Wie gewohnt bin ich in den letzten Tagen über eine ganze Reihe von interesanten Artikeln im Netz „gestolpert“, die ich Euch auch ans Leseherz legen möchte. Da ist zum einen die ausführliche und sehr spannende ZEIT-Reportage „Globalisierung – Das Welthemd“, mit der Autor Wolfgang Uchatius nicht nur zeigt, dass es den Qualitätsjournalismus nach wie vor gibt, sondern vor allem auch der Frage nachgeht, wie der Weg der bei uns so billig erhältlichen T-Shirts ausschaut, wie verzahnt ein Unternehmen wie H&M mit den weltweiten Lieferströmen ist und wie schwierig schnelle Lösungen der Ausbeutungs- und Umweltzerstörungsproblematik sind. Hier nur ein paar kurze Auszüge – lest Euch ruhig den gesamten Text durch:
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Das papierlose Büro – erinnert sich noch jemand an diese vollmundige 80er Jahre Zukunftsvision der IT-Industrie? Computer und ihr digitalen Speichermedien sollten der Zettelwirtschaft und Papierflut ein Ende bereiten und so letztendlich auch die Umwelt entlasten. Leider wurde nichts daraus, wie wir inzwischen wissen – in Büros werden heutzutage massenhaft E-Mails ausgedruckt und abgeheftet, Berichte in dicken Ordnern gestapelt und der Papierbedarf eher noch gesteigert. Gegen die Unsitte, jeden Klimperkram unbedingt auf Papier bannen zu wollen hat sich der WWF etwas ausgedacht – ein neues Dateiformat namens wwf, das quasi ein pdf ist, das man aber nicht drucken kann. So wird dem druckwütigen Empfänger also die Lust an der Papierverschwendung genommen. Dass dies natürlich für viele Inhalte nicht so sinnvoll ist, ist klar, aber für einige Anwendungsmöglichkeiten mag es doch als taugliches Format zu einsetzbar sein. Derzeit gibt es die kostenlose Software nur für den Mac, andere Systeme werden alsbald folgen.
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Ich bin ja immer hocherfreut, wenn es in der Reihe der konsumkritischen Blogs einen Neuzugang gibt, um auch diesen Stimmen in der Gegenöffentlichkeit stärker Gehör zu verschaffen. So möchte ich Euch heute den Blog www.konsum-los.de wärmstens ans Herz legen – Simplicita, die den Blog Anfang der Woche gestartet hat, studiert Umweltwissenschaften und Wirtschaftspsychologie und ist u.a. durch Auslandsaufenthalte in Indien ins Grübeln gekommen, ob die Form des Konsumismus, wie wir ihn in unseren Breiten hemmungslos ausleben, wirklich glücklich macht und sinnstiftend ist. Ich kaufe, also bin ich? Simplicita zweifelt dies an und will 100 Tage lang ihre Konsumgewohnheiten radikal verändern, um durch Verzicht (und der damit verbundenen Reflektion über das bisherige eigene Konsumverhalten) aus dem zwanghaften Hamsterrad von krampfhaftem Geldverdienen, um sich dann ein wenig Entspannung kaufen zu können, zu entrinnen. In ihrem Artikel „Warum?! – weltlich“ stellt sie in hervorragender Weise ihre Beweggründe dar und gibt gleichzeitig eine pointierte Analyse dessen, was in unserer konsum- und marketinggetriebenen Welt alles schief läuft. Lest Euch diesen Beitrag unbedingt mal durch – er ist zwar lang, aber es lohnt sich! Ich werde ihn auch als Referenzartikel zu dem Thema in meine Wissensbasis aufnehmen. Hier ein paar Auszüge:
(…) Doch während wir Tag für Tag Alltags-Produkte, von Zahnpasta über Haargel, Schokoaufstrich und Reiniger konsumieren, sind unsere Möglichkeiten stark beschränkt, mehr Bewusstsein über die Auswirkungen unseres Handelns zu erlangen. Die Bäume unseres Papiers werden nicht vor unserer Haustür gefällt, das Öl nicht im Nachbarsgarten gefördert und auch das Wäldchen nebenan läuft keine Gefahr, in eine Palmöl-Monokultur-Plantage verwandelt zu werden.Wir leben in einem Zeitalter unserer Gesellschaft, in dem wir abgetrennt von der Geschichte unserer täglichen Güter sind. Beinahe unschuldig blicken wir wie durch eine verspiegelte Scheibe. Essen wir ein Brot mit besagtem Schokoaufstrich, bringt uns nichts dazu, darüber nachzudenken, wo das Kakaopulver herkommt. Genauso wenig wissen wir irgendetwas über die Herkunft der über 60 verschiedenen Stoffe, die zur Herstellung von konventionellem Glas benötigt werden. Wir wissen auch nicht, woher die Energie stammt, mit denen die Glasöfen, die das Glas des Schokoaufstrichs formen, befeuert wird – ob Kohle oder Atomstrom! Wir wissen nicht, in welchem Land der Strom erzeugt wurde, unter welchen Umweltbedingungen die Kohle abgebaut wurde oder der radioaktive Müll gelagert wird. Wir wissen nicht, wie viel Trinkwasser im Verlauf der Produktion in eine gesundheits-gefährdende Flüssigkeit verwandelt wurde, wie viel Beamte wegen Kinderarbeit bestochen wurden, und wir haben keine Ahnung wie viel Öl für den Transport der einzelnen Bestandteile aus einem ehemaligen Regenwaldgebiet gefördert wurde. Wir wissen es nicht und können es auch nicht wissen. Leider führt die Kette der Ahnungslosigkeit in unserem heutigen Wirtschaftssystem noch weiter, denn auch Ferrero, der Hersteller von Nutella, kann die meisten dieser Fragen nicht beantworten. Lange Ketten der Wertschöpfung und komplizierte Stoffströme erschweren uns täglich das Ausmaß des Ressourcenverbrauchs zu begreifen. (…)
