Systemalternative: Konzept Gemeinwohl-Ökonomie

Wer meinen Blog schon eine Weile verfolgt, wird wissen, dass ich mir an dieser Stelle auch immer mal wieder Gedanken darüber mache, wie eine sinnvolle und vor allem auch umsetzbare Alternative zu  unserem derzeit herrschenden kapitalistischen/marktradikalen Wirtschaftsmodell aussehen könnte. Denn dass dieses Prinzip des „immer mehr produzieren um immer mehr zu konsumieren“, weil die Wirtschaft am permanent notwendigen Wachstumstropf hängt, nicht nachhaltig ist, zeigt sich immer wieder und immer öfter, vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Das Wachstum, das Anleger und Spekulanten von „ihren“ Unternehmen erwarten, geht zu Lasten der Umwelt und oft genug zu Lasten einer vielfältigen und lebenswerten Gesellschaft, die nicht unter dem Druck der kompletten Kommerzialisierung und Vermarktung steht. Der „real existierende Sozialismus“ mit seiner staatlich gelenkten Wirtschaft („Staats-Kapitalismus“) hat sich als nicht durchführbare Variante erwiesen. Den Marktgesetzen mehr oder weniger freien Lauf zu lassen, weil die „unsichtbare Hand des Marktes“ schon alles richten wird, wenn man nur Konkurrenz, Eigennutz und Wettbewerb fördert, stehe ich ebenfalls skeptisch gegenüber, wie ich auch schon an einigen Stellen ausgeführt habe.

Somit bleiben im Prinzip einmal nicht so viele Alternativen zum Kapitalismus (oder auch der „sozialen Marktwirtschaft“, welche ja lediglich eine sozial etwas abgefederte Ausgabe darstellt) übrig. Der Anarchismus ist eine interessante Idee (siehe meine Besprechung des Buches von Horst Stowasser), aber ob er in größerem Maße, in dieser verzahnten Welt möglich ist, erscheint zumindest fraglich, vor allem da das Konzept einer „herrschaftslosen Gesellschaft“ den meisten Menschen sicherlich merkwürdig vorkommen dürfte; zu sehr sind sie über die Jahrhunderte auf die Strukturen von „oben“ und „unten“, von Chefs und Untergebenen getrimmt worden.

Aber es gibt vielleicht noch andere Wege! Christian Felber, der Mitbegründer von Attac Österreich, hat sich bereits mit Büchern wie „50 Vorschläge für eine gerechtere Welt: Gegen Konzernmacht und Kapitalismus“ und „Neue Werte für die Wirtschaft“ als kreativer Vordenker erwiesen. Nun gibt es sein neues Werk „Gemeinwohl-Ökonomie: Das Wirtschaftsmodell der Zukunft“, in dem er noch einmal einen drauf setzt und ein neues Wirtschaftsmodell darlegt. Der Blog Korrekte Klamotten stellt dieses Buch und sein Konzept in „Systemalternative: Konzept Gemeinwohl-Ökonomie“ vor und konstatiert:

(…) Die Gemeinwohl-Ökonomie ist eine wirtschaftliche Systemalternative zu kapitalistischer Markt- und zentraler Planwirtschaft. Tendenziell ist sie eine Form der Marktwirtschaft, in der jedoch die Motiv- und Zielkoordinaten des (privaten) unternehmerischen Strebens „umgepolt“ werden – von Gewinnstreben und Konkurrenz auf Gemeinwohlstreben und Kooperation.

In der Gemeinwohl-Ökonomie wird nachhaltiges, solidarökonomisches und demokratisches Unternehmenshandeln begünstigt statt – wie es heute der Fall ist – systematisch benachteiligt. Zudem wird die Marktkonkurrenz als einer der Treiber von Wachstum und Kosteneinsparungen zulasten von Mensch und Umwelt ersetzt durch eine “Kooperative Marktplanung.”

Die solidarischen und nachhaltigen Verhaltensweisen werden gemessen („Gemeinwohl-Bilanz“) und belohnt, mit einer Fülle von Anreizen und „systemischen Aufschaukelungen“: das Marktstreben wird „ethisch umgepolt“. (…)

Ich selbst habe das Buch noch nicht gelesen, bin aber ausgesprochen gespannt, was sich aus Felbers Gedankengängen ziehen lässt, die er in einem Interview noch etwas näher erläutert:

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2 Kommentare

  1. simpler aber absolut logischer und menschlicher grundgedanke. genau dass was beschrieben wird ist sinnvoll. es ist meiner meinung nach völlig absurd wie unsere gesellschaft / der markt funktioniert bzw. nicht funktioniert. es ist an der zeit das was geschieht und das was ich hier gehört habe(und in zukunft wohl bald lesen werde) ist endlich mal etwas realistisches insofern denn irgendwann die politik mit aufspringt. ich glaube die gemeinwohl ökonomie kann auch tatsächlich etwas bewegen und überregionale bedeutung gewinnen im gegensatz zu den doch eher sich abgrenzenden regionalbewegungen, die zwar ein musterbeispiel der harmonie versuchen vorzuleben aber meist doch nicht auf den größeren maßstab anwendbar sind.
    werd das ganze gleich morgen mal auf meinem blog thematisieren.

  2. Wasabi

    Ich hab das Buch jetzt schon zur Hälfte gelesen.
    Ein paar der Ideen ließen sich bereits jetzt schon umsetzen, da sich das ganze auf demokratischen Boden bewegt.

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