Kategorie: Konsumkritik Seite 28 von 29

Buy Nothing Day 2008 – offizielles Statement von Adbusters

BUY NOTHING DAY ORGANIZERS CONFRONT THE ECONOMIC MELTDOWN HEAD ON

Now in its 17th year, Buy Nothing Day is celebrated every November by environmentalists, social activists and concerned citizens in over 65 countries around the world. Over the years, Buy Nothing Day (followed by Buy Nothing Christmas) has exploded into a global movement, inspiring the world’s citizens to live more simply and buy a whole lot less.

Designed to coincide with Black Friday (which this year falls on Friday, November 28) in the United States, and the unofficial start of the international holiday shopping season (Saturday, November 29), the festival takes many shapes, from relaxed family outings, to free, non-commercial street parties, to politically charged public protests, credit-card cut-ups and pranks and shenanigans of all kinds. Anyone can take part provided they spend a day without spending.

Featured by such media giants as CNN, USA Today, MSNBC, Wired, the BBC, The Age and the CBC, Buy Nothing Day has gained momentum in recent years as the climate crisis has driven people to seek out greener alternatives to unrestrained consumption.

This year, Buy Nothing Day organizers are confronting the economic meltdown head-on – asking citizens, policy makers and pundits to examine our economic crisis.

“If you dig a little past the surface you’ll see that this financial meltdown is not about liquidity, toxic derivatives or unregulated markets, it’s really about culture,” says the co-founder of Adbusters Media Foundation, Kalle Lasn. “It’s our culture of excess and meaningless consumption — the glorified spending and borrowing of the past decade that’s at the root of the crisis we now find ourselves in.”

Economic meltdown, together with the ecological crisis of climate change could be the beginning of a major global cultural shift — the dawn of a new age: the age of Post-Materialism.

“A simpler, pared-down lifestyle – one in which we’re not drowning in debt – may well be the answer to this crisis we’re in,” says Lasn. “Living within our means will also make us happier and healthier than we’ve been in years.”

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Samstag, 29.11.: der „Buy Nothing Day 2008”

Wie jedes Jahr am Tag vor dem ersten Advent, so ist auch 2008 wieder Buy Nothing Day – initiiert wurde diese Aktion 1992 durch Kalle Lasns Adbusters, als Antwort auf den gerade zur Weihnachtszeit besonders stark grassierenden Konsumwahn. Statt zu kaufen soll man am B.N.D. mal einen Tag inne halten und sein Portemonnaie zu Hause lassen. Bevor jetzt jemand kommt und meint „Ach, dieser eine Tag ändert doch auch nichts an der Malaise unserer Zeit!” – es geht hierbei weniger darum, die Wirtschaft durch einen Tag Käuferstreik „in die Knie zu zwingen” (das wäre ja auch ein unsinniges Ansinnen), sondern um eine eher symbolische Geste, und um die Bewusstmachung, wie sehr Konsum inzwischen integraler Bestandteil unseres alltäglichen Lebens geworden ist (mit all seinen negativen Folgen & Ausprägungen, von Umweltzerstörung bis „Finanzkrise”). Mal sehen, wer es schafft, am 29.11. kein Geld auszugeben…

Weitere Infos findet Ihr z.B. auf der offiziellen Adbusters-Seite zum Buy Nothing Day, und auch bei sum1 und der OEH Klagenfurt.

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Flughäfen = Konsumismus in seiner reinen Form

Ich fliege ziemlich selten und auch eher ungern. Letztes Wochenende „musste” ich aber nach London, um mir das Abschiedskonzert einer der großartigsten Bands der Neuzeit, Carter USM, anzuschauen (siehe HIER). Mein Rückflug ging von London Luton aus, und als ich dort einige Stunden auf meinen Flieger wartete, wurde mir die unglaubliche Künstlichkeit dieses Ortes bewusst. In der Abflughalle sitzen die Passagiere in der Mitte eines riesigen Saales, wie verloren, rundum umzingelt von glänzenden, blinkenden, bunten, prall gefüllten Geschäften und Verköstigungsstationen (wie bspw. Starkacks u.ä.), auf die man fortan stundenlang blicken muss. Aus reiner Langeweile kaufen denn auch viele Leute irgendeinen überteuerten Kram, den sie normalerweise vermutlich nicht erworben hätten. Es scheint, dass Konsumieren das einzige ist, was man den Wartenden zutraut – ein Flughafen, in dem es beispielsweise kostenlose Bibliotheken, Ausstellungen, Vorträge, Aufführungen oder etwas anderes den Geist Anregendes gibt, erscheint in unserer Gesellschaft irgendwie utopisch, fast schon deplatziert (und schwer finanzierbar), jedenfalls bei den „kleineren” Flughäfen der Billiglinien. Dann doch lieber kaufenkaufenkaufen und sich von bunten Reklamebotschaften beschallen lassen, bis das Flugzeug kommt und einen (für eine Weile) rettet. Zum Glück gibt es während des Fluges ja auch noch ein paar Konsummöglichkeiten, wo kämen wir da hin, wenn Mensch mal eine Stunde lang kein Geld ausgeben könnte!