(…) Wenn die Möglichkeiten des Neukaufs eingeschränkt sind, wird Kreativität entfesselt, wie wir mehr untereinander teilen können. Was einem Menschen wertlos erscheint, kann der andere perfekt gebrauchen. Je spezialisierter und aufwendiger verarbeitet ein Produkt (in Bezug auf Farbe, Form, Design etc. desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass es jemand anderem gefällt oder nützlich ist). Viele unserer Alltagsgebrauchsgegenstände, von Bohrmaschine über Spätzlereibe können mit Freunden und Nachbarn geteilt werden. (…)
(…) Wer sich mit Konsum-losigkeit und Grenzen des Wachstums befasst, landet gerne vor der Mauer des Arguments „Konsum ist Kultur.“ Denn Fakt ist, dass Konsum in unserer Kultur fest verankert ist. Er ist gesellschaftlich akzeptiert wie verwurzelt. Ob Arbeit, soziale Kontakte oder Unternehmungen in der Freizeit, vieles erscheint ohne die Verbindung zu Konsum schwer vorstellbar. Beispiele dafür liefert das alltägliche Leben viele: der Kinogang mit der Familie, das Treffen mit der Freundin zum Shoppen oder der Kurzurlaub in einer europäischen Stadt. Für viele konsumlose, spontane Aktionen wie Volleyballspielen im Park oder gemeinsamen saisonalem Kochen haben Menschen mit straffem Terminplan keinen Freiraum mehr. Auch Freiräume im stadt-geograhischen Sinne, d.h. Orte, die nicht kommerziell genutzt werden, wo Menschen sich aufhalten können ohne zu konsumieren, sind rar in deutschen Städten. Solche Freiräume unterstützen kreative Schaffensprozesse, Selber machen, Ideen entwickeln und gemeinsam umsetzen.
Konsum erleichtert Integration und vermittelt oft ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Niemand mag das Gefühl ausgeschlossen zu sein. Aus diesem Grund lassen sich viele treiben vom Strom neuer Angebote, Trends, Technologien, um das Gefühl zu haben, ein Teil der Gesellschaft zu sein. Das ist besonders wichtig, weil unsere sozialen und familiären Auffangnetze in Deutschland nicht so stark sind wie anderswo. Von Kopf bis Fuß ausgestattet wie der „mainstream“ kann niemand etwas „falsch“ machen. Wer „mithalten“ möchte, folgt dem Tempo in dem neue Produkte auf unsere Märkte schwemmen, kleidet sich entsprechend der neuen Mode. Neuer, moderner, schneller, größer und seit neuestem auch gerne umweltfreundlicher. Konsum, als eine Ausprägung von Passivität, ist es dennoch. (…)
(…) „Ein hoher Verkauf der Seele bringt auch viel Geldscheine“, so könnte mensch zynisch sagen – Geld, mit dem neues Eigentum erworben kann. Besitz- und Eigentum sind Dinge, die mir als Individuum gehören und über die ich frei verfügen kann, wenn schon der Alltag einer Vielzahl von „Ich muss“ – Zwängen unterliegt. Die Kehrseite vieler hoher Investitionen ist dabei: Sie verringern die eigene Lebensflexibilität und – mobilität. Spontane Reisen, Mitarbeit in Projekten, Praktika an spannenden Orten und andere neue Lebenspläne sind schwerer zu verwirklichen. Mehr Eigentum bedeutet häufig weniger Freiheit. Viele Kostenpunkte entstehen erst durch einen modernen, konsumintensiven und ressourcenverbrauchenden Lebensstil: Wer heute auf Kosten seiner eigenen Gesundheit lebt, sollte vielleicht wirklich in eine Krankenversicherung für die Zukunft investieren. Ein chronisch müder Pendler ist sicher generell dankbar für eine Vollkasko-Autoversicherung und ein Haus voll wertvollem Eigentum möchte natürlich gegen Diebstahl versichert sein. Ein hoher Strom- und Wasserverbrauch, Handyrechnung, Zeitungsabo und die Mitgliedsbeiträge von Fitnessstudio, Videothek & Co treiben die monatlichen Kosten weiter in die Höhe. Ein Mensch, der viel Geld ausgibt, könnte glatt auf die Idee kommen, er wäre gezwungen Vollzeit zu arbeiten. (…)
(…) Wer einmal in anderen Kulturkreisen gelebt hat, begegnet in Deutschland oft dem Menschenbild einer perfekt geölten, funktionierenden und selbstverständlich hocheffizienten Maschine, die mit „führender Technologie“ ausgestattet ist. Das verkniffene Lächeln sitzt immer, für nachlassende Konzentration gibt es Kaffee, für einen schlechten Tag Schokoriegel, für ungesundes Essen Vitaminpillen, für Kopfschmerzen Aspirin und für Sorgen in der Nacht Schlaftabletten.
