Kategorie: Reklame Seite 21 von 25

Unglaublich passende Werbung

Tja, so kann’s gehen, wenn man Anzeigen einfach blind auf seine Website klatscht – selten war eine Reklameeinblendung im Internet gleichzeitig passender wie auch geschmackloser … [via]

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Irreführende Werbung mit Testsiegeln

Das passt ja perfekt zu meinem Beitrag von vor einigen Tagen, in dem es um die teils etwas zweifelhaften Ergebnisse von Öko-Test ging: Viele Firmen und Händler benutzen in ihrer Reklame das von Verbrauchern als besonders seriös geltende Siegel der Stiftung Warentest in der offensichtlichen Absicht, Käufer mit falschen oder veralteten Siegeln zu täuschen. Natürlich wieder vorn dabei, wenn’s darum geht, Konsumenten hinters Licht zu führen: Discounter wie Aldi, Lidl oder Penny, aber auch viele andere Unternehmen. Die NDR-Sendung Markt brachte Anfang der Woche einen interessanten Bericht über diese Aktivitäten – „Testsieger: Mit irreführenden Siegeln Kasse machen“:

Hersteller und Werbetreibende wissen also genau, was sie dürfen und was nicht. Trotzdem sind Mogeleien mit dem Siegel nicht selten: “Der Missbrauch, also die nicht korrekte Verwendung unserer Testergebnisse, zieht sich durch alle Branchen, es kommt alles vor, es kommt häufig vor, jährlich werden etwa 100 Fälle verfolgt”, so Winfried Ellerbrock von der Stiftung Warentest. Und viele machen bei dem Siegelschwindel mit. Markt liegen alle Fälle aus jüngster Zeit vor. “Aldi”, “Lidl”, “Norma” oder “Penny” wurden wegen wettbewerbswidriger Werbung mit Ergebnissen der Stiftung Warentest genauso abgemahnt wie “Real”, “Karstadt” oder “Saturn”. Aufgedeckt werden die Fälle von aufmerksamen Verbrauchern und einem Berliner Anwalt. Eine systematische Kontrolle aller im Umlauf befindlichen Siegel bleibt aus. “Wir haben leider nicht die Möglichkeit, flächendeckend zu verfolgen, was am Werbemarkt passiert”, so Winfried Ellerbrock.

Die Liste der Tricksereien ist lang. Besonders häufig: die Werbung mit veralteten Testergebnissen. Das geschieht zum Beispiel immer wieder bei Matratzen, aber auch bei Handys. Ebenso beliebt: Günstige Einzelnoten werden hervorgehoben und weniger günstige weggelassen – zum Beispiel bei Kosmetikprodukten. Manche Hersteller sind besonders dreist und erfinden Testsiegel. Sie versehen ihre Produkte mit einem “sehr gut”, obwohl es nie getestet wurde. Oder übertragen ein Testurteil einfach auf eine komplette Produktreihe, obwohl nur ein einzelnes daraus getestet wurde.

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The Culture of Commercialism, Nachtrag

Dem gestern von mir übersetzten Artikel „The culture of commercialism“ hat das Media Awareness Network eine unglaublich geschönte und unterschwellig manipulative Einleitung „spendiert“, die ich nicht unkommentiert stehen lassen möchte – man lese sich nur mal diesen Absatz hier durch:

Of course, no one would advocate a ban on marketing. Ads provide information that can be helpful to us as consumers. Ads increase our understanding of the product choices available to us. And in an economy based on free enterprise, ads play a vital role for the business community. Ads are a valid part of modern life.

