, zu vertuschen versuchen. Zinsen sind ja generell eine Erfindung, die automatisch einen Umverteilungsprozess von unten nach oben sicherstellen – dies will ich in meinem heutigen Beitrag aber gar nicht thematisieren, das ist Stoff für weitere Beiträge.
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Irgendwie mag ich keinen Kaffee. Warum, weiß ich gar nicht so genau. Kaffee riecht toll, schmeckt mir aber nicht, ich kann nichts dagegen tun. Manch anderem Kaffeetrinker könnte der Appetit auf die nächste frisch aufgebrühte Tasse Industriekaffee aber vielleicht auch vergehen, wenn er sich die 3sat-Doku „Kinderschinder – Der Preis für eine Tasse Kaffee“ angeschaut hat. Wieder ein Grund mehr, bei seinem Konsum auf Fairtrade und Bio zu setzen, statt die großen Monopolisten (Nestlé & Co.) mit seinem Geld zu unterstützen!
Der Durchschnittsdeutsche trinkt mit fast 150 Litern pro Jahr mehr Kaffee als Wasser oder Bier. Trotz der verbotenen Preisabsprachen bekannter Röster kostet eine Tasse selbst gebrühter Kaffee oft nur etwa fünf Cent. Auf vielen Plantagen können die Arbeiter vom Lohn nicht menschenwürdig leben.
Kinderarbeit auf Guatemalas Kaffeeplantagen
Guatemala ist eine der ärmsten Kaffeeregionen, obwohl dort besonders hochwertige Bohnen angebaut werden. Die Reportage zeigt, wie Kinder auch für deutsche Röster auf Plantagen schuften, statt zur Schule zu gehen. Wie ganze Familien mit umgerechnet drei Euro am Tag zurechtkommen müssen. Und wie Kirche und Gewerkschaft in Guatemala einen schier aussichtslosen Kampf kämpfen. Denn über die Arbeits- und Lebensverhältnisse auf den Plantagen bestimmt nur einer: der Besitzer.
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In den letzten Tagen ist mir wieder so einiges im Netz begegnet, das zwar keinen eigenen Beitrag in meinem Blog rechtfertigt, aber dennoch interessant genug ist, um hier wenigstens als Lesetipp erwähnt zu werden. Reklame im Netz ist ja schon jetzt nervig und omnipräsent genug, und ohne Adblocker würde man bei so mancher Website Augenkrebs oder einen Herzkasper ob des Geblinkes bekommen. Das reicht selbstverständlich alles noch nicht – die Marketingabteilungen dieser Welt sind der Meinung, dass es keine werbefreien Zonen im Netz geben darf und haben nun, wie Fefe berichtet, den nächsten Coup geplant: statt der bei vielen Blogs üblichen Captcha-Abfrage als Spamschutz (der ja schon nervig genug und nur deshalb notwendig ist, weil es viele Firmen gibt, die mit Spam ihr Geld verdienen) sollen kleine Werbefilmchen ablaufen und der Leser anschließend eine passende Frage beantworten. Vermutlich gibt es sogar ein paar Spacken, die sowas toll und total lustig finden…
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Na, das ging ja jetzt flott – nur wenige Wochen nach The Story of Cosmetics präsentiert uns die US-Aktivistin Annie Leonhard mit The Story of Electronics eine weitere animierte Kurzdoku im Rahmen ihres ambitionierten The Story of Stuff-Projekts. Der gleichnamige Film, mit dem die Reihe letztes Jahr begann, zeigte auf amüsante wie gleichzeitig eindrückliche Weise, wie unser Wirtschaftssystem die Umwelt zerstört, wie Marketing & Reklame die Gesellschaft zersetzen und unser gifitiger Müll Natur wie Menschen belastet. Der neue Beitrag behandelt nun eine weitere Facette unseres modernen Lebens – unsere Abhängigkeit von elektronischen Gadgets (ohne die Ihr allerdings auch weder den Kurzfilm noch meine Zeilen hier lesen könntet) und die Umweltsauereien, die die Produktion dieser oft nur kurzlebigen Produkte nach sich zieht, deren Wegwerfcharakter durch das Anheizen von Moden, Hypes und Trends durch die Unternehmen natürlich noch verstärkt wird.
The Story of Electronics, released on November 9th, 2010 at storyofelectronics.org, takes on the electronics industry’s “design for the dump” mentality and champions product take back to spur companies to make less toxic, more easily recyclable and longer lasting products. Produced by Free Range Studios and hosted by Annie Leonard, the eight-minute film explains ‘planned obsolescence’—products designed to be replaced as quickly as possible—and its often hidden consequences for tech workers, the environment and us. The film concludes with an opportunity for viewers to send a message to electronics companies demanding that they “make ‘em safe, make ‘em last, and take ‘em back.”
