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„Das System steckt nicht in einer Krise – die Krise ist das System” (Teil 1/2)

Wenn man sich erst einmal in die Materie Culture Jamming, Konzernkritik, Nachhaltigkeit usw. einliest und Informationen, die gerade zu Zeiten dieser „Finanzkrise” von allen Seiten auf uns einströmen, miteinander verquickt, wird einem eigentlich relativ bald klar, dass Konsumkritik mehr ist als nur das Nachdenken über ein paar Justierungen am eigenen Konsumverhalten (kein Kauf bei Discountern, mehr Bio etc.). Wer das Dogma „Kaufen macht glücklich” bzw. „Mehr Konsum ist besser als weniger Konsum” in Frage zu stellen beginnt, rüttelt damit nämlich automatisch auch an den Grund„werten”, die unser Wirtschafts- und Alltagsleben mittlerweile nahezu komplett durchdrungen haben. Ich denke, dass dieses Rütteln jedoch absolut angebracht und notwendig ist, um (noch) Schlimmeres zu verhindern!

In der letzten Zeit wird zunehmend deutlich, dass genau dieses System des permanenten Wirtschaftswachstums, in dem wir in der westlichen Welt uns so bequem eingerichtet haben, größere Risse bekommt und eventuell gar auf einen großen Knall zu steuert. Gerade wenn man sieht, wie verzweifelt die Politik aktuell versucht, das System nun hektisch mit Abermilliarden von Euro und US$ zu stützen (Milliarden, die letztlich von uns allen erst erwirtschaftet werden müssen und für die auch noch unsere Kinder und Kindeskinder blechen werden), dämmert es immer mehr Menschen, dass hier wohl etwas grundlegend falsch läuft.

Nach den nutzlosen Steuererleichterungen für alle Neu-Pkw-Käufer ist das neueste Beispiel die hanebüchene Idee einiger „Spitzenpolitiker” in der SPD, 500 €-Konsumgutscheine auszugeben, um den Konsum endlich wieder anzukurbeln. Hier geht es gar nicht mehr um sinnvolle Investitionen oder gar eine bedürfniszentrierte Produktion o.ä., sondern um das reine Geldausgeben als Hauptsinn und -zweck eines jeden Bürgers. (Frankreich hat diesen Blödsinn übrigens gerade beschlossen – 200 € pro Familie gibt’s für insg. 3.8 Mio Familien; eine kurze Party, deren Kosten, wie gesagt, zukünftige Generationen tragen dürfen.)

Diese kommentierte Aussage eines Users im Tagesschauforum aus dem als-ob-leben?-Blog trifft den Nagel auf den Kopf:

“Was ich an diesem “Konsumgutschein” interessant finde, ist wie offen auf diese Weise unser Wirtschaftssystem als das entlarvt wird, was es ist…nämlich ein auf (möglichst) immer weiter ansteigendem Konsum basierendes System.

Ein System, in dem der Idealbürger offensichtlich jemand ist, der, wenn er nicht gerade fleißig arbeitet (egal was er dabei macht… die Sinnfrage stellt sich gar nicht), das erworbene Geld sofort wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückspült.

Ich frage mich, wie es in einem solchen System möglich sein soll “nachhaltig” zu wirtschaften. Wie soll ein System, das auf dem grenzenlosen Konsum basiert mit “weniger” auskommen? Weniger Müll? Weniger Umweltverschmutzung? Weniger Energieverbrauch? Unmöglich, wenn gleichzeitig “immer mehr” konsumiert werden muss.”

und ich ergänze das mit dem auszug aus einem alten kommentar meinerseits zum beitrag über die toten der hiesigen “sozialpolitik”:

“egal, aus welcher perspektive ich mir die zustände auch betrachte: die “party” namens westlicher lebensstil ist zu ende. definitiv. jedes weitere aufschieben dieser einsicht und v.a. der daraus folgenden konsequenzen ist untrennbar verbunden mit einer täglich größer werdenden existenziellen gefährdung all dessen, was sich als unsere menschliche substanz begreifen ließe, ja inzwischen sogar der biologischen und ökologischen grundlagen unserer existenz.

