Kategorie: Gesellschaft Seite 30 von 43

Radiotipps für den März

radio_isolated_on_white_with_clipping_pathKaum hat man sich’s versehen ist auch schon wieder ein neuer Monat da – und wieder einmal bringt er einige spannende Radiosendungen auf Deutschlandradio Kultur bzw. im Deutschlandfunk, die ich Euch heute schon mal vorstellen will. Wie üblich kann man die meisten Features nach der offiziellen Ausstrahlung (hoffentlich) auch auf den Websites der Sender als mp3 herunterladen oder zumindest dort nachhören.

DLR-K
Mo. 1.3. – 19:30 Uhr

Zeitfragen
“Kratzer an einem deutschen Statussymbol”
Das Auto zwischen Fortschrittsvehikel und Leitfossil
Von Heiner Dahl

DLF
Di. 02.03.2010 · 19:15 Uhr

Freiwerdende Gebiete – Schrumpfen als Chance
Von Anselm Weidner
In 40 Jahren werden zehn Millionen weniger Menschen in Deutschland leben; der Osten Deutschlands hat schon seit dem Mauerfall über zwei Millionen Menschen verloren. Leerwerdende Regionen, verlassene Dörfer in Vorpommern, in Brandenburg, ebenso wie in Südost-Niedersachsen oder Nordhessen: In den Zeiten des Abschieds vom Wachstum entstehen hierzulande immer ungleichere Lebensverhältnisse in immer disparateren Räumen.
Wenn schließlich irgendwo ein Zigarettenautomat als letztes Relikt der öffentlichen Versorgung steht, kann man darüber klagen oder wie die “Raumpioniere” in Ost und West, von denen Anselm Weidner berichtet, “schrumpfende Regionen” als “frei werdende Gebiete” für neue Ideen, Projekte und Lebensweisen nutzen.

DLF
Fr. 05.03.2010 · 19:15 Uhr
Nicht weniger. Besser
Zur politischen Ökonomie des Schrumpfens

Von Matthias Greffrath
In der Volkswirtschaftslehre gibt es keine Theorie des Schrumpfens. Wachstum ist erwünscht und soll der Normalfall sein, Schrumpfen gilt als Störung. Aber was passierte eigentlich also, wenn wir die Konsequenz aus der Klimakrise und den Verwerfungen der globalen Ökonomie, aus der Kritik an Konsumismus, Naturzerstörung, Beschleunigung ziehen?
Wenn wir weniger, aber besser essen und öfter selbst kochen; nur einmal im Jahr, aber dafür gut vorbereitet reisen; unsere Möbel, Mäntel, Motorräder nicht alle Jahre wechseln; und nur noch so viel arbeiten, wie es uns gut tut – kurzum, wenn wir nachhaltig und vernünftig leben: Wäre das der GAU für unser Wirtschaftssystem, das Elend für Millionen von Arbeitern? Und wenn nicht: Was steht unserer Vernunft im Wege – um uns herum und in uns selbst?

DLR-K
Mo. 15.3. – 19:30 Uhr
Zeitfragen
“Beton statt Bildung”

Das Konjunkturpaket und seine Folgen
Von Anja Schrum und Ernst-Ludwig von Aster

DLF
Fr. 19.03.2010 · 20:10 Uhr
Auf Suche nach dem idealen Leben

Theo Pinkus und Amalie de Sassi
Von Jochanan Shelliem
Sie waren ein Jahrhundertpaar. Theo Pinkus und Amalie de Sassi, ein Paar, das zu den wichtigsten Protagonisten der unabhängigen Linken nicht allein in der Schweiz wurde, zum Gedächtnis der Alpenrepublik. Zum Energiezentrum, das der Schweizer Staatsschutz fünf Jahrzehnte lang überwachen ließ: Amalie, die Frauenrechtlerin. Theo, der Kommunist.
1929 empfängt Theo Pinkus das Parteibuch der KPD aus der Hand von Wilhelm Pieck. Der SA entkommt er knapp. In ihrer Züricher Wohnung sammeln Theo und Amalie verbotene Bücher. Aus ihrer Buchhandlung entwickelt sich die Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung.
1972 gründet Theo Pinkus die Utopisten-Begegnungsstätte Salecina. Hier diskutieren Herbert Marcuse, Carola Bloch, Max Frisch, hier treffen sich Lehrlinge aus Mailand mit Spontis aus West-Berlin.
Theo und Amalie bringen die jungen Alternativen mit den alten Kämpfern zusammen, das hält sie selbst frisch.
2009 wäre er 100 geworden, 2010 sie. Endlich erschließt die Züricher Zentralbibliothek die Sammlung des revolutionär-bibliophilen Paares.

