Der Kattendorfer Hof

katthof_logo_klNormalerweise gebe ich in meinem Blog ja nun keine Konsumtipps ab oder rühre die Werbetrommel für Firmen und Betriebe. Heute will ich aber mal eine Ausnahme machen. Denn da ich oft vor den Folgen des Einkaufs bei Discountern warne und mich generell gegen die großen Supermarktketten ausspreche, möchte ich diesmal zeigen, dass es auch alternative Möglichkeiten zur industriellen Massenabfertigung mit genormten Massengütern in 08/15-Megamalls gibt. Wie z.B. den Kattendorfer Hof nördlich von Hamburg. Aufmerksam wurde ich durch ein Kapitel in Tanja Busses Buch „Die Einkaufs-Revolution“, wo sie schildert, wie dieser relativ große Bauernhof, der nach den Demeter-Richtlinien arbeitet (also nicht bloß EU-Bio („Bio light“), sondern richtiges liefert), arbeitet und seine selbstproduzierten Waren, sprich Obst, Gemüse, Milch, Brot, Fleisch etc. vertreibt.

Zum einen werden ganz klassisch Wochenmärkte in Hamburg und Umgebung damit beliefert. Aber dann haben sich die Betreiber noch etwas Besonderes ausgedacht, um auch eine gewisse Planungssicherheit zu haben. Und zwar kann jeder, der möchte, Mitglied in der Wirtschaftsgemeinschaft werden; er zahlt dann einen monatlichen Beitrag (der sich nach den individuellen Bedürfnissen des Interessenten richtet) und kann fortan KOSTENLOS alle Waren aus den zwei Hofläden, die es in und um Hamburg inzwischen gibt, mitnehmen! Zu jeder Tages- und Nachtzeit, da er einen eigenen Schlüssel erhält. Wie Tanja Busse schreibt waren viele zuerst ganz zurückhaltend und trauten sich kaum, wirklich etwas mitzunehmen – und gleichzeitig nutzt niemand diesen Vertrauensvorschuss, der ihnen von den Hofbetreibern gegeben wird, aus und nimmt etwa bergeweise Obst & Gemüse noch für alle Verwandten und Bekannten mit, so dass dieses System also tatsächlich funktioniert. Gerade in Hamburg gibt es viele Medienschaffende, die oft erst nach dem regulären Ladenschluss nach Hause kommen und diese Option, quasi kommen und gehen zu können, wann sie wollen, begeistert nutzen. Generell binden der Kattendorfer Hof seine Kunden also durchaus ins Geschehen mit ein, auch über eine sog. „Kuh-Aktie“, mit der man sich an der Kuhherde beteiligt (sofern man die Aufzucht von Nutztieren unterstützen will; dazu ließe sich ja auch einiges Kritisches sagen).

Ich finde diesen Ansatz und diese Idee jedenfalls großartig und eine wirkliche Alternative zu dem auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Vertriebssystem, das uns sonst so umgibt (und erdrückt), mit all seinen mannigfaltigen negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft.

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10 Kommentare

  1. Das Prinzip nennt man Lebensmittel-Kooperativen. Guck mal hier: http://www.leben-ohne-diaet.de/blog/interview-zu-food-coops-02023.html

    Dummerweise sind die etwas für Leute mit Zeit. Daran mangelt es mir stark.

  2. Für die Zusammenarbeit zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und Nachbrschaften kursieren unterschiedlichste Formen, aber die Wirtschaftsgemeinschaft in der Kattendorfer Ausprägung ist aus IMHO eine innovative, angstfreie Variante.

  3. Dagegen

    Demeter? Das sind doch die Anhänger der Lehren des Rassisten Rudolf Steiners, oder? So Anthroposophiegeschwurbel mit Hokuspokus eben: http://esowatch.com/ge/index.php?title=Biologisch-dynamische_Landwirtschaft

  4. Ich muss auch sagen, dass ich von esowatch da ziemlich enttäuscht bin. Auch der Artikel über Demeter ist alles andere als gut.
    Aber ich vermute mal, dass muss so sein. Was den Namen einer Göttin trägt kann ja echter Information gar nicht würdig sein.