Wie hilflos die Politiker sind und wie sehr ihr Denken in diesem System gefangen ist, sieht man an all diesen „Rettungspaketen” und „Programmen” – nach dem Motto: wenn die Menschen nur schön wieder kaufen, wird alles gut… Auf der n-tv-Seite kann man u.a. lesen („Gutscheine für alle – Konjunkturprogramm 2.0”)

Auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, warnte davor und erklärte, ein Großteil der Summe würde investiert in Dinge, die “man ohnehin kaufen wollte”.

Es ist schon bezeichnend, dass befürchtet wird, dass die Leute Sachen kaufen, „die sie ohnehin kaufen wollten” – dass also ein Weg aus der Krise eher darin gesehen wird, dass die Bürger demnach Dinge kaufen sollen, die sie nicht kaufen wollen, sprich: sich überflüssigem, sinnlosem Konsum hingeben. Noch bezeichnender sind vielleicht die Pläne einiger CDU-Politiker, die „Finanzkrise” mal schnell dazu zu nutzen, Klimaziele zu verwässern und statt dessen das Land mit weiteren Straßen und Kohlekraftwerken (!) zuzupflastern. Dreister und kurzsichtiger geht es wirklich nicht mehr.

Oettinger und Rüttgers machten sich – ähnlich wie es Bundestagsfraktionschef Volker Kauder auf dem CDU-Parteitag in Stuttgart – für andere Konjunkturhilfen stark. “So könnte man noch einmal zwei Milliarden Euro in den Ausbau der Bundesfernstraßen stecken (…)” Rüttgers will den Bau neuer Kohlekraftwerke fördern, um die Konjunktur anzuschieben, ohne staatliches Geld auszugeben. Es sei möglich, “Geld zu mobilisieren, das bei den Energieversorgern vorhanden ist. Dazu müssten nur die Investitionsbedingungen etwa beim Emissionshandel verbessert werden.”

Was aus alledem deutlich wird: in politischen Kreisen findet eine reine Symptombekämpfung statt – ein „thinking outside the box”, sprich allein das Nachdenken über neue, andersartige, ungewohnte Wege scheint schon völlig unvorstellbar (und ist vermutlich auch unerwünscht, solange starke Interessensgruppen von der Fortführung der derzeitigen Verhältnisse blendend profitieren). Man kann hier zumindest eine erstaunliche Naivität oder Betriebsblindheit konstatieren, gespeist durch ein z.B. auch von den Wirtschafts„wissenschaften” vermitteltes Weltbild (Ideologie), das im Prinzip von bis in alle Ewigkeit gültigen stabilen Bedingungen ausgeht, in der die Märkte ihr magisches Wirken zum Wohle aller vollziehen werden. Oder wie es der FDPler Rainer Brüderle neulich im Bundestag unmissverständlich ausdrückte (diese Aussage nehme ich nur als Beispiel für das festgefahrene Denken, aus dem es für die meisten Politiker, quer durch alle Parteien, offenbar kein Entrinnen gibt):

Was wir nicht brauchen, ist eine Debatte über die Systemfrage. Ohne Frage ist die soziale Marktwirtschaft die überlegene Wirtschaftordnung. Leider ist es aber so: Selbst wenn Sie ein Auto mit tollen Airbags und Radarsteuerung bauen, wenn der Falsche am Steuer sitzt, fährt er trotzdem gegen die Wand. Das liegt aber nicht am Auto, das liegt nicht an der sozialen Marktwirtschaft, sondern an der falschen Handhabung. Seit Jahren wird gegen den Geist der sozialen Marktwirtschaft verstoßen, indem man in die Märkte hinein interveniert.

Von politischer Seite her sind also kaum irgendwelche zukunftsweisenden Lösungsansätze oder gar neue Ideen zu erwarten (obwohl mit Die Basis gerade eine, zumindest auf dem Papier, ganz interessante neue Partei gegründet wurde), hier werden lieber altbekannte Fronten abgesteckt, Phrasen gedroschen, in den eingefahrenen Gedankenbahnen herumgeschwebt („Neoliberalismus” hier, „demokratischer Sozialismus” dort), und der politische Gegner beharkt und diffamiert.

Kurz und gut – wir müssen es (auch) selber richten, wenn wir etwas gegen den Zerfall der Welt tun wollen, allein auf „den Staat” zu warten bringt wohl leider nichts.