Ich ertappe mich als nur eines vieler Opfer immer wieder dabei, mich von Leitbildern, die durch Werbung und Medien in die Gesellschaft getragen werden, verunsichern zu lassen. Dicke glänzende Haare, glatte Beine und lange Wimpern soll Frau haben. Eine lange, wilde, anstrengende Nacht soll man mir am Besten gar nicht erst ansehen. Viele Menschen, die ich beobachte, scheinen sich immer wieder nach dem Motto zu richten: „Wenn innen alles fault und modert, soll wenigstens die Fassade glänzen.“ (…)
Ich kann nur empfehlen, regelmäßig auf Leas Blog vorbeizuschauen, da sie dort ihren Weg hin zu einem einfacheren Leben darlegt und sicherlich auch manch anderem Denkanstöße vermittelt.
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Alternative Energie-Erzeugungsmethoden mit Hilfe nachwachsender Rohstoffe statt fossiler Brenstoffe oder gar Atomkraft sind ja eigentlich eine gute Sache. Eigentlich. Vor einigen Wochen berichtete ich aber schon einmal über die Umweltprobleme auf Grund der Zerstörung von Wäldern und Unterholz, die für Blockheizkraftwerke verfeuert werden („Umweltgefahr durch Öko-Kraftwerke“). Nun berichtete das Magazin markt des NDR über eine weitere fatale Folge einer einseitigen und kurzsichtigen Energieplanung – Mais, der für Biogasanlagen gebraucht wird und – Dank EU-Subventionen – den Anbau von Lebensmitteln verdrängt. Wieder einmal ein Lehrstück dafür, wie der „freie Markt“ NICHT funktionieren sollte… „Warum Bauern lieber Mais anbauen“:
Mais verdrängt Kartoffeln und Gemüse von den heimischen Äckern. Der Grund: Biogasanlagenbetreiber können 1.500 Euro Pacht pro Hektar Land bezahlen. Ein Landwirt, der Lebensmittel produziert, kann nur 400 bis 500 Euro bieten. Dass Biogasanlagenbetreiber so hohe Pachtpreise zahlen können, liegt an den enormen Förderungen der Energiegewinnung aus Mais durch die Bundesregierung. Diese Förderungen führen zu einer großen Konkurrenz um Flächen zwischen Biogasbetreibern und Landwirten. “Wenn hier von über 1.000 Euro gesprochen wird, die kann ich mit meinem Betrieb so nicht erwirtschaften. Für das Geld kann ich keine Tiere produzieren, das krieg ich nicht wieder”, so Landwirt Reinhard Evers. Auch Landwirt Heiner Klatte-Kalvelage sieht das so: “Die Spirale ist nach oben offen. Durch die horrenden Subventionen kann niemand die Biogasanlagenbetreiber überbieten. […]
[…] Es habe Druck aus der EU gegeben, die Flächenanteile von Bioenergie deutlich zu erhöhen, so Christian Meyer, Landtagsabgeordneter der Grünen in Niedersachsen und zuständig für den Bereich Landwirtschaft. Dabei seien Fehler gemacht worden, die die Maismonokulturen zur Folge hätten. “Biogas ist keine schlechte Sache, wenn man es durch Reststoffe erzeugt und nicht durch die Verwendung von Mais. Durch die Förderungen des Maisanbaus für die Biogasproduktion nutzen wir heute nicht die Stoffe, die wir nutzen müssten, wie Gülle, wie Reststoffe,” so der Politiker. Dadurch seien die ausufernden Maisflächen entstanden.
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Okay, ich gebe zu, dass ich bis zur Lektüre des Artikels „Der gutgemeinte Nachhaltige Konsum“ auf Telepolis noch nie vom Rat für Nachhaltige Entwicklung gehört habe. Bei diesem handelt es sich doch tatsächlich um ein offizielles Gremium, das die Bundesregierung in Sachen Nachhaltigkeit beraten soll und Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik (u.a. Klaus Töpfer!) hat. Das alles klingt erstmal eher unspektakulär, aber inzwischen liegt eine Empfehlung des Rates vor (>> hier Download als pdf), in der sogar vom Dogma des Wachstums um jedn Preis abgerückt wird:
(…) Statt mehr Konsum wird ein zukunftsfähiger Lebensstil nämlich auch “Nicht-Konsum” heißen müssen. Vertretbar sei nur ein CO2-Verbrauch von 2 Tonnen pro Kopf und Jahr, nicht jene knapp 11 Tonnen, die heute jeder Deutsche verursacht. Ins konkrete Leben umgesetzt bedeutet das, eine gut gedämmte Wohnung, nur mehr ab und zu, am besten aber gar nie alleine mit dem Auto fahren und vorwiegend pflanzliche biologische Produkte essen.