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„Mensch, willst du ewig kaufen?”

Das Thema Konsum- und Reklamekritik erscheint in der letzten Zeit erfreulich häufig auch in den (gehobenen) Mainstreammedien. Neulich, wie geschrieben, in DIE ZEIT, und letzte Woche sendete der Deutschlandfunk eine komplette Sondersendung über „Kommunikationsguerilla gegen Konsumkultur”.

Werbetafeln, beklebt mit: “Reklame verboten”. “Wir freuen uns auf Ihre nächsten Entlassungen und unsere Gehaltserhöhungen”, besagt die PR-Kampagne einer Bank. Amtliche Briefe fordern Notopfer für den Afghanistankrieg. Zeichen dafür, dass die Kommunikationsguerilla mal wieder zugeschlagen hat.

Ihr Ziel: die “subversive Kommunikation” über Konkurrenz, Leistungsdenken und Zeitgeist. Außerdem: den Konsum lächerlich zu machen, denn er bestimme nach ihrer Auffassung unser Leben.

Ihre Mittel: die spaßhafte Unterwanderung, Protest durch Chaos, “Fakes” von Werbebotschaften und politischen Verlautbarungen.

Die Guerilleros arbeiten im Verborgenen, überall in Europa. Der Autor hat sie bei Planung und Ausführung ihrer Aktionen beobachtet, beim Versuch, die Wahrheit über diejenigen zu sagen, deren Geschäft das Lügen ist.

In dieser Sendung kommt ebenfalls der Wiener Publizist Klaus Werner-Lobo („Schwarzbuch Markenfirmen”/„Uns die Welt”) zu Wort:

Lobo: Gerade natürlich im Bereich von Markenprodukten ist es so, dass Menschen sich Identitäten zulegen, in dem Sinn dass mit Produkten gewisse Emotionen verbunden sind und man hat so das Gefühl, wenn man sich dieses Produkt jetzt kauft, dann kann man diese Emotionen mit sich selbst verbinden.

Der Markterfolg, der hängt ja komplett von der Werbung ab, weil Werbung heute ja nicht mehr darin besteht ein Plakat zu drucken oder ein Inserat zu schalten, sondern da geht’s wirklich um groß angelegte Imagekampagnen. Also, die neuste Methode der Konzerne – gar nicht so neu ( … ) aber mit der sie in letzter Zeit sehr, sehr erfolgreich sind, ist die sogenannte ( … ) soziale Unternehmensverantwortung, wo sie uns weismachen wollen, dass sie jetzt ethisch und sozial denken und ( … ) quasi gute Bürger einer Gesellschaft sind. Das Ganze ist ungefähr so, wie wenn man vorher jemandem alles wegnimmt ( … ) und dann sag ich: stimmt eigentlich, der schaut arm aus und ich geb dem einen Euro.

(…)

SPRECHERIN Laut Klaus Werner-Lobo werden beispielsweise die Turnschuhe der Firma Adidas in Indonesien und China für circa vierzig Cent pro Paar genäht.

SPRECHER Um dann in Deutschland für hundert Euro über den Tisch zu
gehen.

SPRECHERIN Einen großen Teil dieses Profits schluckt die Werbung, die längst nicht mehr nur Werbung in Anzeigen und auf Plakatwänden ist.

SPRECHER Viel eher Lifestyle-Creation, umfassendes Management, das kein Produkt verkauft, sondern eine Lebenseinstellung.

(…)

Bergstedt: Adbusting ist für mich ein Teil des Eingreifens in den öffentlichen Raum, und zwar bezieht sich das vom Begriff Adbusting ja auf alles, was so an Werbeflächen da ist, für alles Mögliche, also grad egal, ob da ein Produkt angepriesen wird oder ob dort eine Partei Werbung macht oder in welcher Form auch immer ( … ) das hat sehr viel mit dem Alltag der Leute zu tun.