DLR-K
Do. 25. 3 – 19:30 Uhr
Forschung und Gesellschaft
“Kein Blut am Handy”

Der geochemische Fingerabdruck für das kongolesische Coltan
Von Jan Lublinski

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Andalusien: Gemüsesklaven mit Zeitverträgen

Bevor beim nächsten Einkauf bedenkenlos zu Obst und Gemüse aus Spanien gegriffen wird, sollte man sich vielleicht mal den erschreckenden Artikel „Andalusien: Gemüsesklaven mit Zeitverträgen“ durchlesen:

(…) Spanien wirbt seit Jahren schon Saisonarbeiter aus Osteuropa an ? neuerdings auch aus den Heimatländern der Bootsflüchtlinge. Nach denVorstellungen der Regierung in Madrid sollen Zeitarbeitsverträge das Problem des illegalen Massenmigration lösen (jährlich über 6000 registrierte). Fördergelder sollen helfen, die mörderische Flucht der Menschen über das offene Meer in wenig seetauglichen Booten in geregelte Bahnen zu lenken. Aufgrund der humanitären Katastrophe auf den Kanaren und an der Südküste handelt Madrid zurzeit mit mehreren westafrikanischen Ländern solche Abkommen aus. Ab der Winterernteperiode 2007/08 sollen dem Agrobusiness diese neuen Saisonniers zur Verfügung stehen. Funktioniert dieses Modell können die Bauern besser auf illegal Beschäftigte verzichten.

Die illegal Eingewanderten könen vertrieben werden, da sie nicht mehr als billiges Arbeitskräftereservoir benötigt werden; oder der Staat schiebt ab. Spanien und Marokko haben wenig Skrupel “Papierlose” einfach in der Sahara auszusetzen. Oder der rassistische Mob jagt sie aus dem Dorf, wie im Februar 2000 die Marokkaner in El Ejido. (…)

Genau wie die illegal eingewanderten Landsleute erleiden diese SaisonarbeiterInnen – mit scheinbar “guten Verträgen” – Rechtlosigkeit und Rassismus pur. Sie haben sich gewehrt und dieses Spiel nicht mitgespielt. Wenn sich diese schäbige Behandlung auch in den Herkunftsländern herumspricht, wird es nichts mit dem neuen Modell “internationale Sicherheit durch Zeitarbeit”. Beim Genuss von spanischem Treibhausgemüse bleibt ein bitterer Geschmack?

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Die Zukunft der Zivilgesellschaft

Zum Wochenende möchte ich Euch heute die Dokumentation „Beherzte Bürger – die Zukunft unserer Zivilgesellschaft“ empfehlen, die 2007 auf 3sat im Rahmen der Reihe „Z wie Zukunft“ lief. Das Thema klingt vielleicht im ersten Moment vielleicht nicht sooo prickelnd, aber tatsächlich spart der Bericht nicht mit intensiver Kritik an der Konsumgesellschaft und den durch unser kapitalistisches Wirtschaftssystem ausgelösten Erodierungen des sozialen Miteinanders. Sehr spannend, wie ich finde, und ein Beispiel dafür, dass Gebührengelder auch sinnvoll, nämlich in aufklärerische Sendungen, investiert werden können.

Welche Funktionen übernimmt künftig bürgerliches Engagement und wie können sich neue funktionierende Gemeinschaften eigenverantwortlich innerhalb der Gesellschaft bilden. Wie können demokratische Entscheidungswege in 10 bis 15 Jahren funktionieren; wie ist soziale Kohärenz und innere Sicherheit in 10 bis 15 Jahren zu garantieren, in – überspitzt formuliert – einer Gesellschaft mit 2/3 Alten und 2/3 Erwerbslosen? Zivilgesellschaftliches Handeln findet immer weniger in Parteien, Gewerkschaften und Kirchen statt als in zweckorientierten Selbsthilfegruppen, Netzwerken und Bürgerstiftungen. Wie sehen in Zukunft die Voraussetzungen für eine Bürgergesellschaft aus? Und wem nützt dieses Engagement?

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Lidl-Busting II

Ekel-Discounter Lidl machte letzte Woche gleich zwei Mal von sich reden – zum einen durch eine Rückrufaktion für zwei Käsesorten, an der  mehrere Menschen gestorben waren (das ist die vielgelobte „Discountqualität“); nachzulesen in diesem ZEIT-Artikel mit den entsprechenden Leser-Kommentaren, von denen ich diesen hier besonders putzig finde:

Die Firma Lidl, die die Prolactalprodukte vertreibt, scheint mir genauso Betroffener zu sein, wie die Menschen, die diese Produkte gekauft haben.

Ja, na sowas, armes Lidl-Imperium, das die Kosten und Preise immer weiter drückt und dann ganz erstaunt ist, dass die Zulieferer ihrerseits mit dem Niveau weiter nach unten gehen (ich erinnere hier gerne auch an Wallraffs Artikel über die Lidl-Brötchen). Passender ist dieser Kommentar:

Ich denke, “Die Zeit” macht keine Stimmung gegen Lidl. Wieso auch? Aus persönlichen Ressentiments? Lidl ist ein riesiger Sauladen und hat es der eigenen “Firmenphilosophie” zu verdanken, dass man kein gutes Haar an ihnen lässt…

Der zweite Lidl-Coup: die plötzliche Forderung von branchenweiten Mindestlöhnen! Ich denke, noch unglaubwürdiger kann eine Intitiative kaum sein als diese von einem Unternehmen, das dafür bekannt ist, Mitarbeiter auszubeuten und Betriebsräte zu verhindern. Die Absicht erscheint mir klar: man versucht, das ramponierte Image mit so einer Aktion aufzupolieren, und kann relativ beruhigt darauf setzen, dass die meisten anderen Anbieter solch einen Mindestlohn ablehnen, so dass man von Seiten Lidls dann ja „leider“ nichts machen kann… Dass die generelle Spirale nach unten, an der die Discounter aktiv mitschrauben, aufgehalten werden muss, ist aber klar. Mit Mindestlöhnen für die Angestellten wären die vielen anderen negativen Auswüchse des Discountsystems nur leider noch nicht behoben.