Nachhaltigkeit verlangt nach Auffassung des Nachhaltigkeitsrates auch eine andere Gesundheitspolitik, die die Gesundheitskosten senkt. “Gesundes Leben begünstigt Zufriedenheit und Lebensfreude.” Auf Raucher, Alkohol- und Zuckerlimonadentrinker, sowie Fleischesser haben offenbar mit Maluszahlungen zu rechnen: “Fahrlässige Selbstbeschädigung und Selbstvernachlässigung, die die Solidargemeinschaft belasten, sollen im Krankenversicherungssystem neu geregelt werden.” (…)
(…) Bei der Preisbildung der Unternehmen müssten in Hinkunft die externalisierten Kosten (Umweltbelastungen etwa) hineingenommen werden und Subventionen der öffentlichen Hände sollten Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen. So wurden nämlich im Jahr 2006 in Deutschland 40 Milliarden Euro an umweltschädlichen Subventionen in die Bereiche Energie, Verkehr, Infrastruktur und Agrar gesteckt, hatte der Rat 2009 festgestellt. (…)
So erfreulich es ist, dass also tatsächlich ein paar Experten im Regierungsumfeld es wagen, die herrschende Ideologie in Frage zu stellen, so skeptisch bin ich allerdings, was die Übertragung der Empfehlungen in konkrete politische Aktion angeht, denn nichts deutet darauf hin, dass irgendein Umdenken stattfinden würde. Unter Schwarz-Gelb ist damit sowieso nicht zu rechnen, das haben die ersten Monate der neuen Koalition ja „eindrucksvoll“ bewiesen.
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Es wird Zeit, den Blick mal wieder ein wenig über den Tellerrand zu heben – wer ein wenig Zeit und Muße hat (ist ja bald Wochenende), der kann selbige ja mit der Lektüre des sehr interessanten Artikels „Ihr sollt Euch ein Bild machen – die Bedürfnisorientierte Versorgungswirtschaft“ des Social Innovation Networks verbringen. Autor Andreas Exner befasst sich mit dem vermeintlichen „Denkverbot“, sich eine Gesellschaft jenseits der jetzigen, durch alle Parteien in Beton gegossenen „freien Marktwirtschaft“ vorzustellen und stellt das Buch „Die Bedürfnisorientierte Versorgungswirtschaft“ von Alfred Fresnin vor.
(…) Gekonnt deshalb, weil der Autor in einer Detailliertheit, die man selten findet, auf die Frage antwortet: Ja, aber wie soll eine nicht-kapitalistische Gesellschaft denn aussehen? Ist sie überhaupt denkbar? Mit Gewinn tut Fresin das, weil sein Bild der nicht-kapitalistischen Gesellschaft die Fragestellung, wie eine solche Gesellschaft unserer Meinung nach gestaltet werden könnte, diskutierbar macht. Fresins Kritik des Kapitalismus ist dabei ebenso zutreffend, systematisch und nachvollziehbar argumentiert wie er vermeintliche Alternativen – allen voran den Sowjetsozialismus – mit Sachverstand analysiert, zugleich historische Erfahrungen nicht-kapitalistischer Produktionsweisen untersucht und daraus seine “Do’s and Dont’s” für ein Leben nach dem Kapitalismus gewinnt. (…)
Das komplette Werk in der Zweitauflage kann man auch online im Blog des Autoren nachlesen, was natürlich ein toller Service ist! Das Inhaltsverzeichnis klingt auf jeden Fall vielversprechend:
Vorbemerkungen zur zweiten Auflage
Teil 1: Kritik der Marktwirtschaft
Teil 2: Das alternative Modell
Teil 3: Frühere alternative Modelle und realisierte Versuche
Ergänzende Bemerkungen
DIE NOTWENDIGKEITEN EINER UNNÖTIGEN ÖKONOMIE
1 Privateigentum und Geld
2 Geld und Profit
3 Konkurrenz um den Profit
4 Konkurrenz um den Arbeitsplatz
5 Geld als Kredit
6 Kredit als Spekulation
7 Resümee
Ergänzende Bemerkungen
1 Armut
2 Arbeit
2.1 Der schlechte Ruf der Arbeit in der Marktwirtschaft
2.2 Moderne Arbeit
3 Gesundheit
4 Umwelt
5 Krieg und Frieden
6 Resümee
DER STAATLICHE UMGANG MIT DER MARKTWIRTSCHAFT UND DEREN ELEND
1 Grundsätzliches zum bürgerlichen Staat
1.1 „Wer“ ist der bürgerliche Staat?
