Ich fliege ziemlich selten und auch eher ungern. Letztes Wochenende „musste” ich aber nach London, um mir das Abschiedskonzert einer der großartigsten Bands der Neuzeit, Carter USM, anzuschauen (siehe HIER). Mein Rückflug ging von London Luton aus, und als ich dort einige Stunden auf meinen Flieger wartete, wurde mir die unglaubliche Künstlichkeit dieses Ortes bewusst. In der Abflughalle sitzen die Passagiere in der Mitte eines riesigen Saales, wie verloren, rundum umzingelt von glänzenden, blinkenden, bunten, prall gefüllten Geschäften und Verköstigungsstationen (wie bspw. Starkacks u.ä.), auf die man fortan stundenlang blicken muss. Aus reiner Langeweile kaufen denn auch viele Leute irgendeinen überteuerten Kram, den sie normalerweise vermutlich nicht erworben hätten. Es scheint, dass Konsumieren das einzige ist, was man den Wartenden zutraut – ein Flughafen, in dem es beispielsweise kostenlose Bibliotheken, Ausstellungen, Vorträge, Aufführungen oder etwas anderes den Geist Anregendes gibt, erscheint in unserer Gesellschaft irgendwie utopisch, fast schon deplatziert (und schwer finanzierbar), jedenfalls bei den „kleineren” Flughäfen der Billiglinien. Dann doch lieber kaufenkaufenkaufen und sich von bunten Reklamebotschaften beschallen lassen, bis das Flugzeug kommt und einen (für eine Weile) rettet. Zum Glück gibt es während des Fluges ja auch noch ein paar Konsummöglichkeiten, wo kämen wir da hin, wenn Mensch mal eine Stunde lang kein Geld ausgeben könnte!
Norbert
zum Thema Flughäfen bietet sich auch das Buch von Marc Augé an: Non-Places: An introduction to an anthropology of supermodernity (Original in Französisch).
Der Flughafen als Aushängeschild einer Uniformisierung des (Konsum-)Raumes
Peter M.
Toller Tipp, danke, das Buch werde ich mir mal durchlesen!
Alexander
Schrecklich finde ich vor allem die Preise für so Baguettes oder lediglich eine Flasche Mineral – extrem überteuert – den meisten Leuten ist dies jedoch egal und sie konsumieren es trotzdem; alleine deshalb werden die Preise nicht so schnell sinken.
DC
Naja, man hat ja auch die Möglichkeit sich ein Buch mitzunehmen oder ein Buch am Flughafen zu kaufen…und nebenbei bemerkt lesen glaube viele Leute am Flughafen und das hat zunächst wenig mit Konsum im Geldsinne zu tun… …Essen von draußen mitnehmen geht auch. Das mit den Vorlesungen könnte unangenehm teuer werden…oder wer hält freiwillige einen Vortrag? Wenn das in die Flughafenkosten integriert wäre, würde Fliegen teurer werden…aber das sollte es ja wahrscheinlich Euer Meinung nach sowieso…
Gruß
Peter M.
Klar lesen da auch viele Leute etc., dennoch konnte selbst ich mich nicht des Dauerbeblinkens um mich herum entziehen – es ist halt schon fast so, als würde man im Kaufhaus sitzen, da ist Konzentration aufs Buch nicht so einfach. Mein Essen nehme ich eh von draußen mit, das ist klar. ;-)
Das mit den Kosten eines alternativen Angebots merkte ich ja auch schon an – es wäre halt schön, wenn es sowas gäbe statt Kaufaufforderungen für Cartier und Starkacks, ohne dass ich jetzt ein fertiges Finanzierungskonzept in der Tasche hätte… Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass es Menschen tatsächlich gäbe, die sogar ohne Geld da Vorträge halten würden (siehe Speaker’s Corner in London oder auch die ganzen Blogs und Podcasts, hehe). Ich würde sowas vielleicht auch machen…
Wenn Fliegen teurer wäre, hätte ich diesen London-Trip vermutlich nicht gemacht, also hat es auch sein Gutes, dass es Billiglinien gibt. ;-) Ansonsten sind mir die Preise egal, Angebot und Nachfrage werden’s schon richten. Obgleich Fliegen mit der derzeitigen Technik halt auch (noch) eine Umweltsauerei ist und für die Anwohner der Umgebung sogar mit Gesundheitsrisiken behaftet… (ergo nicht nachhaltig, das Ganze, jedenfalls nicht, solange es kein Ökoflugzeug ohne Lärm gibt)