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© rcsmith, stock.xchng

Kleines Suchspiel: wieviele Halb- und Unwahrheiten sowie Verzerrungen und Verharmlosungen hat der Autor dieser Zeilen in dem kurzen Absatz untergebracht? Schon der erste Satz – „no one…“ – ist schlicht falsch, und das vorangestellte „of course“ eine Frechheit. Es gibt glücklicherweise viele Menschen, die Reklame in größerem Umfange aus den öffentlichen Räumen etc. verbannen wollen. Das fängt mit den Adbusters an, geht aber auch über eine Reihe von Initiativen wie Ban Billboard Blight und der IG Plakat | Raum | Gesellschaft bis hin zu der von mir neulich erwähnten schwedischen Partei, die sich für ein Werbeverbot in Radio & Fernsehen ausspricht. Vermutlich will wirklich kaum jemand JEDE Form der Werbung abschaffen, denn ein gewisses Anpreisen von Waren & Dienstleistungen gehört selbstredend auch dazu, um auf sich/seine Firma aufmerksam zu machen, nur in der Form, wie es heutzutage betrieben wird, überwiegen die Nachteile „of course“ bei weitem.

Dass Werbung tatsächliche Informationen zur Verfügung stellt, wie der Autor behauptet, ist auch eine sehr naive Sichtweise. Klar enthalten die meisten Anzeigen etc. AUCH Informationen, nur sind diese natürlich durch die jeweilige Konzernbrille gefiltert, es wird viel weggelassen und oft ja auch einfach die Unwahrheit erzählt. Diese paar Produktinformationen kann sich also jeder auch aus anderen (objektiveren) Quellen holen.

Reklame verdeutlicht uns die Wahlmöglichkeiten der verfügbaren Produkte? Soso. Vor allem in den teuren Medien (TV, Radio, überregionale Zeitungen) können auf Grund der hohen Preise nur die großen Unternehmen werben, so dass nur die immergleichen Marken angepriesen werden und uns eine Wahlmöglichkeit vorgegaukelt wird, die de facto gar nicht existiert. Man denke da nur an die vielen Marken, die Nestlé oder Coca Cola oder Unilever vertreiben – man unterstützt also oft den gleichen Konzern, egal welchen beworbenen Schokoriegel man nun kauft. Echte Alternativen finden kaum statt. Und, nein, die Wahl zwischen Coca Cola und Pepsi Cola ist KEINE wirkliche Alternative. ;-)

„Ads play a vital role for the business community“ – das ist die m.E. einzig zutreffende Aussage. Für die Wirtschaft, vor allem natürlich die Reklameindustrie selbst, ist Werbung wichtig. Jedoch nur in einer Wirtschaft, in der immer mehr Kram unter die Leute gebracht werden muss und ein großer Verdrängungswettkampf den sog. „freien Markt“ ad absurdum führt. Und dass Wirtschaftswachstum nichts ist, was man noch weiter anstacheln sollte durch Reklame, hat ja auch schon „The Story of Stuff“ klar gemacht. Von daher ist Reklame in der heutigen Form also nur „vital“ für ein System, das den Planeten schrittweise zugrunde richtet.

„Ads are a valid part of modern life.“ Das ist so einfach nur eine schlichte Behauptung ohne Substanz. Die Art, wie Reklame bzw. die Kommerzialisierung sich durch alle Bereiche des Lebens gefressen hat, ist kein „valid part“ mehr, wie ich finde. Und der Artikel „The Culture of Commercialism“ belegt dies ja dann auch dementsprechend. Man muss dem Media Awareness Network, das obige Einleitung geschrieben hat, immerhin zugute halten, dass es den kritischen Artikel über die Kommerzkultur überhaupt anbietet.

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The Culture of Commercialism

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© clix, stock.xchng

Bei meinen Recherchen stieß ich in der letzten Zeit auch auf einige interessante amerikanische Quellen, die sich mit Konsum- und Werbekritik auseinandersetzen. So entstand in den 90er Jahren in Washington das Center for the Study of Commercialism, das sich intensiv mit dem Themenfeld befasst(e) und auch einige Studien herausgab. Leider existiert keine Website dieser Initiative und das letzte Lebenszeichen einiger der Initiatoren habe ich in einem Buch von 2005 gefunden. Deshalb muss ich auf eine Sekundärquelle ausweichen – das Media Awareness Network (offenbar ein Lernmaterialpool für Eltern und Lehrer) hat immerhin eine Zusammenfassung des Artikels „The Culture of Commercialism: A Critique” des CfoSoC online gestellt, als Diskussionspapier für Schüler und Studenten. Diesen komprimierten Text, den man vielleicht auch als eine Art Ultrakurzfassung meiner Serie „Werbung schadet“ betrachten kann, möchte ich Euch heute übersetzt vorstellen.