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Wer darauf hofft, dass die Politiker in Berlin irgendwelche ernstzunehmenden Schritte in Richtung Selbstversorgung, lebenswerte Zukunft und Nachhaltigkeit für die Gesellschaft untenehmen werden, kann vermutlich lange warten, wie man an den katastrophalen Entscheidungen der letzten Jahre & Jahrzehnte sieht. Aus diesem Grunde hat sich seit einigen Jahre in mehreren Ländern die sog. Transition Town-Bewegung gebildet, über die ich hier im Blog ja auch schon berichtete (HIER) und die die Bürger aktivieren will, selbst etwas vor Ort zu unernehmen. Noch mal kurz rekapituliert bzw. aus Wikipedia zitiert, worum es bei den Transition Towns geht:
Im Rahmen des Transition Town Movement (etwa “Bewegung für eine Stadt des Übergangs/Wandels”) proben seit 2006 Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen in vielen Städten und Gemeinden der Welt den geplanten Übergang in eine postfossile, relokalisierte Wirtschaft. Die Bewegung, initiiert von dem irischen Permakulturalisten Rob Hopkins, lässt sich dem v.a. in den USA weit verbreiteten Gedanken des “Eco-Communalism” zuordnen, einer Umweltphilosophie, die angesichts schwindender Rohstoffe und negativer ökologischer Auswirkungen der Globalisierung die Idee des “einfachen Lebens”, der Regional- bzw. lokalen Wirtschaft sowie der Nachhaltigkeit und der wirtschaftlichen Selbstversorgung propagiert. Eine wichtige Rolle spielen auch die Gestaltungsprinzipien der Permakultur, die es insbesondere landwirtschaftlichen, aber auch allgemein-gesellschaftlichen Systemen ermöglichen sollen, so effizient und energiesparend zu funktionieren wie ein natürliches Ökosystem.
Auch in Deutschland gibt es immer mehr solche Initiativen, die natürlich meist noch am Anfang stehen. Um für eine größere Vernetzung und einen Informationsaustausch zu sorgen, wird vom 19.–21.11. in Hannover die erste Transiton Konferenz stattfinden. Auf der Website der Konferenz könnt Ihr Euch ausführlicher informieren, hier ein kurzer Überblick:
Allgemeines:
Die erste deutschsprachige Transition-Konferenz findet vom 19.-21.11.2010 in Hannover statt. Eingeladen sind alle, die sich der Transition-Bewegung verbunden fühlen und selbst zum Wandel in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den Benelux-Ländern beitragen möchten.
Erfolgreiche Transition-Initiativen werden ihre Erfahrungen teilen; zahlreiche Fachvorträge und -Workshops zu allen Themenbereichen des Energie- und Kulturwandels sind geplant.
Wir wollen uns vernetzen und gemeinsam erforschen, was Transition im deutschsprachigen Raum sein kann und sein sollte. Wir möchten zusammen diskutieren, lernen und lachen, tanzen und feiern.
Wann, wo, was?
– 19.11., 14 Uhr bis 21.11., 16 Uhr;
– Stadtteilzentrum KroKuS, Hannover-Kronsberg;
– Es ist Platz für 150 – max. 200 Teilnehmer/innen
Die Konferenz findet parallel zu den zeitgleichen Transition-Konferenzen in Schottland (Thema “Broadening”) und Brasilien statt; mit denen wir uns thematisch verlinken werden.
Programm:
Die Konferenz lebt vom Engagement ihrer Teilnehmer! Jeder kann, darf und sollte etwas beitragen, um die Konferenz zu einem echten Ereignis werden zu lassen. Wir haben viel voneinander zu lernen, also lasst uns miteinander in Austausch treten!
Zu unterschiedlichsten Themen wird es Diskussionen und Vorträge, World Cafés und Open Spaces geben.
Details zum Programm finden sich hier:
http://www.transition-initiativen.de/page/konferenz-programmDas Drumherum:
Damit das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt, werden wir insgesamt dreimal (Samstagmittags und -abends, Sonntagmittags) mit vegetarischer Biokost von regionalen Erzeugern versorgt.