[Fortsetzung folgt – morgen]

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Gefangen im Hamsterrad des Konsums

Reto vom Nachhaltig beobachtet-Blog hat in der letzten Zeit eine ganze Reihe spannender Beiträge veröffentlicht – so machte er die Leser unlängst auf ein Interview mit dem Schweizer Autoren Marcel Haenggi aufmerksam. Hänggi hat das Buch „Wir Schwätzer im Treibhaus” geschrieben, in dem er ausführt, dass all die ganzen technologischen (Effizienz-)Fortschritte nicht dazu geführt haben, unseren CO2-Ausstoß und unseren Rohstoffverbrauch zu senken – da jede Verbesserung dazu führt, die entsprechende Technik dann um so intensiver einzusetzen, weil sie ja nun „nicht mehr so schädlich” ist, so dass in der Summe gar kein positiver Nutzen herausspringt (der sog. „Rebound-Effekt”).

Ein anderes Beispiel für «Rebound» ist der Verkehr. Die Mobilität nimmt rasant zu mit den entsprechenden Folgen wie Lärm, Landschaftsverbrauch und Luftverschmutzung. Dabei befriedigen wir heute dieselben Bedürfnisse wie vor 50 Jahren: Wir fahren zur Arbeit, tätigen unsere Einkäufe, gestalten die Freizeit und fahren in die Ferien. (…) Aus Sicht des Klimas wäre es also zentral, weniger zu arbeiten, weniger zu verdienen und damit auch weniger zu konsumieren. (…)

Dies ist ein Manko vieler Energieszenarien: Sie tun so, als ob die Nachfrage autonom wüchse und man das Angebot wie ein Naturgesetz daran anpassen müsse. So funktioniert auch die These der Stromlücke, die man hierzulande angeblich dringend mit neuen AKW oder Gaskraftwerken stopfen muss. Doch in Tat und Wahrheit kann man mit der Steuerung durchaus beim Angebot ansetzen – und damit die Nachfrage lenken.

Ich denke, ich werde mir das Buch demnächst mal zulegen und dann hier rezensieren.

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Werbung gegen Realität Teil 5: Nochmal Vattenfall

Nun hat sich auch der Report Mainz (ARD) mit der neuesten Grünwaschungsaktionen von Vattenfall befasst – in seinen Kampagnen versucht sich der, laut Greenpeace, klimaschädlichste Energiekonzern Deutschlands in besonders unverschämter Art und Weise als Umweltretter darzustellen, obwohl alles nur darauf hinausläuft, dass der Stromkunde und Steuerzahler die Umweltsünden des Konzerns bezahlen soll. Höchste Zeit, den Anbieter zu wechseln!

>> Download des „Schwarzbuch Vattenfall” (pdf)

(auf das Bild klicken, um den Beitrag
„Ein Klimaschädling wäscht sich rein” vom SWR zu starten)

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Deutsche Bank – Leistung, die Leiden schafft

Banken sind Institutionen, die eine seriöse Aura um sich zu verbreiten suchen und in großkotzig aufgemachter Reklame gerne ihre ach so große Kundenzentrierung und Kompetenz herausstreichen. Dass Banken jedoch letztlich Konzerne sind, die sich im Prinzip herzlich wenig um die Menschen und ihre Belange scheren, solange die (eigenen) Bilanzen stimmen, sollte auch klar sein. Die derzeitige „Finanzkrise” zeigt auch wieder deutlich, dass diese Branche ausgesprochen kurzsichtig und ignorant arbeitet und den kurzfristigen Profit letztlich über alles andere stellt. Schließlich tritt der Staat (= wir) bei Fehlspekulationen helfend zur Seite!