  5. Peggy

    Auch wenn der Eintrag bei esowatch Mängel haben mag, so habe auch ich hier einen Hinweis darauf vermisst, daß es sich bei demeter um antroposophischen Hokuspokus handelt. Oder anders herum: Was soll die Bemerkung im Text »nach den Demeter-Richtlinien arbeitet (also nicht bloß EU-Bio („Bio light“), sondern richtiges liefert)« bedeuten, woran machen sich nach Meinung des Autors die Unterschiede bemerkbar?

    • Naja, es gibt halt das EU-Bio, dessen Richtlinien erst unlängst weiter nach unten revidiert wurden (ich denke mal, auf Druck der Discounter und großen Supermarktketten, die natürlich alles schön billig herstellen wollen), und dann Anbieter wie zB Bioland, die deutlich strengere Richtlinien (in Bezug auf Pestizid, Inhaltsstoffe etc.) haben. Das hat mit esoterisch gar nix zu tun. Kann schon sein, dass Demeter auch seltsamen Hokuspokus darum macht (da kenne ich mich nicht weiter aus, das will ich auch keineswegs unterstützen oder beschönigen), aber wie gesagt gibt es halt auch diverse andere Anbieter von Bioprodukten, die weniger Massenbio (was am Ende zu einer industriellen Form des “Bio”anbaus führen wird) propagieren.

      Siehe: http://www.rp-online.de/politik/ausland/EU-Biosiegel-erlaubt-Spuren-von-genmanipulierten-Lebensmitteln_aid_447740.html
      Oder: http://de.wikipedia.org/wiki/Bio-Siegel

  6. Demeter hat einfach die strengsten Richtlinien. Z.B. sind Aromen komplett verboten, Milch darf nicht homogenisiert werden, Nitritpökelsalz ist verboten, usw..

    Vieles was heute dabei als wissenschaftlich belegt gilt, war lange Zeit auch nur “Hokuspokus”. Insofern dürfen sie machen was sie wollen, die Produkte, die dabei rauskommen, sind einfach gut.
    Und da will ich jetzt nicht mit BSE kommen, was Rudolf Steiner vor 100 Jahren prophezeit hat… 8-)

  7. P

    Also auch wenn esowatch hier umstritten sein mag, ich glaube nicht daß diese Behauptungen nur ausgedacht sind:

    • »Entsprechend der anthroposophischen Ideologie wird Wert auf kosmische Rhythmen gelegt. So wird im Landbau nach Mondphasen angebaut.«

    • »Hornkiesel ist zermahlener Quarzsand, der als Bergkristall in ein hohles Kuhhorn verbracht und in der Erde vergraben wird. Nach einiger Zeit wird das Kuhhorn wieder ausgegraben, der Inhalt mit Wasser vermischt und als Dünger auf einem Feld ausgebracht. Dieses Produkt soll nach anthroposophischer Lesart der Wirkung von Sonnenschein entsprechen.«

    (http://www.esowatch.com/ge/index.php?title=Biologisch-dynamische_Landwirtschaft)

    Wie schon vorhin gesagt, ich hätte mir einfach nur gewünscht daß das in dem Artikel benannt wird. Prinzipiell finde ich das Vermarktungsprinzip ja gut und bin auch sehr dafür kleine lokale Betriebe zu unterstützen. Aber das darf nicht dazu führen dann am anderen Ende unkritisch zu werden. Es ist meiner Erfahrung nach z. B. absolut erwünscht daß sich Mitarbeiter in derartigen Betrieben mit solchem Aberglauben identifizieren. Das mag hier und da stärker oder schwächer ausgeprägt sein. Ich möchte das jedoch genausowenig unterstützen wie schlechte Nahrungsmittel. Es ist ein Dilemma, ich weiß.

    • Die Frage ist halt, wem schaden sie mit so einem Hokuspokus und Aberglauben? (Während auf der anderen Seite ganz klar ist, wem Discounter und industrielle Landwirtschaft schaden (uns allen)…) Wenn’s in Richtung Gehirnwäsche und Sekte geht, wird es sicherlich gefährlich, aber ansonsten kann von mir aus jeder glauben, was er will und auch mit Hornkiesel herumspielen, wenn es ihn beglückt. ;-)

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