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Ich bin ja immer hocherfreut, wenn es in der Reihe der konsumkritischen Blogs einen Neuzugang gibt, um auch diesen Stimmen in der Gegenöffentlichkeit stärker Gehör zu verschaffen. So möchte ich Euch heute den Blog www.konsum-los.de wärmstens ans Herz legen – Simplicita, die den Blog Anfang der Woche gestartet hat, studiert Umweltwissenschaften und Wirtschaftspsychologie und ist u.a. durch Auslandsaufenthalte in Indien ins Grübeln gekommen, ob die Form des Konsumismus, wie wir ihn in unseren Breiten hemmungslos ausleben, wirklich glücklich macht und sinnstiftend ist. Ich kaufe, also bin ich? Simplicita zweifelt dies an und will 100 Tage lang ihre Konsumgewohnheiten radikal verändern, um durch Verzicht (und der damit verbundenen Reflektion über das bisherige eigene Konsumverhalten) aus dem zwanghaften Hamsterrad von krampfhaftem Geldverdienen, um sich dann ein wenig Entspannung kaufen zu können, zu entrinnen. In ihrem Artikel „Warum?! – weltlich“ stellt sie in hervorragender Weise ihre Beweggründe dar und gibt gleichzeitig eine pointierte Analyse dessen, was in unserer konsum- und marketinggetriebenen Welt alles schief läuft. Lest Euch diesen Beitrag unbedingt mal durch – er ist zwar lang, aber es lohnt sich! Ich werde ihn auch als Referenzartikel zu dem Thema in meine Wissensbasis aufnehmen. Hier ein paar Auszüge:
(…) Doch während wir Tag für Tag Alltags-Produkte, von Zahnpasta über Haargel, Schokoaufstrich und Reiniger konsumieren, sind unsere Möglichkeiten stark beschränkt, mehr Bewusstsein über die Auswirkungen unseres Handelns zu erlangen. Die Bäume unseres Papiers werden nicht vor unserer Haustür gefällt, das Öl nicht im Nachbarsgarten gefördert und auch das Wäldchen nebenan läuft keine Gefahr, in eine Palmöl-Monokultur-Plantage verwandelt zu werden.Wir leben in einem Zeitalter unserer Gesellschaft, in dem wir abgetrennt von der Geschichte unserer täglichen Güter sind. Beinahe unschuldig blicken wir wie durch eine verspiegelte Scheibe. Essen wir ein Brot mit besagtem Schokoaufstrich, bringt uns nichts dazu, darüber nachzudenken, wo das Kakaopulver herkommt. Genauso wenig wissen wir irgendetwas über die Herkunft der über 60 verschiedenen Stoffe, die zur Herstellung von konventionellem Glas benötigt werden. Wir wissen auch nicht, woher die Energie stammt, mit denen die Glasöfen, die das Glas des Schokoaufstrichs formen, befeuert wird – ob Kohle oder Atomstrom! Wir wissen nicht, in welchem Land der Strom erzeugt wurde, unter welchen Umweltbedingungen die Kohle abgebaut wurde oder der radioaktive Müll gelagert wird. Wir wissen nicht, wie viel Trinkwasser im Verlauf der Produktion in eine gesundheits-gefährdende Flüssigkeit verwandelt wurde, wie viel Beamte wegen Kinderarbeit bestochen wurden, und wir haben keine Ahnung wie viel Öl für den Transport der einzelnen Bestandteile aus einem ehemaligen Regenwaldgebiet gefördert wurde. Wir wissen es nicht und können es auch nicht wissen. Leider führt die Kette der Ahnungslosigkeit in unserem heutigen Wirtschaftssystem noch weiter, denn auch Ferrero, der Hersteller von Nutella, kann die meisten dieser Fragen nicht beantworten. Lange Ketten der Wertschöpfung und komplizierte Stoffströme erschweren uns täglich das Ausmaß des Ressourcenverbrauchs zu begreifen. (…)
(…) Wenn die Möglichkeiten des Neukaufs eingeschränkt sind, wird Kreativität entfesselt, wie wir mehr untereinander teilen können. Was einem Menschen wertlos erscheint, kann der andere perfekt gebrauchen. Je spezialisierter und aufwendiger verarbeitet ein Produkt (in Bezug auf Farbe, Form, Design etc. desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass es jemand anderem gefällt oder nützlich ist). Viele unserer Alltagsgebrauchsgegenstände, von Bohrmaschine über Spätzlereibe können mit Freunden und Nachbarn geteilt werden. (…)
(…) Wer sich mit Konsum-losigkeit und Grenzen des Wachstums befasst, landet gerne vor der Mauer des Arguments „Konsum ist Kultur.“ Denn Fakt ist, dass Konsum in unserer Kultur fest verankert ist. Er ist gesellschaftlich akzeptiert wie verwurzelt. Ob Arbeit, soziale Kontakte oder Unternehmungen in der Freizeit, vieles erscheint ohne die Verbindung zu Konsum schwer vorstellbar. Beispiele dafür liefert das alltägliche Leben viele: der Kinogang mit der Familie, das Treffen mit der Freundin zum Shoppen oder der Kurzurlaub in einer europäischen Stadt. Für viele konsumlose, spontane Aktionen wie Volleyballspielen im Park oder gemeinsamen saisonalem Kochen haben Menschen mit straffem Terminplan keinen Freiraum mehr. Auch Freiräume im stadt-geograhischen Sinne, d.h. Orte, die nicht kommerziell genutzt werden, wo Menschen sich aufhalten können ohne zu konsumieren, sind rar in deutschen Städten. Solche Freiräume unterstützen kreative Schaffensprozesse, Selber machen, Ideen entwickeln und gemeinsam umsetzen.