Zu den ganz besonders unsympathischen Vertretern der Zunft gehört seit jeher die Deutsche Bank. So hat sie vor einigen Monaten in einer reichlich geschmacklosen (aber letztlich herzerfrischend offenen, da ungeschminkt profitorientierten) Art Werbung für den eigenen Nahrungsmittelfonds gemacht. Der Hintergrund: Anleger kaufen Fondsanteile und freuen sich fortan, wenn die Preise auf dem Weltmarkt – nicht zuletzt getrieben durch genau diese Spekulationen auf die Preise – nach oben schießen. Dass dabei ein Großteil der Menschheit in den armen Ländern ohnehin schon unter den steigenden Preisen für Grundnahrungsmittel (und um die geht es der Deutschen Bank hier – Reis, Getreide etc.) leidet und sich oft kaum die nötigen Lebensmittel mehr leisten kann, ist dabei selbstverständlich von untergeordneter Wichtigkeit. Hauptsache, im reichen Europa klingeln die Kassen und es kann wieder ein neues protziges Firmenhochhaus in die Gegend geklatscht werden. Als Krönung hatte die Dt. Bank für diesen Fonds auch noch Werbung auf Brötchentüten gemacht (inzwischen aber wenigstens das eingestellt). Guten Appetit, kann man da nur sagen!

Übrigens steht die Deutsche Bank mit diesen Spekulationen nicht alleine da, wie man an diesen genauso kaltschnäuzigen Empfehlungen des Investor-Verlags sieht. Solchen Leuten ist alles egal, solange nur die eigene Kasse klingelt.

Dass es auch anders geht, also Geldanlage, die nicht alle zivilisatorischen Prinzipien von Moral und Ethik ignoriert, sondern sogar ökologisch & sozial sinnvoll ist, zeigt beispielsweise die GLS Bank, auf die ich neulich gestoßen bin – hier werden die Gelder nicht für dubiose Geschäftspraktiken oder in umwelt- und sozialschädliche Tätigkeiten und Unternehmen investiert, sondern fließen in Projekte, die der Allgemeinheit zugute kommen. Finde ich löblich und eine sehr interessante Alternative! Einen „grünen Investmentguide für Einsteiger“ mit weiteren Tipps gibt es auf Utopia.

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Gedanken zur Wirtschafts-/Finanz-/Systemkrise

Gestern entdeckte ich den Blog eXtraWagandt, in dem Autor Alexander Wagandt Betrachtungen zum Weltgeschehen in Politik & Wirtschaft (u.a. geht’s auch ums Geldsystem) veröffentlicht und dabei auch vor allem die Sichtweisen jenseits des Medienmainstreams beleuchten will. Interessant ist dabei vor allem sein ca. 1-stündiger Podcast, den er in Abständen von einigen Tagen herausbringt. So geht es in seinem neuesten Beitrag um die uns nach wie vor umgebende Wirtschaftskrise, die trotz (oder wegen?) all des derzeit an den Tag gelegten Aktionismus unserer Politiker keinesfalls eingedämmt oder unter Kontrolle ist: „Der Dollarverfall geht in die zweite Runde – die Krise gewinnt an Dynamik”. Wagandt prophezeit u.a. auch eine Hyperinflation als Folge der steigenden Verschuldungen durch die ganzen „Rettungspakete”. Hört mal rein, es lohnt sich, wie ich finde.

Der heutige Podcast hat wahrlich symbolisches in Sachen Geldmenge und Dollarwert zu berichten. So beabsichtigt die USA die “Mutter aller Bailouts” im Volumen von 7,4 Billionen (engl. Trillions) in Bewegung zu setzen. Fragt sich nur wo das Geld herkommen soll.

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Bezahlte Dreckschleudern

„Schöner” (und trotz aller ärgerlicher Implikationen auch amüsanter) Bericht aus einer vergangenen Frontal 21-Sendung über das Mauscheln bei der deutschen Abgasverordnung bei PKW:

Wieso noch mal sollte die Autoindustrie jetzt Milliarden an Steuergeldern bekommen? Als Belohnung für die verfehlte Produktpolitik? Wenn selbst solche Kniffe wie die der Bundesregierung zum Aufschönen der Autos nicht helfen, um den Verkauf anzukurbeln, muss man sich doch vielleicht auch mal die grundsätzliche Frage stellen, wie nützlich eigentlich ein System ist, in dem immer mehr produziert werden muss, um diese Produkte dann mit aller Macht in den Markt zu drücken…

Vorgestern brachte Frontal 21 einen weiteren Beitrag zum Thema „Krise am Automarkt – Die Blase im Auto-Sektor ist geplatzt”.

Der Verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Winfried Hermann, hat der deutschen Autoindustrie eine Mitschuld an der Krise im Automarkt gegeben. Statt in die Entwicklung umweltschonender Autos zu investieren, hätten die Unternehmen weiter Profite mit nicht-klimafreundlichen Wagen gemacht. “Sie haben alle gemeinsam versagt”, sagt Hermann im Interview mit Frontal21.

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Widerstand gegen Google Streetview

Während das neue BKA-Gesetz ja nun im Bundesrat zu scheitern droht (ein Glück!), die elektronische Gesundheitskarte mit all ihren unabschätzbaren Folgen für den Datenschutz herannaht und man in vielen kritischen Blogs den Stasi 2.0-Button mit Schäuble-Silhouette findet. rücken die Daten der Bürger auch von ganz anderer Seite her ins Licht der Öffentlichkeit. Zum einen stellen viele Menschen ganz freiwillig und offenbar ohne weitere Bedenken ihre kompletten Lebensentwürfe ins Internet, auf Blogs z.B. oder in die „social networks” wie Facebook, Myspace und Flickr, auf dass die ganze Welt über die letzten Partyerlebnisse informiert werde.

Und zum anderen ist Google dabei, die komplette Welt zu digitalisieren. Der neueste Clou – Google Streetview. Hier werden in den Metropolen der Welt die Straßen aus Autos heraus fotografiert und anschließend im Netz veröffentlicht, so dass man einen gemütlichen virtuellen Straßenbummel in fernen Städten unternehmen kann. Das ist zwar zunächst ein schöner Gag, allerdings sind auf Googles Bildern viele Details zu erkennen, die auch Unbefugten (z.B. Einbrechern) fortan zugänglich sind. Dagegen hat sich unlängst das norddeutsche Molfsee zur Wehr gesetzt (allerdings wäre das Dorf eh nie digitalisiert worden, da es für Google zu unbedeutend ist), und jetzt hat das schleswig-holsteinische Datenschutzzentrum ein Plakat entworfen, das man in den Garten stellen kann und das Google signalisiert, dass die Digitalisierung des eigenen Grund & Bodens nicht erwünscht ist.

Mehr dazu auch HIER.

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„Werbung und Öffentlichkeit: Du kannst uns nicht entkommen!”

In der letzten Ausgabe der Zeit findet sich der sehr lesenswerte Artikel „Du kannst uns nicht entkommen!”, in dem sich Autor Hanno Rautenberg kritisch mit der Vereinnahmung des öffentlichen Raumes durch Werbekampagnen auseinandersetzt.

© Bernd Boscolo / Pixelio

© Bernd Boscolo / Pixelio

Immer dreistere Werbekampagnen erobern die Straßen und Plätze. Doch nun wehren sich die ersten Städte

Noch keine Diktatur war so gut gelaunt wie diese. So bunt und fröhlich, so hell erleuchtet. Sie will uns nichts Böses, ganz bestimmt nicht. Sie will uns verführen, will unser großes Glück. Doch wie in jeder Diktatur gibt es auch in dieser, in der Diktatur der Werbung, kein Entkommen. Wo wir auch hinschauen, überall hängen, kleben, flattern ihre Bilder und Zeichen. Werbung auf Litfaßsäulen und Plakatwänden, an Haltestellen und Bussen, Werbung auf Rolltreppen, Taxidächern, Bürgersteigen, Werbung noch an den höchsten Hochhausfassaden.

(…) Denn auch das ist ein Prinzip der Werbung: Sie muss sich ständig überbieten. Manche der Riesenposter, die seit einigen Jahren ganze Häuser verhüllen, sind groß wie ein Fußballfeld, damit auch ja niemand mehr an ihnen vorbeischauen kann. Anders als die Emailleschilder von einst sind sie kein städtisches Beiwerk, sondern erzeugen eine eigene übermächtige Wirklichkeit.

(…) Vernehmbare Proteste gegen solche Übergriffe hat es in Deutschland bislang kaum gegeben. In Frankreich hingegen entwickelte sich bereits vor einigen Jahren eine Art Widerstandsbewegung, und Jugendliche zogen in Gruppen los, um die plakative Verlockung plakativ zu bekämpfen.

(…) Reklame braucht also Grenzen, und einige Kommunen haben das verstanden. Nicht nur São Paulo, auch Paris verbannt neuerdings die Riesenplakate. Und überall wächst der Unmut, viele Bürger wollen die Durchökonomisierung des öffentlichen Raums nicht länger hinnehmen, sie wollen, dass die Städte wieder Stadt sind und keine dreidimensionale Dauerwerbesendung. So gut gelaunt die Diktatur der Plakate und Poster auch sein mag – der Bildersturm wird kommen. Das große Brausen ist schon zu hören.

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Werbung gegen Realität, Teil 3: McDoof

Da Fernsehwerbung sehr teuer ist, können nur die großen Konzerne sie sich dauerhaft leisten, so dass wir von den immer gleichen Firmen mit ihren Reklamemärchen bombardiert werden. McDonald’s gehört da seit jeher zu den besonders forschen Vertuschern und Ablenkern (jährlicher weltweiter Werbeetat an die 2 Milliarden US$!) – gerade die Spots der letzten Zeit (mit viel frischem Salat etc.) sollen suggerieren, dass es hier gesund und naturverbunden zugeht. Das ist natürlich ein großer Quatsch, die Realität sieht (wie so oft, wenn man sie gegen die Reklameaussagen hält) ganz anders aus – in den McD-Buden wird einfach nur ungesunder Industriefaß verkauft, egal wie oft sich Heidi Klum oder andere Mietpromis für das Unternehmen prostituieren und ihren Namen hergeben.

Vieles ließe sich zu diesem Konzern sagen (z.B. das oder das), aber heute möchte ich mich erst einmal auf einen Artikel aus der FAZ beschränken, in dem es neben einiger (etwas kleinlicher) Kritik am Starkoch Ferran Adrià eben auch um McD & Co. geht: „Fast-Food-Streit – Ich esse meinen Hamburger nicht”:

Es ist schon immer das Ziel von McDonald’s gewesen, von der eigentlichen kulinarischen Qualität ihrer Produkte abzulenken. (…) McDonald’s aber wirbt mit gesundheitlicher Unbedenklichkeit und bunten Bildern und in großangelegten Imagekampagnen, die das Bild eines rundum seriös arbeitenden, geradezu kulturell wertvollen Konzerns verbreiten. Demgegenüber steht die Wirklichkeit einer kulinarischen Manipulation auf niedrigem Niveau, mit der die Kundschaft von Kindesbeinen an an ein industrielles, völlig überwürztes und von künstlichen Aromen durchsetztes Essen gewöhnt werden soll.

(…) McDonald’s erzeugt bei seinen Kunden die Vorliebe für ein Geschmacksbild, das nur noch von McDonald’s und ähnlich arbeitenden Firmen befriedigt werden kann. Die so gedrillte Kundschaft ist schnell für natürlichere, differenziertere und unter kulturellen Gesichtspunkten einfach bessere Formen des Essens verloren. In einer bizarren Verdrehung wird die industrielle Reduktion eines seriösen Essens von einer preisreduzierten Notlösung zum neuen Maßstab. (…)

Es ist ein Märchen, dass das Essen bei McDonald’s so preiswert ist, dass es ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Man darf ja nicht übersehen, dass diese Preiswürdigkeit nur im Vergleich mit vergleichbaren gastronomischen Angeboten, nicht aber mit den Kosten eines selbsthergestellten Essens besteht. Spätestens dann, wenn sich mehrköpfige Familien in Schnellrestaurants einfinden, entstehen Kosten, die jederzeit auch für das Material eines selbstgekochten Essens reichen würden. (…)

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Wie funktioniert Geld?

Darüber, wie Geld eigentlich funktioniert und was Struktur & Wesen unseres Währungssystem sind, existieren mittlerweile ja ein paar (wenige) Filme, die den Geld-Benutzer, also uns, ein wenig über die Hintergründe und auch die Gefahren, die mit diesem Konstrukt zusammenhängen, aufklären. Den wohl amüsantesten hat Max von Bock gedreht – in nur 17 Minuten wird eine zwar ironisch gefärbte, aber im Prinzip doch durchaus zutreffende Darstellung des Wirtschaftskreislaufs gegeben.

Eine sehr gute, prägnante Zusammenfassung der Geldkreisläufe könnt Ihr auch im Podcast von Alexander Wagandt hören: Geld – wie es entsteht und warum immer zu wenig davon da ist

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