SPRECHERIN Die Adbuster-Szene ist eine der facettenreichsten Gruppierungen innerhalb der K-Guerilla.

SPRECHER Ihre Arbeitsweise reicht von illegal bis legal.

SPRECHERIN Komplett verweigernd – oder selbstironisch.

Leider gibt es von der Sendung keinen Podcast, aber immerhin ein pdf mit dem Sendungsmanuskript, das sich sehr amüsant und interessant liest und viele Facetten des kreativen Protests gegen Kommerz und Werbung beleuchtet.

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Werbung gegen Realität, Teil 3: McDoof

Da Fernsehwerbung sehr teuer ist, können nur die großen Konzerne sie sich dauerhaft leisten, so dass wir von den immer gleichen Firmen mit ihren Reklamemärchen bombardiert werden. McDonald’s gehört da seit jeher zu den besonders forschen Vertuschern und Ablenkern (jährlicher weltweiter Werbeetat an die 2 Milliarden US$!) – gerade die Spots der letzten Zeit (mit viel frischem Salat etc.) sollen suggerieren, dass es hier gesund und naturverbunden zugeht. Das ist natürlich ein großer Quatsch, die Realität sieht (wie so oft, wenn man sie gegen die Reklameaussagen hält) ganz anders aus – in den McD-Buden wird einfach nur ungesunder Industriefaß verkauft, egal wie oft sich Heidi Klum oder andere Mietpromis für das Unternehmen prostituieren und ihren Namen hergeben.

Vieles ließe sich zu diesem Konzern sagen (z.B. das oder das), aber heute möchte ich mich erst einmal auf einen Artikel aus der FAZ beschränken, in dem es neben einiger (etwas kleinlicher) Kritik am Starkoch Ferran Adrià eben auch um McD & Co. geht: „Fast-Food-Streit – Ich esse meinen Hamburger nicht”:

Es ist schon immer das Ziel von McDonald’s gewesen, von der eigentlichen kulinarischen Qualität ihrer Produkte abzulenken. (…) McDonald’s aber wirbt mit gesundheitlicher Unbedenklichkeit und bunten Bildern und in großangelegten Imagekampagnen, die das Bild eines rundum seriös arbeitenden, geradezu kulturell wertvollen Konzerns verbreiten. Demgegenüber steht die Wirklichkeit einer kulinarischen Manipulation auf niedrigem Niveau, mit der die Kundschaft von Kindesbeinen an an ein industrielles, völlig überwürztes und von künstlichen Aromen durchsetztes Essen gewöhnt werden soll.

(…) McDonald’s erzeugt bei seinen Kunden die Vorliebe für ein Geschmacksbild, das nur noch von McDonald’s und ähnlich arbeitenden Firmen befriedigt werden kann. Die so gedrillte Kundschaft ist schnell für natürlichere, differenziertere und unter kulturellen Gesichtspunkten einfach bessere Formen des Essens verloren. In einer bizarren Verdrehung wird die industrielle Reduktion eines seriösen Essens von einer preisreduzierten Notlösung zum neuen Maßstab. (…)

Es ist ein Märchen, dass das Essen bei McDonald’s so preiswert ist, dass es ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Man darf ja nicht übersehen, dass diese Preiswürdigkeit nur im Vergleich mit vergleichbaren gastronomischen Angeboten, nicht aber mit den Kosten eines selbsthergestellten Essens besteht. Spätestens dann, wenn sich mehrköpfige Familien in Schnellrestaurants einfinden, entstehen Kosten, die jederzeit auch für das Material eines selbstgekochten Essens reichen würden. (…)

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Unsere Überflussgesellschaft

Es ist schon erstaunlich und ja irgendwie erfreulich – das Thema bewusster/nachhaltiger Konsum bzw. Umdenken beim Wirtschaften kommt immer mehr im Mainstream an – Tobi Schlegel schreibt ein Buch über die Zukunftsfähigkeit der jungen Deutschen, die neue Geo befasst sich mit „Weltretter im Supermarkt” und auch auf tendenziell unpolitischen Seiten wie SmallTalk-Themen ging es neulich um die „Kritik an unserer Überflussgesellschaft”:

Die Folgen einer solchen wirtschaftlichen Entwicklung pflegte der kritische Ökonom John Kenneth Galbraith recht nachvollziehbar auszumalen: „Die Familie, die ihr lila-kirschrotes, automatisch geschaltetes, automatisch gebremstes, mit raffinierter Luftheizung und Luftkühlung ausgestattetes Auto aus der Garage holt, um einen Ausflug zu machen, fährt durch Orte mit schlecht gepflasterten und ungereinigten Straßen, verfallenen Häusern, scheußlichen Reklameschildern … und genießt am Ufer eines verdreckten Flusses die köstlichen Konserven aus der transportablen Kühlbox.” (Zitat von 1958!)

Ach ja, und in der Süddeutschen wurde gestern der US-Systemanalytiker Dennis Meadows zur „Abkehr vom Wachstumscredo und der Frage, warum die Finanzkrise Umweltprobleme verschärft” interviewt – „Es geht darum, weniger zu konsumieren”. Ein sehr lohnenswerter Artikel!

Meadows: Der Treiber ökonomischen Wachstums ist der persönliche Konsum. Es geht darum, den Leuten zu vermitteln, dass sie weniger konsumieren müssen. Dann benötigen wir weniger oder auch gar kein Wachstum und sparen Ressourcen und auch Geld. Diese Botschaft ist aber sehr unpopulär. Die Antwort etwa auf teures Öl im Wahlkampf in Amerika ist es, den Leuten zu versprechen, dass man die Steuern auf den Rohstoff senkt, um es billiger zu machen. Die richtige Antwort wäre aber, ihnen zu sagen, dass man die Suche und Forschung zu alternativen Rohstoffquellen unterstützen will und dass sie nun eben mehr zahlen müssen, bis die Alternativen greifen. Wer letzteres sagt, wird nicht gewählt.

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Culture Jamming vs. Kommerzialisierung

(Auch an dieser Stelle noch mal der Beitrag, den ich gerade als „Worum geht’s?” erstellt habe und der dort zukünftig als Einführung in die Absicht meines Bloggens dienen soll.)

Wir leben heute in einer Gesellschaft, die sowohl von permanentem Wachstumsglauben, aber auch vom Glauben an den Segen des Konsums durchdrungen ist. Begleitet werden wir dabei auf Schritt und Tritt von Werbung für Produkte und Marken, von sündhaft teuren, einschleimenden Imagekampagnen, die aus zerstörerischen Großunternehmen harmlose Klimaschützer machen sollen. Von Zeitschriften und anderen Medien, in denen, bedingt auch durch die Konzentrationstendenzen in dieser Branche, die Trennlinie zwischen (redaktioneller) Information, gekaufter Meinung, Produktplacement und direkter Reklame immer schwerer auszumachen ist (wenn nicht ohnehin gleich komplette Verdummung angesagt ist). Öffentlicher Raum wird immer mehr, immer unverhohlener von Konzernen und Markenfetischen beansprucht, Kommerzialisierung durchzieht bald all unsere Lebensbereiche – Einkaufszentren werden zu den neuen Mittelpunkten ehemals öffentlichen Lebens.

In Nordamerika, das uns in dieser Beziehung immer schon ein bis zwei Jahrzehnte voraus war, erlebt man erschreckende Entwicklungen, die deutlich machen, dass Reklame & Marketing nicht nur nervig und störend sind, sondern einen massiven Eingriff in unsere Gesellschaft darstellen. Das geht über die bloße Überrepräsentation großer Marken und Logos weit hinaus – unerreichbare Schönheitsidelae werden produziert, latente Unzufriedenheit der Menschen mit ihrem Leben geschürt und Kaufen (und Schulden machen) als Weg zum Glück propagiert. Natürlich läuft niemand, der irgendwo einen Werbespot sieht, sofort los und kauft das entsprechende Produkt, aber das Gift wirkt schleichend und gerade deshalb so gut, weil wir alle gerne glauben, dass Reklame UNS ja nun wirklich nicht beeinflusst. (Dies wird im sehr empfehlenswerten Buch „Good bye logo” von Neil Boorman treffend beschrieben.)

In den USA sehen wir zudem, dass die zunehmende Marktmacht der großen Konzerne auch die Demokratie und Meinungsfreiheit beeinträchtigt. Weltbekannt wurde bereits 1998 der Fall eines Schülers der Greenbrier High School, der am „Coke Day” an seiner Schule ein Pepsi-T-Shirt trug und deshalb an dem Tag von der Schule verwiesen wurde. Genauso bedenklich: an einer von Coca Cola gesponsorten Universität wollte eine Studentengruppe eine Informationsveranstaltung über die schlimmen Bedingungen, unter denen Arbeiter dieser Firma in Lateinamerika zum Teil tätig sind, abhalten, doch die Verwaltung wollte ihnen dafür keinen Raum zuteilen, da sie ja negativ über ihren Sponsor berichten würden. (Beides nachzulesen in Naomi Kleins Globalisierungsbestseller „No Logo!”, in Kalle Lasns „Culture Jamming” oder auch in de Graafs „Affluenza: Zeitkrankheit Konsum”.) Wenn die Wirtschaft und die Markenkonzerne bereits so früh in der Entwicklung des politischen Verständnisses der Menschen eingreifen, steht viel mehr auf dem Spiel als nur der Verkauf oder das Verbot von brauner Blubberbrause oder fettigen Burgern – die Freiheit des Zusammenlebens wird massiv aufs Spiel gesetzt.

Vor diesem Hintergrund ist in den letzten 20 Jahren der Widerstand gegen die Überkommerzialisierung bzw. das Bewusstsein für diese Entwicklung in der Gesellschaft gewachsen, und durch den Kanadier Kalle Lasn und seine Adbusters Foundation hat diese Bewegung auch eine bekannte (und nicht immer ganz unumstrittene) Gallionsfigur. Lasn und Culture Jammer weltweit bekämpfen die Werbebotschaften, die tagtäglich auf uns einprasseln, sie versuchen sie zu parodieren, in ihr Gegenteil zu verkehren, sie kapern Werbetafeln, um damit in den alltäglichen Diskurs, aber auch die alltägliche Wahrnehmung und die Hirne der einzelnen Menschen Informationen einsickern zu lassen, die über die Hintergründe der glänzenden Markenfassenden aufklären. Auch soll der Konsum seinen Status als goldenes Kalb, um das sich unser aller Leben zu drehen hat und der als das Allheilmittel für all unsere Probleme angepriesen wird, endlich wieder verlieren.

An diesem noblen und dringend notwendigen Quest möchte ich mich auch mit meinem Blogprojekt Konsumpf beteiligen. Ursprünglich war er als reiner Culture Jamming/Anti-Werbung- und Konsumkritik-Blog geplant, doch wie das halt so ist, wenn man sich einmal mit diesem Thema beschäftigt, stellt man schnell fest, dass viele dieser Probleme auf unserer Welt miteinander verbunden sind und monokausale Erklärungsversuche fehl schlagen. Von daher werde ich immer auch Überlegungen und Fundstücke aus den Bereichen Globalisierungskritik, Konzernkritik, Umweltpolitik/Ökologie, Nachhaltigkeit, Mediendemokratie und komplementäre/alternative Währungssysteme mit einfließen lassen.

Kurz gesagt soll Konsumpf (m)eine Stimme gegen die Wurstigkeit im real existierenden Dasein sein.

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Citibank hat offenbar nichts aus der Finanzkrise gelernt

Dass eine der Ursachen der aktuellen Finanzkrise in der Überschuldung amerikanischer Haushalte liegt, die viel zu leicht an billige Kredite gekommen sind und (wie auch Unternehmen) letztlich nur auf Pump lebten, dürfte mittlerweile bekannt sein. Doch für manche Banken – deren Branche gerade mit Steuermilliarden aus der selbstverschuldeten Patsche geholfen wird – ist dies scheinbar kein Grund, bisherige Praktiken zu überdenken.

So habe ich heute einen Brief von der Citibank bekommen (die übrigens auch mehrere Milliarden $ von der US-Regierung erhalten wird!), in dem sie mir mitteilt, dass sie den Disporahmen meiner Visakarte mal einfach so ungefragt um einige hundert Euro erhöht, damit ich „noch mehr finanziellen Freiraum” habe. Und weiter:

„Und das Beste: Sie müssen sich um nichts kümmern. Das Geld steht Ihnen sofort zur Verfügung. Einfach sinnvoll, einfach klug. Mit dem erweiterten Disporahmen Ihrer Citibank Kreditkarte können Sie ganz entspannt einkaufen.”