Konsum erleichtert Integration und vermittelt oft ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Niemand mag das Gefühl ausgeschlossen zu sein. Aus diesem Grund lassen sich viele treiben vom Strom neuer Angebote, Trends, Technologien, um das Gefühl zu haben, ein Teil der Gesellschaft zu sein. Das ist besonders wichtig, weil unsere sozialen und familiären Auffangnetze in Deutschland nicht so stark sind wie anderswo. Von Kopf bis Fuß ausgestattet wie der „mainstream“ kann niemand etwas „falsch“ machen. Wer „mithalten“ möchte, folgt dem Tempo in dem neue Produkte auf unsere Märkte schwemmen, kleidet sich entsprechend der neuen Mode. Neuer, moderner, schneller, größer und seit neuestem auch gerne umweltfreundlicher. Konsum, als eine Ausprägung von Passivität, ist es dennoch. (…)
(…) „Ein hoher Verkauf der Seele bringt auch viel Geldscheine“, so könnte mensch zynisch sagen – Geld, mit dem neues Eigentum erworben kann. Besitz- und Eigentum sind Dinge, die mir als Individuum gehören und über die ich frei verfügen kann, wenn schon der Alltag einer Vielzahl von „Ich muss“ – Zwängen unterliegt. Die Kehrseite vieler hoher Investitionen ist dabei: Sie verringern die eigene Lebensflexibilität und – mobilität. Spontane Reisen, Mitarbeit in Projekten, Praktika an spannenden Orten und andere neue Lebenspläne sind schwerer zu verwirklichen. Mehr Eigentum bedeutet häufig weniger Freiheit. Viele Kostenpunkte entstehen erst durch einen modernen, konsumintensiven und ressourcenverbrauchenden Lebensstil: Wer heute auf Kosten seiner eigenen Gesundheit lebt, sollte vielleicht wirklich in eine Krankenversicherung für die Zukunft investieren. Ein chronisch müder Pendler ist sicher generell dankbar für eine Vollkasko-Autoversicherung und ein Haus voll wertvollem Eigentum möchte natürlich gegen Diebstahl versichert sein. Ein hoher Strom- und Wasserverbrauch, Handyrechnung, Zeitungsabo und die Mitgliedsbeiträge von Fitnessstudio, Videothek & Co treiben die monatlichen Kosten weiter in die Höhe. Ein Mensch, der viel Geld ausgibt, könnte glatt auf die Idee kommen, er wäre gezwungen Vollzeit zu arbeiten. (…)
(…) Wer einmal in anderen Kulturkreisen gelebt hat, begegnet in Deutschland oft dem Menschenbild einer perfekt geölten, funktionierenden und selbstverständlich hocheffizienten Maschine, die mit „führender Technologie“ ausgestattet ist. Das verkniffene Lächeln sitzt immer, für nachlassende Konzentration gibt es Kaffee, für einen schlechten Tag Schokoriegel, für ungesundes Essen Vitaminpillen, für Kopfschmerzen Aspirin und für Sorgen in der Nacht Schlaftabletten.
Ich ertappe mich als nur eines vieler Opfer immer wieder dabei, mich von Leitbildern, die durch Werbung und Medien in die Gesellschaft getragen werden, verunsichern zu lassen. Dicke glänzende Haare, glatte Beine und lange Wimpern soll Frau haben. Eine lange, wilde, anstrengende Nacht soll man mir am Besten gar nicht erst ansehen. Viele Menschen, die ich beobachte, scheinen sich immer wieder nach dem Motto zu richten: „Wenn innen alles fault und modert, soll wenigstens die Fassade glänzen.“ (…)
Ich kann nur empfehlen, regelmäßig auf Leas Blog vorbeizuschauen, da sie dort ihren Weg hin zu einem einfacheren Leben darlegt und sicherlich auch manch anderem Denkanstöße vermittelt.
