Zum Wochenende möchte ich Euch heute die Dokumentation „Beherzte Bürger – die Zukunft unserer Zivilgesellschaft“ empfehlen, die 2007 auf 3sat im Rahmen der Reihe „Z wie Zukunft“ lief. Das Thema klingt vielleicht im ersten Moment vielleicht nicht sooo prickelnd, aber tatsächlich spart der Bericht nicht mit intensiver Kritik an der Konsumgesellschaft und den durch unser kapitalistisches Wirtschaftssystem ausgelösten Erodierungen des sozialen Miteinanders. Sehr spannend, wie ich finde, und ein Beispiel dafür, dass Gebührengelder auch sinnvoll, nämlich in aufklärerische Sendungen, investiert werden können.
Welche Funktionen übernimmt künftig bürgerliches Engagement und wie können sich neue funktionierende Gemeinschaften eigenverantwortlich innerhalb der Gesellschaft bilden. Wie können demokratische Entscheidungswege in 10 bis 15 Jahren funktionieren; wie ist soziale Kohärenz und innere Sicherheit in 10 bis 15 Jahren zu garantieren, in – überspitzt formuliert – einer Gesellschaft mit 2/3 Alten und 2/3 Erwerbslosen? Zivilgesellschaftliches Handeln findet immer weniger in Parteien, Gewerkschaften und Kirchen statt als in zweckorientierten Selbsthilfegruppen, Netzwerken und Bürgerstiftungen. Wie sehen in Zukunft die Voraussetzungen für eine Bürgergesellschaft aus? Und wem nützt dieses Engagement?
Pan Dora
Anmerkung: Der inzwischen gelöschte Kanal von Mediascanner bei Youtube ist inzwischen als Mediafootprint wieder auferstanden: http://www.youtube.com/user/Mediafootprint.
Bleibt immer gut informiert…
darth
Ja, nettes Filmchen über ein hinreichend bekanntes Thema. Da ich Medien grundsätzlich auch nach Gender-Aspekten beurteile, ist mir aufgefallen, dass in dem Film die Experten ausschließlich männlich sind. Frauen tauchen dann als Lehrerinnen oder brötchenschmierend hinter der wohltätigen Tafel auf.
Plötzlich wird die Thematik des sozialen Engagements also auch von Männern entdeckt. Verbrämt hinter Begriffen wie “soziales Kapital (!)” oder “Tragedy of the Commons” (ebenfalls seit Jahren ein bekannter Begriff in der Soziologie) wird das Thema aufbereitet, um plötzlich gesellschaftsfähig zu erscheinen. Das heißt, dieses eher “weiche” Thema wird hier von Männern professionalisiert und gewichtig aufbereitet. Also schon wieder ein Feld, das sich von männlicher Seite angeeignet wird, wo es doch inzwischen salonfähig ist, darüber zu diskutieren.
Die Masche scheint immer dieselbe zu sein: Themen sind erst dann wichtig genug, darüber einen “ernsthaften” Diskurs zu entfachen, wenn sie einen männlichen Habitus tragen: In Sprache, Bild, Belegen.
Also: Wenn es um gesellschaftlich wirklich relevante Dinge geht: Fragt doch mal die Frauen. Wer wirklich will, kommt auch ohne den männlichen Habitus aus. Mann müsste einfach nur mal zuhören wollen, auch wenn zufällig mal keine Fachwörter fallen (natürlich könnt ihr auch die Frauen fragen, die in Fachwörtern reden. Sie haben sich euch angeglichen, herzlichen Glückwunsch).
Mit f.freundlichen Grüßen,
darth.