1.2 Charakteristika des bürgerlichen Staates
1.3 Der funktionale Umgang mit den Staatsbürgern
2 Menschenfreundliche (soziale) Marktwirtschaft?
2.1 Die Reduzierung der „Normalarbeitszeit“
2.2 Was ist von staatlicher Politik zu erwarten?
2.2.1 Armut / Wohlstand
2.2.2 Arbeit
2.2.3 Gesundheit
2.2.4 Umwelt
2.2.5 Krieg und Frieden
2.3 Das Verhältnis des Bürgers zu Staat und Marktwirtschaft
3 Resümee
1 Zwecke der BVW
2 Voraussetzungen der BVW
2.1 Vergesellschaftung der Produktionsmittel
2.2 Gemeinsamer Wille
2.3 Hohes Niveau der Technologie
2.4 Überregionale Durch- und Umsetzung der BVW
3 Ausgangspunkt: Erfassung der Bedürfnisse und des Bedarfs
4 Planung der Produktion und Leistungserstellung
4.1 Aufgaben der Planungskomitees
4.2 Mitarbeiter der Planungskomitees
4.3 Vielfältigkeit der Güter
5 Produktion von Gebrauchswerten
5.1 Vergesellschaftung (versus Privateigentum)
5.2 Gebrauchswert ( versus Tauschwert)
5.3 Planzahlen
5.4 Qualität
5.5 Produktivität
5.6 Einhaltung der Liefertermine
6 Arbeit (und Zuteilung) in der BVW
6.1 Zweck der Arbeit
6.2 Planung der Arbeit
6.3 Angenehme Arbeitsbedingungen
6.4 Arbeit und Zuteilung
6.4.1 Zuteilungsstufen (Dreistufenmodell)
6.4.1.1. Grundstufe (Grundanspruch)
6.4.1.2. Allgemeinstufe (Allgemeinversorgung)
6.4.1.3. Sonderstufe (Sonderversorgung)
6.4.2 Bewertung der Arbeit
6.4.2.1. Schwere der Arbeit
6.4.2.2. Zulauf zu bestimmten Arbeiten
6.4.2.3. Ausführung der Arbeit
6.4.3 Arbeitszeiterfassung
6.5. Mögliche Schwachpunkte des Arbeits- und Zuteilungsmodells?
6.6 Andere Güterzuteilungsmodelle
6.6.1 Geldzirkulationsmodell
6.6.2 Arbeitsgeldmodell
6.6.3 Fixkreditmodell
6.6.4 Mehrstufenmodell
6.6.5 „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“
6.6.6 Resümee Zuteilungsmodelle
7 Zuteilung
7.1 Zuteilungssystem
7.2 Information
7.3 Chipkarte
7.4 Nutzungsdauer
7.5 Spezielle Güter und Leistungen
7.5.1 Dienstleistungen
7.5.2 Wohnungen
7.5.3 Speisepavillons / Nachtarbeit
7.5.4 Haushaltsarbeit
7.5.5 Kunst und Sport
8 Ausbildung
9 Gesundheit
10 Umwelt
11 Politik
11.1 Die (politischen) Gremien
11.2 Verbindliche Regelungen
11.3 Sicherheit und Beurteilungsinstanzen
11.4 Informationen
12 Ethik
12.1 Erstes Beispiel: Anerkennung der Person
12.2 Zweites Beispiel: Gleichberechtigung
13 Außenhandel, Außenpolitik
1 Überzeugungsarbeit
2 Stichworte zum Umbruch
3 Die Umgestaltung
3.1 Erste Phase
3.1.1 Politik
3.1.2 Ökonomie
3.1.3 Arbeit
3.1.4 Gesundheit
3.1.5 Ausbildung
3.2 Zweite Phase
3.3 Dritte Phase
DIE GEGNER DER BVW (UND IHRE ARGUMENTE)