So passt dann auch folgendes Adbusting des Politbloggers wie die Faust aufs Auge:

lidl170210

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Ein paar Lesetipps zum Wochenende: „Sie können nur billig“, „Facebook weiß alles über uns“ und „Wann stehen die Deutschen auf?“

Das Wochenende naht und wie könnte man es besser verbringen als mit der Lektüre einiger interessanter, aufschlussreicher Artikel? Eben. Deshalb empfehle ich hier wieder einige Texte, die mir im Laufe der letzten Tage besonders aufgefallen sind.

colorful_price_labelBeispielsweise hat Die Zeit den lesenswerten Bericht „Einzelhandel: Sie können nur billig“ veröffentlicht, in dem es – man ahnt es schon – natürlich zum einen um meine speziellen „Freunde“, die Discounter, geht. Zwar werden, wie so oft in den Medien, nur einige der Folgen, die die Billigmasche für die Gesellschaft hat, angesprochen und insbesondere auf die Ausbeutung der Mitarbeiter abgestellt, aber immerhin zeigt der Artikel auch, dass durch den permanenten, durch die Discounter ausgelösten Preiskampf inzwischen auch die anderen Einzelhandelsketten, also Rewe, Edeka etc., voll einsteigen und ebenfalls Preise und Kosten zu drücken beginnen. Ich habe an dieser Stelle ja schon des öfteren gepredigt, die großen Ketten (und allen voran die Discounter) zu meiden; der Artikel bestätigt mich da wieder mal.

(…) Alle wissen um die verheerende Wirkung – und tun es trotzdem immer wieder: Sie senken die Preise. Die mächtigen Chefs der großen Handelskonzerne können es nicht lassen, weil die Deutschen Schnäppchenjäger sind und selbst für gute Lebensmittel angeblich kein Geld übrig haben. Manche Waren werden geradezu verramscht. Doch auch das hat seinen Preis. Den zahlen häufig jene, die in den Läden hinter der Theke stehen, Regale einräumen oder an der Kasse sitzen. Wer im Handel beschäftigt ist, muss mit Lohndrückerei, Schikanen oder Schnüffeleien rechnen. (…)

(…) Ein Mitarbeiter wagte es zu Beginn des Jahres allerdings, vor Gericht zu ziehen. Er war als sogenannte Pauschalkraft bei Netto beschäftigt und fordert eine Lohnnachzahlung. Das Verfahren läuft noch. Textilhändler KiK hat einen solchen Prozess schon hinter sich. Ende März vergangenen Jahres wurde das Unternehmen wegen der Zahlung sittenwidriger Löhne verurteilt. (…)

In einigen weiteren Artikeln zu dieser Problematik legt Die Zeit noch nach, so mit „Billiger geht’s nicht“:

(…) Für die Händler bedeutet das empfindlich schrumpfende Geschäfte. Sie sparen deshalb, wo sie können. Zum einen nutzen die Großen unter den Händlern ihre Nachfragemacht, um Lieferanten zu pressen. So beklagt die Ernährungsindustrie einen Umsatzrückgang von vier Prozent. Das sei der stärkste Einbruch seit Bestehen der Bundesrepublik gewesen, so die Hersteller. Die Entwicklung hat nichts damit zu tun, dass die Verbraucher weniger essen und trinken. Mengenmäßig sind die Produktion und der Absatz von Lebensmitteln und Getränken nämlich konstant geblieben. Die Konsumenten zahlten einfach nur weniger für die Nahrungsmittel.

Gespart wird aber auch woanders. Selbst wenn man in vielen Läden inzwischen vergeblich nach Beratung sucht, zählt der Einzelhandel nach wie vor zu den personalintensiven Branchen. Was liegt da näher, als den Kostenfaktor Mensch zu reduzieren. Wie das geht, hat gerade die Drogeriemarktkette Schlecker vorgemacht: Verkäuferinnen entlassen und über eine Leiharbeitsfirma wieder einstellen. Zu viel geringerem Gehalt natürlich, Urlaubs- und Weihnachtsgeld werden bei der Gelegenheit gestrichen. Wer das nicht akzeptiert, dem droht Hartz IV. Zwar wird immer wieder behauptet, dass Schlecker ein Einzelfall sei. Seltsam ist nur, dass es keine hinreichenden Zahlen über den Einsatz von Leiharbeitern im Einzelhandel gibt. (…)

Und in „Gericht begrenzt Expansionsdrang der Discounter“ wird darüber berichtet, dass der Widerstand gegen diese Entwicklung auch von politischer und juristischer Seite zumindest sporadisch vorhanden ist:

(…) In Köln befindet sich rund 500 Meter vom anvisierten Standort entfernt eine Ansammlung von Geschäften und Dienstleistern, die bisher die Versorgung der Anwohner sicherten. Die Stadt befürchtete den Niedergang des gesamten Nahversorgungsbereiches, wenn der Discounter mit knapp 700 Quadratmeter Fläche dazukäme. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte diese Auffassung. (…)

Apropos Überwachung – die neuen Internetdienste wie Facebook erweisen sich ja als grandiose Datensammler. Nicht nur das, was die User bereitwillig in Massen von sich preisgeben, kursiert durchs Netz, nein, Facebook weiß noch viel mehr von unsereins, selbst wenn man gar keinen Facebook-Account hat. Die FAZ schreibt in „Soziale Netzwerke: Facebook weiß alles über uns“:

Wer Facebook nutzt, schenkt dem Unternehmen hinter dem sozialen Netzwerk viele private Informationen über sich. Und wer es nicht nutzt, behält seine Informationen für sich – könnte man meinen. Dass die Realität inzwischen anders aussieht, belegen immer mehr Erfahrungsberichte von Nichtmitgliedern, die sich von Facebook seltsam durchleuchtet fühlen. (…)

(…) Hendrik Speck, Professor für Digitale Medien an der FH Kaiserslautern, findet das sehr problematisch, aber ganz und gar nicht überraschend. „Facebook hat sich darauf spezialisiert, solche Verknüpfungen auszuwerten“, sagt er. Dabei mache es sich die Naivität und Faulheit derjenigen zunutze, die nur die Vorteile allumfassender Synchronisierung sähen. Gerade die „weichen Faktoren“, über die sich die Menschen definierten – wie Vorlieben und Kontakte –, seien für Facebook bares Geld wert und würden mit Hilfe von Algorithmen eingesammelt, „egal, ob der Betroffene seine Einwilligung gibt oder nicht“. Daraus macht Facebook-Gründer Mark Zuckerberg kein Geheimnis: Erst im Januar sagte er in einem Interview, Privatsphäre sei nicht mehr zeitgemäß. Mit deutschen Datenschutzgesetzen kann man dem kaum beikommen – für das amerikanische Unternehmen Facebook gelten sie nicht. (…)

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© asifthebes, stock.xchng

Der wohl wichtigste und tiefgreifendste Artikel wird diese Woche von Egon W. Kreutzer in seinem neuesten Paukenschlag geliefert – er analysiert die derzeitige Situation der Gesellschaft in Deutschland und stellt die Frage „Zwischen Schmerzgrenze und Hemmschwelle: Wann stehen die Deutschen auf?“. Kreutzer entwirft – basierend auf Naomi Kleins Schock-Strategien, drei mögliche Szenarien für die zukünftige Entwicklung im Land, die allesamt nicht übermäßig rosig, zum Teil auch sehr gefährlich klingen. Unbedingt lesen, auch die dazugehörige Diskussion!

(…) Die organisatorische Basis, die eine Revolte braucht, um wirkungsvoll und erfolgreich agieren zu können, ist also bundesweit nicht vorhanden.

Doch ist anzunehmen, dass sie bereits im Entstehen ist.

Wir werden, so meine Prognose, mit der Zunahme des Drucks im Kessel eine Entwicklung erleben, die auch in Deutschland nach dem Vorbildern in Nordirland, im Baskenland, in Kurdistan und Palästina, ein Zwitterwesen – halb offizielle Partei, halb Kampftruppe im Untergrund – hervorbringt, das sich – anders als die “Alten Kameraden”, ohne Rassismus, ohne Führerkult, ohne jede Anlehnung an das Dritte Reich, offen – und in verdeckten Aktionen – für die Wahrnehmung nationaler Interessen gegen die Übermacht der Global Player und für den Wiederaufbau des Sozialstaats einsetzen wird.

Massive Unterstützung aus der breiten Masse der Bevölkerung wird es dann geben, wenn die Kaufkraft der Hartz-IV-Empfänger nicht mehr ausreicht, um das Körpergewicht zu halten – und sich – neben den rund 10 Millionen Menschen, die heute schon zum Prekariat gezählt werden müssen, weitere 10 bis 15 Millionen in wirtschaftlichen Verhältnissen wiederfinden, die trotz fleißiger Arbeit kein menschenwürdiges Leben mehr ermöglichen.

Wenn die Bundesregierung dabei bleibt, die vollkommen unsinnige, neu ins Grundgesetz geschriebene Schuldenbremse und die EU-Vorgaben zur Neuverschuldung einzuhalten, ohne gleichzeitig die Steuern auf Kapitaleinkünfte und Vermögen und den Spitzensatz der Einkommensteuer massiv zu erhöhen, wofür es derzeit keinerlei Anzeichen gibt, wird dieser Zustand 2012 zwangsläufig erreicht und 2013 zu gewalttätigen Auseinandersetzung in ganz Deutschland führen.

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Zwei Podcast-Tipps: „Go Shopping!“ und „Freizeit nach Feierabend“

Ich bin doch immer wieder positiv überrascht, welch kritische Themen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk immer wieder mal angesprochen und diskutiert werden; ganz anders als im immer mehr ins Boulevard-eske abrutschenden Fernsehen (trotz natürlich einiger guter Ansätze in den 3. Programmen etc.). Diesen Sonntag liefen gleich zwei spannende Sendungen, die es beide noch als Podcast/mp3 gibt, und beide passen perfekt zum Thema meines Blogs.

Bayern 2 Zündfunk Generator vom 14.2.2010

Freizeit nach Feierabend? Über die Zukunft von Arbeit, Freizeit und die graue Zone dazwischen.
Was vor einigen Jahren als idealisierte Arbeitsweise der sogenannten Digitalen Bohème galt, ist längst Alltag geworden: “Arbeit” ist oft eine Mischung aus freiwilliger Selbstausbeutung, ökonomischer Intelligenz und finanzieller Instabilität. Die Zeit der arbeitsfreien Freizeit ist vorbei. Nicht nur Autoren oder Designer leben in einer Grauzone aus Arbeit, Freizeit und ständiger Verfügbarkeit. Für immer mehr Menschen gilt: Das Handy bleibt am Wochenende an – und der Chef hat die Nummer. Die Aus- und Weiterbildung zahlt man selbst und absolviert sie nach Feierabend. So ist Freizeit zu einer Art Tafelsilber geworden, das man in schlechten Zeiten eben verkaufen muss: Und weil die Zeiten schlecht sind, boomt der Markt. Der Onlineversand Amazon etwa betreibt einen Marktplatz für ausbeuterisch bezahlte Mikroarbeit. Dort kann jeder für ein paar Dollar pro Tag digitale Fließbandarbeit verrichten. Denn mal ehrlich: Ist die Zeit beim Telefonieren oder zwischen zwei Terminen nicht eigentlich zu kostbar, um nicht ein paar Cents dazu zu verdienen? Wer profitiert davon, wenn Freizeit und Arbeit verschwimmen, Zeitarbeit zur Jederzeitarbeit wird, und welche Kritik an diesem Konzept sollte man beachten?

>> Podcast (mp3)

Und als zweites:

SR2 KulturRadio 14.2.2010

Dr. Eva Tenzer: Go Shopping!
Warum wir es einfach nicht lassen können.

Das Vertrauen in die „unsichtbare Hand des Marktes“ unterstellt, die Akteure der Wirtschaft würden sich vernünftig verhalten – zumindest vernünftig im Sinne ihrer eigenen Interessen.

Dass dies oft nicht stimmt, zeigt nicht nur die Finanzkrise, das zeigt auch ein Blick in eine beliebige Einkaufsstraße. Warum kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen oder die uns sogar schaden?

Warum fällt es so schwer, Instinkte zu zügeln, die einmal nützlich waren, inzwischen aber in den Ruin führen? Wie wehren wir uns dagegen, dass unsere Schwächen gezielt ausgenutzt werden?

>> Podcast (mp3)

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Blippy? Neuer Schwachsinn fürs Netz

konsum-peterWas kommt heraus, wenn man den modernistischen Web 2.0-Trend, jede Facette seines Lebens voyeuristisch im Netz zu dokumentieren (Facebook, Myspace) und jede noch so belanglose Nichtigkeit in die Welt zu tröten (Twitter) mit dem uralten Bedürfnis des Menschen, das, was er hat, zur Schau zu stellen, sich also über seinen Konsum zu definieren, kombiniert? Etwas vollkommen Sinnloses und Beknacktes? Stimmt. Und es hat sogar einen Namen: Blippy. Dieser neue, an Twitter erinnernde „Dienst“ ermöglicht es den Teilnehmern, die ganze Bekanntschaft und auch das restliche Web quasi in Echtzeit, live und in Farbe an den eigenen Kaufvorgängen teilhaben zu lassen. Oder in den Worten des Anbieters:

A fun and easy way to see and discuss the things people are buying.

Wo genau jetzt der „fun“ sein soll, dass alle sehen können, für welchen Mist ich gerade mein Geld aus dem Fenster geworfen habe, erschließt sich mir leider nicht, aber die Tatsache, dass sich derzeit tatsächlich schon Benutzer bei Blippy tummeln, spricht dafür, dass keine Idee bescheuert genug sein kann, dass nicht noch Leute darauf anspringen. Der De-Branding-Blog schreibt in „Image-Konsum 2.0 und weiter“ passenderweise:

Konsum mag identitätsstiftend sein, aber vor allem dient er der Pflege des eigenen Image – doch nur, wenn die Anderen auch wahrnehmen, was ich konsumiere! Denn alles was ich sichtbar konsumiere verweist auf bestehende Images (von Marken, Lifestyles, etc.). Die Verlagerung des Konsums in’s Virtuelle verlangt neue Formen des sichtbar machens von Image-Referenzen. Nirgendwo werden Referenzen so explizit gesetzt, wie im Web: ich bin “Follower von…”, “Freund von…”, “Fan von…”, ich habe Lieblingslisten bei eCommerce-Anbietern, Links auf Social-Bookmark-Plattformen, etc. etc. Nur mein Konsum verbleibt im Netz wenig sichtbar. Man kann gespannt sein, was da noch so kommen wird. (…)

Auch im Heise-Artikel „Shopping-Porno“ wird kritisch zu Blippy Stellung genommen:

(…) Sharing ist doch die neue Tugend des Netzzeitalters, wieder mehr Gemeinschaftsgeist undsoweiter. In den allgemeinen Geschäftsbedingungen bei Blippy ist unter “Information Sharing” zu lesen, dass man sich die Möglichkeit vorbehalte, verschiedene Dinge mit “vertrauenswürdigen Dritten” zu teilen, etwa für Direktmarketing-Kampagnen. Der Nutzer erklärt sich damit einverstanden, dass auch seine persönlichen Daten “im notwendigen Maß” mit diesen Dritten geteilt werden.

“Diese Leute”, sagt die Datenschützerin und Bürgerrechtlerin Rena Tangens, “dürfen sich nicht beschweren, wenn etwas Schlimmes mit ihren Daten passiert”. Mit anderen Worten: Wer sich auf einen Service wie Blippy einlässt, verdient kein Mitleid.

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Porto Alegres grüne Agenda

Den spannenden Artikel „Porto Alegres grüne Agenda“ von Gerhard Dilger, den ich auf Wir Klimaretter gefunden habe und den ich freundlicherweise komplett „abdrucken“ darf, möchte ich Euch heute als Leseempfehlung mit auf den Weg geben – er zeigt u.a., dass der in den westlichen Industrienationen mantraartig wiederholte und geradezu beschworene Wachstumszwang in anderen Gegenden längst ernsthaft in Frage gestellt wird. In Südamerika ist man gedanklich also schon weiter als unsere Politiker-Betonköpfe.

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Fünf Tage lang ringt die Weltbürgerbewegung im brasilianischen Porto Alegre um eine gemeinsame Plattform. Zwischen Klimawandel, Gemeingütern und dem Prinzip des “Guten Lebens” bleibt die Botschaft des Weltsozialforums dennoch diffus

Aus Porto Alegre GERHARD DILGER

Das Weltsozialforum ergrünt. Wohl kein Konzept wurde auf dem 10. Geburtstag des Forums in Porto Alegre öfter beschworen als jenes vom Guten Leben, das seine Wurzeln im Denken der Andenindianer hat und bereits in den neuen Verfassungen Ecuadors und Boliviens verankert ist.

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Auftaktdemonstration zum Weltsozialforum 2010. (Fotos: Dilger)

Brasiliens grüne Präsidentschaftskandidatin Marina Silva bezog sich in einer umjubelten Rede ebenso darauf wie der portugiesische Soziologe Boaventura de Sousa Santos, der sich wünscht, dass das “Gute Leben” einmal den westlich geprägten Entwicklungsbegriff ablösen möge. Oder Daniel Pascual vom “Komitee für die Einheit der Kleinbauern” aus Guatemala, der ähnlich wie seine Kollegen aus Kolumbien oder Peru die Offensive von Bergbau- und Agrarmultis in seinem Land schilderte. Pascual bedauerte aber auch: “Leider ist die Zeit hier viel zu kurz, um das zu systematischer auszuarbeiten.”

So zeigten die auf einen kruden Antikapitalismus fixierten Gruppen aus Brasilien, die per Akklamation eine umfangreiche “Erklärung der sozialen Bewegungen” verabschiedeten, nur wenig Interesse für den indigen geprägten Diskurs ihrer Gäste. Auch die alternative Klimakonferenz, zu der der bolivianische Präsident Evo Morales im April nach Cochabamba lädt, spielt in ihren Planungen noch keine Rolle.

Allerdings war das Forum, das am Freitag nach fünf Tagen zu Ende ging, auch keines jener wuselnden Großereignisse, für die Porto Alegre ab 2001 bekannt geworden ist. Schon wegen des enormen Aufwands finden die zentralisierten Megaevents seit 2005 nur noch alle zwei Jahre statt. 2010 sind noch gut 30 regionale und thematische Foren in aller Welt geplant, darunter Anfang Juli das Europäische Sozialforum in Istanbul.

Immerhin 35.000 TeilnehmerInnen kamen zum südbrasilianischen Regionalforum in den Großraum Porto Alegre. Die internationale Debatte blieb auf das Strategieseminar beschränkt, auf dem “Elemente für eine neue Agenda” diskutiert wurden. Eigentlich hatten die Organisatoren geplant, die wichtigsten Aspekte der zwölf Podiumsdiskussionen mit Blick auf die künftigen Foren zu bündeln. Stattdessen gab es eine allgemeine Aussprache, die Botschaft blieb diffus.

MarinaSilvaDilgerMarina Silva bereitet sich auf die Präsidentschaftswahl im Oktober vor

Dabei wird seit dem Weltsozialforum 2009 in Belém mit dem Guten Leben und dem Komplex “Gemeingüter” in Umrissen ein mögliche Plattform sichtbar, auf der sich die unterschiedlichsten Diskurse zusammenführen ließen: “Gutes Leben heißt nicht Streben nach mehr Konsum, sondern nach Autonomie, Selbstbestimmung, vor allem Selbstentfaltung”, sagt Silke Helfrich aus Jena, die über Gemeingüter referierte. “Bei den Kämpfen um Wasser und Land, um Wissen oder Software, geht es um Zugangsrechte und um gesellschaftliche Kontrolle, auch um die Frage, wie wir produzieren.”

Die Brücke zwischen der antikapitalistischen Linken und den Gemeingütern schlug Edgardo Lander: “Als globales System steht der Kapitalismus dem Erhalt des Lebens entgegen”, sagte der venezolanische Soziologe, “wir müssen die Wachstumslogik radikal überwinden und zu einer Umverteilung des Zugangs zu Gemeingütern kommen.”

Ohne eine kritische Bilanz des Realsozialismus mit seiner “ebenso zerstörerischen Entwicklungslogik” sei es sinnlos, von einem Sozialismus des 21. Jahrhunderts zu reden, betonte Lander in Anspielung auf sein Heimatland. Die südamerikanischen Linksregierungen hielten nicht nur am herkömmlichen Fortschrittsdenken fest, sondern hätte es sogar vertieft: “Lula hat die Gentechnik in der Landwirtschaft zugelassen, und unter Hugo Chávez ist die Wirtschaft Venezuelas abhängiger vom Erdöl als vor zehn Jahren.

Den zahlreichen Stimmen, die die Niederlage des Neoliberalismus auf der diskursiven Ebene feierten, hielt Lander entgegen: “Die kapitalistische Gesellschaft hat eine unglaubliche Globalisierung der Subjektivität erreicht. Die Vorstellung, das Leben sei gleichbedeutend mit Konsum, ist tief verwurzelt”. Die Lage sei alles andere als rosig, schloss er: “Die individualistischen Muster des Konsums und auch der Wissensproduktion stehen vor dem endgültigen Sieg.”

Derzeit habe das Finanzsystem Vorrang vor der „Realwirtschaft“ und der Umwelt, analysierte Susan George, nun gelte es, diese Reihenfolge umzudrehen. Der „New Green Deal“, der ihr vorschwebt, hat die Vergesellschaftung der Banken zum Ausgangspunkt. Geld für den ökosozialen Umbau der Welt gäbe es genug, rechnete die Attac-Denkerin vor: „Das Vermögen der reichsten 8,5 Millionen Menschen der Welt beläuft sich auf 38 Billionen Dollar, ein Drittel davon ist in Steuerparadiesen versteckt“.

Der Geograph David Harvey aus New York sieht das Grundübel in der Prämisse eines jährlichen Wachstums von durchschnittlich drei Prozent, zu dem sich Liberale wie Sozialisten bekennen würden. Die Finanzkrisen der letzten Jahrzehnte seien die Folge des „Problems, den Mehrwert zu absorbieren“, meint Harvey.

Das derzeitige Krisenmanagement stelle diese Wachstumslogik ebenso wenig in Frage wie die Umverteilung von unten nach oben: Über zwei Millionen US-Amerikaner hätten in den letzten drei Jahren ihre Wohnungen verloren, während allein 2008 die Manager von neun US-Banken Prämien in Höhe von 32 Milliarden Dollar eingestrichen hätten. „Für den Übergang zu einer nichtkapitalistischen Ordnung brauchen wir ein Bündnis zwischen den Unzufriedenen und den Enteigneten“, sagte Harvey.

Den düsteren Globalanalysen setzte Paul Singer funktionierende Beispiele aus der Solidarwirtschaft entgegen. „Wir müssen auch über kurzfristige Lösungen reden“, sagte der austrobrasilianische Ökonom, der seit 2003 als Staatssekretär für solidarische Ökonomie amtiert. 2007 waren über 1,7 Millionen BrasilianerInnen in 22 000 Kooperativen beschäftigt, berichtete er, und Jahr für Jahr kämen Tausende selbstverwaltete Betriebe hinzu.

Der bolivianische UN-Botschafter Pablo Solón warb für den Weltgipfel der Völker über den Klimawandel und die Rechte der Mutter Erde, der vom 19. bis 22. April in Cochabamba stattfindet. “Wir dürfen nicht zulassen, dass der Kapitalismus die Erde vollends zerstört”, sagte Solón. “Die Rechte der Menschheit können nur garantiert werden, wenn wir die Rechte der Mutter Erde respektieren”. In Cochabamba solle eine “Allgemeine Erklärung der Naturrechte” ausgearbeitet werden, denn “wir dürfen die Natur nicht länger wie einen Sklaven behandeln”.

Auch Solón bekannte sich zum “Guten Leben”, das er als “Teilen statt Wettbewerb” umschrieb. “Gegen die Folgen des Klimawandels stellt man 10 Milliarden Dollar bereit, für den Krieg 1,3 Billionen”, hob er hervor und stellte das Projekt von Evo Morales vor, der sich für ein weltweites Referendum über solche Prioritäten einsetzt.

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Pablo Solón wirbt für alternativen Klimagipfel in Cochabamba

Dass der Weg über Cochabamba nach Mexiko selbst für die vielfach zersplitterte Umweltszene nicht leicht sein wird, weiß auch Fátima Melo vom brasilianischen Netzwerk für die Integration der Völker. “Es reicht nicht mehr, antineoliberal oder antiimperialistisch zu sein”, sagte die Aktivistin aus Rio de Janeiro. “Mit dem Kampf um die Gemeingüter hat letztes Jahr in Belém ein neuer Zyklus für die Weltbürgerbewegung begonnen, der sich auch auf den Straßen Kopenhagens gezeigt hat.”

Nun gelte es, die Vielfalt der Bewegung zu nutzen, um auf die Politik Einfluss zu nehmen, meint Mello. Angesichts der Wachstumsfixierung auch der linken Regierungen, die in Brasilien, Ecuador oder Venezuela zu zahlreichen Konflikten mit indigenen Gemeinschaften und Organisationen führt, ist das keine leichte Aufgabe.

Pablo Solón lässt denn auch an der Stoßrichtung des Treffens in Cochabamba keine Zweifel aufkommen: “Gegen die Auswirkungen des kapitalistischen Systems auf das Klima müssen wir uns weltweit organisieren”. In Bolivien hingegen bleibe die Industrialisierung des Landes das oberste Ziel, “damit wir wirtschaftlich unabhängig werden und den Reichtum umverteilen können”.

In Porto Alegre sei man wieder einen Schritt vorangekommen, hieß es zum Abschluss allenthalben. Mehr sei kaum zu erwarten gewesen, findet auch Silke Helfrich: “Soziale Prozesse sind immer langsam, da muss man viel Geduld haben.”

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Den Kopfpauschalen-Wahnsinn stoppen!

Die Regierungskoalition ist ja drauf und dran, eines der Lieblingskinder der FDP – die unselige Kopfpauschale bei der Krankenversicherung – umzusetzen. Dass die FDP ihrem Klientel damit was Guts tun will, ist klar, denn fortan sollen alle Menschen, unabhängig vom Einkommen, die gleiche Summe für ihre Krankenversicherung berappen. Noch ungerechter geht es wohl kaum. Glücklicherweise regt sich bei CDU/CSU Widerstand und auch die Aktionsplattform Campact hat eine neue Online-Unterschriftenaktion dazu gestartet – also bitte alle mitmachen! >> hier entlang

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Britisches Militärlabor sprengte lebende Schweine zu Forschungszwecken in die Luft

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© jannbr, stock.xchng

Eigentlich sollte man sich ja über nichts mehr wundern, was menschliche Ignoranz und Grausamkeit angeht, schon gar nicht, wenn es ums Militär geht. Dennoch sorgte diese Schlagzeile dann schon für Wutaufwallungen, nicht nur bei mir: „Britisches Militärlabor sprengte lebende Schweine zu Forschungszwecken in die Luft“:

Tierversuche zu Forschungszwecken, die die Wirkung von Medikamenten, Kosmetika und anderen Einflüssen auf den menschlichen Organismus untersuchen, sind grausam und durch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse zu unserem Wohl zu rechtfertigen. Der Mensch als selbsternannte Krönung der Schöpfung hat diesen Begriff nicht verdient, denn solche Versuche sind nichts anderes als eine unbeschreibliche Tierquälerei.

Dass man jedoch zu Forschungszwecken lebende Schweine in die Luft sprengte, um Auswirkungen von Explosionen auf den Organismus zu untersuchen, kann man nicht glauben. Nach Angaben der Times in der online-Ausgabe vom 24.Januar wurde von derartigen Versuchen berichtet. Diese perversen, sadistischen Untaten kommen aus der militärischen Ecke und sollen sich im Jahr 2002 ereignet haben.

In dem geheimen militärischen Forschungslabor Porton Down der britischen Regierung bei Salisbury in Wiltshire, dass während des Ersten Weltkrieges, 1916, zur Forschung der chemischen Kriegsführung mit Giftgas und chemischen Kampfstoffen gegründet worden war, wurden lebende Schweine mit Sprengstoff getötet, um in der “Simulation” die Auswirkungen auf in die Luft gesprengte Ziele von terroristischen Angriffen zu untersuchen, hiess es.

Die Schweine wurden extra mit einer weissen Haut gezüchtet, um der menschlichen näher zu kommen und die Versuchsergebnisse somit authentischer zu erhalten.

In einer Reihe von Tests in dem biologischen und chemischen Forschungszentrum in Wiltshire wurden achtzehn grosse Schweine in Schutzdecken gehüllt und weniger als drei Meter davon entfernt Bomben gezündet. Die Schutzdecken sollten wahrscheinlich Kleidung ersetzen. Die Wissenschaftler liessen die Schweine bis zu einem Drittel ausbluten, um zu sehen, wie lange sie am Leben gehalten werden konnten. Die Schweine wären betäubt gewesen und keines hätte überlebt.

Bevor die Tiere in die Luft gesprengt wurden, hatte man ihnen Rohre in die Blutgefäße und Blasen eingefügt und ihre Milz war entfernt worden. In ein grosses Blutgefäss im Unterleib hatte man einen Draht hineingesteckt, der während der Explosion zerrissen wurde. (…)

Allerdings erscheint es auch wieder etwas verlogen, wenn Leute sich nur über solche Sauereien (entschuldigt das Wortspiel) und über Tierversuche zu kosmetischen Zwecken  erregen, nicht jedoch an die tagtäglich millionenfach im Namen des ungebremsten und möglichst billigen (danke, McD!) Fleischkonsums denken und an den dort herrschenden „normalen“ Verhältnissen der industriellen Tierausbeutung Anstoß nehmen.

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