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Was sind die Auswirkungen von Werbung und Kommerzialismus?

  1. Kommerzialismus verzerrt unsere Kultur, indem jedes Ereignis in einen Anlass zum Konsumieren verwandelt wird. Anthropologen sagen, dass Ferien die Werte einer Kultur widerspiegeln. In Amerika ist jeder Urlaub ein Verkaufsereignis.
  2. Werbung projiziert falsche Bilder/Images. Zum Beispiel suggerieren Anzeigen, dass du nicht cool bist, wenn du kein teures Auto fährst, dass Rauchen bedeutet, dass du ein Freigeist bist oder dass Reife heißt, Alkohol zu trinken.
  3. Kommerzialismus trägt zu Umweltproblemen bei, indem es zu verschwenderischem Umgang mit natürlichen Ressourcen ermutigt. Ein Übermaß an Verpackung, Wegwerfgüter und Dinge zu kaufen, die wir gar nicht wirklich brauchen, trägt zum unnötigen Verbrauch von begrenzten Ressourcen bei. Die Produktion und Entsorgung der Dinge, die wir kaufen, führt zu weiteren Umweltproblemen, zu denen der Verlust von Lebensraum und erhöhte Luft- und Wasserverschmutzung gehören. Plakatwände erzeugen visuelle Verschmutzung.
  4. Werbung erhält Stereotype/Klischees aufrecht. Zu den Beispielen zählen Stereotypen im Zusammenhang mit der Rasse (Afro-Amerikaner als Musiker und Sportler), des Geschlechts (Frauen als Sexobjekt, Männer als Geschäftsleute) und der Klasse (der Mittelklasse-Weiße als soziale Norm).
  5. Werbetreibende beeinflussen den Inhalt von Zeitschriften und Sendungen. Die Zensur der Medien durch die Regierung ist illegal. Dennoch gibt es eine Fülle von dokumentierten Fällen, dass Zeitungen und andere Medien durch Werbetreibende zensiert werden. Beispielsweise kann ein Bierproduzent Druck auf ein Magazin, in dem es Werbefläche kauft, ausüben, damit keine Artikel über die Gefahren des Trinkens erscheinen.
  6. Das Sponsoring von gesellschaftlichen, Umwelt- oder anderen Non-Profit-Gruppen durch Konzerne kann diese Gruppen beeinflussen. Zum Beispiel kann die Unterstützung durch die Tabakindustrie eine Organisation davon abhalten, Anti-Raucher-Kampagnen zu unterstützen.
  7. Kommerzialismus hat unsere Politik beeinflusst. Viele Politiker versuchen Stimmen zu gewinnen mit Hilfe eines Images, das durch Werbung und Medienberichte erzeugt wurde. In der Vergangenheit versuchten Kandidaten Stimmen durch ihre politischen Standpunkte zu erlangen.
  8. Die öffentliche Wahrnehmung der Aktivitäten und Prioritäten eines Unternehmens kann durch Werbung verzerrt werden. Beispielsweise können Anzeigenkampagnen große Umweltverschmutzer als ökologisch bewusste Firmen darstellen, die für eine gute Sache spenden.
  9. Werbung kostet uns Geld. Die Wirtschaft wälzt den Großteil ihrer Werbekosten auf uns ab. Außerdem steigt der Preis eines Produkts, wenn es der Reklame gelingt, die Idee zu etablieren, dass ein bestimmtes Produkt uns Status oder ein cooles Image verschafft.
  10. Werbung kostet uns auch vieles an Steuern. Werbung stellt voll absetzbare Geschäftskosten dar. Aus diesem Grund erhalten kommunale und nationale Kassen Jahr für Jahr Milliarden von Dollar weniger an Steuern. Die Steuerquoten der Bürger müssen dies ausgleichen, so dass der einzelne Steuerzahler indirekt Werbung bezuschusst.
  11. Werbung kann irreführend sein. Sie fokussiert auf die Vorteile eines Produkts oder einer Dienstleistung und ignoriert die Nachteile.
  12. Werbung ermuntert zu einer Markenmentalität oder dazu, weniger auf der Basis der Qualität oder des Preises zu entscheiden, sondern mehr aufgrund des Namens/Herstellers.
  13. Werbung fördert Unzufriedenheit, Neid und Unsicherheit. Sie kann uns unattraktiv, uncool und unglücklich mit dem, was wir haben oder nicht haben, fühlen lassen.