1 Der (erfolgreiche) bürgerliche Staat
2 Nutznießer der Marktwirtschaft
3 Charakter des Menschen
3.1 Erziehung
3.2 Homo homini lupus
3.3 Die Vernunft des Menschen
3.4 Arbeitsmoral
3.5 Konkurrenz
4 Ökonomie
4.1 Planung
4.2 Knappheit
4.3 Geld und Preis
4.4 Sowjetökonomie – „Realer Sozialismus“
5 Demokratische Werte
5.1 Freiheit
5.2 Individualität
5.3 Freie Wahlen
6 Tugend
DIE ALTERNATIVE GESELLSCHAFT ALS UTOPIE
1 Thomas Morus – „Utopia“
1.1 Erstes Buch (Kritik)
1.2 Zweites Buch (Modell)
1.3 Resümee
2 Edward Bellamy – „Looking Backward“
2.1 Kritik der Marktwirtschaft
2.2 Die neue Gesellschaft
2.3 Resümee
DIE NICHT-UTOPIE: DER WISSENSCHAFTLICHE SOZIALISMUS
1 Kritik am Kapitalismus
2 Das Programm
3 Wissenschaft statt Utopie
4 Historischer Materialismus
5 Resümee
REALISIERTE VERSUCHE ALTERNATIVER ÖKONOMIEN
1 Vorspann: Die Reduktionen in Paraguay
1.1 Errichtung
1.2 Versorgungswirtschaft
1.3 Resümee
2 Der Kriegskommunismus und der Reale Sozialismus
2.1 Der Kriegskommunismus
2.1.1 Kritik an der Marktwirtschaft
2.1.2 Vorstellungen hinsichtlich einer neuen Gesellschaft
2.1.3 Die Voraussetzungen des Übergangs zum Kommunismus
2.1.4 Die Umgestaltung
2.1.4.1 Industrie
2.1.4.2 Landwirtschaft
2.1.4.3 Arbeit und Verteilung
2.14.4 Geld
2.1.5 Der Abbruch
2.1.6 Resümee
2.2 Der Reale Sozialismus
2.2.1 Die Etablierung des Sozialismus – Aufstieg zur Weltmacht
2.2.2 Kollektivierung, Verstaatlichung, Vergesellschaftung
2.2.3 Revidierte Vorstellungen hinsichtlich einer neuen Gesellschaft?
2.2.4 Vom Sozialismus zum Kommunismus
2.2.5 Ausnutzung der Ware – Geld – Beziehung
2.2.6 Die staatlich dirigierte Warenwirtschaft
2.2.7 Anmerkungen zum politischen System / Stalinismus
2.2.8 Resümee
3 Der Dritte Weg – Volksrepublik China
3.1 Maoistisch sozialistische Ära
3.1.1 Die Gründung des „roten“ China
3.1.2 Maoismus
3.1.3 Entwicklung bis Maos Tod
3.1.4 Resümee
3.2 Postmaoistische Ära
3.2.1 „Sozialistische Warenwirtschaft“ (ab 1978)
3.2.2 „Geplante Marktwirtschaft ohne Kapitalismus“ (ab 1984)
3.2.3 „Sozialistische Marktwirtschaft“ (ab 1994)
3.2.4 Resümee
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Viel wird ja in der Verlagsbranche darüber gejammert, dass es Zeitungen und Zeitschriften heutzutage so schlecht geht. Ehrlich gesagt finde ich es auch nicht weiter schlimm, wenn das 1000. reklameverseuchte Lifestyle- oder „People“-Magazin den Bach runter geht – diese Art von vermeintlicher Vielfalt im Medienbereich braucht keiner, da diese Hefte eh nur dazu dienen, Werbung an den Mann bzw. die Frau zu bringen und den Konsum anzuheizen. Umso erfreulicher ist es, wenn sich dieser Tage eine neue Zeitschrift auf dem Markt präsentiert, die eine komplett andere Ausrichtung aufweist: „Oya – anders denken. anders leben“, das sich als neue „kulturkreative Zeitschrift“ versteht. Die Absichten der Köpfe hinter Oya klingen sehr vielversprechend:
Oya wird …
- … ein Magazin über gemeinschaftliches Leben und Handeln, lebensfördernde Gesellschaftsmodelle, Sinnsuche und Lebensqualität jenseits der Konsumkultur, Freiheit und Partizipation, eine Gesundheitskultur im Sinne der Salutogenese, Permakultur und Tiefenökologie, Bildungsfreiheit, regionale Wirtschaftskreisläufe, Soziales Unternehmertum sowie viele weitere Themen aus dem kulturkreativen Spektrum.
- … vielfältig und lebensnah über die vielen Initiativen, Projekte, Netzwerke, Bürgerforen und individuellen Lebenswege der kulturkreativen Bewegung berichten und diese über eine kommunikative Internetplattform vernetzen.
- … in einem frischen, lebendigen Layout mit starken Fotos auf einem selbstverständlich ökologischen Papier im Magazin-Format erscheinen.
- … sorgfältig ausgewählte Veranstaltungshinweise, Buch- und Kulturtipps aus dem kulturkreativen Spektrum enthalten.
- … über wechselnde Schwerpunktthemen berichten und viele Reportagen, Interviews und Gespräche enthalten.
Das erste Heft, das übrigens unverbindlich als kostenloses Probeheft bestellt werden kann, befasst sich dann passenderweise gleich hiermit:
Der Titel unserer ersten Ausgabe lautet „Wovon wir alle leben. Allmende, Gemeingüter, Commons“. Gemeingüter sind einerseits unsere Lebensgrundlagen, wie die Erde, die Luft und das Wasser, und andererseits gemeinschaftlich geschaffene Kulturgüter, wie Volkslieder, freie Software oder freie Enzyklopädien. Gemeingüter entstehen, wenn Menschen sie gemeinschaftlich pflegen und dazu beitragen, dass sie sich vermehren. Diese Logik der Gemeingüter hilft uns, eine wirklich nachhaltige Kultur denken und leben zu lernen.