„Nein danke” sage ich da nur. Nett, wie diese Bank ihre Kunden weiter zu Schulden bzw. zum Kaufrausch verleiten will (mit ihrem bei Ratenrückzahlung supergünstigen Überziehungs-Zinssatz von höchst moderaten, fast schon geschenkten 18.8%). Und dass der Konsum via Kreditkarte zu größerer (finanzieller) Freiheit beiträgt, ist ja nun ausgesprochen fragwürdig bis widersinnig.

Die Citibank genießt bei Verbraucherschützern ohnehin nicht gerade den besten Ruf (siehe z.B. „Zweifelhafte Kulanz” (Süddeutsche) oder „Die neue Form des Kreditwuchers” (Abendblatt)). Ich muss mich echt mal darum kümmern, diese beknackte Kreditkarte so schnell wie möglich abzuschaffen.

NACHTRAG vom 19.10.: Siehe auch diese Meldung vom ZDF „Kommt nach der Immobilienkrise die Kreditkartenkrise?

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Willkommen im Konsumpf!

Nicht erst seit der aktuell besonders heftig brodelnden Finanzkrise gerät unser derzeitiges Geld- und Wirtschaftssystem und die dahinter stehende Konsum”kultur” aus den verschiedensten Richtungen immer öfter ins Kreuzfeuer der Kritik. Schlagworte wie politischer bzw. nachhaltiger Konsum (LOHAS), Globalisierungs- und Konzernkritik oder auch Kapitalismusschelte machen dabei auch in den Medien vermehrt die Runde.

Dies ist, wie ich finde, eine erfreuliche Entwicklung, zeigt es doch, dass die Menschen nicht mehr alles widerspruchslos hinnehmen und manche auch beginnen, ihre Macht als Konsument zu entdecken und ihre eigenen Konsumgewohnheiten zu hinterfragen. Denn eins ist klar: in der Art, wie vieles bei uns und in der Welt im Moment (schief)läuft, sei es in Wirtschaft, Ökologie, Politik oder Gesellschaft, kann und darf es nicht einfach weitergehen! Probleme wie die immer weiter zunehmende Konzentration von Marktmacht in den Händen weniger Konzerne beispielsweise bedrohen nämlich nicht nur Vielfalt und Auswahl, sondern letztlich sogar unsere Demokratie.

In meinem Konsumpf-Blogprojekt möchte ich Neuigkeiten und Erkenntnisse, die mir bei der intensiven Auseinandersetzung mit den verschiedenen Thematiken begegnen, weitergeben, möchte das Thema Culture Jamming/Adbusting, also den Einsatz gegen Reklame und Überkommerzialisierung, verstärken – und vielleicht auch für ein wenig Struktur und Klarheit im oft doch auch verwirrenden Dschungel der Informationen & Stimmen geben.

Ich werde in den nächsten Tagen vornehmlich erst einmal die konsumkritischen Beiträge, die ich bisher in meinem Musikblog Coast Is Clear “eingeschmuggelt” hatte, in den neuen Blog übernehmen. Denn leider sind diese unverändert aktuell.

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Lidl muss Strafe zahlen

Immerhin ein Anfang: der Discounter Lidl muss für die Bespitzelungen seiner Mitarbeiter jetzt 1.5 Mio. € Strafe zahlen – damit ist das dubiose Gebaren dieser Firma zumindest mal offiziell verurteilt worden. Wenngleich diese Summe von Lidl sicher aus der Portokasse bezahlt wird und all die anderen negativen Auswirkungen des Discounter-/Billigwahns (siehe z.B. HIER oder HIER) ungeahndet bleiben. Das Verarmungssystem Discounter bleibt also leider aktueller denn je, allen erfreulichen Entwicklungen in Bezug auf „nachhaltigen Konsum“ zum Trotz… Bioprodukte bei Aldi oder Lidl zu kaufen ist, so meine ich, in letzter Konsequenz einfach nicht nachhaltig, wenn man bedenkt, welche Firmenphilosophie und -politik man damit stützt und erfolgreich macht.

Übrigens will Lidl jetzt zum ersten Mal in der Firmengeschichte auch Fernsehwerbung (natürlich bei den Privatsendern) schalten, um ihr Image aufzupolieren. Das Geld sollten sie mal lieber in die Humanisierung ihres Geschäftsmodells stecken!

Sehr schön und informativ ist auch der Beitrag von ZAPP – “Peinlich: Imagekampagne von Lidl” (und Bild):

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