  14. Unsere kommerzialisierte Gesellschaft legt hohen Wert auf die Erscheinung und ermutigt uns somit, mehr Wert auf unser Aussehen und das von anderen zu legen als auf den Charakter, Talente oder die Persönlichkeit.
  15. Konstantes Werbungs-Ausgesetztsein kann Materialismus und Egoismus fördern. Dies kann dazu führen, dass Menschen weniger dazu geneigt sind, anderen zu helfen. Statistiken zeigen, dass die Spendenbereitschaft in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Gleichzeitig gab es einen Rückgang in der öffentlichen Unterstützung von Regierungsprogrammen, die denjenigen helfen sollen, die vom Leben benachteiligt sind.
  16. Das Sponsoring von Wissenschaftsausstellungen und Kunstmuseen durch Unternehmen kann deren Inhalt beeinflussen und die Objektivität untergraben. Ist es zum Beispiel wahrscheinlich, dass eine von einer Firma, die Insektizide herstellt, gesponsorte Ausstellung die Beziehung von Menschen und Insekten in einer fairen und ausgewogenen Art und Weise behandelt?
  17. Werbung kostet viel Zeit. Der durchschnittliche Mensch verbringt fast eine Stunde am Tag damit, Werbung zu lesen, zu sehen der zu hören, im Fernsehen, Radio, Theater, auf Video, in Zeitungen und Zeitschriften, Mails, Briefen oder am Telefon. Wenn der durchschnittliche Amerikaner 75 Jahre alt ist, wird Werbung ihn 4 Jahre seines Lebens gekostet haben.
  18. Bezahltes Product Placement beeinflusst den Inhalt von Filmen, Fernsehshows, Büchern und Spielen. Das gefährdet künstlerische Integrität.
  19. Werbung preist Alkohol- und Tabakkonsum an, welcher jedes Jahr eine halbe Million Amerikaner das Leben kostet. Probleme, die mit Alkohol in Zusammenhang stehen, verletzen das Leben von mehr Menschen und kosten die Gesellschaft mehr Geld als alle illegalen Drogen zusammen genommen.
  20. Marketingleute stellen detaillierte elektronische Käuferprofile zusammen. Firmen verkaufen Mailinglisten für alles mögliche, vom Besitz ausländischer Autos bis hin zu sexuellen Vorlieben. Diese Computerdatenbanken stellen ein gefährliches Missbrauchspotential dar.
  21. Kommerzialismus hat sich in nahezu jeden Winkel unseres Lebens ausgebreitet. Viele Menschen stört es, diesem nicht entfliehen zu können.
  22. Werbung, die auf junge Kinder abzielt, dringt in die Eltern-Kind-Beziehung ein, kann die Autorität der Eltern untergraben und zu Spannungen führen.
  23. Kommerzialismus kann Werte wie Teilen, Zusammenarbeit und Genügsamkeit aushöhlen, die durch Familien, religiöse Institutionen und Schulen gefördert werden.
  24. Industrienahrung und die Reklame für diese neigen dazu, zu ungesunden Ernährungsgewohnheiten zu ermutigen.
  25. Die Kommerzialisierung von Schulmaterial und -ausrüstung kann unabhängige, ungestörte Ausbildung torpedieren.
  26. Das intensive Anpreisen von Shoppen und Kaufen hält uns von anderen Aktivitäten wie Lesen, Denken und Spielen ab. All die Werbung, der wir ausgesetzt sind, macht es leicht zu vergessen, wie viele (andere) Arten von Aktivitäten wir genießen können.
  27. Unsere kommerzialisierte Kultur ermuntert Menschen, Geld auszugeben, das sie gar nicht haben. Die Zahl der Amerikaner mit finanziellen Problemen hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. (Anm. PM: Spätestens seit Ausbruch der „Finanzkrise“ wissen wir, dass dies in den vergangenen Jahren erst recht der Fall ist.)
  28. Werbung suggeriert, dass es eine einfache Lösung für alles gibt, vom Gesundsein bis hin dazu, Freunde zu haben.
  29. Viele Anzeigen implizieren, selbst wenn sie es nicht offen aussprechen, dass Glück etwas ist, das wir kaufen können. Wenn wir uns so verhalten, als wenn dies wahr wäre, begrenzen wir unseren persönlichen Horizont und unsere Fähigkeit, Erfüllung im Leben zu finden.
  30. Kommerzialismus preist nicht nur einzelne Produkte an. Er predigt Konsum als Lebensstil.

Was ist der kumulierte Effekt von all dieser Kommerzialisierung?

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Kommerzialismus hat klare Parallelen zur industriellen Verschmutzung. So wie eine gemäßigte Menge an Müll von der natürlichen Umgebung absorbiert werden kann, können auch moderate Mengen an Kommerzialisierung von unserer kulturellen Umgebung verarbeitet werden. Große Mengen können jedoch beide Umgebungen überfordern, und dies ist heutzutage der Fall.

Jahrzehnte lang haben wir den Schaden, den industrielle Praktiken erzeugen, nicht erkannt, geschweige denn kontrolliert. In einigen Fällen wie der Luftverschmutzung durch kohleverbrennende Hochöfen, waren die Probleme offensichtlich, aber wir ignorierten sie oder rechtfertigten sie auf der Basis kurzfristiger wirtschaftlicher Gewinne. In anderen Fällen, so wie giftigen Chemikalien, die Luft und Wasser verschmutzen, wurden die Gefahren nicht einmal erkannt. So sieht es auch beim Kommerzialismus aus: wir entschuldigen seine offensichtlichen Defekte im Namen des wirtschaftlichen Fortschritts; wir versuchen nicht einmal, die subtileren Auswirkungen zu identifizieren.

Genauso wie mit der Verschmutzung vor mehreren Jahrzehnten bleiben die Folgen exzessiven Kommerzialismus schwach untersucht und unbewiesen. Unser Verstehen beruht auf einer Handvoll oft vorläufiger oder nicht beweiskräftiger akademischer Studien. Tatsache ist, dass Soziologen/Wissenschaftler trotz der Dominanz des Kommerzialismus in unserer Kultur kaum damit begonnen haben, die Konsequenzen und das Wesen des Kommerz zu erforschen. Zudem sind politische Regulierungen nicht angemessen ausgestattet, um Kommerzialismus zu bearbeiten. Agenturen, die sich mit den Täuschungen durch Werbung beschäftigen, haben nur sehr kleine Budgets – insgesamt nur ein Tausendstel von dem, was für Werbung ausgegeben wird –, so dass nur die aller offensichtlichsten Lügen in der Werbung gestoppt werden können. Andere Formen des Kommerzialismus bleiben komplett unerforscht.

Was sind also die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, wenn, wie Advertising Age (eine Fachzeitschrift für Leute, die in der Werbeindustrie arbeiten) schrieb, „Werbung in Massenmedien wie aus einer Schrotflinte kommt und jeden in ihrem Weg, auch Kinder, trifft“? Und was sind, jenseits der Werbung, die Folgen, in einer Kultur zu leben, wo selbst Schulen, Museen, Sport und nicht-kommerzielle Sender kommerzialisiert wurden? Verwandelt Kommerzialismus engagierte Bürger in bloße Konsumenten?

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Die Financial Times 2020

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Nach der ZEIT und der New York Times wurde letztes Wochenende mit der Financial Times gleich die dritte etablierte Zeitung Opfer einer Parodie/eines Fakes – eine britische Aktivistengruppe brachte 10.000 Exemplare der etwas anderen Financial Times unter die Leute und stellte zudem ihre Version des Finanzblattes unter ft2020.com online. Dort kann man sie sich auch als pdf herunterladen. Der Kopf hinter der Aktion ist der Globalisierungsgegner Raoul Djukanovic, der gegenüber dem Guardian seine Beweggründe erklärte:

Journalisten gestalten die öffentliche Debatte, und die Londoner Finanzwelt die Politik – wenn sie ihr Denken umgestalteten, helfen sie, eine andere Welt zu erschaffen. [via]

Der Unterton der Fake-Financial Times scheint deutlich satirischer und auch eine Ecke schärfer als der der Attac-ZEIT – „We live on Financial Crimes“ lautet das neue Motto der Wirtschaftszeitung und „In a world of cold, harsh truths … we rescue stories from the facts“. Wieder eine sehr gelungene Aktion, wie ich finde – die Verwirrung und Störung der etablierten Medienkreise geht weiter! Meinen besonderen Beifall finden, wie üblich, die schönen Adbusts, die sich auf der Website tummeln.

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Zwei weitere Beispiele für die scheinbar unersättliche Verbreitung von Reklame

Die USA tun mir manchmal schon ziemlich leid – ist das Bombardement mit Werbung auch in Deutschland schon nervig genug und breitet sich vor allem in Großstädten stetig auf immer mehr öffentliche Plätze etc. aus, so sind die entsprechenden Zustände in Amerika offensichtlich noch eine Stufe unerträglicher.

flughafenkaestenZwei „schöne“ neue Beispiele für „kreative“ Reklameplatzierung fand ich gerade im Blog The Anti-Advertising Agency. Zum einen gibt es nun an Flughäfen am Boden der Behältnisse, in die man vorm Gefilztwerden seine Sachen packen muss (u.a. inzwischen auch die Schuhe!) eine knallige, aufdringliche Werbebotschaft zu sehen, die einem die Prozedur sicher gleich noch mal zusätzlich vergällt – in „Can we make the airport any more degrading“, resümiert der Autor:

Not that the security check point was a particularly sacred or peaceful place anyway, but man, seeing those really bright ads at that moment is not the kind of branding they want. I’m thinking: “damnit, I hate shoes right now.” And then I have to stare into a box that is telling me “you love shoes. you need shoes. buy more shoes.”

Die zweite Idee, „Corporate sponsored pothole repair“ ist nicht minder kränk – Kentucky Fried Chicken bietet Gemeinden an, Löcher in den Straßen zuzuteeren, und will als Gegenleistung einen in den Teer gebrannten Logoschriftzug auf jedes der Löcher. Man muss sich echt an den Kopf fassen – womit soll der Bürger, der für die Firmen & Reklametreibenden natürlich nur als Konsument interessant ist, noch malträtiert werden?

In Louisville, KY and potentially in a town near you, what was once a city service paid for by tax payers might become another avenue for advertising. (…) I know it’s a recession and all, and municipalities are feeling the pinch when it comes to typical city services like snow plowing and pothole patching, but come on; do we really need a fried chicken restaurant filling potholes for us?

KFC POTHOLE REPAIR

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Sehr geehrter Herr Kerner (Ein offener Brief)

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© lusi, stock.xchng

Diejenigen von Euch, die ab und an mal Fernsehen schauen, werden vermutlich an dem aktuellen Reklamespot der BILD-„Zeitung“ (diesmal verlinke ich ihn, da er so lächerlich ist, dass er sowieso eher Antiwerbung darstellt – man lese sich mal die Kommentare bei YouTube dazu durch!) kaum vorbeigekommen sein – einige Prominente lassen sich hier, in edler Optik, positiv über dieses Revolverblatt aus und helfen somit bei der Verbreitung dieser Desinformationspostille sowie dem Aufwerten des eher anrüchigen BILD-Images. Wie man so tief sinken kann, sich für solche Druckerzeugnisse zu verkaufen, wird mir für immer ein Rätsel bleiben müssen – aber folgende Mail habe ich an einige der Beteiligten wie Herrn Kerner mal geschrieben, auch wenn sie sie vermutlich nie zu Gesicht bekommen, sondern sie schon im Vorfeld von ihren Presseabteilungen etc. abgefangen werden dürfte; einen Versuch ist es mir dennoch wert.