Reklame für etwas so Unterstützenswertes wie dieses Magazin darf auch im Konsumpf erlaubt sein. :-) [via Sisyphos Periodical]
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Kaum hat man sich’s versehen ist auch schon wieder ein neuer Monat da – und wieder einmal bringt er einige spannende Radiosendungen auf Deutschlandradio Kultur bzw. im Deutschlandfunk, die ich Euch heute schon mal vorstellen will. Wie üblich kann man die meisten Features nach der offiziellen Ausstrahlung (hoffentlich) auch auf den Websites der Sender als mp3 herunterladen oder zumindest dort nachhören.
DLR-K
Mo. 1.3. – 19:30 Uhr
Zeitfragen
“Kratzer an einem deutschen Statussymbol”
Das Auto zwischen Fortschrittsvehikel und Leitfossil
Von Heiner Dahl
DLF
Di. 02.03.2010 · 19:15 Uhr
Freiwerdende Gebiete – Schrumpfen als Chance
Von Anselm Weidner
In 40 Jahren werden zehn Millionen weniger Menschen in Deutschland leben; der Osten Deutschlands hat schon seit dem Mauerfall über zwei Millionen Menschen verloren. Leerwerdende Regionen, verlassene Dörfer in Vorpommern, in Brandenburg, ebenso wie in Südost-Niedersachsen oder Nordhessen: In den Zeiten des Abschieds vom Wachstum entstehen hierzulande immer ungleichere Lebensverhältnisse in immer disparateren Räumen.
Wenn schließlich irgendwo ein Zigarettenautomat als letztes Relikt der öffentlichen Versorgung steht, kann man darüber klagen oder wie die “Raumpioniere” in Ost und West, von denen Anselm Weidner berichtet, “schrumpfende Regionen” als “frei werdende Gebiete” für neue Ideen, Projekte und Lebensweisen nutzen.
DLF
Fr. 05.03.2010 · 19:15 Uhr
Nicht weniger. Besser
Zur politischen Ökonomie des Schrumpfens
Von Matthias Greffrath
In der Volkswirtschaftslehre gibt es keine Theorie des Schrumpfens. Wachstum ist erwünscht und soll der Normalfall sein, Schrumpfen gilt als Störung. Aber was passierte eigentlich also, wenn wir die Konsequenz aus der Klimakrise und den Verwerfungen der globalen Ökonomie, aus der Kritik an Konsumismus, Naturzerstörung, Beschleunigung ziehen?
Wenn wir weniger, aber besser essen und öfter selbst kochen; nur einmal im Jahr, aber dafür gut vorbereitet reisen; unsere Möbel, Mäntel, Motorräder nicht alle Jahre wechseln; und nur noch so viel arbeiten, wie es uns gut tut – kurzum, wenn wir nachhaltig und vernünftig leben: Wäre das der GAU für unser Wirtschaftssystem, das Elend für Millionen von Arbeitern? Und wenn nicht: Was steht unserer Vernunft im Wege – um uns herum und in uns selbst?
DLR-K
Mo. 15.3. – 19:30 Uhr
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“Beton statt Bildung”
Das Konjunkturpaket und seine Folgen
Von Anja Schrum und Ernst-Ludwig von Aster
DLF
Fr. 19.03.2010 · 20:10 Uhr
Auf Suche nach dem idealen Leben
Theo Pinkus und Amalie de Sassi
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Sie waren ein Jahrhundertpaar. Theo Pinkus und Amalie de Sassi, ein Paar, das zu den wichtigsten Protagonisten der unabhängigen Linken nicht allein in der Schweiz wurde, zum Gedächtnis der Alpenrepublik. Zum Energiezentrum, das der Schweizer Staatsschutz fünf Jahrzehnte lang überwachen ließ: Amalie, die Frauenrechtlerin. Theo, der Kommunist.
1929 empfängt Theo Pinkus das Parteibuch der KPD aus der Hand von Wilhelm Pieck. Der SA entkommt er knapp. In ihrer Züricher Wohnung sammeln Theo und Amalie verbotene Bücher. Aus ihrer Buchhandlung entwickelt sich die Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung.
1972 gründet Theo Pinkus die Utopisten-Begegnungsstätte Salecina. Hier diskutieren Herbert Marcuse, Carola Bloch, Max Frisch, hier treffen sich Lehrlinge aus Mailand mit Spontis aus West-Berlin.
Theo und Amalie bringen die jungen Alternativen mit den alten Kämpfern zusammen, das hält sie selbst frisch.
2009 wäre er 100 geworden, 2010 sie. Endlich erschließt die Züricher Zentralbibliothek die Sammlung des revolutionär-bibliophilen Paares.
DLR-K
Do. 25. 3 – 19:30 Uhr
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Schnell zwei Tipps für alle TV-Gucker – heute Abend (Di., 19.1.) um 23:15 22:30 Uhr läuft im NDR die Doku „Verführer Supermarkt“:
Jeder Deutsche kauft durchschnittlich dreimal wöchentlich ein. Doch was landet in seinem Einkaufswagen und weshalb? Eine Spurensuche nach Mogelpackungen, Qualitätsmängeln und verdeckte Preiserhöhungen.