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Dass ich Wirtschaftswachstum um jeden Preis nicht für die seligmachende Lösung der Probleme dieser Welt halte (wie „unsere“ Politiker in Berlin und anderswo), habe ich ja in meinem Blog schon des öfteren angemerkt. Gerade diese einseitige Fixierung auf permanentes, quasi ewiges (quantitatives) Wachstum, oftmals gemessen an so unsinnigen Indikatoren wie dem Brutto-Inlands-Produkt (BIP), auf das Schaffen von Arbeitsplätzen als alleinige Marschroute wirtschaftspolitischen Denken und Handelns, verhindert meines Erachtens vielmehr, dass andere, neue, zukunftsfähige und nachhaltige Konzepte aufblühen können. Ähnlich wie bei dem Unsinn mit der Atomkraft als „Brückentechnologie“ diese den Ausbau regenerativer Energien unterdrückt, erstickt das „Vorfahrt für Arbeit“-Konzept der Regierungen alternative Ansätze.
Glücklicherweise mehrt sich die Zahl der kritischen Stimmen, die das Wachstumsdogma der herkömmlichen Wirtschaftswissenschaften in Frage stellen und an einer „Postwachstumsökonomie“ arbeiten. So befasst sich die neue Ausgabe des Magazins Politische Ökologie ausschließlich mit dem Thema „Nach dem Wachstum“ und geht in seinem Doppelheft vielen spannenden Fragen nach, die sich in diesem Zusammenhang stellen:
In der politischen ökologie121/122 lesen Sie, was schrumpfen muss und was wachsen darf, damit der Planet eine menschenfreundliche Zukunft hat.
Das Diktat des immerwährenden Wirtschaftswachstums hat uns die Tragfähigkeit des Planeten weit überschreiten lassen. Trotz offensichtlichen Folgen wie Klimawandel, zur Neige gehender Ressourcen und großer sozialer Ungleichheit halten die meisten in Wirtschaft und Politik halsstarrig an ihrem Glauben am Wirtschaftswachstum fest. Doch die wachstumskritischen Stimmen werden lauter – und salonfähig. Eine vielfältige Schrumpfungs-Bewegung ist überzeugt, dass ein weiteres materielles Wachstum weder ökonomisch noch ökologisch möglich ist, und fordert ein anderes Denken und Handeln.
Die Autorinnen und Autoren der politischen ökologie121/122 beschäftigen sich mit den Fallstricken des Wachstumsdenkens und stellen alternative Entwicklungspfade vor.
_ Welche Auswirkungen haben schrumpfende Gesellschaften auf die Weltwirtschaft?
_ In welchem Verhältnis stehen Wachstum und Glück?
_ Welchem Grundsatz folgt die Blue Economy?
_ Was zeichnet eine Postwachstumsgesellschaft aus?
Tatsächlich beschäftigen sich mittlerweile auch vermehrt komplette Blogprojekte mit der Frage, wie eine Postwachstumsgesellschaft aussehen und wie eine Postwachstumsökonomie gestaltet werden kann. So ist der Blog „Postwachstumsgesellschaft – Konzepte für die Zukunft“ vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung ins Leben gerufen worden. Er soll das gleichnamige Buch von I. Seild und A. Zahnrt im Web begleiten – oder, mit deren eigenen Worten:
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Vor einigen Tage entdeckte ich beim kopflast.net-Blog den ausgesprochen sehenswerten Beitrag „Wenn der Konsum kollabiert“, in dem der österreichische französische Philiosph und Kapitalismuskritiker André Gorz mit seinen Ideen vorgestellt wird. Der gesamte Beitrag der 3sat-Sendung Kulturzeit geht der Frage nach, ob unsere derzeitige Konsumgesellschaft, in der angefacht durch Marketing und Medien „immer neue Moden ein Veralten von Produkten suggerieren“ und so das Wegwerfen und Neukaufen von Produkten anregen, auf Dauer Bestand haben kann. Oder ob nicht ein einfacheres Leben mit geringerem externen Arbeitsdruck, höherer Selbstverwirklichung und niedrigerer Abhängigkeit von Trends und Marken (und dem damit verbundenen Konsumdruck) letztlich erfüllender sein kann.
NACHTRAG: In diesem Nachruf aus der Zeit aus dem Jahre 2007 erfährt man noch ein wenig mehr über André Gorz (und seinen Freitod) – „Über den Tod hinaus“.