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Sehr geehrter Herr Kerner,

natürlich versuche ich, Fernsehreklame so gut es eben geht auszuweichen und schalte, wenn mal ein Werbespot läuft, schnell den Ton ab, um mich nicht den unsinnigen Konsumparolen auszusetzen. Vor einigen Tagen kam ich jedoch nicht umhin, versehentlich die neue Reklame der BILD-„Zeitung“ mitzubekommen – Sie wissen schon, dieser in schwarz-weißer Ästhetik gehaltene Clip, in dem neben Nazan Eckes, Philipp Lahm und Stefan Kretzschmar auch Sie einen Auftritt haben und sich zu dieser Zeitung äußern.

Ihre dort getätigte Aussage „weniger Meinung und mehr Bildung wäre schön“ stimmt natürlich, allerdings, was ich mich nun frage: Wieso machen Sie so etwas mit? Wieso geben Sie Ihren Namen, Ihr Gesicht, Ihren Ruf für die Imagekampagne solch einer Postille her? Sicherlich, wir haben Wirtschaftskrise, aber ist das ein Grund, sich zum Unterstützer dieser „Zeitung“ zu machen, die lügt (wie gedruckt), Existenzen zerstört, Demagogie, Manipulation und Vertuschung betreibt und zudem mit einigen der schlimmsten Firmen der Republik (Lidl, kik, RTL) unverfroren gemeinsame Sache macht?

Ich will mal zu Ihren Gunsten annehmen, dass Sie in Wirklichkeit dieses Druckerzeugnis nicht selbst lesen bzw. höchstens überfliegen (lassen), um zu sehen, welche Sensationssau nun wieder von der BILD-Redaktion durchs Dorf getrieben wird. Dennoch sollten Sie als Journalist und Mann der Medien eigentlich etwas kritischer hinterfragen, von wem Sie sich da vor den Karren spannen lassen. Ein kurzer Blick ins Netz (oder die BILD) genügt doch eigentlich, um zu wissen, wie weit es bei der BILD mit der journalistischen Sorgfalt, der Ausgewogenheit, Unparteilichkeit, Fairness und dem Niveau her ist. Kleiner Tipp: Nicht so sonderlich weit!

Ich finde es irgendwie bedauerlich, dass Sie, der Sie als Prominenter letztlich auch eine Art Vorbildfunktion haben, sich nicht zu schade sind, Ihr Geld mit Reklame für solch ein Unternehmen zu verdienen (wobei es natürlich auch nicht besser wäre, wenn Sie diese Kampagne ohne Entlohnung machen würden). Der offensichtliche Versuch der BILD, sich mit ein paar bekannten Namen und Gesichtern zu schmücken, um sich ein seriöseres Image zu verpassen, ist in seiner Durchsichtigkeit wahrlich erbärmlich und sollte eigentlich von niemandem unterstützt werden. Zumal das berechtigte halbseidene Image dieser Zeitung durch diese Aktion ja auch auf Sie wieder zurück abstrahlt.

Wir leben zwar in einem halbwegs freien Land, wo (fast) jeder (fast) alles machen kann, was er will, trotzdem sollte man vielleicht nicht alles machen, was möglich ist…

Mit freundlichen Grüßen,
Peter Marwitz

P.S.: Hier noch ein paar Surftipps, die diesbezüglich ein wenig weiterhelfen könnten:

http://www.bildblog.de (die Unwahrheiten, Halbwahrheiten und Halbgarheiten der BILD füllen einen eigenen Weblog!)
http://konsumpf.de/?p=299 (über BILD & Lidl)
http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/bierfreunde-helfen-einander/?src=TE&cHash=766e970e2a
http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,207872,00.html
http://www.medien-mittweida.de/einzelansicht/artikel/2157.html

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And the winner is…

actimel_goldenerwindbeutel_90_gerBzw. sollte man in diesem Falle vielleicht eher von einem Verlierer sprechen – denn der Goldene Windbeutel 2009, der Preis der Initiative Abgespeist für die dreisteste Werbelüge, geht in diesem Jahr an Actimel von Danone. Verdient hat ihn sich die Firma durch seine im wahrsten Sinne des Wortes märchenhaften Versprechungen über die angeblichen Wunderwirkungen dieses Trinkjoghurts.

Mit der Wahl will foodwatch öffentlich machen, wie wir beim Kauf von Lebensmitteln tagtäglich mit kleinen Schwindeleien, größeren Lügen und einer endlosen Reihe von Tricks verwirrt und in die Irre geführt werden. Denn wenn Werbung uns – ganz legal – in die Irre führt und Etiketten nicht ehrlich sind, können wir nicht wissen, was wir kaufen. Wenn nicht drauf steht, was drin ist und nicht drin ist, was draufsteht, dann können wir nicht selbst bestimmen, was wir essen.

Die Verbraucher haben gewählt: Der Trinkjoghurt Actimel, vermeintliches Wundermittel gegen Erkältungen, ist für sie die dreisteste Werbelüge des Jahres. Die Verbraucherrechtsorganisation foodwatch verleiht Hersteller Danone daher am heutigen Freitag in München den „Goldenen Windbeutel 2009“. „Die Verbraucher haben sich für einen würdigen Preisträger entschieden“, sagte Anne Markwardt, Leiterin der foodwatch-Kampagne abgespeist.de: „Actimel schützt nicht vor Erkältungen – es stärkt das Immunsystem nur ähnlich gut wie ein herkömmlicher Naturjoghurt, ist aber vier Mal so teuer und doppelt so zuckrig. Die Werbung von Danone ist ein großes probiotisches Märchen.“

Wer Danone zu diesem tollen Preis gratulieren möchte, kann dies über die Abgespeist-Website tun, dort gibt es ein bereits vorbereitetes E-Mail-Formular.

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Die Akte kik

Das Thema Discounter ist und bleibt leider aktuell wie eh und je und ist quasi ein Dauerthema auch in meinem Blog. Dabei stoßen wir nicht nur bei den klassischen Lebensmitteldiscountern wie Aldi und Lidl auf viele Verstöße und Probleme, auch bei Drogerieketten wie Schlecker oder dem „Textildiskont“ kik geht so manches in die völlig falsche Richtung. Ausbeutung und Bespitzelung der eigenen Mitarbeiter, Ausbluten der Dritten Welt, Ausnutzen der Notsituation vieler Menschen, Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltschäden, Ressourcenverschwendung uvm. – von Nachhaltigkeit, Ethik oder Menschenwürde keine Spur. Vor einer Weile gab es schon einmal eine ausführliche Studie, die sich damit befasste, wieso die Jeans bei Lidl & kik so billig sind. Angesichts der aktuellen peinlichen Reklamekampagne von kik via BILD (die ich natürlich nicht verlinke!) erscheint mir nachfolgender Fernsehbeitrag aus dem ORF 2 aktueller denn je. [via]

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Bus Slogan Generator

Herrlich sinnlos, aber irgendwie eine nette Idee – wer schon immer mal seine eigene Lebensweisheit auf einem Bus sehen wollte, hat nun mit dem virtuellen Bus Slogan Generator die Chance. Einfach den Text eintippen und schon wird das Bild generiert. Toll. [via]

Übrigens basiert diese Spielerei auf einer tatsächlichen Aktion in London, bei dem eine Initiative namens Atheist Bus Werbeplätze auf Bussen mietet und mit atheistischen Sprüchen durch die Stadt fahren lässt. So etwas sollte man vielleicht auch mal mit konzern- und konsumkritischen Aussagen machen, quasi Reklame für Anti-Werbung schalten.

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Nachtrag: Inzwischen gibt es diese Aktion auch auf deutschen Bussen: Buskampagne.de

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