Für “45 Min”, das neue Dokumentationsformat im NDR Fernsehen, sind die Autoren Carsten Rau und Hauke Wendler in die Welt hinter den Einkaufsregalen eingetaucht. Sie haben Märkte besucht, die Auszeichnungen erhalten haben, vor allem aber Umsatz machen sollen. Sie haben Kaufleute getroffen, die Mogelpackungen kritisieren und sie dennoch in ihren Märkten anbieten. Und immer wieder haben sie eine Antwort gehört: “Der Kunde kann doch selbst entscheiden.” – Kann er das wirklich?
Die aufwendig realisierte Dokumentation zeigt erstmals auch neue Technologien aus der Marktforschung. Virtuelle Einkaufswelten, in denen jeder Blick, jeder Griff ins Regal analysiert wird. Zum Wohle des Kunden, sagen die Marktforscher. Um ihnen noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, kritisieren Verbraucherschützer.
Und morgen (Mi., 20.1.) gibt es um 23:30 Uhr in der ARD die Sendung „Geld für alle!“:
US-Städte verwahrlost, Dubai “pleite”, Spekulanten im Gold- und Zinsrausch, Unternehmer in der Kreditklemme. Die deutsche Kanzlerin ist sauer auf ihre Banker, der Bundespräsident besorgt. Die “Bad Boys” agieren – die “Bad Banks” reagieren. Was hat sich seit der globalen Finanzkrise eigentlich geändert – außer, dass die Staaten unglaublich viel ärmer geworden sind und die Schaffenden um ihre Jobs bangen? Warum scheinen alle nationalen und internationalen Regeln nicht zu greifen? Die Experten streiten über Folgen der Finanzkrise und über neue Chancen. Die Politiker laborieren an den Symptomen. Frage nur: Ist unser Finanzsystem im Kern überhaupt “gut und funktional”? Gehen wir mit unserem Geld richtig um? Und taugen Begriffe wie “Wachstum” und “Arbeit” noch als praktische Symbole für den Weg in eine bessere Welt?
Die beiden ARD-Reporter und -Präsentatoren Tobias Schlegl und York Pijahn machen sich auf die Suche nach Alternativen. Gibt es realistische Möglichkeiten, den Zyklus der Krisen zu mildern, gar zu sprengen?
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Normalerweise gebe ich in meinem Blog ja nun keine Konsumtipps ab oder rühre die Werbetrommel für Firmen und Betriebe. Heute will ich aber mal eine Ausnahme machen. Denn da ich oft vor den Folgen des Einkaufs bei Discountern warne und mich generell gegen die großen Supermarktketten ausspreche, möchte ich diesmal zeigen, dass es auch alternative Möglichkeiten zur industriellen Massenabfertigung mit genormten Massengütern in 08/15-Megamalls gibt. Wie z.B. den Kattendorfer Hof nördlich von Hamburg. Aufmerksam wurde ich durch ein Kapitel in Tanja Busses Buch „Die Einkaufs-Revolution“, wo sie schildert, wie dieser relativ große Bauernhof, der nach den Demeter-Richtlinien arbeitet (also nicht bloß EU-Bio („Bio light“), sondern richtiges liefert), arbeitet und seine selbstproduzierten Waren, sprich Obst, Gemüse, Milch, Brot, Fleisch etc. vertreibt.
Zum einen werden ganz klassisch Wochenmärkte in Hamburg und Umgebung damit beliefert. Aber dann haben sich die Betreiber noch etwas Besonderes ausgedacht, um auch eine gewisse Planungssicherheit zu haben. Und zwar kann jeder, der möchte, Mitglied in der Wirtschaftsgemeinschaft werden; er zahlt dann einen monatlichen Beitrag (der sich nach den individuellen Bedürfnissen des Interessenten richtet) und kann fortan KOSTENLOS alle Waren aus den zwei Hofläden, die es in und um Hamburg inzwischen gibt, mitnehmen! Zu jeder Tages- und Nachtzeit, da er einen eigenen Schlüssel erhält. Wie Tanja Busse schreibt waren viele zuerst ganz zurückhaltend und trauten sich kaum, wirklich etwas mitzunehmen – und gleichzeitig nutzt niemand diesen Vertrauensvorschuss, der ihnen von den Hofbetreibern gegeben wird, aus und nimmt etwa bergeweise Obst & Gemüse noch für alle Verwandten und Bekannten mit, so dass dieses System also tatsächlich funktioniert. Gerade in Hamburg gibt es viele Medienschaffende, die oft erst nach dem regulären Ladenschluss nach Hause kommen und diese Option, quasi kommen und gehen zu können, wann sie wollen, begeistert nutzen. Generell binden der Kattendorfer Hof seine Kunden also durchaus ins Geschehen mit ein, auch über eine sog. „Kuh-Aktie“, mit der man sich an der Kuhherde beteiligt (sofern man die Aufzucht von Nutztieren unterstützen will; dazu ließe sich ja auch einiges Kritisches sagen).
Ich finde diesen Ansatz und diese Idee jedenfalls großartig und eine wirkliche Alternative zu dem auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Vertriebssystem, das uns sonst so umgibt (und erdrückt), mit all seinen mannigfaltigen negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft.